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Queer*Welten 13 (2024)

Queer*Welten SF Urban Fantasy

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30 Antworten in diesem Thema

#1 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 22 Oktober 2024 - 10:20

Beim BuCon habe ich mein Abo-Exemplar der Queer*Welten mitgenommen und schon reingelesen.

 

Enthalten sind folgende Geschichten:

 

Rhizom Reloaded von Martina John

Die verschwundene Frau von Elisa Saph

Morbides Wien von C.N. Stance

Hundert Lichtjahre Einsamkeit von Marie Meier

Maja, 28, w, Werwölfin von Carolin Lüders

 

Essay: Der Regenbogen führt ins Feenreich: Eine intersektionale Rückeroberung der "Anders"-Welt? von C. F. Srebalus

 

 


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  • (Buch) gerade am lesen:meistens viele
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#2 Rezensionsnerdista

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    Yvonne

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Geschrieben 22 Oktober 2024 - 10:44

Die verschwundene Frau von Elisa Saph

 

Wer hat Lust auf extrem frische Urban Fantasy Story, die irgendwie eine Geistergeschichte mit einem Schuss Romantasy ist, und einige glaubhafte, aber auch überraschende Twists bietet?

 

Diese Story hat alles:

  • drei lebhafte Figuren, die sich stark voneinander unterscheiden
  • einen schönen Plot, der zwar etwas Liebesgeschichte ist, aber nicht nur
  • tolle Details!
  • Schöner en-passant-Weltenbau, genau richtig für eine Kurzgeschichte
  • Klischeefreiheit für lesbische Figuren, egal ob Geister oder Menschen!
  • Spannung bis kurz vor Ende

Ich persönlich hätte mir ein anderes Ende gewünscht, aber streng genommen hält so die Spannung weiterhin an. Insofern also auch okay für mich.

 

Das erzählende Ich zieht in eine Wohnung ein, was schonmal sehr lebhaft und mit glaubhaften Details geschildert wird. Urban Fantasy, die mich genau da abholt, wo ich stehe. Witzig ist, dass die Ich-Erzählerin, Lili, dann fast sofort bemerkt, dass auch ein Geist ("Myriam") in der Wohnung wohnt (aber trotzdem einzieht). Dass sie sich damit auskennt, wird anhand der Oma klar, die da gewisse Fähigkeiten hat.

Schön auch, wie die Oma gewisse Vorurteile gegen Geister gar nicht erst zulässt, sehr schöne Nebenbotschaft!

Ich kann mich dann auch mal von allem lösen, was ich so über Geister dachte. Und lerne so einiges, das ich noch nie wusste. Was ist eigentlich mit Knutschen und Sex? Was, wenn der Geist die Kleidung nicht wechseln oder ablegen kann? Muss ein Geist zwingend tot sein?

Dann kommt noch kurz vor Ende ein massiv interessanter Plottwist und wie die Story ausgeht, verrät so einiges über Myriam und ihre Konflikte. Verständlich, übrigens. Ein sehr schönes Dilemma!

 

Das ist eine richtig gute Story, gut durchdacht, sprachlich schön, mit liebenswerten, plastischen Figuren, die auch glaubhafte, mitreißende Beziehungen zueinander haben oder entwickeln.


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#3 lapismont

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Geschrieben 23 Oktober 2024 - 10:34

Ah, das hätte ich auch gleich mitnehmen können, hab gar nicht dran gedacht, mal sehn, wann es per Post eintrudelt.


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#4 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 23 Oktober 2024 - 10:57

Ah, das hätte ich auch gleich mitnehmen können, hab gar nicht dran gedacht, mal sehn, wann es per Post eintrudelt.

 

genau deswegen habe ich sie auch schon 


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#5 Jol Rosenberg

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Geschrieben 26 Oktober 2024 - 20:58

Ich hab sie auch noch nicht, bin aber dann dabei.


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#6 lapismont

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Geschrieben 27 Oktober 2024 - 07:25

Bei mir sieht es genauso aus


Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#7 Charline Winter

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Geschrieben 28 Oktober 2024 - 20:51

Ich warte auch noch auf meine Ausgabe, aber bin dann auch dabei. Es ist dieses Mal ja ein bisschen Halloween-themed, davon bin ich jetzt schon ein Fan  :happy: 



#8 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 November 2024 - 09:03

Das Ebook ist da, insofern kann ich jetzt auch weitermachen


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#9 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 19 November 2024 - 13:19

Rhizom Reloaded von Martina John

 

Hatte ich beim ersten Mal weggelassen. Jetzt sehe ich auch, wieso, die Tonalität ist nicht so meins. Es ist eben auch derbe Sprache, aber sehr gegenwärtig ("Scheiße", "was zu Hölle", "rennen um ihr Leben" etc.). Der Weltenbau rund um das Myzel, Implantate (und wie man dazu ggf. steht), Biohacker, die sich mal versehentlich "die Fingerspitzen frittiert" haben, das Solaron usw. haben mir gut gefallen.

