Hallo zusammen,
im Urlaub viel gelesen ...
Erwähnen möchte ich davon ganz ausrücklich nur: John Birmingham "Die kalten Sterne". Recht unterhaltsam für einen Roman, bei dem mal wieder nur eine die Menschheit retten kann. Okay, eigentlich sind es fünf, aber die müssen erst mal zusammen finden. Fetz ganz gut, also das Äquivalent zum Popcornkinofilm. Entsprechend sind die Bösen auf eine fast schon dumme Art böse und die Guten sind natürlich alle aufrecht, tapfer und guuuut. Da und dort wird es auch a bisserl arg reaktionär. Sei es wie es sei, ich fand den Roman dennoch unterhaltsam und bedauere, dass die Fortsetzungen wohl nicht auf Deutsch erscheinen.
Apropos Fortsetzungen: Mit "Der Thron der Sonne" hat Christopher Ruocchio mit dem dritten Teil seiner Sonnenfresser Saga so richtig einen rausgehauen. Ja, mich nervt, dass die Hauptfigur mal wieder ein Auserwählter ist, der über ganz dolle Fäghigkeiten verfügt (man siehe die Auferstehung von den Geköpften). Aber, ey, POPCORN (bewusst SO geschrieben). Das möchte ich gerne als Serie sehen. POPCORN! Gegen Ruocchios Palastintrigen sind die im Wüstenplaneten Universum Soap. Und die Raumschlachten - und sonstigen Kämpfe - begeistern mit weitaus mehr, als es bislang Military SF Romanen gelungen ist. Und, pah, die Schlachten in Mittelerde sind nix gegen die Schlacht um den Wall ...
Sehr gefallen hat mir der Kurzgeschichten Band "Die Ermordung Magareth Thatchers" von Hilry Mantel. Erstanden in einem Antiquariat während des Urlaubs. Mantel hat es raus, ihre Schreibe ist magisch.
Und dann noch: John Irving "Der letzte Sessellift". Wer immer ein Problem mit LGBTQ hat, sollte den Roman unbedingt lesen. Ja, er ist dick, und, ja, Irving erzählt sehr, sehr langsam, aber eben das, also dass er sich Zeit nimmt für die Leben seiner Figuren, macht den Roman um so eindringlicher. Beginnend in den Vierzigern vollzieht Irving in dem Roman nach, was es über die Jahrzehnte bis heute bedeutet, nicht in die heterosexuellen Raster zu fallen. Irvings Hauptfiguren sind lesbisch, sie sind trans und auch hetero. Und er lässt sie (typisch für Irving) in ihrem Lieben oftmals leiden, nicht nur an den Zeitläuften. Das Leben ist halt oftmals tragisch und es wird noch tragischer, wenn reaktionäre Arschlöcher der Meinung sind, dass LGBTQ bitte möglichst unsichtbar zu bleiben hat bzw. am besten ganz verboten gehört. Nur, hey, Liebe ist Liebe. Und Liebe ändert sich nicht, nur weil Frau Frau liebt oder Mann Mann oder ein Mann die Kleider seiner Frau trägt. Das ist die Botschaft, die Ablehner von LGBTQ aus dem Roman mitnehmen können. Denn der Roman ist voll der Liebe. Der Liebe zwischen queeren Menschen und der Liebe zwischen heterosexuellen Menschen. Und dann ist da auch noch die Achtung und der Respekt der Menschen untereinander und füreinander (sieht man von den Amokläufern ab und den christlichen Hardlinern und reaktionären Politdarstellern). Mit diesem Roman hat Irving ein Statement gesetzt. Und zudem einen Roman über eine ganz besondere Vater-Suche geschrieben.
Viele Grüße
Tobias