Zum Inhalt wechseln


Foto

VISIONEN 4


  • Bitte melde dich an um zu Antworten
236 Antworten in diesem Thema

#91 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 09:46

Derartige künstliche Geschichtsexkursionen wirken auf mich immer sehr unglaubwürdig und beliebig. Letztlich sind globale Ereignisse nicht vorhersehbar. Wie geht es euch mit solchen Stellen?

Ich habe manchmal auch so meine Probleme damit. Allerdings haben diese "Exkursionen" in Kurzgeschichten durchaus ihre Daseinsberechtigung, wenn sie als Andeutungen auftreten, die im Kopf des Lesers den Handlungshintergrund erweitern, ohne ihn selbst ausführlich zu beschreiben. In einer Kurzgeschichte fehlt einfach der Raum, um einen komplexen Hintergrund vollständig darzustellen, daher muss es bei Andeutungen bleiben. Auf meine Ablehnung stoßen solche Zukunftshistorien allerdings, wenn sie gehäuft auftreten, unplausibel wirken oder in längeren Erzählformen auftreten. Tatsache ist nämlich, dass es sich zwangsläufig um grobe Vereinfachungen handelt, die auf sehr wackligen Beinen stehen und schon morgen durch die Realität ad absurdum geführt werden können. Oft folgenden sie außerdem einem Schema F, selten blitzt da Ideenreichtum auf. Daher würde ich diesen Kunstgriff keinesfalls überstrapazieren.

Bearbeitet von Uwe Post, 10 Oktober 2007 - 10:08.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#92 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 10:06

Iwoleit - Der Moloch (Kurzroman)

Vorweg: Ich lese gerne Iwoleit, und der Moloch ist keine Ausnahme. Allerdings handelt es sich m.E. nicht um das Highlight MKIscher Schaffenskraft.
Zu offensichtlich sind zahlreiche Parallelen zu anderen Iwoleit-Werken. Da ist der Investigativ-Journalist, da ist die starke femme fatale, da ist der Mächtige im Hintergrund.
Das Szenario gefällt mir, weil ich viele der beschriebenen Orte in Düsseldorf wiedererkenne. Also schonmal ein dickes Plus für Lokalkolorit!
Zwei Dinge möchte ich dem Autor an dieser Stelle aber mal deutlich ankreiden:
1. Die Dialoge. Sie sind wie immer pointiert, keine Frage. Aber alle Hauptfiguren haben die gleiche, coole, pointierte Sprechweise, die gleiche Angewohnheit, am anderen vorbei zu reden, den gleichen Wortschatz. Gerade in einer langen Erzählform wie dem Kurzroman sollte genug Raum vorhanden sein, um die Figuren mehr zu differenzieren. Muss ja nicht gleich ein Sprachfehler sein oder ein Akzent - manche Leute drücken sich nun einmal weniger gewählt aus als andere, manche sind gar kurz angebunden, andere reden so weitschweifig, dass man sie öfter mal unterbrechen muss ... und längst nicht jeder ist so geistreich und hat sofort einen passenden Konter parat, wenn er rüde beschimpft wird.
2. Einige Actionszenen fehlen. Sie sind einfach weggeschnitten. Es wird vorher weggeblendet und erst danach geht's weiter. Das ist genau verkehrt herum. Lieber die ausführlichen Erklärungen, die für den Leser etwas ermüdend sind, kürzer fassen, dem Leser mehr Mitdenken zutrauen, dafür auch mal ballern was das Zeug hält. Man schaue sich als Beispiel "Modus Dei" an - die Einstiegsszene ist zwar völlig überflüssig, aber sie ist farbig (na ja, hauptsächlich blutrot) und es passiert was.
Ansonsten aber, und da wiederhole ich mich gerne, eine fette Klasse-Story auf einen Niveau, das nur wenige deutsche SF-Autoren erreichen.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#93 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 16.336 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 10:41

Ich finde, gerade in einer Kurzgeschichte braucht der Autor keinen komplexen Weltentwurf zu wagen oder eine alternative Historie aufzubauen, eben weil gar kein Platz für eine akzeptable Tiefe da ist. So etwas kann anhand eines Aspektes viel deutlicher herausgestellt werden. Nimm Deinen Sterbeserver. Du behandelst auch nicht den Zustand der globalen Vernetzung und die Regierungsform in Westindien.Zum Moloch. Sehr überrascht überlege ich, was an der Geschichte so fett und Klasse ist.Wir haben da den Mega-Konzern, der eine Art Bio-Computer bastelt und hierfür Menschen missbraucht. So etwas ließ Michael Koser seinen Detektiv Jonas schon in den 80zigern aufdecken.Die Verbindung vom Megalopolis und Intelligenz erscheint mir auch nicht neu.Der kaputte Journalist, der mit kaputten Typen in einer kaputten Welt einer Verschwörung auf die Spur kommt...Ist wahrscheinlich eine Frage des Geschmackes. Vielleicht liegt es aber auch genau an den Punkten die Du ansprichst, dass der Funken bei mir nicht überspringen will. Wo Du Dich wenigstens an Pointen in den Mono-Dialogen erfreuen kannst, langweile ich mich. Ist ja nicht so, dass in den Gesprächen viel Wesentliches in Bezug auf die Handlung gebracht wird. Meist geht es um das globale Drumherum, Lebensläufe und dergleichen.
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#94 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 561 Beiträge
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 11:16

Einige Actionszenen fehlen. Sie sind einfach weggeschnitten. Es wird vorher weggeblendet und erst danach geht's weiter. Das ist genau verkehrt herum. Lieber die ausführlichen Erklärungen, die für den Leser etwas ermüdend sind, kürzer fassen, dem Leser mehr Mitdenken zutrauen, dafür auch mal ballern was das Zeug hält.

