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Sex, Drugs & Religion in deutschsprachigen SF-Kurzgeschichten


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86 Antworten in diesem Thema

#31 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:12

Den Strang zur ISDB habe ich hierhin verschoben


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#32 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 09:39

Ich befürchte, es wird mehr eindimensionale Geschichten wie Der Flaschenwal oder Defekt geben. Also Geschichten (oder auch Kunstschaffende) mit eindeutigem Sendebewusstsein, so wie du das auf deinem Facebook Account gemacht hast, als ich das letzte mal reingeschaut habe. Meine Befürchtung ist es, es werden extremere Sichtweisen gefördert und gesteuerte Meinungsbildung gefördert.

 

Es gab bereits in den Siebzigerjahren Geschichten, die vor ökologischen Katastophen gewarnt haben. Schriftsteller und Schriftstellerinnen können Anliegen haben, die sie in Geschichten ausdrücken. Falls ich in einer Erzählung vor dem Rechtspopulismus warnen würde, könnte man mir auch ein Sendebewusstsein unterstellen. Jede Literatur ist für mich ein Spiegel der Zeit, in der sie entsteht, und damit wird sie auch aktuelle Probleme oder Anliegen aufgreifen. In den Fünfzigerjahren war es vielleicht die Angst vor dem Kommunismus, die hinter Invasisonsgeschichten stand.

In meinen Augen ist es unbedenklich, falls es Geschichten mit Anliegen gibt. Problematisch wird es erst, falls andere Sichtweisen unterdrückt werden.


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#33 Achim Stößer

Achim Stößer

    Infonaut

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 19:10

Es gab bereits in den Siebzigerjahren Geschichten, die vor ökologischen Katastophen gewarnt haben. Schriftsteller und Schriftstellerinnen können Anliegen haben, die sie in Geschichten ausdrücken. Falls ich in einer Erzählung vor dem Rechtspopulismus warnen würde, könnte man mir auch ein Sendebewusstsein unterstellen. Jede Literatur ist für mich ein Spiegel der Zeit, in der sie entsteht, und damit wird sie auch aktuelle Probleme oder Anliegen aufgreifen. In den Fünfzigerjahren war es vielleicht die Angst vor dem Kommunismus, die hinter Invasisonsgeschichten stand.

Das geht wohl beliebig weit zurück, »1984« wurde 1948 geschrieben, »Die Zeitmaschine« 1895, »Gullivers Reisen« 1726 usw.



#34 Udo Klotz

Udo Klotz

    Yoginaut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 14:16

Ich finde es sehr spannend zu sehen, was aus Jamies Artikel herausgelesen wurde. Und was konsequent überlesen wurde. Jamie schreibt in der Einleitung, dass auf die Methodik in einem Artikel in der AN noch näher eingegangen wird, aber sie listet hier ihre Quellen auf und macht nur eine statisitische Auswertung der Häufigkeit. Zu sehr vielen Themen, denn der vorliegende Artikel ist nur der erste einer ganzen Serie, wie sie schreibt. Dass sie für den Start eher reißerische Themen wie Sex und Drogen gewählt hat, ist zudem auch ein sinnvolles Vorgehen. Zumal ein "Sex, Drugs, & Religion" auch eine schöne Anspielung ist.

Jamie hat sich auf die dt. SF-Stories konzentriert, daher gibt es keinen Vergleich zu anderen Genres. Aber ihre Auswertung zum Thema Sex zeigt doch sehr deutlich, dass die dt. SF noch sehr in Rollenbildern und Klischees verhaftet ist. Vermutlich ist sie da nicht besser als andere Genres, wie der Krimi oder der Horror oder die Fantasy, aber sie ist anscheinend auch weit davon entfernt, ein Vorreiter und ein Vorbild zu sein.Warum ist das so? Und warum habe ich den Eindruck, dass das bei Übersetzungen aus dem Amerikanischen nicht mehr so rückständig ist?

Zum Thema Drogen und Religion zeigt Jamie auf, wie eng die Vorstellungswelt der dt. SF ist. Sie konnte mühelos im letzten Teil ihres Essays zahlreiche Ideen aufwerfen, wie man diese Themen innovativer und vielfältiger gestalten könnte. Mir ist aufgefallen, dass ich einige dieser Themen tatsächlich schon in Romanen gelesen habe, aber nicht in deutschsprachigen.

Ist es nun irritierend oder sehr bezeichnend, dass niemand in diesem Thread zu diesem Teil des Essays irgendetwas gesagt hat? Betroffenes Schweigen? Warum schwimmt die dt. SF im immer gleichen Fahrwasser? Fehlt deutschen Autor*innen die Vorstellungskraft zum Extrapolieren? Ist dafür in Kurzgeschichten zu wenig Platz?

