Film- & Serien-DB des SFN bald nicht mehr offline!
#181
Geschrieben 22 Juni 2013 - 07:50
Dass Filmreihen mit Comic-Helden einen Neustart (neudeutsch: Reboot) erleben, ist längst Usus geworden, aus welchen Gründen auch immer. Batman, Spider-Man und nun eben zum wiederholten Mal Superman sind Beispiele. Christopher Reeve hatte den unbezwingbaren Mann aus Stahl 1978 beispielgebend auf der Leinwand dargestellt, an seinem Nimbus mochten auch die immer schwächer werdenden drei Fortsetzungen nicht zu rütteln. Ein Neustart 2006 („Superman Returns“) ging in die Hose, jetzt folgt mit „Man of Steel“ ein neuerlicher Versuch, für den geballte Kompetenz verantwortlich zeichnet: Regie führt Zack Snyder („300“), Christopher Nolan, der mit seiner „Dark Knight“-Trilogie Batman in gelungener Form wiederbelebte, ist Produzent und das Drehbuch schrieb David S. Goyer, der ebenfalls schon an den „Dark Knight“-Filmen mitwirkte.
Die (Vor-)Geschichte ist in ihren Grundzügen gut bekannt: Weil der Planet Krypton kurz vor der Vernichtung steht, schickt Jor-El (Russell Crowe) seinen Sprössling Kal-El in einer Raumkapsel zur fernen Erde. Der wird dort dank seiner Adoptiveltern (Kevin Costner und Diane Lane) zu Clark Kent (Henry Cavill). Dass er Superkräfte hat, lernt er früh, die Hintergründe seiner Herkunft erfährt er schließlich auch und legt das Superman-Kostüm an. Da taucht auch schon General Zod (Michael Shannon) mit seinem Gefolge auf, der einst seinen Vater getötet hat, den Untergang Kryptons aber überlebte. Er will auf der Erde das Volk der Kryptonier neu erschaffen – den Schlüssel dazu hat Jor-El seinem Sohn mitgegeben. Der stellt sich zusammen mit Reporterin Lois Lane (Amy Adams) den Invasoren entgegen.
Auch wenn man sich die Frage stellen darf, ob die Geschichte, wie Superman zur Erde kam, zum x-ten Mal erzählt werden muss, macht Zack Snyder das recht gut. Der Film ist in den ersten zwei Dritteln kurzweilig gestrickt, speziell die Bilder von Krypton setzen sogar einige neue Akzente. Dann wird’s jedoch kritisch: Zum einen wird Snyders übliche Helden(über-)stilisierung und die Begeisterung für das Übermenschliche an sich auf Dauer schon ein wenig unangenehm – ein gelegentliches Augenzwinkern hätte dem Film gut getan, doch Humor ist ihm leider völlig fremd. Außerdem besteht das letzte Drittel von „Man of Steel“ praktisch nur noch aus einer einzigen Action-Orgie: Das ist vielleicht fünf Minuten lang ganz nett anzusehen, wird dann aber rasch sehr ermüdend. So schleppt sich der Film allem Getöse zum Trotz seinem Ende doch eher mühsam entgegen. Schade.
(6 Sternchen)
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
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#182
Geschrieben 30 Juni 2013 - 06:15
Nein, das ist nichts für zarte Gemüter: In „World War Z“ zeigt Regisseur Marc Forster („James Bond – Ein Quantum Trost“) den Kampf gegen eine weltweite Seuche, durch die sich infizierte Menschen in Windeseile in Zombies verwandeln. Lose basierend auf dem Roman „Operation Zombie: Wer länger lebt, ist später tot“ von Max Brooks (2006) ist ein rasanter Film entstanden, der einige recht drastisch-brutale Szenen enthält, aber auch kammerspielartige Momente aufweist, in denen man sich durchaus gruseln darf, und fast bis zur letzten Sekunde spannend bleibt.
Gerry Lane (Brad Pitt) war einst für die Vereinten Nationen in Krisengebieten im Einsatz, will sich aber jetzt nur noch um seine Familie kümmern. Den Ausbruch der Zombie-Seuche erlebt er in Philadelphia hautnah mit. Beistand kommt von seinem ehemaligen Chef Thierry Umutoni (Fana Mokoena), der ihm nicht uneigennützig hilft, Frau (Mireille Enos) und Kinder (Sterling Jerins, Abigail Hargrove) in Sicherheit zu bringen. Als Gegenleistung soll Gerry einen Wissenschaftler auf der Suche nach dem Ursprung der Seuche begleiten und beschützen. Die wilde Jagd führt über Südkorea und Israel nach Wales – die Zombies lauern überall.
