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Rezension: "Schreiben mit ChatGPT für Autorinnen und Autoren" von Sandra Uschtrin


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133 Antworten in diesem Thema

#31 Michael Böhnhardt

Michael Böhnhardt

    Giganaut

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Geschrieben 10 September 2023 - 18:44

Na ja, ein sinnvoller Verwendungszweck für ChatGPT fällt mir dann doch ein: Wenn man eine (originelle) Geschichte zu einem bestimmten Thema plant, kann man das Programm testweise damit beauftragen, und weiß dann genau, was man in der Geschichte nicht verwenden sollte, eben weil es offensichtlich dem Durchschnitt der Gesellschaft altbekannt ist.



#32 diffusSchall

diffusSchall

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Geschrieben 11 September 2023 - 08:15

Als Schreibende müssen wir das hinnehmen, wie Musiker und vor allem solche, die komponiert haben, die Verbreitung des Samplers ab dem Jahr 1979. Die meisten von uns werden nicht leugnen können, mindestens einen Song gut zu finden, der Samples erhält. Und manchmal ist es uns nicht mal aufgefallen....


Hier muss ich mal als Elektronikmusiker klugpupsermäßig und slightly Off-Topic reingrätschen:

Der Samplervergleich ist unpassend uns sachlich falsch.

Das Samplen von musikalischen Phrasen ist und bleibt Plagiatismus und gab es schon vor der Digitaltechnik. Es gab da ja schon die Möglichkeit per Tonband zu klauen und zu samplen. Stichwort: Mellotron und Musique Concrete.

Was wir als Samplingphrasen im Radio konsumieren ist entweder legitimiert oder Diebstahl. Da ist per se nichts hinzunehmen (Siehe: Kraftwerk vs. Pelham).

Ansonsten wird Sampling, neben kreativem Sounddesign, zur Imitation von Instrumentarium verwendet. Der einzeln gespielte Ton auf einem Instrument ist aber nicht schützenswert, weil zu geringe Schaffenstiefe.

 

Zurück zum Thema:

Wir erleben einen Paradigmenwechsel.

Ja, Jobs werden vernichtet oder zumindest erschwert. Aber das ist, wie oben richtig bemerkt, nichts Neues. Das hat es immer gegeben, das wird auch in Zukunft wieder passieren.

Dass die Stimmen der Betroffenen am lautesten sind ist klar. Auch, dass alle sofort die negativen Aspekte sehen und verstehen.

Die neue Technologie wird aber auch neue Möglichkeiten schaffen sich kreativ zu betätigen und wird neue Berufsbilder schaffen. Das sehen die meisten zur Zeit noch nicht oder nur bedingt, weil der Mensch sich das erst noch erarbeiten muss.

KI wird die Welt verändern. Ganz wertfrei.

Es wird von Übel sein und an andere Stelle ein Segen.

Auf jedenFall wird es spannend sein, die neue Technologie zu adaptieren und zu lernen, mit ihr zu leben.

 

Cheers - Frank


---

 

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#33 Naut

Naut

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Geschrieben 11 September 2023 - 09:02

Als Informatiker und Mathematiker kann ich auch klugscheißen und Thorsten hier rechtgeben: ChatGPT ist genau wie Sampling zuvor eine Technik, um aus bestehenden Kunstwerken schnell Derivate zu erschaffen. Und natürlich gab es zuvor schon die musikalische Praxis der Interpolation, was ja im Ergebnis etwas sehr Ähnliches ist.
Die ethischen und juristischen Implikationen daraus sind ebenfalls für alle drei Techniken (Interpolation, Sampling und LLM) sehr ähnlich, unterscheiden sich aber natürlich graduell.

Es gibt in der Arte-Mediathek eine sehr unterhaltsame Doku über Popmusik, in der ausführlich über Interpolation gesprochen wird - Name ist mir leider gerade entfallen.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#34 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 11 September 2023 - 14:09

Es wäre zwar verständlich wenn Menschen klagen, die bisher durch Werke mit geringer Schöpfungshöhe Geld verdient haben und dies nun damit nicht mehr könnten. Es wäre allerdings tatsächlich Unsinn die KI-Assistenz zu verbieten, um diese Jobs zu retten, denn die Vorteile einer solchen Technik überwiegen ja in dem Punkt die Nachteile.