Ich muß gestehen, daß ich Baller-Sequenzen meistens als ermüdend empfinde. Dies aber vor allem deshalb, weil sie kaum Variationsbreite zeigen. Es bleibt oft bei einem wuseligen Durcheinander, und ich sehe mich dann immer dem Irrglauben des Autors ausgesetzt, daß die bloße Schilderung von Dynamik auch schon literarische Dynamik erzeugt. Dennoch gibt es Baller-Szenen, die mich überzeugen, da sie dem Topos neue Aspekte abgewinnen. So habe ich kürzlich mit Richard Morgans "Altered Carbon" begonnen, und der Autor schafft es, indem er sehr dicht aus der personalen Perspektive des Beschossenen erzählt, jene Dynamik und Aufgeregtheit - auch Furcht - zu vermitteln, die so viele andere Baller-Szenen bloß behaupten: Herr Kovacs darf sich für eine Sekunde erleichtert fühlen, da die ihm ins Gesicht geschossenen Holzsplitter beweisen, daß der Schuß ihn verfehlte und das Tischbein traf. Bis er erkennen muß, daß dieselbe Kugel ihm vorher durch Rücken und Brust gedrungen ist ...

#95 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 13:20

Sehr überrascht überlege ich, was an der Geschichte so fett und Klasse ist.

Ich sagte ja, ich bin Iwoleit-Fan, daher kann ich die Subjektivität nicht ganz aus meiner Beurteilung verbannen. Das Ambiente des Moloch nimmt mich mit; die Figuren werden lebendig, auch wenn (oder weil?) es irgendwie in jeder Iwoleit-Geschichte dieselben sind. Der Mann ist auch mal ein Versager im Bett; Schmutz und Brutalität tauchen auf, wo Menschen sind. Fragen und Antworten zu Ethik und Moral ist so fein schwarzweiß kariert, dass daraus Grau wird. Wie oben gesagt: Am Moloch gibt es einiges zu kritisieren. Aber zähl mal im Kopf nach, wieviele deutsche Autoren in diesem Jahr einen dermaßen soliden (Kurz)Roman wie den Moloch veröffentlicht haben. Dem gilt mein Respekt, und auch dem Herausgeber, der (wenn ich mich recht erinnere) extra für den Moloch den Umfang des Visionen-Bandes erhöht hat. Der Moloch erfindet die SF nicht neu und gewinnt keinen SF-Preis, aber gut ist er trotzdem.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#96 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 16.336 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 13:50

Aber zähl mal im Kopf nach, wieviele deutsche Autoren in diesem Jahr einen dermaßen soliden (Kurz)Roman wie den Moloch veröffentlicht haben. Dem gilt mein Respekt, und auch dem Herausgeber, der (wenn ich mich recht erinnere) extra für den Moloch den Umfang des Visionen-Bandes erhöht hat.

Das kann ich nicht, bin mir auch gar nicht sicher, dieses Jahr überhaupt viel originär Deutsches gelesen zu haben. Hehe, dass die Visionen extra dafür verdickt wurde zeugt, wie auch die Titelwahl, für das positive Interesse des Herausgebers an der Geschichte. Aber ok, ich hoffe, dass MKI's Vision keine Realität wird. :thumb:
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#97 Frank

Frank

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.556 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Bielefeld

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 13:57

und gewinnt keinen SF-Preis

Äh? Woher willst du, Nostradamus-Uwe, das denn wissen ...? :lol:

Bearbeitet von Frank, 10 Oktober 2007 - 13:57.

Eingefügtes Bild<br />
<br />
Eingefügtes Bild

#98 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 14:00

Äh? Woher willst du, Nostradamus-Uwe, das denn wissen ...? :lol:

Das ist so mein Gefühl. Ich gebe aber zu, dass ich mich bezüglich der SF-Preise oft irre ;-)
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#99 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 16.336 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 16:32

Regenbogengrün von Heidrun Jänchen
Sehr gelungene Geschichte. Sowohl die Figuren, auch wenn sie typische Vertreter sind, als auch das Umfeld der Story haben mich überzeugt. Der dritte Höhepunkt der Anthologie.

Prokops Dämonen von Karl Michael Armer
Zunächst erschlägt einen die Geschwätzigkeit, bis man sie als Prinzip erkennt. Das ganze ist eher ein philosophischer Kommentar als eine Kurzgeschichte, aber auf jeden Fall amüsant. Letztlich der einzige Text, der mit seiner Schreibart aus dem normalen Schema ausbricht. Thematisch eng an Uwes Werk dran.

Fazit.
Wenige gute, viele mittelprächtige und eine schlechte Geschichte.
Auffällig ist das Fehlen klassischer SF. Thematisch liegen die Storys eng beieinander, viele virtuelle Existenzen und kapitalistische Missbräuche.
Es gibt keine Experimente und auch keine stilistischen Meisterleistungen, insgesamt schreiben alle Autoren solide.
Falls Helmuth doch noch Visionen 5 in Angriff nehmen kann, wünsche ich ihm und uns mehr Vielfalt bei den Einsendungen.


PS: Die neue phantastisch! ist da, nun werde ich gleich mal die MKI-Story lesen. Interessiert mich doch wirklich, ob er immer dieselben Figuren benutzt.
:lol:
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#100 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.295 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:In der Mitte

Geschrieben 10 Oktober 2007 - 19:48

Regenbogengrün von Heidrun Jänchen
Sehr gelungene Geschichte. Sowohl die Figuren, auch wenn sie typische Vertreter sind, als auch das Umfeld der Story haben mich überzeugt. Der dritte Höhepunkt der Anthologie.

Für meinen Geschmack die beste Geschichte der Anthologie, das Ende allerdings wird der Qualität der Geschichte allerdings nicht gerecht und ist leider ein kleiner Wermutstropfen.

Ähnlich ging es mir bei "Der Tänzerin", bis zum Attentat eine wirklich lesenswerte Geschichte, dann fängt einfach eine Neue an, die mit dem ersten Teil eigentlich so rein gar nichts gemein hat. Ich bin jetzt unschlüssig, wie ich die Geschichte einschätzen soll.

Anders "Der Moloch". Quälende Langeweile und ich musste mich wirklich zusammenreißen, die Geschichte weiterlesen. Die letzten 15 Seiten waren aber wieder typisch MKI, spannend, verrucht und böse.

Bis bald,
Michael
Jahresrückblick 2023
http://defms.blogspo...blick-2023.html

#101 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

    Illuminaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 879 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wien

Geschrieben 11 Oktober 2007 - 08:12

Fazit. Wenige gute, viele mittelprächtige und eine schlechte Geschichte.