Über die Entstehung des Films hört man wahre Schauergeschichten, unter anderem soll das Drehbuch mehrfach verändert worden sein, auch als die Dreharbeiten bereits liefen. Dem fertigen Film merkt man das nur insofern an, dass das Augenmerk weder auf einer originell erzählten Geschichte noch auf der Figurentiefe liegt – von Gerry Lane abgesehen, dem Brad Pitt die gewünschte grimmig-entschlossene Note verleiht, bleiben alle anderen Personen nur Staffage. Dafür überzeugen die Bilder und das Tempo: Einige Nahkämpfe sind eher unübersichtlich mit der wackligen Handkamera gefilmt, aber speziell die Massenszenen, oft aus der Vogelperspektive aufgenommen, geraten schon sehr beeindruckend. Auch die 3D-Technik trägt dazu ihren Teil bei – ausnahmsweise darf eine nachträgliche Konvertierung als gelungen bezeichnet werden. Vor allem aber reißt die atemlose Geschwindigkeit des Films den Zuschauer mit und gönnt ihm kaum eine Verschnaufpause, zumal auch die ruhigeren Momente große Spannung bieten. Actionreiche Unterhaltung ist garantiert.
(7 Sternchen)
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#183
Geschrieben 29 Juli 2013 - 06:43
Seit im Jahr 2000 der erste X-Men-Film in die Kinos gekommen ist, zählt Wolverine, immer dargestellt von Hugh Jackman, zu den beliebtesten Helden der Marvel-Comic-Serien, die den Sprung auf die Leinwand geschafft haben. Wolverine, der praktisch unverwundbar ist und aus seinen Händen tödliche Klauen ausfahren kann, funktioniert allerdings offensichtlich in der Gruppe besser als alleine: In den drei X-Men-Filmen setzte er die Glanzlichter, sein erstes Solo-Abenteuer („X-Men Origins: Wolverine“, 2009) fiel jedoch eher durchwachsen aus, weil es zwar immerhin ganz unterhaltsam war, aber doch auch etliche Schwächen in Handlung und Figurenzeichnung offenbarte. Im zweiten Anlauf wird leider nicht alles besser: „Wolverine: Weg des Kriegers“ scheitert unter der Regie von James Mangold („Walk the Line“) in praktisch jeder Hinsicht.
Einst hat Wolverine dem Japaner Yashida (Hal Yamanouchi) während des Atombombenangriffs auf Nagasaki das Leben gerettet. Der ist inzwischen Herr über ein riesiges Firmenimperium, liegt im Sterben und versucht verzweifelt, dem Krebstod zu entkommen. Yashida schickt Ninja-Kämpferin Yukio (Rila Fukushima) auf die Suche nach Wolverine, der den Verlust von Jean Grey (Famke Janssen) noch nicht verkraftet hat, um ihn nach Tokio zu rufen. Dort überschlagen sich die Ereignisse: Yashida stirbt, seine Enkelin Mariko (Tao Okamoto) wird von Attentätern gejagt. Und schließlich sind da noch die undurchsichtige Mutantin Viper (Svetlana Khodchenkova), die ihr eigenes Spiel zu spielen scheint, und der „Silver Samurai“ Harada (Will Yun Lee), der öfter mal die Seiten wechselt.
Wolverine ist eigentlich eine faszinierende Figur: ein Einzelgänger, gequält von seiner langen, oft grausamen Vergangenheit, immer auf der Suche nach sich selbst und seinem inneren Frieden, aber auch ein gnadenloser Killer, der in Extremsituationen zum entfesselten Tier werden kann. Der Film vergisst leider, aus diesem Fundus zu schöpfen: Wolverine wirkt hier wie ein beliebig austauschbarer Action-Held, dem selbst die geknurrten wortkargen Kommentare nicht so recht gelingen wollen. Auch die Personen um ihn herum bleiben oberflächlich charakterisiert und man kann höchstens erahnen, welches Potenzial hier verschenkt worden ist – aus der Comic-Vorlage für die Filmhandlung (einer Miniserie von 1982 aus der Feder von Chris Claremont und Frank Miller) ist leider nur sehr wenig übrig geblieben. Bleibt die Action: Kämpfe sind in derart großer Zahl ohne relevante Variationen zu sehen, dass sich auch in dieser Hinsicht doch recht schnell Ernüchterung einstellt. Einzig die ausgedehnte Szene auf einem Hochgeschwindigkeitszug, auf dem sich Wolverine mit zwei Ninjas balgt, bleibt als originell in Erinnerung. Das ist insgesamt dann doch ziemlich dünn.
