Bei Avatar hab ich die weiter oben auch schon verteilt. Nenn mich anspruchslos(Wow! Die volle Punktzahl hatten wir hier im Thread glaub ich noch nie! (Habe jetzt nicht genau nachgeguckt, nur eine Schätzung...))
Film- & Serien-DB des SFN bald nicht mehr offline!
#121
Geschrieben 01 August 2010 - 16:34
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
Armin Rößler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin Rößler - Cantals Tränen +++ Hebben/Skora/Rößler (Hrsg.) - Elvis hat das Gebäude verlassen
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#122
Geschrieben 20 August 2010 - 21:53
Der Zauber der Filme von M. Night Shyamalan ist längst verflogen: Wer sich an den großartig gemachten „The Sixth Sense“ (1999) erinnert hat, mochte kaum glauben, dass der letztlich einfach nur lächerliche Streifen „The Happening“ (2008) vom selben Regisseur stammt. Leider bleibt Shyamalan auf diesem überschaubaren Niveau: Auch seine Realverfilmung der Fantasy-Zeichentrickserie „Avatar - Der Herr der Elemente“ ist völlig misslungen.
Aang (Noah Ringer) ist der mächtige „Avatar“, der für das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Stämme der Welt sorgen soll. Er ist der Einzige, der alle vier Elemente beherrscht und der letzte Luftbändiger, den es noch gibt. Doch als er nach 100 Jahren Schlaf erwacht, muss er feststellen, dass die Feuernation die Welt mit Krieg übersät hat. Die Wasserbändigerin Katara (Nicola Peltz) und ihr Bruder Sokka (Jason Rathbone) helfen Aang, vor dem verstoßenen Prinzen Zuko (Dev Patel) und anderen Nachstellungen zu fliehen - bis es zur großen Entscheidungsschlacht kommt.
Das Potenzial für eine flotte Fantasy-Geschichte ist ja da: Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, die die vier Elemente beherrschen, ein mystischer Hintergrund, Mond- und Drachengeister, knuddelige Fabelwesen wie das riesige Reittier Appa, Verschwörungen und Kämpfe - doch Shyamalan macht nichts daraus. Die Geschichte schleppt sich in einer mühsamen Aneinanderreihung der Episoden von einem Schauplatz zum nächsten, die Effekte reizen eher zum Lachen als zum Staunen (3D kommt überhaupt nicht zur Geltung) und die Schauspieler sind lust- und gesichtslos agierende Totalausfälle (Shaun Tob als Prinz Zukos Onkel Ihro erweckt noch am ehesten den Anschein, seine Rolle mit Leben erfüllen zu wollen). Das ist ganz schlecht gemacht. Schlimm genug, dass der Regisseur bereits an der Fortsetzung arbeitet und aus der Geschichte letztlich eine Trilogie werden soll. Die braucht kein Mensch.
2 Sternchen
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#123
Geschrieben 24 August 2010 - 21:42
Nee, die vergebe ich auch. Der Film ist m.E. SF-mäßig besser als Avatar.Bei Avatar hab ich die weiter oben auch schon verteilt. Nenn mich anspruchslos.. volle Punktzahl ..
BTW, ich sehe einen kleinen Fehler in deiner Rezi: Cobb hat "aktuell" keine besonderen Fähigkeiten, nur Ausdauer/Sturheit und viel Erfahrung. Das fand ich an der Rolle gerade gut. Das "dream sharing" machen die Extraktoren ja mechanisch...
/KB
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wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#124
Geschrieben 25 August 2010 - 08:11
Ich hätte echt nicht gewusst, wie ich das anders ausdrücken soll.Cobb hat "aktuell" keine besonderen Fähigkeiten,
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#125
Geschrieben 02 Oktober 2010 - 21:44
Gru ist ein ungewöhnlicher Held für einen 3D-Animationsfilm, dessen Zielpublikum hauptsächlich Kinder sind. Gru ist nämlich ein Bösewicht, er hält sich sogar für den größten Superschurken der Welt. Diese Selbsteinschätzung wird gleich zu Beginn von „Ich - Einfach unverbesserlich“ deutlich relativiert, als der Emporkömmling Vector die Cheops-Pyramide stiehlt (und durch ein aufblasbares Gummi-Imitat ersetzt). Gru wird also förmlich zu seinem neusten Coup gezwungen: Er will den Mond stehlen. Dafür hat ihm sein Kompagnon, der ebenso skrupellose wie geniale Wissenschaftler Dr. Nefario, bereits einen cleveren Plan ausgearbeitet. Gru bringt zwar die Waffe, mit der sich der Mond schrumpfen lässt, kurzzeitig in seinen Besitz, doch wird sie ihm ruckzuck ausgerechnet von Vector wieder abgeluchst. Sofort hat Gru aber einen neuen Einfall: Er adoptiert die drei Waisen Margo, Edith und Agnes, die ihm als Keksverkäuferinnen Zugang zu Vectors Festung verschaffen. Ganz nebenbei verändern die drei Mädchen aber sein ganzes Leben.
„Ich - Einfach unverbesserlich“ ist ein köstlicher Spaß, an dem auch Erwachsene ihr Vergnügen haben werden. Optisch gibt es, auch dank netter 3D-Effekte, nichts zu mäkeln, inhaltlich nur wenig: Der schurkische Gru ist ein echter Sympathieträger, die Gags zünden beinahe durch die Bank und selbst die Moral der Geschichte wird nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern angenehm humorvoll verpackt präsentiert. Regie führen Chris Renaud und Pierre Coffin. Ersterer hat sich bisher, nach einer Karriere als Comiczeichner, vor allem durch Story und Regie des Oscar-nominierten Kurzfilms „Keine Zeit für Nüsse“ um das lustige Urzeit-Hörnchen Scrat (aus „Ice Age“) hervorgetan. Das hat ganz offensichtlich abgefärbt: Die Minions, kleine, gelbe Kerle und loyale Helferlein von Gru, sind als umwerfend komische Nebendarsteller in immer wiederkehrenden kleinen Auftritten die heimlichen Stars von „Ich - Einfach unverbesserlich“. In der Summe macht das einfach Spaß.
(irgendwas zwischen 7 und 8 Sternchen)
Bearbeitet von Armin, 02 Oktober 2010 - 21:46.
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#126
Geschrieben 09 Oktober 2010 - 23:28
Story
Ein Vater sucht in post-apokalyptischen USA mit seinem jungen Sohn im Schlepptau nach Überlebensmöglichkeiten. Vor mehreren Jahren ist fast die ganze Welt verbrannt, viele Menschen und alle größeren Tiere sind anscheinend umgekommen. Die beiden folgen den Highways in Richtung Süden und Ostküste, einfach weil diese noch bestehen. Dabei tun das natürlich auch viele anderen Menschen, und viele davon sind inzwischen sehr unfreundlich, weil sehr hungrig, drauf. Der Vater hat eine Pistole dabei und sie enthält noch genau 2 Kugeln...
Kritik
Inzwischen habe ich ja hier an Board gelernt, ich soll einen Film immer als alleinstehendes Werk sehen; das fällt schwer (s. auch P.S. unten). Die Güte des Films liegt m.E. nicht so sehr bei der Story oder den Spezialeffekten, sondern bei der Schauspielerei Mortensens als Vater und Smit-McPhees als Sohn, und in kleineren Rollen auch Theron als Mutter (in Flashbacks) und Duvall als alten halbblinden Mann. Selten hat man, durch die trostlose Umgebung fokussiert, eine derartig liebevolle Vaterrolle im Kino gesehen. Diese Performance durchbricht den Gestus "Horrorfilm für die ganze Familie", den Drehbuchautor und Regisseur dem Werk gegeben haben, erfolgreich. Am Ende ist man sich sicher, dass Lennon Recht hatte: Liebe ist alles was man benötigt, auch wenn nichts Anderes mehr funktioniert.
P.S. (hörbarer Klick als Hirnspeichersegment, das Erinnerung an den Roman enthält, wieder zugeschaltet wird): Der genannte Gestus wird evtl. dem Medium Film nicht gerecht, denn er verballhornt m.E. Einiges von McCarthys Intention, und hinterlässt vorübergehend den Eindruck, das ginge nicht besser! Es gibt im Buch eher keine Farben - im Film erscheint schon im 1. Drittel der zarte Regenbogen eines Wasserfalls, der vom Jungen entdeckt wird. Im Buch ist der alte Mann (Duvalls Rolle) auch ein Dieb - im Film ist er nur ein netter alter Mann. Die Mutter spielt im Buch kaum eine Rolle - im Film gibt es eine Menge Rückblicke, oft nostalgisch gefärbter Art, die Mutter und Vater zeigen, als das Leben noch kultivierter/besser/unschuldiger war.
Wertung: 5 Sternchen (ohne P.S. 8).
/KB
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(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#127
Geschrieben 01 Januar 2011 - 17:21
„Ich freue mich schon auf Sommer“, sagt eine Kinderstimme im dunklen Kinosaal, als gerade der Abspann zu „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ anläuft. Teil eins wohlgemerkt, und deshalb kann man das als Fan der Reihe zwar so sehen, es sind aber auch ganz andere Reaktionen möglich. Immerhin hat man gerade eben etwas sehr Unvollständiges gesehen, nämlich die halbe Verfilmung des siebten und letzten Buchs von Joanne K. Rowlings Harry-Potter-Reihe. Und jetzt muss man sich bis 14. Juli gedulden, bis es mit Teil zwei weitergeht. Auch wenn alle, die das Buch gelesen haben, das Ende längst kennen, ist diese Art der Halbierung fast schlimmer als der klassische Cliffhanger bei Mehrteilern oder Serien.
Für Harry Potter (Daniel Radcliffe) ist die Kindheit vorbei: Die Zauberschule Hogwarts befindet sich in den Händen der dunklen Mächte, sein ehemaliger Förderer Dumbledore ist tot und er selbst wird von Oberbösewicht Voldemort (Ralph Fiennes) gejagt. Erst ist Harry gemeinsam mit seinen Freunden Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) auf der Flucht, dann wird er selbst aktiv und macht sich auf die Suche nach den sogenannten Horkruxen, magischen Objekten, in denen Voldemort einen Teil seiner Seele aufbewahrt. Die drei dringen unter anderem ins Zaubereiministerium ein, ansonsten verkriechen sie sich vor allem in den Wäldern.
David Yates darf zum dritten Mal hintereinander Regie bei einem Harry-Potter-Film führen - eine eher fragwürdige Wahl, hat er sich doch bislang nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Hatte er sich beim „Orden des Phönix“ zu sklavisch ans Buch gehalten, war er beim „Halbblutprinzen“ viel zu weit davon weg. Hier macht sich die Zweiteilung der umfangreichen Buchvorlage für die Leinwandversion immerhin positiv bemerkbar: Yates muss nicht durch den Stoff hetzen, sondern darf sich auch einmal Zeit lassen, die eine oder andere Szene ordentlich zu erzählen. Dankbar registriert der Zuschauer auch, dass ihm das pubertäre Getue des Vorgängerfilms diesmal weitgehend erspart bleibt - von einem peinlichen Tanz, den sich Harry und Hermine leisten, einmal abgesehen. Leider war†™s das dann aber auch schon: Die Handlung ist nur mäßig spannend, auch optisch bleibt die Umsetzung erstaunlich bieder. Das macht insgesamt nicht unbedingt Lust auf die zweite Hälfte.
4 oder 5 Sternchen oder so
(wem diese Zeilen irgendwie bekannt vorkommen: Eine deutlich erweiterte Fassung gibt es im Corona Magazine 244 zu lesen (genau hier).)