Ein ziemlich vernichtendes Urteil. Womit vergleichst Du jetzt die Storys - mit anderen deutschen Erstveröffentlichungen wie in NOVA und den Wurdack-Anthologien, bzw. weiteren exotischen Kurzgeschichtensammlungen? - Oder etwa mit einer Auswahl angloamerikanischer Storys?

Auffällig ist das Fehlen klassischer SF. Thematisch liegen die Storys eng beieinander, viele virtuelle Existenzen und kapitalistische Missbräuche.

Da stimme ich Dir zu. Liegt aber an den Einsendungen ... Jede der VISIONEN hat - rein zufällig - andere Schwerpunkte.

Es gibt keine Experimente und auch keine stilistischen Meisterleistungen, insgesamt schreiben alle Autoren solide.

Einspruch: Dickel und Armer sind eindeutig Experimente.

#102 Christian Günther

Christian Günther

    Cybernaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIP
  • 396 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Buxtehude

Geschrieben 11 Oktober 2007 - 08:48

Mein persönliches Fazit fällt wesentlich positiver aus.Im Vergleich der einzelnen Bände ist der vorliegende vierte Teil mein eindeutiger Favorit.Großartig fand ich "Infogeddon" und "Die Lokomotive", letzteres ist nach meinem Bauchgefühl das Beste, was ich bisher in den Visionen gelesen habe. Spannend, pointiert, stilistisch einwandfrei und seeehr atmosphärisch.Aber auch bei Kunkels "Aphromorte", Posts "eDead.com", Peineckes "Imago" und Haubolds "Tänzerin" fühlte ich mich sehr gut unterhalten, wobei letztere bei mir Pluspunkte für ein originelles Setting erhält.Nicht so begeistert war ich von Armers "Prokops Dämon" - das schien mir wirklich wie ein Experiment, und die in den Gedankengängen dargestellten Ideen und Probleme, die eine Digitalisierung des Geistes mit sich bringen könnte, schienen mir zu altbekannt. Das hat mich etwas enttäuscht, nachdem Armer mit "Die Asche des Paradieses" eine meiner absoluten Lieblingsstories geschrieben hat. Und auf dem Autorenfoto aussieht wie der Exorzist aus "Der Exorzist", aber das nur am Rande...Mit der hier schon viel diskutierten Geschichte "Der Moloch" konnte ich leider auch nicht warm werden. Die Grundidee des Settings ist schön, aber die Art und Weise, wie seitenlang das warum und woher der Slums und die wirtschalftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen ausgewalzt werden, die zum Status Quo geführt haben, gefiel mir nicht. Dazu waren mir die handelnden Personen zu überzeichnet, zu übercool oder völlig degeneriert. Dies war auch die einzige Geschichte im Band, die ich nicht zu Ende gelesen habe.(Das ging mir auch damals mit "Psyhack" so, bei einem zweiten Versuch ein Jahr später gefiel sie mir dann...)Ähnliches hatte ich ja auch schon zu Küpers "Modus Dei" bemerkt.Nichtsdestotrotz ein sehr schöner Band mit unterhaltsamen Texten - ich habe vieles gefunden, das mir gut gefallen hat.Also, ran an Band 5 :lol:

Bearbeitet von Christian Günther, 11 Oktober 2007 - 08:49.


#103 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

  • Fantasyguide Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 16.336 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 11 Oktober 2007 - 11:42

Ein ziemlich vernichtendes Urteil. Womit vergleichst Du jetzt die Storys - mit anderen deutschen Erstveröffentlichungen wie in NOVA und den Wurdack-Anthologien, bzw. weiteren exotischen Kurzgeschichtensammlungen? - Oder etwa mit einer Auswahl angloamerikanischer Storys? Einspruch: Dickel und Armer sind eindeutig Experimente.

Hallo Helmuth, tut mir leid, wenn Du das als vernichtend interpretierst, allein wegen der drei Texte, die mir gut gefielen würde ich die Anthologie schon als gelungen bezeichnen. Hinzu kommen noch Aufmachung und Umsetzung, die makellos sind. Also kann ich Dich hier trösten, Visionen 4 sind empfehlenswert. Mein letzter Kurzgeschichtenband stammt von China Miéville, insofern könntest Du mir zu hohen Anspruch ankreiden, aber letztlich zählen für mich in erster Linie Unterhaltungswert, sprachliche Qualität und das Maß an Gedankenanstößen, das eine Geschichte liefert. Was ein Experiment ist, definiert jeder für sich anders. Für den einen ist ein Briefroman ein Experiment, der andere preist schon ein Kapitel im Präsenz als innovative Weiterentwicklung seines Schaffens. Ich als Leser fand in Visionen 4 nichts, was ich als Experiment bezeichnen würde, das kann natürlich von anderen Lesarten abweichen und ist auf keinen Fall schlimm.
Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog
  • • (Buch) gerade am lesen: Cheon Seon-ran – Tausend Arten von Blau

#104 Naut

Naut

    Semantomorph

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 4.156 Beiträge
  • Geschlecht:unbekannt

Geschrieben 11 Oktober 2007 - 19:34

So, ich bin auch durch.

"eDead.com" von Uwe Post kannte ich schon aus dem William Voltz Wettbewerb. Diese Geschichte ist für mich eine der besten der letzten Jahre, weil sie so konsequent und cool die Netzwelt extrapoliert. Nach der "Lokomotive" das zweite Highlight.

"Bionostalgie" von Dickel gefiel mir auch zu Anfang recht gut, aber das Ende fand ich lahm aufgelöst. Insgesamt wirkte die Geschichte auf mich irgendwie lose, als wäre nachträglich ein Stück angefügt worden.

"Die Tänzerin" von Haubold: Hätte etwas an Dichte gewinnen können, wenn das Ende irgendwie schon im Anfang eine Spiegelung gefunden hätte. Okay, in gewisser Weise erfüllt das Motiv der Alten Männer um die Mülltonne diese Aufgabe, aber trotzdem sind die beiden Teile (vor und nach dem Anschlag) sehr voneinander getrennt. Insgesamt habe ich die Geschichte aber sehr genossen.