(4 Sternchen)
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#184
Geschrieben 12 August 2013 - 06:55
Die Idee klingt ja ganz lustig: Eine ganze Reihe mehr oder weniger bekannter Schauspieler spielt sich selbst, nimmt sich dabei auch gehörig auf die Schippe, lässt sich in absurde Situationen manövrieren und nebenbei geht noch die Welt unter. Im Kurzfilm „Jay and Seth versus the Apocalypse“, den die beiden kanadischen Schauspieler Seth Rogen und Jay Baruchel 2007 auf die Schnelle gemeinsam gedreht haben, mag das sogar funktioniert haben. Die abendfüllende Version, die jetzt unter der Regie von Rogen und Evan Goldberg (beide sind auch fürs Drehbuch verantwortlich) in die Kinos kommt, entpuppt sich allerdings leider als ziemlich ärgerliche Aneinanderreihung nicht jugendfreier Zoten und platter Pointen, inmitten einer weitgehend sinnfreien Handlung.
Schauspieler Jay Baruchel besucht seinen erfolgreichen Kumpel Seth Rogen in Hollywood. Eigentlich verabscheut Jay das Leben dort, gegen ein entspanntes Wochenende mit Videospielen, Fast Food und ein paar Joints hat er aber nichts einzuwenden. Seine gute Laune wird ihm erst von Seths Vorschlag verdorben, die Einweihungsparty von James Francos neuem Haus zu besuchen. Dort tummeln sich all die Filmstars, mit denen Jay am liebsten nichts zu tun haben möchte. Doch es kommt noch schlimmer: Wie in der biblischen Apokalypse spielt sich plötzlich direkt vor der Haustür der Weltuntergang ab und der Großteil der prominenten Partygesellschaft verschwindet in einer tiefen Erdspalte. Die Überlebenden, zu denen auch Jonah Hill, Craig Robinson und Danny McBride gehören, verschanzen sich im Haus und hangeln sich dort von einer skurrilen Situation zur nächsten. Unter anderem schaut auch Harry-Potter-Star Emma Watson kurz in der Herrenrunde vorbei, verabschiedet sich aber schnell wieder.
„Das ist das Ende“ hat seine drei oder vier guten Momente, in denen tatsächlich witzig-spritzige Dialogzeilen hin- und herfliegen, die auch mal zum Lachen reizen. Leider werden die Grenzen des guten Geschmacks aber viel zu oft unterschritten und auch die Kunst, eine total absurde Szene dem Zuschauer so zu präsentieren, dass er sie lustig und sehenswert findet, überfordert die Macher sichtlich. Die hatten zwar mutmaßlich jede Menge Spaß an der Arbeit, beim Publikum kommt davon aber leider viel zu wenig an. Das sehnt das Ende (des Films) dann auch recht schnell herbei.
(2 Sternchen)
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#185
Geschrieben 26 August 2013 - 15:53
Neill Blomkamp hat sich mit seinem Debüt, dem eindrucksvollen Science-Fiction-Film „District 9“ (2009), einen Namen gemacht. Nun bringt der südafrikanische Regisseur mit „Elysium“ sein zweites Werk auf die Leinwand, das ebenfalls in einem düsteren Zukunftssetting angesiedelt ist, zwar auf Außerirdische verzichtet, aber ganz ähnliche Themen (wie zum Beispiel Ausgrenzung und Klassenkampf) behandelt. Optisch ist das erneut großartig gelöst. Inhaltlich macht Blomkamp aber leider einen großen Schritt zurück: Während die Action weitgehend stimmt, fehlt es seiner Geschichte an überraschenden Einfällen und sind die Figuren doch sehr holzschnittartig angelegt.