Wir folgen Raja und Ness, in einer sehr actionbehafteten Story, viel Hide, viel Flight, viel Fight, daneben wird noch eine Welt skizziert, die ich, wie gesagt ganz interessant finde.

 

Was die Story leider für mich nicht (oder nur sehr, sehr wenig hat), ist Nähe zu den Figuren. Nun könnte ich ggf. darauf auch verzichten, aber dann brauche ich mehr oder was anderes. Ich weiß, das ist mein ganz persönlicher Lesegeschmack.

Ich verstehe die Pointe, aber die ist für mich nicht so recht neu (für euch vermutlich auch nicht), für mich ist sie nicht ganz auf dem Niveau "alles nur geträumt", aber bald wird sie das wohl auch sein. 

 

Daher bin ich nicht so richtig gecatcht, auch wenn ich Einzelheiten und Details durchaus bewundere.


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#10 lapismont

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Geschrieben 20 November 2024 - 13:13

Rhizom Reloaded von Martina John

 

Ja, Yvonne hat es schön zusammengefasst. Viel Action, interessante Pilz-Sicht, aber blasse Figuren.

Grundsätzlich frag ich mich, was den Secs die Loop-Guns bringen, das hätte für mich noch irgendwie aufgelöst werden müssen.


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#11 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 20 November 2024 - 14:25

Ich bin mit dem Story-Teil jetzt durch (Sekundärteil liegt noch vor mir). Hier habe ich einen klaren Favoriten. Und, kleiner Spoiler, viele w/w-Liebesgeschichten (oder auch mal eher über w/w Freundschaft unter Lesben).

 

Morbides Wien von C.N. Stance

Schon sehr, sehr klassischer Grusel, und das in den Queer*Welten. Da dachte ich schon, ich hätte mich ins Zwielicht verirrt. Die Queerness steht auch nicht so sehr im Vordergrund, abgesehen mal davon, dass die lesbische und übergewichtige Protagonistin es gewohnt ist, von Menschen in eine Schublade gesteckt zu werden, diskriminiert und gar gewalttätig angegangen zu werden, was für die Handlung und ihre Sicht auf die Welt wichtig ist.

Der Schluss war dann schon sehr schön. Wobei ich eine gesunde Skepsis einer körperlich überlegenen Gruppe schon nachvollziehen kann, ist vermutlich nicht so ungesund. Aber klar, Vorurteile sind immer unschön.

However, ich hadere etwas damit, dass sie geglaubt hat, sie könne es gegen zwei recht fitte junge Männer aufnehmen. Ich mache jetzt (mit einer relevanten Pause) seit 1991 Kampfsport und könnte das nicht, vermutlich mache ich irgendwas falsch.

 

Hundert Lichtjahre Einsamkeit von Marie Meier

Der Titel ist sehr schön (auf das Original wird auch angespielt), auch sprachlich großes Kino. Per se eine Liebesgeschichte, halt ungewöhnlich. War inhaltlich nicht so recht meins, hatte aber seine Momente.

 

Maja, 28, w, Werwölfin von Carolin Lüders

Das ist eine richtig tolle Story, die absolut perfekt zu den Queer*Welten passt. Ja klar, okay, die Protagonistin ist auch lesbisch, aber das ist eigentlich nicht der Punkt. Der Punkt ist die gelungene Verfremdung von Diskriminierung in Urban Fantasy, vor allem am Beispiel einer Werwölfin (die beispielsweise mehrere Tage im Monat im Job ausfällt).

Hier gibt es viele, schön weitergedachte Ideen. Ein bisschen ratlos bin ich, was mit "Ich will, dass es keine Konkurrenz mehr gibt" gemeint war. Wollte sie die nicht-phantastischen Wesen komplett ausschalten? Da würde ich inhaltlich nicht mitgehen.

