Guido Seifert schrieb am 22.01.2008, 13:45:
Aber ich meine eben, daß auch Iwoleit - vor ein paar Monaten - mehr oder minder frustriert mit eben dieser Drohung hantierte ...
Nein, ganz so war es nicht. Die Äußerung ist in diesem Thread gefallen, ein paar Seiten vorher.
Einstweilen habe ich noch so viele SF-Ideen, die ich realisieren möchte, daß ich damit noch einige Jahre
beschäftigt bin. Wenn man von seiner eigenen Schreibe leben will, was mittelfristig mein Ziel ist, kann man
in Deutschland allerdings nicht ausschließlich auf die SF bauen (es sei denn, man will irgendwo als bestallter
Serienautor einsteigen oder hat das Glück des Tüchtigen und erreicht Auflagen wie Kollege Andreas Eschbach).
Mein langfristiger Orientierungspunkt sind Autoren, die mit den Erfahrungen und Techniken der zeitgenössischen
Mainstream-Literatur im Rücken im Grunde SF-Themen behandeln. Richard Powers wäre ein Beispiel. Um mich
in diese Richtung zu entwickeln, muß ich allerdings noch viel dazulernen. Mal sehen.
In der SF-Szene ärgere ich mich immer wieder darüber, wenn Bücher/Stories/Filme so beurteilt werden, als
ginge es ausschließlich darum, daß der Autor eine Reihe von Pawlowschen Reflexen stimuliert, tief eingebrannte
Leseerwartungen, die der Reihe nach abgehakt werden, ist erfüllt, ist nicht erfüllt, und wenn nicht, kann es nur
Mist sein. Was ein Autor eigentlich macht und was, bei entsprechender Leseperspektive, daran interessant
sein könnte, wird oft gar nicht mehr gesehen. Aber so ergeht's ja nicht nur einheimischen Autoren, die einen
eigenen Stil zu entwickeln versuchen. Wenn man sich ansieht, wie in diesem Forum einer der zur Zeit besten
SF-Autoren der Welt, der Schotte Ian McDonald, abgefertigt wird, darf man sich vom einschlägigen SF-Publikum
wohl nicht mehr viel erwarten.
Bei Frank Haubold liegt der Fall übrigens anders als bei mir. Dem Charakter seiner Geschichten scheint mir
mit einem allgemeinen Phantastik-Publikum wirklich besser gedient zu sein. Ich erinnere nur einmal an die
Diskussionen um seine schöne Geschichte "Die weißen Schmetterlinge" in Nova 3. Wenn bei einer Story,
deren eigentlicher Reiz in einer elegant eingefädelten biographischen Rückblende besteht, über die natur-
wissenschaftliche Glaubwürdigkeit einzelner Szenen diskuiert wird, kann man sich nur an den Kopf fassen
und sich fragen, ob die typischen SF-Leser dank ihrer Pawlowschen Reflexe mit Blindheit geschlagen sind.
Dies ist sicher nicht das Publikum, das Frank, ich und andere Kollegen erreichen wollen.
Gruß
MKI