Wie wäre es, wenn wir mal über das diskutieren, was das Essay eigentlich thematisiert hat?


Udo

#35 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 14:23

Udo spricht subtil ein Hauptproblem an, dass wir (aus meiner Sicht, auch im Vergleich mit anderssprachigen SF-Szenen) in unserer hiesigen SF haben:

 

die meisten Story hätten so auch 1990 geschrieben werden können.

 

 

Das hat Uwe an anderer Stelle schon bemängelt, auch wenn er es ein wenig anders formuliert hat (keine neuen Ideen!) und auch MKI hat das immer und immer wieder laut beschrien, die Leute kennen die Klassiker und versuchen, etwas ähnliches zu machen oder, schlimmer, sie kennen die Klassiker nicht und haben dann dieselben Ideen, die sie (nur idR qualitativ schlechter) in ihren Kurzgeschichten beschreiben.

 

Jamie hat das mal anders gemacht, sehr cool, indem sie einfach mal gezählt hat. 

 

Ich denke mal länger nach und poste dann im Laufe der Woche meine Gedanken


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#36 Naut

Naut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 14:24


Ist es nun irritierend oder sehr bezeichnend, dass niemand in diesem Thread zu diesem Teil [dem Teil mit den Themenvorschlägen; Anm. Naut] des Essays irgendetwas gesagt hat?

Stimmt nicht. Aber ja, es wurde ausführlicher über andere Aspekte des Artikels diskutiert.


Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#37 Christian Hornstein

Christian Hornstein

    Giganaut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 14:45

Ist es nun irritierend oder sehr bezeichnend, dass niemand in diesem Thread zu diesem Teil des Essays irgendetwas gesagt hat? Betroffenes Schweigen? Warum schwimmt die dt. SF im immer gleichen Fahrwasser? Fehlt deutschen Autor*innen die Vorstellungskraft zum Extrapolieren? Ist dafür in Kurzgeschichten zu wenig Platz?

Wie wäre es, wenn wir mal über das diskutieren, was das Essay eigentlich thematisiert hat?

 

Ich meine schon, dass dazu etwas gesagt wurde, z.B. von mir. ;)

Erst neulich haben Yvonne und ich in einem anderen Thread etwas dazu geschrieben, wo es u.a. um die Originalität deutscher SF-Kurzgeschichten in bestimmten Magazinen ging.

Warum in der deutschen SF offenbar ein Mangel an Originalität besteht, weiß ich auch nicht. Es überrascht mich jedenfalls, denn, wie ich schon woanders schrieb, gerade in der Phantastik hat man ja im Prinzip die meisten Freiheitsgrade.
 



#38 J. A. Hagen

J. A. Hagen

    Cybernaut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 15:07

Warum in der deutschen SF offenbar ein Mangel an Originalität besteht, weiß ich auch nicht.

 

Ich auch nicht, aber aus meiner Sicht wird es in den nächsten Jahren nicht besser werden – und da schließe ich meine Arbeiten mit ein. Seit dem 11. September 2001 bewegen wir uns in einer Ära der Verunsicherung, in der unter anderem Lebenswirklichkeiten, Denk-, Seh-, Konsum- und Produktionsgewohnheiten hinterfragt werden. Den Stress der Corona-Pandemie und die existenziellen Ängste, die dadurch und durch den Ukrainekrieg verursacht werden, schüren den Wunsch nach einer guten alten Zeit, in der vermeintlich alles besser war. Diese Vorstellung gibt Sicherheit.

 

Im Übrigen habe ich bei einigen Beiträgen hier den Eindruck gehabt, dass sich Leute angepisst gefühlt haben, weil sie etwas gelesen haben, was ihnen so nicht passt. Falls eine Studie oder Analyse, also ein Sachtext. derartige Reaktionen auslöst, welchen Schuh zieht sich jemand an, der eine fiktionale Geschichte schreibt und es ggf. wagt, Konventionen oder Lebensmodelle auf den Prüfstand zu stellen oder gar Alternativen anzubieten?

 

Ich habe den Begriff "Science-Fiction-Getto" (ja, Getto. Das ist auch ohne h korrekt.) gehört. Mittlerweile habe ich jedoch den Eindruck, dass dazu leider auch eine Getto-Mentalität gehört.


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#39 Naut

Naut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 15:17

Was hier geschrieben wurde, ist alles nicht ganz von der Hand zu weisen, bis auf die Wahrnehmung, dass das ein neues Phänomen sei: Das stimmt auch nicht. Die SF-Szene war schon immer in progressive und äußerst konservative Gruppen gespalten. Lest mal die "Science Fiction Times" aus den 80ern, oder Fanzines aus den 70ern. Das ist sehr aufschlussreich, denn die Streitpunkte und Argumente ähneln sich sehr.