Ansonsten sehr schöne Story, die ich gern gelesen habe und zwei sehr sympathische Figuren. Humor gab's auch, Stichwort geschwollener Penis. Stelle mir diese Situation sehr, sehr ungemütlich vor. :-)


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#12 Charline Winter

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Geschrieben 21 November 2024 - 11:39

Ich bin dann auch endlich mal ein bisschen zum Lesen gekommen :happy:

 

Was soll es bedeuten? von Mara Schmiedinghoff (Schattengeschichte)

 

Ein Meereswesen berichtet in naiv-unwissendem Ton über die Seeleute, die seinem Gesang folgen und ertrinken. Ein cooler Twist auf das häufig verwendete Motiv der singenden, todbringenden Meerjungfrau!

 

Wohnungsgespenst von Leo Nora Grabner (Schattengeschichte)

 

Ein ängstliches Gespenst macht sich Gedanken darüber, wie es sich der Person, in deren Wohnung es haust, am besten zu erkennen geben kann. Sehr niedliche Idee!

 

Rhizom Reloaded von Martina John

 

Eine Heist-Geschichte ganz nach meinem Geschmack, temporeich erzählt und mit sehr coolem Worldbuilding. Die Idee, dass die Protagonistin Raja mit dem Pilzgeflecht der cyberpunkigen Stadt kommunizieren kann und das benutzt, um ihre Verfolger*innen abzuschütteln, finde ich sehr genial. Auch die Pointe am Ende mag ich - ist zwar nicht unbdingt neu, hat sich aber sehr gut in die Story eingefügt.

 

Die fehlende Charaktertiefe wäre mir ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, wenn ihr nichts dazu gesagt hättet. Mir persönlich reichen die Andeutungen der charakterlichen Unterschiede zwischen Ness und Raja, um ihre Dynamik innerhalb der Geschichte zu mögen. Eine stärkere Ausgestaltung der Figuren hätte sich meiner Meinung auch negativ auf das Tempo der Geschichte ausgewirkt, die ich gerade als große Stärke des Textes empfinde.



#13 lapismont

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Geschrieben 21 November 2024 - 12:28


 

Die fehlende Charaktertiefe wäre mir ehrlich gesagt gar nicht aufgefallen, wenn ihr nichts dazu gesagt hättet. Mir persönlich reichen die Andeutungen der charakterlichen Unterschiede zwischen Ness und Raja, um ihre Dynamik innerhalb der Geschichte zu mögen. Eine stärkere Ausgestaltung der Figuren hätte sich meiner Meinung auch negativ auf das Tempo der Geschichte ausgewirkt, die ich gerade als große Stärke des Textes empfinde.

Das ist dann wirklich Geschmackssache. Ich hab das auch gar nicht als Heist-Story empfunden, eher als Verfolgungsjagd.

Es gibt eine Dr. Who-Folge, in der

Spoiler

Das Tempo fiel mir jetzt gar nicht so auf, spannender fand ich da wirklich die Pilz-Sicht.


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#14 lapismont

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Geschrieben 22 November 2024 - 16:21

Die verschwundene Frau von Elisa Saph

 

Studentin zieht in eine runtergekommene Wohnung mit Geist, weil ihre Oma ihr dazu rät.

 

Die Story entwickelt sich völlig anders als erwarten und auch das Ende hat mich komplett überrascht.

Letztlich eine wunderschöne Liebesgeschichte, die ich gern gelesen habe.


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#15 Charline Winter

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Geschrieben 25 November 2024 - 15:43

Verdammt! von Rebecca Reiter (Schattengeschichte)

 

Die Hauptfigur hat eine erschreckende nächtliche Begegnung mit einer Vampirin, die sich am Ende doch nicht als ganz so schrecklich erweist. Ein schöner Twist.

 

Walpurgisnacht von Stefanie Klawitter (Schattengeschichte)

 

Eine Wortgrenze von 13x13 Wörtern einzuhalten und das Ganze auch noch in Reimform zu bringen, ist eine ziemliche Leistung! Ein gelungenes Gedicht über all die Schattengestalten, die zur Walpurgisnacht zusammenkommen und gemeinsam feiern.

 

Die verschwundene Frau von Elisa Saph

 

Die Studentin Lili zieht in eine Wohnung ein, in der der Geist einer Frau lebt. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten kommen sich die beiden immer näher, sowohl emotional als auch körperlich.