"Methusalem" von Schneider: Etwas sehr auf die Pointe zugeschnitten, sehr konstruiert. Hat mir nur so halb gefallen.

"Regenbogengrün" von Jänchen: Bis auf den letzten Absatz der "Bringer" :) Die Stimmung und die Charaktere haben mir gefallen, auch hier - wie bei Hammerschmitt - fühlte ich mich etwas an Lem (speziell "Memoiren, gefunden in der Badewanne") erinnert. Die Auflösung erschien mir vorhersehbar und zugunsten des Schockeffekts verkürzt - allerdings auch zu meiner Interpretation der Geschichte als eine Parabel auf die hire & swallow Mentalität mancher Think-Tanks und Unternehmensverbrater passend. Highlight Nummer 3.

"Prokops Dämon" von Armer: Für mich eine kleine Enttäuschung, weil die Form als eine Art Essay hier etwas die Spannung herausnahm. Auch die Gedankenspiele fand ich weder neu, noch immer logisch - warum soll einerseits die Emulation eines Gehirns klappen, andererseits die Simulation einer Umwelt, aber nicht beides zusammen? Zu diesem Thema gab es in letzter Zeit bessere Ansätze, z.B. Posts "eDead.com" oder Hebbens "Das Bild im leeren Rahmen" (das übrigens auch aus der Idee der strukturellen Zerstückelung des Textes mehr herausholt).
Ich will hier aber noch anfügen, dass ich ein Fan von Armers älteren Geschichten bin. Oft war er in den 80ern der einzige deutschsprachige Autor, der es mit den englischsprachigen Beiträgen in den Heyne-Anthos aufnehmen konnte.

Bearbeitet von Naut, 11 Oktober 2007 - 19:40.

Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#105 Rusch

Rusch

    Phantastonaut

  • FictionFantasy Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 6.652 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:München

Geschrieben 12 Oktober 2007 - 10:35

Also ich habe bis jetzt ca. 2/3 gelesen und mir gefällt diese Anthologie sehr, sehr gut. Mag sein, dass ich normalerweise nicht so viele Geschichten mit solchen Inhalt lese und deswegen vielleicht ein wenig unbefangener rangehe als andere und vielleicht die eine oder andere Anleihe nicht sehe. Aber handwerklich sind bislang alle Geschichten gut. Und des gab keinen Ausfall wie in der letzten Ausgabe, in der ein paar bekannte Autoren eine zweitklassige Geschichte veröffentlichen, denn manche Dinge sind es einfach nicht wert gedruckt zu werden. Insofern: Thumbs Up!

#106 Mammut

Mammut

    DerErnstFall Michael Schmidt

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 8.295 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:In der Mitte

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 00:08

"eDead.com" von Uwe Post kannte ich schon aus dem William Voltz Wettbewerb. Diese Geschichte ist für mich eine der besten der letzten Jahre, weil sie so konsequent und cool die Netzwelt extrapoliert. Nach der "Lokomotive" das zweite Highlight.

Was genau findest du daran als "eine der besten der letzten Jahre"?
Jahresrückblick 2023
http://defms.blogspo...blick-2023.html

#107 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
  • Guests

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 08:13

Was genau findest du daran als "eine der besten der letzten Jahre"?

Gute Frage. Ich muß zugeben, daß ich bei Kritikrunden innerhalb eines solch begrenzten Personenkreises, wie ihn die SF-Kurzgeschichten-Szene mittlerweile darstellt, eher skeptisch bin. Urteile über Geschichten beruhen zu einem nicht geringen Teil auf gegenseitigen Sym- oder Antipathien, Vorurteilen und Grüppchenbildungen, wodurch jegliche Objektivität auf der Strecke bleibt. So entsteht eher ein Stimmungsbild, wer mit wem verbandelt ist und ihn für die nächste Preisverleihungsrunde pushen will, als ein auch nur ansatzweise realistische Bewertung von Inhalt, Stil und Sprache. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich für zukünftige SF-Projekte nicht mehr zur Verfügung stehe. Gruß Frank P. S. Diese Anmerkungen haben weniger mit Uwes Geschichte zu tun, die ich durchaus amüsant fand, als mit der Summe der bisherigen Statements.

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 13 Oktober 2007 - 09:19.


#108 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 09:37

So entsteht eher ein Stimmungsbild, wer mit wem verbandelt ist und ihn für die nächste Preisverleihungsrunde pushen will, als ein auch nur ansatzweise realistische Bewertung von Inhalt, Stil und Sprache.

Tut mir Leid, Frank, aber das klingt für mich etwas paranoid.

Zum einen halte ich die Preisverleihungen nicht für manipulierbar, wenngleich auch nicht für hundertprozentig objektiv (sind rein objektive Kriterien überhaupt denkbar? Nööö.).

Zum zweiten kommen in den Kritiken durchaus die von Dir genannten Aspekte zur Sprache, wobei mein Eindruck ist, dass in der SF im Durchschnitt mehr als anderswo Wert auf den Inhalt (oder die Originalität der Idee, den Spannungsbogen, die Plausibilität) gelegt wird als auf Stil und Sprache. Auf jeden Fall aber ist immer eine gehörige Portion Subjektivität dabei, die lässt sich unmöglich vermeiden.

Und zum dritten: Die hier aktive Personengruppe ist nicht repräsentativ für die gesamte Leserschaft. Deren Kritik macht sich (bestenfalls) in den Verkaufszahlen der gesamten Anthologie bemerkbar.

Ich für meinen Teil glaube nicht an Verschwörungstheorien, sondern daran, dass meistens die naheliegende Begründung die richtige ist. Mit anderen Worten: Wenn z.B. der Peinecke schreibt, dass die Schneider-Story stark auf die Pointe zugeschnitten ist, dann hat das mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts mit einer Grüppchenbildung zu tun - sondern es liegt daran, dass die Schneider-Story wirklich stark auf die Pointe zugeschnitten ist.

Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich für zukünftige SF-Projekte nicht mehr zur Verfügung stehe.

Klingt nicht wie ein objektiver Grund, sondern eher wie "Beleidigte Leberwurst"? :o

Uwe
:rofl1:

Bearbeitet von Uwe Post, 13 Oktober 2007 - 09:39.

