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DSFP 2021: Die Nominierungen


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159 Antworten in diesem Thema

#121 Peter-in-Space

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    Kenonaut

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Geschrieben 18 Juli 2021 - 15:46

Ich habe jetzt von einigen einige Kritik an unserer Arbeit gehört bzw. gelesen. Manches ist auch wirklich mal bedenkenswert, Anderes zeugt von wenig Ahnung von der Arbeit.

 

Ich hätte einen Vorschlag:

 

Alle (ich meine es so: alle!) Kritiker stellen sich für die Arbeit im Komitee des DSFP zur Verfügung und arbeiten mit, auch an den Rahmenbedingungen, also der Geschäftsordnung des DSFP.

 

Wenn ich nur 50 % der Kritiker dazu bewegen kann, im DSFP-Komitee tätig zu werden und selbst einmal die Vielzahl an Romanen/Kurzgeschichten durchzulesen, wäre ich ein glücklicher Geselle. Vielleicht könnte ich mich sogar dazu aufraffen, Mitglied in diesem Verein zu werden - oh my goodness!

 

Wahrscheinlich werden es aber keine 5 % sein, die sich diese supergeile, befriedigende, in jeder freien Minute auszuübende Beschäftigung mit SF-Literatur geben Höchstwahrscheinlich kommt meinem Aufruf mal wieder KEIN MENSCH nach.

 

Aber wie @SWR schon meinte: Forderungen zu stellen ist SO EINFACH. Und so befriedigend, man hat ja etwas zur Diskussion beigetragen, und kann sich danach untätig zu Bett begeben.

 

 

Aber ich finde es bemerkenswert, wie viele Anwesende genau wissen, wie man den DSFP zu machen hat. Und keiner von denen macht mit.

 

Und wer meint, die Identität von Jurymitgliedern müsse offengelegt werden, dem empfehle ich, sich mal so ein Jahr DSFP-Mitgliedschaft mit offizieller Verlautbarung zu gönnen und dann auch hübsch zu protokollieren, was man da so alles zugeschickt bekommt ...

 

My.

Nie!

Buchstäblich: N. I. E.

Nie war ein Ausspruch richtiger als der von @my.

Nie!

 

Und jetzt gehet in Euch und handelt. And don't puss around!


Wenn es eine Krisensituation gibt, sucht der intelligente Mensch nach einer Lösung,

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#122 Peter-in-Space

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    Kenonaut

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Geschrieben 18 Juli 2021 - 15:50

Nachtrag:

 

Das ist wohl das, was gewisse Politiker mit der Floskel "diffuse Ängste, die man ernst nehmen muss" meinen. Und da kann ich nur sagen: Nein. Wenn der Grund für eine Angst objektiv unberechtigt ist, soll das der Betreffende mit seinem Therapeuten ausmachen.

Woher weißt Du, das die Ängste diffus sind? Du weißt nicht, was ich schon in anderen Foren erlebt habe. War nicht annähernd Heididei! Brauche ich nicht mehr!


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#123 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 18 Juli 2021 - 16:06

Das ist wohl das, was gewisse Politiker mit der Floskel "diffuse Ängste, die man ernst nehmen muss" meinen. Und da kann ich nur sagen: Nein. Wenn der Grund für eine Angst objektiv unberechtigt ist, soll das der Betreffende mit seinem Therapeuten ausmachen.

 
In der gut bezahlten Politik bin ich bei dir. Die Anfeindungen sind im Schmerzensgeld inbegriffen. 
Bei ehrenamtlicher Arbeit für einen Literaturpreis. den außer uns beiden niemanden interessiert, kann ich solche Ängste durchaus akzeptieren, auch wenn sie objektiv unberechtigt sein sollten.
 
Gruß
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 19 Juli 2021 - 14:51.

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#124 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 14:00

Zunächst mal, Peter, halte ich offen gesagt rein gar nichts von der Forderung, die Kritiker sollen doch gefälligst Mitarbeiter werden. Man darf sehr wohl etwas kritisieren, ohne es von innen zu kennen oder bereits mitgearbeitet zu haben (wobei beides für mich gilt!). Es kann ja nicht sein, dass Kritik nur erlaubt ist, wenn man Kompetenz oder Zeitbudget hätte, um es besser zu machen. Ein Autor, dessen Buch kritisiert wird, kann auch schlecht zum Leser sagen: "Schreib doch erstmal selbst eins, bevor du meins kritisierst!" Ich erinnere daran, dass ich meine Vorschläge schon vor Jahren durchaus als aktives Mitglied der Jury eingebracht habe, es gab aber keine Mehrheit dafür, einige Mitglieder haben nicht einmal für nötig gehalten, sich ausführlicher damit zu beschäftigen. Man macht anscheinend lieber weiter wie bisher - und bekommt jedes Jahr immer wieder dieselbe Kritik zu hören.

 

"Forderungen" hat übrigens m.W. keiner hier gestellt, vielmehr wurden sachliche Vorschläge gemacht, die möglicherweise die öffentliche Wahrnehmung des Preises verbessern könnten. Ich halte Dein Posting am oberen Ende dieser Seite ehrlich gesagt nicht für eine konstruktive Auseinandersetzung mit den auf dem Tisch liegenden Vorschlägen wie z.B. numerischen (internen) Punktwertungen nach einigermaßen klar abgegrenzten Kriterien oder dem Wunsch nach einer klaren Aussage seitens der Jury, welche Kriterien es gibt und wie sie gewichtet sind, wobei ... darüber gibt es in der Jury ja anscheinend gar keinen Konsens. Was Nominierung und Preisvergabe eben ein bisschen willkürlich wirken lässt. So etwas spüren die Leute, und es hinterlässt Unzufriedenheit.

 

Und schließlich: Ich glaube nicht, dass Jurymitglieder Personenschützer brauchen, wenn sie ihre Namen veröffentlichen (ohne E-Mail oder Telefonnummer). Ein dickes Fell sollte man so oder so haben, wenn man im Internet unterwegs ist - Anfeindungen, seien sie noch so grundlos, können einem schließlich überall begegnen. Und die mehrfach genannten klaren, nachvollziehbaren Kriterien bzw. Begründungen können doch prima als pauschaler Abwehrmechanismus dienen: Wenn euch jemand nervt, sagt ihm einfach, wo er die Begründung nachlesen kann. Im Moment geht das halt nicht, weil es keine gibt.

 

Falls das nicht klar ist: Ich glaube, jeder hier respektiert die Arbeit, Energie und Zeit, die ihr in den Preis investiert, der für die deutsche SF sehr gut und wichtig ist. Aber auch Gutes kann man noch verbessern.


Bearbeitet von Uwe Post, 19 Juli 2021 - 14:27.

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#125 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 14:48

Uwe, jetzt richte ich diese Frage auch an dich: Nach welchen Kriterien wird der Oscar vergeben? Ist das irgendwo öffentlich zugänglich niedergelegt?
 
Grund meiner Frage:

Ich habe eine Zeitlang mal versucht, Kinofilme nach einem vorgefertigten Kriterienschema zu rezensieren. Ziemlich schnell stieß ich auf Filme, die in den einzelnen Kriterien nur mäßig abschnitten, obwohl ich den Film insgesamt richtig gut fand. Der Grund: Die Kriterien wurden dem Film nicht gerecht, weil er auf ganz andere Dinge wert legte und in eine ganz andere Richtung ging. Hätte ich mich streng an die selbst vorgegebene Liste gehalten, dann hätte ich die besonderen Qualitäten des Films gar nicht erfasst, einfach, weil sie nicht im Fokus der Kriterien standen.
Literarische Texte sind ebenso Kunstwerke, die sich nicht immer in ein Kriterienraster pressen lassen. Es sind nicht immer die schlechtesten Werke, die bewusst gerade die Grenzen solcher Raster ausloten oder mutig solche Grenzen sogar überschreiten.

