Schade, dass du meine Frage nach einer freundlichen Interpretation deiner Zeilen nicht beantwortet hast. Mir geht es ähnlich wie lapismont: Ich empfinde deine Posts als entwertend und mich kleinmachend, nicht nur, weil du mich misgenderst, sondern auch weil du mich ansprichst, wie man in meinem Umfeld ein Kind ansprechen würde. Das ist ein Beispiel für das Verhalten, das ich hier im Forum anstrengend finde. In den anderen Threads, die du nun hier herein getragen hast, ging es darum, dass unter anderem deine Posts eine neue Nutzerin vertrieben hätten. Statt dich zu entschuldigen, hast du weiter draufgehauen. Es kann sein, dass ich das missverstehe, aber es fällt mir nachhaltig schwer, Freundlichkeit darin zu finden.
Ich weiß, dass es unangenehm ist, wenn man damit konfrontiert wird, dass die eigenen Posts aggressiv rüberkommen. Nur ist es selten zielführend, dann die, die die Aggressivität benennen, als Mob und sich selbst als Opfer zu framen. Wie wir nun zu einem guten Umgang miteinander kommen, weiß ich nicht. Aber das Problem, dass das Benennen von Grenzüberschreitungen dazu führt, dass behauptet wird, das Gegenüber habe ja zuerst Grenzen überschritten, ist nun auch hier gut dokumentiert.
Wenn irgendwer eine konstruktive Idee dazu hat: Immer her damit.
Fangen wir mit "mein lieber/meine liebe" an. So spricht man in meinem Umfeld kein Kind an, sondern jemanden, über den man sich gerade (wahrscheinlich mehr als nur ein bisschen) ärgert, um zu signalisieren, dass man sich gerade bemüht, höflich zu bleiben. (Oder natürlich dann, wenn man eine besonders herzliche Anrede wählt, aber das trifft ja hier nicht zu.)
Dass ich damit Misgendere, war mir nicht bewusst. Jedes versehentliche Misgendern als Respektlosigkeit aufzufassen, ist aber möglicherweise auch etwas übertrieben. Tatsächlich habe ich dafür eine passende persönliche Anekdote parat. Ich bin ja in einem umzäunten Land geboren, das es heute nicht mehr gibt, und dort sprach man in den 70ern offenbar nur sehr schlecht Englisch. Deswegen sind meine Eltern auf die glorreiche Idee gekommen, meinen Bruder Mike zu nennen. Das war schon an sich nervig, aber nun ist mein Bruder zudem sehr früh verstorben. Wenn nun jemand, der eher Englisch spricht, meinen Namen liest, so nennt er mich automatisch Meikel oder gar Mike. Es ist mir mehr als nur ein wenig unangenehm, mit dem Namen meines toten Bruders angeredet zu werden. Nun hatten wir also diesen neuen indischen Kollegen, der diese Angewohnheit einfach nicht ablegen konnte. Ich hatte ihm erklärt, warum es mir unangenehm ist, aber er konnte diese Unart nicht ablegen. Hätte ich nun niemals mit diesem Kollegen reden sollen, ihn als vollkommen unsensibel links liegen lassen?
Nun, wer hat Recht, wenn beide Seiten die andere Seite als aggressiv bezeichnen? Beide selbstverständlich. In einer echten Kommunikation sollten schon beide Beteiligten prinzipiell davon ausgehen, dass der andere möglicherweise Recht haben könnte, und herauszufinden versuchen, wie der andere zu dieser Sichtweise kommt.
In dem Posting oben habt ihr das Zusammenrotten als abwertend empfunden. Für mich ist das jedoch einfach ein sprachlichen Bild, das sehr passend beschreibt, wie dieses Vorgehen auf den Betroffenen wirkt. Ich finde es selbst sehr respektlos, mir das Recht auf diese Sichtweise abzusprechen, sondern selbstverständlich davon auszugehen, dass die einzig richtige Sichtweise die eigene ist. Ansonsten weiß ich ehrlich gesagt nicht, was ihr als respektlos empfunden habt: Ich habe gesagt, dass übertriebene Moderation zur Eskalation beitragen kann.
Was nun die Frage betrifft, ob ich eine neue Nutzerin vertrieben habe und ob ich statt Reue zu zeigen, einfach weiter draufhaue. Kim und ich hatten eine Meinungsverschiedenheit in Bezug auf Corona und ich habe ihre Argumente(!) sehr aggressiv angegriffen. Nun hast du selbstverständlich Recht, ich kann nicht davon ausgehen, dass ihr Fell so dick ist wie meins, aber musste ich davon ausgehen, dass es so dünn ist? Ich bin selbstverständlich davon ausgegangen, dass sie ihre Sicht verteidigt. Überzeugt genug war sie ja. Sie ist gestandene Tierärztin, hat Jahre im Ausland verbracht und mehrere Bücher herausgebracht und wurde mit offenen Armen empfangen. Ehrlich gesagt kann ich ihr Verhalten nicht nachvollziehen. Ich kann mich nur wiederholen, dass mein Posting niemals als persönlicher Angriff gedacht war, und würde mich selbstverständlich auch bei ihr entschuldigen, falls ich diesen Eindruck erweckt habe.
Mein Posting oben war durchaus als konstruktiver Beitrag gedacht: Übertriebene Moderation kann eskalierend wirken und diese aggressive Verteidigungshaltung gegen jedes vermeintlich böse gemeinte Wort kann Leute abschrecken.