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Solar System: Lost

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116 Antworten in diesem Thema

#61 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 06 Oktober 2023 - 17:08

Der Roman davor war halt ganz nice

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  • • (Film) gerade gesehen: The Whale, Everything everywhere at once, Zurück in die Zukunft II
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#62 Naut

Naut

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Geschrieben 06 Oktober 2023 - 20:51

Zu den verschiedenen Härtegraden der Hard SF gibt es eine schöne Skala, die von Kollegen gerne herangezogen wird:
 
https://tvtropes.org...FictionHardness (musst du unten ausklappen "The Scale")

Nett! Ich strebe meist Level 4 an, ab 5 wird es anstrengend zu schreiben (da müsste ich so viel vorab lesen), und 6 ist ... meist uninteressant. ;)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#63 Kim

Kim

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Geschrieben 06 Oktober 2023 - 22:07

Ich wollt ja eigentlich nix sagen, aber da die Leseprobe schon voller sprachlicher Schwächen ist und auch erzählerisch alles andere als überzeugend, wundere ich mich wirklich über so viel Aufmerksamkeit.

Außerdem: Schon im 5. Absatz steht was von einem Energiefeld, obwohl der Titel als "Hard SF" beworben wird. Energiefelder mögen ein SF-typisches Element sein, aber Hard SF, also wissenschaftlich plausibel, sind sie gewiss nicht.

 

Bist du so lieb und erläuterst die Schwächen? Ich habe ja schon einige Bücher in Verlagen veröffentlicht und auch historische Romane geschrieben, daher interessiere mich sehr für konstruktive Kritik und auch Meinungen, wie man es besser machen könnte. :)

 

Wie erwännt ist das Schreiben lediglich ein Hobby, ich habe einen Hauptberuf und bin daher kein Profi.


Bearbeitet von Kim, 06 Oktober 2023 - 22:08.

www.sylvia-kaml.de


#64 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 12:46

Was für meinen Geschmack aber wesentlich mehr stört, ist, dass die Autorin öfters – ich will nicht sagen falsche – aber doch unvorteilhafte Formulierungen verwendet, die sich für mich zumindest falsch anfühlen.

 

Beispiel 1:

„Sie (die Obdachlosen) wurden vom Sicherheitspersonal nicht gern gesehen, das sich ab und zu auch in diese Gegend verlor.“ Man sagt zwar, jemand hat in dieser Gegend nichts verloren, hier wäre aber der Begriff „verirrte“ anstatt „verlor“ besser gewesen.

 

Beispiel 2:

„Denn sie gab es offiziell nicht auf dieser perfekten Kolonie.“ Ich kann mich auf einer Insel oder auf einem Planeten befinden, aber auf einer Kolonie? Hier ist meiner Meinung nach „in einer Kolonie“ die einzig richtige Formulierung.

 


 

Noch ein letztes Beispiel, obwohl ich noch einige mehr gefunden habe:

„Sie braucht noch die ein und andere Reparatur, …“ Ich weiß nicht, ob man das irgendwo in Deutschland so sagt, bei uns sagt man „… die ein oder andere …“ und das klingt für mich auch sinnvoller.

 

Dies sind alles Beispiele, die einem guten Lektorat eigentlich hätten auffallen müssen, zumal ein Lektorat sicherlich nicht billig ist, wenn ich hier so die anderen Fäden verfolge.

 

Das ist interessant. Tatsächlich sind diese Formulierungen allesamt grammatikalisch in Ordnung, aber nicht gebräuchlich.

 

Die Redewendung "die ein und andere" gibt es meines Wissens im Deutschen nicht. Sie wirkt auf mich auch grammatikalisch inkonsistent, denn wenn ich sage "die" Reparatur, meine ich ja ein generisches Femininum und dann müsste ich zumindest auch "eine" sagen. Ansonsten ist es ja nicht verboten originelle Redewendungen zu erfinden. Sie sollten nur für Leseri in irgendeiner Weise interessant sein.

 

Dass es etwas "auf" einer Kolonie gibt, darf gesagt werden (der Duden erlaubt z.B. auch "auf dem Rathaus" siehe https://www.duden.de..._Praeposition). Allerdings ist das unüblich (siehe z.B. https://deutschlerne...o-wohin-woher/) für geschlossene Areale (kaum jemand würde z.B. sagen "es gibt Kneipen auf der Stadt" oder gar "auf dem Bunker").

 

Kann es sein, dass ein Korrektorat erfolgt ist, aber kein stilistisches Lektorat? Und wie sah es mit dem strukturellen Lektorat aus?

 

Häufig kommt ein Lektorat im Verlag zu kurz. Wenn ich mal einen Roman schreiben sollte, würde ich deshalb lieber ein externes Lektorat beauftragen, aber das ist natürlich eine Kostenfrage. Bei 300 Normseiten kostet das zwischen 1.500 und 3.000 €. Da eine halbwegs gut verkaufte Auflage 3.000 Stück umfasst und bei einem Buchpreis von ca. 10 € für Dich bei einem Verlagsvertrag etwa 3.000 € einbrächte ...
 


Bearbeitet von Christian Hornstein, 07 Oktober 2023 - 12:49.


#65 Kim

Kim

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 16:33

Ich habe ja das sehr, sehr große Glück, für jedes meiner Werke bisher einen Verlag gefunden zu haben. Dafür bin ich ungemein dankbar, da ich für Selbstpublishing weder Zeit, noch den Nerv hätte.

 

Aufgrund der unterschiedlichen Genres und auch der persönlichen Entwicklung (man wird über die Jahre durchaus besser und anspruchsvoller im Handwerk "Schreiben") habe ich bisher bei 5 verschiedenen Verlagen veröffentlicht (zählt man die Kurzgeschichten dazu, sogar bei 8).

 

Daher bringe ich auch was Lektorate betrifft einen recht großen Erfahrungsschatz mit mir. Allerdings habe ich immer nur mit den mir zugeteilten Verlagslektoren zusammen gearbeitet, selbst suchen musste ich mir bisher keinen.

 

Bei einigen Verlagen gibt es mehrere Durchgänge, bei anderen wird wiederum sehr kurz getacktet und es gibt maximal einen. Einige unterschieden zwischen Grund- und Detail-Lektorat, andere haben Lektor und Korrektor sogar in einer Person, ich vermute aus Kostengründen.

 

Eines hat mich die Erfahrung gelehrt: Ganz egal, wie gründlich man war oder wie viele Augen draufgeschaut hatten, es findet sich immer ein Haar und jemand, der es besser gemacht hätte. ;)

 

Selbst ist man als Autor völlig unfähig, sein eigenes Werk zu beurteilen. Man geht die Szenen so unendlich oft im Kopf durch, dass diese sich verselbstständigen und man betriebsblind wird. Man sieht nur noch das Bild wie ein Film, ohne die Worte oder Fehler zu erkennen.