 
Gruß
Ralf,
dem öffentlich ungenannte Komiteemitglieder, die ihre Arbeit tun, lieber sind als Kandidaten, die erst gar nicht ins Komitee eintreten, weil sie ihren Namen nicht öffentlich preisgeben wollen

Bearbeitet von ShockWaveRider, 19 Juli 2021 - 14:50.

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#126 simifilm

simifilm

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 14:57

 
In der gut bezahlten Politik bin ich bei dir. Die Anfeindungen sind im Schmerzensgeld inbegriffen. 
Bei ehrenamtlicher Arbeit für einen Literaturpreis. den außer uns beiden niemanden interessiert, kann ich solche Ängste durchaus akzeptieren, auch wenn sie objektiv unberechtigt sein sollten.

 

Du hast mich komplett missverstanden. Es geht nicht um Anfeindungen gegen Politiker. Es geht um Politiker meist rechter Couleur, die gerne davon sprechen, dass man irgendwelche dumpfen Ängste "der Bevölkerung" ernst nehmen müssen, selbst wenn diese Ängste offensichtlich Dinge betreffen, die nicht existieren.


Uwe, jetzt richte ich diese Frage auch an dich: Nach welchen Kriterien wird der Oscar vergeben? Ist das irgendwo öffentlich zugänglich niedergelegt?


Zum einen: Es gibt bei den Oscars diverse  Kategorien, womit bereits viel feingliedriger bewertet wird. Wobei die technischen Kategorien jeweils von Gewinnern in diesen Kategorien ausgezeichnet werden. Also: Kameraleute bestimmen die beste Kamera, Drehbuchautorinnen das beste Drehbuch etc. Natürlich ist es eine grosse Frage, was gute Kamera oder gutes Schauspiel ausmacht, aber auf jeden Fall werden Filme damit bereits viel differenzierter ausgezeichnet, als wenn nur einfach nur ein - bzw. zwei - bestes Werk ausgezeichnet wird.

Zum anderen: Die Academy Awards sind kein Jury-Preis in dem Sinne, dass die Mitglieder der Academy zusammensitzen und einen Sieger küren. Die Mitglieder stimmen ab. Die Oscars entsprechen diesbezüglich viel eher dem KLP.


Bearbeitet von simifilm, 19 Juli 2021 - 15:17.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#127 ShockWaveRider

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 15:31

Du hast mich komplett missverstanden. Es geht nicht um Anfeindungen gegen Politiker. Es geht um Politiker meist rechter Couleur, die gerne davon sprechen, dass man irgendwelche dumpfen Ängste "der Bevölkerung" ernst nehmen müssen, selbst wenn diese Ängste offensichtlich Dinge betreffen, die nicht existieren.

 

Auch "objektiv" unberechtigte Ängste sind real existierende Ängste. Sie gehören selbstverständlich ernst genommen - in der direkten Kommunikation mit den ängstlichen Individuen.
Aber sie sollten natürlich nicht zur Grundlage von gesetzlichen Regelungen für ein ganzes Land erhoben werden. So weit stimmen wir mE überein.

Hier geht es aber um die Entscheidung einzelner Individuen über den Umgang mit ihren persönlichen Daten. Wie bereits gesagt (ich habe eh das Gefühl, wir drehen uns argumentativ im Kreis): Ich habe immer angegeben, wenn ich im DSFP-Komitee Mitglied war. Und ich habe nie deswegen ernsthafte Anfeindungen erlebt.
Dennoch bedeutet die Tatsache, dass ich nie Unbill erleiden musste, nicht, dass gegen andere Leute nicht doch ein Shitstorm losbrechen kann.
Das wäre etwa die gleiche Logik, als wenn man vor 1986 gesagt hätte, ein KKW könne nicht explodieren, nur weil das bis dahin nicht geschehen ist.
Außerdem durfte ich in anderen Zusammenhängen durchaus schon Mobbing und ansatzweises Stalking erleben.

Die Leute, die sich für ihr ehrenamtliches Engagement im DSFP-Komitee nicht noch unqualifizierten Beleidigungen oder Schlimmerem aussetzen möchten, haben deshalb mein vollstes Verständnis. Das Komitee ist schon klein genug. Ich denke, niemand möchte, dass das Komitee noch einmal deutlich schrumpft, weil diejenigen, die ihre Privatsphäre schützen wollen, aussteigen würden. Dafür nehme ich sogar die immer wieder aufkommende Diskussion darüber in Kauf. Ist für mich der deutlich kleinere Schaden für den Preis.
 

Zum einen: Es gibt bei den Oscars diverse Kategorien, was ja bereits Kriterien impliziert.

 

Der DSFP wird in den Kategorien "Bester Roman" und "Beste Kurzgeschichte" vergeben. Wo liegt das Problem?
Andererseits hätten wir dann ein sehr unterschiedliches Verständnis von Kriterien.

Insbesondere Uwe hat angeregt, dass man die Kriterien offenlegen sollte, anhand derer die Jury den "besten" Roman bzw. die "beste" Kurzgeschichte ermittele.
Die Frage lautet also: Welche objektiv halbwegs bestimmbaren Qualitäten muss ein Roman in welchem Umfang aufweisen, damit das Komitee ihn als "besten" kürt?

Und deshalb kam meine durchaus ernst gemeinte Frage: Gibt es beim "Oscar" irgendwo eine öffentlich einsehbare Kriterienliste, anhand derer die Oscar-Bewertungsberechtigten ermitteln, welcher Film denn nun der "beste" sei?
 

Zum anderen: Die Academy Awards sind kein Jury-Preis im Sinne, dass die Mitglieder der Academy zusammensitzen und einen Sieger küren. Die Mitglieder stimmen ab.

 

Das stimmt genau so für den DSFP. Ich empfehle die Lektüre der öffentlich zugänglichen Geschäftsordnung des DSFP-Komitees, hier insbesondere Abschnitt D, ZIffern 2 und 5.

 

(Kleine Aufgabe am Rande: Ergänzen Sie das folgende Zitat: "Wenn man keine Ahnung hat, ..."

Hinweis: Es stammt von Dieter Nuhr.)

 

Gruß
Ralf
 


Bearbeitet von ShockWaveRider, 19 Juli 2021 - 15:36.

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#128 AlvarBorgan

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 15:42

Meine Ansicht: Wann stellt sich denn die Frage nach Jury-Zusammensetzung und Kriterien? Doch primär, wenn ich mit den Nominierungen/Preisen nicht einverstanden bin und kritisieren möchte. Bei wenig Transparenz zur Arbeit der Jury wird die mangelnde Transparenz kritisiert. Je mehr sich eine Jury transparent auf etwas festlegen lässt, desto mehr wird dann eben das kritisiert. "Ach, die sind in der Jury? Na, deren Vorlieben kennt man ja, kein Wunder, dass dabei so etwas herauskommt."  - "Was? Wie kann denn bei den definierten Kriterien dieses Buch gewinnen?!? Ihr haltet Euch nicht an Eure eigenen Regeln."