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#128
Geschrieben 04 Februar 2011 - 10:29
Bitteschön:
Die »Alien«-Filme, oder: Sabber bitte nicht alles voll, Schatzi.
Grüße
Alex / molo
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#129
Geschrieben 24 März 2011 - 11:47
Oh Mann. Bevor ich herummotze, erst einmal ein paar Fakten:
Es handelt sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Mangas von Jiro Taniguchi (gerade neu aufgelegt in der "Graphic Novel"-Reihe der Süddeutschen).
Größtenteils hält sich der Film auch an die Vorlage: Ein Mann steigt in den falschen Zug, landet dadurch in seiner alten Heimatstadt und fällt am Grab seiner Mutter in Ohnmacht. Als er erwacht ist er wieder 14 und versucht sein Leben ins Lot zu bringen, vor allem, seinen Vater vom Verchwinden abzuhalten.
Trailer:
Was der Film "falsch" macht: Einige Dinge, die im Manga nur angedeutet oder ganz weggelassen werden, spricht der Film aus (außerdem wurden ein paar sinnlose Veränderungen gemacht). Oder ganz einfach: Der Film ist, verglichen mit der Vorlage: Plump.
Wobei ich mir vorstellen kann, dass man ohne Vorjenntnis den Film durchaus mögen kann. Aber ich denke, wenn man Taniguchis Werk gelesen hat, dann erscheint einem der Film dünn und überflüssig. Zumindest geht es mir so.
Film: 5/10. Manga: 10/10
Bearbeitet von eRDe7, 24 März 2011 - 11:51.
R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)
R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)
#130
Geschrieben 28 März 2011 - 21:41
The Spirit (2008)
Story
Denny Colt war mal ein patenter Cop in Central City, dann wurde er erschossen. Aber ein exzentrischer Arzt schaffte es, ihn wieder zu beleben, und seitdem macht er den "Batman" - allerdings in einem Clark-Kent-Outfit mit Umhang, und nur einer minimalen Augenmaske - für "seine" Stadt als der maskierte Held "Spirit". Zwei seiner KontrahentInnen sind die dynamische Diebin Sand Saref (Eva Mendes in ihrer bisher umwerfendsten Erscheinung! ) und Octopus (Sam Jackson), ein "mad scientist" auf der Hetzjagd nach Unsterblichkeit, inkl. seinen Handlangern, die dt. Silken Floss (Scarlett Johansson) und den Klonen Ethos, Logos und viele mehr. Der Polizei-Chef Dolan und seine Tochter, die Chirurgin Ellen Dolan, kennen den Werdegang des tragischen Helden, und unterstützen ihn, wo sie können...
Kritik
Der Film ist sehr introspektiv und künstlerisch ansprechend, also eher was für Kino-Freaks oder Will-Eisner*-Fans, oder beidem. Allen Anderen empfehle ich 2 Mal zu überlegen bevor sie die DVD auflegen. Wer des Regisseurs Sin City mochte, wird hier vieles wieder erkennen, obwohl die Story wesentlich "nerdiger" ist, und nicht ganz so brutal.
Für Eisner-Fans ist vieles ein hommagierendes Zitat. Die Macher haben sich VIEL Mühe gemacht, viele Panels und Cover des berühmten Comics haargenau nach zu stellen, und das Spiel mit Farbe aus dem grundsätzlichen Schwarz-Weiß heraus ist genial. Ich bin kein Freund des Begriffs "eye candy", aber bei diesem Film ist er m.E. angebracht. Auch hommagiert der Film oft NYC der 40er Jahre, und zwar dort, wo Spider-Man sich nicht hin schwingt, in den ärmeren Gassen, weiter weg von den Skyscrapern.
Neben guten schauspielerischen Leistungen der bekannten Größen (Jackson, Johansson) ist die Rolle der Sand diejenige, die Eva Mendes zum ersten Mal so richtig gelungen ist (von den Filmen, die ich von ihr kenne, u.a. Bad Lieutenant, Training Day und Ghost Rider): Sie schlängelt sich (gold!) glänzend und gekonnt durch alles, und der Film dreht sich fast so sehr um sie, wie um den Protagonisten (den Gabriel Macht m.E. etwas zu lustlos darstellt). Sie ist die einzige, die den Helden versteht, und hat trotzdem ihr Leben unter Kontrolle. Wow!
Dass der Held im Film etwas mehr "super" ist als im Comic, dass sein Schlips IMMER rot ist, dass der Regisseur seinen Gewaltfetisch etwas mehr bedient als das Eisner je tat - das alles stört (mich) eher wenig.
Wer also den Zugang zum legendären Comic nicht so recht findet, kann sich mit diesem Film erstmal ein wenig "hinein denken", um dann das (ziemlich text-lastige!) Comic besser zu verdauen. Wer dann noch sieht, dass Eisner mit der Titelfigur eine Art Batman für reife Intellektuelle bauen wollte, dass Eisner einer der "cinematischsten" Zeichner seiner Zeit war, kann dann den Film nochmal umso mehr genießen.
Wertung: 7 Sternchen.
(* Eisners gleichnamiges 8-volle-Seiten-pro-Woche-Comic erschien in US-Sonntagszeitungen von 1940 bis 1952, und gilt als eines der bahnbrechendsten sehenswerten Beispiele des Comic-Genres; bis heute ist einer der bekanntesten Comic-Preise nach Eisner benannt. Der Film ist eine Verfilmung von Frank Miller - auch nicht unbekannt im zeichnenden Gewerbe! - der Eisner noch persönlich gut kannte.)
Da es technisch wohl nicht anders möglich ist, musste ich den ursprünglichen Eintrag samt der Kommentare dazu in den neuen The Spirit-Thread verschieben. Der findet sich jetzt hier.
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#131
Geschrieben 03 Mai 2011 - 20:45
Story
Ein talentierter, aufstrebender junger Pianist (Boyd) in NYC ist dabei, im Konzertzirkus den herrschenden Pariah (Dominic Gould) von seinem Thron zu stoßen. Außerdem ist er schon öfter mit dessen fremdelnder Ehefrau zusammen gesehen worden. Also hat der etablierte Künstler einen Anfall von Eifersucht, als er erfährt, dass seine Frau schwanger ist, weil er meint, das Kind sei das des Jüngeren, und schlägt diesem bei einem Durcheinander eine Tür auf die rechte Hand, die fortan nicht mehr zum Spielen einsetzbar ist. Zufällig probiert der Jüngere auch einen neuen Hausroboter-Prototyp von einem Bastlerfreund, der dem flugfähigen beinlosen Metallmann einen versuchweisen Persönlichkeitchip eingebaut hat, aus. In seiner Verzweiflung wg. seiner beendeten Karriere will der junge Pianist den Roboter zurückgeben, da merkt er dass dieser fähig ist, Klavierspielen zu erlernen. Er beginnt diesen zu trainieren, mit dem verstorbenen Meister Glenn Gould als Vorbild. Bald wird der Roboter, nun "Glenn" genannt, der selber immer mehr Selbstbewusstsein entwickelt, annähernd so gut wie der menschliche Gegner. Doch dann macht sein junger Meister den Fehler im Suff einen Wunsch aus zu sprechen, den der mechanische Pianist etwas zu ernst nimmt...
Kritik
Der Film hätte interessant und originell sein können, denn die Produktion ist an allen außer einer Stelle sehr edel, der Roboter hat SEHR treuherzige Augen, und das Schauspiel (von allen außer Gerard Depardieu, der insgesamt ca. 15 Sekunden vorkommt) glaubhaft gut. Das anfängliche Hin-und-Her-Springen in der Chronologie hätte "arthäusern" gewirkt, wenn sich am Ende nicht herausgestellt hätte, dass die Story ziemlich falsch gelagert ist (es soll um den Roboter, und nur um ihn, gehen), und schlimme Logiklücken hat (z.B. warum steht der Gegner so lange in diesem Brauerei-Kessel?).
Der Film hätte richtig toll sein können, wenn das Potenzial mit einem besseren Drehbuch ausgeschöpft worden wäre, wenn den Menschen etwas öfter mitreißendere (längere!) Dialoge beschieden gewesen wären. Und wenn die "spannende" Filmmusik nicht so pompös geklungen hätte. (Die eigentlichen Klavierstücke waren alle Klasse.)
Aber so wirkt er letztendlich nur wie ein aufgepepptes Filmhochschulprojekt, dem Depardieu noch als Marketingidee drauf gepappt wurde. Der Produzent-Autor-Regisseur Marc Goldstein hat letztendlich einen teureren "demo tape" geschaffen, inkl. annehmbarer CGI (90% der Zeit).
Tja.
(4 von 9 Sternchen)
/KB
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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
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#132
Geschrieben 11 Mai 2011 - 20:31
Thor
Die Superhelden-Variante des nordischen Gottes „Thor“ erlebt seit 1962 ihre Abenteuer im marvelschen Comic-Universum, mal auf der Erde, mal im heimatlichen Asgard. Dass bei Thors erstem Realfilm-Abenteuer (vom Auftritt im TV-Film „Die Rückkehr des unheimlichen Hulk“, 1988, mal abgesehen) ausgerechnet Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh die Regie übernommen hat, ist eine vielleicht verblüffende, sicher aber auch gute Wahl. Branagh, der sich schon 1994 mit „Frankenstein“ am Blockbuster-Kino Marke Hollywood versuchen durfte, inszeniert „Thor“ als actionreiches Spektakel in bombastischen Kulissen und mit hochkarätigen Darstellern, dem das notwendige Augenzwinkern glücklicherweise nicht fehlt.
Thor (Chris Hemsworth) soll eigentlich der Nachfolger seines Vaters Odin (Anthony Hopkins) als König werden. Doch dann lässt er sich von seinem intriganten Bruder Loki (Tom Hiddleston) dazu verleiten, eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Eisriesen auf deren Heimatplaneten Jotunheim vom Zaun zu brechen. Damit ist Odins Friedenspakt gebrochen, der Allvater zürnt und verbannt seinen Sohn - seiner besonderen Kräfte und vor allem seines Hammers Mjolnir beraubt - auf die Erde. Dort fällt Thor der Astrophysikerin Jane Foster (Nathalie Portman) förmlich vor die Füße und bald mischt auch die geheimnisvolle Organisation S.H.I.E.L.D. mit. Im Hintergrund zieht derweil Loki weiter die Fäden.
Die Liebhaber der Comics sollten über kleinere Änderungen (beispielsweise ist Jane Foster dort Krankenschwester, später Ärztin) gegenüber der Vorlage großzügig hinwegsehen, denn ihnen wird auch einiges mit Wiedererkennungswert geboten: Dazu gehören die Auftritte von Thors Kumpanen Volstagg, Fandral und Hogun, die ruhig sogar noch etwas mehr Raum hätten einnehmen dürfen, sowie natürlich von Sif, deren Beziehung zu Thor allerdings bestenfalls angedeutet wird. Asgard wird prächtig in Szene gesetzt, auch die Kämpfe gegen die Eisriesen sind sehenswert - dank der 3D-Technik, die hier endlich mal wieder sinnvoll eingesetzt wird, wirkt das in beiden Fällen sehr plastisch.
Chris Hemsworth verkörpert Thor in all seinen Facetten vom arrogant wirkenden Schönling bis zum unbeherrschten Krieger überzeugend, auch die anderen Darsteller machen ihre Sache gut; ganz besonders Tom Hiddleston als verschlagener Intrigant Loki - Shakespeare-Fan Branagh muss diesen Jago-ähnlichen Charakter ganz besonders liebgewonnen haben. Insgesamt ein wirklich gelungener Film, der Lust auf Thors nächsten Auftritt (ab Mai 2012 mit dem Superhelden-Team „Avengers“) macht. Darauf weist am Schluss schon mal eine kleine Szene hin. Die gibt es aber erst nach dem Abspann zu sehen.
