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Rezension: "Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren" von Sandra Uschtrin


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133 Antworten in diesem Thema

#1 diffusSchall

diffusSchall

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Geschrieben 18 Juli 2023 - 13:30

"Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren" von Sandra Uschtrin
 
Die Autorin wird nicht wenigen Schreibenden bekannt sein:
Sie ist u.a. Herausgeberin der beiden Fachzeitschriften "Federwelt" und "der selfpublisher".
 
In dem 164 Seiten starken Taschenbuch (auch eBook) zeigt sie sich am Puls der Zeit horchend. Denn das Themengebiet Künstliche Intelligenz bewegt zurzeit die öffentliche Meinung sehr.
 
Dabei geht es Uschtrin jedoch bewusst nicht darum, in dem Themen-Canon mitzumischen, der sich um die Problematik von KI-erstellten Gesamttexten (Kurzgeschichten, Romanen - also die KI als Autor) gebildet hat. Die Gefahren werden eingangs kurz thematisiert. Primär, um das im vorliegenden Buch bearbeitete Anliegen von dieser allgemein geführten Diskussion abzugrenzen, denn der Untertitel des Buches lautet: Von der Ideenfindung bis zur Vermarktung.
 
Uschtrin hinterfragt am Beispiel von ChatGPT den Nutzen, den ein KI-System als Werkzeug, als Unterstützer, für Autorinnen und Autoren bei deren Kreativarbeit darstellen kann. Es steht nicht vorrangig der Punkt im Raum, wie wertvoll die Texte selbst in ihrer Qualität sind, die die KI verfasst, sondern wie wertvoll der Output des Systems für den Kreativprozess einer Autorin, eines Autors, sein kann.
Das Buch ist eine Art Werkstattbericht. Uschtrin erarbeitet sich schrittweise ein Fallbeispiel. Streng genommen sogar zwei, denn das vorliegende Sachbuch ist ebenfalls ein Projekt, dass sie u.a. mit Hilfe der KI erstellt hat. Aber primär konzipiert sie einen Liebesroman und das aus gutem Grund: Das Genre steht bei ihr selbst nicht oben auf der Affinitätsliste, was Hilfestellungen der KI u.U. noch deutlicher aufzeigt.
Die Autorin umreißt eine kurze Absichtserklärung, indem sie das Genre bestimmt, die Hauptprotagonisten und den Handlungsort festlegt. Dann lässt sie sich knappe Plotvorschläge von der KI machen, entscheidet sich für eine Marschrichtung und … ab hier wird das Spiel mit der KI interessant:
Uschtrin zeigt, wie sie die KI als Sparingspartner bei der Plotausarbeitung benutzt. Sie greift immer wieder bestimmend ein, gibt die Richtung der Geschichte vor, die Entwicklung der Charaktere. Es entspinnt sich ein Frage-Antwort-Spiel, bei dem die KI mit ihrem Output den Ball an Uschtrin spielt und die diesen mit Gewichtungen, Weichenstellungen und neuem eigenen Kreativinput zurückgibt, worauf wiederum die KI reagiert. Bis am Ende tatsächlich ein verfeinerter Arbeitsplot entsteht.  Das Ergebnis lässt die Autorin sich dann von der KI in gängige Plotstrukturen und eine geschriebene Mindmap übersetzen.
Das Ganze geht gut nachvollziehbar und enorm flott vonstatten und zeigt deutlich, wo der Benefit der gemeinsamen (!) Arbeit mit der KI liegt.
Uschtrin zeigt zudem andere Beispiele des KI-Einsatzes, z.B. beim Experiment mit Erzählperspektiven, dem Um- und Übersetzen von Dialogen in charakterisierende Stile und sogar Mundarten.
Und sie zeigt Schwächen und Fallstricke auf, dokumentiert den emotionalen Malus des Systems ebenso, wie das Fantasieren der KI, dem kreativen Auffüllen einer Antwort mit Pseudowahrheiten.
 
Im letzten Teil muss die KI sich dann als Lieferant von Exposé, Klappen- und Werbetexten beweisen. Hier läuft das Buch in Ausblicke und Beispiele aus, verliert zwangsläufig das Konkrete des umfangreicheren ersten Teils. Was nicht weiter verwundert, denn Uschtrin hat den Liebesroman noch nicht verfasst und lässt die KI lediglich mit dem Plotentwurf arbeiten. Aber man bekommt eine Idee, einen Ausblick, wie die Ki auch hier den Kreativkopf antreiben kann.
 
„Schreiben mit ChatGPT …“ ist als Werkstattbericht so plastisch, dass es auch locker als Arbeitsbuch verwendet werden kann, denn all die Bespiele der Autorin sind in ChatGPT nachstellbar. Es kann als erster Leitfaden dienen. Trotz der Überschaubarkeit des Werkes, ist es erstaunlich komplett geraten, weil es sich auf wesentliche Punkte der Arbeit mit der KI beschränkt und nicht abschweift.
 
Den größten Nutzen dürften Autorinnen und Autoren haben, die sich noch gar nicht mit der KI und ihren Möglichkeiten beschäftigt haben. Da wird der einen oder dem anderen sicher ein Auge geöffnet.
Ich selbst las das Buch, nachdem ich mich bereits einen intensiven Tag lang mit ChatGPT beschäftigt und mir den Kern der hier gezeigten Möglichkeiten bereits erarbeitet hatte. Trotzdem war diese zweite Perspektive, Uschtrins eigene Herangehensweise, informativ und unterhaltsam. Ich kann dem Werk von daher für den Inhalt eine Empfehlung aussprechen. 
 