 

Das Urheberrechtsproblem ist jedoch etwas ganz anderes. Es hat sich auch vorher gezeigt und wurde nicht adäquat gelöst. Nun wird es durch die KI-Assistenz verschärft. Da Ideenklau Unrecht ist, sollte dieses Problem gelöst werden.

 

Wenn KI irgendwann tatsächlich kreativ werden sollte, haben wir wieder eine ganz andere Situation.



#35 Naut

Naut

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Geschrieben 11 September 2023 - 14:27

Da Ideenklau Unrecht ist, sollte dieses Problem gelöst werden.
 

Aufgrund der Art, wie LLMs und allgemein Neuronale Netzwerke konstruiert und trainiert werden (müssen), ist es fast unmöglich, so etwas zu verhindern. Dazu müsste es erstmal eine technische, operationelle Definition von Ideenklau geben.

Wenn das gelöst wäre, könnte man evtl. einen "Klau-Detektor" trainieren, der dann schon automatisch zu ähnliche Resultate aussiebt. Das ist ziemlich ähnlich zum bekannten Problem des Overfittings oder Overtrainings, aber noch subtiler.

 

Eine sichere Variante wäre, die Dinger nur mit völlig freien Daten zu trainieren. Dann wären die Ergebnisse aber mit Sicherheit noch unkreativer, unspannender.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#36 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 11 September 2023 - 14:34

Ich hab mal chatgpt mit einer Seite einer Kurzgeschichte von mir gefüttert und dann befohlen/darum gebeten, die Story im Stile Kafkas oder Hemingways oder Carver umzuschreiben. Die Ergebnisse waren dürftig, zugleich aber gut genug, um die Tendenz zu erkennen: Es scheint möglich zu sein. Und das ist schon nicht uninteressant. Dann könnte die Idee und die Figur und so Aspekte immer noch von einem selbst kommen, aber der "Stil" eben nicht.

 

Bevor jetzt der Einwand kommt: "Aber Literatur ist doch Arbeit mit Worten. Da geht es doch um den eigenen Stil!" Ja, eh. Aber sind wir uns ehrlich: So gut ist der Stil oft eh nicht. Da kann ein Kafka oder ein Carver als Unterstützer schon helfen.

 

Wie das rechtlich ist? Keine Ahnung. Aber ich seh da kaum eine Angriffsfläche: Es versuchen ja auch jetzt schon Tausende, den Stil irgendeines Idols zu imitieren. Und es ist ja jetzt auch nicht illegal, eine Kurzgeschichte im Stile Kafkas zu schreiben?

 

Wozu das Tool jetzt schon taugt, meiner Meinung nach: Synonyme. Zumindest besser als alles, was man im Netz unter "Synonymen" findet.



#37 Fermentarius

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Geschrieben 11 September 2023 - 18:45

Rechtlich ist es unproblematisch, eine Geschichte im Stil von Franz Kafka zu schreiben. Auf Besonderheiten des Stils gibt es kein Urheberrecht und keine Verwertungsrechte. In Fall von Kafka ist der Schutz des Urheberrecht ohnehin erloschen, weil der Autor im Jahr 1924, also vor mehr als 70 Jahren, gestorben ist.

Die KI-Systeme wissen natürlich nichts über Rechte und Plagiate, und es besteht die Gefahr, dass sie größere Passagen aus urheberrechtlich geschützten Werken mehr oder weniger komplett übernehmen. Das wäre für den menschlichen Autor, der eine KI als Unterauftragnehmer beschäftigt, erstens peinlich und zweitens teuer.

Ansonsten kann man natürlich den KI-Systemen seine Ideen zum Ausformulieren geben, und das ganze dann nur noch nacharbeiten. Das wird wohl in Zukunft immer häufiger vorkommen, ohne dass die Autoren diesen Sachverhalt besonders kennzeichnen würden.



#38 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 11 September 2023 - 18:49

Auf Besonderheiten des Stils gibt es kein Urheberrecht und keine Verwertungsrechte.

 
Genau. Das ist auch mein Wissensstand. Diesen Umstand fand ich schon immer problematisch, und nun, mit dem Auftreten dieser elaborierten Kopierwerkzeuge namens KI-Assistenten, wird es noch problematischer.