 

Als Beispiel: Viele wussten vielleicht nicht, dass FranzH zur Jury gehörte. Jetzt wisst ihr es. Und? Wie hat sich Eure Wahrnehmung des Preises dadurch konkret geändert? Eben.

 

Jedes Modell der Preisvergabe hat Vor- und Nachteile. Kritisieren kann ich Publikumspreise, Insider-Preise wie KLP oder die Oscars, und natürlich sind von einer Jury vergebene Preise immer der entsprechenden Kritik ausgesetzt: Die Jury habe einen Bias, sei nicht objektiv und repräsentativ, die Auswahl sei nicht nachvollziehbar. Das wird so bleiben, solange es Jury-Preise gibt.

 

Wie machen es die anderen?

Beim SERAPH ist die Jury benannt. Kriterien kann ich auf der Website überhaupt gar keine finden. (Da müssen übrigens nur eingereichte Werke von mind. 150 Seiten berücksichtigt werden. Das könnte der DSFP natürlich auch tun. Dann fände man vielleicht mehr Jury-Mitglieder, aber dann würde es wiederum heißen: "Den Preis kann ich nicht ernst nehmen, der hat mein Werk ja gar nicht berücksichtigt". Wie gesagt, man kann jedes denkbare Vorgehen kritisieren, wenn man mit dem Ergebnis nicht einverstanden ist.)

 

Beim Nobelpreis ist das Komitee bekannt und wohl kaum repräsentativ (die Welt ist größer als Schweden). Es berücksichtig nur extrem allgemeine Kriterien und ist offensiv intransparent, was die Auswahl angeht. (Hübscher Beitrag: Wie gewinne ich den Nobelpreis?)  

 

Da muss sich das DSFP-Komitee m.E. nicht verstecken.

 

 

Zum Thema Kriterien: Natürlich kann man was ganz Allgemeines festlegen, wie z.B.: Bewertet werden Thema, Inhalt und Stil, zusätzlich gibt es Ausschlusskriterien (Gewaltverherrlichung etc.) und persönliche Vorlieben sollen möglichst wenig einfließen. Aber sobald es konkreter wird, fallen einem doch sofort Beispiele ein, bei denen die Kriterien nicht passen oder zumindest nicht weiterhelfen. Als Beispiel: Was ist höher zu gewichten: Ein frisches, neues Thema oder ein altbekanntes, das aber auch eine viel höhere gesellschaftliche Relevanz besitzt? Ich glaube, wir wären uns noch nicht einmal einig, was überhaupt das Thema von "Zerrissene Erde" ist, geschweige denn, wie es im Vergleich zu Mikroplastik oder Stable Coins einzuordnen wäre. (Ich weiß, dass das Buch nicht unter den DSFP fällt.) Vielleicht sind Thema und Plot sogar völlig generisch, aber der Stil atemberaubend. (Der umgekehrte Fall ist vermutlich häufiger.) Feste Gewichtungen führen dann in die Irre.

 

Ich würde der Jury zugestehen, dass sie hier in Eigenregie vorgeht. 



#129 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 15:46

Hier geht es aber um die Entscheidung einzelner Individuen über den Umgang mit ihren persönlichen Daten. Wie bereits gesagt (ich habe eh das Gefühl, wir drehen uns argumentativ im Kreis): Ich habe immer angegeben, wenn ich im DSFP-Komitee Mitglied war. Und ich habe nie deswegen ernsthafte Anfeindungen erlebt.
Dennoch bedeutet die Tatsache, dass ich nie Unbill erleiden musste, nicht, dass gegen andere Leute nicht doch ein Shitstorm losbrechen kann.
Das wäre etwa die gleiche Logik, als wenn man vor 1986 gesagt hätte, ein KKW könne nicht explodieren, nur weil das bis dahin nicht geschehen ist.
Außerdem durfte ich in anderen Zusammenhängen durchaus schon Mobbing und ansatzweises Stalking erleben.

 
Wie auch schon geschrieben: Mir ist's am Ende wirklich wurscht, was mit dem DSFP passiert. Nach meinem Empfinden ist es einfach sehr seltsam, wenn die Mitglieder einer Jury nicht öffentlich zu ihrem Entscheid stehen. Für mich widerspricht das komplett der Idee einer Jury. Und ich finde es erst recht seltsam, wenn die Nicht-Öffentlichkeit der Mitglieder zum einen damit begründet wird, dass man die Namen ohnehin in Erfahrung bringen kann, und zum anderen damit, dass man als Jury-Mitglied mit negativen Konsequenzen rechnen muss.

 

Der DSFP wird in den Kategorien "Bester Roman" und "Beste Kurzgeschichte" vergeben. Wo liegt das Problem?
Andererseits hätten wir dann ein sehr unterschiedliches Verständnis von Kriterien.


Weil es bei den Oscars neben bester Kurzfilm, bester Spielfilm, bester Animationsfilm und bester Dokumentarfilm, noch Kategorien wie beste Haupt- und NebendarstellerInnen, bestes Drehbuch, bester Schnitt, bester Kamera etc. etc. gibt. Beim DSFP gibt es nur zwei beste Werke. Was ich überhaupt nicht als Plädoyer für mehr Kategorien verstanden wissen will.

Insbesondere Uwe hat angeregt, dass man die Kriterien offenlegen sollte, anhand derer die Jury den "besten" Roman bzw. die "beste" Kurzgeschichte ermittele.
Die Frage lautet also: Welche objektiv halbwegs bestimmbaren Qualitäten muss ein Roman in welchem Umfang aufweisen, damit das Komitee ihn als "besten" kürt?


Das musst du Uwe fragen, der Vorschlag kam nicht vor mir. Ich habe lediglich angeregt, dass es sinnvoll wäre, wenn sich die Jury selber klar macht, was sie eigentlich auszeichnen will.

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#130 rostig

rostig

    Temponaut

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 15:49

Endlich mal ein Kommentar, den ich voll und ganz unterstützte. AlvarBorgan for President!



#131 Diboo

Diboo

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 16:14

Nur ein kleiner Kommentar von meiner Seite (es ist ja eigentlich schon alles gesagt worden, nur halt nicht von jedem).

 

Als wir weiland beim DPP eine Vorauswahljury hatten, die die vielfach kritisierte Vorschlagsliste für die Nominierungsphase zusammengestellt hat, kam es zu Belästigungen. Nicht zu Belästigungen in dem Sinne, dass ein Personenschützer relevant werden könnte, sondern zu extrem aufdringlichen Versuchen von hoffnungsvollen Autoren - viele SPler dabei - ihre Werke auf diese Vorschlagsliste zu bekommen. Das hat am Ende dazu geführt, dass wir keine Vorauswahljury mehr hatten, da sich das niemand mehr geben wollte.

 

Ich kann daher jene, die eher für eine anonyme Mitarbeit plädieren, durchaus verstehen. Es gibt in der Szene den weit verbreiteten Irrglauben, dass der Gewinn eines solchen Preises dazu führt, dass man berühmt und reich wird. Man möge mich nicht falsch verstehen: ich habe meine schöne goldene Medaille aus 2017 an einem Ehrenplatz aufbewahrt und freue mich heute noch über diese Ehrung, vor allem, weil man im realen Leben sonst eher wenig geehrt wird. Aber ich habe es als anerkennendes Kopfnicken meiner "peers" angesehen, und als solches gewürdigt. Das sehen aber viele potentielle Preisträger doch eher anders.