Im Jahr 2154 hausen die meisten Menschen in riesigen Slums und leiden dort unter ärmlichsten Verhältnissen und einem repressiven Polizeistaat. Derweil haben sich die Reichen in einer Raumstation namens „Elysium“ ihre eigene schöne neue Welt geschaffen. Auch der vorbestrafte Max DeCosta (Matt Damon) träumt davon, dort eines Tages zu leben. Als er bei einem Arbeitsunfall lebensgefährlich verstrahlt wird, bleibt ihm nur ein Ausweg: Auf Elysium gibt es Geräte, die jede Krankheit heilen können. Sein alter Freund Spider (Wagner Moura) verspricht ihm die Fahrkarte zur Raumstation, wenn er einen Auftrag für ihn erledigt. Doch beim Überfall auf Konzernboss John Carlyle (William Fichtner) geht längst nicht alles glatt. Die wichtigen Daten, die dieser bei sich trägt, landen dennoch in Max’ Gehirn – und dieser wird samt seiner Jugendfreundin Frey (Alice Braga) vom skrupellosen Kruger (Sharlto Copley) nach Elysium gebracht, wo Verteidigungsministerin Delacourt (Jodie Foster) einen Umsturz plant und dafür eben diese Daten braucht.
Die Bilder sind ohne Zweifel beeindruckend: hier die unansehnlichen Slums der Erde, dort die nobel-luxuriöse Villen-Idylle der Raumstation. Leider hat sich Regisseur Blomkamp ganz offensichtlich zu sehr auf diese extremen Gegensätze versteift. Seinem Film und vor allem den Figuren fehlt es an Nuancen. Stattdessen gibt es nur Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß. Max DeCosta pendelt als Einziger zwischen diesen Polen, doch auch der Kleinkriminelle, das wird schnell klar, ist lediglich ein Opfer der Umstände und eigentlich ein herzensguter Kerl – immerhin erlaubt es diese Ausgangssituation Matt Damon, einiges aus seiner Rolle herauszuholen und überzeugend aufzuspielen. Die anderen Darsteller haben weniger Gelegenheit zu glänzen, weil ihre Figuren zu eindimensional angelegt sind. Negativ macht sich auch bemerkbar, dass Blomkamp seine Botschaft, wie er sich soziale Gerechtigkeit vorstellt, nicht nur einmal loswerden muss, sondern sie ziemlich penetrant dem ganzen Film wie einen Stempel aufdrückt. Das schmälert leider den Unterhaltungswert, der immer mal wieder aufblitzt.
(5 Sternchen)
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#186
Geschrieben 15 September 2013 - 08:56
Es kommt ja öfter vor, dass Filme mit ähnlicher Thematik kurz hintereinander im Kino landen – das war bei „Armageddon“ und „Deep Impact“ (1998) so und auch kürzlich mit „Olympus Has Fallen“ und „White House Down“ mal wieder zu erleben. Und nach „Das ist das Ende“ (der gerade erst im August zu sehen war) folgt jetzt mit „The World’s End“ ein weiterer Weltuntergangsklamauk, die britsche Variante sozusagen – leider von ähnlich erschütternder Qualität. Zwar nicht ganz so platt und auch nicht ganz so jenseits des guten Geschmacks, aber mit ebenso spätpubertärer, sinnfreier Handlung und geringem Unterhaltungswert.
Gary King (Simon Pegg) ist nie so richtig erwachsen geworden. Nachdem er es vor 20 Jahren zum Ende seiner Schulzeit nicht geschafft hat, mit seinen Kumpels eine Tour durch die zwölf Pubs ihrer Heimatstadt zu vollenden, will er das jetzt nachholen und trommelt die alte Truppe zusammen. Anwalt Andy (Nick Frost), Makler Oliver (Martin Freeman) Autoverkäufer Peter (Eddie Marsan) und Architekt Steven (Paddy Considine) führen im Gegensatz zu Gary alle längst ein geregeltes Leben und lassen sich nur mit diversen Tricks von der Idee überzeugen. Außer Gary hat prompt niemand Spaß an der Sache. Doch kurz bevor die Tour frühzeitig abgebrochen wird, machen die fünf eine schockierende Entdeckung: Sie sind von roboterähnlichen Außerirdischen umgeben, die ihre einstigen Mitbürger ersetzt haben.
Eigentlich gelten Regisseur Edgar Wright und Hauptdarsteller Simon Pegg, die wie bei „Shaun of the Dead“ (2004) und „Hot Fuzz“ (2007) gemeinsam das Drehbuch verfasst haben, ja als Erfolgsduo. Den Abschluss ihrer „Blut-und-Eiscreme-Trilogie“ setzen sie aber kräftig in den Sand. Die Witze sind flach, die Handlung ist konfus und entbehrt jeglicher Logik. Ganz schlimm sind die absurden Kämpfe zwischen Menschen und Roboterähnlichen – auch durch die mehrfache Wiederholung praktisch identischer Szenen werden diese optisch nicht weniger ärgerlich. Das Schmunzeln, das sich anfangs wenigstens noch gelegentlich einstellt, verschwindet so recht schnell wieder von den Lippen. Insgesamt ist „The World’s End“ die zweite überflüssige Apokalypsen-Klamotte des Jahres.
