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Lesezirkel: "In andere Welten" [Anthologie]


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432 Antworten in diesem Thema

#61 Helge

Helge

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Geschrieben 01 Dezember 2023 - 19:12

Heute ist das Paket bei mir angekommen und ich habe gleich mal die erste Story gelesen.

 

Das Ende des Suchraums von Sarah Mann

Es geht in der Story letztendlich um Roboter und andere künstliche Wesen, die der Mensch sich als Diener erschafft - und Probleme, die dadurch entstehen. Nicht ganz neu, aber immerhin in eine originelle Handlungsidee eingebaut, die aber leider nicht gut erzählt wird. Es wird viel erklärt und erläutert, aber zu sehen und mitzuerleben gibt es für den Leser eher wenig. Man merkt aber, dass die Autorin Spaß daran hat, mit Ideen zu spielen und den Leser dabei doch ein wenig mitzuziehen. Am Anfang beginnt die Story in einem schönen poetischen Stil, der dann aber in nicht mehr ganz ernstzunehmenden Sprachbombast abgleitet und schließlich komplett verschwindet. Ein paar Logikschnitzer sind mir auch aufgefallen:

Die Androiden haben am Anfang der Story Protonen-, später dann aber Positronenhirne. Und in einer Raumstation, die so ganz und gar nicht für Menschen oder auch nur Menschenähnliche gedacht ist, gibt es zwar nicht einmal Beleuchtung, aber man läuft durch zwei Opernsäle.

Alles in allem: Gutes Mittelmaß.


Bearbeitet von Helge, 01 Dezember 2023 - 19:16.


#62 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 01 Dezember 2023 - 23:00

Ich warte immer noch darauf, ob das jetzt der siebte Fall wird, bei dem man mir wieder als Einzigen kein Belegexemplar geschickt hat. Der Nachname, man hat mir irgendwann gesagt; es wäre der Nachname  :bighlaugh:


Bearbeitet von Maxmilian Wust, 01 Dezember 2023 - 23:04.

"Part Five: Boobytrap the stalemate button!"


#63 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 07:24

ich bin gerade in Neuseeland in den Flitterwochen, aber falls jemand bis Dienstag sein Belegexemplar noch nicht hat, schickt mir bitte eine PN, dann kümmere ich mich darum :-)


Der Kopf ist rund, damit Gedanken ihre Richtung ändern können ;-)

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#64 Christian Hornstein

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 07:54

So, ich bin jetzt ebenfalls da, auch wenn das gute Buch hier noch nicht angekommen ist. Bis Dienstag ist ja noch Zeit und es hebt die Vorfreude. ;)

 

Ich wünsche Dir schöne Flitterwochen in Neuseeland, Joshua. Tolle Location für einen Honeymoon!


Bearbeitet von Christian Hornstein, 02 Dezember 2023 - 07:55.


#65 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 08:34

Nachtrag zu Das Geheimnis der Quelle:

 

Sprachlich haben mir z. B. folgende Ausdrücke bzw. Sätze gefallen:

 

"Ich schaute auf das kreisrunde Nass, wie mit unverdünnter Farbe gemischt, ein Teil grün, ein Teil weiß und vier Teile blau."

 

"aufgeregte Luftblasen"

 

"lockende Lichtsprenkel"

 

"die Kuppen seiner Pianistenfinger"

 

"bunte Versprechen"

 

"als hätte er die Kontrolle über seine Lippen verloren"


Bearbeitet von J. A. Hagen, 02 Dezember 2023 - 08:55.

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#66 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 08:44

Ja, Joachim, das sind schöne Perlen, die ich teilweise auch markiert hatte. Die Autorin sagt mir auch was, ich müsste aber nachschlagen, was ich mal von ihr gelesen habe.


Nachtrag: Habe zwei Storys von ihr aus 2021 gefunden, aber aus Staubkornfee trifft Ich-Maschine, die Storys darin sind alle sehr kurz. Sofern sie also nicht im Zwielicht war (Horror statt SF), erinnere ich mich an keine Story.

2022 und 2023 hatte sie keine anderen SF Storys von denen ich weiß und vor 2021 habe ich das nicht notiert.


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#67 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 08:54

Jol Rosenberg: Familienhilfe

 

Die Geschichte lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Licht und Schatten liegen nah beieinander, wobei die Lichtseite überwiegt. Trotzdem fehlt mit das gewissen Etwas. Für mich fügen sich die Szenen nicht zu einem harmonischen Ganzen zu, und beim Ende habe ich gedacht: "Hä? Das war’s jetzt?"