Bearbeitet von Diboo, 19 Juli 2021 - 16:15.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#132 Naut

Naut

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 17:25

So, es gibt also nur etwas zu kritisieren, wenn man mit dem Ergebnis unzufrieden ist? Das halte ich für eine etwas steile These.

Ich z.B. kenne von den nominierten Werken genau eines, und das fand ich eher lau. Von den übrigen sind mir teils die Namen der Autor*innen bekannt, teils nicht. Aus der Vergangenheit weiß ich, dass beim DSFP ein paar richtig gute Werke ausgezeichnet wurden, und ein paar, die die Zeit schnell eingeholt hat. Außerdem weiß ich, dass sich die Zusammensetzung der Jury ab und zu ändert, aber ich weiß nicht, wann.

Was soll ich jetzt also mit der Liste anfangen? So ohne Groll oder Paranoia - sie soll ja eine Empfehlung sein. Aber wenn ich nicht weiß, wer da bewertet (wie bei einer Literatursendung, und - ich wiederhole mich - dazu würden Pseudonyme ja reichen), noch, was genau bewertet wird (wie bei der Spiegel-Bestseller-Liste), kann ich damit nicht so viel anfangen, außer, sie einfach zur Kenntnis nehmen.
Das ist schon mal okay, denn wenn ich ein Buch von der Liste zum zweiten oder dritten Mal irgendwo anders erwähnt sehe, kaufe ich es vielleicht. Mit mehr Infos ginge das aber vielleicht schneller.

Also, ich könnte mir schon vorstellen, dass der Preis für mich als Leser an Profil gewinnen könnte. Auch ohne dass ich mit den Nominierten unzufrieden wäre - was ich ja nicht bin.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#133 lapismont

lapismont

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 18:05

Niklas fasst sehr gut zusammen, worum es mir geht. Es bringt tatsächlich nichts, wenn ich nun noch einen Namen aus der Jury kenne, denn was FranzH unter guter SF versteht, weiß ich nicht. Jedenfalls muss ich das Eroticon weiterlesen, gut, dass Tobias dran erinnert, die erste Story las ich vor ein paar Wochen. Ohne bleibenden Eindruck allerdings. Und ich hab mir nun Salzgras & Lavendel bestellt.


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#134 AlvarBorgan

AlvarBorgan

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 19:02

Jedenfalls muss ich das Eroticon weiterlesen, gut, dass Tobias dran erinnert, die erste Story las ich vor ein paar Wochen. Ohne bleibenden Eindruck allerdings. 

 

War das Zufall oder ein Seitenhieb?  ^_^ 

... jetzt wollte ich Dir gerade die Story "Coleo" von Nadine Muriel empfehlen, aber das hat der DSFP 2020 ja bereits getan.     



#135 lapismont

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    Linksgrünversifft

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 20:13

Sorry, Alvar, wenn die erste Story von Dir war, ich hab nicht nachgeguckt, bein posten vorhin fiel mir nur auf, dass ich mich nicht mehr an die story erinnern kann, was aber nicht heißt, dass ich sie schlecht fand. Oder gut. Müsste ch nochmal reinlesen. Ist einfach zu lang her. Das Buch liegt am Nachttisch und im Sommer les ich nie im Bett, weil Terrasse und Garten.


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#136 Weltraumschrott

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Geschrieben 19 Juli 2021 - 21:25

Hallo,

damit auch tatsächlich jeder, der dieses Forum nutzt, etwas beisteuert, ziehe ich nun nach. Erst mal Danke an alle, die beim Preis mitwirken.

Für mich ist bei einer Preisvergabe das Wichtigste, zu wissen, was die Eigenschaften des Preisträgers sind, die für die Jury ausschlaggebend für die Entscheidung war bzw. was die besten Eigenschaften des Werkes sind. Zum einen wird so die Entscheidung ein Stück weit transparent (wenn es beispielsweise heißt "sehr spannend" und "einfallsreich", kann ich das ja [auch vergleichend] selbst beurteilen), zum anderen kann ich abschätzen, ob das Werk mich interessiert.

Falls weitere Werke lobend erwähnt werden, würde ich mir bei denen das Gleiche wünschen. Betreffend der Shortlist kann ich verstehen, dass man dies nicht macht, da dort vermutlich die Meinungen innerhalb der Jury deutlich stärker auseinandergehen als bei dem Preisträger, der ja vermutlich von den meisten Jurymitgliedern zumindest als gut eingeschätzt wird.

 

Von vorgegebenen Kriterienlisten halte ich bei Preisverleihungen im Bereich Belletristik wenig, da aus meiner Sicht ein Messproblem bestünde:

1. Hervorragendes wird zu wenig berücksichtigt: Ein Werk kann für mich hervorragend sein, wenn es nur in einem Bereich hervorragend ist und ansonsten keine Schwächen aufweist. Wird eine Kriterienliste angewendet, würde für jedes Kriterium Punkte vergeben. Man könnte bei diesem Beispiel also nur in einem Kriterium die volle Punktzahl vergeben. Zum einen würde damit die Bedeutung, die diese Eigenschaft für den Leser hat, nicht korrekt widergespiegelt. Zum anderen würde sich durch das Zusammenrechnen der Punkte die Gesamtpunktzahl nicht von der Gesamtpunktzahl eines Werkes unterscheiden, das beispielsweise bei drei Kriterien etwas besser war, aber insgesamt nichts Hervorragendes hat. Die Folge könnte sein, dass sich Bücher, die "bessere Durchschnittsware" sind, durchsetzen. Mir persönlich und sicher auch vielen Lesern sind aber Geschichten lieber, die irgendetwas Besonderes/Hervorragendes bieten, auch wenn sie in den übrigen Kriterien durchschnittlich zu beurteilen sind.

2. Kriterienauswahl ist problematisch:

- Werden Kriterien vorgegeben, wird auch deren Gewichtung für das Gesamtergebnis für gewöhnlich vorgegeben. Zum einen dürfte es sehr unterschiedliche Ansichten darüber geben, welche Kriterien berücksichtigt werden sollen und wie diese gewichtet werden sollen. Dies ist ein wichtiger Punkt, denn über die Kriterienauswahl wird ja definiert, was ein gutes Werk ist und was nicht. Nehme ich beispielsweise Rechtschreibung und Grammatik als eigenständiges Kriterium mit rein, so dass es beispielsweise 10 % der Gesamtpunktzahl ausmacht oder gewichte ich es geringer, sodass ein Werk, dass für den Leser aufgrund vieler Rechtschreibfehler nicht angenehm zu lesen ist, dennoch Preisträger werden könnte.

- Es gibt schier unendlich viele Kriterien, die eine Rolle spielen könnten. Einfach die bekannteren Kategorien zu verwenden, würde dazu führen, dass das, was für uns gute Geschichten ausmachen, mit dem Test nicht (repräsentativ) erfasst wird, da ja einfach nur bekannte Kategorien verwendet werden.

 

Ein aus meiner Sicht gutes Prozedere wäre es, wenn die Juryzusammensetzung ein breites Interessensfeld der Science Fiction abdeckt. Wenn jedes Jurymitglied seine Bepunktung auch im Vergleich zu anderen Werken begründet und die Jury auch Ausschlusskriterien auf dem Schirm hat, würde so vermutlich ein vernünftiges, nachvollziehbares Urteil zu Stande kommen. Wer bis hierhin gelesen hat, hat sich 1337 Kudos verdient : )



#137 Galax

Galax

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 07:41

was kann ich von 1337 kudos kaufen? o.O


Bearbeitet von Galax, 20 Juli 2021 - 07:41.