 

Die Wahrnehmung, dass die US-SF als Ganzes progressiver sei, kann ich auch nicht unterschreiben. Die Szene ist nur viel größer, daher ist auch der progressive Flügel größer und kommerziell bedeutender. Die US-SF hat auch ihren Anteil an "Cowboy in Space"-Geschichten, die in etwa so fortschrittlich wie ein Landser-Heft sind.


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#40 Udo Klotz

Udo Klotz

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 16:26

Ich stimme voll zu, es gab immer schon einen sehr konservativen Teil und einen progressiven Teil, und es gab auch Zeiten, in denen das thematisiert wurde. Das kenne ich auch aus den alten Fanzines, oder aus der Diskussion anhand der US-Romane der 90er Jahre.

Aber was Jamie in ihrem Essay sehr schön aufgezeigt hat, ist die Einseitigkeit der aktuellen dt. SF, zumindest in den drei genannten Themenbereichen. Da fehlt der progressive Teil, der in der US-SF anscheinend noch existiert. Und der bei den aktuellen Übersetzungen einen recht großen Raum einnimmt. Vielleicht, weil man nicht in jeder Redaktion nur auf "mehr vom gleichen" setzen will, um die Leser zu gewinnen?

Mag sein, dass manche sich bei den aktuellen Problemen in der realen Welt auch in der SF eine "alte heile Welt" wünschen. Aber die Probleme sind global. Also warum gibt es in den USA eine Bandbreite von konservativ bis progressiv, und hierzulande in der kurzen Form überwiegend "SF von gestern", zumindest in den drei analysierten Themenbereichen?

Wenn die Vermutung oben stimmt, dass es die Angst ist, anzuecken, weil unsere Toleranz gegenüber anderen Meinungen im Keller ist, dann wäre das ein echtes Armutszeugnis.


Udo

#41 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 16:55

Was ich (u.a.) angemerkt habe ist, dass die Konzentration auf die drei rausgepickten Themen in gewisser Weise willkürlich und eben auch einseitig (na gut: dreiseitig :blush: ) ist und mehr oder weniger durch die Profile der meisten Autoryx erklärbar ist.

 

Unstrittig ist, dass der progressive Teil der deutschsprachigen SF gerne größer sein dürfte und energischer zu Werke gehen könnte. Das ist wirklich keine neue Erkenntnis.

 

Warum das nicht so ist, dafür wurden schon Gründe genannt. So findet sich, böse ausgedrückt, heute für jede noch so mittelmäßige, unkreative Kurzgeschichte eine Anthologie, die sie abdruckt. Hurra. Das führt natürlich dazu, dass viele Autoryx gar nicht den Bedarf sehen, mal was Neues zu probieren - wer weiß, o je, vielleicht würde das sogar abgelehnt werden! Dann doch lieber auf der sicheren, langweiligen Seite verweilen. Sorry, hoffentlich fühlt sich dadurch niemand angegriffen. Bitte nehmt es als Motivation. Als Motivation, mal über die Stränge zu schlagen und richtig was rauszuhauen. Gerne erstmal in unserer Schreibwerkstatt. Dafür ist sie da.


Bearbeitet von Uwe Post, 12 Dezember 2023 - 17:10.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#42 Naut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 18:57

Interssante Überlegungen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es in den USA eine Förderkultur für progressive Literatur inkl. Phantastik gibt, eben an den Hochschulen. Universitäre Literaturszenen gibt es hier auch, die konzentrieren sich aber eher auf andere Themen - die vermeintliche Gegenwartsliteratur und Vergangenheitsbewältigung. Auch wichtig, klar. Aber mangels Größe bleiben dann kaum Nischen für die SF.
Stattdessen wird nur das wahrgenommen, was Uwe diagnostiziert hat.

Bearbeitet von Naut, 12 Dezember 2023 - 21:04.

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#43 lapismont

lapismont

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 19:54

Mich reizen die drei Themengebiete Sex, Drugs und Religion in der SF überhaupt nicht. Das letzte Werk, das zumindest Sex und Religion in fesselnde Geschichten packte waren die beiden Romane von Mary Doria Russell, Sperling und Gottes Kinder.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Saramee
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#44 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 20:18

Ich finde es spannend, wenn einem die Gradwanderung zwischen den Erwartungen der Leseri und einem unerwarteten, idealerweise neuen Inhalt und/oder einer neuen Form gelingt, denn dadurch kann Progression entstehen und dennoch viele Menschen erreichen.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 12 Dezember 2023 - 20:18.