#39 Dyrnberg

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Geschrieben 11 September 2023 - 21:13

 
Diesen Umstand fand ich schon immer problematisch...

Ich spitz mal zu: Bitte was? Aber dann gäbe es ja keine Kunst! Niemand hat seinen Stil erfunden. Jeder steht in einer Tradition. Wie es an berühmter Stelle heißt: "Every artist is a cannibal. Every poet is a thief."



#40 ChristophGrimm

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Geschrieben 11 September 2023 - 21:37

 
Genau. Das ist auch mein Wissensstand. Diesen Umstand fand ich schon immer problematisch, und nun, mit dem Auftreten dieser elaborierten Kopierwerkzeuge namens KI-Assistenten, wird es noch problematischer.

 

 

“I steal from every single movie ever made. If my work has anything, it's that I'm taking this from this and that from that and mixing them together.” (Quentin Tarantino)

 

Einer, der es nicht problematisch findet ;). Oder anders gesagt: Wir haben doch alle eine Bibliothek im Hirn, die unseren Werkzeugkasten gefüllt hat. Es gibt nur Kunstschaffende, die einen besser ausgestatteten Kasten haben, und ihn (im Verbund mit anderen Kästen, die im Laufe des Lebens befüllt werden) besser einzusetzen wissen, als andere.


„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de

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#41 diffusSchall

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Geschrieben 12 September 2023 - 07:45

Als Informatiker und Mathematiker kann ich auch klugscheißen und Thorsten hier rechtgeben: ChatGPT ist genau wie Sampling zuvor eine Technik, um aus bestehenden Kunstwerken schnell Derivate zu erschaffen.

Das ist doch Quatsch.

Unter die Definition fallen dann alle rein abbildenden Techniken (und Sampling gehört dazu). Also zum Beispiel auch Fotografie.

Sampling interpretiert weder Stile, noch kann man es in irgendeiner Form anlernen.

Der Unterschied zur KI dürfte dir als Informatiker und Mathematiker völlig klar sein.

Die Linie in der Diskussion so zu ziehen, macht doch keinen Sinn.


---

 

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#42 Naut

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Geschrieben 12 September 2023 - 08:01

Ansichten anderer als Quatsch zu bezeichnen, ist immer eine gute Möglichkeit, eine unaufgeregte Diskussion zu führen. ;) Wie auch immer, Du hast da vielleicht eine andere Meinung, aber Thorstens Ansicht wird von der Medientheorie teils unterstützt. Müssen wir aber nicht vertiefen.
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#43 diffusSchall

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Geschrieben 12 September 2023 - 08:30

Ansichten anderer als Quatsch zu bezeichnen, ist immer eine gute Möglichkeit, eine unaufgeregte Diskussion zu führen. ;) Wie auch immer, Du hast da vielleicht eine andere Meinung, aber Thorstens Ansicht wird von der Medientheorie teils unterstützt. Müssen wir aber nicht vertiefen.

Nicht wahr?

So ein wenig Pfeffer im Leben gehört dazu.  


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#44 lapismont

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Geschrieben 12 September 2023 - 08:42

Die Diebstahl-Thematik hat ja aus meiner Sicht nur Relevanz, wenn man Wirtschaftliches betrachtet und auch hier vermutlich nur ein Kapitalismusprodukt. Für die Kunst selbst ist das Verwenden anderer Kunst einfach nur wieder Kunst.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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#45 Kim

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Geschrieben 12 September 2023 - 10:53

Die Diebstahl-Thematik hat ja aus meiner Sicht nur Relevanz, wenn man Wirtschaftliches betrachtet und auch hier vermutlich nur ein Kapitalismusprodukt. Für die Kunst selbst ist das Verwenden anderer Kunst einfach nur wieder Kunst.

 

Das trifft aber nur auf den Menschen zu, nicht auf Computer/Algoritmen, denn diese sind streng genommen wie Kopieren oder Abfotografieren, was eben Plagiat ist.

 

Beispiel: zeige 10 Menschen ein Kunstwerk und du bekommst 12 unterschiedliche Interpretationen. Je nach den Erfahrungen, Meinungen und Ansichten, die diese Menschen im Laufe ihren Lebens entwickelt haben, und welche Emotionen geweckt werden.

