Ronni schrieb am 9 Jun 2005, 10:03:
P.S. Sollte man nicht die "Nachwuchsdiskussion" in einen eigen Thread auskoppeln? Falls ihr dafür seit, kümmere ich mich gerne darum
Auch dafür.
Wieder ein Beispiel von jemandem, den ich recht gut kenne - von mir. Bevor ich mit Peter Hopf in Kontakt kam, kannte ich die Szene, wie sie sich nun darstellt, auch nicht. Was wusste ich denn von einem Con, von Atlantis Verlag, Mohlberg etc. Wenn ich SF wollte, kaufte ich mir ein Heyne-Buch und wenn ich Horror wollte, eben Rice, King oder John Sinclair. Das war meine Welt, und das, obwohl ich Horror eigentlich sehr mochte.
Gab es mal irgendwo einen / eine Con, dachte ich stets, das ist was für pickelige Jungs ohne Freundin, die sonst niemanden haben auf der großen, weiten Welt. Da ich nur wenig Pickel hatte und meist eine Freundin, ging ich nie zu solchen Veranstaltungen.
Heute weiß ich, dass das eben anders ist. Aber auch wenn ich Peter zustimmen muss - jedes Kind mach Fantasy - so war es doch so, dass ich keinen Zugang zu der Sache hatte, weil mich niemand ranführte. Drauf hoffen, dass die Kleinen die Sache schon für sich entdecken, kann da kaum der Weg sein. Wie sollten sie? Weil es Daddy tut?
Näh.
Ganz im Gegenteil - weil es Daddy tut, macht es das Kind gerade NICHT. Wenn es nicht den Spaß an der Sache früh, am besten vor der Pubertät, entdeckt, dann wird das nur schwer noch was. Denn dann kommt die Phase, in der alles, was die Alten machen beschissen ist. Also geht man nicht auf eine / einen Con.
Außerdem denke ich, dass die Vereine und Veranstaltungen die ganzen Jahre über eben nix gemacht haben und darum das Nachwuchsproblem und die Überalterung beklagen. Sagen wir also, dass es sich schon gibt, weil alle Kinder Fantasy mögen, tun wir genau das, was die Jahre über getan wurde - nämlich nix. Und dann sitzen wir wirklich dort und unterhalten uns über Haftcreme für die Dritten.
Auch kann ich nur schwer verstehen, warum eine solche Veranstaltung dazu dienen soll, dass sich die "alten Bekannten" treffen, sonst aber niemand nachrücken soll. Ich dachte, das Ziel jedes Verlegers, Autors und Händlers sei es, zu verkaufen. In Marburg z.B. gab es einige Comics. Und auch KINDER lesen Comics. Mein Sohn kaufte sich gleich mal was, und meine Tochter auch. Es mag ja sein, das die Romane nicht immer was für die Kurzen sind (was aber am Verleger liegt.

Niemand hindert einen Verleger dran, ein Kinderbuch rauszubringen - ob Fantasy oder SF ist da ja mal egal). Aber Comics sind mal auf alle Fälle was für Kids. Nur - die müssen rein in die Halle, und zwar auch mal ohne Mami und Papi. Nur wer da ist, kann auch kaufen. Das sage ich auch als Verkaufstrainer, der ich mal war. Der Händler, der Geld in der Kasse haben will, muss die Leute zu seiner Ware locken. Gelingt ihm das nicht, hat er ein Problem. Jugendliche haben recht viel Geld in der Tasche, sie können - je nach Alter - im Rahmen des Taschengeldes kaufen und sind somit für jeden Händler wichtig, der auch Comics und andere, für Jugendliche / Kinder geeignete Ware im Angebot hat.
Ich denke also, es gibt einige gute Gründe, sich ernsthaft um den Nachwuchs zu bemühen - bei Veranstaltungen und auch in Vereinen. Und Kaltaquise kann sehr, sehr erfolgreich sein. Vor allem, wenn sie subtil aufgemacht ist. Ein Flyer zu verteilen, auf dem steht, wo und wann die Veranstaltung ist, bringt nix. Aber einen Gutschein aufzudrucken, mit dem der Schüler kostenlos zu der Veranstaltung kann, während die Erwachsenen zahlen müssen, ist schon effektiver. Er wird bevorzugt behandelt, er bekommt was geschenkt, er darf kostenlos rein, wo die Altvorderen löhnen müssen ... Der Mensch handelt nur, um zu gewinnen oder zu vermeiden. Also sollte der Flyer so aufgemacht sein, dass der Gewinn für den Schüler entsprechend groß ist. Oder das er Angst hat, es zu verpassen (um genau dies zu vermeiden). Aber das nur nebenbei, denn die Umsetzung ist ja Sache des Veranstalters.

Grüße
Bearbeitet von DarkWriter, 10 Juni 2005 - 07:38.