Die Unterscheidung, die Du da machst, verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht. In SF gibt es jeweils mindestens ein Element, das in der Welt, wie wir sie kennen, noch nicht möglich ist, das ist das, was im allgemeinen als Novum bezeichnet wird. Dieses Novum ist - im Gegensatz zu Fantasy, Märchen etc. - (pseudo-)wissenschaftlich begründet. Der Plot, der sich auf dieser Basis dieses Novums entspinnt, kann alles Mögliche sein.
Ich halte es da mit John Clute: "Jede Erzählung, die die Lage einer noch nicht existenten Welt erörtert, ist Science Fiction. [...] SF spielt in Welten, nicht an Schauplätzen. Es mag vielleicht für Charles Dickens' Oliver Twist eine große Veränderung sein, sein wahres Heim zu finden, aber seine Entdeckung verändert nicht die Natur der die Welt regierenden Gesetze. Wäre Oliver jedoch ein Außerirdischer - wie das verirrte Kind in Steven Spielbergs E.T. - könnte dies, fände er sein Heimatschiff, die ganze Welt verändern, den dann wüssten wir, dass unsere Welt nicht allein ist."
Wenn, wie in "Jumper", ein paar Hampelmänner mit übernatürlichen Fähigkeiten auf unserer Welt ihren Privatkrieg ausfechten, was dem Rest der Menschheit ziemlich egal sein kann, ist diese (schon recht lockere) Prämisse nicht erfüllt.
Und wenn ein alter Magier einen Bauernburschen zum edlen Ritter ausbildet, damit er die Prinzessin vor dem Dunklen Ritter und dem bösen Herrscher dahinter rettet, und das alles vor langer Zeit in einem undefinierten Land weit, weit entfernt geschieht, dann dann ist das ein Märchen. Auch dann, wenn die Ritter mit Lichtschwertern kämpfen, mit Raumschiffen reisen und wenn "Star Wars" draufsteht.
Damit wäre Star Wars beispielsweise Fantasy, eben ein "modernes Märchen". Aber da Star Wars noch andere Aspekte aufweist, die durchaus Sachverhalte der SF betreffen, gibt es den passenden Behelf: Es ist eine Space Opera, also nicht ganz Fantasy, aber auch nicht ganz SF. Wobei der Schwerpunkt von Vertreter zu Vertreter durchaus schwanken kann.
Mir würde es schon. Nicht nur Zeitriesen und FTL, auch vieles von Dick wäre dann nicht SF. Auch Klassiker wie Stranger in a Strange Land wäre dann nicht SF. Neuromancer im Grunde auch nicht.
Für Zeitreisen, FTL und virtuelle Welten gibt es theoretische Grundlagen. Für Teleportations-Gene nicht.
Und ansonsten ist der Knackpunkt eben die Absicht - nicht zu verwechseln mit der Absichtserklärung. Es genügt nicht, SF machen zu wollen, sondern die Zielsetzung der Geschichte (ob nun in Schrift oder als Film) muss die der SF sein. Wobei wir wieder beim obigen Clute-Zitat sind.
Das Problem ist ja das Plausibilität nur ein scheinbar genaues Kriterium, denn es gibt verschiedene Aspekte der Plausibilität und unterschiedliche Grade. Und das im Detail aufzudröseln wäre dann jeweils eine Aufgabe für spezialisierte Naturwissenschaftler, die oft auch nicht zum gleichen Schluss kämen. Der eine meint, Zeitreisen seien im Grunde möglich, der andere schliesst sie kategorisch aus. Wer bestimmt nun, was plausibel ist.
Der einzelne Rezipient und die Gesamtheit der Rezipienten. Im Zweifelsfall die einfache Mehrheit oder die einflussreichste Minderheit.
Wobei Du im Falle von "Jumper" keinen Wissenschaftler finden wirst, der Teleportations-Gene in irgend einer Weise beschreiben oder gar verteidigen würde. Lass mich wissen, falls ich mich irre.
Aber selbst wenn ich mich irre, wäre das irrelevant, denn wie Molo schon schrieb: Die Absicht von "Jumper" ist eine schlichte Abenteuerhandlung mit Schauplätzen und ohne Welt(en). Dass der Film dann auch schlecht ist, liegt aber nicht daran, sondern an der Umsetzung. Vermute ich mal.