Den aufgerufenen Preis von 16,99 Euro für die Printausgabe möchte ich am Ende nicht verschweigen, denn den empfinde ich schon als recht geschäftstüchtig. Ein Seitenpreis von rund 10 Cent: da muss sich ein/e Verleger/in schon einmal für rechtfertigen. Zumal der Kern des Werkes sich an einem intensiven Wochenende erarbeiten lässt. Da lockt das eBook zum Preis von 6,99 Euro den einen oder die andere wahrscheinlich eher.
Ob einem das Büchlein die Summe wer ist, muss man letztlich individuell entscheiden, denn mit dieser Art der Aufarbeitung des Themas KI, steht es zur Zeit allein da. Einen Gegenwert erhält man allemal.
 

Bearbeitet von diffusSchall, 18 Juli 2023 - 15:19.

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#2 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 07:39

Interessant, danke für die Rezension.

 

Ich habe mir ChatGPD überhaupt noch nicht angeschaut und lese nur interessiert mit. Uschtrin hat ja diesen Newsletter, den ich niemals lese, aber immer erhalte :-)


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#3 diffusSchall

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 08:26

Ich hab die KI-Thematik im Texter-Umfeld auch nur eine Weile beobachtet, war allerdings auf Bildgenerierung (Midjourney etc.) angesprungen und hatte von daher eine falsche Erwartungshaltung gegenüber ChatGPT.

Gerade in der Situation "Leeres Blatt - Leeres Hirn" kann die KI echten Anschub leisten. Da hilft sie tatsächlich Dinge aus dem Weg zu räumen, die man als Ballast oder Arbeit empfindet und den Kreativprozess im Kopf in Bewegung zu setzen.

Und wenn man mal eben keinen Nerv hat die Funktionsweise eines Blasters zu entwickeln, dann kann man auch hier die KI fragen.

Wir haben als Autor/innen ja gelernt, eigenverantwortlich zu handeln. Soll heißen: Wir entscheiden, was für uns und den Text wichtig ist und was wir schleifen lassen. Daran ändert sich nichts beim Umgang mit ChatGPT.

Und ich persönlich habe keinen Zweifel, dass ich beim Schreiben sowieso da hin muss, wo´s weh tut, sonst wird´s nicht geil. Von daher glaube ich nicht, dass der Einsatz der KI meine Texte verwässern wird.

Ich kann mich um Wichtigeres kümmern, als mir lange die Komponenten einer Energiewaffe zusammengooglen zu müssen, z.B. die psychologische Stringens meiner Charakteren. Da stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass mir in einem solchen Fall die KI letztlich dabei hilft einen besseren Text zu schaffen, weil ich mich auf Wesentliches konzentrieren kann.

Wobei IMHO immer gelten sollte: Laziness leads to evil.

Und manchmal ist es genau das, was man braucht: Technik im Kopf zusammenzuschrauben.


Bearbeitet von diffusSchall, 19 Juli 2023 - 08:28.

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#4 Fermentarius

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 09:50

Danke für den Hinweis und die ausführliche Rezension. Und ich stimme dir zu: ChatGPT ist ein Werkzeug, das man sinnvoll einsetzen sollte. Als Arbeitsmittel werden solche KI-Systeme wohl bald unentbehrlich. Hier ein kleines Beispiel: Ich habe vor einigen Wochen meinen TextMaker auf die neuste Version upgedated. Ich schätze dieses Textsystem sehr, weil es als einziges den Duden Korrektor als Rechtschreibprüfer eingebaut hat und die neueste Version hat auch ein direktes Interface zum ChatGPT. Also habe ich das gleich ausprobiert.

Mein erster Test ergab folgendes:

 

Eingabe: Wärmepumpe Installation Probleme Sole-Wasser

Einstellung: kurzer Text, Sachtext

Ergebnis:

Wärmepumpen sind eine effiziente und umweltfreundliche Möglichkeit, um Wärmeenergie aus der Umwelt zu gewinnen und für Heiz- und Warmwasserzwecke zu nutzen. Bei der Installation einer Sole-Wasser-Wärmepumpe können jedoch gelegentlich Probleme auftreten, die eine fachkundige Lösung erfordern.

Ein häufiges Problem bei der Installation von Sole-Wasser-Wärmepumpen ist eine unzureichende Wärmeübertragung zwischen dem Solekreislauf und dem Wärmetauscher. Dies kann zu einer verringerten Leistung der Wärmepumpe führen. Um dieses Problem zu beheben, ist es wichtig, sicherzustellen, dass der Solekreislauf ordnungsgemäß dimensioniert ist und dass der Wärmetauscher richtig installiert und gewartet wird.

Ein weiteres Problem, das auftreten kann, ist eine unzureichende Solequalität. Eine Verschmutzung oder Verunreinigung des Solekreislaufs kann die Effizienz der Wärmepumpe beeinträchtigen. Um dieses Problem zu vermeiden, ist es wichtig, den Solekreislauf regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu reinigen oder zu spülen.