 

Zeige das Kunstwerk 10 Algoritmen und du hast vielleicht 3 unterschiedliche Interpretationen, die sich lediglich durch die Anzahl und Arten der Programmierungen unterscheiden.

 

Ich bin nicht gut genug in der Materie, um mir hier eine Meinung zu bilden, aber ich erkenne durchaus die Schwierigkeit einer "fairen" Gesetzgebung.


www.sylvia-kaml.de


#46 Christian Hornstein

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Geschrieben 12 September 2023 - 11:45

"Every artist is a cannibal. Every poet is a thief."

 

 

“I steal from every single movie ever made. If my work has anything, it's that I'm taking this from this and that from that and mixing them together.” (Quentin Tarantino)

 

 

Verdammt, jetzt fällt mir kein weiterer solcher Spruch ein. :D

 

Aber jetzt mal im Ernst: Fast immer, wenn dieses urheberrechtliche Thema auf den Tisch kommt, wird die Tatsache erwähnt, dass keiner von uns aus dem Nichts heraus kreativ wird, als wäre das ein Argument gegen Urheberrechtsgebaren und als seien diese etwas müßiges, das versuche Unvermeidliches zu verhindern. Dabei lassen wir doch unbeachtet, dass es auf dem Kunstmarkt auch um Anerkennung geht, sei es finanziell oder anders geartet. Solange wir das legitim finden, müssen wir uns auch um urheberrechtliche Aspekte Gedanken machen.

 

Wenn demnächst eine Künstlerin eine attraktive Kombination von Stilelementen erschafft und mit ihrem Debütwerk Furore macht, wie fänden wir das, wenn am nächsten Tag eine Flut von Werken anderer erschiene, die eine ganz ähnliche Stilistik aufweisen? Ähnliches geschah schon lange vor den KI-Assistenten, aber das macht es nicht besser. Wenn eine Künstlerin von ihren Werken leben muss und schon beim ersten erfolgreichen Werk ahmen sämtliche andere es nach und besetzen den dafür vorliegenden Markt, dann räumen die auch einen großen Teil des möglichen Gewinns dieser Künstlerin ab. Das ist ein Verlust, der ganz real ist. Und das in einem Markt, in dem es sowieso schwer ist, Erfolg zu haben.
 


Bearbeitet von Christian Hornstein, 12 September 2023 - 11:47.


#47 Michael Böhnhardt

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Geschrieben 12 September 2023 - 12:39

 um urheberrechtliche Aspekte Gedanken machen.

 

 

Mir ist nicht ganz klar, was dir urheberrechtlich nicht geklärt zu sein scheint.

 

Jeder, der Texte oder Bilder einer KI verwendet, haftet für jede Urheberverletzung, die dadurch entsteht.

 

Dass die KI selbst zum Erzeugen der Werke urheberrechtlich geschützte Werke als Ausgangspunkt verwendet, ist m.E. kein Problem, denn das tut jeder menschliche Künstler auch, wie ja schon mehrfach gesagt wurde. Die Frage ist, ob das entstandene Werk Urheberrechte verletzt. Und dafür haftet der, der sie verwendet. Jeder Anbieter einer KI wird eine solche Haftung ausschließen oder begrenzen.

 

Bei einem Autor, der sich beim Formulieren von einer KI helfen lässt, gilt dasselbe, als ob er einen menschlichen Ghostwriter eingeschaltet hat.

 

Nicht ganz klar scheint mir der Schutzstatus der entstandenen Werke, aber ich denke, um schutzwürdig zu sein, müssen sie nicht von einem Menschen geschaffen sein, oder doch?

Und dann kann der KI-Anbieter exklusiv die Verwertungsrechte an den Anwender übertragen.



#48 Fermentarius

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Geschrieben 12 September 2023 - 14:37


Nicht ganz klar scheint mir der Schutzstatus der entstandenen Werke, aber ich denke, um schutzwürdig zu sein, müssen sie nicht von einem Menschen geschaffen sein, oder doch?

Und dann kann der KI-Anbieter exklusiv die Verwertungsrechte an den Anwender übertragen.

