Geschrieben 04 Februar 2009 - 13:30
Es ist nur eine Kleinigkeit, aber das visuelle Interface der Serien-Terminatoren ist mir zu geschniegelt, zum Klickibunti. Gerade der Umstände, das die Maschinen in den Filmen die ganze Welt um sich herum nur in überkontrastierten Rottönen, reduziert auf das, was sie benötigen, machte für mich viel aus. Ich habe da immer mit der Kamera ferngelenkter Bomben, dem Nachtsichtgerät von Panzern etc. assoziert, also mit einer Militärmaschinerie, zu welcher der Terminator ja eigentlich auch gehört. Außerdem hat diese Verfremdung viel mehr Wirkung als die gelegentliche Effekthascherei in der Serie, die manchmal einfach nur dämlich ist und die Logik der Serie (Wir reden nicht von Realismus!) verletzt.Und damit sind wir beim eigentlichen Schwachpunkt. Mal ein paar Beispiele:Warum hat der Terminator-Lehrer in der ersten Episode sich selbst beschädigt, um eine Waffe in den Klassenraum zu schmuggeln, die er gar nicht benötigt? Er hätte einfach nur mit der Anwesenheitsliste durch die durch die Reihen gehen und John Connor packen müssen. Ich meine, die stemmen einen Kubikmeter Koltan (!) - sie könnten also Menschen mit einem Schlag den Kopf abreißen.Außerdem scheinen die Serien-Terminatoren einerseits gewissen Wert darauf zu legen, nicht zuviel Aufsehen zu erregen, planen subtil und über längere Zeiträume. Aber dafür, John Connor erst einmal zu identifizieren und dann später in aller Ruhe und ohne Aufsehen zu erledigen, dafür reicht es nicht?Angeblich kann nur von lebenden Gewebe umgebendes anorganisches Material durch die Zeit reisen. Den blanken Terminator-Schädel hat das offenbar nicht gestört. Darüber, was die Bankangestellten dazu sagen, wenn jemand nach und nach eine Zeitmaschine in ihren Tresorraum einbaut, reden wir besser gar nicht erst. Waffenteile in Schließfächern, gerne, aber das ist zu viel Käse auf einmal.Gut, kippen wir das, zumal es nach der Pilot-Episode ohnehin eine Zäsur gibt. Aber auch die neuen Episoden sind nicht ohne offenkundige "Designschwächen":John Connor hat mit zehn Jahren schon Bankterminals gehackt, "Scheiße in die Luft gesprengt" und konnte mit Waffen umgehen. Nachdem er seine Mutter aus der Klapse geholt hat, hört er zwar auf sie, ist aber ebenso abgebrüht wie sie und nimmt auch an gefährlichen Aktionen teil. Ein paar Jährchen inklusive Zeitreise später ist er zu weich, um alleine pinkeln zu gehen, wird stärker bemuttert als der Chihuahua einer Rentnerin in Hollywood und geht brav zur Schule. Er könnt ruhig ein wenig schwieriger und ruppiger sein und wenigstens gelegentlich mal deftig fluchen, um seiner Rolle halbwegs gerecht zu werden.Die Stromversorgung von Haushalten in den USA entspricht der unseren. Wenn man damit einen Safe verkabeln und einen Terminator lahmlegen kann, sollte Familie Connor jetzt schon anfangen, Taser für den Krieg zu horten. Skynet hätte keine Chance.Auf sinnloses Gepose kann ich verzichten, gerade was die Aktionen von Cameron angeht. Maschinen sind effizient, und auf dem Dach eines LKW zu stehen, der gerade in Abgrund geparkt werden soll, ist nicht effizient. Was wollte sie eigentlich da? Sichergehen, dass die Klippe nicht plötzlich verschwindet? Und selbst wenn, warum auf dem Dach und nicht bei offener Tür im Führerhaus des LKW?Der reglose Terminator in der letzten Folge war an sich eine schöne Idee, aber mich