Schließlich kann es auch zu Problemen mit der elektrischen Verbindung oder der Steuerung der Wärmepumpe kommen. Eine fehlerhafte Verkabelung oder eine falsche Einstellung der Steuerung können zu Störungen oder einem Ausfall der Wärmepumpe führen. In solchen Fällen ist es ratsam, einen qualifizierten Fachmann hinzuzuziehen, um die elektrische Verbindung zu überprüfen und die Steuerung richtig einzustellen.

Insgesamt ist die Installation einer Sole-Wasser-Wärmepumpe eine komplexe Aufgabe, die Fachkenntnisse und Erfahrung erfordert. Bei auftretenden Problemen ist es wichtig, schnell zu handeln und einen Experten hinzuzuziehen, um mögliche Schäden zu vermeiden und die optimale Leistung der Wärmepumpe sicherzustellen.

 

Das ist inhaltlich zweifelhaft, aber sehr überzeugend vorgetragen. Und die Chat-KI-Systeme stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung.

 

Ich denke, bald kann man kaum noch Texte und Bücher ohne KI schreiben, wenn man nicht komplett abgehängt werden will.



#5 Naut

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 11:11

Das ist inhaltlich zweifelhaft, aber sehr überzeugend vorgetragen. Und die Chat-KI-Systeme stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung.

 

Ich denke, bald kann man kaum noch Texte und Bücher ohne KI schreiben, wenn man nicht komplett abgehängt werden will.

Möglicherweise verstehe ich Dich falsch, aber wenn ich heute ein Buch schreiben kann, dann kann ich es in 10 Jahren doch auch noch genauso. Das wäre doch so, als würde ich behaupten: "Heute kann man keine Bücher mehr ohne automatische Rechtschreibkorrektur schreiben", oder: "Es ist nicht mehr möglich, ein Buch ohne Textverarbeitung zu schreiben."

 

Was Du möglicherweise meinst: Im Bereich der kommerziellen Texterzeugung werden die Preise weiter fallen, so dass es sich kaum noch lohnt, Texte ohne (zeitsparende) KI-unterstützung zu schreiben.

 

Im übrigen scheint mir, dass diese Art der Texterzeugung schon Realität ist: Heute morgen las ich einen Artikel über ein neues Botnetz in einer Online-Ausgabe irgendeiner Lokalzeitung, und der war inhaltlich und formal exakt auf dem Status wie Dein Sole-Wärmepumpen-Beispiel.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#6 Fermentarius

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 11:32

 

Was Du möglicherweise meinst: Im Bereich der kommerziellen Texterzeugung werden die Preise weiter fallen, so dass es sich kaum noch lohnt, Texte ohne (zeitsparende) KI-unterstützung zu schreiben.

 

Im übrigen scheint mir, dass diese Art der Texterzeugung schon Realität ist: Heute morgen las ich einen Artikel über ein neues Botnetz in einer Online-Ausgabe irgendeiner Lokalzeitung, und der war inhaltlich und formal exakt auf dem Status wie Dein Sole-Wärmepumpen-Beispiel.

Richtig: Es geht mir um den kommerziellen Bereich. Wenn Schreiben dein Hobby ist, dann kannst du auch in zehn Jahren noch so schreiben wie heute, oder wie Cicero vor zweitausend Jahren. Wenn du aber für die Texte bezahlt wirst, oder wissenschaftliche Veröffentlichungen schreiben musst, damit deine Stelle verlängert wird, bleibt dir nichts anderes übrig, als Schreib-KIs zu verwenden. Und nicht nur Lokalzeitungen nutzen KI. Einige Internet-Portale produzieren schon heute eine Unmenge nichtssagender, stark KI-verdächtiger Texte. Hier ein Beispiel:

 

https://www.energypo...-in-2023/69376/

 

Das Portal ist mir schon mehrfach aufgefallen, weil es immer neue Texte mit ganz ähnlichen Inhalten, aber wechselnden Überschriften im Stundentakt veröffentlicht. Die Zukunft hat schon begonnen, ob uns das gefällt oder nicht. Und zugegeben: Mir gefällt es nicht.

 

 

 

 



#7 Naut

Naut

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 11:56

Richtig: Es geht mir um den kommerziellen Bereich. Wenn Schreiben dein Hobby ist, dann kannst du auch in zehn Jahren noch so schreiben wie heute, oder wie Cicero vor zweitausend Jahren. Wenn du aber für die Texte bezahlt wirst, oder wissenschaftliche Veröffentlichungen schreiben musst, damit deine Stelle verlängert wird, bleibt dir nichts anderes übrig, als Schreib-KIs zu verwenden. Und nicht nur Lokalzeitungen nutzen KI. Einige Internet-Portale produzieren schon heute eine Unmenge nichtssagender, stark KI-verdächtiger Texte. Hier ein Beispiel:

 

https://www.energypo...-in-2023/69376/

 

Das Portal ist mir schon mehrfach aufgefallen, weil es immer neue Texte mit ganz ähnlichen Inhalten, aber wechselnden Überschriften im Stundentakt veröffentlicht. Die Zukunft hat schon begonnen, ob uns das gefällt oder nicht. Und zugegeben: Mir gefällt es nicht.

