Ich habe früher ganz gern die Kreditkarte benutzt, bin aber aus den genannten Gründen längst dazu übergegangen, alles bargeldlose Bezahlen ganz bewusst zu vermeiden. Kreditkarte benutze ich fast nur im Ausland, wo man da einfach einen günstigen Umtauschkurs hat. Abgesehen davon hat sich das allgemeine Empfinden auch umgekehrt: Früher war es mal so, dass Kartenzahlung etwas hermachte; auf die Art zu zahlen, brachte Ansehen. Heute ist das eher die Zahlungsweise der armen Leute und man kann sich wie ein Fürst fühlen, wenn man etwa an der Tankstelle einfach die Scheine hinlegt - und wenn das dann noch abgezählt stimmt, gibts auch noch ein frohes Lächeln vom Kassierer, der sich das übliche langwierige Gewurstel sparen kann.
Ja, das habe ich auch erlebt. Dass sich plötzlich wer freut, dass man bar zahlt. Und möglichst passend genau. - Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass Banken früher Bargeldrollen einfach zum Nennwert rausgaben. Ich erinnere mich noch, dass ich mal zum Geburtstag 100 Schilling von meinen Großeltern bekommen habe, aber in 10-Schilling-Münzen in der Rolle.
Es ist aber auch immer die Frage, wie sehr wir die Mini-Einheiten brauchen. Wenn es landesweit kein Produkt gibt, dass ich für einen einzigen Cent kaufen kann, wozu brauchen wir den einzelnen Cent?
Einige EU-Länder der Währungsunion haben sich von den Ein- und Zweicentmünzen recht schnell verabschiedet.
Ich war auch mal in Rumänien auf einer Con, die Rumänen haben sich über Pennys Preise (also eine Filiale des deutschen Discounters vor Ort in Rumänien) lustig gemacht, die Preise, die mit 0.99 enden, das gilt als deutsche Unart. (Damals hatte ihre Kleinmünze Bani den Wert von einem Fünfteleurocent.)
Eine große Herausforderung des Bargelds ist natürlich das "Rausgeben". Was tun, wenn der andere das nicht kann? - Kommt vor, Happy End für beide, wenn man: "Na dann gib mir doch noch das da!" sagt. (Geht, wenn man wirklich auf jeden einzelnen Cent besteht, schwer.)
In der Krise ist das dann schwer. Hat man 100 Euro und will was verzweifelt, werden vermutlich auch 100 Euro genommen. War im 2. Weltkrieg auch so, da ging mal eine Goldmünze für Butter drauf. Und dann auch die Frage: Was tut man?
- Na ja, bei der Vorsorge in möglichst kleinen Einheiten anlegen. In Krisen gibt niemand raus.
Und wie schnell das kommen kann: Also mich hat die Zypern-Krise arg erschüttert. Also den Menschen wurde ein Teil des hart ersparten Geldes einfach weggenommen! - Meine Eltern waren damals Halb-Auswanderer in Griechenland, da konnten nur noch 50 Euro pro Tag von Konten abgehen. Benzin war weitgehend aus bzw. war die Bezahlfrage. Große Scheine waren auch ein Problem. Also das hat mir auch gezeigt, wie schnell das System kippen kann.