Fazit: Ich mag den Film, hatte genau den Spaß, den ich haben wollte, und gebe gerne acht Punkte.
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Red Riding Hood
Nein, trotz des Titels „Red Riding Hood“ hat dieser Film wenig mit dem guten, alten Grimm†™schen Märchen vom „Rotkäppchen“ gemeinsam - eine Handvoll Motive wie ein roter Umhang und eine im Wald lebende Großmutter wurden übernommen, damit hat es sich aber schon. Und obwohl im Regie-Sessel Catherine Hardwicke „(Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen“) Platz genommen hat, wird das freimütig anvisierte Teenie-Publikum sicherlich böse enttäuscht sein: Zwar gibt es eine unheimliche Fabelgestalt (ein Werwolf tritt hier an die Stelle der Vampire) und auch eine Dreiecks-Liebesgeschichte, die allerdings entsetzlich lahm daherkommt. Leider ist der ganze Film in genau derselben Manier erschreckend einfallslos inszeniert, sodass wohl selbst die Twilight-Fans gelangweilt abwinken dürften.
Das Dorf Daggerhorn fürchtet sich in Vollmondnächten vor den Attacken eines Werwolfs. Valerie (Amanda Seyfried) hat zunächst einmal andere Sorgen, denn sie ist in den Holzfäller Peter (Shiloh Fernandez) verliebt, soll aber den wohlhabenderen Henry (Max Irons) ehelichen. Das ist vor allem der Wunsch ihrer Mutter (Julie Christie), die selbst wenig glücklich mit einem Holzfäller (Billy Burke) verheiratet ist. Gerade als Valerie und Peter davonlaufen wollen, schlägt der Werwolf nach langer Zeit wieder einmal zu und tötet ausgerechnet Valeries Schwester. Schließlich kommt Pater Solomon (Gary Oldman) ins Dorf, der das Untier zur Strecke bringen will.
Am ehesten prickelnd ist hier noch die Frage, welcher der vielen praktisch austauschbaren Dorfbewohner sich denn nun gelegentlich in den bösen Wolf verwandelt. So richtig Spannung wird aber selbst durch dieses lange offen gehaltene Verwirrspiel nicht geweckt - dafür ist leider der ganze Film zu misslungen, der es in keinen Moment so richtig schafft, Interesse für seine dünne Handlung und seine mehr oder weniger gesichtslosen Figuren zu wecken. Wirkliche Grusel-Atmosphäre entsteht nicht, die Liebesgeschichte wird nur sehr stiefmütterlich abgehandelt und an einigen Stellen verblüfft „Red Riding Hood“ gar mit extremer Peinlichkeit: Wenn aus heiterem Himmel die Großmutter gefragt wird, warum sie große Augen und Ohren hat, weiß man nicht so recht, ob man nun lachen oder weinen soll.
Fazit: Klarer Fall von Zeitverschwundung. 2 Pünktchen.
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Paul - Ein Alien auf der Flucht
Mit dem englischen Begriff „Nerd“ werden Sonderlinge bezeichnet, die sich extrem für eine bestimmte Sache interessieren und gleichzeitig als wenig sozial kompatibel gelten. Ursprünglich waren damit vor allem Computerfreaks gemeint, heute kann ein „Nerd“ aus allen möglichen Bereichen gerade auch der Popkultur kommen und die Bezeichnung muss nicht einmal unbedingt abwertend gemeint sein. Zwei Figuren, die den „Nerd“-Stempel sogar mit einer Menge Stolz vor sich hertragen, schicken jetzt Simon Pegg und Nick Frost (im Team unter anderem mit „Shaun of the Dead“ erfolgreich) in „Paul - Ein Alien auf der Flucht“ ins Rennen und verkörpern sie auch gleich - damit ist der launige Ton der unterhaltsamen Science-Fiction-Komödie vorprogrammiert.
Graeme Willy (Simon Pegg) und Clive Gollings (Nick Frost) lieben Comics, Superhelden und Aliens. Die Begeisterung geht so weit, dass die beiden Engländer nicht nur den „Comic Con“ in San Diego besuchen, sondern anschließend auch noch mit dem Wohnmobil quer durch die USA fahren, um die Stätten berühmter UFO-Sichtungen von Area 51 bis nach Roswell abzuklappern. Ausgerechnet diesen beiden schrägen Vögeln läuft ein waschechter Außerirdischer über den Weg: Paul, der einst mit seinem UFO auf der Erde abgestürzt ist, in Area 51 gefangen gehalten wurde und jetzt endlich zurück nach Hause will. Natürlich sind ihm die Verfolger schon auf den Fersen.
Paul ist kein Alien zum Knuddeln: Er raucht und trinkt, reißt derbe Witze und ist auch sonst nicht zimperlich - eine Figur mit großem Wiedererkennungswert, die das gut eingespielte Duo Pegg und Frost hervorragend ergänzt. Daneben lebt „Paul“ vor allem von unzähligen Anspielungen auf andere Filme und Bücher, die nicht nur dem „Nerd“ bekannt vorkommen werden, sowie witzigen Nebenfiguren. Auch die meisten Dialoge sind gelungen, vielleicht hätte der britisch-trockene Humor an manchen Stellen noch etwas frecher sein dürfen. Ein Minuspunkt ist die vergleichsweise schleppend inszenierte Handlung, die, wenn gerade keine passenden Sprüche geliefert werden, ein wenig langweilig daherkommt. Insgesamt macht „Paul“ aber Spaß.
Fazit: Lustig mit noch ein bisschen Luft nach oben. 6 oder 7 Sternchen, je nach Laune.
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World Invasion: Battle Los Angeles
Aus reinen Action-Gesichtspunkten wird in „World Invasion: Battle Los Angeles“ das volle Programm aufgefahren: Böse Außerirdische überfallen die Erde, machen dort in scheinbar unbesiegbarer Manier alles platt und werden schließlich in einer glücklichen Wendung doch noch mit viel Getöse besiegt. Viel mehr muss zum Inhalt des Science-Fiction-Kriegsstreifens mit dem sperrigen Titel gar nicht gesagt werden, es wird auch so klar, dass hier hinter jeder Ecke eine ausufernde Schießerei oder wahlweise eine donnernde Explosion warten. Schade ist allerdings, dass diese aufs Minimum simplifizierte Handlung - die an einigen Stellen sogar so etwas wie Spannung produziert - nicht wenigstens mit einem Hauch von Raffinesse in Szene gesetzt wird.
Regisseur Jonathan Liebesman, sonst eher im Horrorgenre unterwegs, streut nirgendwo auch nur ein winziges Augenzwinkern ein, sodass zu befürchten ist, dass er seiner Invasion in voller Ernsthaftigkeit begegnen will: Das tut er mit verwackelten Nahaufnahmen, die sich in ihrer Häufigkeit und Ähnlichkeit schnell abnutzen, und fast widerwillig animierten Aliens, die absolut gesichtslos bleiben. Selbiges gilt auch für die Figuren des Films: Aus der grauen Masse der Soldaten ohne besondere Eigenschaften ragen lediglich Anführer Nantz (Aaron Eckhart) und Elena Santos (Michelle Rodriguez) ein wenig hervor, der Rest ist Kanonenfutter. Die sinnfreien Dialoge, die sich auf Brüllereien im Militärjargon und das übliche Pathos beschränken, ergänzen diese schwache Vorstellung perfekt. Fazit: Der Film macht allen Spaß, die gerne als passive Zuschauer Video-Ballerspiele auf der Großleinwand betrachten. Allen anderen allerdings nicht.
Fazit: Trash, aber wenigstens nicht gar so langweilig wie das oben erwähnte Red Riding Hood, deshalb 3 Punkte.
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Ohne Limit
Die Vorstellung ist natürlich verlockend: Man wird plötzlich zum geistigen Überflieger. Dafür sorgt eine äußerlich unscheinbare Pille, die bislang ungenutzte Bereiche des menschlichen Gehirns aktiviert. Vor allem stellt sie sicher, dass der Betreffende auf sämtliches brachliegendes Wissen zurückgreifen kann, das er bewusst oder unbewusst im Lauf seines Lebens aufgeschnappt hat und das ihm eben nicht immer präsent ist. Dank all dieser Voraussetzungen, so die Prämisse des Films „Ohne Limit“ von Regisseur Neil Burger (nach dem Roman „The Dark Fields“ des irischen Autors Alan Glynn), müsste man seinen - geistig vergleichsweise minderbemittelten - Mitmenschen dann turmhoch überlegen sein.
So ergeht es Eddie Morra (Bradley Cooper), einem verhinderten Schriftsteller, der seit Monaten mit den ersten Worten seines Romans kämpft und den zudem gerade seine Freundin Lindy (Abbie Cornish) verlassen hat. Eddie ist ganz unten, als er zufällig Vernon Gant (Johnny Whitworth), den Bruder seiner Ex-Frau, trifft. Der bietet ihm das angeblich neu entwickelte Medikament NZT-48 an: Eddie nimmt die Pille nach einigem Zögern und überrascht sich selbst grenzenlos mit Wissen, Schlagfertigkeit und Charme. Logischerweise verlangt es ihn nach Nachschub. Vernon wird zwar nur wenig später von Unbekannten umgebracht, Eddie kann sich dennoch seine NZT-Vorräte sichern. Jetzt legt er richtig los und ein kometenhafter Aufstieg beginnt, mit dem Eddie unter anderem zum neuen Wunderkind der Börse wird - bald muss er jedoch feststellen, dass er längst nicht der Einzige ist, der dringend mehr von der Wunder-Droge haben will. Dabei geht es alles andere als zimperlich zu.
„Ohne Limit“ ist ein spannender, stellenweise rasanter Thriller, der auch visuell mit der einen oder anderen interessanten Idee daherkommt. Seine Geschwindigkeit ist aber auch das Problem des Films: Neben Hauptdarsteller Bradley Cooper, der seine Sache sehr gut macht, verblassen alle anderen Mitwirkenden, was nicht unbedingt an ihren Fähigkeiten liegt - ein Robert de Niro beispielsweise wirkt in seiner Nebenrolle des eher dubiosen Geschäftsmanns Carl van Loon schlicht verschenkt. Inhaltlich wird zudem lediglich an der Oberfläche gekratzt, tiefergehende Überlegungen bleiben außen vor. Das führt zwar zu einem wirklich überraschenden Ende, das zunächst so nicht zu erwarten ist. Leider macht sich andererseits der Film jedoch nicht die Mühe, die schon etwas fragwürdige Moral dieser finalen Lösung wenigstens ansatzweise kritisch zu hinterfragen. So bleibt „Ohne Limit“ zweifelsohne unterhaltsam, ernsthafteren Ambitionen, die durchaus denkbar gewesen wären, geht der Streifen aber konsequent aus dem Weg.
Fazit: Eigentlich ein guter Film, der leider einige Möglichkeiten verschenkt, ein richtig guter Film zu werden. 6 Sternchen.
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(Sucker Punch lasse ich mal außen vor, da ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das nun ein phantastischer Film ist oder nicht.)