(3 Sternchen)
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#187
Geschrieben 07 Oktober 2013 - 08:58
Selten hat sich der Einsatz der 3D-Technik in einem Film so gelohnt wie im Fall von „Gravity“: Das Weltraum-Drama von Regisseur Alfonso Cuarón (zuletzt „Children of Men“, 2006) wird gerade dank der 3D-Effekte zu einem atemberaubenden Spektakel, das den Zuschauer schon mit seinen ersten Bildern in den Bann zieht und auch nicht mehr loslässt. Optisch großartig, jederzeit spannend – „Gravity“ ist ein rundum gelungener Film.
Es ist ein Alptraum: Eben noch hat die Crew des Space Shuttles „Explorer“ im Erdorbit in aller Seelenruhe ihre Routineaufgaben erledigt, plötzlich bricht die Katastrophe über sie herein. Ein versehentlich abgeschossener Satellit hat eine Kettenreaktion ausgelöst, die zahlreichen Trümmerstücke werden zu scharfkantigen Geschossen. Nur zwei von fünf Astronauten überleben das Unglück: die Medizinerin Dr. Ryan Stone (Sandra Bullock), die sich zum ersten Mal überhaupt im Weltall befindet, und der Veteran Matt Kowalski, für den es die letzte Mission sein sollte. Der Kontakt zur Kommandozentrale in Houston geht verloren, die „Explorer“ ist zerstört und für die beiden gibt es nur noch eine Rettung: Sie müssen die internationale Raumstation ISS erreichen, um von dort aus mit einer Rettungskapsel zur Erde zurückkehren zu können.
Die Intensität des Geschehens ist fast unglaublich: Regisseur Cuarón gönnt dem Zuschauer keine Verschnaufpausen, er schafft eine extrem dichte Atmosphäre und konfrontiert seine Figuren mit Einsamkeit, Verzweiflung und Angst. George Clooney darf den coolen Raumfahrer geben, an dessen großspuriger Gelassenheit alles abperlt, ohne dass es ihm etwas auszumachen scheint. Sandra Bullock offenbart dagegen eine ganze Palette an Gefühlsnuancen: mehrfach erreicht sie den Punkt völliger Niedergeschlagenheit und Erschöpfung, kämpft aber mit einem großartigen Überlebenswillen immer wieder dagegen an. Das ist im Ergebnis grandios.
(9 Sternchen)
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#188
Geschrieben 27 Oktober 2013 - 18:45
Die außerirdischen Formics haben die Erde beinahe zerstört, nur dank des heldenhaften Einsatzes von Kampfpilot Mazer Rackham (Ben Kingsley) konnten sie besiegt und verjagt werden. Doch der nächste Angriff droht und deshalb sucht Colonel Graff (Harrison Ford) nach einem Taktik-Genie, das die Formics ein für alle Mal besiegen kann. Unter den blutjungen Rekruten tut sich ganz besonders Ender Wiggin (Asa Butterfield) hervor, der auch in den Kampfsimulationen seine älteren Kontrahenten reihenweise schlägt. Er wird zügig befördert und landet schon bald auf der Kommandoschule, während die irdische Flotte den finalen Angriff auf die Formics vorbereitet.
Orson Scott Cards Buch „Ender’s Game“ (1985, deutsch auch „Das große Spiel“) wurde als bester Science-Fiction-Roman seines Jahrgangs mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnet, den beiden wichtigsten internationalen SF-Preisen. Der Roman, dem zahlreiche Fortsetzungen folgten, ist bis heute lesenswert, zumal er durchaus kontrovers diskutiert werden darf: Ender Wiggin ist trotz seines jungen Alters kein pflegeleichter, typisch kindlicher Protagonist, sondern eine sehr vielschichtige Persönlichkeit. Wenn es seinen Zwecken dient, kann Ender auch unangenehm brutal werden. Angesichts des Konflikts mit den bösen Außerirdischen werden die ethischen Grundwerte in Cards Roman gern mal vernachlässigt. Das gilt ganz besonders fürs Finale – hier darf man sicherlich geteilter Meinung darüber sein, wie der Autor seine Hauptfigur von jeglicher Schuld befreit.