 

Mir fehlt ein Spannungsbogen, den ich als solchen bezeichnen kann. Aus meiner Sicht macht Jol vieles richtig, doch am Ende bleibt für mich eine Lücke.

 

Ich fange mit dem Postiven an:

 

Meine erste Familie bekam mich an einem Donnerstag im Mai.

 

Der erste Satz wirft bei mir so viele Fragen auf, dass ich weiterlesen will. Wieso "erste Familie"? Warum "bekommt" sie den Ich-Erzähler? Man bekommt Sachen.

 

Es roch nach Staub und Kohl.

 

Nicht nur visuelle Eindrücke. Mein erster Gedanke: Unterschicht.

 

 

Es roch nach Mensch, jene Mischung aus Schweißdrüsensekret, Stinkefüßen und Verdauungsgasen, die Säugetieren wohl zueigen ist.

 

Soweit zur "Krone der Schöpfung." Nehme ich subtile Ironie wahr?

 

 

Das Kind auf ihrem Arm musste Makara sein, ebenfalls sie, obwohl sie sich höchstwahrscheinlich noch nicht dazu geäußert hatte. Menschen brauchen lange für sowas.

 

Leiser Humor?

 

 

Es geht aber auch handfester:

 

Das Motiv zeigte einen zerschmetterten Wald, über den jemand gekotzt hatte.

 

Vermutlich moderne Kunst.

 

 

… fragte er, wobei er die Worte kaute und ausspuckte.

 

Das finde ich griffig formuliert.

 

 

Mir hat die Szene gefallen, in der Jonas mit G3Es Unterhose malt. Das erschien mir ich originell.

 

 

Ich sende jetzt den Post ab und mache in einem anderen weiter.


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#68 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 09:14

Jol Rosenberg: Familienhilfe (Forts.)

 

G3E ist eine biologisch-mechanische Einheit, die ich im folgenden als "Android" bezeichne. "Der Android", obwohl G3E geschlechtslos ist. G3 steht v.ermutlich für "Generation 3".

 

G3E hat früher in einem Bergwerk gearbeitet und ist zum Sozialhelfer umgeschult worden, weil seine Einheiten durch G4-Modelle ersetzt werden. G3E hat Empathie. Warum? Für Bergbau braucht man das nicht.
G3E ist daran gewöhnt, dass man ihm (Dativ von es) genau sagt, was es tun soll, und findet sich in einer Lage wieder, mit der es keine Erfahrung hat. Obendrein fürchtet G3E, demontiert zu werden, falls es der Aufgabe nicht gerecht wird. Ich hätte mir gewünscht, das diese Info früher gekommen wäre: dass es um seine Existenz bangt.

 

Die Geschichte bezieht ihre Reiz aus der Gegenüberstellung von Nichtmensch und Mensch. G3E ist sichtlich überfordert.

 

Leider hat die Erzählung zu viele menschliche Charaktere, sodass sie blass bleiben. Mir gibt es zu viele Kinder, die kaum Profil bekommen.
Aus meiner Sicht wäre es besser gewesen, sich auf zwei Kinder zu beschränken.

Finn hat offensichtlich psychische Probleme, aber nach der Szene auf dem Schulhof endet sein Handlungsstrang. Leider. Der Schulhofrüpel ist ein Klischee, aber da drücke ich beide Augen zu, weil die Szene durch G3Es Verhalten aufgelockert wird.

 

Die ganze Geschichte kommt mir wie ein Vorspiel zu einer längeren Erzählung vor und wirkt auf mich episodisch. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass G3E zur Höchstform aufläuft, um seine Existenz zu sichern.

 

Nachdem alle Menschen blass bleiben, ist G3E der menschlichste Charakter mit seinen Unsicherheiten und Sorgen.

Die Geschichte ist feinfühlig erzählt, entwickelt für mich aber keinen übergreifenden Spannungsbogen und bleibt in meinen Augen daher unter ihren Möglichkeiten.

 

Vielleicht hätte es geholfen, den Fokus auf G3E und Finn zu legen.

 

Normalerweise schreibe ich nicht so viel zu Geschichten, die mich nicht abholen, aber diese hier hat es verdient, weil für mich viel richtig gemacht wurde.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 02 Dezember 2023 - 09:15.

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#69 Jol Rosenberg

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 09:52

Wow, danke. Damit kann ich ganz viel anfangen. Ich könnte jetzt erklären, warum ich das so gemacht habe, aber das lass ich mal lieber. Falls es dich interessiert, schick mir eine PN.