 

Bei diesem Buch gab es ein sog. Auswahl-Lektorat nach Anfrage des Gesamtmanuskripts, wie es wohl jeder Verlag hat. Danach kam es ins inhaltliche und stilistische Lektorat, diese beiden Durchgänge wurden hier von derselben Person getätigt. Anschließend folgte die Korrektur.

 

Wie gesagt, ich bin einfach nur glücklich und froh, einen Verlag gefunden und einige Leser offensichtlich erfreut zu haben.

Natürlich möchte man dennoch besser werden, daher bin ich für konstruktive Kritik offen (ob sie nach meinem Gusto ist oder ich es persönlich ablehne, so zu schreiben, kann dann noch immer entschieden werden). Daher gerne die Meinungen einstreuen, helfen tun sie immer

 

Nur sollte es auch klar erläutert werden (nicht nur Phrasen) damit es auch umsetzbar ist.


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#66 Kim

Kim

    Ufonaut

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 16:39

 

 

Häufig kommt ein Lektorat im Verlag zu kurz. Wenn ich mal einen Roman schreiben sollte, würde ich deshalb lieber ein externes Lektorat beauftragen, aber das ist natürlich eine Kostenfrage. Bei 300 Normseiten kostet das zwischen 1.500 und 3.000 €. Da eine halbwegs gut verkaufte Auflage 3.000 Stück umfasst und bei einem Buchpreis von ca. 10 € für Dich bei einem Verlagsvertrag etwa 3.000 € einbrächte ...
 

 

Die Rechnung wird wahrscheinlich nicht aufgehen, da die Verlage auf ihre eigenen Lektoren bestehen und absolut jeder Lektor etwas anders arbeitet. Es würde wahrscheinlich vieles, was dein von dir bezahlter Lektor gemacht hat, wieder umgeworfen werden. Oft musst du ganze Szenen streichen bzw. inhaltlich verändern, sodass es ebenfalls nicht mehr vorlektoriert ist.

 

Ein eigenes Lektorat kann helfen, einen Verlag zu finden, aber es beeinflusst das Endprodukt oft nicht.


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#67 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 17:03

Ich habe ja das sehr, sehr große Glück, für jedes meiner Werke bisher einen Verlag gefunden zu haben. Dafür bin ich ungemein dankbar, da ich für Selbstpublishing weder Zeit, noch den Nerv hätte.

 

Aufgrund der unterschiedlichen Genres und auch der persönlichen Entwicklung (man wird über die Jahre durchaus besser und anspruchsvoller im Handwerk "Schreiben") habe ich bisher bei 5 verschiedenen Verlagen veröffentlicht (zählt man die Kurzgeschichten dazu, sogar bei 8).

 

Daher bringe ich auch was Lektorate betrifft einen recht großen Erfahrungsschatz mit mir. Allerdings habe ich immer nur mit den mir zugeteilten Verlagslektoren zusammen gearbeitet, selbst suchen musste ich mir bisher keinen.

 

Bei einigen Verlagen gibt es mehrere Durchgänge, bei anderen wird wiederum sehr kurz getacktet und es gibt maximal einen. Einige unterschieden zwischen Grund- und Detail-Lektorat, andere haben Lektor und Korrektor sogar in einer Person, ich vermute aus Kostengründen.

 

Eines hat mich die Erfahrung gelehrt: Ganz egal, wie gründlich man war oder wie viele Augen draufgeschaut hatten, es findet sich immer ein Haar und jemand, der es besser gemacht hätte. ;)

 

Selbst ist man als Autor völlig unfähig, sein eigenes Werk zu beurteilen. Man geht die Szenen so unendlich oft im Kopf durch, dass diese sich verselbstständigen und man betriebsblind wird. Man sieht nur noch das Bild wie ein Film, ohne die Worte oder Fehler zu erkennen.

 

Bei diesem Buch gab es ein sog. Auswahl-Lektorat nach Anfrage des Gesamtmanuskripts, wie es wohl jeder Verlag hat. Danach kam es ins inhaltliche und stilistische Lektorat, diese beiden Durchgänge wurden hier von derselben Person getätigt. Anschließend folgte die Korrektur.

 

Wie gesagt, ich bin einfach nur glücklich und froh, einen Verlag gefunden und einige Leser offensichtlich erfreut zu haben.

Natürlich möchte man dennoch besser werden, daher bin ich für konstruktive Kritik offen (ob sie nach meinem Gusto ist oder ich es persönlich ablehne, so zu schreiben, kann dann noch immer entschieden werden). Daher gerne die Meinungen einstreuen, helfen tun sie immer

 

Nur sollte es auch klar erläutert werden (nicht nur Phrasen) damit es auch umsetzbar ist.

Verlag ist nicht gleich Verlag. Heutzutage sind viele der Bücher aus dem (professionellen) Selfpublishing deutlich hochwertiger produziert als viele von Klein- oder Digitalverlagen. Viele Kleinverlage machen aus Kostengründen zum Beispiel gar kein Lektorat, sondern wenn überhaupt ein Korrektorat und das merkt man den Texten dann an. "Mein Buch ist bei einem Verlag" ist heute kein Qualitätskriterium mehr für das entsprechende Buch (siehe LMBPN etc.). Ich denke, dass die Zeiten schon eine Weile vorbei sind. Das Gütesiegel gilt vielleicht noch für die Traditionsverlage und selbst da leidet es stark. Ich habe gerade "Kinder der Zeit" gelesen und 1-2 Fehler pro Buchseite entdeckt. Das würde ich als Selfpublisher niemals akzeptieren und an das Korrektorat zurückgeben.


Bearbeitet von Joshua Tree, 07 Oktober 2023 - 17:04.

Der Kopf ist rund, damit Gedanken ihre Richtung ändern können ;-)

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#68 Christian Hornstein

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 17:10

Nur sollte es auch klar erläutert werden (nicht nur Phrasen) damit es auch umsetzbar ist.

 

Du hast völlig recht, dass nur konkrete Hinweise eine Chance haben, für uns Autori hilfreich zu sein. Leider wird das bei Rückmeldungen oft nicht so gemacht.

Ja, klar, in Manuskripten bleibt fast immer der eine oder andere Fehler übrig. Wenn es um Sachen geht wie Plotführung oder Charakterzeichnung wird man es ohnehin nie allen recht machen können.

Deine Erfahrungen mit dem Lektorat der Verlage finde ich interessant. Das passt zu dem, was ich bisher erfahren habe. Im Prinzip ist es sinnvoll, wenn Lektorat und Korrektorat von zwei verschiedenen Personen durchgeführt werden. Es ist auch meine Erfahrung, dass wir als Autori irgendwann blind werden. Spätestens am Ende brauchen wir in jedem Fall jemanden von Außen.