 

Ich habe diese Geschichte sehr gern gelesen, denn sie ist gut erzählt und hat tolle Charakterdynamiken - sowohl zwischen Lili und ihrem Wohnungsgeist Myriam, als auch zwischen Lili und ihrer Oma - und gibt einigen Geister-Klischees einen erfrischenden Twist. So findet Lili es gar nicht ungewöhnlich, dass ein Geist in einer Wohnung lebt und erkennt ihn bei der Wohnungsbesichtigung sofort; Myriam ist aber auch kein Klischee-Geist im Nachthemd, sondern in 2000er-Mode. Und im Laufe der Geschichte stellt sich auch heraus, dass Myriam nicht einfach der Geist einer Verstorbenen ist, sondern etwas anderes dahinter steckt - ein gelungener feministischer Twist.

 

Auch die Dialoge zwischen Lili und Myriam mochte ich sehr: die offene Art, mit der sie über Sexuelles reden oder ihre eigenen Vorurteile hinterfragen. Der subtile Horror des Wohnungsmarktes in Universitätsstädten bekommt auch einen erschreckend authentischen Auftritt. Ich sage nur: Schimmel und Vermieter Karl, der ausschließlich junge Studentinnen bei sich wohnen lässt. (Erinnert mich glatt an meine eigene Wohnungssuche-Zeit im Studium, hahaha.)



#16 Jol Rosenberg

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Geschrieben 27 November 2024 - 19:31

Was soll es bedeuten?“ von Maria Schmiedinghoff ist eine Reinterpretation der Lorelei-Geschichte, die ich prägnant und gelungen finde. „Wohnungsgespenst“ von Leo Nora Grabner beschreibt die Beziehung zwischen Mensch und Gespenst, wobei ich das Gespenst wirklich sehr sympathisch fand.

 

Martina John: Rhizom Reloaded (KG)

 

In dieser Science-Fiction-Geschichte wollen Ness und Raja ein Apartement überfallen, um mit der Beute einen Weg aus der Armut zu finden. Aber wie das mit „dem großen Coup“ immer so ist: Natürlich geht er schief. Ich mochte den gelungenen und dichten Weltenbau der Geschichte, die Rasanz und Spannung. Auch sprachlich spricht mich der Text an: dichte, stimmungsvolle Beschreibungen, eine eigene Sprache und immer wieder Momente zum Innehalten. Schön. Trotz kleiner plastischer Details konnte ich allerdings die Figuren nicht ganz fassen. Das Ende enthält dann einen überraschenden Wechsel, den ich leider nicht kaufe, weil er für mich innerhalb der gezeichneten Welt keinen Sinn vergibt. Das ist wirklich schade, denn bis zu diesem Ende habe ich den Text wirklich genossen.

 

Wenn ich nun nachlese, bin ich mit dieser Sicht nicht allein.


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#17 Jol Rosenberg

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Geschrieben 27 November 2024 - 21:00

Die Schattengeschichte „Verdammt!“ von Rebecca Reiter habe ich dreimal gelesen und nicht verstanden. Plötzlich gibt es einen Dialog, bei dem ich nicht verstehe, wer spricht und dadurch fällt die zunächst stringent erzählte Geschichte auseinander. „Walpurgisnacht“ von Stefanie Klawitter ist ein Gedicht, dessen Reim und Versmaß sitzt. Inhaltlich ist es mir jedoch zu redundant.

 

Elisa Saph: Die verschwundene Frau (KG)

 

Der Anfang dieses Textes hat mich begeistert: Studentin Lili zieht in ein Zimmer ein, in dem ein Geist haust. Ihre Oma redet ihr gut zu. Ich mochte die Beschreibungen, die Darstellung der Beziehung zwischen Lili und der Oma und auch die wachsende Beziehung zwischen Lili und Geist Myriam. Dabei stolperte ich zunächst darüber, dass Lili den Geist zunächst ignoriert, was nie erklärt wird. Leider zieht sich das durch den Text: Da werden Dinge aufgebaut (der Vermieter scheint schmierig und gefährlich, die Oma weiß etwas über Geister und stirbt vielleicht, Myriam hat eine aufzudeckende Vergangenheit und Lili einen Grund, aus dem sie keine Nähe zulassen kann), aber keines dieser Dinge wird wirklich aufgelöst oder näher beleuchtet. Stattdessen biegt der Text zu einem anderen Ende ab. Das führt für mich dazu, dass ein zunächst dichter, sprachlich schöner und stimmungsvoller Text in unverbundene und anerzählte Einzelteile zerfällt, die kein stimmiges Ganzes ergeben.