 

Ich habe mit der ersten Geschichte angefangen:

 

Das Ende des Suchraums von Sarah Mann

 

Sprachlich mochte ich das zunächst, die Beschreibungen haben was Lyrisches. Dann wurden sie mir aber schnell zu viel und es häuften sich die Logikfehler. Wieso ist da nur dieses eine Schiff? Wieso riskieren so viele Leute ihr Leben, wenn es doch Androiden gibt? Wieso einen Androiden so unsympathisch machen, dass niemand mit ihm zusammenarbeiten will? Und wieso eine reine Männerwelt? Irgendwann nervten mich das Übermaß an Beschreibungen, die zähe Handlung und die gestelzten Dialoge so sehr, dass ich abgebrochen habe. Das kam für mich nicht aus dem Quark.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#70 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 10:11

Christian Hornstein: Der sensible Planet
 
Ich deute das Ende der Geschichte so:
 

Spoiler

 

Für mich endet die Geschichte jedoch zu abrupt. Ein Ausklang oder weiterer Ausblick wäre mir lieber gewesen.

 

Ich nehme an, dass Christian die Stahlgesichter am Anfang so knallhart handeln lässt, damit das Ende der Geschichte im Kontrast dazu steht.

 

Informationsbrocken wie "Stahlgesichter" oder die "Ruinen von Köln" werden in die Erzählung geworfen. Weitere Erklärungen gibt es nicht, aber das ist auch nicht nötig: Die Atmosphäre ist da.

 

Geschichten, in denen die Hauptfigur nur berichtet, können schnell in die Hose gehen. Ich hab auch schon so geschrieben, aber Christian kriegt das deutlich besser hin – und hat die originellere Idee.

 

Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass die Erkundung des Planeten szenisch geschildert wird. Herausforderungen inklusive.

 

Hat die Geschichte den sense of wonder? Allemal.

 

 

Zwischenfazit: Die Anthologie macht bislang einen soliden Eindruck.


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#71 Helge

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 12:24

Nun habe ich die nächsten zwei Stories gelesen (ja, ich lese wirklich der Reihe nach vor vorn nach hinten^^).

 

Das Geheimnis der Quelle von Sabine Frambach

Die Story hat mich schon deshalb angesprochen, weil ich mir den Blautopf vor einigen Jahren selbst angeschaut habe. Von oben gesehen hat er eigentlich nicht viel zu bieten und ist eher enttäuschend, für Taucher aber sicher der Wahnsinn.

Die schon genanntenLogikfehler bezüglich des Tauchens sind mir nicht aufgefallen; ich bin kein Taucher und habe davon viel zu wenig Ahnung. Sprachlich-stilistisch gefiel mir die Story gut (die Ich-Perspektive mag ich ohnehin), es wird recht gut Spannung aufgebaut, allerdings fand ich das Ende enttäuschend. Wirklich so platt, so simpel, so abgeschmackt? Oder ist es als ein offenes Ende zu verstehen, mit einem vielleicht tatsächlichen psychischen Knacks der Erzählerin? Wäre es dann überhaupt noch SF? Ach ja, doch, wegen der Kamera.

Eine eigentlich fast gute Geschichte.

 

Das Objekt von Jonathan J. Anders

Viel Action, Militär, Space und Technobabbel, weit überlegene Aliens und eine doofe böse Menschheit - ich hatte den Eindruck, die Story in allen möglichen Varianten schon hundert Mal gelesen zu haben. Nicht wirklich schlecht, aber bestenfalls mittelmäßig.


Bearbeitet von Helge, 02 Dezember 2023 - 12:25.


#72 Maxmilian Wust

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Geschrieben 02 Dezember 2023 - 14:28

ich bin gerade in Neuseeland in den Flitterwochen, aber falls jemand bis Dienstag sein Belegexemplar noch nicht hat, schickt mir bitte eine PN, dann kümmere ich mich darum :-)

Hey, meine Glückwünsche!


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#73 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 15:02

Jonathan J. Anders: Das Objekt

 

Über mehrere Dinge musste ich grinsen.

 

1. Hat der Autor vorher die Herausgeber recherchiert? Ich würde nicht unbedingt als Titel etwas wählen, was ebenfalls der Titel eines der Romane von Joshua Tree ist. :-)

2. USA gegen China. Really, again? Ich habe allmählich mal Lust, etwas anderes zu lesen, meinethalben auch erstmal eine Story aus Sicht von China, die sich so etwas denken wie "Ach, wieder die doofen Amis". Das ist mir zu viel Klischee-Alarm.

