Gentzen oder: Betrunken aufräumen
Kalkülroman
Autor: Dietmar Dath
gebundene Ausgabe, 604 Siten
Matthes & Seitz, 2021
Cover: Dirk Lebahn
Verlagsinfo:
Ein rasanter Roman, der ein Jahrhundert umfasst und den Leser in die Zukunft schleudert Der deutsche Logiker Gerhard Gentzen zählte zu den genialsten seines Fachs. Doch wer erinnert sich an ihn? Dietmar Dath macht sich in diesem erstaunlichen, mitreißenden Roman mit Laura und Jan auf die Suche nach jemandem, an den sie sich nicht mehr erinnern. Der Leser betritt einen Denkraum, in dem nicht nur Gerhard Gentzen aufritt, sondern auch noch ganz andere Figuren: Dietmar, der seit zehn Jahren an einem Roman über einen berühmten Logiker schreibt, aber auch Frank Schirrmacher, der sich den Kopf über das Internet zerbricht, Jeff Bezos, Ruth Garrett Millikan, eine schiefe Tante und ein geheimnisvolles Wesen, das das Leben auf der Erde erheblich in Gefahr bringen wird. Das ganze Personal dieses großen Romans stellt sich in den Dienst der Suche nach der Grundlage unseres Lebens in der Gegenwart: der schier unendlich scheinende Rechenleistuneng der Computer. Sie ermöglicht die Flugbuchungen, die Verteilung von Impfstoffen oder Hilfsgütern, die Steuerung der Atomwaffenarsenale oder die detaillierte Abbildungen eines Lebens durch Likes und Kommentare in den sozialen Medien, die es nicht gäbe, wenn Programme nicht die Funktionsweise von Programmen überprüfen könnten. Dass sie das können, hat wiederum mit Gerhard Gentzen zu tun. Kunstfertig und temporeich, humorvoll und immer wieder überraschend schreiben diese vielen Erzählstränge selbst ein Programm – If Then GoTo –, das uns die Chancen und Möglichkeiten der Rechentechnik der Gegenwart erleben lässt und unerwartete Ergebnisse ausspuckt: Science Fiction eben, was sonst.
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Bei Seite 160 hätte ich den Roman beinahe abgebrochen, zu chaotisch erschienen mir Textsorten und Handlungsstränge in das Buch geworfen, doch irgendwie wollte ich nicht kleinbeigeben und es hat sich gelohnt.
Klar, es ist keine einfache Lektüre, viel Mathe, Philosophie, jede Menge ML – aber eben auch tolle Figuren, eine coole SF-Story, großartige Szenen und wirklich sehr viel zum drüber grübeln, nicht nur, wie alles jetzt zusammenhängt und wer mit wem.
Meine Rezi ist nicht spoilerfrei, aber das ist bei so einem Text recht schwer, etwas zu Handlungssträngen oder Figuren zu sagen, wenn kaum etwas in der chronologischen oder topografischen Reihenfolge erzählt wird.
Da der Roman in keiner Nominierungsliste auftauchte (oder?) werden es wohl nicht viele gelesen haben, aber vielleicht gibt’s ja doch Äußerungen.