"Das Urteil folgt dem Vorurteil."

***
Warum auf alte Katastrophen zurückblicken? Es liegen noch unzählige vor einem!


#138 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 08:08

 

 

Welche objektiv halbwegs bestimmbaren Qualitäten muss ein Roman in welchem Umfang aufweisen, damit das Komitee ihn als "besten" kürt?

 

Genau diese Frage stelle ich EUCH. Aber jedes Jurymitglied hat da eben eigene Maßstäbe, es gibt keinen einheitlichen.

 

Mein zentrales Anliegen ist: Stellt ein für allemal klar, was "gute Science Fiction" ist. Ein gut geschriebener Roman, der mindestens ein SF-Element enthält? Oder ein Roman, der besonders spektakulär mit SF-Elementen spielt, dem Genre gar komplett neue Aspekte hinzufügt, besonders viel sense of wonder enthält?  Es gibt in der Historie des DSFP für beide Extreme (zwischen denen naturgemäß ein ganzes Spektrum liegt) Beispiele, und meine Vermutung ist, dass die Ausschläge in die eine oder andere Richtung stark von der jeweiligen Zusammensetzung der Jury abhängen. Wenn das von euch so gewollt ist, okay. Dann sagt das auch so: Der DSFP wird entschieden durch den Mittelwert der persönlichen Vorlieben der jeweils aktuellen (anonymen) Jury. Wie sich das liest? Für mich nicht so doll.

 

Was die Selfpublisher mit ihren Wünschen angeht: Ich bekomme alle paar Tage auch solche Mails (mit dem Wunsch einer Rezension auf deutsche-science-fiction.de). Die Leute bekommen eine freundliche, aber klar formulierte Absage ("leider gibt es mehr Selfpublisher, die ihre Werke rezensiert sehen möchten, als Rezensenten, die dazu bereit wären, diese Arbeit zu erledigen") und in 95% der Fälle ist die Sache damit erledigt.

 

 

 

 Man könnte bei diesem Beispiel also nur in einem Kriterium die volle Punktzahl vergeben

Völlig richtig. Und wenn es sich dabei um das Kriterium mit der höchsten Gewichtung handelt (z.B. Originalität, wenn's nach mir ginge), wird das Werk es dann auch auf die Nominierungsliste schaffen, es sei denn es ist in allen anderen Belangen richtig schlecht, und dann wiederum hätte es die Nominierung auch nicht verdient. Handelt es sich um ein Kriterium mit weniger hoher Bedeutung, kann es auch wieder sein, dass das Werk es nicht schafft - und auch das ist dann okay. Darum geht es ja gerade: Die Subjektivität ("Dieses Werk finde ich SO geil, das MUSS einfach nominiert werden!") ein stückweit zurückfahren.

 

Der Punkt ist: Mit klaren Kriterien könnt ihr ohne weiteres Nachfragen "wieso ist der nominiert, der aber nicht" nachvollziehbar beantworten. Jetzt im Moment könnt ihr nur sagen: Das Werk gefiel halt ein paar Jury-Mitgliedern besonders gut (oder eben nicht). Und das wirkt eben ein bisschen ... random.

 

PS: Zwar stimmt Dirks obiger Einschätzung über die nicht allzu große Wirksamkeit des Preises im Hinblick auf den weiteren Erfolgsweg eines Autors. Aber andererseits dürft ihr auch nicht vergessen, dass ihr ein nicht unerhebliches Preisgeld verteilt, das im Fall einer Kurzgeschichte deren vorherigen Erlös um ein vielfaches übersteigt, in Ausnahmefällen auch den eines ausgezeichneten Romans. Ihr tragt da durchaus eine gewisse Verantwortung, und ich finde, durch mehr Transparenz (speziell im Hinblick auf die Kriterien) würde man dieser besser gerecht werden.


Bearbeitet von Uwe Post, 20 Juli 2021 - 09:26.

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#139 ShockWaveRider

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 08:33

Dann sagt das auch so: Der DSFP wird entschieden durch den Mittelwert der persönlichen Vorlieben der jeweils aktuellen (anonymen) Jury.

Hat das Komitee doch bereits. s. Geschäftsordnung des DSFP, Abschnitt D, insbesondere Ziffern 1, 2 und 5.

Den Link habe ich bereits in diesem Thread gepostet. Aber auch die Suchmaschine deiner Wahl hilft dir beim Finden.

 

Gruß

Ralf


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#140 Dyrnberg

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 08:51

Ich "beurteile" Preise meist nach der Preisträgerliste der vergangenen Jahrzehnte: Wie viele Bücher sind auf dieser Liste zu finden, die mir persönlich zusagen und bei denen man gute Gründe findet, sie als "ein wesentliches/erinnerungswürdiges Buch des Jahres" zu benennen? Wer für sich diesen "Test" machen will, wird mit Blick auf DSFP hier fündig.

 

Ansonsten hat mich nach all den Diskussionen rund um "Kriterien" interessiert, wie diese denn bei anderen Preisen aussehen. Als Beispiel fand ich via Google die Kriterien der Jury, die den Deutscher Jugendliteraturpreis 2021/2022 vergibt. Folgende Kriterien werden auf deren Website genannt:

 

Beurteilungskritierien

Innovation

- in Thematik, Sprache, Erzählweise, Ästhetik oder der Kombination von diesen

Thematik
- Aktualität
- Relevanz
- Logik
- Plausibilität
- Internationalität
- Geschichtlichkeit
- Zielgruppenbezug

Sprache
- Bildlichkeit
- Genauigkeit
- Originalität
- Wortwitz
- Rhythmus und Syntax
- Reichtum und Variation
- Ästhetisches Wirkungspotenzial

Erzählweise
- Erzählhaltung und -perspektiven
- Figurenzeichnung (schematisch, psychologisch, statisch, mit Entwicklung)
- Erzählebenen (chronologisch, in Rückblicken)
- Erzählzeit
- Originalität
- Intertextualität/Intermedialität
- Differenzierung verschiedener Verständnisebenen (für verschiedene Altersstufen)
- Stellung im Gesamtwerk einer Autorin/eines Autors oder einer Illustratorin/eines Illustrators
- Rezeptionsangebote und Wirkung (Identifikation, Emotionalisierung, Widerstände)
- diskontinuierliches Erzählen, Hypertextualität



#141 Uwe Post

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    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 09:29

Ich kenne die Geschäftsordnung, Ralf. Und ich halte sie bekanntlich schon lange für verbesserungswürdig.

 

Die oben genannten Kriterien finde ich auf den ersten Blick toll. Bei "Thematik" und "Innovation" gälte der Kanon der SF (insbesondere bereits ausgezeichnete Werke) als Maßstab, ohne weitere Faktoren wäre SF-relevantes 50:50 gegenüber Sprache und Erzählweise gewichtet (was man natürlich auch anders machen könnte). Man kann sich ja mal den Spaß gönnen, und versuchen, ein paar nominierte Werke anhand dieser Kriterien zu bewerten. Wäre doch interessant zu sehen, was dabei rauskommt. Insbesondere, inwieweit da Konsens besteht. Wenn ein Jurymitglied einem Werk bei Sprache eine 10 gibt und alle anderen nur 5-6, dann könnte man ja in eine klärende Diskussion einsteigen, die sich an den genannten Unterpunkten orientiert. Das kann man alles ganz sachlich betrachten.


