Das liegt vielleicht daran, dass die Zyklen zu lang sind, so dass sich diese Abneigungs- und Abnutzungserscheinungen fast zwangsläufig einschleichen.
Nee, glaub' ich nicht.
Hunderter-Zyklen sind ja schon 'ne Weile dabei.
Gut, man könnte jetzt sagen, daß THOREGON und TRAITOR Megazyklen waren - oder daß 1800-2400 ein einziger GIGA-Zyklus war -; aber die Schnitte waren deutlich genug; man kann da problemlos eine Hunderter-Einteilung vornehmen.Daß hier und da Dinge ineinandergreifen und sich Handlungsbögen über mehrere Zyklen spannen:
darüber können wir uns kaum beschweren, oder? Ich für meinen Teil will sowas. Natürlich nicht so - aber das
Prinzip ist zu begrüßen, die
Ausführung ist das Problem.
Wenn wir jetzt meinen, kürzere Zyklen wären des Rätsels Lösung, dann muß man in Rastatt echt auf die Idee kommen, daß "die Nörgler" keinen Blassen haben, und einfach nur Nörgeln um zu Nörgeln.
Nein, die Zyklen sind nicht zu lang - sie sind zu
doof.
Nicht die Abnutzungserscheinungen sind zu erklären - die sind selbstverständlich und folgerichtig. Weil man im großen und ganzen
ziemlich schwache Schemaliteratur liest.
Erklärungsbedürftig ist, warum man sich in der Einstiegsphase eine gut Zeit lang
einlullen läßt.
Es ist jetzt locker 12 Jahre her, daß ich den Residenz-Zyklus
schwer begeistert gelesen habe.
Lange Zeit war ich der Meinung, die Serie sei schwächer geworden, weil sie mir nicht mehr gefällt und ich mich so sehr kaum verändert haben dürfte - ich mag schließlich immernoch
Star Wars, und wenn ich
A Song Of Ice And Fire lese, bekomme ich regelmäßig
nerdgasms.
Das Genre sagt mir also immernoch zu. Und wählerisch war ich schon immer. (PR ist halt mein "blinder Fleck".
)
Vandemaan schrieb damals noch nicht. Herren und Thurner schrieben damals noch nicht. Lukas hatte einen
Gastroman!
An den
Autoren kann's nicht liegen, daß ich den Residenz-Zyklus so toll fand. Der wurde nämlich hauptsächlich von Ellmer und Francis geschrieben. Nuff said!
Handlung? Nee, seh' ich nicht.
Schema F mag eine Erklärung für die
Abnutzungserscheinungen sein, aber sie macht die alten Feldhoff-Geschichten nicht
besser als die neuen Feldhoff-Geschichten. (Nur, weil eine Band ihrem Stil treu bleibt, ist ihr erstes Album nicht
zwangsläufig ihr bestes...)
Was ich sagen will: Ich glaube nicht, daß früher alles besser war.
Und, oh mein Gott, garantiert war
ganz früher nicht alles besser! (Wenn wir mal die Gründerzeit (1-399) ausnehmen... aus
Vorsicht, nicht aus
Überzeugung. Ich bin noch unentschieden, was das angeht...)
Mein Ansatz: Wir müssen weg vom
Früher war alles besser als heute! hin zum
Heute ist immernoch nichts besser als früher!
Wenn erstmal der Sand aus den Augen ist, den wir uns mit Nostalgie, kindlicher Begeisterung (Kinder
sind leicht zu begeistern!) und simplem gutem Willen selbst in die Augen gestreut haben - dann sehen wir nicht, daß PR immer schlechter wird. Wir sehen, daß wir (bis auf Ausnahmen) ziemlichen Murks lesen - und
immer schon gelesen haben. Und es langsam müde werden.
Bringen wir doch die Fastfood-Analogie, weil sie so schön paßt.
Wenn ich tagein, tagaus Burger esse, wenn ich dann zwischendrin mal irgendwo was richtig
Feines esse (vielleicht sogar einen richtig feinen
Burger!) - dann kommen mir die Burger irgendwann zu den Ohren raus.
Das heißt aber nicht, daß die Burger immer schlechter wurden.
Meine These ist: Wie bei McDonald's die Burger seit zwanzig Jahren überall exakt gleich schmecken, bekommen wir bei PR seit Ewigkeiten exakt die gleiche literarische Ware geliefert. Irgendwann wird's fad. Speziell, wenn man irgendwann beim Blick über den Tellerrand erfahren hat,
wie gut SF-Literatur sein bzw.
wie lecker Essen schmecken kann.
Dann ist der Vorwurf, den man McDonald's machen muß aber nicht der, daß ihre Burger immer schlechter würden. Denn das
stimmt ja gar nicht!
Man muß ihnen den Vorwurf machen, daß sie mit der immergleichen, pappigen, geschmacklich gleichgeschalteteten Fließbandproduktion weitermachen, anstatt nach höherem zu streben, zu experimentieren, etwas Neues zu probieren.
Sich zu
verbessern anstatt zu
optimieren.
(Ja, das ist doch der Vorwurf, den man den PR-Machern derzeit machen kann. Sie
optimieren ihre Geschichten, ihre Erzähltechniken, ihre Zyklenplanung - aber sie
verbessern sie nicht. Sie verbessern
sich nicht - als Autoren, als Expokraten, als Geschichtenerzähler, als Burgerproduzenten.)
Ja... so halt...
Späteabendliche Thesen.