Der Film von Regisseur Gavin Hood („X-Men Origins: Wolverine“) überträgt diesen facettenreichen Charakter gut auf die Leinwand, in anderen Punkten hapert es dagegen: So wird nie richtig deutlich, warum es ausgerechnet Kinder sind, die für den letzten Kampf mit den Formics gedrillt werden. Auch Enders strategische Genialität wird bestenfalls ansatzweise vermittelt: Die Szenen im Kampfraum wurden auf ein Minimum reduziert – aus filmerischer Sicht zwar verständlich, da hier optisch wohl nur wenig Abwechslung möglich gewesen wäre, dennoch geht das klar zu Lasten der Intensität des Geschehens. Immerhin sind auch die wenigen Duelle in der Schwerelosigkeit des Kampfraums nett anzuschauen, die Simulationen der Raumschlachten sehen dann sogar richtig beeindruckend aus. Die Schauspieler können nur teils mithalten: Asa Butterfield („Hugo Cabret“) macht seine Sache sehr gut, die prominenten Co-Stars Harrison Ford und Ben Kingsley (mit eher alberner Gesichtstätowierung) kommen weit weniger gut zur Geltung. Für Abigail Breslin (als Enders Schwester Valentine) und Hailee Steinfeld (Petra Arkanian, die an Enders Seite kämpft) bleibt zu wenig Raum, um echte Akzente zu setzen. Insgesamt ein interessanter Film mit einigen Schwächen, aber auch einer Menge Diskussionsstoff.
(6 Sternchen)
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#189
Geschrieben 02 November 2013 - 14:34
Das Spektakel geht weiter: Nachdem das Leinwanduniversum der Comic-Schmiede Marvel mit den „Avengers“ (2012) seinen ersten Höhepunkt erreicht hat, dürfen die einzelnen Helden eine neue Solo-Runde absolvieren. Iron Man hatte bereits im Mai seinen Auftritt, jetzt ist Thor an der Reihe und Captain America (Frühjahr 2014) steht auch schon in den Startlöchern. Thor, der göttliche Held von Asgard, erlebt dabei mit Sicherheit das am wenigsten bodenständige Abenteuer: Das beginnt und endet zwar auf der Erde, zwischendurch geht es aber auch auf ferne Planeten und zu fremden, ziemlich bösartigen Wesen – das sorgt für allerlei Exotik und sehenswerte Bilder, auch die 3D-Effekte sind gelungen eingesetzt.
Der Kern der Geschichte reicht tief in die Vergangenheit zurück: Malekith (Christopher Eccleston), Anführer der Dunkelelfen, wurde einst von Thors Großvater besiegt. Eine unheimliche zerstörerische Kraft, der „Äther“ genannt, wurde damals allerdings dummerweise nicht zerstört. Jetzt stolpert ausgerechnet Thors irdische Freundin Jane Foster (Natalie Portman) über den Äther und bringt so den neuen Konflikt in Gang. Bald ist man auf Asgard so verzweifelt, dass Thor (Chris Hemsworth) sogar seinen verräterischen Bruder Loki (Tom Hiddleston) um Hilfe bittet – es steht nicht weniger als das Schicksal aller neun Welten auf dem Spiel.
Nachdem im ersten Thor-Film noch Shakespeare-Spezialist Kenneth Branagh Regie führte, ist in „The Dark Kingdom“ (so die etwas seltsame „Übersetzung“ des Originaltitels „The Dark World“) Alan Taylor an der Reihe, der bisher hauptsächlich in Fernsehserien (unter anderem „Game of Thrones“) Erfahrungen sammelte. Taylor macht seine Sache gut, indem er weitgehend auf die Erfolgsformel seines Vorgängers setzt: actionreiches Spektakel in bombastischen Kulissen, dazu bekannte Darsteller (natürlich gibt es auch ein Wiedersehen mit Anthony Hopkins und Rene Russo als Odin und Frigga) und vor allem eine ordentliche Portion Humor und Selbstironie. Ein Glanzlicht setzt wieder einmal Tom Hiddleston: Sein intriganter Loki ist wie schon in „Thor“ und „Die Avengers“ schlicht großartig. Da kann nicht einmal der Titelheld mithalten, auch wenn Thor dieses Mal ein wenig erwachsener als im ersten Teil daherkommt. Auch sonst passt es einfach: Die flotte Handlung erzählt keine sonderlich komplizierte und schon gar keine originelle Geschichte, nutzt aber den simplen Konflikt zwischen Gut und Böse für eine sehr unterhaltsame Inszenierung. Das macht Spaß, so darf es im Hause Marvel gerne weitergehen.