 

Chris Balz’ „Aus dem Leben eines Aufhockers“ lässt nur erahnen, was ein Aufhocker ist. Es wird mit wenigen Worten eine kleine Beziehung geschildert. Leider ist für mich das verwendete „Polnische Gendering“ nicht wirklich goutierbar und zieht sich als irritierender Fremdkörper durch den Text, so dass ich trotz der Kürze einigen guten Willen brauchte, um ihm zu folgen. Die nächste Schattengeschichte ist ein Beipackzettel zu „Sanguinisan Granulat“ von Sarah Jacob, ein Mittel, das es Vampir*innen ermöglicht, unter Menschen zu leben. Wie in diesem Dokument Weltenbau angedeutet ist, fand ich sehr gelungen.

 

C.N. Stance: Morbides Wien (KG)

 

Ein lesbisches Pärchen macht eine morbide Tour durch Wien und landet dabei in einer Geisterbahn. Ich habe das zunächst gern gelesen, Stance ist es gelungen, mich für die Figuren zu interessieren und ich wollte wissen, warum Rajana sich so ungeliebt fühlt. Leider erfahre ich darüber nichts, stattdessen wird der Text mit dem Eintritt in die Geisterbahn zu einer Gruselgeschichte, wie ich sie schon xmal gelesen habe. Merkwürdigerweise kommt es hier auch zu einem stilistischen Bruch: die nun phrasendurchzogene Sprache wird unbeholfen, die actionreiche Handlung durch umständliche Formulierungen ausgebremst. Mich hat das so wenig mitgenommen, dass ich den Text nur quergelesen habe. Das Ende ist dann irgendwie stimmig, aber leider auch alles andere als originell.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 29 November 2024 - 13:42.

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#18 Jol Rosenberg

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Geschrieben 29 November 2024 - 13:42

In Geisterstunde“ von Charline Winter beobachten zwei Menschen das Treiben von Figuren in Bildern, die sich bewegen können, und entdecken verdeckte Queerness, eine kleine, berührende Beobachtung. Sammy Heet geht in „Nocturnal“ ein wesentlich schwereres Thema an und zeigt, wie das Wesen, das für Träume verantwortlich ist, einem Kind bei der Bewältigung von Traumata hilft. Leider hat mich das aus meiner fachlichen Perspektive nicht überzeugt, denn Alpträume bleiben ohne von außen stützende Beziehungsperson zu oft reine Belastung, die nicht zur Verarbeitung führt.

 

Marie Meier: Hundert Lichtjahre Einsamkeit (KG)

 

Meier fängt mich mit ihrem Schreibstil gleich ein: Gern folge ich Helena durch ihren Alltag auf einer abgelegenen Forschungsstation, den eigenen malerischen Beschreibungen, die die Freiheit der Einsamkeit lebendig werden lassen. Aber Helene bekommt in Gestalt der KI Emma Begleitung aufgedrängt und muss sich mit ihr arrangieren.

Leider habe ich insbesondere am Anfang des Textes einige Details nur nach mehrfachem Lesen verstanden und auch wenn ich die Figuren gelungen gezeichnet finde, befriedigt mich der Plot letztlich nicht. Die Rettung durch Emma bleibt mir zu wenig ausgeführt, die Hintergründe von Helenas enttäuschtem Rückzug nach einer enttäuschten Liebe zu generisch. Auch nach der Erklärung für die hundert Lichtjahre suche ich vergeblich, es bleibt bei der Anspielung auf einen Buchtitel. Das ist etwas schade, denn im Ansatz mochte ich diesen Text wirklich sehr.

 

Parasiten im All sind ein altbekanntes Thema. Nora Bendzko gewinnt dem in „Symbionten“ einen neuen Aspekt ab, der aufgrund der Kürze des Textes natürlich nur angerissen werden kann. Auch Jeannie Marshall greift in „Fidebum“ ein altbekanntes Thema auf, wehren sich doch die Naturgeister hier gegen die zerstörerische Menschheit. Leider fehlt mir hier der neue Aspekt.

 

Nachtrag: Nun hab ich mal gelesen, was ihr geschrieben habt. Das klafft ja interessanterweise sehr auseinander. Dabei nahm ich an, dass "Morbides Wien" mich aufgrund handwerklicher Schwächen nicht begeistert habe. Daran sehe ich mal wieder, dass entweder Handwerk nicht alles ist, oder das, was ich für Handwerk halte, dann doch eher Geschmack.

 

Bei "Hundert Jahre ..." scheint es eine Überschneidung von mir und Yvonne zu geben, wenn ich die auch nur erahnen kann.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 29 November 2024 - 13:44.

