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Es geht mir nicht um Einzelfälle, über die man immer streiten kann, sondern
um eine völlige Respektlosigkeit gegenüber literarischen Leistungen, denen der durchschnittliche
SF-Leser offenbar nicht gewachsen ist.
Ich vermute, es geht weniger um das "Gewachsensein" als darum, es nicht zu wollen.
Mich langweilen plotgetriebene Geschichten nach wenigen Seiten zu Tode; weshalb ich mich eigentlich seit Jahren frage, warum ich überhaupt in der SF herumhänge. Gründe dafür: die paar Ausnahmeerscheinungen wie Dick, die Strugatzkis oder Vonnegut. Ein weiterer Grund ist, dass mir beim SF-Schreiben gefällt, dass ich das Thema, das ich behandeln möchte, in ein Metapherngerüst packen kann, das ich recht angenehm finde (Bspw. Einsamkeit oder die Erfindung bestimmter menschlicher Eigenarten kommt doch im Weltall viel besser zur Geltung, als wenn ich es auf rein alltägliche Art auszudrücken versuche).
Dass so etwas dann den meisten Lesern entgeht oder entgehen könnte, liegt entweder daran, dass ich es nicht gut ausgedrückt habe oder der Leser sich einfach nicht dafür interessiert.
Das kann man bejammern, aber das bringt auch nichts. Würden sich SF-Leser für Literatur an sich interessieren, würden sie eben auch Cechov oder Nabokov, Borges oder Perec lesen. Aber sie tun das ja nicht, sie lesen SF - oder das, was für sie SF ist, eben das, was ihnen gefällt. Nicht zu ändern.
Es ist kein Wunder, dass Vonnegut "keine SF" schreibt - und nicht als SF/Phantastik-Autor wahrgenommen wird, oder Pynchon oder Kafka oder Arno Schmidt.
Die meisten Leser dieser Autoren dürften nicht einmal wissen, dass sie Phantastik lesen. Und die Genre-Leser dürften sich ja auch mehr oder weniger langweilen mit diesen Autoren.
Ich vertrete die unpopuläre Meinung, man schreibe nicht "für ein Publikum", sondern für sich selber. Ich versuche zu schreiben, was ich schreiben möchte und die Form richtet sich nach dem Inhalt, dem ich mich widmen möchte. Danach kann ich nur sagen: Nimms oder nicht. [Und ich bin einmal auf einen Kompromiss eingegangen, der mich noch heute ärgert ...]
Und das ist keine Geringschätzung dem Leser gegenüber, sondern eher meine Hochachtung, denn ich will ihnen nicht ein Kompromissgebräu vorsetzen, sondern das, was ich für das beste halte, das ich hinbekomme. Und das geht nur, wenn ich versuche, meine Ideen so ehrlich umzusetzen, wie ich es für richtig halte - ob das dann anspruchsvoll oder dumm, langweilig oder spannend ist, das müssen dann andere für sich (!) entscheiden.
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Wenn ich sehe, daß einem hochbegabten Kollegen wie Marcus Hammerschmitt der
verdiente Erfolg bisher versagt geblieben ist, gestern auf dem Buchmessecon aber ein Marcus Heitz gleich drei Preise abräumt, dann fürchte ich, daß die SF- und Phantastikszene zu weiten Teilen ein Tummelplatz von dummen, ungebildeten Jungs ist, die von der Welt im Allgemeinen und der Literatur im Besonderen nichts mitbekommen haben. Eine Szene, von der man sich auf lange Sicht vielleicht wirklich distanzieren sollte, wenn man mit seiner Arbeit als Autor mehr erreichen will als eingefahrene Leseerwartungen zu bedienen.
Eine Szene ist das kleinere Abbild der Gesellschaft. Und in der Masse überwiegt immer das Mittelmaß. Das ist nicht weiter schlimm - schon alleine, weil es nicht zu ändern ist. Nur wenn sich dadurch dann alle Leute mit Anspruch distanzieren und sagen "Nein, SF - furchtebar!!!", dann wird die Masse ja noch ... äh ... mittelmäßiger, sozusagen.
Und bei Kunst ist es doch immer so, dass das Anspruchsvolle nur eine "Elite" anspricht.
So, jetzt habe ich mich genug zum Idioten gemacht und leider nichts zur VISIONEN 4 gesagt ...
Grüße,
Ralph
Bearbeitet von eRDe7, 14 Oktober 2007 - 13:44.