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Der letzte Tempelritter
Was für ein alberner Film „Der letzte Tempelritter“ ist, macht schon die lächerliche Auftaktszene mehr als deutlich: Da werden im finstersten Mittelalter drei Hexen zum Tode verurteilt und auch gleich hingerichtet. Noch während der Priester aber hinterher seine diversen Formeln spricht, um das Böse auch wirklich endgültig zu vertreiben, wird eine der Damen gleich schon wieder lebendig. Der deutsche Titel verfälscht, um was es wirklich geht: Lässt er noch an einen handelsüblichen (Kreuz-)Ritterfilm denken, veranschaulicht der Originaltitel „Season of the Witch“ („Die Zeit der Hexe“) weitaus besser, dass hier auch mit übernatürlichen Elementen zu rechnen ist. Diese werden dem Zuschauer jedoch leider mehr schlecht als recht präsentiert, sodass „Der letzte Tempelritter“ auch als Fantasy-Abenteuer nicht funktioniert.
Wir schreiben das 14. Jahrhundert: Die Ritter Behmen (Nicolas Cage) und Felson (Ron Perlman) kehren den Kreuzzügen den Rücken, weil ihnen nach vielen blutigen Schlachten urplötzlich Grausamkeit und Sinnlosigkeit ihres Tuns bewusst werden. Europa wird gerade von der Pest heimgesucht, Behmen und Felson werden als Deserteure erkannt und in den Kerker gesteckt. Kardinal D†™Ambroise (Christopher Lee), deutlich von der Pest gezeichnet, bietet ihnen die Freiheit an, wenn sie in seinem Auftrag eine Mission erfüllen: Sie sollen eine als Hexe identifizierte junge Frau (Claire Foy) in ein abgelegenes Kloster bringen - die Mönche, so hofft der Kardinal, werden mit dem sogenannten „Schlüssel Salomons“, einem geheimnisvollen Ritual, dann den Pestfluch bannen können. Mit einigen Begleitern machen sich die Ritter auf die gefährliche Reise. Behmen ist unterwegs hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Unschuld der Frau zu beweisen, und den zahlreichen Indizien, die darauf hindeuten, dass es sich bei ihr tatsächlich um eine Hexe handeln könnte.
Regisseur Dominic Sena („Passwort: Swordfish“) beweist kein sonderlich glückliches Händchen: Von den farblosen Charakteren einmal abgesehen, die sich zuhauf in seinem Film tummeln, weiß auch die Handlung nicht ansatzweise zu überzeugen. Am Anfang gibt†™s jede Menge unübersichtlicher Schlachtengetümmel, später reiht sich dann ein Klischee der klassischen Queste ans andere, nicht einmal das Überqueren einer maroden Holzbrücke über eine tiefe Schlucht wird ausgespart. Bieder gefilmt, ist auch die optische Seite nur wenig prickelnd, dazu kommt ein unangenehm pathetischer Tonfall, der zum Ende hin immer schwülstiger wird. Alles in allem entpuppt sich „Der letzte Tempelritter“ als ziemlich überflüssiger Film.
Fazit: Alles gesagt, 2 Punkte.
Bearbeitet von Armin, 11 Mai 2011 - 20:32.
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#133
Geschrieben 06 Juni 2011 - 20:30
Mit dem Science-Fiction-Film „Moon“ (2009) hat Duncan Jones, der Sohn David Bowies, ein herausragendes Regiedebüt gefeiert. Nun dürfte auch der Erfolg an den Kinokassen folgen: Sein zweiter Film „Source Code“ bietet eine überzeugende Mischung aus ansprechenden Ideen, einer spannenden Handlung, gut aufgelegten Darstellern und einer gelungenen optischen Umsetzung.
Hubschrauber-Pilot Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) erwacht in ungewohnter Umgebung: Eben noch wähnte er sich mitten im Einsatz in Afghanistan, schon sitzt er in einem Zug, in einem anderen Körper, während ihn Christina (Michelle Monaghan), eine ihm völlig fremde Frau, beharrlich mit dem Namen „Sean Fentress“ anspricht. Eine Bombe explodiert im Zug, Colter befindet sich plötzlich wieder an einem anderen Ort - den er als eine Art Kapsel wahrnimmt, die er nicht verlassen kann - und erhält zögerliche Erklärungen: Er ist als Spezialagent im Einsatz, der per Zeitreise in die Vergangenheit für acht Minuten in den Körper von Sean Fentress schlüpft, um im Zug die Bombe und vor allem den Attentäter zu entdecken. Denn es wird noch ein weiterer, viel schlimmerer Anschlag befürchtet, der dadurch verhindert werden soll. Deshalb wird Colter so oft in den Zug befördert, bis er seinen Auftrag gelöst hat - nebenbei bemüht er sich, gleich noch das Rätsel zu lösen, wie er selbst überhaupt in diese Lage kommen konnte.
Natürlich erinnert es an „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993), wenn Colter Stevens immer und immer wieder in dieselbe Situation hinein manövriert wird. Wo Murmeltier-Regisseur Harold Ramis dadurch die Komik bis hin zum Aberwitz steigerte, lässt Duncan Jones einerseits die Spannung wachsen, andererseits wird aber auch die Verzweiflung seiner Hauptfigur immer greifbarer. Colter Stevens leidet unter gleich zwei immensen Problemen: seiner eigenen, für ihn lange undurchschaubaren Situation und dem offensichtlich unausweichlichen Tod der Passagiere des Zuges, allen voran der Tod Christinas, für die er eine wachsende Sympathie entwickelt. Beides wird dem Zuschauer sehr anschaulich nahegebracht, sodass „Source Code“ zu einem sehr intensiven Film wird. Und ähnlich wie in „Moon“ (mit dem Bezug zu „Blade Runner“) lässt sich auch in Duncan Jones†™ aktuellen Film wieder eine Querverbindung zu Science-Fiction-Autor Philip K. Dick ziehen. Dieses Mal geht es um die Frage „Was ist Wirklichkeit?“. Jones†™ Antwort kann sich sehen lassen.
7 Sternchen (von 9) oder 8 Punkte von 10
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#134
Geschrieben 10 Juni 2011 - 19:50
Die Idee ist ja nicht neu: Nach einer erfolgreichen Blockbuster-Trilogie wird auf der Leinwand die Vorgeschichte, auf Neudeutsch „Prequel“, nachgeschoben, natürlich auch als Dreiteiler. Im Fall der Verfilmungen der X-Men-Comics (Teil eins bis drei kamen zwischen 2000 und 2006 in die Kinos) wird das genauso gemacht, allerdings hat es hier noch einen weiteren Ableger gegeben, nämlich „X-Men Origins: Wolverine“ (2009), der den Werdegang des beliebten Helden beleuchtet. Mit einer Geschichte nach ähnlichem Konzept über die Figur Deadpool befindet sich sogar noch (mindestens) ein weiteres Projekt im Entstehen. Ist „X-Men: Erste Entscheidung“ nun also der vierte, fünfte oder doch eher erste X-Men-Film? Die Geschichte blickt auf jeden Fall zurück in die sechziger Jahre, als aus der ursprünglichen Freundschaft zwischen Professor X und Magneto jene Feindschaft entstanden war, die Grundlage der bekannten X-Men-Trilogie ist.
Charles Xavier (James McAvoy) gibt sich gegenüber dem Geheimdienst CIA als sogenannter „Mutant“ zu erkennen, der Gedanken lesen kann. Der junge Eric Lensherr (Michael Fassbender) will derweil Rache an einem ehemaligen Nazi-Arzt nehmen, der einst seine Mutter erschossen hat: Sebastian Shaw (Kevin Bacon), der jetzt gerade dabei ist, die Großmächte USA und Sowjetunion aus dem Kalten Krieg in eine nukleare Auseinandersetzung zu treiben. Charles und Eric scharen eine Gruppe junger Mutanten um sich - unter anderem Gestaltwandlerin Mystique (Jennifer Lawrence) und den Wissenschaftler Hank McCoy (Nicholas Hoult) -, die den Bösewicht stoppen sollen. Doch der hat ebenfalls mächtige übersinnliche Kräfte und nicht minder starke Partner an seiner Seite, wie beispielsweise die attraktive Emma Frost (January Jones), die ihren Körper mit Diamant überziehen kann. Vor dem Hintergrund der Kuba-Krise, deren Auslöser Shaw ist, kommt es zur großen Auseinandersetzung.
Regisseur Matthew Vaughn („Kick-Ass“) macht einiges richtig: Der Weg, den seine beiden Hauptpersonen nehmen, dieser grundsätzliche Konflikt, wie sich die Mutanten gegenüber den „normalen“ Menschen verhalten sollen, an dessen Ende aus Freunden Feinde werden, ist das zentrale Element seiner Geschichte, das er - auch dank zweier stark agierender Darsteller - überzeugend herausarbeitet. Schwach wirkt im direkten Vergleich Gegenspieler Sebastian Shaw: ein 08/15-Bösewicht, der jegliche Ambivalenz vermissen lässt. Optisch gibt es Licht und Schatten: Den Einsatz übersinnlicher Kräfte so auf die Leinwand zu bringen, dass es nicht peinlich wirkt, ist nicht einfach, wird hier aber gut gelöst. Ziemlich mau sind dagegen jedoch leider Kostüme und Kulissen - würde nicht ständig eingeblendet, dass man sich in den sechziger Jahren befindet, käme wohl kaum jemand auf diese Idee. Auch eine etwas straffere Inszenierung (die Spielzeit von 130 Minuten produziert fast automatisch einige unnötige Längen) hätte dem Film gut getan. Der bietet insgesamt recht gute Unterhaltung, lässt aber für weitere Fortsetzungen auch noch Luft nach oben.
6 Sternchen
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#135
Geschrieben 01 Juli 2011 - 18:10
Wir stellen uns das einfach mal vor: Ein gigantisches Hochhaus mit gläserner Außenfassade wird gerade von einem riesigen außerirdischen Kampfroboter vernichtet, der sich wie ein monströser tausendgliedriger Wurm von Stockwerk zu Stockwerk emporwindet. Die obere Hälfte des Wolkenkratzers ergibt sich der Schwerkraft, kippt und landet auf dem Dach eines etwas kleineren, trotzdem immer noch ziemlich großen Gebäudes. Die Menschen, die verzweifelt versuchen, sich vor dem Angreifer in Sicherheit zu bringen, hängen quasi mit baumelnden Beinen über dem tiefen, tiefen Abgrund. Und wie reagieren sie? „Wir müssen hier weg.“ So die ernüchternde, aber leider absolut typische Dialogzeile aus dem inzwischen dritten „Transformers“-Film. Der schafft Verblüffendes: Aus überwiegend richtig beeindruckenden Bildern wird ein geradezu unglaublich schlechter Film. Nun ist Michael Bay, der wie schon bei den beiden Vorgängern wieder im Regiesessel Platz genommen hat, nicht dafür bekannt, intellektuell anspruchsvolle Werke zu fabrizieren, schon gar nicht, wenn er einen Streifen über Action-Spielzeuge dreht, die sich in schicke Autos oder Flugzeuge verwandeln lassen. Dass ihm aber selbst inhaltlich simpel gestricktes Popcorn-Kino derart extrem missrät, erstaunt dann doch sehr.
Bays Film beginnt ebenso harmlos wie uninteressant: Die Szenen kreisen um Sam Witwicky (Shia LaBeouf), seine neue Freundin Carly (Rosie Huntington-Whiteley) und Alltagsprobleme wie die Suche nach einem Job oder den Besuch der Eltern. Derweil erfährt der Zuschauer in den besten Momenten des Auftaktgeplänkels immerhin, dass das Wettrennen zwischen der USA und der UdSSR, welche Nation in den sechziger Jahren zuerst den Mond erreichen würde, nur einen Hintergrund hatte: Dort war nämlich schon damals einer jener „Autobots“ abgestürzt, die sich in den ersten beiden Transformers-Filmen auf die Seite der Menschen im Kampf gegen die superbösen „Decepticons“ gestellt hatten. Kaum hat man Sentinel Prime, so der Name des gestrandeten Roboters, auf die Erde geholt und reaktiviert, nimmt die Handlung eine derart abrupte Wendung, als seien hier versehentlich zwei Filmrollen falsch aneinandergeklebt worden: Sentinel schlägt sich auf die Seite der Bösewichter, die legen - warum auch immer - Chicago in Schutt und Asche und wollen gleich ihren ganzen Heimatplaneten in die Umlaufbahn der Erde teleportieren. Verhindern kann das nach Bay†™scher Logik natürlich nur einer: Milchgesicht Sam Witwicky.