Ein gutes "Vorlektorat" wird die Qualität des Manuskriptes sicher verbessern. Wieviel davon erhalten bleibt, hängt dann natürlich vom Verlag ab ... und von Dir. Was Veränderungen an meinen Texten angeht, so bin ich recht flexibel, weil es mir nicht um die reine Kunst geht, sondern darum, Ideen und Perspektiven zu transportieren. Solange die Veränderungen den Geist des Textes nicht beschädigen und nur dazu beitragen, dass andere mehr Freude an ihm haben, ist das für mich in Ordnung.

Ich finde es super, dass so viele Deiner Werke von Verlagen angenommen wurden, und ich freue mich für Dich. Ich hoffe, Du hast viel Erfolg damit, und bekommst sowohl Lob als auch interessante Hinweise für Optimierungen. Wenn ich gelegentlich nochmal beitragen kann, mache ich das gerne.

 

 

Verlag ist nicht gleich Verlag. Heutzutage sind viele der Bücher aus dem (professionellen) Selfpublishing deutlich hochwertiger produziert als viele von Klein- oder Digitalverlagen. Viele Kleinverlage machen aus Kostengründen zum Beispiel gar kein Lektorat, sondern wenn überhaupt ein Korrektorat und das merkt man den Texten dann an. "Mein Buch ist bei einem Verlag" ist heute kein Qualitätskriterium mehr für das entsprechende Buch (siehe LMBPN etc.). Ich denke, dass die Zeiten schon eine Weile vorbei sind. Das Gütesiegel gilt vielleicht noch für die Traditionsverlage und selbst da leidet es stark. Ich habe gerade "Kinder der Zeit" gelesen und 1-2 Fehler pro Buchseite entdeckt. Das würde ich als Selfpublisher niemals akzeptieren und an das Korrektorat zurückgeben.

 

Ja, das habe ich auch gemerkt, wenn auch nicht mit der von Dir genannten Fehlermenge bei der deutschen Übersetzung von "Kinder der Zeit", aber durchaus bei manchem Heyne-Buch. Das Selfpublishing hat sicher Nachteile, aber die Vorteile sind nicht zu verachten, vor allem für Leute, die zeitnah und mit maximaler Kontrolle veröffentlichen wollen.
 


Bearbeitet von Christian Hornstein, 07 Oktober 2023 - 17:25.


#69 Kim

Kim

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 17:58

Verlag ist nicht gleich Verlag. Heutzutage sind viele der Bücher aus dem (professionellen) Selfpublishing deutlich hochwertiger produziert als viele von Klein- oder Digitalverlagen. Viele Kleinverlage machen aus Kostengründen zum Beispiel gar kein Lektorat, sondern wenn überhaupt ein Korrektorat und das merkt man den Texten dann an. "Mein Buch ist bei einem Verlag" ist heute kein Qualitätskriterium mehr für das entsprechende Buch (siehe LMBPN etc.). Ich denke, dass die Zeiten schon eine Weile vorbei sind. Das Gütesiegel gilt vielleicht noch für die Traditionsverlage und selbst da leidet es stark. Ich habe gerade "Kinder der Zeit" gelesen und 1-2 Fehler pro Buchseite entdeckt. Das würde ich als Selfpublisher niemals akzeptieren und an das Korrektorat zurückgeben.

 

Absolute Zustimmung. Ich kenne einige Hybrid-Autor:innen, die sogar bei großen Publikumsverlagen waren und dann auf SP wechselten. Einfach, um mehr Kontrolle zu haben.

Wichtig ist aber, dass man weiß, worauf mach achten muss und das Handwerk versteht. Da hilft einem die Erfahrung bei Verlagen schon sehr.

 

Leider ist es aber auch noch so, dass jeder, der eine Tastatur zu bedienen weiß, heutzutage ein Buch herausbringen kann. Oft wird Geld nur für ein verlockendes Cover ausgegeben, aber dahinter befindet sich dann nichts.

Da ist es gerade bei SPlern schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Ich wäre zu wenig überzeugt von mir für SP. Ein Verlag mittlerer Größe gefunden zu haben, gibt mir das Gefühl, dass meine Bücher zumindest nicht völlig öde sind und von Leuten, die sich auskennen, als marktfähig angesehen werden. Sogar so, dass sie bereit sind, etwas dafür zu investieren.

Ich sehe das als ein großes Kompliment. :)

 

Hätte ich keinen Verlag gefunden, hätte sich sicherlich nie eins meiner Ideen veröffentlicht. Da fehlt mir das nötige Selbstbewusstsein.


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#70 Kim

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Geschrieben 07 Oktober 2023 - 18:03

Du hast völlig recht, dass nur konkrete Hinweise eine Chance haben, für uns Autori hilfreich zu sein. Leider wird das bei Rückmeldungen oft nicht so gemacht.

Ja, klar, in Manuskripten bleibt fast immer der eine oder andere Fehler übrig. Wenn es um Sachen geht wie Plotführung oder Charakterzeichnung wird man es ohnehin nie allen recht machen können.

Deine Erfahrungen mit dem Lektorat der Verlage finde ich interessant. Das passt zu dem, was ich bisher erfahren habe. Im Prinzip ist es sinnvoll, wenn Lektorat und Korrektorat von zwei verschiedenen Personen durchgeführt werden. Es ist auch meine Erfahrung, dass wir als Autori irgendwann blind werden. Spätestens am Ende brauchen wir in jedem Fall jemanden von Außen.

Ein gutes "Vorlektorat" wird die Qualität des Manuskriptes sicher verbessern. Wieviel davon erhalten bleibt, hängt dann natürlich vom Verlag ab ... und von Dir. Was Veränderungen an meinen Texten angeht, so bin ich recht flexibel, weil es mir nicht um die reine Kunst geht, sondern darum, Ideen und Perspektiven zu transportieren. Solange die Veränderungen den Geist des Textes nicht beschädigen und nur dazu beitragen, dass andere mehr Freude an ihm haben, ist das für mich in Ordnung.

Ich finde es super, dass so viele Deiner Werke von Verlagen angenommen wurden, und ich freue mich für Dich. Ich hoffe, Du hast viel Erfolg damit, und bekommst sowohl Lob als auch interessante Hinweise für Optimierungen. Wenn ich gelegentlich nochmal beitragen kann, mache ich das gerne.

 

 

 

Ja, das habe ich auch gemerkt, wenn auch nicht mit der von Dir genannten Fehlermenge bei der deutschen Übersetzung von "Kinder der Zeit", aber durchaus bei manchem Heyne-Buch. Das Selfpublishing hat sicher Nachteile, aber die Vorteile sind nicht zu verachten, vor allem für Leute, die zeitnah und mit maximaler Kontrolle veröffentlichen wollen.
 

 

Ich freue mich sehr, hier zu sein und auch auf den tollen Austausch!

Ich liebe es, zu diskutieren, und andere Sichtweisen kennenzulernen.


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#71 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 07:31

 

 

Bist du so lieb und erläuterst die Schwächen?

 

Die sprachlichen Schwächen haben andere ja schon aufgeführt.

