Wissenschaften mit universalem Anspruch sind doch - um das wenigste zu sagen - sehr problematisch. Im 19. Jh. hatten wir die großen idealistischen Philosophien, die eben mit universalem Anspruch auftraten. Im Laufe des 20. Jhs. hat die Philosophie - sozusagen in denkerischer Redlichkeit - diesen Anspruch aufgegeben und sich - durchaus fruchtbar - auf Disziplinen wie Wissenschaftstheorie und Erkenntniskritik zurückgezogen. Der universale Anspruch wurde dagegen - ich denke, man kann das so sagen - von der Theoretischen Physik übernommen. Die große Frage ist nun, ob sie ihn jemals einlösen kann. Ich bin da sehr skeptisch. Die Theoretische Physik setzt die universale Gültigkeit der Mathematik voraus - ein schöner Gedanke, aber doch wohl nicht beweisbar. Die ambitionierteste Theorie - die Stringtheorie - läßt sich im Experiment nicht überprüfen. Man kann nicht ausschließen, daß es sich bei ihr um eine äußerst clevere mathematisch-fundierte Philosophie handelt.An dieser Stelle möchte ich anfügen, daß bei diesen Dingen Einstein mein Vorbild ist, der sich noch im Sterbebett bemühte diese eine Formel zu finden. Nun suche ich zwar keine Formel (und jeder der mich kennt weiß, daß ich das nicht könnte ) , aber das Prinzip alles zu einer Einheit zusammen zu fassen fasziniert mich mehr als die üblichen Methoden. Bei diesen wird im Gegenteil alles erst zerkleinert um dann einzeln betrachtet zu werden, die Folge ist zerstückeltes Wissen, das nichts ganzes und nichts halbes ist. Dabei sind wir doch immer noch diese eine Singularität, von welcher die Physiker reden; wir haben uns nur weiterentwickelt.
Zu bedenken wäre weiter, das Wissenschaft ein infiniter Progress sein könnte. Wenn dieser dann noch unzählige Upgrades ihres Trägers beinhaltete - sei es durch natürliche oder künstliche Veränderung der Art -, ließe sich vorstellen, daß der ontologische Erkenntnisstand des Jahres - sagen wir etwa - 50.000 a.D. - "uns" nichts mehr angehen kann: Wir würden auch nicht das Geringste davon begreifen.
Ich, jedenfalls, fürchte, daß jegliche vereinheitlichte Theorie des Seins mit guten Gründen hinterfrag- und kritisierbar sein wird. Man sollte mit dem Unerforschlichen rechnen (das Goethe verehrte und Arno Schmidt veralbert sehen wollte).