Es wird gejammert, ja. Aber man muss die Realität betrachten, wie schaut es aus, wenn eine Frau da plötzlich reinkommt? - Also gerade bei den alteingesessenen Fans/Autoren habe ich auch oft so die Erfahrung gemacht, dass man gerne als "schmückendes Element" mitmachen darf, aber ja nicht Eigenes. Bitte als Bewunderung der Kunst. Aber so funktioniert die SF-Szene nicht! Natürlich will jede® was machen, ist doch egal, was, ob ein Fanzine, ne Kurzgeschichte veröffentlichen, Graphiken machen, singen, maßgeblich ein Event mitorganisieren ... also der harte Kern besteht eben nicht aus reinen Konsumenten. Und ich habe die Erfahrung gemacht, als Frau gerne in die Konsumschublade geschoben zu werden. Oder so ein Mail bekommen, ich hätte mich gemacht, also: ... und dann der Clou! Nach jahrelangem Engagement in der Szene habe ich mich qualifiziert, ohne Bezahlung (?!?) Flyer auf einem Event in Wien zu verteilen ... also manchmal ist man einfach sprachlos ... aber so sind manche Altfans halt, und das sind alles Männer. Aber 90% davon sind wirklich auch lieb, manche interessieren sich auch ehrlich für das, was ich mache. Und jetzt habe ich den Zirkus über 20 Jahre erlebt und ... wird es besser? - In der Theorie.
Wir sind ja alles so divers. Aber ich will auch keinen Themenschwerpunkt. Ich bin auf meiner Amerikareise mal mit einem Fan von einem Treffen zu meiner Unterkunft gefahren, der hat mir sein Leid geklagt, als "person of colour" bekäme er von Cons nur Anfragen zu dem Thema. Für mich war das halt so ein Amerikaner. Klar, dass er asiatische Gesichtszüge hatte, habe ich schon bemerkt, aber ich habe den als Einheimischen (also als US-Amerikaner) gefühlt gesehen. Und ich habe ihn dann gefragt, ob er denn lieber über ein allgemeines Thema, was weiß ich, z.B. Steampunk reden will. Er meinte, über das nicht grade, aber ja, er würde gerne als Spezialist zu einem Thema dieser Art eingeladen werden, das andere reduziert ihn.
Und so sehe ich das auch. Ich will nicht in eine eigene Kategorie. Also ich sehe auch die Grenzen der Veranstalter, weil eine Quotenregelung erregt Missfallen bei den Gästen, aber auch die, die angeblich davon profitieren mögen das oft nicht. Wie gesagt, wenn ich auf ne Con fahre, muss das sein mit Frauenthemen im Panel? - Habe ich auch schon gemacht - ich fand erst vor Ort raus, dass ich dafür eingetragen war. Auch lustig, man nimmt ein Programmheft in die Hand und dann soll man eben so auf Englisch die Rolle der Frau im Fandom diskutieren. - Das Panel war aber wieder gut, ein paar Zuhörer, vier Frauen mit mir, drei davon haben nebenbei Bier getrunken. (Und ich war nicht die eine ...) Ich fand da auch interessant, dass Männer sich als "feminist" bezeichnet haben. Also wir kennen mehr die Feministinnen, und das ist teils fast schon ein Schimpfwort. Also ich halte es hierzulande undenkbar, dass ein Mann sich öffentlich als Feminist bezeichnet und dafür keinen Spott erntet.
Aber es ist natürlich die Frage, worauf ich hinauswill: Nein, ich will nicht, dass Cons eine Quotenregelung einführen oder mehr Themen wie ... ihr wisst schon, was ihr einsetzen könnt ... einführt. Macht einzelne Programmpunkte ab und an, vor allem, wenn Personen von außerhalb die vorschlagen und das Bedürfnis haben, darüber zu sprechen. So künstlich reingesetzt, und Leute anzufragen, die gar kein Bedürfnis haben, da drüber zu sprechen, das bringt es auch nicht.
Und die Fans: Stoppt das Bodyshaming gegenüber anderen Fans allgemein, auch wenn es in der Vergangenheit v.a. Frauen betroffen hat. Man redet nicht darüber, wie jemand aussieht, sich im Laufe der Jahre verändert und man spricht wen nicht darauf an. (Und ich habe das Glück, mich im Laufe von ca. 20 Jahren kaum verändert zu haben - abgesehen vom "Bauchi", aber wie muss es wem - und diese Person ist vermutlich auch eine Frau, bei Männern redet man nicht so sehr über das Aussehen - erst gehen, wenn sich wirklich viel anders ist?)