Noch nicht erwähnt wurde glaube ich:

 

[...] die herumlaufenden Obdachlosen, die keine Unterkunft hatten [...]

 

 

Keine Unterkunft zu haben, ist ja gerade die Definition von "Obdachloser", daher ist der nebensatz redundant und überflüssig. Selbst wenn man damit meint, dass diese Leute diese Nacht nichtmal eine Notunterkunft gefunden haben, die es ja geben mag, ist die Information irrelevant, denn hätten sie eine Notunterkunft gefunden, würden sie ja nicht in der Gegend herumlaufen.

 

Hauptkritikpunkt ist aber die träge Inszenierung. Der Protagonist denkt viel zu viel über alles mögliche nach, das gerade nicht besonders wichtig ist, es passiert nicht viel an direkter Handlung. Bis eine Person (vielleicht ein Verfolger) auftaucht, wird ganz viel über den Hintergrund erzählt. Und eben nicht gezeigt. "Show, don't tell" ist also mein Hauptvorwurf an die Einstiegsszene.

 

Mein Eindruck nach den ersten paar Absätzen ist, dass der Verlag sich und Dir vermutlich keinen Gefallen damit getan hat, den Roman in diesem Zustand zu veröffentlichen. Cover, Titel, Klappentext und Leseprobe sind das Aushängeschild eines Romans einer eher unbekannten Autorin. Und mich überzeugt nichts davon, folglich fällt die Kaufentscheidung negativ aus. Es würde mich überraschen, wenn sich das Werk gut verkauft.


Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#72 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 08:19

Ich habe (zumindest mit Kurzgeschichten) eine andere Erfahrung mit dem Vorlektorat gemacht.

Es ist sehr so, dass die Qualität pro Lektorat immer mehr steigt ... Komplett uneins sind sich die Profis eher selten bis nie.

Ich reiche die Texte lektoriert ein und das befähigt das Verlagslektorat dazu, noch Mal auf sehr hohem Niveau zu jammern und das bringt den Text weiter nach vorn.

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#73 Kim

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 08:36

Die sprachlichen Schwächen haben andere ja schon aufgeführt.

Noch nicht erwähnt wurde glaube ich:

 

 

Keine Unterkunft zu haben, ist ja gerade die Definition von "Obdachloser", daher ist der nebensatz redundant und überflüssig. Selbst wenn man damit meint, dass diese Leute diese Nacht nichtmal eine Notunterkunft gefunden haben, die es ja geben mag, ist die Information irrelevant, denn hätten sie eine Notunterkunft gefunden, würden sie ja nicht in der Gegend herumlaufen.

 

Hauptkritikpunkt ist aber die träge Inszenierung. Der Protagonist denkt viel zu viel über alles mögliche nach, das gerade nicht besonders wichtig ist, es passiert nicht viel an direkter Handlung. Bis eine Person (vielleicht ein Verfolger) auftaucht, wird ganz viel über den Hintergrund erzählt. Und eben nicht gezeigt. "Show, don't tell" ist also mein Hauptvorwurf an die Einstiegsszene.

 

Mein Eindruck nach den ersten paar Absätzen ist, dass der Verlag sich und Dir vermutlich keinen Gefallen damit getan hat, den Roman in diesem Zustand zu veröffentlichen. Cover, Titel, Klappentext und Leseprobe sind das Aushängeschild eines Romans einer eher unbekannten Autorin. Und mich überzeugt nichts davon, folglich fällt die Kaufentscheidung negativ aus. Es würde mich überraschen, wenn sich das Werk gut verkauft.

 

Witzig, mir wurde von den Lektoren und in Schreibschulen immer bemängelt, dass ich zu flott schreibe und zu viel zu schnell passiert. Ich musste sogar den Anfang umschreiben, da zu schnell gewesen. Deshalb erscheint es etwas seltsam, wenn jetzt jemand "zu träger Anfang" schreibt. Die Geschmäcker sind offenbar so unterschiedlich, dass man es schlichtweg nie allen rechtmachen kann. Ich würde mich aber da eher an die Ratschläge der Profis halten, sei mir bitte nicht böse!

 

Was deine genannten "Schwächen" betrifft: Du musst bedenken, dass ich deep POV schreibe, nicht auktorial! Das ist ein perspektivischer Unterschied mit eigenen Regeln.

Die Figuren wachsen im Laufe der Geschichte an ihren Aufgaben und besonders der Prota verändert sich. Da muss man bei den Beschreibungen nach der Figur und deren derzeitigen Stimmung gehen. Je nach Typ darf man nicht zu hochgestochen schreiben, das wäre ein stilistischer Fehler, da man die Dinge aus den Augen der Person sieht und streng in deren Kopf bleibt.

 

Es ist natürlich völlig okay, wenn du diese Erzählperspektive nicht magst. Ich persönlich mag den auktorialen Erzähler oder die Ich-Form nicht so gerne und benötige einige Zeit, um mich da einzufinden. Die Ich-Form meide ich sogar mittlerweile in Büchern, da zu häufig abgebrochen. Andere Leser lieben sie.

 

Daher alles gut! Meine Perspektive werde ich nicht ändern, ich mag sie am liebsten, ich warte besser auf die Kritik des Inhalts (Logik und Spannungsbogen), was man bei den ersten Seiten nicht sagen kann.

 

Die Verkäufe sind bisher sehr zufriedenstellend, demnach kann der Verlag nicht ganz so viel falschgemacht haben.

 

Aber danke für deine persönliche Einschätzung!


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#74 Kim

Kim

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 08:42

Ich habe (zumindest mit Kurzgeschichten) eine andere Erfahrung mit dem Vorlektorat gemacht.

Es ist sehr so, dass die Qualität pro Lektorat immer mehr steigt ... Komplett uneins sind sich die Profis eher selten bis nie.

Ich reiche die Texte lektoriert ein und das befähigt das Verlagslektorat dazu, noch Mal auf sehr hohem Niveau zu jammern und das bringt den Text weiter nach vorn.

 

Ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Einen 450 Seiten Roman zu lektorieren, ist natürlich eine Aufgabe und es rutscht immer etwas durch.

 

Selbst bin ich auch ein großer Kritiker, doch ich habe es mir mittlerweile abgewöhnt, jede Kleinigkeit bei anderen Büchern zu bemängeln, weil ich genau weiß, dass man nie alles findet.

Was mich stört, sind grobe Logikfehler, gestelzte Figuren oder konstruierte Handlung, die zurechtgebogen wirkt. Alles andere überlese ich bei Kolleg:innen.

(Gerade lese ich ein sehr erfolgreiches Buch von der Randomhouse-Gruppe, das ziemlich viele Wiederholungsfehler hat, da könnte man sich auf drauf aufhängen, wenn man im "Lektoratsmodus" ist.)

 

Ich habe aber auch schon erlebt, dass ein Buch überlektoriert und regelrecht "verschlimmbessert" wurde, weil zu viele Augen draufgeschaut hatten und jeder mit eigenen Ansichten kam.