Dann sind wir einer Meinung. Und ja, das Internet wird dadurch zunehmend mit "Information" von zweifelhaftem Informationsgehalt geflutet. Wenn der Trend anhält, werden die Sprachmodelle bald den befürchteten semantischen Kollaps erleiden. Unser Lieblingsgenre hat das schon vor ca. 10 Jahren prognostiziert. In diesem Fall mag ich das gar nicht, wenn ich recht behalte.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#8 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 12:02

Richtig: Es geht mir um den kommerziellen Bereich. Wenn Schreiben dein Hobby ist, dann kannst du auch in zehn Jahren noch so schreiben wie heute, oder wie Cicero vor zweitausend Jahren. Wenn du aber für die Texte bezahlt wirst, oder wissenschaftliche Veröffentlichungen schreiben musst, damit deine Stelle verlängert wird, bleibt dir nichts anderes übrig, als Schreib-KIs zu verwenden. 

 

Verflixt, ich wusste, irgendwie werde ich das auf Dauer nicht ignorieren können ... danke für die Warnung


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#9 diffusSchall

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 12:11

Was Du möglicherweise meinst: Im Bereich der kommerziellen Texterzeugung werden die Preise weiter fallen, so dass es sich kaum noch lohnt, Texte ohne (zeitsparende) KI-unterstützung zu schreiben.


Gegenthese: Im Bereich der kommerziellen Texterzeugung sind die Preise so weit gefallen, dass es sich kaum noch lohnt, Texte zu schreiben. :devil:
 

Und ja, das Internet wird dadurch zunehmend mit "Information" von zweifelhaftem Informationsgehalt geflutet.


Auch das ist kein neues, KI-induziertes Problem.
Aber das wird dir klar sein, wenn du heute schon im Netz recherchierst. Du wirst Quellen gegenchecken.
Ich denke, wir sind auf einer Linie, dass die KI-Fantastereien die Situation nicht verbessern werden.

 


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#10 Naut

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 12:36

Deshalb schrieb ich ja: "weiter fallen". Das ist keine Gegenthese. :)

Und nein, der semantische Kollaps ist ein neues Phänomen, weil er die menschliche Korrektur, die es bisher noch gab, aushebelt. Stell Dir Wikipedia vor, wie es aussieht, wenn die Texteingabe um den Faktor 10^6 ansteigt.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#11 Fermentarius

Fermentarius

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Geschrieben 19 Juli 2023 - 12:58

Zum Thema "semantischer Kollaps" oder "künstliche Demenz" hat es gerade eine Untersuchung gegeben unter dem Titel "Der Fluch der Rekursion". Hier ein Link dazu:

https://www.heise.de...ht-9209900.html

Wie auch immer ... die Zukunft bleibt spannend und die Themen gehen uns nicht aus.



#12 diffusSchall

diffusSchall

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Geschrieben 20 Juli 2023 - 06:02

Das ganz sicher nicht. Zur Not fragen wir die KI.   ;)


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#13 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 10 August 2023 - 09:49

Auch von mir vielen Dank für die interessante Rezension!

 

Meine Experimente mit ChatGPT haben mich bisher nicht überzeugt. Die Art Unterstützung, die ich bräuchte, kann dieses Werkzeug noch nicht leisten. Da wende ich mich lieber weiterhin an kundige Menschen. Ich sehe da aber auf jeden Fall Potential, zumindest wenn es um Routineaufgaben geht wie z.B. die Erzählerstimme vom Präteritum in den Präsens wechseln zu lassen.

 

Das Problem der Vermüllung der Informationslandschaft betrachte ich auch mit wachsender Sorge, vor allem wenn ich sehe, wie manche jüngeren Menschen relativ unkritisch Inhalte übernehmen und andere Menschen daraus Kapital schlagen. Auch die Tendenz, wichtige Fähigkeiten an die Maschinen delegieren zu wollen, sehe ich mit Sorge, wie das Schöpfen origineller Inhalte oder das Analysieren und Gestalten eines Narrativs, so dass es Sinn ergibt.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 August 2023 - 09:50.


#14 IngoKohlschein

IngoKohlschein

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Geschrieben 04 September 2023 - 08:36

Hallo,

 

zum Thema KI kann ich Erfahrungen beisteuern. Ich nutze Chat GPT seit einigen Monaten, um Beiträge für ein Firmen-Blog zu schreiben. Das Tool ist nützlich, um einen Erstentwurf zu erstellen. Als sehr hilfreich erweist sich, dass die KI kontextabhängig antwortet, also die ersten Fragen/Antworten bei weiteren Ergebnissen berücksichtigt. So lassen sich zügig verschiedene Apskte zu einem Thema herausarbeiten.

 

Gleichzeitig ist schnell erkennbar, dass die Performance noch überschaubar ist. Die Struktur der Texte ähnelt sich trotz verschiedener Fragestellungen in der Regel, die Sprache ist nüchtern. Aktuelle Infos kennt Chat GPT in seiner derzeitigen Entwicklungsstufe nicht. Manche Fakten lässt sie außen vor, andere werden überbetont.

 

Doch ich mag Thomas zustimmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die KI diese Mängel überwindet. Im Fall von professionell verfassten Texten in Medien und Broschüren, auf Webseiten etc werden menschliche Autoren in den kommenden Jahren weitgehend durch KI verdrängt. Die Kosten dürften deutlich geringer sein. Menschen werden dann eher neue Themen entwickeln, die Beiträge prüfen und Portale insgesamt kuratieren. Das hoffe ich zumindest...

 

Vermutlich wird die KI im Laufe der Zeit auch bestimmte Literaturbereiche zügig "unterwandern". Mir fallen da als erste die typischen Groschenromane ein, die in Supermärkten verkauft werden, oder "Dummy"-Bücher/Anleitungen.