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#109 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
  • Guests

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 10:08

Klingt nicht wie ein objektiver Grund, sondern eher wie "Beleidigte Leberwurst"? :rofl1:

Das kannst Du sehen, wie Du möchtest.

Es geht mir auch nicht um finstere Verschwörungstheorien, sondern um Beziehungen, Vorlieben und Vorurteile, die in einem Mikrokosmus wie der SF-Autorenszene vermutlich völlig normal sind.

Dennoch ist es doch wohl legitim, daß man sich als Autor irgendwann die Frage stellt: Hat es Sinn, so weiterzumachen wie bisher? Damit ist zwangsläufig eine weitere Frage verbunden: Gibt es für das, was ich (gern) schreibe, überhaupt ein Publikum? Und hier lautet die Antwort aus meiner Sicht: Von einem Dutzend Ausnahmen abgesehen wohl eher nicht.

Natürlich ist es nicht erfreulich, nach x Veröffentlichungen bei Visionen, Nova, Wurdack etc. ein solches Fazit ziehen zu müssen, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ich gebe zu, daß ich mir von der Veröffentlichung der "Tänzerin" einiges versprochen habe. Das war offensichtlich blauäugig und der eigenen Eitelkeit geschuldet. Wenn ein Teil des Publikums noch nicht mal merkt, daß und wie die beiden Teile zusammengehören, dann muß man das akzeptieren und die Konsequenzen ziehen. Und die sehen eben so aus, wie oben geschrieben.

Gruß

Frank

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 13 Oktober 2007 - 15:21.


#110 Jakob

Jakob

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.979 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 11:26

Also, jetzt habe ich endlich Hammerschmitts Lokomotive gelesen ...Nicht übel, wenn ich auch Canea Null insgesamt eleganter und befriedigender fand. Lokomotive ist klasse, für meinen Geschmack aber auf den letzten zwei Seiten ein bisschen zu sehr um die Pointe bemüht.Inhaltlich verkörpert die Story für mich einerseits eine Kritik an Sozialismus-Nostalgie der Spielart, die so tut, als sei Anfang des 20. Jahrhunderts alles bestens gewesen mit der "Bewegung" und man müsse sich nur auf die alten Tugenden besinnen ... das scheint mir zumindest die nicht allzu versteckte Andeutung im 19.-Jahrhundert-Szenario zu sein.Den interessanten Unterschied zur "typischen" Dystopie finde ich, dass die Story sehr viel besser zum Ausdruck bringt, wie die Menschen selbst die Verhältnisse miterschaffen, in denen sie unterdrückt sind. Das wahre Problem ist ja weniger die ständige Überwachung durch das System, sondern, was diese vom Protagonisten angenommene Überwachung in ihm auflöst und wie er sich immer mehr in diese seltsame Hassliebe zu Arbeit und Parteigehorsam stürzt. Das ist in meinen Augen eine wesentlich avanciertere und komplexere Idee als die klassische "böse Diktatur".
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

Verlag das Beben
Otherland-Buchhandlung
Schlotzen & Kloben
Blog
  • • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
  • • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
  • • (Buch) Neuerwerbung: Julie Phillips, James Tiptree Jr. (Biographie)
  • • (Film) gerade gesehen: Oblivion
  • • (Film) als nächstes geplant: Star Trek Into Darkness
  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#111 Helmuth W. Mommers

Helmuth W. Mommers

    Illuminaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIP
  • 879 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wien

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 16:49

Natürlich ist es nicht erfreulich, nach x Veröffentlichungen bei Visionen, Nova, Wurdack etc. ein solches Fazit ziehen zu müssen, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ich gebe zu, daß ich mir von der Veröffentlichung der "Tänzerin" einiges versprochen habe. Das war offensichtlich blauäugig und der eigenen Eitelkeit geschuldet.

Auch ich bin enttäuscht. Ich halte Die Tänzerin für Franks reifeste und beste Erzählung, die haushoch über den meisten der im deutschen Markt feilgebotenen KG-Erzeugnisse steht. - Wenn lapismont von 13 der in den VIS 4 enthaltenen Erzählungen gerade mal 3 "gute" Storys ausmacht - wohlgemerkt: nicht eine einzige sehr gute, von wegen herausragende - dann, provokativ gefragt, frag ich mich auch, für wen mache ich das eigentlich. Andererseits wird Mittelmass hochgejubelt, dass es einem in den Ohren nur so rauscht... Wer sind denn die Leser? Unbekannte Wesen? Solche, die unbeleckt ihre ersten Ausflüge ins Reich der SF machen oder auf PR-Niveau stehengeblieben sind? Oder jene, die längst über den schnöden Niederungen deutscher Erzeugnisse stehen und Selbstzerfleischung üben?

#112 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
  • Guests

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 17:29

- dann, provokativ gefragt, frag ich mich auch, für wen mache ich das eigentlich. Andererseits wird Mittelmass hochgejubelt, dass es einem in den Ohren nur so rauscht... Wer sind denn die Leser? Unbekannte Wesen? Solche, die unbeleckt ihre ersten Ausflüge ins Reich der SF machen oder auf PR-Niveau stehengeblieben sind? Oder jene, die längst über den schnöden Niederungen deutscher Erzeugnisse stehen und Selbstzerfleischung üben?

Das frage ich mich nicht nur als "beleidigte Leberwurst", sondern auch wenn ich die Stellungnamen bzw. Verrisse zu Michaels "Moloch" lese. Selbst wenn man aus eigener positiver Weltsicht dem Autor nicht in die düsteren Abgründe der Dystopie folgen möchte, geht es doch wohl nicht an, daß man das eigene Unbehagen angesichts derartiger Vorstellungen dem Autor zum Vorwurf macht. Von gerdaezu hanebüchenen Vorwürfen wie "langweilig" und "nichts grundsätzlich Neues" einmal ganz abgesehen ... Gruß Frank

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 13 Oktober 2007 - 18:18.


#113 Gast_RC_*

Gast_RC_*
  • Guests

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 17:35

Da ich leider noch nicht VIS 4 gelesen habe (was aber bald nachgeholt wird), möchte ich mich nur mal eben über das Wundern wundern:

provokativ gefragt, frag ich mich auch, für wen mache ich das eigentlich. Andererseits wird Mittelmass hochgejubelt, dass es einem in den Ohren nur so rauscht...