Irgendwann muss man aufhören, sonst überarbeitet man jahrhundertelang.


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#75 Naut

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 11:43

Witzig, mir wurde von den Lektoren und in Schreibschulen immer bemängelt, dass ich zu flott schreibe und zu viel zu schnell passiert. Ich musste sogar den Anfang umschreiben, da zu schnell gewesen. Deshalb erscheint es etwas seltsam, wenn jetzt jemand "zu träger Anfang" schreibt. Die Geschmäcker sind offenbar so unterschiedlich, dass man es schlichtweg nie allen rechtmachen kann. Ich würde mich aber da eher an die Ratschläge der Profis halten, sei mir bitte nicht böse!

 

Was deine genannten "Schwächen" betrifft: Du musst bedenken, dass ich deep POV schreibe, nicht auktorial! Das ist ein perspektivischer Unterschied mit eigenen Regeln.

Die Figuren wachsen im Laufe der Geschichte an ihren Aufgaben und besonders der Prota verändert sich. Da muss man bei den Beschreibungen nach der Figur und deren derzeitigen Stimmung gehen. Je nach Typ darf man nicht zu hochgestochen schreiben, das wäre ein stilistischer Fehler, da man die Dinge aus den Augen der Person sieht und streng in deren Kopf bleibt.

 

Es ist natürlich völlig okay, wenn du diese Erzählperspektive nicht magst. Ich persönlich mag den auktorialen Erzähler oder die Ich-Form nicht so gerne und benötige einige Zeit, um mich da einzufinden. Die Ich-Form meide ich sogar mittlerweile in Büchern, da zu häufig abgebrochen. Andere Leser lieben sie.

 

Daher alles gut! Meine Perspektive werde ich nicht ändern, ich mag sie am liebsten, ich warte besser auf die Kritik des Inhalts (Logik und Spannungsbogen), was man bei den ersten Seiten nicht sagen kann.

 

Die Verkäufe sind bisher sehr zufriedenstellend, demnach kann der Verlag nicht ganz so viel falschgemacht haben.

 

Aber danke für deine persönliche Einschätzung!

Nee, Kim, Vorsicht! Erstmal ist Uwe mehr Profi als zahlreiche selbsternannte "Verlagslektoren", denn er macht den Job schon seit Jahrzehnten, sowohl als Autor als auch als Herausgeber und Teilzeitlektor. Und zweitens verwechselst Du hier etwas: "Show, don't tell" ist ein Gebot, das gerade nicht auf auktoriale Modi abzielt, sondern im Gegenteil fordert, alles, was passiert, nicht nur zu behaupten, sondern regelrecht zu demonstrieren.

 

Beispiel: "Ihm war eiskalt." -> Okay, aber nur eine Behauptung.

besser: "Er zitterte vor Kälte." -> Besser, weil ein Effekt sichtbar wird.

noch besser: "Kälte kroch ihm wie eine Armee gefrorener Ameisen unter die Haut." -> Na ja, vielleicht ist die Metapher etwas drüber, aber Du verstehst schon. ;)

 

Der Punkt ist einfach, dass es verschiedene Ebenen von SDT gibt. Am schlimmsten ist die auktoriale Behauptung von Emotionen und Tatsachen, daher gibt es viele Schreibende, die dann auf Dialoge und innere Monologe ausweichen, um letztlich genau dasselbe zu tun: Emotionen zu behaupten.

 

Ihm war eiskalt.

ist nur marginal schlimmer als

"Uah, ist mir kalt", dachte er.

oder

"Ist das kalt!", sagte er zu seiner Begleitung.

 

Also, "Show don't tell". Hast Du bestimmt schon mal gesehen! :)


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#76 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 12:15

Tell darf nur Dostojewski;-)

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#77 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 12:28

Da sieht man mal wieder, dass meine Hinweise komplett unnötig sind - es gibt eben einen gewissen Unterschied zwischen Erfolg im Sinne von "verkauft sich ordentlich" und "Experten loben Form und Inhalt".

 

Ein Kaufargument ist sicher der niedrige Preis sowie der englische Titel, der sich anglophoner SF anbiedert. Insofern - ja, alles richtig gemacht, gratuliere!

 

Man sieht an obigen Äußerungen ganz gut, warum ich mich üblicherweise nicht so wie hier äußere.

 

Sprachliche Schwächen sind keine vernachlässigbare "Geschmacksache", bloß weil sich offenbar weder Autorin noch Lektorat noch Käufer dran stoßen.


Bearbeitet von Uwe Post, 09 Oktober 2023 - 12:50.

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#78 Joshua Tree

Joshua Tree

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 13:09

Witzig, mir wurde von den Lektoren und in Schreibschulen immer bemängelt, dass ich zu flott schreibe und zu viel zu schnell passiert. Ich musste sogar den Anfang umschreiben, da zu schnell gewesen. Deshalb erscheint es etwas seltsam, wenn jetzt jemand "zu träger Anfang" schreibt. Die Geschmäcker sind offenbar so unterschiedlich, dass man es schlichtweg nie allen rechtmachen kann. Ich würde mich aber da eher an die Ratschläge der Profis halten, sei mir bitte nicht böse!

 

Was deine genannten "Schwächen" betrifft: Du musst bedenken, dass ich deep POV schreibe, nicht auktorial! Das ist ein perspektivischer Unterschied mit eigenen Regeln.

Die Figuren wachsen im Laufe der Geschichte an ihren Aufgaben und besonders der Prota verändert sich. Da muss man bei den Beschreibungen nach der Figur und deren derzeitigen Stimmung gehen. Je nach Typ darf man nicht zu hochgestochen schreiben, das wäre ein stilistischer Fehler, da man die Dinge aus den Augen der Person sieht und streng in deren Kopf bleibt.

 

Es ist natürlich völlig okay, wenn du diese Erzählperspektive nicht magst. Ich persönlich mag den auktorialen Erzähler oder die Ich-Form nicht so gerne und benötige einige Zeit, um mich da einzufinden. Die Ich-Form meide ich sogar mittlerweile in Büchern, da zu häufig abgebrochen. Andere Leser lieben sie.

 

Daher alles gut! Meine Perspektive werde ich nicht ändern, ich mag sie am liebsten, ich warte besser auf die Kritik des Inhalts (Logik und Spannungsbogen), was man bei den ersten Seiten nicht sagen kann.

 

Die Verkäufe sind bisher sehr zufriedenstellend, demnach kann der Verlag nicht ganz so viel falschgemacht haben.

 

Aber danke für deine persönliche Einschätzung!

 

Die Hinweise von Uwe sind tatsächlich alle gut meiner Ansicht nach. Es gibt nämlich tatsächlich objektiv gute Texte, weil das eben ein Handwerk ist, das gewissen Regeln folgt. Wie Uwe schon richtig sagte, stören sich Käufer nicht immer daran und es gibt Käufer mit unterschiedlichen sprachlichen Anforderungen an einen Text. Ich würde sogar glauben, dass der Text aus der Leseprobe nicht lektoriert wurde. Da sind sehr viele Dinge bei, die jeder gute Lektor anstreichen würde.

