Uwe schreibt so ziemlich das, was ich auch sagen würde: Ich hatte den Text wegen mangelnder Qualität bereits aussortiert. Dann bin ich auf einen Kurzurlaub gefahren und gen Usedom geradelt, krank geworden, die Bahn nahm mich dank Brand mit dem Rad nicht mit (SEV) und ich musste doch nach Hause radeln und dann hing ich hier völlig krank mit dem Future Fiction Magazin auf der Couch. Und dieses hat ja in der aktuellen Ausgabe einen Artikel zu KI. Und da, endlich, klingelte es dann. Ich nahm den Plot, wie ich ihn erinnerte, gab ihn in meinem Grippedusel bei ChatGPT ein ... und fing meine runterfallende Kinnlade auf. Eben weil ich den Text wiedererkannte. Es war der letzte, den ich vor dem Kurzurlaub gelesen hatte. Der Prompt war eine leichte Abwandlung von in meinem Ausschreibungstext gegebenen Beispielen.
Im Ausschreibungstext stand übrigens:
Das hat aber offenbar zumindest diese Person nicht davon abgehalten, ChatGPT einen Text verfassen zu lassen und diesen unverändert einzusenden. Mir fiel dann auf, dass es mehrere dieser Texte gab, wie ich sie in meinem SoMe-Post beschrieben habe:
Es gibt einige Texte unter den eingesendeten, die sprachlich glatt und gut lesbar sind, die aber wirken, als habe jemand meine Ideen-Prompts einfach ausformuliert. Die Texte haben irgendwie blasse Protas und wirken seltsam uninspiriert, sie sind weder spannend noch berührend, obwohl das Handwerk stimmt und sie sind an entscheidenden Stellen seltsam vage. Ich fragte mich beim Lesen, wer so etwas schreibt.
Von diesen nehme ich an, dass sie ganz oder teilweise KI-generiert sind. Ich sortiere sie wegen der Qualität aus. Das muss ich ohnehin bei vielen Texten tun: Es gab 134 Einsendungen, von denen erfüllten 127 zumindest beim grob Drüberschauen die Bedingungen. Und von denen sollen dann so zwischen zehn und zwanzig Texte für die Antho übrig bleiben. Ich muss also eh über hundert Texte aussortieren. Bislang habe ich über 80 Texte gelesen und davon ca. 30 aussortiert, weil sie der Ausschreibung nicht entsprachen (und weitere über 30, weil sie mir nicht gefielen). Ich habe ja SF gesucht, in der eine psychische Störung eine wichtige Rolle spielt und von den 30 wegen Nichtpassung aussortierten Texten sind (geschätzt) 25 keine SF und in 5 erkenne ich keine psychische Störung. Es waren CNs gefordert, der Anteil der Texte, der welche hat, die wirklich CNs sind, liegt bei ca. 20%.
Warum schreibe ich das? Mich erstaunt gar nicht, dass mir nicht alle Texte gefallen. Damit habe ich gerechnet. Was mich aber erstaunt ist, wie hoch der Anteil der Personen ist, die nicht in der Lage oder Willens sind, die Ausschreibungsbedingungen zu beachten. Wenn ich streng wäre, hätte ich zu 80% Texte, die sie nicht erfüllen! Und das empfinde ich doch als wenig wertschätzend, auch wenn ich annehme, dass der Grund individuell in Verpeilheit, zu hoher Arbeitslast oder oder oder liegt und nicht darin, mich ärgern zu wollen.
Die Aufgabe einer Person, die herausgibt, besteht also zu einem hohen Teil darin, unpassende Texte auszusortieren, die bei guter Mitarbeit der Einsendenden gar nicht geschickt hätten werden dürfen. Ich hatte Horror eindeutig ausgeschlossen und habe hier bereits zwei Horrortexte beiseite getan. Ich habe Geschichten gesucht und einige der Texte sind keine. Ich bat um einheitliche Rechtschreibung und viele der Texte strotzen nur so von Fehlern (davon sind aber einige sonst wirklich gut, sie brauchen nur ein Korrektorat). Ich bin wie ein Trüffelschwein: Ich wühle mich durch 100qm Erdreich und finde einen Trüffel. Meine Befürchtung ist, dass das nun dank Chatbots schlimmer wird. Ich werde mich in der nächsten Ausschreibung vielleicht durch 200qm Erdreich wühlen müssen, bevor ich einen Trüffel finde. Die Frage ist, wann der Punkt erreicht ist, an dem ich sage: "ich passe. Ich lade nur noch Leute ein, von denen ich weiß, dass ihre Texte mir gefallen."
Das sehe ich als die aktuelle Schwierigkeit mit KI: Dass sie es enorm leicht machen, Ausschreibende mit schlechten Texten zu überfluten. Dass, wenn die KIs besser werden, Probleme mit Rechten dazu kommen und KIs vielleicht reale Autor*innen verdrängen, ist ein anderes Problem. Aber aktuell sind die Texte so schlecht, dass ich das nicht sehe. Und Ideen muss man immer noch selber haben.
Wie damit umgehen?
Da die Leute ganz offensichtlich schon jetzt die Ausschreibungsbedingungen ignorieren, glaube ich nicht daran, dass sich das ändert, wenn ich explizit erwähne, dass Einsendungen von Menschen geschrieben worden sein sollen. Ich hoffe darauf, dass es irgendwann KIs gibt, die KI-Texte erkennen, so dass man diese leicht aussortieren kann. Vielleicht könnte man irgendwas in Richtung Transparenz tun und deutlich machen, dass es keine offenen Ausschreibungen mehr geben wird, wenn es zu anstrengend ist, den Mist zu durchwühlen, mit dem man zugekübelt wird. Ob der eigene Text schlecht ist, ist oft
a) Geschmackssache
b) Betriebsblindheit.
Aber ob ein Text von einer KI geschrieben wurde, dass weiß man. Ebenso wie man weiß, ob er ein phantastisches Element enthält oder nicht und ob er zumindest bei weiter Auslegung zum Thema passen könnte oder nicht. Da würde ich mir mehr Mitdenken wünschen. Aber vielleicht ist das utopisch.