Das Mittelmaß ist das, was die meisten anspricht, das ist bei der Musik so, das ist bei der Literatur so, das ist beim Film so. Wie kann man sich darüber wundern? RC

#114 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 17:44

Wer sind denn die Leser? Unbekannte Wesen?

Ja. Wie schon gesagt, wir hier im Thread sind nicht repräsentativ. Die Visionen-Leser sind eine heterogene Gruppe (wenngleich nicht so heterogen wie die Leser von, sagen wir, Harry Potter). Und das tolle an einer Anthologie ist ja, dass für jeden Geschmack in der genannten Gruppe etwas dabei ist. Wir hatten die Diskussion doch letztens an anderer Stelle. Wenn mir ein Roman nach zwanzig Prozent nicht gefällt, lege ich das Buch weg und habe mindestens 80% Verlust gemacht. Wenn mir eine Story in einer Antho nicht gefällt, blättere ich weiter zur nächsten und kann mich daran erfreuen. Deshalb, Helmuth, machst Du das. So, und jetzt lese ich endlich "Die Tänzerin" ... :rofl1:
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#115 Jakob

Jakob

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.979 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 18:37

Auch ich bin enttäuscht. Ich halte Die Tänzerin für Franks reifeste und beste Erzählung, die haushoch über den meisten der im deutschen Markt feilgebotenen KG-Erzeugnisse steht. - Wenn lapismont von 13 der in den VIS 4 enthaltenen Erzählungen gerade mal 3 "gute" Storys ausmacht - wohlgemerkt: nicht eine einzige sehr gute, von wegen herausragende - dann, provokativ gefragt, frag ich mich auch, für wen mache ich das eigentlich. Andererseits wird Mittelmass hochgejubelt, dass es einem in den Ohren nur so rauscht... Wer sind denn die Leser? Unbekannte Wesen? Solche, die unbeleckt ihre ersten Ausflüge ins Reich der SF machen oder auf PR-Niveau stehengeblieben sind? Oder jene, die längst über den schnöden Niederungen deutscher Erzeugnisse stehen und Selbstzerfleischung üben?

Nun, vielleicht sind die Haubold-Kritiker nicht einfach nur die, die auf PR-Niveau stehengeblieben sind. Ich für meinen Teil habe "Die Tänzerin" angefangen, mir (wie schon öfters) gedacht, "der Haubold versteht sein Handwerk", und zwar besser als die meisten deutschen SF-Kurzgeschichtenproduzenten (und sicher auch besser als ich). Trotzdem hab' ich sie nach fünf Seiten wieder weggelegt, weil mir die bis dahin angeschnittenen Themen und Figuren schlichtweg auf die Nerven gingen: Eine alte, wiederaufflammende Jugendliebe, der kleine Verrat um des Geldes Willen, der unheimlich edle Sergej ... das mag gut erzählt sein, wirkt aber insgesamt doch eher schöngeistig und im schlechten Sinne romantisch auf mich. Wenn die fünf Seiten repräsentativ sind, würde ich sagen: Kitsch auf hohem Niveau.

[Exkurs Anfang
Und das hat nichts damit zu tun, dass ich etwas gegen Liebesgeschichten hätte - Mein Lieblingsroman "Vellum" von Hal Duncan ist zum großen Teil Liebesgeschichte, Dietmar Daths "Dirac" ebenfalls. Justina Robsons brillanter Roman "Living Next Door to the God of Love" ist von vorne bis hinten Liebesgeschichte, und M. John Harrisons "Light" auf seine abgründige Art wohl auch. Und Delanys "Dhalgren", hmm, na schön, Sex, Liebe, Sex ... vielleicht geht's doch eher um Sex. Aber es ist toll! An einer so gearteten Abneigung meinerseits kann's also nicht liegen ...
Exkurs Ende]

Vielleicht tue ich der Story ja nun Unrecht und alles wird ganz anders, und wahrscheinlich werde ich sie auch früher oder später mal weiterlesen ... worauf ich hinaus will, ist lediglich: Vielleicht sind diejenigen die Franks Stories nichts mögen ja nicht zwangsläufig Lichtjahre blöder in der Birne als er. Vielleicht haben sie nur auf ähnlichem Niveau andere Vorlieben. Um mal den Vergleich mit Hammerschmitts Story zu bringen: Die ist sprachlich wahrscheinlich weniger sauber und vielleicht auch weniger sorgfältig durchkomponiert, aber sie hat von Seite 1 an Biss, Galle und Leidenschaft für ihr Thema und Konzept. Und ist ebenfalls handwerklich solide.

Bearbeitet von Jakob, 13 Oktober 2007 - 18:38.

"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

Verlag das Beben
Otherland-Buchhandlung
Schlotzen & Kloben
Blog
  • • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
  • • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
  • • (Buch) Neuerwerbung: Julie Phillips, James Tiptree Jr. (Biographie)
  • • (Film) gerade gesehen: Oblivion
  • • (Film) als nächstes geplant: Star Trek Into Darkness
  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#116 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
  • Guests