 

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es als Autor äußerst wichtig ist, sich immer auf Kritik an der Sprache einzulassen und sie anzunehmen, wenn sie von versierter Stelle stammen. Bei inhaltlichen Dingen ist das eine ganz andere Sache, aber wir Autoren profitieren von jeder sprachlichen Kritik ungemein. Ich habe Anfangs aus Geldmangel ohne Lektorat veröffentlicht, was ich nie jemandem empfehlen würde, aber es ging nun einmal nicht anders. Seither haben sich Jahr für Jahr meine Texte verbessert, weil ich immer wieder unterschiedliche Lektoren an meine Bücher lasse und sie bitte, möglichst pedantisch und kritisch zu sein. Das schult und macht die Lesbarkeit deutlich besser. Insofern ist dieser Thread eine Goldgrube für dich - kostenlos und mit voll konstruktiver Kritik.


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#79 Uwe Post

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 13:32

Gern geschehen, Joshua  :happy:  :aliensmile:


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#80 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 14:08

Joshua, ich habe das in letzter Zeit öfter mal gedacht, jetzt sage ich es laut:

Ich empfinde deine Beiträge hier sehr bereichernd (und die sind ja auch kostenlos)

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#81 Joshua Tree

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Geschrieben 09 Oktober 2023 - 14:25

Joshua, ich habe das in letzter Zeit öfter mal gedacht, jetzt sage ich es laut:

Ich empfinde deine Beiträge hier sehr bereichernd (und die sind ja auch kostenlos)

 

Danke, das freut mich :-) - ich habe im Urlaub etwas mehr Zeit gefunden, etwas mehr quer zu lesen und habe wirklich viele spannende Diskussionen und Beiträge gefunden. Da macht es dann auch Spaß, sich mehr zu beteiligen


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#82 Christian Hornstein

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 08:14

Witzig, mir wurde von den Lektoren und in Schreibschulen immer bemängelt, dass ich zu flott schreibe und zu viel zu schnell passiert. Ich musste sogar den Anfang umschreiben, da zu schnell gewesen. Deshalb erscheint es etwas seltsam, wenn jetzt jemand "zu träger Anfang" schreibt.

 

Es ist für Dich jetzt wahrscheinlich nicht so schön, so viel Kritik zu erfahren. Ich bin ziemlich sicher, dass alle hier wissen, was es bedeutet, einen Roman zu schreiben. Du hast viel Arbeit investiert, hast Dir viele Gedanken gemacht, viel Mühe gegeben um Fäden zusammen zu halten. Das verdient in jedem Fall Respekt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Du als Autorin mit ganz unterschiedlichen Ratschlägen konfrontiert wurdest. In Schreibkursen (und anderswo) werden leider zuweilen nur Meinungen und Präferenzen geäußert, was sich in Deutschland im Lauf der Jahre zunehmend dahin verlagert hat, sich wie in den englischsprachigen Schreibschulen an Konsenskriterien zu orientieren, was aber auch Fallstricke birgt. Jede Empfehlung sollte möglichst genau begründet und gegenüber Alternativen abgewägt werden, so dass Autori fundiert entscheiden können, welche Option sie wählen, und nicht einem Rat folgen müssen allein aufgrund von Autorität, die jemand für sich in Anspruch nimmt. Auch Autoritäten können irren.

Ich habe mir die Leseprobe angesehen. Ja, es gibt diese Stellen, die viele Lektori glätten würden, weil sie in etlichen Stilratgebern als Don'ts aufgeführt werden. Umsichtig angewendet finde auch ich diese Empfehlungen hilfreich, weil sie sprachlich meist Sinn ergeben. Es wird in Deinem Text direkt zu Beginn über einen längeren Abschnitt hauptsächlich Hintergrundinformation dargelegt. So etwas wird oft Infodump genannt, weil es leicht Probleme schaffen kann ... aber nicht muss. Ein Meister des spannenden Infodumps ist z.B. Ted Chiang z.B. in seiner gefeierten Kurzgeschichte Exhale. Aufgrund Deiner Reaktion auf die vorgetragene Kritik bin ich unsicher, ob für Dich deutlich wurde, worin genau das Problem in Deinem Text gesehen wurde. Ich versuche deshalb mal, es genauer zu erklären.

Im vorliegenden Fall haben wir eine personal angelegte Stimme, die aus der Perspektive einer Figur erzählen soll. Die erzählende Instanz selbst soll also zurücktreten und die Hintergründe sollen über die Gedanken der Figur vermittelt werden. Zur Herausforderung, eine längere explizite Expositionsphase spannend zu gestalten, kommt also die Aufgabe hinzu, dies auf plausible Weise durch Überlegungen einer Figur zu bewerkstelligen. Das ist nicht ganz einfach, wenn eine Figur über Dinge reflektiert, die ihr geläufig sind. Es entsteht allzu schnell der Eindruck, dass die Figur dies nur für die Leseri macht. Bei Dialogen, die eine ähnliche Funktion haben, tritt zuweilen das gleiche Problem auf. Das kann einen aus dem luziden Lesetraum bringen.

Um diese Herausforderungen zu umgehen, wird meist empfohlen, derlei Information implizit oder nebenbei durch Handlung in Umwelt zu transportieren. Das Prinzip Show Don't Tell ist ein Aspekt davon. Ob die Vermittlung über Handlung in Umwelt immer besser ist, sei dahingestellt. Es ist jedenfalls indirekter und damit weniger offensichtlich. Es entspricht auch mehr der Art, wie wir das Leben erfahren und passt zu unseren heutigen narrativen Gewohnheiten, unserem vermehrten Konsum von Geschichten über Filme.

Die Reflektion der Figur in Deinem Text spannt einen weiten Bogen auf und wird oft recht narrativ und passt dann weniger zum Denken der Figur in der gegebenen Situation, wodurch die Erzählstimme in den Vordergrund gerät, was uns etwas aus der personalen Perspektive bringt. Die Inhalte sind nicht derart, dass eine zur Identifikation geeignete, größere Fallhöhe oder eine spürbare Bedrohung deutlich würden. Es gibt auch keine eindeutigen Elemente für eine griffige Rätselspannung. Zudem ist es wenig plausibel, dass jemand, der gerade auf eine Hauptstraße getreten ist, auf der es für ihn gefährlich werden kann, der von Kopfgeldjägern verfolgt wird, sich derart umfänglichen Betrachtungen hingibt. Aus all diesen Gründen ist nicht gesichert, dass diese Expositionsphase von Leseri unterhaltsam und glaubwürdig erlebt wird. Es kann trotzdem sein, dass die Zielgruppe mitgeht, aber es gibt halt keine Elemente, bei denen man allgemein davon ausgeht, dass sie das weitgehend absichern.