 

Ein Experiment habe ich kürzlich mit einem KI-Bildgenerator gemacht. Ich trug als Prompt sämtliche Chrakateristika meiner männlichen Hauptfigur ein. Das Ergebnis entsprach nach ein paar Versuchen durchaus meinen Vorstellungen, siehe: https://www.facebook...100093995743241

 

Beste Grüße, Ingo


Bearbeitet von IngoKohlschein, 04 September 2023 - 10:32.

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#15 Kim

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Geschrieben 08 September 2023 - 10:52

Ich finde diese Diskussion sehr spannend. Persönlich sehe ich (noch) keinen Nutzen in ChatGPT, da mir derartig erzeugte Texte mehr Arbeit machen würden, als selbst verfasste. Man kann weder Inhalt, noch Formulierung trauen.

 

Mit Mindjourney etc. erzeugte Bilder nerven mich mittlerweile im Netz, da es immer derselbe Stil ist und durch die Überflutung und daraus folgend das Lernen von sich selbst, scheint es hier auch nicht sonderlich viel Fortschritt zu geben. Erst explodierte die Entwicklungskurve innerhalb weniger Monate, nun scheint sie still zu stehen oder sich zumindest extrem verlangsamt zu haben. Die Bilder werden stilistisch immer "gleicher". (Den moralischen Aspekt lasse ich mal außen vor).

 

Meine Überlegung: wie kann man verhindern, dass ChatGPT aus fehlerhaften Quellen lernt, wenn diese immer geschickter und oft häufiger verbreitet werden, als die Wahrheiten? Ist es möglich, einer KI einen verlässlichen Faktencheck einzuprogrammieren?

 

Ich fürchte, wir steuern trotz bester Wissenschaft in ein Zeitalter der Misinformation hinein.


Bearbeitet von Kim, 08 September 2023 - 10:52.

www.sylvia-kaml.de


#16 Christian Hornstein

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Geschrieben 08 September 2023 - 11:07

Ich finde diese Diskussion sehr spannend. Persönlich sehe ich (noch) keinen Nutzen in ChatGPT, da mir derartig erzeugte Texte mehr Arbeit machen würden, als selbst verfasste. Man kann weder Inhalt, noch Formulierung trauen.

 

Mit Mindjourney etc. erzeugte Bilder nerven mich mittlerweile im Netz, da es immer derselbe Stil ist und durch die Überflutung und daraus folgend das Lernen von sich selbst, scheint es hier auch nicht sonderlich viel Fortschritt zu geben. Erst explodierte die Entwicklungskurve innerhalb weniger Monate, nun scheint sie still zu stehen oder sich zumindest extrem verlangsamt zu haben. Die Bilder werden stilistisch immer "gleicher". (Den moralischen Aspekt lasse ich mal außen vor).

 

Meine Überlegung: wie kann man verhindern, dass ChatGPT aus fehlerhaften Quellen lernt, wenn diese immer geschickter und oft häufiger verbreitet werden, als die Wahrheiten? Ist es möglich, einer KI einen verlässlichen Faktencheck einzuprogrammieren?

 

Ich fürchte, wir steuern trotz bester Wissenschaft in ein Zeitalter der Misinformation hinein.

 
Das ist in der Tat eine der ganz großen Zukunftsfragen. Natürlich werden wir versuchen, KI zu entwickeln, die selektieren. Möglich ist das sicherlich. Doch es ist momentan auch davon auszugehen, dass KI entwickelt werden, die irreführende Information generieren. Wie immer ein Wettrüsten.



#17 Helge

Helge

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Geschrieben 08 September 2023 - 11:18

Bei meinem allerersten Versuch, eine KI ein Bild erstellen zu lassen, war ich letztens höchst verblüfft, wie schnell man da an Grenzen stößt. Zusammen mit einem Freund, der einen Midjourney-Account hat, versuchte ich, die KI ein Bild von einer Figur auf einem Hochrad erstellen zu lassen. Es kamen auch ganz hübsche Bilder dabei heraus, aber nur mit normalen Fahrrädern. Wir versuchten es mit dem englischen High wheel bicycle und mit umschreibenden Erklärungen, aber ohne Erfolg - ein Hochrad war der KI so komplett unbekannt, dass da partout nichts zu machen war.



#18 IngoKohlschein

IngoKohlschein

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Geschrieben 08 September 2023 - 19:32

Bei meinem allerersten Versuch, eine KI ein Bild erstellen zu lassen, war ich letztens höchst verblüfft, wie schnell man da an Grenzen stößt. Zusammen mit einem Freund, der einen Midjourney-Account hat, versuchte ich, die KI ein Bild von einer Figur auf einem Hochrad erstellen zu lassen. Es kamen auch ganz hübsche Bilder dabei heraus, aber nur mit normalen Fahrrädern. Wir versuchten es mit dem englischen High wheel bicycle und mit umschreibenden Erklärungen, aber ohne Erfolg - ein Hochrad war der KI so komplett unbekannt, dass da partout nichts zu machen war.