 

Es gibt ein paar zu viele Phrasen und Mainstream-Formulierungen, um es wirklich genießen zu können (Beispiel: "Harrison explodierte förmlich"), ist sonst aber flüssig geschrieben und lässt sich ohne zu stolpern sehr gut lesen.

 

Natürlich ist es nicht mein persönlicher SF-Geschmack, so etwas habe ich viel, viel zu oft in Film und Fernsehen gesehen und in geschriebener Variante bietet mir ein Szenario a la:

 

Unbekanntes Objekt - Vielleicht Aliens - Prämisse: "Im Grunde brauchen wir gar keine Alieninvasion, wir schaffen es auch ganz allein, uns auszulöschen"

 

Das kommt für mich dann zwanzig Jahre zu spät. 

 

Es gibt ein paar wenige Konfliktmomente, die mir zugesagt haben (z. B., als sie überlegen, ob sie es wagen können, Eileen zu retten), aber alles andere ist sehr starkes "Déjà-Lu". Muss nicht sein, brauche ich nicht. Immerhin habe ich es zu Ende gelesen, hatte mir überlegt, dass ich etwas nicht abbreche, nur weil das Thema nicht meins ist. 

Es hat allerdings locker bis zur Hälfte der Story gedauert, bis mir wenigstens Harrison etwas näher gekommen ist. Die Figuren sind allzu blass, es ist eben zu typisch die klassische SF, wegen der ich nicht hier bin. Gut, den Punkt habe ich jetzt etwas überstrapaziert, sorry.

 

However - ich muss sagen, dass Timing ist sehr gut, der Autor hat seinen Plot gut im Griff, er verliert die Spannung auch nicht, die Story hat genau die richtige Länge, auch der Schluss sitzt. Trotz allem, wie ich vermutlich klinge, hätte ich (je nach Scope) die Story wohl auch gedruckt, wenn ich auch versucht hätte, dem Autor ein paar Phrasen auszureden.

 

Mindestens solide.

 

Hey, cool, als nächstes kommt der Hagen, da kann ich die Story ja gleich in Bezug setzen zu dem, was ich sonst von ihm so kenne *händereib*


Das Objekt von Jonathan J. Anders

Viel Action, Militär, Space und Technobabbel, weit überlegene Aliens und eine doofe böse Menschheit - ich hatte den Eindruck, die Story in allen möglichen Varianten schon hundert Mal gelesen zu haben. Nicht wirklich schlecht, aber bestenfalls mittelmäßig.

 

Ah, ich sehe, du hast einen ähnlichen Eindruck, ich habe nur mehr Worte benutzt :-)


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#74 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 16:03

J. A. Hagen: Der Bjakuda

 

Kurze (Lesezeit unter zehn Minuten) Pointengeschichte, bei der zwei, drei Vorbilder durchscheinen, die aber genügend eigenes hat. Das Timing ist perfekt, die Dauer passt, die Neugier fällt nie. Der erste Satz ist auch klasse ("Alec Royce parkte den Wagen im Halteverbot ...").

 

Es gibt für mich nur ein ernstzunehmendes Problem, aber dafür muss ich spoilern.

 

Spoiler

 

 

Leute, das muss mal gesagt werden: Die meisten haben doch Schwestern, Töchter, oder zumindest Mütter. Wollt ihr Frauen wirklich so behandelt sehen?

 

Ich lese es in der SF-Szene zu oft. In den letzten NOVA-Ausgaben wurde das auch bemängelt. Die letzte NOVA habe ich nicht mal mehr rezensiert (oder mich massiv im Lesezirkel geäußert), weil ich zu zu vielen Storys hätte schweigen müssen, da ich zu viel von ähnlichem entdeckt habe. 

 

Sowas will ich in dieser Szene nicht mehr unreflektiert lesen. Bin ich da allein? Oh, bitte, lasst mich nicht alleine sein!

 

Wie ich Joachim kenne, ist das sicherlich versehentlich geschehen, und wie soll man das auch verhindern, wenn so viel Literatur um uns herum immer noch solche Tropen bedient?


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#75 Helge

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 18:28

Yvonne, ich hatte das ganz und gar nicht so verstanden, dass die beiden als positive Gestalten dargestellt werden sollten, nur weil die Story aus Sicht der Halunken erzählt ist. Ich empfand Der Bjakuda bis dahin als die beste Story, weil sie einfach rund war, eine Überraschung bot und nicht mehr versprach als sie halten konnte. Ihre eigentliche Pointe gewinnt die Story ja aus dem Gleichnis zur Realität, weil es solche Bjakudas eben nicht nur unter Aliens gibt, und zwar unabhängig vom Geschlecht.



