Diese Voraussetzung existiert bei "Jumper" auch nicht. Aber ich wiederhole mich.Nein, eben nicht. Anscheinend konnte ich nicht verständlich machen, um es es mir geht, denn Du hast meinen zentralen Punkt nicht verstanden: LOTR spielt in Mittelerede, das ist eine eigene Welt, oder von mir aus auch unsere Welt in mythischen, vorhistorischen Zeiten. Es ist eben nie von Genetik oder sonstigen wissenschaftlichen Konzepten die Rede, es wird keine Verbindung zwischen Mittelerde und unserer Welt behauptet, es gibt eben nicht die implizite Voraussetzung, dass die Phänomene von LOTR wissenschaftlich erklärbar sind.
Es genügt nicht, eine Voraussetzung einfach in den Raum zu stellen. Dann könnte ich mit aller Berechtigung den "Herrn der Ringe" umdeuten, wie ich es beispielhaft getan habe.
Oder wolltest Du darauf hinaus, dass allein der Schöpfer einer Geschichte die Deutungshoheit hat? Dann wäre alles keine SF, was wir zwar als SF bezeichnen, aber von ihren Schöpfern nicht als solche bezeichnet wurde.
Wie man es dreht und wendet, es fehlt der allgemein anerkannte Kanon objektiver, verbindlicher Merkmale, an denen die Unterscheidung erfolgen kann.
Wie bereits gesagt, ich für meinen Teil verlange keine wissenschaftliche Plausibilität. Aber zwischen einer schwachen Legitimation und einem hieb- und stichfesten Katalog von Merkmalen in einer Geschichte gibt es unzählige Abstufungen, die ebenso viele Auslegungen zulassen. Vielleicht sollte man noch stärker differenzieren ... Ich starte mal einen Versuchsballon:
[*] Begründet sich der Anspruch, SF zu sein, maßgeblich durch futuristische Technologie (Stichwort: Hard SF), muss das technische Fundament technisch einigermaßen plausibel sein.
[*] Begründet sich der Anspruch durch fiktive Gesellschaftskonzepte (Stichwort: Utopie/Dystopie), liegt die "Beweislast" in diesem Bereich. Jedoch wäre es gänzlich unerheblich, ob die zur Gestaltung genutzten technischen Beschreibungen konsistent sind, da sie nicht den Anspruch begründen.
[*] Begründet man den Anspruch durch das Vorhandensein von Elementen wie etlichen außerirdischen Spezies, Raumschiffen und Strahlenwaffen (Stichwort: Space Opera), liegt der Beleg im Arrangement eben dieser Elemente.
[*] ...
[/list]Nimmt man einen Film (bzw. eine Verfilmung) wie beispielsweise "X-Men", wäre ich geneigt, diese/n als SF zu betrachten. Zwar ist die Beschreibung der Mutationen, die Formen der daraus erwachsenden Erscheinungsformen und Fähigkeiten höchst naiv und hanebüchen, aber im Kern geht es schließlich um andere Aspekte: Wie reagiert die menschliche Gesellschaft auf die Existenz solcher Mutationen und vice versa?
Bei "Jumper" sehe ich - wohlgemerkt: in Unkenntnis des Films, ausgehend von der Synopsis und den Kritiken - keinen solchen oder einen anderen Ansatz. Das bloße Vorhandensein eines "Gimmicks" erscheint mir unzureichend. Oder würde bei Anerkennung dafür sorgen, dass beispielsweise mindestens drei Viertel aller James-Bond-Filme ebenfalls unter SF einzuordnen wären.