Ich hoffe, ich konnte es einigermaßen verständlich erklären und es ist etwas Nützliches für Dich dabei.
 


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 Oktober 2023 - 08:18.


#83 J. A. Hagen

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 08:21

Es ist für Dich jetzt wahrscheinlich nicht so schön, so viel Kritik zu erfahren. Ich bin ziemlich sicher, dass alle hier wissen, was es bedeutet, einen Roman zu schreiben. Du hast viel Arbeit investiert, hast Dir viele Gedanken gemacht, viel Mühe gegeben um Fäden zusammen zu halten. Das verdient in jedem Fall Respekt.

 

Ich stimme zu. Schreiben ist ein Handwerk, und kaum jemand wird auf Anhieb ein Meisterstück hinbekommen. In einen Roman können viele hundert Arbeitsstunden einfließen. Kim verhält sich hier sehr gelassen, und auch das verdient Respekt.


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#84 Christian Hornstein

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 08:46

Da sieht man mal wieder, dass meine Hinweise komplett unnötig sind - es gibt eben einen gewissen Unterschied zwischen Erfolg im Sinne von "verkauft sich ordentlich" und "Experten loben Form und Inhalt".

 

Ein Kaufargument ist sicher der niedrige Preis sowie der englische Titel, der sich anglophoner SF anbiedert. Insofern - ja, alles richtig gemacht, gratuliere!

 

Man sieht an obigen Äußerungen ganz gut, warum ich mich üblicherweise nicht so wie hier äußere.

 

Sprachliche Schwächen sind keine vernachlässigbare "Geschmacksache", bloß weil sich offenbar weder Autorin noch Lektorat noch Käufer dran stoßen.

 
Ich finde, dass Deine oben gegebenen Hinweise zwar etwas knapp, aber nachvollziehbar und treffend sind. Ich finde es schade, wenn Du gute Tipps mit relativ wertenden Formulierung verbindest (z.B. Erfolg vs. Erfolg) oder Unterstellungen. Das erschwert es den Autori Deinen Rat anzunehmen und reduziert ihre Schreibmotivation. Wir wissen ja z.B. gar nicht, ob der Verlag sich mit der Titelwahl anbiedern wollte und anbiedern ist ja schon negativ konnotiert.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 Oktober 2023 - 08:47.


#85 Kim

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 08:48

Ich sehe das nicht so eng, vielleicht kam es falsch rüber, da ich mich nicht als große Schriftstellerin betrachte. Ich habe noch Vollzeitjob und Familie und bin daher immer nur froh, wenn einer Interesse an den Geschichten hat.

Ich will und kann das gar nicht professionell machen und meine Möglichkeiten der Weiterentwicklung sind begrenzt (ich muss in meinem Job schon etliche Fortbildungen machen, um auf dem Laufenden zu bleiben). Daher muss es gar nicht perfekt sein, sondern nur unterhalten.

 

Was mich wirklich stressen würde, wären echte Handlungs- und Logikfehler ... aber auch da ist sicher was zu finden.

 

Ich kann mich nur auf die Lektoren verlassen und zu ändern ist jetzt nichts mehr, da ich eben nicht mehr an das Skript herankomme. Lediglich Typos würden die noch verändern.

 

Aber "schlecht" ist per definitionem eine persönliche Meinung. "Falsch" wäre eine Tatsache. 

 

Im Grunde vergleiche ich das Schreiben immer gerne mit einer Operation: es gibt zig verschiedene Methoden einen Tumor oder einen Kreuzbandriss zu operieren, das fängt schon bei der Wahl der Narkose an. Jede Chirurgin und jeder Chirurg schwört auf seine eigene Methode und solange es funktioniert und es zu keinen größeren Komplikationen kommt, ist das auch okay.

Hier können grobe Fehler alerdings zum Tod des Patienten führen, nicht nur zu schlechten Rezensionen.

Oft ist es aber in der Tiermedizin so, dass nicht unbedingt die besten Ärzte die beliebtesten sind, da die Leute mehr auf den Preis schauen, als auf das Ergebnis. Man nutzt die beste und sicherste Inhalationsmethode, das teuerste Besteck und hat etliche teure Forbildungen hinter sich, aber der Hund wird beim Kollegen mit dem Holzhammer ohne Überwachung operiert, da günstiger.

Gebrüllt wird nur, wenn etwas schiefgeht, klappt es, wird bejubelt. (Ich denke da an so Bestseller, wie SoG)

 

Kurzum: ich bin sehr ehrgeizig, was meinen Brotjob angeht, und möchte da perfekt sein mit Kliniksniveau.

In Sachen Schreiben sehe ich mich eher als kleine Landärztin, die nur versucht, es ihren Möglichkeiten nach so gut wie möglich hinzubekommen. Aber ich habe keinen Ehrgeiz, perfekt zu sein, ich freue mich nur wahnsinnig, wenn es gut ankommt. Es ist ein Hobby. Wer es nicht lesen möchte, soll es auch nicht. Warum auch?

Formulierungsfehler wird es immer geben, egal, wie genau mal drüberschaut, daher bin ich diesbezüglich etwas abgestumpft. Ja, es ist nicht super, aber ich akzeptiere das, da die meisten normalen Leser sich nicht daran aufhängen. Ich habe dahingehend kein Talent und keinen Blick für und muss mich auf die Lektoren verlassen.


Bearbeitet von Kim, 10 Oktober 2023 - 09:01.

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#86 Kim

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 09:10

Gerade eine Nachricht bekommen, die sicher alle freuen wird.

 

Meine Absicht war es ja, die SF wieder etwas aus der Klischeekiste zu holen und es Lesern näherzubringen, die ansonsten davor zurückschrecken, weil sie zu viel Technik erwarten.

Durch meine historischen Romane habe ich auch Leser:innen erreicht, die ansonsten einen Bogen um Science fiction machen und einige werden nun mehr aus dem Genre lesen.

 

Das ist noch schonmal nicht so schlecht, oder? :) 


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#87 Christian Hornstein

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 09:35

Gerade eine Nachricht bekommen, die sicher alle freuen wird.

 

Meine Absicht war es ja, die SF wieder etwas aus der Klischeekiste zu holen und es Lesern näherzubringen, die ansonsten davor zurückschrecken, weil sie zu viel Technik erwarten.

Durch meine historischen Romane habe ich auch Leser:innen erreicht, die ansonsten einen Bogen um Science fiction machen und einige werden nun mehr aus dem Genre lesen.