#76 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 18:43

Yvonne, ich hatte das ganz und gar nicht so verstanden, dass die beiden als positive Gestalten dargestellt werden sollten, nur weil die Story aus Sicht der Halunken erzählt ist. Ich empfand Der Bjakuda bis dahin als die beste Story, weil sie einfach rund war, eine Überraschung bot und nicht mehr versprach als sie halten konnte. Ihre eigentliche Pointe gewinnt die Story ja aus dem Gleichnis zur Realität, weil es solche Bjakudas eben nicht nur unter Aliens gibt, und zwar unabhängig vom Geschlecht.

 

So war es garantiert auch gemeint, so ist es nur nicht bei mir angekommen.

 

Ich möchte auch gar nicht speziell Joachims Story ins Visier nehmen, ich lese solche Tropen nur einfach zu oft in deutschsprachiger SF.

 

 

 

Die nächste Story ist von dir, wenn ich deine Email-Adresse richtig interpretiere? Lese ich hoffentlich heute Abend, ich glaube, von dir habe ich noch nichts gelesen. *grübel

Keine Kurzgeschichten seit 2021? Oder habe ich was verschlafen oder vergessen?


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#77 Narrania

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 22:02

Ich habe das Taschenbuch bestellt, aber irgendwas ist schief gelaufen, habe noch mal neu bestellt.



#78 ChristophGrimm

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Geschrieben 03 Dezember 2023 - 23:00

Heute ist das Paket bei mir angekommen und ich habe gleich mal die erste Story gelesen.

 

Das Ende des Suchraums von Sarah Mann

Es geht in der Story letztendlich um Roboter und andere künstliche Wesen, die der Mensch sich als Diener erschafft - und Probleme, die dadurch entstehen. Nicht ganz neu, aber immerhin in eine originelle Handlungsidee eingebaut, die aber leider nicht gut erzählt wird. Es wird viel erklärt und erläutert, aber zu sehen und mitzuerleben gibt es für den Leser eher wenig. Man merkt aber, dass die Autorin Spaß daran hat, mit Ideen zu spielen und den Leser dabei doch ein wenig mitzuziehen. Am Anfang beginnt die Story in einem schönen poetischen Stil, der dann aber in nicht mehr ganz ernstzunehmenden Sprachbombast abgleitet und schließlich komplett verschwindet. Ein paar Logikschnitzer sind mir auch aufgefallen:

Die Androiden haben am Anfang der Story Protonen-, später dann aber Positronenhirne. Und in einer Raumstation, die so ganz und gar nicht für Menschen oder auch nur Menschenähnliche gedacht ist, gibt es zwar nicht einmal Beleuchtung, aber man läuft durch zwei Opernsäle.

Alles in allem: Gutes Mittelmaß.

 

So wie ich es gelesen habe, sollten bei den Räumen/Hallen durch den Vergleich doch nur die Größe aufgezeigt werden (eben, weil sie für entsprechend große Transportmaschinen konstruiert wurden).

 

Eigentlich habe ich Helges Meinung nicht wirklich etwas hinzuzufügen. Außer, dass die Geschichte um 5 bis 10 Seiten (oder so)  hätte gekürzt werden können. Zuviel Weltenbau-Geschwafel und Erkläreritis. Solide konstruiert, aber wenig Neues. Zeitweise erinnerte es mich an eine Data-zentrierte "Star Trek" Episode. Der für mich interessanten Differenzierung von Artificials, Androiden und KIs wurde leider wenig Platz eingeräumt.  


Bearbeitet von ChristophGrimm, 03 Dezember 2023 - 23:01.

„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de

Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de


#79 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 06:55

Helge Lange: Der Reiter

 

Hier werde ich wieder ins Schwärmen geraten, wie bei der zweiten Geschichte, nur mag ich diese Geschichte aus komplett anderen Gründen. Zwei dicke Dinger vorab:

  • Der Schluss hat mich emotional berührt.
  • Die Figuren sind klasse! Vor allem das Pferd Vollmond, aber auch der Reiter Yeldak. 

Auf Seite 2 bin ich schon Fan, an dieser Stelle:

 

"Was ist?", fragte der Reiter.

"Eine Klapperschlange", antwortete das Pferd.

