Ich hab den Film in 2D gesehen und genossen; da hier nicht so das große Interesse zu bestehen scheint an CM & ihren Abenteuern hab ich einen ausführlichen 1. Eindruck in einem anderen kleinen Forum (von einer ehem. Boardsäule vor Jahren kreiert) gepostet.
Hier noch ein möglichst zusammen gefasstes Kommentar zum Thema "Erschütterung" (des Mr. Tree) und MCU-Dissing im Allgemeinen: Als wirklich langjähriger Marvel-Comics-Fan (also auch zu Zeiten als Marvel noch nicht so "in" war, deutlich weniger bekannt/erfolgreich als D.C. damals, z.B.) freu ich mich natürlich über den Erfolg vom MCU, und gratuliere allen, die das ursprünlgich zustande brachten, u.a. Messrs. Favreau und Feige. Positiv fand ich v.a. die Continuity die über eineinhalb Jahrzehnte lang beibehalten wurde, und dass irgendwie die wichtigeren SchauspielerInnen dabei blieben, bzw. anfangs derart lange Verträge unterschrieben hatten. Negativ fand ich die hohe wenn auch nicht ausschließliche Konzentration auf Iron Man und letztendlich die Avengers als einzige wesentliche Gruppierung, wie auch die ständig sichtbare Betonung auf die Militär-Nähe von vielen der Helden. Als dann Spider-Man - die bei weitem erfolgreichste Marvel-Figur auf Papier! - endlich dazu kam, fand ich's großartig, wenn er auch ein wenig zu bewundernd ggü. Mr. Stark auftrat, nach meinem Geschmack. Ein Problem beim MCU war bisher auch, dass entweder am Ende von 1 oder mehr Filmen fast immer ein noch mächtigerer Kontrahent stehen musste, zuletzt in Eternals (der mir gut gefiel!) einer der wahrscheinlich den höchsten irdischen Berg bei weitem überragt... Oder eine/r der HeldInnen musste unglaublich aufgemotzt werden gen Ende. Ich hoffe dass sie einen Weg aus dieser Formel heraus finden; mir ist natürlich klar dass das ein Problem ist bei Kinofilmen, die letztendlich immer Kurzgeschichten sind. -- Aber was ich alles Andere an Gefühlen überragend toll finde, ist dass meine Comic-Bilder im Kopf auf der Leinwand "in echt", in bewegten Bildern (!), recht treffend umgesetzt werden. Das machen die allermeisten MCU-Filme bis dato großartig*; deshalb wünsche ich mir dass trotz allem Unken und Dissen (insbes. von Kulturpolitik-Trollen) das MCU weiter macht, und zumindest noch die angedeuteten Entwicklungen apropos Mutanten und einer gewissen "first family" zu Ende führt. Then you can lay you down to sleep...
(* es wird BTW gemunkelt dass MARVELS während seinen ca. 2 Jahren Schlaf in der Disney-Schublade auch CGI-mäßig immer wieder ausgebessert wurde, so dass der Film in diesem Sinne "zumindest" positiv auffällt)
ich bin übrigens einer dieser "Kulturpolitik-Trolle". Ich frage mich schon lange, wieso jeder, der Disney und Marvel für ihre Doppelmoral kritisiert, sofort als Troll gelten muss, nur weil er nicht die Meinung anderer widerspiegelt. Schön waren noch die Zeiten, als man bereit war, für die gegenteilige Meinung der anderen zu kämpfen. Als jemand, der viele Gay-Parades mitgemacht und sich schon mit Wasserwerfern und Tränengas hat beschießen lassen, weil er in einem Land, in dem das gefährlich ist, für Frauenrechte mitdemonstriert hat, lasse ich mich ungern in die gegenteilige Ecke stellen. Disney produziert schlicht grottenschlechte Drehbücher und Blackwashing ist genauso schlimm wie Whitewashing (ich denke da an die neue Cleopatra "Dokumentation", wo sie aus einer Griechin eine Schwarzafrikanerin gemacht haben, mit dem Argument "damals haben sie Liz Taylor zu einer Griechin gemacht". Natürlich war das damals falsch und gehört hart kritisiert. Aber die Lösung wäre doch, das nicht mehr zu machen und nicht einfach den gleichen Fehler aus einer anderen Richtung zu begehen. Erzwungene Diversität hilft auch niemandem, sondern befeuert nur den Konflikt. Das Schlimmste ist, dass diejenigen, die repräsentiert werden sollen, so wenig eingebunden werden. Auf deren Stimmen kommt es nämlich an. Ich möchte mehr talentierte diverse Filmemacher gefördert sehen. Eine starke Stimme für die LGBT-Community in Hollywood, die ihre Chancen bekommen. Es geht um die Normalität des anderen und die erreichen wir nicht, indem diejenigen, die nicht betroffen sind, den Stempel wahllos überall hin setzen. Das führt dann zum Gegenteil, zum Kulturkampf - und den brauchen wir wirklich nicht.
Ich war auch erschüttert, dass Disney sich als das leuchtende Beispiel progressiven Filmemachens positionieren will (zwecks Geldschneiderei), dann aber in China Black Panther auf dem Plakat die Maske aufsetzt, damit niemand sieht, dass er schwarz ist. Oder dass sie für Singapur und andere Länder den Kuss zwischen zwei Darstellerinnen rausgeschnitten haben, damit ihr Film dort laufen kann. Das zeigt einfach, dass sich der Konzern nicht für Minderheiten und Toleranz einsetzt, sondern schlicht der Meinung war, einem jungen progressiven Publikum zu gefallen. Nach Avengers Endgame (bis dato tolles MCU) wurde hinzukommend die Drehbuchqualität schlicht immer schlechter (übrigens auch nach objektiven Maßstäben, wenn man sich ein bisschen mit Screenplays auskennt). Also ich respektiere deine Meinung und gönne es jedem, der Spaß an den Filmen hat und Disney tatsächlich für das leuchtende Beispiel progressiven Filmemachens hält, als das sie sich (bei uns im Westen!) darstellen wollen. Das ist Meinungsvielfalt und ich würde im Zweifel auch für deine auf die Straße gehen :-) - aber bitte nicht jeden als "Troll" verunglimpfen, nur weil er kritisch auf Marvels (in meinen Augen geheuchelten) Kulturkampf blickt.
Bearbeitet von Joshua Tree, 10 November 2023 - 20:26.