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Geschrieben 29 November 2024 - 14:20

Ja, das war wieder eine meiner höflichen Rezensionen

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#20 Charline Winter

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Geschrieben 01 Dezember 2024 - 18:46

Aus dem Leben eines Aufhockers von Chris Balz (Schattengeschichte)

 

Der Text handelt von einer Sagengestalt, die ich nicht kenne, und auch nach dem Googeln kann ich diese Figur innerhalb der Geschichte leider nicht so richtig einordnen. Dafür habe ich durch den Text gelernt, was "Polnisches Gendering" ist - auf den ersten Blick ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht mal eine nähere Beschäftigung wert.

 

Sanguinisan® Granulat von Sarah Jacob (Schattengeschichte)

 

Ich bin ja ein großer Fan davon, wenn diese Mikro-Texte auch Formate abseits von Fließtexten annehmen (das Rezept Queere Quiche aus der letzten QW mochte ich z.B. auch sehr). Hier haben wir die Packungsbeilage für ein fiktives Medikament, das die Blutlust von Vampiren unterdrücken soll - inklusive Nebenwirkungen und Angaben zu "Auswirkungen auf die Flugtüchtigkeit". Witzige Idee, sehr cool!

 

Morbides Wien von C. N. Stance

 

Rajana und ihre Freundin Franzi machen eine Tour durch die morbidesten Orte Wiens, die sie schließlich zu einer Geisterbahn führt, in der das wirkliche Grauen lauert. Ich mag die düstere, graue Atmosphäre in dieser Geschichte; besonders gefallen hat mir dieser Moment, in dem die beiden schon im Geisterbahn-Wagen sitzen und Rajana bei einem Blick zurück realisiert, dass das ein furchtbarere Fehler gewesen ist. Auch die charakterlichen Unterschiede zwischen Rajana und Franzi sind gut herausgearbeitete - Franzi ist enthusiastisch, Rajana kann mit den ganzen Grusel-Dingen eher weniger anfangen. Das wird auch durchgezogen, allerdings auf eine Art und Weise, die für mich leider den Grusel wieder platzen lässt: In der Geisterbahn legt Rajana eine geradezu übermenschliche Stärke und Furchtlosigkeit (nein, eigentlich ist es eher Gleichgültigkeit) an den Tag. Ein echtes Monster greift sie körperlich an und verletzt sie - das scheint ihr aber nur wenig auszumachen. Es ist zwar ziemlich badass, dass sie am Ende einfach ein Monster nach dem anderen zur Seite kickt, als sei es nichts. Das lässt sie als Figur aber plötzlich überzeichnet und unrealistisch erscheinen. Da hätte ich mir gewünscht, dass sie zumindest ein bisschen Angst oder Unsicherheit zeigen darf.

 

Was ich aber gelungen finde, ist die Darstellung von Allyship durch die Gruppe junger Männer am Ende: Sie bieten Rajana und Franzi zwar die lebensrettende Hilfe, die beiden Frauen sind aber ganz klar keine damsels in distress. Dadurch hat der Zusammenschluss am Ende auch etwas Empowerndes.



#21 FranzH

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Geschrieben 01 Dezember 2024 - 19:16

Eine andere Frage zu Queer*Welten:

Die Website queerwelten.de ist immer noch nicht erreichbar und ich glaube, das ist schon seit dem BuCon so.

Weiß jemand etwas darüber?


Bearbeitet von FranzH, 01 Dezember 2024 - 19:16.


#22 Jol Rosenberg

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Geschrieben 01 Dezember 2024 - 20:07

Ich meine, dass ich in einem Newsletter des Amrun-Verlages gelesen hätte, dass es den gesamten Verlag beträfe und sie daran arbeiten. Aber vielleicht erinnere ich das auch falsch.


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#23 Charline Winter

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Geschrieben 02 Dezember 2024 - 14:53

Ich habe gerade auf Instagram die Info gesehen, dass an der Website immer noch gearbeitet wird, aber zumindest der generelle Ausschreibungstext ist jetzt wieder über eine Newsletter-Archivseite aufrufbar: https://newsletter.queerwelten.de/archive/wir-suchen-deinen-text



#24 Jol Rosenberg

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Geschrieben 02 Dezember 2024 - 15:38

Carolin Lüders: Maja, 28, w, Werwölfin (KG)

 

Der in stimmungsvoller, etwas blumiger Sprache geschriebene Text beginnt mit einer Szene, in der eine Frau ihrer neuen Freundin offenbart, dass sie eine Werwölfin ist. Ich habe den Text über darauf gewartet, dass diese Anfangsszene aufgegriffen wird, aber es geht mit anderen Bekanntschaften der Werwölfin weiter: ihrem Mitbewohner, einem Vampir, und ihrer neuen Freundin, einer Goul. Das liest sich recht flüssig und interessant, allerdings ist mir das Ende dann doch etwas zu süßlich.