 

Dann berät das Pferd ihn noch fachmännisch, denn er kennt sich nicht auf der Erde aus (stammt vom Mars), aber das Pferd weiß Bescheid! Das ist auch nicht so klamaukig, wie man meinen möchte, keineswegs! Die Story hat eine gewisse Heiterkeit und definitiv Humor, schafft es aber trotzdem, eine bedeutsame Story zu erzählen. Das kriegt in dieser Szene nicht oft jemand hin, wenn ich das mal offen so sagen darf. Wir sollten einfach noch ganz viel Werbung für die Anthologie machen!

 

Zwischenzeitlich habe ich überlegt, ob der Titel der Story eigentlich gerecht wird, aber am Ende fand ich: Ja. Es klingt zwar erstmal allgemein, passt aber sehr gut. Ein Titel wie "Pferde essen keinen Gurkensalat" hätte vermutlich falsche Erwartungen geweckt und dann wäre die Überraschung nicht so groß gewesen, wenn das Pferd plötzlich spricht.

 

Schön ist auch, wie wenig der Reiter sich auf der Erde auskennt, sich immer wieder Fragen dazu oder Überlegungen (an)stellt ("Vielleicht hatten Pferde auch schon immer sprechen können."). (Erklärung: Auf dem Mars gibt es keine Pferde.)

Der Stil ist flüssig, die Beschreibungen eher in der Nähe von voll geil. Auf den ersten Seiten wird die Action manchmal durch Erläuterungen unterbrochen, aber höchstens für drei Sätze, später ist mir das gar nicht mehr aufgefallen.

 

Das Pferd namens Vollmond (ist nicht Perspektivfigur) wird nur durch Dialog und Action charakterisiert, beim Reiter erfahren wir noch einiges über seine Vergangenheit. So werden beide Figuren sehr echt. Keineswegs das, was in 80% der Kurzgeschichten in unserer Szene so von A nach B geschoben wird. 

 

Die Story kommt mehr und mehr in Fahrt, das Ende und worum es geht wird gut genug angedeutet, beide Welten (Erde und Mars) werden ausreichend gut gezeigt (in Gedanken über früher oder im Jetzt), so dass ich mir ein Bild machen kann. Weltenbau vom Feinsten! Leicht schräg sind einige Szenen schon (Yeldaks Ankunft auf der Erde gehört dazu, aber er nimmt es so hin), aber sie werden nie unglaubwürdig. Auch, warum Yeldak so gut reiten kann, obwohl es auf dem Mars keine Pferde gibt, wird im Dialog deutlich. Nice!

 

 

Dann leistet die Story in einem Subplot etwas, das ich extrem selten in deutschsprachiger SF lese - es gibt eine sehr subtile, anti-rassistische oder mindestens anti-speziezistische Farbe, die seitens Yeldak sehr schön gelebt wird. (Ja, mir ist klar, es gibt solche Tropen bei uns, aber meistens sind sie doch sehr plakativ oder gehen irgendwie daneben). Das ist fast schon auf Expanse-Niveau, weil es sehr verfremdet geschieht und auf die in diesen Welten lebenden unterschiedlichen Menschen angepasst ist, und irgendwie auch noch das Pferd gedanklich mitnimmt. Und das, obwohl Yeldak sich selbst reflektiert und merkt, dass er nicht immer frei von Vorurteilen gewesen ist, nicht immer alle als Menschen angesehen hat. Er macht also während seiner Reise auf dem Pferd eine Entwicklung durch, überdenkt seine Glaubenssätze.

 

Mir hat die Story und das Ende außergewöhnlich gut gefallen und ich werde sie in wenigen Wochen noch mal lesen und überlegen, ob sie auf meine Nominierungsliste gehört.


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#80 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 07:06

Christian Hornstein: Der sensible Planet

 

Uff, was ist das? Ich frage mich, worum es hier eigentlich geht. Am Ende bekomme ich eine leise Ahnung, kann es aber nicht greifen. Ich muss mal eure Rezensionen dazu abwarten, vielleicht geht hier etwas ganz gewaltig über meinen Kopf. Zwischendurch habe ich mich gefühlt, als würde ich in einer Vorlesung über ein Fach sitzen, dass ich nicht kenne (von dem ich nie auch nur gehört habe!). 

 

Der Anfang ist stilistisch für meinen Geschmack ungeschickt:

"Als sie kamen, kochte ich gerade Wasser ab für meine Mutter. Sie lang mit Dengue-Fieber bewusstlos auf ihrer Matte. Mein Vater hatte uns schon vor vielen Jahren zur Nordseebuch hin verlassen."

Aber immerhin gibt es da noch eine sprechende Ich-Person und eine Szene, die ich mir vorstellen kann.