Bearbeitet von Uwe Post, 20 Juli 2021 - 10:04.

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#142 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 09:49

Hallo Dyrnberg,

Ich "beurteile" Preise meist nach der Preisträgerliste der vergangenen Jahrzehnte: Wie viele Bücher sind auf dieser Liste zu finden, die mir persönlich zusagen und bei denen man gute Gründe findet, sie als "ein wesentliches/erinnerungswürdiges Buch des Jahres" zu benennen? Wer für sich diesen "Test" machen will, wird mit Blick auf DSFP hier fündig.

so sehe ich das auch. Und in der DSFP Liste finde ich meinen Geschmack nicht sonderlich oft wieder. Damit sage ich nichts über die Qualität der nominierten und preisgekrönten Bücher aus, sondern nur über den Unterschied zwischen meinen Erwartungen an "gute" bzw. "beste" SF und denen anderer.

 

Um die Nominierungslisten und Preisträger nicht völlig aus dem Auge zu verlieren, würde ich es übrigens sehr begrüßen, wenn die Juror*innen unbekannt bleiben. Denn auf Dauer würde es meine Neugierde auf gelistete Bücher vollends ersticken, wenn ich wüsste, wie hoch die Quote von "Total verkopfte Literatur, das interessiert doch nur Germanistikstudenten"-Auffassungen in so einer Jury ist. Stolze Perry-Rhodan T-Shirt Träger würden mich auch eher abschrecken. Ohne dieses Wissen kann ich die Jury ja nach wie vor für halbwegs scheuklappenfrei halten. Mehr erwarte ich von einer Jury auch nicht.

 

@Uwe Post

 

 

Ihr tragt da durchaus eine gewisse Verantwortung, und ich finde, durch mehr Transparenz (speziell im Hinblick auf die Kriterien) würde man dieser besser gerecht werden.

 

Yepp. Da sich der DSFP ja der Förderung deutschsprachiger SF verschrieben hat, sehe ich da auch eine gewisse Verantwortung. Und mich macht es nachdenklich, wenn "Kostet Zeit & Geld" bzw. "Ist nur Hobby" in der Argumentation auftauchen, warum der DSFP so ist wie er ist. Aber ich bin wohl zu sehr Sekt oder Selters Typ, um das nachvollziehen zu können. 

 

Viele Grüße

Tobias


"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

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#143 AlvarBorgan

AlvarBorgan

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 10:18

@lapismont: Alles gut, war nur ein witziges Zusammentreffen. :) 



#144 ShockWaveRider

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 11:25

Ich kenne die Geschäftsordnung, Ralf.


Warum verlangst du dann vom Komitee, sie sollten sich klar und öffentlich zu etwas bekennen, was schon längst klar und öffentlich verfügbar in der Geschäftsordnung niedergelegt ist?
 

Und ich halte sie bekanntlich schon lange für verbesserungswürdig.

 

Ich auch. Das Komitee auch. Es finden regelmäßig interne Diskussionen darüber statt.
Aber gerade den Abschnitt D finde ich gut so wie er ist.

Von solch einer Kriterienliste wie beim Deutschen Jugendbuchpreis halte ich wenig. 
Hauptpunkt: Wie sollten die Kriterien gegeneinander gewertet werden? In einem festen Verhältnis? Oder doch individuell werkabhängig? In beiden Fällen: Wie findet man die Wertungsanteile bzw. wer bestimmt sie?

 

Ein Problem wurde bereits angesprochen: Wie bewertet man ein Werk, dessen Thema wenig originell und dessen Handlung und Figuren soliden und bewährten Mustern folgt, das aber gut lesbar geschrieben ist, gegenüber einem Werk, das eines der letzten Themen der Menschheit tiefschürfend auf höchst originelle Weise verhandelt, das aber in einer unzumutbaren Sprache?

Ich tendiere im allgemeinen dazu, das erste Buch höher zu werten. Ich weiß, der Autor könnte sich gut ausdrücken, wenn er etwas zu sagen hätte. Im zweiten Fall ärgert es mich, dass er einen ambitionierten Ansatz durch mangelnde Beherrrschung seines Handwerks zunichte macht.

Aber das ist meine Ansicht, und ich möchte sie weder den anderen Komiteemitgliedern aufoktroyieren noch von ihnen eine konträre Priorisierung aufoktroyiert bekommen. Ich finde es gerade gut, wenn verschiedene Mitglieder verschiedene Prioritäten einbringen. Außerdem gibt es nur selten solche Extremfälle wie oben beschrieben. In der Regel bewegen sich die Werke im Spannungsfeld Idee - Schreibhandwerk irgendwo zwischen den Extremen. Und, ganz klar: am besten ist es, wenn ein Buch sowohl eine spannende und originelle Thematik hat und der Autor das auch noch mit einem spannenden Plot, markanten Figuren und exzellenter Sprache vermittelt. 

Dann gibt es noch Detailkritik an der Liste. Was genau ist der Unterschied zwischen Originalität und Innovation? Warum taucht Originalität als Bewertungskriterium nur bei Erzählweise und Sprache auf, nicht aber unter Thematik? Warum ist ein Buch, das ein international bedeutsames Thema (z.B. Klimawandel) auf oberflächliche Art behandelt; besser zu bewerten als ein Buch, das sich eines national bedeutsamen Themas widmet (z.B. die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland), das aber auf tiefschürfende und erkenntnisfördernde Art tut? Warum ist eine diskontinuierliche Erzählweise, hinter deren formaler Komplexität der Autor die Inhaltsleere seines Textes verdecken will, automatisch besser als eine traditionell lineare Erzählweise, bei der man versteht, was der Autor zu sagen hat? etc. etc.

 

Solch eine Liste löst tatsächlich keines der angesprochenen Probleme. Weil es mM für die Bewertung von Kunstwerken einfach keine letztgültig objektive Lösung geben KANN.

 

Ein Thema, das im Komitee immer wieder zu Diskussionen führt, ist z.B. die Frage, ob ein Text nun zur Science Fiction zählt oder nicht. Das Komitee hat sich bislang nicht auf eine explizite Definition von Science Fiction geeinigt. Wobei die Tendenz dahin geht: Sie haben sich darauf geeinigt, sich nicht auf eine in Bronze gegossene Definition festlegen zu wollen. Und sie tun mE gut daran. Die Frage der Relevanz (= Zugehörigkeit zur Science Fiction) wird durch Einzelfallentscheidungen geregelt. Und die Diskussionen, die in einzelnen Fällen immer wieder aufbranden, finde ich spannend und erhellend. Und würde als Komiteemitglied nicht darauf verzichten mögen.

 

Natürlich hängt das Ergebnis von der Zusammensetzung des Komitees ab. Aber bei welchem Preis ist das anders?

Gibt es ein Beispiel, bei dem eine verbindliche Kriterienliste jegliche Diskussion der Ergebnisse verhindert hat?

 

In den Laudationes steht ja geschrieben, aus welchen Gründen das Komitee den Siegerwerken den DSFP verliehen hat. Daraus kann man gewiss implizite Kriterien, aber auch historische Entwicklungen derselben ableiten. Ich fände es spannend, wenn sich ein Kulturwissenschaftler einmal damit auseinandersetzte.