Vermutlich wird der Schutzstatus erst noch geklärt werden müssen. Reicht ein Prompt, von dem die KI einen Text oder ein Bild erstellt, schon aus, um einen urheberrechtlichen Schutz zu erlangen? In Deutschland gibt es den Begriff der "Schöpfungshöhe". Sie entscheidet darüber, ob ein Werk originell oder individuell genug ist, um schutzwürdig zu sein. Ein Prompt kann aus einem Wort bestehen, oder aus einem Sprichwort. Er kann eine einfache Frage sein, oder eben eine originelle Idee enthalten. Für meine Begriffe ist dieser Punkt kritisch. Wer also beispielsweise als Prompt angibt: "Junge trifft Mädchen. Sie verlieben sich. Missgünstige Menschen wollen sie auseinander bringen. es gelingt ihnen beinahe, aber die Liebe siegt", der hat lediglich den üblichen Plot von romantischen Heftromanen an die KI weitergereicht. Egal, was die KI daraus macht, die Schöpfungshöhe geht gegen Null.

 

Verschiedene Anbieter von KI-Bildern betonen gerne, dass die Schöpfungen nur den Benutzern gehören. Das ist aber keineswegs geklärt. Wenn z.B. Bilder von Prominenten verwendet werden, ist das sogar ausgesprochen fraglich. Verschiedene Systeme erlauben es beispielsweise, die Gesichter von Schauspielerinnen auch in sehr freizügigen Bildern zu verwenden (Fachbegriff: NSFW = not safe for work). Da frage ich mich dann, ob die Betroffenen nicht dagegen klagen können.

 

Das wird sicher noch spannend.



#49 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 12 September 2023 - 16:08

Mir ist nicht ganz klar, was dir urheberrechtlich nicht geklärt zu sein scheint.

 

Jeder, der Texte oder Bilder einer KI verwendet, haftet für jede Urheberverletzung, die dadurch entsteht.

 

 

Die Haftung setzt eine Rechtsverletzung und somit ein Recht voraus. Es gibt Merkmale von Werken, die schützenswert wären, aber nicht geschützt werden können. Da liegt das Problem. Die Hürde, die Merkmale nachzuahmen und die Urheber um ihrer kreativen Arbeit Früchte zu bringen, wird durch KI-Assistenz z.T. maximal gesenkt. Das ist der Zusammenhang mit dieser Thematik.
 



#50 Selma die Sterbliche

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Geschrieben 12 September 2023 - 16:17

@ fermentarius: die KI ist äußerst keusch und bockt bei nackten Tatsachen. Letztens wollte sie mir nicht einmal "barefoot scotsmen" liefern


Nieder mit den Gleichmachern. Sie wollen uns durch Langeweile mürbe kriegen. Es lebe die Vielfalt, denn Gegensätze ziehen sich an!  jottfuchs.de

 

 


#51 Fermentarius

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Geschrieben 12 September 2023 - 16:38

Kein barfüßiger Schotte? Das ist ja süß. Ich habe es in Nightcafe gleich mal ausprobiert ("Barefoot Scotsman with kilt and bagpipe marching over a hill"). SDXL beta nimmt den Prompt an, ohne sich zu beschweren, aber hat dem Schotten im Bild dann doch Stiefel angezogen.


Bearbeitet von Fermentarius, 12 September 2023 - 16:40.


#52 Christian Hornstein

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Geschrieben 12 September 2023 - 17:06

Vermutlich wird der Schutzstatus erst noch geklärt werden müssen. Reicht ein Prompt, von dem die KI einen Text oder ein Bild erstellt, schon aus, um einen urheberrechtlichen Schutz zu erlangen? In Deutschland gibt es den Begriff der "Schöpfungshöhe". Sie entscheidet darüber, ob ein Werk originell oder individuell genug ist, um schutzwürdig zu sein. Ein Prompt kann aus einem Wort bestehen, oder aus einem Sprichwort. Er kann eine einfache Frage sein, oder eben eine originelle Idee enthalten. Für meine Begriffe ist dieser Punkt kritisch. Wer also beispielsweise als Prompt angibt: "Junge trifft Mädchen. Sie verlieben sich. Missgünstige Menschen wollen sie auseinander bringen. es gelingt ihnen beinahe, aber die Liebe siegt", der hat lediglich den üblichen Plot von romantischen Heftromanen an die KI weitergereicht. Egal, was die KI daraus macht, die Schöpfungshöhe geht gegen Null.