#45 Jol Rosenberg

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    Temponaut

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 21:40

Ich finde es schon witzig, dass Sex, Drugs und Religion in meiner Etomi-Dilogie sehr bedeutsame Themen sind. Fällt mir eben erst auf.

 

Ansonsten ging es mir wie Uwe und ich fragte mich, wieso wir eigentlich so wenig das diskutieren, was Jamie herausgefunden hat.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

Science-Fiction-Buchblog: https://www.jol-rose.../de/rezensionen

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#46 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 06:53

Mir geht es wie Lapismont, mich interessieren die drei Themen auch nicht. Aber es ist eigentlich egal, welche drei Themen hier zuerst untersucht wurden und ob die mir (oder Lapismont) gefallen oder wichtig sind. Der Essay zeigt (anhand dieser drei Themen), wie altmodisch und einfallslos der Großteil der SF-Kurzprosa im deutschsprachigen Bereich ist.

 

Das ist aber eigentlich wurscht, denn diese drei Themen sind ja nur ein Teilbereich, um den es geht und auch ein Teilbereich, der von Jamie untersucht wurde. Sie musste ja mit irgendwas anfangen und offenbar gaben die drei Themen ja einiges her, sie hat ja Inhalte zu den drei Theman gefunden, nur halt ... die, die schon immer beschrieben wurden. Im Westen nichts Neues. 

 

Für mich unterstreicht das nur, was ich in den dreieinhalb Jahren beobachtet habe, die ich verstärkt deutschsprachige Kurzprosa lese. Und man kann mir einiges vorwerfen, aber sicher nicht, dass ich mich nicht intensiv mit unserer Kurzprosa auseinander gesetzt hätte. Einiges habe ich auch nachgeholt, um zu prüfen, was früher so geschrieben wurde (die Visionen-Bände, alte NOVA-Storys, Storys, die den DSFP gewonnen hatten) und bekomme dabei nicht unbedingt das Gefühl, dass wir in bessere Richtungen aufbrechen, weder thematisch noch qualitativ, jedenfalls nicht verglichen mit dem, was an Kurzgeschichten von bei den Vollprofis in anderen Genre gefunden wird oder eben (siehe unten), bei den Amis (u. a.). 

 

Da die Kurzgeschichtenmenge pro Jahr in den letzten zwanzig Jahren von ca. zweihundert auf eher Richtung fünfhundert gestiegen ist (mit Schwankungen), teile ich Uwes Beobachtung, dass zu viel gedruckt wird. (Und soviel Gutes gibt unsere Szene nicht her, das erzählt MKI seit Jahren, aber auf den hört ja offenbar niemand?)

 

Ich persönlich habe ein weit größeres Problem mit der fehlenden Qualität (teilweise kann man sogar von fehlenden handwerklichen Voraussetzungen sprechen) als mit der fehlenden Kreativität, aber natürlich hätte ich gern beides. 

 

Joachim hat es recht deutlich formuliert.

 

 

 

Im Übrigen habe ich bei einigen Beiträgen hier den Eindruck gehabt, dass sich Leute angepisst gefühlt haben, weil sie etwas gelesen haben, was ihnen so nicht passt. Falls eine Studie oder Analyse, also ein Sachtext. derartige Reaktionen auslöst, welchen Schuh zieht sich jemand an, der eine fiktionale Geschichte schreibt und es ggf. wagt, Konventionen oder Lebensmodelle auf den Prüfstand zu stellen oder gar Alternativen anzubieten?

 

 

 

 

 

Ist es so? Wenn ja, was genau passt uns nicht:

  • Das jemand vorschlägt, wir mögen mal nicht immer nur dasselbe schreiben?
  • Oder dass uns jemand dabei ertappt hat, dass wir immer nur dasselbe schreiben?

 

Sofern ersteres zutrifft, könnte man ja antworten: Mag sein, ist mir aber egal, alle wollen ja "mehr vom gleichen", du bist in der Minderheit und daher nicht interessant. 

Sofern zweiteres zutrifft - nun, das könnten wir ja ändern, richtig?

 

 

 

Zum angloamerikanischen Markt:

Klar gibt's da stinklangweilige, unoriginelle Space Western. Nur - die einschlägigen Magazine, das sind doch ungefähr solche, richtig?