 

Das ist noch schonmal nicht so schlecht, oder? :)

 
Ja, das ist schön. Mein Ziel ist es auch, nicht nur die Kernzielgruppen zu erreichen. Ich finde es erstaunlich, wie klar und pragmatisch Du Deinen Anspruch und Deine Ziele bestimmt hast. Ich kann Deine Darlegung gut nachvollziehen. Mein Anspruch an meine Texte ist ein ganz anderer als Deiner, dadurch bin ich aber auch bislang noch nicht zu einem Roman gekommen, weil eben Beruf und Familie Ihren Tribut fordern, denn sie haben natürlich Priorität. Ich habe auch viel Freude am Textfeilen, eine Tätigkeit, die bekanntlich nicht alle beglückt.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 Oktober 2023 - 09:36.


#88 Kim

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Geschrieben 10 Oktober 2023 - 10:34

 
Ja, das ist schön. Mein Ziel ist es auch, nicht nur die Kernzielgruppen zu erreichen. Ich finde es erstaunlich, wie klar und pragmatisch Du Deinen Anspruch und Deine Ziele bestimmt hast. Ich kann Deine Darlegung gut nachvollziehen. Mein Anspruch an meine Texte ist ein ganz anderer als Deiner, dadurch bin ich aber auch bislang noch nicht zu einem Roman gekommen, weil eben Beruf und Familie Ihren Tribut fordern, denn sie haben natürlich Priorität. Ich habe auch viel Freude am Textfeilen, eine Tätigkeit, die bekanntlich nicht alle beglückt.

 

Da hast du sicher einen korrekteren Weg eingeschlagen, bei dem du sicher eine größere Chance hast, und ich wünsche dir viel Erfolg!

 

Wenn ich eine Lehre aus meinen bisherigen Erfahrungen ziehen kann, dann ist es die, Geduld zu haben! Ich habe die ersten Romane zu schnell an einen Kleinstverlag gegeben und wünschte heute, ich hätte erst mehr gelernt und Erfahrungen gesammelt. Ich bewerbe diese Bücher nicht mehr, weil ich sie nicht gut genug finde. Wenn ich mal Zeit habe, werde ich den Vertrag kündigen und alle überarbeiten.

 

Allerdings hat alles zwei Seiten. Zu lange an sich selbst arbeiten verunsichtert oft auch. Ein Buch ist nie wirklich fertig und kann ewig überarbeitet werden. Irgendwann muss man aufhören und sich trauen.

Zu meckern wird es immer geben.

 

Ich selbst hätte ohne Verlag nie veröffentlicht, aber ich würde auch ohne Veröffentlichung weiter schreiben. Ich brauche es, um dem stressigen und oft emotional fordernden Alltag zu entfliehen. Aber das geht sicher einigen so.

 

Was der Markt dann wirklich möchte, kann niemand vorhersagen. Hauptsache, du hast dein Bestes gegeben und kannst dir keinen Vorwurf machen.

 

Ich kenne z.B. eine sehr gute Vollzeit-Autorin, die nebenbei innerhalb weniger Tage Groschenhefte (Arztromanzen) für Bastei Lübbe schreibt, um eine sichere Einnahmequelle zu haben, bis ihr nächster Roman erscheint. Das ist in meinen Augen völlig legitim und der Markt verlangt danach.


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#89 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 11 Oktober 2023 - 08:05

Wow, was für ein Austausch. Und wie schade, dass du Kim, mit dem hier gegebenen Geschenk offenbar so wenig anfangen kannst. Wenn jemand in so vielen Verlagen veröffentlicht hat und dann schreibt "ich sehe das nicht so eng" oder auch "die Kommasetzung hat sich geändert, das passen dann die Lektoren an"- dann komme ich ins Grübeln. Einfach weil ich einen anderen Anspruch habe und ihn mir auch wünsche. Ich habe auch alte Rechtschreibung gelernt, aber da ich professionell schreibe (auch wenn ich nicht davon lebe), tue ich mir das Handwerkszeug drauf, so gut ich es vermag. Und wenn ich dann von Profis die Rückmeldung bekomme, das meine Figuren zu viel denken oder unsinnige Nebensätze da sind, dann notiere ich das und kümmere mich darum, an meinem Stil zu arbeiten. Ja klar, es müssen nicht alle meine Ansprüche haben. Aber ... wirklich? So wenig?

 

Nur zur Info: Das sind beides Rückmeldungen, die mir meine Testlesenden nicht selten geben. Und nach der Bearbeitung ist der Text immer um Einiges besser.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 11 Oktober 2023 - 17:48.

Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#90 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 16 Oktober 2023 - 09:35

Wow, was für ein Austausch. Und wie schade, dass du Kim, mit dem hier gegebenen Geschenk offenbar so wenig anfangen kannst. Wenn jemand in so vielen Verlagen veröffentlicht hat und dann schreibt "ich sehe das nicht so eng" oder auch "die Kommasetzung hat sich geändert, das passen dann die Lektoren an"- dann komme ich ins Grübeln. Einfach weil ich einen anderen Anspruch habe und ihn mir auch wünsche. Ich habe auch alte Rechtschreibung gelernt, aber da ich professionell schreibe (auch wenn ich nicht davon lebe), tue ich mir das Handwerkszeug drauf, so gut ich es vermag. Und wenn ich dann von Profis die Rückmeldung bekomme, das meine Figuren zu viel denken oder unsinnige Nebensätze da sind, dann notiere ich das und kümmere mich darum, an meinem Stil zu arbeiten. Ja klar, es müssen nicht alle meine Ansprüche haben. Aber ... wirklich? So wenig?

 

Nur zur Info: Das sind beides Rückmeldungen, die mir meine Testlesenden nicht selten geben. Und nach der Bearbeitung ist der Text immer um Einiges besser.

 
Ich kann Deinen Standpunkt verstehen und mein Anspruch an meine Schreibe geht auch eher in Deine Richtung. Ich glaube nicht, dass Sylvia das so gemeint hat, dass sie die angeführte Kritik vollständig ignorieren will. Sie hat ja z.B. auch erwähnt, dass sie alte Werke überarbeiten möchte. Sie ist nur mit der Perfektionierung nicht ganz so hinterher wie wir, weil es ihr mehr um den Spaßfaktor geht, den Ausgleich. Ich kann sie verstehen. Es gibt ja auch viele Amateurmusiker, die einfach auf die Straße gehen und singen und spielen, und auch sie begeistern zuweilen andere Menschen, auch wenn sie professionelle Bewertungskriterien nicht erfüllen. Manchmal verkaufen sie sogar CDs oder werben für ihre Plattform im Netz.

 

Ich kann verstehen, dass wenn jemand sich mit seiner Rückmeldung viel Mühe gemacht hat, dieser jemand dann frustriert sein kann. Das wissen die Profis hier aber schon und sind deshalb erstmal sparsam mit ihren Hinweisen. Ich finde, das ist eine vernünftige Herangehensweise. Im nächsten Schritt wird ja dann deutlicher, wer mit den Rückmeldungen etwas anfangen mag und wer nicht, und dann kann ja ggf. nachgelegt werden. Ich finde es immer sehr nett, wenn jemand eine ehrliche und konstruktive Rückmeldung gibt. Das ist viel wert.





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