Geschrieben 05 September 2004 - 18:15
Ich finde nicht, dass die Gewaltszenen die Stimmung des Romans stören. Als ich seinerzeit das englische Buch bewertet habe, habe ich durchaus darauf hingewiesen, dass die mitunter zynisch anmutende Gewaltdarstellung vor allem in Deutschland ganz gewiss die Aufmerksamkeit evtentueller Kritiker finden wird. Aber trotzdem kann ich dazu nur wiederholen, was ich auch da schon fand:"Die Darstellung der Gewalt ist nicht unbedingt drastischer als bei anderen Vertretern des Genres (s. Asher: Der Drache von Samarkand), aber die Inszenierung lenkt sie mitunter mehr in den Fokus der Betrachtung."Die Gewaltdarstellung kann letztlich die Atmosphäre nicht stören, weil sie sich immer folgerichtig aus dem Kontext ergibt und meiner Meinung nach für die Geschichte und gerade für die Atmosphäre auch nötig ist. Es trägt für mich auch zum Reiz des Buches bei, dass der Autor hier eben nicht geschönt hat - denn eine Beschönigung wäre es gewesen (und ist es auch in vergleichbaren Büchern), würde man in dieser Hinsicht Abstriche machen. Das dient der Political Correctness, aber PC ist natürlich der Tod der Kunst - denn es sind ja immer die Kanten, die Haken und die Dornen, die beim Leser hängen bleiben.Nun, gerade weil die Wirkung der Gewaltszenen mehr auf die Inszenierung als tatsächlich auf das Geschehen zurückzuführen ist, wäre es leicht gewesen, da abzumildern. Dann hätte man vielleicht den ein oder anderen potenziellen Leser nicht verschreckt. Aber ich glaube doch, das Buch wäre seichter geworden, "lauer".
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)