 

Verschiedene Anbieter von KI-Bildern betonen gerne, dass die Schöpfungen nur den Benutzern gehören. Das ist aber keineswegs geklärt. Wenn z.B. Bilder von Prominenten verwendet werden, ist das sogar ausgesprochen fraglich. Verschiedene Systeme erlauben es beispielsweise, die Gesichter von Schauspielerinnen auch in sehr freizügigen Bildern zu verwenden (Fachbegriff: NSFW = not safe for work). Da frage ich mich dann, ob die Betroffenen nicht dagegen klagen können.

 

Das wird sicher noch spannend.

 
Genau. Es ist die Gelegenheit, alte Unschärfen zu beheben, und sich mal eingehender Gedanken darüber zu machen, woran man die Schutzwürdigkeit festmachen will.


... aber hat dem Schotten im Bild dann doch Stiefel angezogen.

 
Aha! Nun ja, ein nackter schottischer Fuß, in seiner ganzen männlichen Pracht, soll ja schon so mancher Holden den Kopf verdreht haben ...


Bearbeitet von Christian Hornstein, 12 September 2023 - 17:07.


#53 Michael Böhnhardt

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Geschrieben 12 September 2023 - 17:16

Vermutlich wird der Schutzstatus erst noch geklärt werden müssen. Reicht ein Prompt, von dem die KI einen Text oder ein Bild erstellt, schon aus, um einen urheberrechtlichen Schutz zu erlangen? In Deutschland gibt es den Begriff der "Schöpfungshöhe". Sie entscheidet darüber, ob ein Werk originell oder individuell genug ist, um schutzwürdig zu sein.

Ich denke nicht, dass ein Prompt schutzwürdig ist. Das Bild und der Text jedoch, der daraus entsteht, schon. Man sieht dem Bild doch nicht mehr an, durch welche Beschreibung es entstanden ist.

 

Und das ist schon ein Problem. Zum einen ist es eine Sache, wenn mir ein Anbieter sagt, ich könne sein Werk verwenden, aber er kann mir nicht garantieren, dass es frei von Urheberrechtsverletzungen ist, aber eine ganz andere, ob er mir wenigstens garantieren kann, sich selbst nicht zu wiederholen.

 

Zum anderen handelt es sich zumindest heutezutage um KI-Assistenz. Wieviel Kreativität hat der Nutzer selbst mit ins Spiel gebracht?

 

Die Sache mit den Schauspielern in schlüpfrigen Bildern hat übrigens nicht unbedingt was mit Urheberrecht zu tun, sondern es ist eine Persönlichkeitsrechtverletzung.


Die Haftung setzt eine Rechtsverletzung und somit ein Recht voraus. Es gibt Merkmale von Werken, die schützenswert wären, aber nicht geschützt werden können. Da liegt das Problem. Die Hürde, die Merkmale nachzuahmen und die Urheber um ihrer kreativen Arbeit Früchte zu bringen, wird durch KI-Assistenz z.T. maximal gesenkt. Das ist der Zusammenhang mit dieser Thematik.
 

Es mag sein, dass ich als Künstler schon ein Interesse daran habe, dass das Ergebnis meiner Arbeit geschützt ist, aber bei dir klingt es mir eher danach, dass ich nach deinen gewünschten Rechtsverschärfungen wahrscheinlich gar keine Kunst mehr ausüben kann.



#54 lapismont

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Geschrieben 12 September 2023 - 18:40

Das trifft aber nur auf den Menschen zu, nicht auf Computer/Algoritmen, denn diese sind streng genommen wie Kopieren oder Abfotografieren, was eben Plagiat ist.

 

Beispiel: zeige 10 Menschen ein Kunstwerk und du bekommst 12 unterschiedliche Interpretationen. Je nach den Erfahrungen, Meinungen und Ansichten, die diese Menschen im Laufe ihren Lebens entwickelt haben, und welche Emotionen geweckt werden.

 

Zeige das Kunstwerk 10 Algoritmen und du hast vielleicht 3 unterschiedliche Interpretationen, die sich lediglich durch die Anzahl und Arten der Programmierungen unterscheiden.

 

Ich bin nicht gut genug in der Materie, um mir hier eine Meinung zu bilden, aber ich erkenne durchaus die Schwierigkeit einer "fairen" Gesetzgebung.

 

Plagiat ist ein Rechtsbegriff. 

