Geschrieben 17 Juli 2013 - 21:49
Ich bin mittlerweile durch mit Farnham's Freehold, und ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man die Darstellung der Hauptfigur als negativ oder auch nur ambivalent auffassen kann. Der Roman macht mehr als deutlich, dass Hugh Farnham als überaus positive Figur zu sehen ist. Die Handlung gibt ihm ja fortlaufend Recht. Wenn er mal hart durchgreifen muss — etwa gegen Duke —, besteht jeweils kein Zweifel, dass er so handeln muss, weil es der einzige vernünftige Weg ist.
Niemand nimmt Hughs Bunker und seine Vorbereitungen für den Kriegsfall ernst — die Ereignisse werden ihm aber Recht geben. Duke rebelliert zwar gegen seinen Vater, aber es ist offensichtlich, dass einzig Hugh als Anführer taugt. Sogar Duke selbst gibt das zu, als ihm sein Vater die Führungsposition anbietet. Hugh ist der Einzige, der sich fortlaufend Gedanken macht, was zu tun ist. Duke ist ein weinerlicher Versager (verzogen von seiner Mutter), Grace eine versoffene Zicke, und Joe zwar loyal, aber einfältig (entgegen Heinleins Absicht würde ich den Roman übrigens durchaus als latent rassistisch bezeichnen. Allerdings nicht in der Darstellung der Gesellschaft der Zukunft, sondern mehr was die Figur von Joe betrifft. Eine positive schwarze Figur, die Hugh das Wasser reichen könnte, ist weit und breit nicht zu sehen), und die beiden Frauen sind eben Frauen und somit als Anführerinnen nicht brauchbar. Barbara ist so verzückt ob des grossartigen Mannes, dass sie, nachdem er mit ihr geschlafen hat, vor Glück am liebsten sterben würde (sie sagt mehr oder weniger wörtlich: Jetzt, nachdem sie miteinander Sex hatten, ist es ihr gleichgültig, ob sie den Angriff überlebt oder nicht). Und obwohl sie als positive Figur gezeichnet ist, macht sich Hugh Sorgen um sie, weil sich bekanntlich ja jede Frau früher oder später den Eroberern hingibt.
Die zukünftige Gesellschaft ist zwar durchaus als Satire auf den zeitgenössischen Rassismus angelegt, die Vorstellungen und Verhaltensweisen Hughs sind davon aber nicht tangiert (er war ja ohnehin nie Rassist). Seine moralischen Werte bleiben der Standard, an dem sich der Roman ausrichtet.
Einmal mehr ein superkompetenter Heinlein-Mann, der sich in einer Welt naiver Weicheier durchsetzen muss.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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