Bei Nightcafe führte der Prompt "Man on a penny farthing" zu folgendem Bild: https://1drv.ms/f/s!...HVm6Dw?e=6zQiN6

 

Dort scheinen Hochräder bekannt zu sein :-)


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#19 Fermentarius

Fermentarius

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Geschrieben 08 September 2023 - 19:47

Nightcafe arbeitet mit Stable Diffusion bzw. der aktuellen Version SDXL von Stability AI. Ein paar schnelle Versuche von mir ergaben, dass ein Hochrad offenbar bekannt ist, aber mit SD 2.1 und SDXL Beta keine besonders gelungenen Ergebnisse herauskamen. Vermutlich hat SDXL nur relativ wenige Trainingsbilder davon gesehen. Stability AI hat übrigens ein Portal aufgesetzt, wo man SDXL 1.0 kostenlos testen kann.

Clipdrop.co

Jeder Prompt erzeugt vier Bilder, und bei einem davon hatte ich ein brauchbares Hochrad.

 

Man sollte allerdings Geduld mitbringen. Das Interface ist jedenfalls um Längen besser als das von Midjourney.


Bearbeitet von Fermentarius, 08 September 2023 - 19:49.


#20 Selma die Sterbliche

Selma die Sterbliche

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Geschrieben 09 September 2023 - 11:45

@ IngoKohlschein: da die übrigen es scheinbar nicht registrieren: herzlich Willkommen im Netzwerk  :band:

Zum Thema: mein Sohn (45J. jung) hat immer den Finger auf dem Puls der Zeit und so hat "Aufstieg" (wenn es denn endlich mal erscheint, nachdem seit Februar 23 eine Verzögerung die nächste jagt) einen von  ChatGPT verfassten Klappentext.

 

Viel Spaß macht mir auch die Arbeit mit der Midjourney Bilder-KI. Hier könnte es helfen (@ Helge) ein Bild mit Hochrad einzuspeisen und damit weiterzuarbeiten (ev. "blend") benutzen.

 

Ich würde euch ja gerne Bilder von mir und der KI zeigen, nur habe ich immer noch keinen Schimmer, wie mensch Fotos ins SF-Net einspeist. Kam mir letztens unüberwindbar kompliziert vor. Hilfe!!!!! 

 

Eines ist allerdings sicher: die KI war in ihrem letzten Leben ein Bollywood-Filmplakatemaler. Auch tut sie sich echt schwer mit menschlichen Gliedmaßen. Da braucht es Geduld, aber es gibt auch immer etwas zu lachen.


Bearbeitet von Selma die Sterbliche, 09 September 2023 - 11:48.

Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#21 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

    Giganaut

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Geschrieben 09 September 2023 - 13:58

Was den Einsatz von Bilder-KIs angeht, habe ich hier zwei längere Tests mit etlichen Beispielbildern dokumentiert:

 

Die KI wandelt in den kybernetischen Gärten

 

Eine Studie in Blutrot



#22 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 10 September 2023 - 05:16

Auch wenn die Bilder per KI-Assistenz optisch ansprechend und eine interessante Alternative für Projekte mit geringem Budget sind, und diese Technik auf jeden Fall Potential hat, sollten wir auch daran denken, dass es sich momentan noch um elaborierte Kopierwerkzeuge handelt. Sie kopieren keine Bilder als Ganzes, sondern imitieren Stile, Inhalte, Kompositionen und andere Merkmale von Graphiken. Viele KI-assistierte Bilder sind eigentlich Plagiate. Unser ohnehin hinkendes Urheberrecht kommt hier gerade vollends ins Straucheln und die ersten Graphikeri haben ihr Geschäft mangels Aufträgen bereits aufgegeben. Hier läuft etwas schief.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 September 2023 - 05:17.


#23 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

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Geschrieben 10 September 2023 - 06:28

Sie kopieren keine Bilder als Ganzes, sondern imitieren Stile, Inhalte, Kompositionen und andere Merkmale von Graphiken.

Das tun menschliche Graphiker auch. Ab wann das ein Plagiat ist, kann man nur im Einzelfall entscheiden.

 

Und dass dies Arbeitsplätze in dem Bereich vernichten wird, ist natürlich vollkommen klar. Das ist derselbe Prozess, der seit der Erfindung des mechanischen Webstuhls immer wieder abgelaufen ist. Fragt sich nur, worauf die menschliche Arbeitskraft ausweichen soll, wenn jetzt ureigenste künstlerische Prozesse durch Maschinen okkupiert werden.

 

Wahrscheinlich wird die Zukunft so aus sehen, dass wir alle auf Spinning-Fahrrädern sitzen und den Strom erzeugen, mit dem all die künstliche Intelligenz läuft, von der wir uns abhängig gemacht haben.


Bearbeitet von Michael Böhnhardt, 10 September 2023 - 06:30.


#24 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 10 September 2023 - 06:57

Das tun menschliche Graphiker auch. Ab wann das ein Plagiat ist, kann man nur im Einzelfall entscheiden.

 

Und dass dies Arbeitsplätze in dem Bereich vernichten wird, ist natürlich vollkommen klar. Das ist derselbe Prozess, der seit der Erfindung des mechanischen Webstuhls immer wieder abgelaufen ist. Fragt sich nur, worauf die menschliche Arbeitskraft ausweichen soll, wenn jetzt ureigenste künstlerische Prozesse durch Maschinen okkupiert werden.

 

Wahrscheinlich wird die Zukunft so aus sehen, dass wir alle auf Spinning-Fahrrädern sitzen und den Strom erzeugen, mit dem all die künstliche Intelligenz läuft, von der wir uns abhängig gemacht haben.