 

Später erfahre ich eine ganze Menge über die Erde, das ist dann extrem wenig szenisch und meine Aufmerksamkeit möchte woandershin. 

 

Mein Fazit: Ich bin unsicher, ob das eine Story ist, die Figuren bleiben blass, das Ende deutet an, dass mir möglicherweise etwas entgangen ist.

 

Bin gespannt, was ihr so schreibt.

 

**

 

Ich habe heute Morgen mit Babel-17 angefangen und so gut, wie mir das gefällt, lese ich vermutlich jetzt nur so ein, zwei Storys hieraus pro Tag. Aber es kommen ja auch noch Lesende nach.


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#81 Jol Rosenberg

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:08

Babel-17 liegt hier auch schon. Aber ich will erst den Haupt zuende lesen, bevor ich mich in die Anthologie stürze.


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#82 J. A. Hagen

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:44

Spoiler

 

Nein, das habe ich nicht beabsichtigt. Eine Inspiration hat geliefert, dass

Spoiler

 

Ich habe damit gerechnet, dass die Geschichte polarisiert. Allerdings wollte ich keinen moralischen Zeigefinger heben, weil ich der Ansicht war, dass die Leserschaft aus Erwachsenen besteht, die das Geschehen einordnen können. Daher ist die Sprache auch teilweise absichtlich rüde bzw. herablassend, z. B. der Ausdruck "Schätzchen".

 

Ja, ich verstehe es, falls Leser, Leserinnen oder Leserx so etwas nicht mehr lesen wollen. Leider gibt es die Kombination

Spoiler

und daher darf ich auch darüber schreiben. Ich muss aber keine Gewohnheit daraus machen.

 

Ich hatte ursprünglich vor, einen Nachsatz zu verfassen,

Spoiler

aber das ist mir wie Weichspülen vorgekommen. Daher habe ich ihn weggelassen.

 

Sowas will ich in dieser Szene nicht mehr unreflektiert lesen.

 

Ich nehme Deine entsprechenden Kommentare ernst und bin für Vorschläge offen.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 04 Dezember 2023 - 09:50.

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#83 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:47

Klar, akzeptiere ich. Es ist auch eher mein Problem, dass sich das so häuft. Ansonsten, rein vom Timing her und wie es geschrieben ist usw. ist es vermutlich deine bisher beste Geschichte (von denen, die ich kenne, aber das sind sicher locker schon ein halbes Dutzend). 


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#84 Jol Rosenberg

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:49

Ich hab ja den Text noch nicht gelesen. Aber das Thema liegt mir am Herzen. Ich finde unbedingt, dass mensch darüber schreiben sollte und darf. Nur ist die Frage, wie darüber geschrieben werden kann, ohne den Status Quo (der nunmal eine Menge Gewalt gegen Frauen und andere diskriminierte Geschlechter beinhaltet) zu bestätigen.


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#85 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:53

Wie ich oben nachträglich eingefügt habe, bin ich für Vorschläge und konstruktive Kritik offen.

 

Vielleicht hat es Sinn, einen gesonderten Beitragsfaden zu eröffnen und Negativ- sowie Positivbeispiel zu sammeln.


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#86 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 09:54

Wie ich oben nachträglich eingefügt habe, bin ich für Vorschläge und konstruktive Kritik offen.

 

Vielleicht hat es Sinn, einen gesonderten Beitragsfaden zu eröffnen und Negativ- sowie Positivbeispiel zu sammeln.

 

Habe ich auch schon überlegt. Ich würde das aber gern erst mal sacken lassen, vielleicht 2024. Gerade ist überall so viel los


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#87 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 12:46

Moritz Boltz: Die Anspruchsvollen

 

Eine Kurzgeschichte unter 15 Minuten ist in der Mittagspause drin.

 

Oh Mann. Diese Dialoge. Das ist aber fast sicher Absicht.

 

"Denkst du an mich oder an das Plakat in deinem alten Zimmer, das glänzt, wie ein Spiegel fast?"

 

Hier gibt es Eva und ihren Vater (später: Evas Sohn). Einige Szenen sind reine Dialoge ohne irgendwelchen Speck dazwischen, was ich hier anstrengend zu lesen finde. Aber zum Glück nicht alles. Das Verhältnis zwischen Eva und ihrem Vater ist angenehm komplex, ich frage mich nur, ob es dem Thema "schwieriger Elternteil" massiv etwas Neues hinzufügt. Muss es aber vielleicht auch nicht.

Nichtsdestotrotz gab es gute Stellen.