  • Clarkesworld
  • Asimov's
  • Analog
  • Uncanny (u. a. auch SF)
  • Interzone
  • Fiyah

usw. usf. ... die Inhalte sind dort mehr oder minder alle progressiver und sehr viel kreativer als unser Durchschnitt, für die Qualität gilt nach meinem persönlichem Empfinden dasselbe (und ich vermute, dass ich einiges davon auch beispielhaft begründen könnte, das ist aber Arbeit, die ich mir nicht machen werde). Da gibt's auch oft Übersetzungen aus China, Brasilien, die meisten afrikanischen Autory schreiben eh auf Englisch, das bildet also auch zumindest einen Großteil der SF aus anderen Ländern und Kontinenten ab.

 


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#47 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:07

(1) Themensetzungen sagen für mich schlicht nichts über Qualität aus. Nicht mal, ob mich ein Buch interessiert könnte ich allein wegen der Themen sagen. Und ehrlich gesagt bin ich mir auch unsicher, ob es adäquat ist, anhand der Themensetzungen so etwas wie "progressiv" oder "originell" auf eine Story zu stempeln. Ich glaube, nicht einmal das sollte/kann man tun.

 

"Heterosexueller, wohlhabender, weißer Mann christlicher Prägung um die 30 interessiert sich im Leben nur für Geld und Prostituierte" wäre anhand der hier eingeschlagenen Interpretation der Studie als "althergebracht", "fad", "nicht originell" und schon gar "nicht progressiv" kategorisiert worden, oder? Und dann war es eben in literarisches durchaus progressives und völlig verstörendes Meisterwerk namens "American Psycho", das heute noch an Unis studiert wird.

 

(2) All das Gesagte kann nur für "Nebenthemen" gelten, für die Kulisse einer Story, oder? Denn ein literarisches Hauptthema, das einen Schreibenden beschäftigt und nicht loslässt... na ja... das lässt einen eben nicht los. Einem Schreibenden zuzurufen "Such Dir ein anderes Thema!" wird bei einem Schreibenden, der sein Salz wert ist, nicht funktionieren. (So verstehe ich die Studie bzw. den Artikel aber auch nicht, wohlgemerkt!)

 

(3) Zugespitzt würde ich als Leser festhalten: Für mich hat die Szene ein Qualitätsproblem. Kein Originalitätsproblem. Oder: Das Eine erscheint mir dringender als das andere, sagen wir so.

 

(4) Ich finde den letzten Absatz des Artikels großartig.

 

 

Vielleicht erkennt ihr beim Lesen dieses Essays Euer eigenes Schreiben wieder. Vielleicht fühlt Ihr Euch auch wohl mit der aktuellen Behandlung und Verbreitung der genannten Themen. Vielleicht ist es aber auch das Gegenteil, und Ihr wünscht Euch progressivere Themen und mehr Inspiration. Beides hat seine Berechtigung und soll seinen Raum finden. Es wird das was ihr daraus macht!

 


Bearbeitet von Dyrnberg, 13 Dezember 2023 - 08:15.


#48 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:13

(3) Zugespitzt würde ich als Leser festhalten: Für mich hat die Szene ein Qualitätsproblem. Kein Originalitätsproblem. Oder: Das Eine erscheint mir dringender als das andere, sagen wir so.

 

Für mich ist das zumindest auch dringlicher, aber ich frage mich, ob an der anderen Sache auch was dran sein könnte. Denn SF-Storys in der Qualität von American Psycho haben wir irgendwie ... selten. 

 

Bei originellen Inhalten könnte man sich wenigstens über die Originalität freuen (nicht das "nicht schon wieder"-Gefühl). Ich denke, insgesamt könnte Originalität zur Qualität beitragen (und American Psycho war durchaus originell, alleine schon das Ende!). 


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#49 Dyrnberg

Dyrnberg

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:16


Bei originellen Inhalten könnte man sich wenigstens über die Originalität freuen (nicht das "nicht schon wieder"-Gefühl). Ich denke, insgesamt könnte Originalität zur Qualität beitragen (und American Psycho war durchaus originell, alleine schon das Ende!). 

"American Psycho" war originell. Das grobe Raster einer Inhaltsanalyse/Studie würde das aber nicht so abbilden. Das sollte mein Punkt sein.



#50 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:34

Dyrnberg, für mich ist Originalität ein Aspekt von Qualität. Selbstverständlich verlangt hier niemand thematisch originelle, aber dafür schlecht geschriebene Geschichten!