 

Gruß

Ralf


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#145 Dyrnberg

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 13:33

Wie bewertet man ein Werk, dessen Thema wenig originell und dessen Handlung und Figuren soliden und bewährten Mustern folgt, das aber gut lesbar geschrieben ist, gegenüber einem Werk, das eines der letzten Themen der Menschheit tiefschürfend auf höchst originelle Weise verhandelt, das aber in einer unzumutbaren Sprache?

 

 

 

Lösung: Man lässt BEIDE Bücher links liegen, wenn es darum geht, das Preisträgerbuch des Jahres zu bestimmen. ;)
 

Dann gibt es noch Detailkritik an der Liste. (†¦) Warum ist ein Buch, das ein international bedeutsames Thema (z.B. Klimawandel) auf oberflächliche Art behandelt; besser zu bewerten als ein Buch, das sich eines national bedeutsamen Themas widmet (z.B. die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland), das aber auf tiefschürfende und erkenntnisfördernde Art tut?

 

 

 

Diese Kritik verstehe ich völlig. „Internationalität“ erscheint mir kein entscheidendes Kriterium zu sein, wenn es darum geht, ein Buch zu bewerten. („In Ulysses sind ja quasi nur Iren! Sehr schwach!“) Allerdings, und das ist ein entscheidender Punkt: Diese Jury hat sich auf dieses Kriterium festgelegt und damit habe ich als Leser oder Autor zumindest einen Hauch mehr Einblick in das Vorgehen dieser Jury. (Ich nehme zum Beispiel an, dass Bücher bevorzugt werden, in denen nicht nur Menschen aus einer Nation mitspielen. Das halte ich zwar für sekundär bzw. völlig irrelevant, aber: Ich weiß es jetzt immerhin über diesen Preis.)

 

Weil es mM für die Bewertung von Kunstwerken einfach keine letztgültig objektive Lösung geben KANN.

 

 

 

Um fair zu sein: Das hat niemand behauptet.

 

Um mal meine Sicht der Dinge zu notieren: Ob der Verein solch einen Kriterienkatalog braucht, um den Preis zu vergeben, sei mal dahin gestellt. Und ich fürchte, es würde den 10 Juroren die letzte Freude nehmen an ihrer Tätigkeit, wenn man ihnen solch ein System vorgibt.

 

Aber wäre ich ein Jurymitglied, würde ich mir für mich selbst (!) auf jeden Fall solch Kriterien notieren. (Wahrscheinlich tun das eh viele.) Schlicht, damit ich etwas habe, an dem ich mich festhalten kann in meiner Bewertung. Damit ich nichts übersehe und jedem Buch gerecht werde. Klar ist aber auch: Ich würde nicht streng Punkte vergeben von 1 bis 10 und dann meinen „Sieger“ schlicht ausrechnen - das würde ich nicht machen, denn das funktioniert wahrscheinlich nicht (immer). Echte Meisterwerke lassen solch Punkte-Systeme meist ohnehin implodieren, weil sie irgendetwas bringen, das man vorher nicht am Schirm hatte. (Aber seien wir ehrlich: Wie viele echte Meisterwerke werden in der deutschen Science Fiction geschrieben? Wenige. Weil†¦ Meisterwerke in jedem Genre die Ausnahme sind.)

 

Sprich: Die Existenz eines Kriterienkatalogs muss nicht bedeuten, Punkte zu vergeben. Solch ein Katalog kann schlicht dabei helfen, den eigenen Leseeindruck besser zu verstehen. Das kann auch schriftlich ausformuliert erfolgen.

 

-

 

Im Übrigen muss da etwas schief gegangen sein dieses Jahr, denn ich bin nicht nominiert?! Das könnte freilich daran liegen, dass ich nichts publiziert habe, aber darüber sollte man eventuell auch mal nachdenken: über die Kategorie "Das beste nicht-publizierte Werk". Und Menschen, die Science Fiction lesen, aber nicht selbst schreiben, sollten ohnehin jedes Jahr für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden.


Bearbeitet von Dyrnberg, 20 Juli 2021 - 13:34.


#146 ShockWaveRider

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Geschrieben 20 Juli 2021 - 15:16

Weil es mM für die Bewertung von Kunstwerken einfach keine letztgültig objektive Lösung geben KANN.

Um fair zu sein: Das hat niemand behauptet.

 
Um fair zu sein: Ich habe auch nicht behauptet, dass das irgendjemand behauptet hat.
Ich habe die Aussage lediglich als Argument dafür angeführt, warum das Komitee sich auf keine Kriterienliste festlegen sollte.

Ansonsten steige ich an dieser Stelle aus der Diskussion aus. Noch eine Meta-Ebene vertrage ich nicht.
 

Um mal meine Sicht der Dinge zu notieren: Ob der Verein solch einen Kriterienkatalog braucht, um den Preis zu vergeben, sei mal dahin gestellt. Und ich fürchte, es würde den 10 Juroren die letzte Freude nehmen an ihrer Tätigkeit, wenn man ihnen solch ein System vorgibt.
 
[...]Echte Meisterwerke lassen solch Punkte-Systeme meist ohnehin implodieren, weil sie irgendetwas bringen, das man vorher nicht am Schirm hatte.

 
Mein Reden seit #81;) 
 

Aber wäre ich ein Jurymitglied, würde ich mir für mich selbst (!) auf jeden Fall solch Kriterien notieren. (Wahrscheinlich tun das eh viele.)

 
Volle Zustimmung! Aber darum ging es nicht.
Vielmehr steht die Forderung Anregung im Raum, das Komitee möge die Kriterien, nach denen es die Preisträger bestimmt, offen legen. Und dagegen agitiere ich nach wie vor vehementest.
 

Im Übrigen muss da etwas schief gegangen sein dieses Jahr, denn ich bin nicht nominiert?! Das könnte freilich daran liegen, dass ich nichts publiziert habe, aber darüber sollte man eventuell auch mal nachdenken: über die Kategorie "Das beste nicht-publizierte Werk". Und Menschen, die Science Fiction lesen, aber nicht selbst schreiben, sollten ohnehin jedes Jahr für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden.


Wahrscheinleich hast du recht. Es kann doch nicht politisch korrekt sein, wenn Autoren nur deswegen von der Preisvergabe ausgeschlossen werden, weil sie nichts publiziert haben. Warum versteht keiner, welche Selbstdisziplin man aufbringen muss, um den überbrodelnden Schreibtrieb so sehr im Zaum zu halten, dass tatsächlich NICHTS nach außen dringt?

Das meint
Ralf

Bearbeitet von ShockWaveRider, 20 Juli 2021 - 16:51.

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#147 Powerschnute

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Geschrieben 26 Juli 2021 - 09:44

als aktuell pausierendes Jurymitglied, bin ich grad froh drum, zu pausieren. Diese endlosen Diskussionen sind ermüdend. Ich habe aus gutem Grund das Forum seit Monaten gemieden, weil jedes "Ich schau mal rein" gleich wieder puren Frust bei mir auslöste. 

 

Ich hatte überlegt, für den DSFP2022 wieder einzusteigen, aber wenn ich sehe, was hier manche an Vorstellungen haben, verleidet es mir die Lust und Freude. Ich lese bei SF was mir gefällt und bewerte nach "gefällt mir". Wenn mich ein Roman vom Hocker reißt, dann gehe ich vielleicht noch bei den "objektiven Kriterien" schauen, ob da was nicht reinpasst, damit ich ihn evtl. doch nicht nominiere, aber in der Regel kommt das selten vor. Wenn mich hingegen ein Roman schon mit den "objektiv beurteilbaren" Dingen nicht greifen kann, kanns erfahrungsgemäß die Geschichte selbst auch nicht. 