Die Schauwerte der endlosen Materialschlacht sind immens, die Spezialeffekte-Abteilung darf sich dementsprechend feiern lassen. Umso größer ist die Enttäuschung in Verbindung mit den restlos hanebüchenen Handlungsfragmenten, die lieb- und ideenlos zusammengepappt werden, wenn man sich auch nur ansatzweise vorstellt, dass diese ein vergleichbares Niveau hätten haben können. So aber ist „Transformers 3“ eine 155-minütige Zeitverschwendung.
0 Sternchen (geht das?)
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#136
Geschrieben 11 Juli 2011 - 00:26
Ja.
Wer ist Hanna? (2011; mit Saoirse Ronan, Cate Blanchett, Eric Bana)
Story
Ein ehemaliger Spezialgent der CIA lebt in eisiger, waldiger Abgeschiedenheit mit seiner Tochter Hanna. An diesem Ort ist die Tochter aufgewachsen, also nur mit ihm als Bezugspunkt, plus der wilden Umgebung, wo sie von ihm lernt, für sich zu sorgen. Außerdem erlernt sie viele Sprachen und wie sie sich gegen jeden Angreifer verteidigt, durchaus auch tödlich. Doch Hanna will endlich in die reale Welt hinaus, wie immer schlimm diese auch sein mag, mit all den - fatalen - Folgen...
Kritik
Mich wundert sehr, dass dieser Film bisher im Board so gut wie gar nicht erwähnt wurde. Einerseits ist der am Ende aufgedeckte Plot eindeutig SF (wenn auch nicht ganz neu - Jakob würde mir da sicherlich "dunkel" Recht geben), andererseits gibt es viele symbolische - und visuell fundierte - Fantasy-, sogar Märchen-Elemente: Eigentlich ist der Plot eine moderne Rekapitulation von "Schneewittchen" - inkl. böser "Stiefmutter"-Königin und Jäger im Walde. Der Zwerge sind es nur vier, in Form einer britischen Familie auf Urlaub im Campingbus (inkl. einer wie immer sehenswerten Olivia Williams als hipper Mutter).
Besonders gefiel mir, dass es sich offensichtlich hier um einen Action-Film handelt - man folge nur dem plötzlich vorhandenen Beat der lauteren Musik, immer wieder mal! Aber eben einen mit Hirn, und auch mit ruhigen Zeiten für einen Jugend-Selbstfindungs-Road-Movie. Ein ähnlicher halbwegs "emotional intelligenter" Actionfilm fällt mir nur einige Jahre zurück ein - Danny the Dog. Wobei ich das Genre Actionfilm oft meide, also nicht alles gesehen habe...
Der Film verführt bestimmt eine Menge junger Mädchen/Frauen in Hanna ein Vorbild zu sehen: Zierlich aussehend, aber mächtig, intelligent, aber emotionslos wenn angebracht. Dabei gibt es einen Moment, wo das heuer typischere Girlie - die Zwergentochter - eindeutig Angst und Schrecken vor ihr zeigt, vor ihr wegläuft. Hanna ist nun mal - ANORMAL! <bibbernder Angst-Smiley>
Und letztendlich ist toll, dass vieles vom Film in Berlin spielt. Sogar einige der Einstellungen aus Aeon Flux wurden offensichtlich wieder benutzt.
Fazit: Sehenswert! => 8 von 9 Sternchen.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 19 Oktober 2016 - 17:46.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#137
Geschrieben 11 Juli 2011 - 08:32
Ich hatte (allerdings in meinem Blog) Folgendes geschrieben:Mich wundert sehr, dass dieser Film bisher im Board so gut wie gar nicht erwähnt wurde.
Wer ist Hanna?
Joe Wright ist kein Action-Spezialist. Der britische Regisseur konnte mit seinen Filmen „Stolz und Vorurteil“ (2005) und „Abbitte“ (2007) bei Kritikern wie Zuschauern gleichermaßen landen, erlitt dann aber mit seinem Hollywood-Debüt „Der Solist“ (2009) Schiffbruch. Nun erfolgt die angesichts dieser Biografie überraschende Kehrtwendung: Mit „Wer ist Hanna?“ legt Wright ein actionreiches Drama vor, das sehenswertes Spektakel mit ausreichend Anspruch verbindet, um sogar einen Tick mehr als nur gute Unterhaltung zu bieten.
Die 16-jährige Hanna (Saoirse Ronan) führt zusammen mit ihrem Vater Erik Heller (Eric Bana) in einem Wald irgendwo in Finnland, fernab jeglicher Zivilisation, ein alles andere als gewöhnliches Leben: Erik drillt sie gnadenlos zur Überlebenskünstlerin, lässt sie mit Pfeil und Bogen Hirsche jagen, duelliert sich mit ihr im Faustkampf oder überfällt sie hinterrücks. Damit bereitet er Hanna auf die Konfrontation mit einer gewissen Marissa Wiegler (Cate Blanchett) vor, die sich als Geheimagentin entpuppt und von Hanna selbst - sobald sie sich dazu bereit fühlt - über einen Peilsender alarmiert wird. Als Hanna schließlich aktiv wird, beginnt eine wilde Jagd, deren Finale nach Zwischenstationen in Marokko und Spanien in Berlin steigt. Nach und nach werden dabei auch die Hintergründe enthüllt.
Mit Hauptdarstellerin Saoirse Ronan hat Regisseur Wright schon in „Abbitte“ mit hervorragendem Ergebnis zusammengearbeitet und das funktioniert auch dieses Mal wieder. Die junge Schauspielerin macht in einer gänzlich anderen Rolle ihre Sache erneut prächtig. Mit Cate Blanchett trifft sie auf eine praktisch ebenbürtige Gegenspielerin. Neben den Darstellern kann auch die Optik überzeugen. Joe Wright entwickelt ein feines Gespür für den richtigen Wechsel zwischen langsamen und rasanten Bildfolgen. Geht es flotter zur Sache, fühlt man sich mit schnellen Schnitten fast in einen Videoclip versetzt - das ist dann richtig gut gemacht und weitaus ansehnlicher als die oft unübersichtlichen Handkamera-Aufnahmen anderer Action-Streifen. Bleibt die Handlung: Die ist natürlich stark konstruiert und entbehrt in weiten Zügen jeglicher Wirklichkeitsnähe. Aber die Art und Weise, wie sie in Szene gesetzt wird, lässt darüber großzügig hinwegsehen.
Sternchentechnisch würde ich wohl 7 vergeben.
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#138
Geschrieben 29 Juli 2011 - 08:27
Dieser Film lief in den Kinos schlecht an, und daher habe ich ihn wohl dort übersehen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube es ist der beste SF-Film, den ich seit Jahren gesehen habe! Momentan fällt mir kein besserer ein.
Das A & O bei diesem Film ist allerdings, dass man den Plothintergrund erst nach und nach mitbekommt - es gibt einfach Filme (wie z.B. Cloverfield) wo jegliche Werbung/Trailer/Rezensionen schon zuviel vom Plot verraten, und damit das Seherlebnis schädigen. Daher ist im Folgenden die Plotbeschreibung knapp und wagt sich nicht mehr als ein Viertel in den Film vor...
Story
In einer parallelen Welt gibt es während und nach dem 2. Weltkrieg derartige medizinische Fortschritte, dass u.a. die durchschnittliche Lebensdauer der Menschen in den folgenden Jahrzehnten um ein Drittel und mehr verlängert werden kann. Eine 2. Entdeckung führt dazu, dass die menschenverachtenderen Mores der 50er zu gewissen Einrichtungen für bestimmte Kinder führt. Eine dieser Einrichtungen ist das Internat Failsham, mit der strengen Rektorin Ms. Emily (Rampling), die alles im Griff hat. Die Kinder werden ärmlich versorgt und unterrichtet, aber es wird absolut darauf geachtet, dass sie gesund sind und viel Bewegung bekommen. Sie dürfen aber das Schulgrundstück nie verlassen, und werden mit Horrorgeschichten über was ihnen "da draußen" geschehen würde, davon abgehalten. Die besonnene Kathy und ihre etwas lautere Freundin Ruth bemerken öfter den in der gleichen Schulklasse auffallenden Jungen Tommy, der oft von den anderen Jungs - und Ruth - gehänselt wird ob seines Andersseins. Aber Kathy entwickelt Gefühle für ihn, die sie aber erstmal für sich behält. Die 3 ahnen allerdings nicht, was die Schule wirklich ist, und was die "da draußen" wirklich mit allen Kindern vor haben...
Kritik
Abgesehen davon, dass das Drehbuch seiner eigenen Langsamkeit nicht traut, und wohl früher als die Bestseller-Romanvorlage Never let me go (die ich nicht kenne, aber mir wohl anschaffen werde) verrät, was die Kinder sind, ist der Film vom Ton (textuell und visuell) her ziemlich perfekt. Mulligan als früh-erwachsene Kathy ist genial gecastet (sie kannte das Buch angeblich schon sehr gut vor dem Casting, und überredete auch Knightley* mit zu machen) - sie observiert, vergibt leise ihre Gewogenheiten, beklagt sich eher nie, und gibt sich dann auch ihrem Schicksal tapfer hin.
Das Ganze wirkte auf mich wie der sanfteste Horrorfilm, den ich je sah. Das, was ihn in den SF-Bereich bewegt, wird nie auch nur annähernd szenisch oder mit "gadgets" gezeigt - der Film ist ein Lehrbuch in reiner "social SF": Nur das Verhalten der Menschen, und vielleicht noch die gelegentliche Gier/Gewissensbisse/Gnadenlosigkeit der gesichtslosen Leute "da draußen", weist auf das SF-Novum hin. Also extrem zurückhaltend. Erstaunlich!
Der Film zieht auch ins Extreme die britische "coming of age at school"-Tradition, die meines Wissens im 19. Jahrhundert begann, und filmisch mit Werken wie Tom Brown's Schooldays fundiert wurde. Es gab mehere kritische Filme - oder auch Musik wie Pink Floyds Brick in the Wall - die diese Tradition nicht so positiv ausweiden wie Harry Potter. Aber dieser hier entwickelt einen leisen, aber daher umso gruseligeren, Schreckmoment, wenn sich der Zuschauer immer wieder klar wird, WIE glaubwürdig schief eine Parallelwelt, die sich ab einer gewissen historischen Verzweigung (die hier nie näher erklärt wird) entwickelt, sein könnte.
Fazit: Sehr sehenswert, und 8 von 9 Sternchen, die an der Tür der 9 laut klopfen!
(* wenn ich mich nicht irre, in ihrem 1. Film, der deutlich der SF zugeordnet werden kann!)
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
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Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
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#139
Geschrieben 31 Juli 2011 - 21:52
Das ist doch mal ein versöhnlicher Abschluss: Nachdem die erste Hälfte der Verfilmung von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“, dem siebten und letzten Potter-Roman aus der Feder Joanne K. Rowlings, neben einigen gelungenen Szenen auch viel Leerlauf aufgewiesen hatte, kommt Teil zwei erfreulicher- und überraschenderweise ganz anders daher: Statt eine gefühlte Ewigkeit lang nur Harry und seine Freunde zu zeigen, die unentschlossen durch die Wälder wandern, geht es jetzt endlich richtig zur Sache - das große Finale zwischen Harry Potter und seinem Erzfeind Voldemort steigt und wird auch weitestgehend würdig in Szene gesetzt. Eher überflüssig ist allerdings, dass das nun plötzlich in 3D geschieht; der Mehrwert für den Zuschauer hält sich hier doch arg in Grenzen.