 
Es geht nicht nur um Arbeit, die von Maschinen übernommen wird. Dieser Teil ist im Grunde positiv. Es geht darum, dass Ideenklau stattfindet. Wenn KI-Assistenz so funktionieren würde, dass sie über eine irgendwie geartete Schnittstelle (z.B. textbasiert oder über graphische Eingaben) in der Lage wäre, Deine eigene kreative Visualisierungsleistung einfach schneller in eine Graphik umzusetzen oder selbst kreativ tätig wäre, dann gäbe es das genannte urheberrechtliche Problem nicht. So funktioniert KI-Assistenz momentan aber noch nicht. Dass auch Menschen plagiieren - auch per KI-Assistenz - macht es nicht besser.

 

Falls KI irgendwann tatsächlich aus sich heraus kreativ würde, stünden menschliche und maschinelle Werke nebeneinander. Wenn wir dann aufhören würden kreativ zu sein, weil wir auch das an die Maschinen delegieren, ergäbe sich Dein Bild mit den Spinning-Fahrrädern. Allerdings würden wir dann auch verkümmern.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 September 2023 - 06:59.


#25 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

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Geschrieben 10 September 2023 - 08:32

Kreativität aus sich selbst heraus gibt es nicht.

 

Jeder Graphiker lernt zeichnen (oder entsprechende Techniken am Computer). Dabei imitiert er das, was andere vor ihm getan haben. Das wird er auch später bei eigenen Bildern zumindest unbewusst tun.

 

Wahre Originalität entstünde, wenn jemand eine völlig neue Vorlage aus der Realität darstellt, oder auf völlig nie dagewesene Weise. Oder wenn er sich vorstellt, wie das und das wohl aussehen würde, wenn ... Das ist nichts, was eine KI nicht tun könnte.

 

 
 Allerdings würden wir dann auch verkümmern.

 

Zumindest wären wir körperlich fit ...
 



#26 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 10 September 2023 - 13:00

Ja, sicher, mit "aus sich heraus" meinte ich nicht "ohne jeglichen Einfluss von außen". Wenn wir kreativ sind, dann schaffen wir per Definition etwas neues. Aber wir Menschen sind in der Lage dabei etwas in die Welt zu bringen, das eine wesentlich größere Schöpfungshöhe (Urheberrecht) / Erfindungshöhe (Patentrecht) besitzt, als es die aktuellen KI-assistierten Werke aufweisen. Sie imitieren klar erkennbar vorhandenes. Als z.B. der Stil aufkam, den wir heute Kubismus nennen, gab es zuvor so etwas nicht.

 

Zumindest wären wir körperlich fit ...

 

 

Stimmt, vielleicht, denn ich würde auch sagen: corpore sano cum mens sana. ;)


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 September 2023 - 13:01.


#27 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

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Geschrieben 10 September 2023 - 13:47

Aber wir Menschen sind in der Lage dabei etwas in die Welt zu bringen, das eine wesentlich größere Schöpfungshöhe (Urheberrecht) / Erfindungshöhe (Patentrecht) besitzt, als es die aktuellen KI-assistierten Werke aufweisen.

Dass die Menschen prinzipiell in der Lage sind, etwas vollkommen Neues in die Welt zu bringen, heißt ja nicht, dass sie es auch tun. Wenn man in eine Buchhandlung geht und die Cover betrachtet, werden ebenfalls alle gleich aussehen und einander imitieren.

 

Außerdem muss man schon zwischen einfach mal so von der KI dahingerechneten Bildern und tatsächlich KI-assistierten Werken unterscheiden. Hier liegt die echte Kreativität allerdings tatsächlich noch beim benutzenden Menschen, aber die Effektivität der Arbeit wird dermaßen gesteigert, dass ein Graphikgestalter ohne entsprechende Software-Unterstützung nicht mithalten kann.

 

Und das Problem wird sich in Zukunft verschärfen, wenn die Software das auch noch gelernt hat.



#28 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 10 September 2023 - 14:36

Dass die Menschen prinzipiell in der Lage sind, etwas vollkommen Neues in die Welt zu bringen, heißt ja nicht, dass sie es auch tun. Wenn man in eine Buchhandlung geht und die Cover betrachtet, werden ebenfalls alle gleich aussehen und einander imitieren.

 

Außerdem muss man schon zwischen einfach mal so von der KI dahingerechneten Bildern und tatsächlich KI-assistierten Werken unterscheiden. Hier liegt die echte Kreativität allerdings tatsächlich noch beim benutzenden Menschen, aber die Effektivität der Arbeit wird dermaßen gesteigert, dass ein Graphikgestalter ohne entsprechende Software-Unterstützung nicht mithalten kann.

 

Und das Problem wird sich in Zukunft verschärfen, wenn die Software das auch noch gelernt hat.

 

Es spricht ja überhaupt nichts gegen die Steigerung der Effizienz von Graphikeri, auch nicht mittels KI-Assistenz. Es geht ja nur um den Ideenklau, wer auch immer ihn begeht.

 

Wenn die Maschinen irgendwann mit uns tatsächlich auf gleicher Augenhöhe um die Schöpfungshöhe von Erzeugnissen konkurrieren sollten, werden wir nicht nur munter auf Spinning-Fahrrädern strampeln können, sondern uns nochmal ganz existentiell mit uns und unseren Lebenszielen auseinandersetzen müssen.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 September 2023 - 14:36.


