Es ist schon faszinierend, dass diese Fragen, was SF ist, wie sie sich von Fantasy und Horror unterscheidet, und ob es kurze Definitionen gibt, schon so alt sind wie die Genres, seither beantwortet wurden, trotzdem immer wieder gestellt und immer wieder unterschiedlich beantwortet werden. Kein Konsens seit Jahrzehnten. Auffällig ist eher, dass wir hierzulande das sehr strikt handhaben, beispielsweise wenn es um SF-Preise geht, während es die US-Amerikaner eher locker nehmen und fröhlich Fantasy-Werke für den Hugo Award nominieren oder SF- und Horrorwerke für den World Fantasy Award.
Wie gut die Erklärungsversuche, was SF, Fantasy oder Horror kennzeichnet, wirklich sind, sieht man m.E. an den Randgebieten, wo dann plötzlich Subgenres doch ausgeschlossen werden. Da exkludiert man die Utopie, zählt aber die Dystopie zur SF, da werden Alternativweltgeschichten besonders betrachtet, inklusive des Steampunks, der ursprünglich eine Variante der Alternate History war, aber inzwischen einen massiven Deutungswandel erlebt hat, da werden Reisen durch Wurmlöcher akzeptiert, aber per Zeitmaschine abgelehnt. Und dann gibt es noch die Superhelden, die so massiv die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Physik beugen, dass man sie auch gerne aus dem SF-Haus wirft.
Schwierig wird die Diskussion dann, wenn Begriffe neu verwendet werden. Da wird Jules Verne zum Steampunk gezählt, dabei hat er nur das Gleiche gemacht, was heute die Autoren von Near-Future-Thrillern machen. Da werden die Begriffe Hard SF und Soft SF, die sich nur auf die Science in SF beziehen (im Englischen gibt es halt die Begriffe Hard Science und Soft Science als Kategorisierung der Wissenschaften), plötzlich auf die Plausibilität der Beschreibung der Science gemünzt. Und da wird verlangt, dass die Science im Roman erklärt wird, obwohl niemand gerne Infodump-Passagen liest, um es als SF zu begreifen, dabei handelt es sich um Romane, nicht um Sachbücher.
Wie gesagt, das Faszinierende dabei ist, dass trotz aller engagierter Erklärungen und Definitionen kein Konsens erzielt wird und anscheinend jeder für sich seine eigene persönliche Definition beibehält. Und das, obwohl der Begriff SF bald seinen 100. Geburtstag feiert.