wundert, dass er zwar zwei Lakaien entsorgt, aber sich abschaltet, bevor er auch den Dritten erledigt hat. Denn dass dieser noch mit im Bunker ist und womöglich Unfug macht, sollte schon berücksichtigt werden, wenn man gerade Material für den späteren Krieg bunkert.Und warum schaltet er überhaupt ab? Seine Energiezelle reicht angeblich für 100+ Jahre, da wird er doch wohl mal vier Jahre bis zum Judgement Day wach bleiben und Wache schieben können. Langweilen kann er sich ja nicht.Auch wäre mir auch neu, dass man aus dem Standby booten muss. Ganz abschalten geht nicht, denn dann könnte er sich nicht selbst wieder aktivieren. Also ist er definitiv im Standby. Zum Vergleich, mein PC braucht eine Sekunde, um aus dem Standby aufzuwachen. Und so eine HighTech-Kampfmachine braucht volle 15 Sekunden? Ich hätt's sinnvoller gefunden, wenn er sofort wach wird, aber noch nicht komplett kampffähig ist, weil seine mechanischen Systeme (!) 15 Sekunden brauchen, um wieder auf Zack zu sein. Elektronik ist sofort da, aber Hydraulik braucht ihre Zeit.Übrigens möchte ich Schuhe haben wie der Terminator. Mag ja sein, dass prinzipiell kräftig genug ist, einen LKW zu bremsen (obwohl ich das bezweifeln möchte), aber er wiegt definitiv weniger als der LKW. Um ihn anzuhalten, muss seine Bodenhaftung auf dem glatten Betonboden größer sein als die Kraft eines anfahrenden LKW. Also, das müssen tolle Army-Stiefel sein, die er da anhatte. Mit denen kann man vermutlich problemlos senkrechte Wände hochlaufen.Koltan ist wertvoll. Die "Umleitung" einer solchen Fracht hätte ordentlich Wirbel verursacht und die Behörden hätten nach dieser Kiste gesucht wie nach der Bundeslade. Stattdessen landet sie irgendwo im Hafenbereich zwecks bequemer Abholung? Na, wenn es so leicht ist, dann weiß ich, wie ich mein Geld verdiene, wenn ich mal kriminell werden möchte.Der langen Rede kurzer Sinn: Die Serie gefällt mir an sich nicht übel, ist mir noch zu wenig rund. Ich erkenne das Bemühen, keinen Streichelzoo dazustellen, aber das ließe sich mit viel einfacheren, subtilen Mitteln wirkungsvoller machen als damit, großzügig Filmblut im Raum zu verteilen.Auch wirkt das Ganze noch etwas ziel- und planlos, als wüsste noch niemand so recht, wo die Story und die Charakterentwicklung hinführen soll. John ein wenig härter, Cameron ein wenig "maschineller" (nur das Pokerface reicht nicht, das ganze Acting muss zielstrebiger, rationaler wirken). Und vor allem sollte man sich bewusst werden, dass das Publikum einer solchen Serie 1.) in technischen Belangen für gewöhnlich nicht ganz unbeleckt ist und man ihm nicht jeden Unfug verkaufen kann und 2.) es Verletzungen der inneren Logik sofort bemerkt und, so es nicht anders geht, zumindest eine plausible Erklärung erwartet.Ein paar "dreckigere", von sich aus bedrohlichere Schauplätze wären auch nicht schlecht, das Ganze hat bisher stellenweise Sitcom-Charakter. Warum müssen die eigentlich in einem Häuschen im Grünen wohnen? Eine versiffte Wohnung in einem Viertel würde besser zu Leuten passen, die untertauchen wollen. Übrigens halte ich es für einen Fehler, es so einzurichten, dass sie nicht mehr aktiv von den Behörden verfolgt werden - die Bedrohung sollte nicht nur von den Terminatoren ausgehen. Allein damit wäre schon viel mehr Rasanz in der Geschichte.
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)