So, ich Nachteule bin wieder da. Habe jetzt die "Warpspulen"-Folge gesehen.
Wie bisher muss ich auch sagen, dass mich diese Folge nicht 'negativ beeindrucken' konnte. Das Ende mit den Schießereien war ein bissle langweilig, aber ansonsten war für gute Unterhaltung gesorgt. Damit aber nicht vollends der Eindruck aufkommt, ich sei ein abgestumpfter Jugendlicher, der sich zufrieden gibt, Hauptsache es knallt, gehe ich jetzt auf die zwei Hauptthemen der Folge etwas näher ein:
#01 T'Pols Drogenproblem, das Andreas völlig schockte (
http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png)
Wieder ergreife ich die Pro-Position. Nicht deshalb, weil ich mich einfach aus Wohlgefallen mit dieser Storyline zufrieden gebe, sondern weil ich hier eine interessante Neuerung sehe, die dem Charakter der T'Pol eine Tiefe verleiht, die ihrer Position als Hauptdarsteller würdig ist. Wie oft habe ich darüber nachgedacht, wie es für die Vulkanier (außerhalb des Pon'Farr) sein muss, Emotionen zu erleben. Und dank Trellium D wird mir diese Frage nun beantwortet, recht überzeugend gespielt und rührend dargestellt.
Okay, eine Duschszene, das schreit schon nach Quotenhascherei und entlockt sogar mir eine irritiert hochgezogene Braue, aber ansonsten befinde ich das Einarbeiten eines solchen Problems eine super Sache (hat mich schon bei "Buffy" gefesselt, als Willow magiesüchtig wurde)
Zitat
Mit ihrem klaren Verstand hätte sie das doch bemerken und etwas dagegen unternehmen müssen.
EINSPRUCH! Dieses Argument kann ich so nicht stehen lassen. Würdest du auch sagen, dass alle angefixten Drogenjunkies Idioten sind, weil sie nicht genug Verstand aufbringen, um sich von der Droge loszureißen? Okay, Vulkanier sind ein idealisiertes Volk mit starkem Geist, aber es wäre töricht, zu behaupten, sie seien mental zu gestärkt, um drogenabhängig zu werden.
Wer sich die Probleme im
real life ansieht, wird feststellen, dass ein starker Geist oft nicht reicht, um das in der Falle eines Rauschgiftes verfangene Bein wieder herauszuziehen.
Dass T'Pol und damit die Vulkanier diese Schwäche auch aufzeigen, weil das Trellium nun mal eine Substanz ist, die für ihre Synapsen gefährlich ist, dann macht das dieses Volk für mich greifbarer und realistischer, und erweitert die Serie um eine m.E. spannende und fesselnde Thematik.
#02 Die Warpspule
Ich habe versprochen, objektiv an die Sache heranzutreten. Und jetzt muss ich zugeben, dass ich Archers Handlungsweise hier so nicht annehmen kann. Seine "Der Zweck heiligt die Mittel"-Ethik lässt ihn hier vergessen, sinnvolle Alternativen zu überlegen. Wo ich seine Taten bei bisherigen Streitfällen noch irgendwie einsah, fehlt mir hier das Verständnis. Gab es wirklich keine andere Möglichkeit? Darf man das EVENTUELL GEFÄHRDETE Wohl seines Volkes über das eines fremden Schiffes stellen? Kann man die Warpspule nicht wieder zurückgeben, wenn man sich mit Degra getroffen hat?
Dennoch darf ich wieder mein altes Argument anbringen, um diese Serienpolitik zu verteidigen: Die Menschen auf der Enterprise befinden sich in einer Pionierzeit. Sie sind noch nicht das idealisierte Föderationsvolk, das wir (im Gegensatz zu ihnen) auf späteren Schiffen erlebt haben. Ich finde es durchaus in Ordnung, dass mit Archer einmal gezeigt wird, wie holprig der Anfang einer friedvollen und mit funktionierenden Prinzipien ausgestatteten Weltraumrasse sein kann. Um den Philospohen Machiavelli zu zitieren: "Der Mensch ist von Natur aus böse und auf sich selbst bedacht." Dass dieses Gesetz auch in 150 Jahren noch gelten kann, darf doch ruhig einmal festgestellt werden!
Außerdem wird in "Enterprise" immer wieder eingebracht, dass die Crewmen rund um den Captain seine ominösen Entscheidungen zumeist hinterfragen, und durchaus andere Moralvorstellungen an den Tag legen, als ihr Vorgesetzter. Mit Archer haben wir also einen kantigen, fehlerhaften Charakter, der der ganzen Sache kräftig Zündstoff und damit Feuer verleiht und das schätze ich nach wie vor.
Ich mag "Enterprise", ich schaue es gerne. Weil mir die Effekte gefallen. Weil hier Aspekte gezeigt werden, die in ST so nicht denkbar waren. Weil die Handlung spannend und die Charaktere liebenswert sind.
Und jetzt bin ich müde, ich wünsche euch allen eine gute Nacht!
Bearbeitet von Jueps, 13 Februar 2005 - 05:42.