#29 ThK

ThK

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Geschrieben 10 September 2023 - 16:59

Ich glaube, über ChatGPT sind mittlerweile schon sehr viele, sehr zutreffende Aussagen gemacht worden. Ich kann mir aber nicht verkneifen, mich doch noch mal selbst zum Thema zu äußern. Beginnen wir gleich mit der Frage nach Sinn und Zweck von Programmen, die eigene Texte generieren können..., nun ja, noch nicht ganz, aber sie sind auf dem besten Weg dorthin.

Jede Diskussion über den Gebrauch solcher Software ist obsolet.

Sie ist da, sie wird benutzt werden und es wird Leute geben, die früher oder später ziemlich gut darin sind.

Als Schreibende müssen wir das hinnehmen, wie Musiker und vor allem solche, die komponiert haben, die Verbreitung des Samplers ab dem Jahr 1979. Die meisten von uns werden nicht leugnen können, mindestens einen Song gut zu finden, der Samples erhält. Und manchmal ist es uns nicht mal aufgefallen.

Dass sich besonders begabte KI-Flüsterer in naher Zukunft künstlich generierte Texte zu nutzen machen werden, steht definitiv und unabänderlich fest.

Ein starkes Argument im Bereich der Sachtexte und der journalistischen Arbeit ist der Zeitfaktor. Wer vom Verfassen solcher Texte lebt, muss erhebliche Mengen davon produzieren und wird sich nun selbstverständlich auch mit ChatGPT zu helfen wissen. Und damit die Abwärtsspirale der Honorare in diesem Bereich exponentiell beschleunigen. Wir erinnern uns: Die Verfasser von Sachtexten und journalistischen Texten, einer Tätigkeit also, die eine gewisse Grundqualifikation erfordert, werden eigentlich schon seit Jahrzehnten mit Centbeträgen abgespeist. Da sich in Kürze sowieso niemand mehr finden wird, der für solche Mikrohonorare schreiben möchte, werden große Medienhäuser statt hundert Journalisten lieber einen Administrator für ihre KI bezahlen… Hupps, bereits passiert, siehe Stellenabbau bei der BILD.

Aber über Sachtexte will ich hier gar nicht schreiben. Bleiben wir bei fiktionalen Texten.

Mittlerweile erscheinen die ersten Bücher darüber, wie man mit ChatGPT eigene Geschichten schreiben kann. Mich erinnerte das an diese seltsamen Küchenkombigeräte, in die Leute, die nicht kochen können, in der Hoffnung, es entsteht eine essbare Mahlzeit, alles mögliche an Dosen und eine ungeschälte Rübe kippen. Spätestens nach dem ersten Durchfall kaufen sie sich das entsprechende Kochbuch zur Mischmaschine. Das Gerät überlebt dann möglicherweise etwas länger, aber kochen können sie immer noch nicht.

Wir sind uns wahrscheinlich darüber einig, dass man KI-generierte Texte bisher relativ schnell identifizieren kann. Wer ohne KI nicht schreiben kann, der wird auch mit KI nicht plötzlich dazu in der Lage sein… Na ja, vielleicht im Erotikbereich.

Eine gern genannte Einsatzmöglichkeit, auch von durchaus lesenswerten Autoren, ist die Möglichkeit, ChatGPT zum Verfassen von Dialogen zu verwenden, die eher Informationscharakter haben. Man könnte auch von Füllszenen sprechen. Der Punkt, der dabei übersehen wird, ist imho folgender: Die Geschichte passiert, wenn die Geschichte passiert.

Jede Szene sollte eine Funktion haben, die eines humorvollen Dialoges beispielsweise. Man stelle sich vor, eine Serie wie Big Bang Theory würde von einer KI geschrieben werden und welche Konsequenz das für das teilweise bis in die letzte Seriensekunde reichende Pointenfeuerwerk hätte. Wer Füllszenen automatisch verfassen lassen will, verwechselt das Schreiben von Literatur mit dem Mischen von Zement. An dem was dabei rauskommt, kann man sich allenfalls noch den Kopf stoßen.

Glücklicherweise habe ich als jemand, der sowieso nur Kurzgeschichten schreibt UND nicht davon leben muss ja auch gut reden. Ich muss keine großen Seitenzahlen mit Texten füllen, um ein Werk fertig zu stellen. Ich denke allerdings, dass es sich, wann immer das in größerem Ausmaß passiert, in der Qualität von Romanen niederschlagen wird. Ganz besonders deutlich dürfte das werden, sobald es um Humor geht. Ein wirklich intelligenter und pointierter Schlagabtausch kann – noch – nicht aus der Maschine kommen. Und wenn er es tut, dann wird er nicht nur haarscharf am Plagiat vorbeischrammen, er wird eins sein.

Aber wie gesagt: Das ist die derzeitige Situation. Finden wir uns damit ab, dass sich die Art, wie geschrieben wird, auch verändern wird und das andere auf Ideen kommen, die ich gerade noch nicht habe, während ich diesen Text schreibe und darüber trauere, dass das Geschichtenschreiben nicht so funktioniert, wie ich es gern hätte.

Auf der anderen Seite hat es das aber auch sowieso nie getan. Insofern...


Bearbeitet von ThK, 10 September 2023 - 17:34.


#30 Naut

Naut

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Geschrieben 10 September 2023 - 17:41

Es zeigt sich mal wieder, dass zumindest Du, Thorsten, schreiben kannst. Auch ohne KI. Ich zumindest habe diese kurze Zusammenfassung unserer bisherigen Diskussion gern gelesen.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen


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