Im Lauf der zehn Jahre, in denen die nun acht Harry-Potter-Filme über die Leinwand flimmerten, ist das anfangs so märchenhaft-bunte Geschehen immer düsterer geworden. Dass es für die Helden Zeit ist, erwachsen zu werden, hatte schon die erste Hälfte des Finales deutlich gemacht, als der schwarze Magier Voldemort (Ralph Fiennes) die letzte Jagd auf Harry Potter (Daniel Radcliffe) begonnen hat. Der kehrt nun - nach einem gelungen inszenierten Intermezzo in den Tiefen der Zaubererbank Gringotts - auf seiner Suche nach den „Horkruxen“, magischen Objekten, in denen Voldemort einen Teil seiner Seele aufbewahrt, mit seinen treuen Freunden Hermine (Emma Watson) und Ron (Rupert Grint) in die Zauberschule Hogwarts zurück. Dort wird Severus Snape (Alan Rickman) als Schulleiter entmachtet und schon rüsten sich Lehrer wie Schüler zum aktiven Widerstand gegen Voldemorts Heerscharen. Harry muss derweil die letzten Horkruxe finden und zerstören, ehe er dem Bösewicht gegenübertritt.
Das Tempo ist speziell zu Beginn deutlich höher, die Bilder sind stärker und vor allem hat die Handlung viel mehr Relevanz - es scheint, als habe sich Regisseur David Yates (der ja schon die eher misslungenen Potter-Filme „Der Orden des Phönix“ und „Der Halbblutprinz“ zu verantworten hatte) erst „warm filmen“ müssen. Jetzt hat er im vierten Anlauf endlich die Formel gefunden. Langeweile kommt nicht auf, stattdessen bietet der Film unerwartet gute Unterhaltung mit lediglich wenigen Schwächen. Schade nur, dass nach der Schlacht um Hogwarts das Tempo dann doch wieder gedrosselt wird und auch das finale Duell zwischen den beiden großen Kontrahenten nicht ganz die Intensität einzelner vorangegangener Szenen erreicht. Trotzdem ist das ein Ende der Reihe, das so nicht zu erwarten war und nicht nur die treuen Fans zufriedenstellen wird.
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Da gebe ich gerne 7 Sternchen
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#140
Geschrieben 31 Juli 2011 - 21:59
Schade, schade, schade. Die erste Realverfilmung der Abenteuer des Comic-Superhelden „Green Lantern“ (hierzulande auch als „Grüne Laterne“ oder „Grüne Leuchte“ bekannt) deutet das reiche Potenzial zwar an, das in diesem Universum steckt, schöpft es aber nicht einmal ansatzweise aus. Natürlich ist der Hintergrund mit den Wächtern des Universums, den exotischen Mitgliedern des „Green Lantern Corps“ und mysteriösen Wesen wie Parallax oder dem Spectre ungewöhnlich komplex für eine Comic-Reihe - daraus eine auch für den Laien nachvollziehbare und packende Geschichte zu basteln, ist vielleicht gar nicht so einfach. Und prompt scheitert der eigentlich Blockbuster-erfahrene Bond-Regisseur Martin Campbell („Casino Royale“) an dieser Aufgabe, vor allem weil er seine Schwerpunkte falsch setzt und speziell die Science-Fiction-Elemente, die einiges an Faszination hätten ausstrahlen können, zur bloßen Hintergrundkulisse verkümmern lässt.
Abin Sur (Temuera Morrison) ist eine von 3600 „Green Lantern“, die im Auftrag der geheimnisvollen, unsterblichen Wächter des Universums für Recht und Ordnung sorgen. Das Ungeheuer Parallax, das seine Macht aus der gelben Kraft der Angst speist, bricht aus und verwundet Abin Sur tödlich. Der kann sich gerade noch auf die Erde retten, wo sein grüner Ring sich ausgerechnet den Piloten Hal Jordan (Ryan Reynolds) als neuen Träger aussucht. Der hat gerade bewiesen, dass Verantwortung für ihn ein Fremdwort ist, und ein teures Testflugzeug in seine Einzelteile zerlegt. Das beschert ihm mal wieder Ärger mit seiner Jugendfreundin Carol Ferris (Blake Lively), die gleichzeitig auch die Tochter seines Chefs und ebenfalls Pilotin ist. Auf Carol hat auch Hector Hammond (Peter Sarsgaard) ein Auge geworfen, der verschrobene Wissenschaftler, der im Auftrag der Regierung die Leiche des abgestürzten Außerirdischen untersucht und sich dabei mit einem Ableger von Parallax infiziert. Für Hal Jordan geht es derweil auf den Planeten Oa, der Heimat des „Green Lantern Corps“, wo er seine neuen Kollegen Sinestro (Mark Strong), Kilowog und Tomar-Re kennenlernt. Zurück auf der Erde, beginnt der Kampf gegen Hammond und Parallax.
Zum Auftakt des Films macht Martin Campbell noch vieles richtig: Parallax†™ Flucht von Ryut im verlorenen Sektor 666 und der spektakuläre Kampf mit Abin Sur werden direkt gefolgt vom optisch ebenfalls prächtig in Szene gesetzten Testflug, in dem sich Hal Jordan und Carol Ferris mit zwei hochmodernen Drohnen duellieren. Damit hat der Film dann sein Pulver aber schon fast verschossen: Hal Jordans Ausflug nach Oa ist nur kurz eindrucksvoll, dann eher albern, ansonsten beschränkt sich die Handlung weitgehend auf die Erde, wo einfach zu wenig passiert, um den Zuschauer wirklich fesseln zu können. Auch die Besetzung der Hauptrolle ist zwiespältig zu sehen: Ryan Reynolds hat Hal Jordan dann im Griff, wenn er den Filou gibt, der nicht erwachsen werden will und die Verantwortung scheut. Den Superhelden „Green Lantern“ nimmt man ihm aber nicht ab. Dafür fehlt es ganz gehörig an Charisma.
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Mehr als 5 Sterne kann ich nicht verteilen, auch wenn ich das gerne (an einen mir höchst sympathischen Superhelden) tun würde.
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#141
Geschrieben 06 August 2011 - 08:38
Einiges aus der Kulisse erinnert nicht von ungefähr an bekannte Bilder - wenn der 13-jährige Joe Lamb (Joel Courtney) im Jahr 1979 mit seinem BMX-Rad durch die Straßen der amerikanischen Kleinstadt Lillian in Ohio fährt, darf man auch kurz einmal einen Jungen namens Elliot vor dem geistigen Auge sehen, der gleich mit einem Außerirdischen Freundschaft schließen wird. „E.T.“ (1982) lässt grüßen. In „Super 8“ ist Steven Spielberg zwar nur als Produzent mit im Boot, trotzdem verbeugt sich Regisseur J. J. Abrams („Star Trek“) mit seinem neuen Film ganz tief vor ihm. Das Ergebnis ist in vielerlei Hinsicht altmodisch, nostalgisch, fast schon anachronistisch - mit vielen, vielen liebevoll zusammengesetzten Details schafft Abrams eine lobenswert dichte Atmosphäre, die den Zuschauer unweigerlich packt und ganz leicht in seine Welt eintauchen lässt.
Nach dem Tod seiner Mutter hat es Joe Lamb nicht leicht: Sein Vater Jack (Kyle Chandler) möchte nicht, dass er weiterhin beim schrägen Super-8-Filmprojekt seines Freunds Charles (Riley Griffiths) mitmacht. Als der ihm allerdings enthüllt, dass beim nächsten Dreh auch Alice (Elle Fanning) dabei sein wird, auf die Joe ein Auge geworfen hat, gibt es trotz des Verbots natürlich kein Halten. Die Nachwuchsfilmer drehen um Mitternacht an einem alten Bahnhof - ausgerechnet da kommt es zu einer furchtbaren Katastrophe: Ein Auto bringt einen Zug zum Entgleisen, Teile der Ladung explodieren, ein riesiges Inferno bricht los. Niemand kann sich das Unglück erklären, die Armee ist schnell vor Ort und macht ein großes Geheimnis aus den Geschehnissen. In der kleinen Stadt verschwinden erst Hunde, dann Menschen, die Stromversorgung hat Aussetzer und bald sind sich vor allem die Kinder einig, dass irgendetwas ziemlich Unheimliches in diesem Zug gewesen sein muss.
Es darf ja schon als Risiko angesehen werden, in einer Zeit, in der mit Endlos-Fortsetzungen („Harry Potter“), Remakes („Planet der Affen“) und der Vielzahl von Superhelden-Filmen vor allem auf Bewährtes gesetzt wird, mit einem ganz eigenen Stoff um die Gunst der Kinobesucher zu ringen. Wenn sich dann auch noch die Machart nicht restlos dem Zeitgeist beugt - nach dem überbordenden Spektakel, mit dem früh im Film der Zug entgleist, setzt „Super 8“ nämlich überwiegend auf die ruhigen Töne -, ist das regelrecht erfrischend und eine willkommene Abwechslung. Gute Schauspieler, speziell die Kinderrollen sind hervorragend besetzt, eine spannende und schlüssige Handlung, in der auch der Humor nicht zu kurz kommt, sowie sehenswerte Bilder ergeben zusammen einen absolut überzeugenden Film.
Acht Sterne
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#142
Geschrieben 13 August 2011 - 15:24
Um einen Phantastischen Film handelt es auf jeden Fall - diskussionswürdig ist bestenfalls, ob es sich um Fantasy oder doch eher um Science-Fiction handelt. Ich tendiere zu Letzterem, weil schlussendlich alles sowohl wissenschaftlich als auch rational erklärt werden kann und keine Elemente enthält, die in unserer normalenSucker Punch lasse ich mal außen vor, da ich mir immer noch nicht sicher bin, ob das nun ein phantastischer Film ist oder nicht.
Buck Rogers
#The World from the nefarious Ming the Merciless- • (Buch) gerade am lesen:Adam Christopher - Age Atomic
- • (Buch) als nächstes geplant:Adam Christopher - Dunkelheit in Flammen
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• (Buch) Neuerwerbung: Annie Jacobsen - 72 Minuten bis zur Vernichtung: Atomkrieg – ein Szenario
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• (Film) gerade gesehen: Dune: Part Two
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• (Film) als nächstes geplant: The Trouble with Being Born
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• (Film) Neuerwerbung: The Lost King
#143
Geschrieben 17 August 2011 - 08:30
Der französische Autor Pierre Boulle hat seinen Science-Fiction-Roman „Der Planet der Affen“ 1963 veröffentlicht. Nachdem schon aus seinem Buch „Die Brücke am Kwai“ (1956) ein erfolgreicher Film geworden war, nahm sich Hollywood auch dieses Stoffs an: Auf den Klassiker „Planet der Affen“ (1968) folgten vier Fortsetzungen mit stetig sinkender Qualität und eine erfolglose Fernsehserie, 2001 brachte Tim Burton eine Neuverfilmung in die Kinos. Nun kommt von Regisseur Rupert Wyatt eine weitere Version - aber kein Remake: Denn wie schon der Titelzusatz „Prevolution“ verrät, soll es hier um die Vorgeschichte zum sattsam bekannten Geschehen gehen.