"Plötzlich erkennt sie in seinem Gesicht Härte und Unnachgiebigkeit, einen Ausdruck, den sie schon seit Kindertagen fürchtet."

 

Der Nebenplot mit der Mutter war gruselig, das Behandeln eines Kindes, das gerade blutet (ui), das war schon krass. Und dann Sätze wie diese

"Aber vielleicht kommst du auch nach deiner Mutter. Das würde zumindest die Mittelmäßigkeit erklären."

"Da brauchst du gar nicht weinen, heulen kann jeder."

 

Es geht also letztendlich um Gewalt gegen ein Kind, wenn auch nicht um körperliche Gewalt und beim Lesen ist klar, wie der Text dazu Stellung bezieht. Es wird aber auch gezeigt (durch den Schluss), dass die Gefühle Evas komplex sind. Man kann Liebe nicht einfach ausschalten. Aber Wut, Wut ist erlaubt. 

 

 

Sehr abwechslungsreiche Anthologie bisher, einen Text dieser Geschmacksrichtung war bisher noch nicht und ich finde den Fokus auf die menschliche Komponente hier sehr gut, trotz der von mir angemerkten Einschränkungen.


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#88 Helge

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 17:12


Dann leistet die Story in einem Subplot etwas, das ich extrem selten in deutschsprachiger SF lese - es gibt eine sehr subtile, anti-rassistische oder mindestens anti-speziezistische Farbe, die seitens Yeldak sehr schön gelebt wird. (Ja, mir ist klar, es gibt solche Tropen bei uns, aber meistens sind sie doch sehr plakativ oder gehen irgendwie daneben). Das ist fast schon auf Expanse-Niveau, weil es sehr verfremdet geschieht und auf die in diesen Welten lebenden unterschiedlichen Menschen angepasst ist, und irgendwie auch noch das Pferd gedanklich mitnimmt. Und das, obwohl Yeldak sich selbst reflektiert und merkt, dass er nicht immer frei von Vorurteilen gewesen ist, nicht immer alle als Menschen angesehen hat. Er macht also während seiner Reise auf dem Pferd eine Entwicklung durch, überdenkt seine Glaubenssätze.

 

Echt, so etwas habe ich geschrieben? Da wäre ich nicht drauf gekommen - aber spätestens seit Umberto Eco wissen wir ja, dass Autoren auch schon mal Dinge schreiben, von denen sie gar nichts wissen. Danke jedenfalls für Deine gute Meinung von der Story - freut mich, dass sie Dir gefällt! :)

 

Und nun zu den nächsten Stories:

 

Ein sensibler Planet von Christian Hornstein. Ein ultradüsterer Anfang, aus dem dann doch noch eine Art Happy End wird. Dass Menschen und Aliens eine Art Symbiose eingehen, ist eine eigentlich noch gar nicht so abgenutzte Idee, aber leider macht die Story nichts daraus. Es ist dann eben so und das ist schön. Ende. Bei der Erzählweise in der Art eines Tagebucheintrags o.ä. kommt auch überhaupt keine Spannung auf, obwohl die Situation am Ende durchaus sogar für etwas Sense-of-Wonder gut gewesen wäre. Schade - leider nur mittelmäßig.

 

Die Anspruchsvollen von Moritz Boltz

Eine Story mit einer überraschenden Wende, die sich mit einigen ethischen Fragen befasst: Wieviel Rücksicht muss man eigentlich auf jemanden nehmen, der sie nicht verdient hat, weil man das doch nicht anders machen kann und der bessere Mensch ist usw.? Tut man jemandem wirklich etwas Gutes, indem man ihn in einer Täuschung leben lässt, noch dazu einer, die seine ohnehin schon schlechten Charaktereigenschaften noch bestärkt? Aus Episoden, Dialogen und Erinnerungen wird hier eine richtig gute Story aufgebaut, die aus eigentlich wenig viel macht.



#89 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 19:17

Echt, so etwas habe ich geschrieben? Da wäre ich nicht drauf gekommen - aber spätestens seit Umberto Eco wissen wir ja, dass Autoren auch schon mal Dinge schreiben, von denen sie gar nichts wissen. Danke jedenfalls für Deine gute Meinung von der Story - freut mich, dass sie Dir gefällt! :)

 

 

 

Vielleicht ist das die Lösung, am subtilsten ist es, wenn die schreibende Person es nicht mal selbst merkt :-)


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#90 Moritz

Moritz

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Geschrieben 04 Dezember 2023 - 20:50

Danke Yvonne und Helge.

 

Ich starte heute Abend mit der Anthologie. Haptik ist schon mal klasse.




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