 

Auch darf man nicht übersehen, dass die drei rausgepickten Themen bei den allermeisten der untersuchten Geschichten lediglich am Rande vorkommen. Das muss man natürlich von der Frage trennen, was denn originalle Hauptthemen wären, ob die genannten Themen bei hinreichender Kreativität auch originelle Hauptthemen sein können, wie viele Leser dann Spaß daran haben oder ob die Statistik nicht einfach ein nur (weiterer) Trigger dafür ist, sich mehr um Qualität deutscher Kurzgeschichten zu bemühen. Und da sind meiner Ansicht nach - sorry wenn ich mich wiederhole - nicht zuletzt die HerausgeberX gefragt. Wenn die weiterhin bei Ausschreibungen mit welcher Themenvorgabe auch immer hundert Einreichungen bekommen, von denen nur drei wirklich richtig gut sind, aber trotzdem auf Teufel komm raus eine Anthologie draus machen, folglich mit hauptsächlich mittelmäßigen Texten, wird zumindest auf Seite des Publikums gewiss nicht der Eindruck höherer Qualität entstehen. Und Autoryx können einfach weiter langweilige Texte produzieren. Man kann HerausgeberX nur dazu aufrufen, auch mal den Mut aufzubringen, zu sagen: "Sorry, für die geplante Antho sind nicht genug starke Texte eingegangen, sie wird daher nicht erscheinen." Aus genau diesem Grund haben wir beim Future Fiction Magazine ganz bewusst keinen festen Erscheinungsrhythmus. Die nächste Ausgabe kommt, wenn wir genug starke Texte haben. Solche Maßnahmen würden Autoryx hoffentlich animieren, verstärkt auf die Qualität ihres Outputs zu achten. Das ist keineswegs als Angriff gemeint, sondern im Gegenteil: Als Motivation, einige Dinge einfach künftig besser zu machen. Davon haben dann alle was.


Bearbeitet von Uwe Post, 13 Dezember 2023 - 08:35.

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#51 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:49

+1 zu dem, was Uwe geschrieben hat

 

Wirklich, er spricht mir aus der Seele!


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#52 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:53

Ich schlage vor, einen gesonderten Beitragsfaden zu erstellen, in dem Teilnehmer und Teilnehmerinnen Geschichten aufführen, die sie als originell empfunden haben. Am besten mit einem Hinweis, was für sie originell war. Sammeln wir Positivbeispiele, egal, aus welchem Sprachraum sie stammen. Vielleicht dienen sie der Inspiration.

 

Allerdings sollten wir in jenem Thread auf Diskussionen verzichten, da Originalität subjektiv empfunden wird. Sollte ich also schreiben "In der Erzählung X kommt eine KI mit Bewusstsein vor, die der Menschheit wohlmeinend gesinnt ist, und das halt ich für eine angenehme Abwechslung.", dann möchte ich, das dies so stehen gelassen wird, selbst wenn das für andere Teilnehmer oder Teilnehmerinnen kalter Kaffee ist.

 

Den Zeitraum könnte man auf Romane und Kurzgeschichten der letzten zwei Jahre begrenzen.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 13 Dezember 2023 - 08:55.

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#53 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:55

Ich schlage vor, einen gesonderten Beitragsfaden zu erstellen, in dem Teilnehmer und Teilnehmerinnen Geschichten aufführen, die sie als originell empfunden haben. Am besten mit einem Hinweis, was für sie originell war. Sammeln wir Positivbeispiele, egal, aus welchem Sprachraum sie stammen. Vielleicht dienen sie der Inspiration.

 

 

 

Klar, mach einen auf, ich denke schon mal nach!


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#54 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 08:58

Vorschläge für den Titel? "Originelle Erzählungen aus 2023/2023?"

 

Soll ich das unter "SF & Phantastik" einstellen?

 

 

Ich würde folgendes Schema verwenden:

 

Titel: Bugs

von: Nina Casement

Art: Kurzgeschichte

erschienen in: Anthologie Biokalypse

Verlag: Eridanus

 

Originelles Element: Insekten haben sich angepasst. Ihre Larven fressen nun Cyberimplantate, was bei Menschen mit Implantaten zu Ausfallerscheinungen führt.


Bearbeitet von J. A. Hagen, 13 Dezember 2023 - 09:12.

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#55 lapismont

lapismont

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 09:16

Wir haben uns ja schon in einem anderen Thread darüber verständigt, dass es stark von den Verlagen und Herausgebenden abhängt, dass mehr gute SF veröffentlicht wird und weniger unzulängliches Material erscheint.

Das sind unsere Wünsche. Die Frage ist, ob dieser Anspruch auch der Anspruch der anderen ist.

Vielleicht ist es ja eher Konsens im deutschsprachigen Raum, nicht progressive SF zu bevorzugen und Originalität sowie handwerkliche Qualität als weniger wichtig zu bewerten.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#56 Uwe Post

Uwe Post

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 09:39

Na ja, der Anspruch von Autoryx ist, dass ihre Texte veröffentlicht werden. Dies ist derzeit auch bei mittelprächtigen und wenig originellen Texten gegeben. Also kein Grund, was zu ändern, egal was sich manche Leserxy wünschen...