 

In „Ein Huhn für die Drude“ erzählt Jassi Etter in der Du-Perspektive davon, wie eine Person ihrer eigenen personifizierten Depression begegnet. Ganz nett, aber für meinen Geschmack etwas beliebig. Interessant ist, dass der Text auf zwei Arten lesbar ist: mit und ohne phantastische Komponente. Sonja Lemkes „Feensommer“ berichtet von einer Entführung, die eine Rettung ist. Der Text hat mich traurig gemacht und beruht meines Erachtens auf einer beeindruckenden Idee, allerdings holpert er für mich sprachlich etwas.

 

Danke, Charline. Es kann sein, dass ich die Info auch von Insta hatte, so sicher weiß ich das nicht mehr.


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#25 lapismont

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Geschrieben 06 Dezember 2024 - 13:51

Morbides Wien von C.N. Stance

 

Ich hatte schon Angst um das Pärchen als diese Jungs auftauchten. Dann in der Geisterbahn wurde es mir dann aber zu 0815 und ich hab auch nur noch quergelesen. Am Ende kommt dann noch etwas Moralaber keine befriedigende Erklärung für die Geisterbahnepisode.

 

Das war nicht meins.


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#26 Jol Rosenberg

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Geschrieben 06 Dezember 2024 - 14:34

Ja, da ging es mir genauso. Den Essay fand ich ganz gut, auch wenn mir etwas der rote Faden fehlte. Da ich aber in der Sagen- und Märchenwelt gar nicht bewandert bin, liegt das vielleicht auch nur an mangelndem Vorwissen.


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#27 lapismont

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Geschrieben 13 Dezember 2024 - 13:32

Hundert Lichtjahre Einsamkeit von Marie Meier

 

Helena lebt als einziger Mensch auf einer fernen Station, um eine Sonne zu beobachten, doch leider wird ihr eine nervige KI namens Emma gesandt, die sie betreuen soll.

Zwischen Liebeskummer und Wut versucht Helena, allein klarzukommen.

 

Ich hab das sehr gern gelesen und stimme Jol zu, dass hier am Ende zu viel weggelassen wird. Die Beziehung hätte noch mehr Zeit gebraucht, gerade Emma blieb mir zu flach.

Der Titel ist etwas unglücklich. Zum einen konnte ich wenig finden, das zum Buch passt und dann noch das physikalische Problem.


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#28 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 13 Dezember 2024 - 13:39

Ja, am physikalischen Problem habe ich auch verärgert herumgedacht. Ich kann mich an sowas wirklich lange aufhängen, Nerdiges Hirn, das ... :wacko:


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#29 Charline Winter

Charline Winter

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Geschrieben 15 Dezember 2024 - 11:49

Nocturnal von Sammy Heet (Schattengeschichte)

 

Ein Einblick in das Treiben eines Nachtalbs, der traumatisierte Kinder heimsucht und ihnen durch die Albträume bei der Verarbeitung ihrer schlimmen Erinnerungen hilft. Interessantes Konzept und in der Kürze auch sehr präzise und atmosphärisch umgesetzt, gefällt mir gut.

 

Hundert Lichtjahre Einsamkeit von Marie Meier

 

Die Protagonistin Helena arbeitet auf einer abgelegenen Raumstation und ist über ihre Einsamkeit auch ganz glücklich, bis ihr eine äußerst einfühlsame KI an die Seite gestellt wird. Nachdem sie Helena zunächst auf die Nerven geht, freunden die beiden sich doch miteinander an.

 

Die Geschichte ist gut geschrieben, ich mag den subtilen Humor an einigen Stellen, und auch Helenas Bedürfnis, möglichst weit weg von irdischen Schwierigkeiten zu sein, kann ich gut verstehen. Dialoge zwischen Mensch und KI lese ich ebenfalls gern, auch das finde ich hier gut umgesetzt. Ebenso die Kritik an der KI, die mit menschlichen Vorurteilen konfrontiert wird und am Ende selbst Diskriminierung, z.B. auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, reproduziert.

