ShockWaveRider schrieb am 19 Nov 2004, 13:34:
Ich habe zwei Lesungen von ihm erlebt (DortCon 2003 und Elstercon 2004). Beide fand ich grottenlangweilig. Der Mann kann einfach nicht (vor-)lesen.
Ha, endlich habe ich die Gelegenheit, auch DICH mal zu korrigieren: Dortcon war 2002, nicht 2003 ...
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Was die Lesungen an sich betrifft, muss ich dir zum Großteil recht geben und verstehe auch Joe Chip in seinem Statement. Daher hier ein paar Zeilen Selbstkritik und ein Quentchen Rechtfertigung: Es ist hoffentlich nachvollziehbar, dass ein Autor nicht automatisch auch einen guten Redner bzw. Entertainer verkörpern muss/kann, selbst wenn einige Leser/Zuhörer dies als vermeintliche Selbstverständlichkeit betrachten. Es gab bisher gute und schlechte Lesungen. Leipzig 2004 war wohl (mea culpa) eine meiner schlechtesten, was zum Großteil auch daran lag, das ich zum Zeitpunkt der Lesung (nach schlafloser Nacht) 34 (!) Stunden wach war. Daher war ich nach der Lesung ziemlich froh, zumindest meine Texte halbwegs flüssig gelesen zu haben. Der Rest davor und danach war ziemlich konfus. Sorry. Ich hatte das alles ganz anders geplant, am Vortag, als ich wirklich noch „wach“ und zurechnungsfähig war. Doch mangels Konzentration bekam ich leider kaum noch etwas auf die Reihe. Kam mir zum Teil vor wie der Protagonist aus dem Film „Memento“ ...

Der Hauptgrund für die mäßigen Lesungen ist banal, gleichzeitig aber auch recht verzwickt: Mir sind derartige „Auftritte“ (buchstäblich) unangenehm. Oder besser gesagt: die Hölle. Ich wäre durchaus in der Lage, besser und unterhaltsamer zu lesen, wäre da nicht diese gottverdammte Publikumsangst, gegen die ich leider nicht ankomme. Ich sitze da oben und schwitze Wasser und Blut. Zittern, trockener Mund, Stimmversagen, Schweißausbrüche, vielleicht kennen das ja einige und können meinen Konflikt nachvollziehen. Während andere Menschen/Autoren das Bad in der Menge sichtlich genießen, hasse ich es, im Mittelpunkt eines Interesses zu stehen, vor allem unter Publikum. Ich kenne persönlich einige Autoren, die unter ähnlichen Panikattacken leiden und sich vor Lesungen recht deftige Beruhigungsmittel reinziehen. Bisher habe ich davon die Finger gelassen. Es heißt zwar, Lesereisen würden eine gewisse Routine und innere Sicherheit erzeugen, was Lesungen und die Konfrontation mit (zumeist nur schweigend starrendem) Publikum betrifft, aber bisher mangelt es mir da noch an „Übungsgelegenheiten“. Daher bitte die Worte des S.W.Riders zu herzen nehmen. Ich versuche lieber in geschriebener Form zu überzeugen, anstatt mit Publikum konfrontiert zu werden und meine Texte zu sprechen. Autoren sind auch nur Menschen. Manche werden Entertainer, andere praktizieren statt dessen kontrollierten Authismus ... ;-))
But for the future, I†™ll try my very best †¦

Bis eventuell Sonntag,
Michael
PS: Und lasst doch bitte diesen Genie/kein Genie-Quark! Ich schreibe doch nur Geschichten ...