 

Und ob ich jetzt als kompetent angesehen werde, is mir ehrlich gesagt, ziemlich wurscht. Wenns rein nach der Kompetenz ginge, hätte die Mehrheit der Länder dieser Welt keine Regierungen, keine Vorstände und überhaupt ein Großteil der aktuell arbeitenden Bevölkerung könne sich den Daumen in den Hintern stecken und warten, dass sich was ändert. 



#148 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 27 Juli 2021 - 07:23

Andere Literaturpreise HABEN Kriterien, Ralf, völlig abwegig ist das also nicht. Sie würden auch euch das Leben vereinfachen und wahrscheinlich einen großen Teil nerviger Diskussionen ersparen - und, um diesem bisher mehrfach gesagtem noch etwas Neues hinzuzufügen: letztlich somit das Ansehen des Preises heben.

 

Kriterien sind kein starres Korsett, das persönliche Meinungen unterdrückt, denn diese können darin ja zum Ausdruck kommen. Kriterien ermöglichen Vergleichbarkeit. "Auf einer Skala von 1 (Schrott) bis 10 (beste, was ich je gelesen habe) erreicht der Sprachstil dieser Erzählung meiner Einschätzung nach eine 8" - so etwas zu machen, soll unmöglich oder gar schädlich sein oder einem Werk nicht gerecht werden können, weil es ja "keine absolute Objektivität gibt"!? Was für einen Sinn ergibt ein Preis, der ja Werke miteinander vergleicht, ohne Vergleichbarkeit? Was für einen Sinn hat der DSFP für die SF, wenn nicht einmal klar ist, inwieweit SF-Elemente jeweils in die Beurteilung eingeflossen sind? Ein, sagen wir, restlos begeisterndes Familiendrama, das zufälligweise ein paar Jahre in der Zukunft spielt, ist das wirklich preiswürdige SF oder einfach nur ein tolles Buch?

 

Nehmt doch mal die Betrachterrolle ein: Haben potenzielle Leser wirklich nennenswerten Nutzen von einem Preis, wenn sie nur wissen, dass die Werke irgendwelchen ihnen unbekannten Jurymitgliedern ziemlich gut gefallen haben? Ich jedenfalls nicht. Ich persönlich kaufe mir kein einziges der nominierten Werke (soweit ich sie nicht schon habe), weil ich befürchten muss, dass es zwar zwei oder drei Jurymitgliedern gefiel, mir aber eher nicht. Was das angeht, könntet ihr womöglich mit mehr Klarheit auch den Autorinnen und Autoren einen Gefallen tun. Vielleicht solltet ihr bei allem Respekt für die Arbeit, die ihr euch freiwillig macht, trotzdem an den Rest der Welt denken.

 

 

 

Und ob ich jetzt als kompetent angesehen werde, is mir ehrlich gesagt, ziemlich wurscht.

 

Für eine kompetenzfreie Spaßveranstaltung würdet ihr auch ziemlich viel Kohle verteilen, auch deshalb sollte es nicht "wurscht" sein.

 

Ihr vergebt den Preis nicht zu eurem Privatvergnügen, sondern für die Leserinnen, Leser, Autorinnen und Autoren!


Bearbeitet von Uwe Post, 27 Juli 2021 - 07:24.

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#149 ShockWaveRider

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Geschrieben 27 Juli 2021 - 08:40

Nein, ich steige nicht wieder ein.

Nein, ich erzähle nicht, welch heftige Diskussionen es in unserer Schulklasse gab, ob es nun angemessen sei, bei jedem Schüler die mündliche Note mit 60% und die schriftliche mit 40% zu wichten, oder ob man bei Schülern, die erst denken, bevor sie sprachliche Aussagen absondern, die schriftliche Note nicht höher wichten solle. Und ob man unbedingt kaufmännische Rundung anwenden muss, wenn bei der Berechnung der Gesamtnote eine 4,54 herauskommt. (Alles echt erlebt!)

Nein, Kriterien schützen vor Diskussionen nicht. Ich habe versucht, es bei der Kriterienliste des Deutschen Jugendbuchpreises schon anzudeuten.

 

 

 

Ihr vergebt den Preis nicht zu eurem Privatvergnügen, sondern für die Leserinnen, Leser, Autorinnen und Autoren!

 

Der Preis wird in erster Linie VON Lesern vergeben. Nicht von Autoren oder anderen SF-Schaffenden, nicht von professionellen Kritikern, nicht von Literaturwissenschaftlern.

Jeder Leser hat sicherlich seine bewussten oder unbewussten Kriterien. Aber nicht alle Leser haben dieselben Bewertungskriterien.

(Und du weißt aus eigener Erfahrung, welch zweifelhaftes Privatvergnügen es bereitet, wenn man einen Großteil seines Lesebudgets an Texte verschwendet, die man aus eigenen Antrieb nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde.) 

Die Vergleichbarkeit ist dadurch gegeben, dass ein Komiteemitglied einem Text 15 Punkte gibt, der andere 8 und der dritte 0; ich verweise ein drittes mal auf die GO.

 

Nebenbei steht es jedem frei, einen eigenen SF-Literaturpreis aus dem Boden zu stampfen, der dann die allein und einzig seligmachenden und korrekten Modalitäten anwendet.

 

(Andreas Eschbach schlug einmal die Kategorie "Bester original deutschsprachiger SF-Roman eines im nicht-deutschsprachigen Ausland lebenden deutschsprachigen Autors" vor. Worauf sich der damals in Norditalien lebende Andreas Brandhorst mit dem lakonischen "Da waren es schon zwei." meldete. In dem Fall hätte noch nicht einmal die Verfeinerung "Bester original deutschsprachiger SF-Roman eines im nicht-deutschsprachigen Ausland lebenden deutschsprachigen Autors mit Vornamen Andreas" geholfen. ;-) ) 

 

Gruß

Ralf


Bearbeitet von ShockWaveRider, 27 Juli 2021 - 09:00.

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#150 rostig

rostig

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Geschrieben 27 Juli 2021 - 10:10

An Powerschnute: wie schon irgendwo in diesem Forum geschrieben "nehmt nicht alles so ernst und vor allem, nehmt es nicht persönlich". Jeder nicht nominierte Autor hat das Recht sich zu äußern und jeder Theoretiker darf theoretisieren.

 

Als Jurymitglied muss ich zwei Dinge betonen: 1) Ich tue das zu meinem Privatvergnügen. Wenn es mir keinen Spaß mehr bereitet, höre ich auf und mache Platz für die vielen anderen Aspiranten. 2) Ich nehme das, was ich hier tue, ernst. Ich lese Bücher, die ich freiwillig nie angefasst hätte und manchmal, aber wirklich nur manchmal, ist eine positive Überraschung dabei. Diese seltenen Perlen sind die Mühe wert. Ich bewerte die Bücher ausführlich, damit dritte meine Einschätzung nachvollziehen können. Aber ich werde hier keine Schulnoten nach oktroyierten Kriterienkatalogen vergeben. Dann bin ich raus und wahrscheinlich ein Großteil der Restjury auch. DSFP ade!

 

An Ralf: wieder mal danke.




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