(8 Sternchen)
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#190
Geschrieben 23 November 2013 - 15:01
Vergangenes Jahr war „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ eine angenehme Überraschung. Der erste Film zur Romantrilogie von Suzanne Collins, die sich vor allem an jugendliche Leser wendet, während die Verfilmungen auch ein älteres Publikum ansprechen, entführte überzeugend in eine dystopische Zukunft, in der die USA in Trümmern liegen. Im Land Panem herrscht das reiche Kapitol über die zwölf armen Distrikte. Die alljährlichen Hungerspiele, ein tödlicher Wettkampf, erinnern die Distrikte an die Macht des Kapitols, das einst eine Revolution niedergeschlagen hat, und dienen auch der Volksbelustigung.
Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson), die Gewinner der letzten Hungerspiele, entwickeln sich aufgrund ihrer Popularität zur Bedrohung für das System. Präsident Snow (Donald Sutherland) will sich des Problems mit einem üblen Trick entledigen: Zum Jubiläum, der 75. Auflage der Spiele, müssen die noch lebenden ehemaligen Sieger antreten. Für Katniss, die gehofft hatte, den Rest ihres Lebens in relativer Ruhe mit ihrem Freund Gale (Liam Hemsworth) und ihrer Familie verbringen zu können, beginnen damit erneut die Vorbereitungen auf den tödlichen Wettstreit. Auch dank einem neuen Spielleiter, Plutarch Heavensbee (Philip Seymour Hoffman), geht es dieses Mal sogar noch brutaler zu.
Statt Gary Ross sitzt dieses Mal Francis Lawrence („I am Legend“) im Regiesessel. An der Machart ändert sich allerdings wenig. Erst wird in anschaulichen Bildern noch einmal die enorme Kluft zwischen Arm und Reich verdeutlicht und auch gezeigt, dass eine neuerliche Revolution gegen die Macht des Kapitols nicht völlig abwegig scheint. Dann wird wieder gekämpft, dieses Mal glücklicherweise ohne allzu wacklige Naheinstellungen. Insgesamt bekommt der Zuschauer weitgehend mehr vom Bewährten, größere Überraschungen bleiben aus. Das ist ganz unterhaltsam, nur im Mittelteil der stolzen 147 Minuten schleicht das Geschehen etwas zäh voran.
Das Ende dagegen ist für jeden, der die Bücher nicht kennt, richtig fies: Der Cliffhanger wäre selbst für eine wöchentliche Fernsehserie ungewöhnlich dreist, umso mehr gilt das für einen Kinofilm, dessen Fortsetzung erst im November 2014 auf die Leinwand kommen soll. Auch dann wird von „Flammender Zorn“, dem Abschluss der Trilogie, übrigens nur die erste Hälfte zu sehen sein, Teil zwei folgt noch später. Die Leser der Romane dürfen sich über ihren Wissensvorsprung also noch eine ganze Weile freuen.
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#191
Geschrieben 16 Dezember 2013 - 09:51
Der Mittelteil einer Trilogie ist eigentlich eine undankbare Sache, hat er doch keinen richtigen Anfang und schon gar kein echtes Ende. Das kann eine sehr unbefriedigende Angelegenheit sein. Im Fall von „Smaugs Einöde“, dem zweiten Hobbit-Film von Peter Jackson, darf sich der Zuschauer allerdings ganz entspannt im Kinosessel zurücklehnen. Nachdem Teil eins („Eine unerwartete Reise“, 2012) nur sehr schwerfällig in die Gänge kam und auch deshalb insgesamt etwas sehr in die Länge gezogen wirkte, ist das bei der Fortsetzung nicht der Fall: Natürlich hat auch „Smaugs Einöde“ seine ruhigeren Momente, diese hemmen die sehr flotte Erzählweise aber keineswegs und der Film langweilt nicht eine Sekunde. Außerdem hat er eine Unmenge denkwürdiger Szenen zu bieten.
Die Truppe um Zwergen-Chef Thorin Eichenschild (Richard Armitage), Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und den Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ist weiter unterwegs zum Einsamen Berg, um in die einst vom Drachen Smaug eroberte Zwergenstadt Erebor eindringen zu können. Der Weg führt sie durch den Düsterwald, in eine Elbenfestung und schließlich in die Stadt Esgaroth am Langen See, nahe am Berg. Verfolgt wird die Gruppe nach wie vor von einer Horde blutrünstiger Orks und auch sonst gibt es einige Gefahren zu überstehen, bis „Meisterdieb“ Bilbo endlich im Berg nach dem Arkenstein suchen kann, der Thorins Anspruch als „König unter dem Berg“ untermauern soll. Doch auch nach vielen Jahren wacht der Drache noch eifersüchtig über seine Schätze.