Will Rodman (James Franco) will ein Medikament entwickeln, das die Alzheimer-Krankheit besiegen kann. Unter der leidet sein Vater Charles (John Lithgow), was Will antreibt, aber auch übertrieben risikoreich agieren lässt. Seine Forschungen werden offiziell auf Eis gelegt, nachdem Äffin Bright Eyes scheinbar aggressiv auf das Serum reagiert. Dafür erweist sich ihr Sohn Cesar, der in Wills Haus aufwächst, als extrem lernfähig - seine wahre Intelligenz zeigt sich sogar erst, als er eingesperrt wird und mit anderen Affen und vor allem bösen Menschen in Kontakt kommt.
Leider gibt sich Regisseur Wyatt keine große Mühe, mit seiner „Prevolution“ tatsächlich zur Buchvorlage oder den anderen Filmen hinzuführen. Der Widerspruch seines Finales zu dem, was später geschehen soll, ist doch extrem - da helfen wohl nur weitere Fortsetzungen, die den „Planet der Affen“-Kosmos auf eine ganz neue Fährte lenken oder die Widersprüche zurechtbiegen. Ob es dazu kommen muss, darf ruhig kritisch hinterfragt werden: Denn einerseits ist der Film zwar tricktechnisch sehr gelungen. Die Affen sind dieses Mal keine Menschen in Kostümen, sondern wurden im Performance-Capture-Verfahren (wie es schon in „Avatar“ perfekt zum Einsatz kam) erschaffen - nicht zuletzt dank einer ausdrucksstarken Mimik wirken sie praktisch echt. Doch damit können die menschlichen Darsteller leider nicht mithalten: Die werden allesamt von den Affen aus dem Computer mühelos an die Wand gespielt. Auch die Handlung wird von der Tricktechnik locker übertrumpft. Während jedem Zuschauer längst klar sein muss, wie der Hase laufen wird, müht sich Regisseur Wyatt immer noch mit seiner umständlichen und breit ausgewalzten Einleitung herum. Das ist leider alles andere als flott erzählt, sondern eine recht zähe Angelegenheit.
5 Sternchen
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#144
Geschrieben 21 August 2011 - 19:12
Als „The First Avenger“ wird Captain America im Untertitel des Films bezeichnet, als der erste aus der Gruppe der Superhelden des US-Comicverlags Marvel also, die 2012 als „The Avengers“ (wörtlich: die Rächer) gemeinsam die Leinwand erobern werden. Streng genommen ist er der letzte in der Reihe: Die Kinoabenteuer von Hulk, Iron Man und Thor gab es in den vergangenen Jahren bereits zu erleben, jetzt fügt sich das letzte Stück ins große Puzzle. Und wer nach dem schier endlos langen Abspann brav sitzen bleibt, darf die Helden sogar kurz zusammen in Aktion erleben. Vorher wird im Film die Geschichte des Captain America erzählt: Die beginnt im Zweiten Weltkrieg (damit ist er tatsächlich der erste der „Avengers“, der als Held aktiv wird) und endet in der Gegenwart.
Steve Rogers (Chris Evans) möchte in den USA des Jahrs 1942 unbedingt Soldat werden, um in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters treten zu können. Er wird mehrfach für untauglich erklärt, bis ihn der Wissenschaftler Abraham Erskine (Stanley Tucci) in sein Supersoldaten-Programm aufnimmt. Mit Hilfe des erfinderischen Unternehmers Howard Stark (Dominic Cooper) glückt der Test: Hänfling Rogers verwandelt sich in einen Muskelprotz. Die Armee in Person von Colonel Phillips (Tommy Lee Jones) hat trotzdem keine echte Verwendung für ihn, sodass er zunächst einmal als kostümierter „Captain America“ zusammen mit einigen Revue-Tänzerinnen auf Tour geht, um die Truppenmoral zu heben. Das führt auch nach Europa - wo er nicht nur Agentin Peggy Carter (Hayley Atwell) wiedertrifft, sondern auch in den Kampfeinsatz zieht, um seinen alten Kumpel „Bucky“ Barnes (Sebastian Stan) zu retten. Gegner ist kein Geringerer als der größenwahnsinnige Red Skull (Hugo Weaving), ein hochrangiger Nazi-Offizier, der mit seiner Organisation „Hydra“ längst sein eigenes Süppchen kocht.
Captain America, als Comic-Figur schon seit 1941 im Einsatz, hat einen klaren Progaganda-Ursprung - das dürfte mit der Grund sein, warum er hierzulande nie dem durchschlagenden Erfolg anderer Marvel-Helden nacheifern konnte. In der Film-Version sind Patriotismus und Pathos glücklicherweise nicht gar zu dick aufgetragen; die pure Unterhaltung steht im Vordergrund und hier beweist Regisseur Joe Johnston ein weitgehend glückliches Händchen: Die Handlung kommt etwas schwerfällig in die Gänge, sobald sie aber Tempo aufgenommen hat, schafft sie es durchaus, den Zuschauer mitzureißen. Was der doch recht oberflächlich angelegten Figur des Captain America an vor allem emotionaler Tiefe fehlt, gleichen die Darsteller der anderen Personen locker aus: Neben Hugo Weaving, der einen diabolischen Red Skull gibt, glänzen vor allem Tommy Lee Jones als knurriger Offizier und die lange kühl-reservierte Hayley Atwell. Das Ergebnis ist gut gemachtes Popcorn-Kino mit hohem Unterhaltungsfaktor.
7 Sternchen
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#145
Geschrieben 27 September 2011 - 12:34
Cowboys & Aliens
Science-Fiction-Filme, die nicht mehr sind als Wildwest im Weltraum, gibt es in genügender Anzahl – oft verdienen sie sich dieses Attribut allerdings unfreiwillig. Mit dem Comic „Cowboys & Aliens“ hatte Scott Mitchell Rosenberg 2006 die Idee, die beiden Genres ganz bewusst zu kombinieren. Und jetzt gibt es die bösen Außerirdischen, die den Wilden Westen aufmischen, auch auf der Leinwand: Regisseur Jon Favreau („Iron Man“) hat für das Spektakel unter anderem die Stars Harrison Ford und Daniel Craig an Bord.
Cowboy Jake Lonergan (Daniel Craig) hat nicht nur sein Gedächtnis verloren, sondern sorgt mit seinem Auftauchen in der heruntergekommenen Goldgräberstadt Absolution in Arizona auch für mächtig Wirbel: Er legt sich mit Percy (Paul Dano), dem nichtsnutzigen Sohn von Rinderbaron Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford), an und zieht sich damit dessen Zorn zu. Die mysteriöse Ella Swenson (Olivia Wilde) scheint mehr über seine Vergangenheit zu wissen, doch ehe sie sich offenbaren kann, landet Lonergan im Gefängnis – er wird nämlich unter anderem wegen eines Postkutschenüberfalls per Steckbrief gesucht. Trotzdem entgeht er dem Galgen: Jetzt kommen nämlich die Aliens ins Spiel, die mit ihren Flugmaschinen über Absolution hinwegdonnern und einige seiner Bewohner entführen, darunter auch Percy Dolarhyde, die Frau von Salonbesitzer Doc (Sam Rockwell) und der Großvater des jungen Emmett Taggart (Noah Ringer). Mit einem metallenen Armband, das sich als High-Tech-Waffe entpuppt, schießt Lonergan eine der Alien-Maschinen ab und führt die versammelten Cowboys – zu denen bald natürlich auch noch ein paar Indianer stoßen – in den Kampf gegen die Außerirdischen.
Jon Favreaus Western-SF-Mixtur hat durchaus ihre guten Momente, ist unterm Strich aber leider nur ganz nett und – berücksichtigt man, was in dieser eigentlich verheißungsvollen Konstellation möglich gewesen wäre – vergleichsweise belanglos. Mehr Humor wäre wünschenswert gewesen, mehr Spannung aber auch. Und: Während die Wildwest-Klischees richtiggehend liebevoll in den Film integriert sind, wird der Science-Fiction-Anteil eher stiefmütterlich dazugepackt: von der hanebüchenen Erklärung, warum die Außerirdischen überhaupt auf der Erde aktiv werden, bis hin zur abgrundtiefen Hässlichkeit der Aliens selbst; auch das ein Klischee, aber leider eben längst nicht so charmant präsentiert. Vielleicht hätte dafür ein Blick in „Mars Attacks“ geholfen.
6 Sternchen
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#146
Geschrieben 16 Oktober 2011 - 11:23
Am 11. Dezember 1972 landete Apollo 17 auf dem Mond, am 19. Dezember kehrten die drei Astronauten auf die Erde zurück. Schon zwei Jahre zuvor hatte die NASA bekannt gegeben, dass sie aus Kostengründen die Mondmissionen einstellen wird. So war dies der bis heute letzte Flug zum Erdtrabanten. Eine ganz andere Wahrheit präsentiert nun „Apollo 18“. Im sogenannten „Found Footage“-Stil versucht Regisseur Gonzalo López-Gallego dem Publikum weiszumachen, dass hier streng geheimes, aber authentisches Material auf der Leinwand landet, das das der Öffentlichkeit vorenthaltene Schicksal des nur angeblich abgesagten Apollo-18-Flugs zeigt.
Verglichen mit anderen filmischen Weltraummissionen (man denke an „Apollo 13“ oder gar an Spektakel wie „Armageddon“) geht es hier doch lange sehr unspektakulär zu. Wenn die drei Astronauten Nathan Walker (Lloyd Owen), Benjamin Anderson (Warren Christie) und John Grey (Ryan Robbins) in pseudo-dokumentarisch wackligen und oft grobkörnigen Bildern zum Mond geschickt werden, ist zunächst einmal alles Routine. Dazu passt auch die zeitgenössische Musik von Yes oder Jethro Tull, die in der Weltraumkapsel aus einem alten Kassettenrekorder scheppert.
Der Zuschauer darf sich in Sicherheit wiegen, bis sich plötzlich eine der gerade eingesammelten Gesteinsproben selbstständig macht und die Astronauten Fußspuren finden, die nicht von ihren Stiefeln stammen können. Schlagartig ist die Spannung da, zumal dann rasch noch ein verlassenes russisches Raumschiff auftaucht, von dem die Amerikaner nichts wussten. Es dauert eine ganze Weile, bis sich ihnen der Verdacht aufdrängt, dass sich da auch noch etwas Nicht-Menschliches in ihrer Nähe befinden könnte.
„Apollo 18“ entpuppt sich schnell als Gruselstreifen, der stellenweise auch ohne echte Schockerelemente an den Nerven kitzelt. Dazu gehört die gelungene Geräuschkulisse, in der das von den Helmmikrofonen eingefangene laute Atmen der Astronauten dominiert – und immer die bange Frage mitschwingt, ob da nicht noch etwas ganz anderes zu hören ist. Nicht ganz so originell ist leider die Handlung, die aus der spannenden Grundidee viel zu wenig macht. Sobald sich eigentlich das echte Grauen ausbreiten sollte, wird das Geschehen praktisch immer langweiliger. Das hängt auch mit der Machart zusammen: Die Handkamera-Bilder nutzen sich schnell ab, wirken wahlweise zu unübersichtlich oder zu statisch – die optische Seite ist leider insgesamt eine echte Enttäuschung.