 

Ich erinnere mich, dass es vor Jahren einer Art Ritterschlag gleichkam, eine Story in Mommers VISIONEN-Anthos unterzubringen. Mit leichten Abstrichen war das danach auch noch bei den Wurdack-Anthologien so. Denn da wurde meinem Eindruck nach wirklich sehr stark auf hohe Qualität geachtet, daher entsprechend hohes Ansehen - was aber auch nicht unbedingt mit exorbitant hohen Verkaufszahlen belohnt wurde.

Daher liegt es nahe, Lapismonts Befürchtung zuzustimmen.

 

Aber um mehr Qualität (insbesondere Originalität) bemühen kann man sich ja trotzdem.


Bearbeitet von Uwe Post, 13 Dezember 2023 - 09:40.

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#57 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 10:02

Diese Schlussfolgerung kommt immer wieder durch. Also, die Aussage "Der Großteil der Lesenden ist total zufrieden mit dem, was veröffentlicht wird, Yvonne, ganz egal wie wenig gut oder originell du das finden magst."

 

Meine Schlussfolgerung muss dann lauten: Okay, dann bin ich vermutlich nicht die Zielgruppe der Szene und sollte aufhören, deutschsprachige Kurzgeschichten zu lesen.

 

Eine Szene nicht zu lesen, in der ich mich selbst bewege (auch als Kurzgeschichtenautorin) ist aber irgendwie schräg, oder?

 

 

Wenn ich mir unsere Lesezirkel so anschaue, dann scheint es aber so zu sein, dass ich doch nicht so ganz alleine bin. Bei der Anthologie Biokalypse haben viele andere dieselben Dinge bemängelt wie ich, während bei den letzten Queer*Welten und auch jetzt beim Lesezirkel zu In andere Welten ähnliches gefeiert oder angejammert wird. (Leichte Unterschiede gibt es, aber Tendenzen sind gut ablesbar).

 

Man könnte nun vermuten, dass die kritischen Personen in diesem Forum durchaus oft ähnliche Meinungen vertreten, aber die schweigende Masse da draußen hoch zufrieden mit deutschsprachigen SF-Anthologien ist. Dann würde die sich aber besser verkaufen, oder? Oder wir würden begeisterte Rezensionen bei amazon von uns fremden Lesenden entdecken könne, doch ist da meistens ... nichts. Eine rühmliche Ausnahme würde das Alien Contagium mit immerhin 36 amazon-Rezensionen darstellen, das ist aber auch in unserer Szene ganz gut angekommen.

 

 

Wie bereits an anderer Stelle gesagt wurde vor zwanzig Jahren schon ähnliches bemängelt, es hat sich nicht geändert, nur werden heute doppelt so viele Kurzgeschichten gedruckt. Vermutlich drucken wir 2043 dann pro Jahr fast tausend Kurzgeschichten und es wird nur noch schwieriger sein, die Perlen zu finden.


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#58 ChristophGrimm

ChristophGrimm

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 10:47

Diese Schlussfolgerung kommt immer wieder durch. Also, die Aussage "Der Großteil der Lesenden ist total zufrieden mit dem, was veröffentlicht wird, Yvonne, ganz egal wie wenig gut oder originell du das finden magst."
 
Meine Schlussfolgerung muss dann lauten: Okay, dann bin ich vermutlich nicht die Zielgruppe der Szene und sollte aufhören, deutschsprachige Kurzgeschichten zu lesen.
 
Eine Szene nicht zu lesen, in der ich mich selbst bewege (auch als Kurzgeschichtenautorin) ist aber irgendwie schräg, oder?
 
 
Wenn ich mir unsere Lesezirkel so anschaue, dann scheint es aber so zu sein, dass ich doch nicht so ganz alleine bin. Bei der Anthologie Biokalypse haben viele andere dieselben Dinge bemängelt wie ich, während bei den letzten Queer*Welten und auch jetzt beim Lesezirkel zu In andere Welten ähnliches gefeiert oder angejammert wird. (Leichte Unterschiede gibt es, aber Tendenzen sind gut ablesbar).
 
Man könnte nun vermuten, dass die kritischen Personen in diesem Forum durchaus oft ähnliche Meinungen vertreten, aber die schweigende Masse da draußen hoch zufrieden mit deutschsprachigen SF-Anthologien ist. Dann würde die sich aber besser verkaufen, oder? Oder wir würden begeisterte Rezensionen bei amazon von uns fremden Lesenden entdecken könne, doch ist da meistens ... nichts. Eine rühmliche Ausnahme würde das Alien Contagium mit immerhin 36 amazon-Rezensionen darstellen, das ist aber auch in unserer Szene ganz gut angekommen.
 