Was ich meinte ist, dass Kunst Kunst bleibt egal, wie gerade die juristische Sicht auf Eigentum oder ähnlichem ist.

Die Kopie eines Kunstwerkes ist in den meisten Fällen auch ein Kunstwerk. 


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#55 Michael Böhnhardt

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Geschrieben 12 September 2023 - 18:46

Plagiat ist ein Rechtsbegriff. 

Was ich meinte ist, dass Kunst Kunst bleibt egal, wie gerade die juristische Sicht auf Eigentum oder ähnlichem ist.

Die Kopie eines Kunstwerkes ist in den meisten Fällen auch ein Kunstwerk. 

Es mag sein, dass eine Kopie ebenfalls Kunst sein kann. Trotzdem muss ein Künstler leben.

 

Ich denke, Christian Hornstein und du solltet euch mal treffen und einen goldenen Mittelweg zwischen euren beiden Positionen aushandeln.


Bearbeitet von Michael Böhnhardt, 12 September 2023 - 18:47.


#56 lapismont

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Geschrieben 12 September 2023 - 18:51

Trotzdem muss ein Künstler leben.

 

Was nix mit der Kunst, dem Kunstwerk oder den Künstler·innen zu tun hat, sondern mit der Gesellschaftsform, in der letztere leben.


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#57 Michael Böhnhardt

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Geschrieben 12 September 2023 - 18:56

In der Gesellschaftsform, die dir da wohl vorschwebt, bin ich aufgewachsen. Man kann jetzt nicht sagen, dass die Kunst da geblüht hat.



#58 Christian Hornstein

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Geschrieben 12 September 2023 - 18:56

Es mag sein, dass ich als Künstler schon ein Interesse daran habe, dass das Ergebnis meiner Arbeit geschützt ist, aber bei dir klingt es mir eher danach, dass ich nach deinen gewünschten Rechtsverschärfungen wahrscheinlich gar keine Kunst mehr ausüben kann.

 

Nein, das wäre ja unsinnig. Die Bestimmung der Schutzwürdigkeit ist keine triviale Angelegenheit, gerade weil wir ja nicht jede künstlerische Regung schützen können, wodurch wir jegliche Wiederverwendung blockieren würden, was jeden Schaffensprozesses zum erliegen brächte. Schutzwürdigkeit müsste interdisziplinär bestimmt werden, denn es geht um finanziellen Folgen, qualitative Merkmalsbestimmungen und dergleichen. Das kann nicht eine einzelne Person leisten.
 



#59 Christian Hornstein

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Geschrieben 12 September 2023 - 19:02

Die Kopie eines Kunstwerkes ist in den meisten Fällen auch ein Kunstwerk. 

 
Die Frage danach, was Kunst ist, und die Frage danach, was schützenswert ist, haben natürlich nur an der Stelle miteinander zu tun, an der die Einordnung als Kunst für die Schutzwürdigkeit im rechtlichen Sinne relevant wird.

 

Die Frage, ob eine Kopie eines Kunstwerkes ein Kunstwerk ist, würde ich so beantworten: Die Kopie bildet ein Kunstwerk ab, ist aber selbst keines. Das Original ist das Kunstwerk. Das Kopieren ist kein künstlerisches Wirken und kein kreatives Schaffen.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 12 September 2023 - 19:05.


#60 lapismont

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Geschrieben 12 September 2023 - 19:27

In der Gesellschaftsform, die dir da wohl vorschwebt, bin ich aufgewachsen. Man kann jetzt nicht sagen, dass die Kunst da geblüht hat.

Sorry, Du interpretierst hier. Ich bin weder Philosoph noch Wirtschaftswissenschaftler, ich habe keine anderen Weltenbauten zur Hand, als in meinen Phantastikregalen stehen.

Es ist mir bloß wichtig nicht zu vergessen, das Kunst und Davonlebenmüssen keinen kosmischen Universalzusammenhang eingegangen sind.

Wenn hier diskutiert wird, ob irgendwelche Rechte betroffen sind, klingt das für mich nach einem Jura-Forum.

Morgen beschließt der Gesetzgeber, Kunstwerke mit einem a im Titel sind ab sofort gemeinfrei. Wurde dadurch eines der betroffenen Kunstwerke verändert? Nee. 


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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