 

Gerade an der Stelle finde ich die Geschichte allerdings ein wenig unrund, denn hier werden unterschiedliche Arten von KI in einen Topf geworfen. Dass Helena wütend darüber ist, dass eine KI ihrer Frau und ihr Hauskredit und Adoption versagt hat, weil sie nicht dem Idealbild einer heterosexuellen Familie entsprechen - total verständlich. Aber was hat die KI, die ihre Arbeit in der Forschungsstation unterstützen soll, damit zu tun? Die Geschichte liest sich ein wenig wie die KI-Version des Handlungsmusters 'Eine Person hat Vorurteile gegenüber einer bestimmten Personengruppe, lernt dann jemanden aus dieser Gruppe kennen und merkt, dass die ja doch ganz okay sind'. Helena wirkt auf mich wie ein recht rationaler Mensch, deshalb nehme ich es ihr nicht so wirklich ab, dass sie die KI nur deshalb nicht mag, weil sie eben eine KI ist, und da überhaupt nicht differenziert.

 

Wahrscheinlich stört mich das auch nur deshalb, weil es mich persönlich nervt, wenn Menschen in Diskussionen über KI alles über einen Kamm scheren. Ich kann mich z.B. gegen den Einsatz von bildgenerierenden KI aussprechen und trotzdem KI im Bereich Bürokratieerleichterung oder Früherkennung von Krankheiten gut finden.

 

Symbionten von Nora Bendzko (Schattengeschichte)

 

Eine Geschichte über einen Weltraumparasiten, der eine Kosmonautin befällt. Ich mag die Brutalität und Rohheit und das Grauen, das in diesen wenigen Zeilen wohnt.

 

Fidebum von Jeannie Marshall (Schattengeschichte)

 

Monolog eines Kollektiv von Naturgeistern, die im Laufe der Zeit immer weiter in Vergessenheit geraten sind und ins Reich der Sagen geschoben wurden. Bedrohlich und unheimlich geschrieben, ich mag's.

 

Maja, 28, w, Werwölfin von Carolin Lüders

 

In einer Welt ähnlich der unseren, in der übernatürliche Wesen unter den Menschen existieren und Diskriminierung erleben, kämpft Maja mit den Schwierigkeiten beim Dating. Zu Beginn gibt sich ihr aktuelles Date zwar tolerant, ergreift nach ihrer Verwandlung aber die Flucht. Auch auf dem Arbeitsmarkt kann Maja nicht Fuß fassen, denn kein*e Chef*in will ihre Arbeitsunfähigkeit um den Vollmond herum akzeptieren. Maja ist verzweifelt, bis sie schließlich über eine Dating-App eine Ghoul trifft, die sie versteht und ihr neue Hoffnung gibt.

 

Ich mag es sehr, wie diese Welt ausgearbeitet ist und wie die übernatürlichen Wesen nicht nur zur Metapher für Diskriminierungen werden, sondern zusätzlich zu den bereits bestehenden Diskriminierungsformen existieren. Dabei spiegelt sich bestehende Diskriminierung gut in den Aussagen wider, die Maja zu hören bekommt - wenn ihr Date z.B. auf ihr Werwolf-Outing sagt, so wirke sie doch gar nicht, oder das Diversity-fokussierte Start-Up, das ihre Bewerbung mit der Begründung ablehnt, sie hätten ja schon eine Nixe.

 

Auch ihre Begegnung mit der Ghoul mag ich sehr; die Art, wie sie miteinander reden können und jeweils endlich jemanden gefunden haben, der ihre spezifischen Probleme versteht. Am Ende gibt es Hoffnung und die Aussicht auf die Bildung einer Community, die für eine gerechtere Welt kämpfen will - sehr schön.

 

Ein bisschen ratlos bin ich, was mit "Ich will, dass es keine Konkurrenz mehr gibt" gemeint war. Wollte sie die nicht-phantastischen Wesen komplett ausschalten? Da würde ich inhaltlich nicht mitgehen.

 

Interessant, dass du das so gelesen hast, auf diese Interpretation wäre ich gar nicht gekommen. Ich habe es so verstanden, dass es einfach genügend Wohnungen und Jobs für alle geben sollte, sodass es eben keine Konkurrenz darum mehr geben muss. Das fand ich an der Stelle inhaltlich aber auch einen sehr großen Schritt vom realistischen Gedanken an die Bildung einer Community hin zum eher naiven Gedanken an die Veränderung des kompletten Systems.


Bearbeitet von Charline Winter, 15 Dezember 2024 - 11:49.


#30 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 15 Dezember 2024 - 12:05

Ich hab das auch wie Charline gelesen. Und es ebenso als zu großen Sprung empfunden, weil zu unrealistisch.


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