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 18:46

Nun, vielleicht sind die Haubold-Kritiker nicht einfach nur die, die auf PR-Niveau stehengeblieben sind. Ich für meinen Teil habe "Die Tänzerin" angefangen, mir (wie schon öfters) gedacht, "der Haubold versteht sein Handwerk", und zwar besser als die meisten deutschen SF-Kurzgeschichtenproduzenten (und sicher auch besser als ich). Trotzdem hab' ich sie nach fünf Seiten wieder weggelegt, weil mir die bis dahin angeschnittenen Themen und Figuren schlichtweg auf die Nerven gingen: Eine alte, wiederaufflammende Jugendliebe, der kleine Verrat um des Geldes Willen, der unheimlich edle Sergej ... das mag gut erzählt sein, wirkt aber insgesamt doch eher schöngeistig und im schlechten Sinne romantisch auf mich. Wenn die fünf Seiten repräsentativ sind, würde ich sagen: Kitsch auf hohem Niveau. [Exkurs Anfang Und das hat nichts damit zu tun, dass ich etwas gegen Liebesgeschichten hätte - Mein Lieblingsroman "Vellum" von Hal Duncan ist zum großen Teil Liebesgeschichte, Dietmar Daths "Dirac" ebenfalls. Justina Robsons brillanter Roman "Living Next Door to the God of Love" ist von vorne bis hinten Liebesgeschichte, und M. John Harrisons "Light" auf seine abgründige Art wohl auch. Und Delanys "Dhalgren", hmm, na schön, Sex, Liebe, Sex ... vielleicht geht's doch eher um Sex. Aber es ist toll! An einer so gearteten Abneigung meinerseits kann's also nicht liegen ... Exkurs Ende] Vielleicht tue ich der Story ja nun Unrecht und alles wird ganz anders, und wahrscheinlich werde ich sie auch früher oder später mal weiterlesen ... worauf ich hinaus will, ist lediglich: Vielleicht sind diejenigen die Franks Stories nichts mögen ja nicht zwangsläufig Lichtjahre blöder in der Birne als er. Vielleicht haben sie nur auf ähnlichem Niveau andere Vorlieben. Um mal den Vergleich mit Hammerschmitts Story zu bringen: Die ist sprachlich wahrscheinlich weniger sauber und vielleicht auch weniger sorgfältig durchkomponiert, aber sie hat von Seite 1 an Biss, Galle und Leidenschaft für ihr Thema und Konzept. Und ist ebenfalls handwerklich solide.

Dieses Statement (nach 5 Seiten Lektüre) erspart mir weitere Erläuterungen. F.

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 14 Oktober 2007 - 12:04.


#117 Uwe Post

Uwe Post

    FutureFictionMagazin'o'naut

  • Moderator
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 5.358 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Wetter (Ruhr)

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 19:24

Jakob, lies die Geschichte bitte zuende.Okay, wenn Du mit der Hauptfigur nichts anfangen kannst, wirst Du auch danach die Story nicht abgöttisch lieben. Im Gegensatz zu mir.Bis auf zwei Aspekte fand ich "Die Tänzerin" großartig. Stimmungsvoll inszeniert, sprachlich nicht einfach nur sauber, sondern mit vielen ganz herausragenden Stellen, und noch dazu mit sehr feinem Humor (z.B. dass die Russen sich am Ende "sorgfältig und ohne Eile" betrinken, ist einfach eine sehr liebevolle Beschreibung). Vor allem am Anfang ist der Erzähler sehr nah an der Hauptfigur, die dadurch überaus lebendig wird, und überzeugend ihre Rolle spielt. Im zweiten Teil (nach dem Attentat) lässt das leider nach (und das ist die eine Sache, die mir nicht so gefällt), weil die Perspektive wechselt und wir die Tänzerin nur noch von außen betrachten und nur gerüchteweise erfahren, was mit ihr geschieht. Ich weiß nicht, ob das nötig war, zumal wir am Schluss wieder ganz nah dran sind. Mich hat das jedenfalls etwas gestört.Das Ende ist dann genau die SF-Melancholie, die von unromantischen Zeitgenossen vielleicht als albern oder aufgesetzt wahrgenommen wird. Ich dagegen habe mich oft und lange genug in Bildern ferner Galaxien und auch in Geschichten wie dieser verloren, um am Ende feuchte Augen zu kriegen. SF mit Gefühlen - schön, dass es sowas noch gibt.Der zweite Aspekt, den ich noch bemängeln wollte: Ich dachte, nur Männer wollen ständig Sex und sind danach müde :o Fazit: "Die Tänzerin" ist eine sehr, sehr starke Erzählung. :rofl1:
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#118 Jakob

Jakob

    Temponaut

  • Mitglieder
  • PIPPIPPIPPIPPIP
  • 1.979 Beiträge
  • Geschlecht:männlich
  • Wohnort:Berlin

Geschrieben 13 Oktober 2007 - 22:55

Dieses abgrundtief dämliche Statement (nach 5 Seiten Lektüre) erspart mir weitere Erläuterungen. F.

Warum genau ist es dämlich, wenn ich meinen Eindruck der ersten fünf Seiten einer Story schildere? Ich halte es für sinnvoller, eine dezidierte Kritik von fünf Seiten zu liefern als ein vages Allgemeinurteil (ob es nun "ganz toll und hochliterarisch" oder "abgrundtiefer Müll" lautet). Es geht doch wohl schließlich darum, die Merkmale einer Geschichte zu erkennen und zu artikulieren, um sich mit anderen darüber auszutauschen. Warum bist du nicht in der Lage, die Information zur Kenntnis zu nehmen, dass die ersten fünf Seiten der Geschichte bei mir Unlust erwecken, weil ich sie als kitschig empfinde? ich behaupte ja gar nicht, die Geschichte auf der Basis beurteilen zu können. ich nehme mir lediglich die Leseerfahrung heraus zu sagen: "das ist wahrscheinlich nichts für mich, und zwar aus folgenden Gründen." Ich finde auch Faulkner unerträglich, trotzdem ist er sicher kein schlechter Autor. Worum geht's dir denn? Möchtest du Rückmeldungen auf deine Stories? Dann ist vielleicht auch der erste Eindruck zu bedenken, oder? oder geht es dir ums "Urteilen"? Den Eindruck habe ich eher: dass es dir eigentlich immer darum geht, Leser oder Autoren zu Idioten zu erklären. Vielleicht gehe ich deshalb auch mit besonderem Unwillen an deine Stories heran und verliere schnell die Geduld. Das ist natürlich mein Fehler, schließlich hat dein Forenbetragen icht das gerinste mit der Qualität deiner Kurzgeschichten zu tun. Trotzdem nervt es mich. Weil ich jetzt garantiert nicht in der Lage bin, mir noch mal "Die Tänzerin" vorzunehmen, solange ich dein Gepoltere hier noch im Hinterkopf habe. Ich bin nun auch nicht wild auf die gegenseitige Bauchpinselei, aber mal ehrlich: es gibt einen Unterschied zwischen scharfer Kritik und Unhöflichkeit. Meistens scheidet es sich schon daran, dass Kritik auf die Sache zielt. Du zielst dagegen in meinen Augen allzuoft auf die Leser oder (in anderen Fällen) die Autoren. Was soll's. In Internetforen ist es eben im allgemeinen genauso unmöglich, um die Sache zu diskutieren wie in Talkshows - alle sind viel zu sehr damit beschäftigt, zu repräsentieren, distanzieren, dementieren und was noch alles. Die Erfahrung, nach einem ausführlichen und durchdachten Beitrag mit einem unverschämten Lapidarstatement abgefertigt zu werden, ist mir von daher leider nicht neu ...
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