Danke für diesen erhellenden Beitrag! Ich habe mich schon länger gefragt, wie es eigentlich "früher" war für Frauen im SF Fandom. Ich bin erst seit 2020 "hier", und auch das erste Mal "in real" erst im Herbst 2021 in Leer bei "Hinterm Mond" (und da ging es gleich um Frauen in der SF und ich habe mehrere unmoderierte frauen-kleinmachende Bemerkungen und Fragen aus dem Publikum bemerkt, die vermutlich für die meisten zu subtil waren).
Ca. ab 1995 war ich einige Jahre lang im Rollenspiel-Fandom aktiv, bei denen, die Fanzines gemacht haben. Damals war ich natürlich nicht so sensibilisiert wie jetzt, aber auch rückblickend kommt mir die Aufnahme von mir als Frau (und damals gab es außer mir quasi nur Christel Scheja und Linda Budinger, später kamen noch zwei andere Frauen dazu) sehr positiv, erfreut, wertschätzend und respektvoll vor. Das gilt explizit NICHT für größere Rollenspielcons, da kam es durchaus zu abschätzigen Bemerkungen, ich beziehe mich rein auf das "aktive" Fandom, die Leute, die Fanzines gemacht haben.
Es wurde auch nur wenig angebaggert (etwas leider schon, ich war eben siebzehn, aber die Cons unter Fans waren aber viel, viel sicherer als jede Zelttrampelparty oder Klassenfete, die ich damals besucht hatte) und ich gehörte eben dazu. Das war nett. Und Frauenthemen gab es eh kaum, jedenfalls habe ich damals keine gesehen.
Und hier, in der SF-Szene? Ich kann deine Punkte nachvollziehen, Nina. Das Ärgerliche ist eben: 90% des Fandoms sind wertschätzend und respektvoll, oft sogar begeistert (unabhängig von meinem Geschlecht, so scheint mir, einfach von Begeisterung, Tatendrang und Geschaffenem).
Die anderen 10% machen aber einige Räume des Fandoms nicht zu einem sicheren Raum für mich als Frau. Das passiert normalerweise dann, wenn ich mit meiner Meinung anecke. Dann wird es unbequem. Dann werde ich unbequem und muss offenbar bekämpft werden. Benenne ich z. B. Sexismus, Frauenfeindlichkeit oder zumindest ärgerliche Stereotype in Prosa, gibt es unterschiedliche Reaktionen. Einige sind dankbar oder überrascht, versprechen, sich das anzuschauen (ja, auch in diesem Forum und auch Autoren!), andere sind verärgert und fühlen sich gestört (auch in diesem Forum, oft Nur-Lesende, gar nicht die SF-Schaffenden selbst), weil sie ihre Helden nicht kritisiert sehen wollen. Dann wird das vom Tisch gewischt. Das wollen sie nicht hören. Und dann wurde es in der Vergangenheit auch schon sehr persönlich und ziemlich heftig.
Schräg angebaggert werde ich jetzt mit Mitte Vierzig natürlich seltener als mit siebzehn. :-) Body Shaming habe ich hier noch nicht erlebt, kenne das aber auch anderen Räumen, beliebt bei mir zurzeit ist "Du bist aber grau geworden" oder "Wieso färbst du dir nicht die Haare?". (Und ja, das will niemand hören, danke sehr!)
Ich bilde mich gerade zum Thema "sichere Räume" weiter und da sind einige Augenöffner dabei.
Zurzeit vermute ich: SF-Schaffende im weiblichen Spektrum gibt es wirklich viele. Nur deutlich seltener in diesem Forum. Es ist nicht so, dass sie alle nicht da sind, sie kommen nur nicht hierher. Das haben wir ja an anderer Stelle besprochen und so wie dort die Diskussion zurzeit läuft, zeigt eigentlich, woran es liegt.
BuCon etc - ich kann nicht beurteilen, ob das für alle ein sicherer Ort ist (offenbar nicht für alle marginalisierten Personen, wie ich hörte), aber für Frauen habe ich schon den Eindruck, dass es ein super Con ist. Am Rest kann man ja vielleicht noch arbeiten?
Und der MetroPolCon war diesbezüglich sogar noch etwas besser aufgestellt, nach meinem Eindruck. Da scheint man auf einem sehr guten Weg zu sein.