 
Wie bereits an anderer Stelle gesagt wurde vor zwanzig Jahren schon ähnliches bemängelt, es hat sich nicht geändert, nur werden heute doppelt so viele Kurzgeschichten gedruckt. Vermutlich drucken wir 2043 dann pro Jahr fast tausend Kurzgeschichten und es wird nur noch schwieriger sein, die Perlen zu finden.


Ein kurzer Zwischenruf: So erfreulich ich die Amazon-Bewertungen zu „Alien Contagium“ aus Hrsg.-Sicht auch finde, aber für meinen Geschmack sind sie zu unkritisch. (Die mangelnde Bereitschaft der Blogger/Bookstagram-Community, die es oftmals aus Freundschaft untereinander oder in Vermeidung eines Shitstorms kaum wagt, Kritik zu äußern - Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel - habe ich bereits angemerkt). Eine Beschäftigung der Sammlung durch anspruchsvollere Leser:innen, die dann auch die weniger gelungenen Aspekte hervorheben, entsprechen auch mehr meiner (mit zeitlichem Abstand betrachteten) Eigeneinschätzung.

Letztendlich sehe ich mich immer noch mehr als Leser, dem die Qualitätsschwankungen so langsam die Anthologien verleiden. Die Bemühungen der Magazine (FFM, Q*W, Exodus und auch Nova) sind immerhin spürbar, auch wenn nicht jede Ausgabe vollständig zu überzeugen weiß. Aber sie halten mich.
Dem Aufruf an die Herausgebenden schließe ich mich an.
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„Alien Contagium: Erstkontakt-Geschichten“: https://eridanusverlag.de | "En passant - Die Reisen des Sherlock Holmes": https://burgenweltverlag.de<p>Kostenloses SF/Fantasy-Literatur-Webzine: https://weltenportalmagazin.de
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#59 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 10:48

Vorschläge für den Titel? "Originelle Erzählungen aus 2023/2023?"

 

Soll ich das unter "SF & Phantastik" einstellen?

 

 

Ich würde folgendes Schema verwenden:

 

Titel: Bugs

von: Nina Casement

Art: Kurzgeschichte

erschienen in: Anthologie Biokalypse

Verlag: Eridanus

 

Originelles Element: Insekten haben sich angepasst. Ihre Larven fressen nun Cyberimplantate, was bei Menschen mit Implantaten zu Ausfallerscheinungen führt.

 

einverstanden, go ahead :-)


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#60 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 13 Dezember 2023 - 10:51

Ein kurzer Zwischenruf: So erfreulich ich die Amazon-Bewertungen zu „Alien Contagium“ aus Hrsg.-Sicht auch finde, aber für meinen Geschmack sind sie zu unkritisch. (Die mangelnde Bereitschaft der Blogger/Bookstagram-Community, die es oftmals aus Freundschaft untereinander oder in Vermeidung eines Shitstorms kaum wagt, Kritik zu äußern - Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel - habe ich bereits angemerkt). Eine Beschäftigung der Sammlung durch anspruchsvollere Leser:innen, die dann auch die weniger gelungenen Aspekte hervorheben, entsprechen auch mehr meiner (mit zeitlichem Abstand betrachteten) Eigeneinschätzung.

Letztendlich sehe ich mich immer noch mehr als Leser, dem die Qualitätsschwankungen so langsam die Anthologien verleiden. Die Bemühungen der Magazine (FFM, Q*W, Exodus und auch Nova) sind immerhin spürbar, auch wenn nicht jede Ausgabe vollständig zu überzeugen weiß. Aber sie halten mich.
Dem Aufruf an die Herausgebenden schließe ich mich an.

 

Man sieht ja an dem Lesezirkel zur Biokalypse, dass es auch sehr unangenehm werden kann, wenn die Bereitschaft zur Kritik (sagen wir mal:) hoch ist. Zumindest kann ich mir vorstellen, dass das für die herausgebende Person nicht ganz einfach zu ertragen war.

 

 

Ich als Mit-Herausgeberin der Anthologie Der Tod kommt auf Zahnrädern konnte mit der sehr gemischten, heterogenen (zwischen Kritik und Begeisterung) Rückmeldung in dem sehr umfangreichen Lesezirkel sehr gut leben bzw. war glücklich damit. Daraus konnte ich sehr viel lernen. 

 

 

Plus, ich stimme Chris zu, die Magazine haben im Schnitt die höhere Qualität und weniger Ausfälle. Einige bewegen sich inzwischen auch deutlich über Durchschnittsniveau, das beste Beispiel ist die letzte Ausgabe der Queer*Welten.


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