Verlag das Beben
Otherland-Buchhandlung
Schlotzen & Kloben
Blog
  • • (Buch) gerade am lesen:Zachary Jernigan, No Return/James Tiptree Jr., Zu einem Preis
  • • (Buch) als nächstes geplant:Samuel R. Delany, Dunkle Reflexionen/Thomas Ziegler, Sardor - Der Flieger des Kaisers
  • • (Buch) Neuerwerbung: Julie Phillips, James Tiptree Jr. (Biographie)
  • • (Film) gerade gesehen: Oblivion
  • • (Film) als nächstes geplant: Star Trek Into Darkness
  • • (Film) Neuerwerbung: American Horror Story (Serie)

#119 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
  • Guests

Geschrieben 14 Oktober 2007 - 00:46

Jakob, lies die Geschichte bitte zuende. Okay, wenn Du mit der Hauptfigur nichts anfangen kannst, wirst Du auch danach die Story nicht abgöttisch lieben. Im Gegensatz zu mir. Bis auf zwei Aspekte fand ich "Die Tänzerin" großartig. Stimmungsvoll inszeniert, sprachlich nicht einfach nur sauber, sondern mit vielen ganz herausragenden Stellen, und noch dazu mit sehr feinem Humor (z.B. dass die Russen sich am Ende "sorgfältig und ohne Eile" betrinken, ist einfach eine sehr liebevolle Beschreibung). Vor allem am Anfang ist der Erzähler sehr nah an der Hauptfigur, die dadurch überaus lebendig wird, und überzeugend ihre Rolle spielt. Im zweiten Teil (nach dem Attentat) lässt das leider nach (und das ist die eine Sache, die mir nicht so gefällt), weil die Perspektive wechselt und wir die Tänzerin nur noch von außen betrachten und nur gerüchteweise erfahren, was mit ihr geschieht. Ich weiß nicht, ob das nötig war, zumal wir am Schluss wieder ganz nah dran sind. Mich hat das jedenfalls etwas gestört. Das Ende ist dann genau die SF-Melancholie, die von unromantischen Zeitgenossen vielleicht als albern oder aufgesetzt wahrgenommen wird. Ich dagegen habe mich oft und lange genug in Bildern ferner Galaxien und auch in Geschichten wie dieser verloren, um am Ende feuchte Augen zu kriegen. SF mit Gefühlen - schön, dass es sowas noch gibt. Der zweite Aspekt, den ich noch bemängeln wollte: Ich dachte, nur Männer wollen ständig Sex und sind danach müde :thumb: Fazit: "Die Tänzerin" ist eine sehr, sehr starke Erzählung. :thumb:

Hi Uwe, natürlich ist der zweite Teil etwas distanzierter, weil er nicht (ausschließlich) von der Protagonistin erzählt werden kann, und möglicherweise kann man das als Bruch empfinden. Dennoch ist der zweite Teil ohne den ersten kaum plausibel. Na ja, und was den Sex anbetrifft, sollte man das Bedürfnis nicht so einseitig sehen ... :rolleyes: Auch kann man über das Thema "Emotion vs. Kitsch" sicherlich kontrovers diskutieren, aber nicht auf der Basis der ersten fünf Seiten (siehe oben). Gruß Frank

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 14 Oktober 2007 - 08:44.


#120 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
  • Guests

Geschrieben 14 Oktober 2007 - 09:49

Worum geht's dir denn? Möchtest du Rückmeldungen auf deine Stories? Dann ist vielleicht auch der erste Eindruck zu bedenken, oder? oder geht es dir ums "Urteilen"? Den Eindruck habe ich eher: dass es dir eigentlich immer darum geht, Leser oder Autoren zu Idioten zu erklären. Vielleicht gehe ich deshalb auch mit besonderem Unwillen an deine Stories heran und verliere schnell die Geduld. Das ist natürlich mein Fehler, schließlich hat dein Forenbetragen icht das gerinste mit der Qualität deiner Kurzgeschichten zu tun. Trotzdem nervt es mich. Weil ich jetzt garantiert nicht in der Lage bin, mir noch mal "Die Tänzerin" vorzunehmen, solange ich dein Gepoltere hier noch im Hinterkopf habe.

Sorry, aber welche Reaktion erwartest Du eigentlich, wenn Du eine Geschichte nach der Lektüre von fünf Seiten als "Kitsch" bezeichnest? Wenn ich Dein Statement als "eigenartig" bezeichnet hätte, wäre das zwar formal höflicher gewesen, hätte aber das gleiche gemeint. Der Vorwurf, ich hätte nichts anderes zu tun, als Leser oder Autoren "zu Idioten zu erklären", ist wohl eher persönlichen Ressentiments geschuldet als objektiv. Wenn ich weiter oben schreibe, daß ich die Zahl derer, die meine Art zu schreiben uneingeschränkt mögen, für überschaubar halte, ist das keine Beschimpfung der anderen, sondern eine simple Feststellung. Andererseits müssen wir uns doch nichts vorheucheln. Wir leben sowohl bezüglich unserer literarischen Vorlieben als auch von der politischen Überzeugung her (siehe Szameit-Diskussion) auf unterschiedlichen Planeten, was nicht schlimm ist, solange nicht der Versuch unternommen wird, diese Animositäten als "helfende Kritik" getarnt öffentlich auszuleben. Der einzige Weg, einer Dauer-Konfrontation aus dem Wege zu gehen, ist der, sich zukünftig zu ignorieren, was zumindest mir nicht besonders schwerfällt. Dabei sollten wir es belassen. Frank


Besucher die dieses Thema lesen: 7

Mitglieder: 0, Gäste: 7, unsichtbare Mitglieder: 0