Das habe ich ja vor ein paar Seiten schon geschrieben. Für mich geht es zentral um die Sehnsucht nach einer Beziehung und um eine Frau, die sich nicht einfangen lassen will. Was für mich rätselhaft bleibt, ist, warum Aurelie verschwindet und was die Maschine damit zu tun hat.
Tatsächlich hatte ich bei dem Vergleich auch sofort den Song von Element of Crime im Ohr.
Naja, Jol, Aurelie ist verheiratet und hat Kinder, insofern hat sie sich ja schon einfangen lassen, oder?
Aber ihr Mann scheint für die Zeit, in der sie leben, recht fortschrittlich zu sein, denn er duldet nicht nur, dass sie dem Fotografen assistiert, sondern auch, dass sie Feste des Aristokraten ohne ihn besucht. Aber all das scheint ihr nicht zu reichen, sonders sie möchte sich beruflich verwirklichen und auf eigenen finanziellen Beinen stehen. Ich denke, durch die Maschine entdeckt sie, was im Moment schon alles möglich ist und nimmt das als Anlass nach Amerika zu gehen, wo sie glaubt, ihre Ziele schneller erreichen zu können. Was ihr dann ja auch gelingt.Soweit zu Aurelie.
Die beiden Männer sind zuerst erbitterte Kontrahenten um die Gunst der Frau, von der sie allerdings beide wissen, dass sie unerreichbar ist. Der eine denkt, der andere könne die Frau niemals gewinnen, weil er körperliche Gebrechen hat, der andere meint, der arme Fotograf könne der Frau nicht das sorglose Leben bieten, das er ihr bieten könnte. Keiner von beiden scheint ihren Mann zu kennen, um sich ein Bild davon machen zu können, was sie für einen Typ bevorzugt. Als die Frau dann verschwindet und beide nicht mehr um ihre Gunst buhlen müssen, erkennen sie, dass zumindest die Liebe zu der Frau sie eint und so werden sie zu Freunden, was für mich die ganze Story zu einem versöhnlichen Ende bringt.
Alles nur meine Interpretationen. ;-)
Und dann habe ich den Rest nun auch noch gelesen:
Frederic Brake - Lautes Sterben
Lannister und Graf von Falkenberg müssen einen Mord aufklären. Der Tote scheint von einem Geisterwesen getötet worden zu sein, aber es fehlen die dafür typischen Magiereste. So kommt der Verdacht auf, dass ein Mensch die Methode imitiert.
Nicht der erste Kontakt mit diesen beiden Ermittlern, die für mich zu ähnlich sprechen, wodurch nicht immer sofort klar ist, wer gerade das Wort führt. Ansonsten finde ich diese Personen recht interessant.
Jol Rosenberg – Sehnsucht
Ein zum Automaton umgebauter Mensch flieht aus der Kaserne, in der es untergebracht ist. Es will nicht mehr töten, sondern nach Hause, nach Motstetten, aber diesen Ort scheint es nicht zu geben. Sehr berührende Story übers Mensch und menschlich sein. Die Sprache, der Ton, die Feinfühligkeit haben mich sehr angesprochen. Mit eine meiner Lieblingsgeschichten.
Yvonne Tunnat – Morsche Haut
Eine Frau trifft im Zug eine andere Frau, die mit ihrem Sohn reist. Dieser Sohn hätte vor Jahren sterben müssen, wenn man ihn nicht halb mechanisiert am Leben erhalten hätte. Allerdings hat dieses Leben auch seine Nachteile, denn die organischen Teile verrotten langsam. Ekelig, aber sehr eindrücklich geschildert. Am besten lässt man sich die Story von der Autorin vorlesen. ;-)
Oliver Bayer – Die Nacht des toten Gärtners
Ein Doktor braut mit dem heimlich gewonnenen Blut der Oberschicht ein Lebenselixier. Seine Freundin, eine Prostituierte, kommt ihm auf die Schliche und will mithilfe ihres Freundes das Elixier zu Geld machen. Was allerdings nicht gelingen wird, weil … Tja, das verrate ich hier nicht.
Uwe Herrmann – Wir von der Kaiserlichen Reinigungskolonne
Bei der nächtlichen Arbeit stößt der Reinigungstrupp auf die Leiche eines Wissenschaftlers und entsorgt sie aus Angst vor möglichen Repressalien vor der Leichenhalle. Daraufhin wird einer von ihnen erschossen, die anderen gejagt. Der Ich-Erzähler flieht und schafft es, sich die privaten Gegenstände des Toten zu besorgen. Damit schleicht er sich in die Akademie, wo er auffliegt und gefangen genommen wird. Im Gefängnis erfährt er von den vernichtenden Plänen des Stadtkaisers und versucht diese mithilfe der anderen Gefangenen zu vereiteln. Ich fand die Story recht unterhaltsam und gekonnt geschrieben.
Fazit:
Wie bei Anthologien allgemein üblich, überzeugt den Leser nicht jede Geschichte gleichermaßen, aber trotzdem scheint jede Geschichte ihre Liebhaber gefunden zu haben. Mich hat die Anthologie gut unterhalten und ich würde jederzeit wieder zugreifen, wenn die Herausgeberinnen es erneut wagen würden, eine Storysammlung zu veröffentlichen.
Ich vergebe vier von fünf Sternen.