Dann stellt sich eben die Frage, wie man mit solchen Triggern umgeht. Wenn man diese Karrikatur als "menschenverachtend" bewertet, wie geht man mit anderen Werken wie z.B. "Indiana Jones" um. Generell mit dem Topos des "Edlen Wilden" wie z.B. in Moby Dick. Duldet man solche Werke? Ändert man solche Werke? Verbietet man solche Werke?
Für mich ist das ein(!) großes Thema. Falls das zu weitgreifend ist, dann zieht diese Fäden aus der Diskussion heraus.
Wer hat irgend etwas von Verboten gesagt?
In meinen Augen besteht eben ein gewaltiger Unterschied, ob ein rassistisches Werk zeitgenössisch oder 50, 100 oder 200 Jahre alt ist. Wenn Hergé in Tim im Kongo Schwarze alle als grosse Kinder darstellt, die tendenziell auch noch faul und verlogen sind, dann war das sicher schon damals keine sonderlich progressive Haltung, aber er hat damit wohl an allgemein herrschende Stereotypen angeknüpft. Er ist einem allgemein akzeptierten Muster gefolgt. Das macht ihn vielleicht nicht sonderlich sympathisch, aber er ist damit keine Ausnahme, sondern ein typischer Vertreter seiner Zeit. 90 Jahre später ist das eben anders. Natürlich steht es jedem frei, sich um die veränderten Normen zu foutieren, aber dann muss man eben auch mit den Konsequenzen umgehen können.
Ansonsten sehe ich kein Problem darin anzuerkennen, dass ein Roman wie Moby Dick ein Meisterwerk von literaturhistorischer Bedeutung ist und zugleich Stereotype bedient, die heute fragwürdig erscheinen (obwohl ich das in diesem Fall nicht aus eigener Anschauung weiss, da ich den Roman nie gelesen habe). Als Teilzeit-Literaturwissenschaftler sehe ich es vielmehr als Ziel einer informierten Lektüre an, dass man diese unterschiedlichen Ebenen beleuchtet.
Es läuft immer auf das Gleiche Hinaus: Kontextualisieren.