(4 Sternchen)
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#147
Geschrieben 29 Oktober 2011 - 08:39
Die Idee ist nicht neu, hält aber trotzdem immer wieder das Potenzial für spannende Unterhaltung bereit: Ein tödliches Virus breitet sich mit rasender Geschwindigkeit aus und sorgt für eine weltweite Epidemie. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, wird die Lage durch Panikausbrüche und anderes Fehlverhalten zunehmend unübersichtlicher und noch gefährlicher. Genau so sieht auch das Szenario des neuen Thrillers von Steven Soderbergh („Ocean’s Eleven“) aus. Die Hintergründe der Seuche blendet der Regisseur zunächst aus, in dem er seine Geschichte am „Tag 2“ beginnen lässt und so einerseits neugierig macht, was denn nun am ersten Tag genau geschehen sein mag, sich aber zum anderen zunächst voll und ganz auf die rasante Ausbreitung seines Krankheitserregers über die ganze Welt konzentrieren kann.
Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) ist in Minneapolis das erste Opfer: Sie kommt von einer Geschäftsreise aus Hongkong nach Hause zurück, wenig später ist sie tot und hat auch ihren Sohn angesteckt. Ihr Mann Mitch (Matt Damon) erweist sich dagegen als immun. Alan Krumwiede (Jude Law) schreibt ein Internet-Blog, das auf zunehmendes Interesse stößt, sieht er doch den Zusammenhang zwischen verschiedenen Todesfällen auf der ganzen Welt. Für die US-Regierung wird Seuchenexperte Ellis Carver (Laurence Fishburne) aktiv: Er schickt Erin Mears (Kate Winslet) nach Minneapolis und lässt Ally Hextall (Jennifer Ehle) nach einem Gegenmittel forschen. Für die Weltgesundheitsorganisation ist währenddessen Dr. Leonora Orantes (Marion Cotillard) in Hongkong auf die Suche nach dem Ursprung der Seuche gegangen.
Das vielköpfige Personal ist Fluch und Segen zugleich: Das ständige Hin- und Herspringen zwischen den Einzelschicksalen macht die Geschichte zwar immer wieder ein wenig unübersichtlich, passt andererseits aber gut zur allgemeinen Hektik, mit der nach einer Lösung des tödlichen Problems geforscht wird. Dass so viele vermeintliche Hauptpersonen aktiv sind, lässt einen gleichzeitig auch immer im Ungewissen, wer die Seuche denn nun überleben wird und wer als Nächstes zu ihren Opfern zählt. Hier scheut sich Regisseur Soderbergh nicht, vereinzelt auch schockierende Bilder zu zeigen, während er sonst weitgehend einen eher nüchternen Erzählstil pflegt und die effekthascherischen Momente aufs Notwendige beschränkt. „Contagion“ ist letztlich zwar nicht wirklich originell, aber spannend und gut gemacht. Es darf sozusagen mitgefiebert werden.
(6-7 Sternchen)
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#148
Geschrieben 05 November 2011 - 22:04
In den Werbetrailern, die vorab zu sehen waren, wirkte „Real Steel“ noch wie eine abgespeckte Variante der „Transformers“ – mit weniger Effekten, aber mehr Handlung. Tatsächlich ist ein anderer Vergleich treffender: „Real Steel“ ist wie „Rocky“ mit Robotern. Beide Querverweise liegen nahe und sind nicht einmal negativ gemeint. Ein Sportfilm über einen Außenseiter, der es von ganz unten bis (fast) an die Spitze schafft, hat seine Reize. Und gigantische Roboter, die ihre „Muskeln“ spielen lassen, können für die dazu passende Optik sorgen. Die Verknüpfung gelingt Regisseur Shawn Levy („Nachts im Museum“) zumindest teilweise: Dann ist „Real Steel“, das lose auf einer Kurzgeschichte von Richard Matheson („I am Legend“) basiert, richtig mitreißend. Dass zusätzlich noch mit einer vergleichsweise kitschigen Vater-Sohn-Geschichte für Familienkompatibilität gesorgt wird, nimmt leider immer wieder Tempo aus der Handlung.
In den USA einer nicht allzu fernen Zukunft sorgen große Kampfroboter, die gegeneinander antreten, für die allgemeine Volksbelustigung. Das geschieht teils in einer organisierten Liga – unter dem Label „World Robot Boxing“ treten die besten Kämpfer an –, teils aber auch auf Jahrmärkten in der Provinz oder in schäbigen Untergrund-Hallen. Hier ist der ehemalige Boxer Charlie Kenton (Hugh Jackman) inzwischen angekommen, dem praktisch alles misslingt. Gerade wurde sein altgedienter Roboter „Ambush“ in einen Schrotthaufen verwandelt, da erreicht ihn auch noch die Nachricht, dass er sich um seinen elfjährigen Sohn Max (Dakota Goyo) kümmern soll, zu dem er bisher praktisch keinen Kontakt hatte. Dessen Tante Debra (Hope Davis) will sich um den Jungen kümmern und der völlig abgebrannte Charlie lässt sich von ihrem reichen Ehemann Marvin (James Rebhorn) sogar das Sorgerecht abkaufen – unter der Bedingung, dass er sich zwei Monate um Max kümmert, bis das Paar vom Toskana-Urlaub zurückkehrt. Es kommt, wie es kommen muss: Max entdeckt seine Liebe zum Roboter-Boxen, findet auf dem Schrottplatz einen Uralt-Blechkumpel namens „Atom“ und peppt ihn mit Hilfe von Charlies alter Freundin Bailey Tallet (Evangeline Lilly) so weit auf, dass er in den Ring geschickt werden kann. Und hier tritt „Atom“ einen unerwarteten Siegeszug an.
Die Roboter-Kämpfe sind richtig sehenswert: Im Gegensatz zu Spezial-Effekte-Orgien wie beispielsweise den erwähnten „Transformers“ wird hier, fast schon altmodisch, darauf geachtet, dass der Zuschauer auch nachvollziehen kann, was passiert. So entsteht eine Dramatik, die mit der von Boxfilmen mit menschlichen Kontrahenten durchaus mithalten kann. Eher lahm ist dagegen die Familiengeschichte, auch weil sie wenig (um nicht zu sagen: überhaupt nichts) Überraschendes bietet. Schade auch, dass außer den Robotern selbst keinerlei Science-Fiction-Elemente zu entdeckt sind – der Film könnte dieser Hinsicht auch problemlos in der Gegenwart spielen. Trotzdem bietet Shawn Levy, sonst ja eher Spezialist für wenig originelle Komödien, insgesamt gute Unterhaltung.
(6-7 Sternchen)
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#149
Geschrieben 22 November 2011 - 18:14
Ein letztlich überflüssiger Film: Regisseur Matthijs van Heijningen Jr. verkauft seinen Horror-Streifen „The Thing“ als Prequel zu John Carpenters gleichnamigem Film von 1982, indem er die Vorgeschichte zum dortigen Geschehen erzählt – die Unterschiede sind leider marginal. Die Handlung beruht in beiden Fällen auf der Erzählung „Wer geht dort?“ (1938) von John W. Campbell. Dass dieser Science-Fiction-Klassiker die Filmemacher so fasziniert (schon 1951 gab es „Das Ding aus einer anderen Welt“), hat seine Gründe: Die Begegnung mit dem „Ding“, einem unheimlichen, extrem gefährlichen Außerirdischen, hat ein ähnliches Spannungspotenzial wie zum Beispiel „Alien“ und auch viele inhaltliche Gemeinsamkeiten – nur dass hier die Bedrohung nicht irgendwo auf einem fremden Planeten auftaucht, sondern auf der Erde, im ewigen Eis der Antarktis.
„The Thing“ erzählt die Geschichte der norwegischen Forschungsstation, die in Carpenters Film völlig zerstört aufgefunden wird: Hier wurde das Fremdwesen ursprünglich entdeckt. Statt Kurt Russells MacReady wird Dr. Kate Lloyd (Mary Elizabeth Winstead) aktiv, die von Dr. Sander Halvorson (Ulrich Thomsen) zur Reise an den Südpol überredet wurde, weil dort ein abgestürztes Raumschiff samt seinem leblosen Insassen entdeckt worden ist. Als Erste zieht Dr. Lloyd die richtigen Schlüsse und geht gegen das Monster, das in andere Lebewesen eindringt und sie schließlich kopiert, vor. Daraus entsteht praktisch die gleiche Handlung wie in der Carpenter-Variante: Innerhalb der Station misstraut jeder jedem, die tödliche Jagd auf den Außerirdischen spitzt sich immer mehr zu.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass nun eine Frau den Flammenwerfer schwingt, während es in Carpenters „Thing“ überhaupt keine weiblichen Rollen gibt – vielleicht hat van Heijningen damit einen weiteren Bezug zu „Alien“ und seiner Heldin Ripley schaffen wollen. Ob nun Hommage oder Kopie: Das Vorhaben geht in beiderlei Hinsicht schief. „The Thing“ ist leider nur mäßig spannend: vor allem, weil man weiß, wie es enden muss, aber auch, weil man die besseren Szenen schon einmal gesehen hat. Es fehlt an Originalität, gruselige bis gelegentlich eklige Bilder reichen nun einmal nicht, um eine packende Atmosphäre zu schaffen. Und damit ist dieser neue Film eben schlicht überflüssig.
(Sagen wir: 4 Pünktchen)
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#150
Geschrieben 28 November 2011 - 21:42
Um den Profit zu maximieren, gibt es immer wieder neue Ideen. Die neuste im Filmgeschäft ist eine Weiterentwicklung des Fortsetzungsgedankens. Nun werden also nicht nur endlos Nachfolgestreifen produziert, bis die ursprüngliche Idee auch noch dem letzten Zuschauer verleidet worden ist – quasi als Krönung werden die Filme inzwischen auch noch geteilt und mit einem fiesen Cliffhanger ausgestattet, damit die Wartezeit bis zur zweiten Hälfte richtig schön unerträglich wird. Das hat mit dem siebten Harry-Potter-Buch offensichtlich gut genug funktioniert, dass nun auch Band vier der Twilight-Reihe nach den Romanen von Stephenie Meyer auf die gleiche Art und Weise in die Kinos kommt (den Rest-Film gibt’s erst in einem Jahr, ab 16. November 2012, zu sehen) und auch auf Tolkiens „Der Hobbit“ wartet dieses Schicksal. Der Zuschauer darf sich nicht beschweren, macht er doch das böse Spiel bereitwillig mit.
Immerhin passiert dieses Mal endlich etwas, nachdem in den ersten drei Filmen die dürftige Handlung zäh wie Kaugummi in die Länge gezogen wurde: Bella (Kristen Stewart) heiratet Vampir Edward (Robert Pattinson) und wird auch gleich schwanger. Beides gefällt Werwolf Jacob (Taylor Lautner) nicht sonderlich, trotzdem schlägt er sich auf Bellas Seite, als sein Rudel beschließt, das noch ungeborene Kind zu töten.
Auch das ist nun nicht unbedingt eine Geschichte, die man in 117 Filmminuten erzählen müsste. Locker die Hälfte davon wäre im Sinn einer strafferen Erzählweise gut verzichtbar, was im zweiten Teil sicher genauso sein dürfte. Da es dennoch nicht allzu langweilig wird – und die Fans natürlich noch einmal alle Figuren vor Augen geführt bekommen wollen, ob sie nun wichtig für die Handlung sind oder nicht –, verdient sich Regisseur Bill Condon einen Pluspunkt. Auch der dick aufgetragene Kitsch, unter dem die anderen Filme zu leiden hatten, ist zwar nicht ganz verschwunden, wird aber auf ein beinahe schon erträgliches Maß zurückgefahren. Dennoch ist „Breaking Dawn“ sicher nur für die Fans der Reihe eine runde (beziehungsweise eben halbrunde) Sache: Denn ohne die Vorkenntnisse aus den Teilen eins bis drei werden sich dem Zuschauer die verschiedenen Zusammenhänge nur ganz schwer erschließen.
(5 Sternchen)
Bearbeitet von Armin, 28 November 2011 - 21:44.
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