Natürlich lässt sich auch weiterhin trefflich darüber streiten, ob es wirklich sein muss, dass man aus einem 400-Seiten-Roman (einem Kinderbuch zudem) einen Kino-Dreiteiler mit am Ende doch rund neun Stunden Länge bastelt. Trotzdem macht Peter Jackson seine Sache dieses Mal gut, er findet den Ton und vor allem das Tempo seiner „Herr der Ringe“-Trilogie wieder und macht damit den etwas schwächeren Auftakt seiner Hobbit-Filme fast vergessen. Jacksons Bilder sind in ihrer epochalen Wucht ohnehin über jeden Zweifel erhaben und sorgen für viele großartige Momente: Der Kampf mit den Riesenspinnen im Düsterwald wird zwar nicht jedermanns Geschmack treffen, die verrückte Flucht aus der Elbenfestung dafür aber sicherlich: Wenn die Zwerge in Weinfässern einen reißenden Fluss hinunterrasen, verfolgt von Orks, die wiederum von den Elben Legolas (Orlando Bloom) und Tauriel (Evangeline Lilly) gejagt werden, dann ist das dermaßen turbulent und gut, dass man sich die irre Fahrt am liebsten gleich noch einmal ansehen würde. Fast genauso eindrucksvoll geraten dann später einige der Szenen mit Smaug. Insgesamt bedeutet „Smaugs Einöde“ eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgänger und mit dem bösen Cliffhanger am Ende ist auch für „Vorfreude“ auf den Abschluss der Trilogie gesorgt. Bedauerlich: „Der Hobbit – Hin und zurück“ kommt erst am 17. Dezember 2014 in die Kinos.
(8 Sternchen)
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#192
Geschrieben 29 Januar 2014 - 09:51
Mit Mary Shelleys Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ (1818) hat dieser Film leider nur sehr wenig zu tun. Grundlage ist vielmehr ein Comic aus der Feder von Kevin Grevioux (unter anderem an der „Underworld“-Filmreihe beteiligt), der zusammen mit Regisseur Stuart Beattie auch für das Drehbuch verantwortlich ist. Grevioux nutzt Mary Shelleys Klassiker als Grundlage für eine vollkommen neue Geschichte. Ausgangspunkt ist ein alternatives Ende: Statt selbst ebenfalls den Tod zu suchen, nachdem Victor Frankenstein gestorben ist, beerdigt Frankensteins Monster seinen Schöpfer und wird dabei mit Kreaturen konfrontiert, die um die Vorherrschaft über die Welt kämpfen und sich brennend für das künstlich geschaffene Wesen interessieren: die Gargoyles und die Dämonen.
Gargoyle-Königin Leonore (Miranda Otto) gibt dem Geschöpf Frankensteins (Aaron Eckhart) den Namen Adam und warnt ihn nicht ohne Eigeninteresse vor den Dämonen. Deren Anführer Naberius (Bill Nighy) verfolgt nämlich einen besonders finsteren Plan: Er will nach dem Vorbild Adams eine ganze Armee seelenloser Kreaturen schaffen, die der Reanimierung seiner verblichenen Dämonen dienen soll. Dafür braucht er entweder Victor Frankensteins verschollene Aufzeichnungen oder eben das Monster selbst. Ohne diese Hintergründe zu kennen, steht die Wissenschaftlerin Terra Wade (Yvonne Strahovski) in Naberius’ Diensten und hat auch schon bald erste Erfolge vorzuweisen.
„I, Frankenstein“ ist reines Action-Kino, tiefergehende Fragen, wie sie Shelleys Roman zuhauf bietet, werden komplett ausgeblendet. Stattdessen wird praktisch permanent gekämpft, und das auf recht drollige Art und Weise. Es fließt kein Blut, getötete Dämonen lösen sich in Flammen auf und fahren zur Hölle, die Gargoyles werden zu Lichtsäulen und entschweben in den Himmel. Das wirkt auf Dauer ein wenig peinlich. Davon abgesehen, sind zwar die Kampfszenen halbwegs kurzweilig gemacht und stellenweise ganz nett anzuschauen, die übergroßen Logiklöcher in der Handlung stören dann aber doch gewaltig. Insofern bleibt sich Kevin Grevioux treu: Die Nähe zu den „Underworld“-Filmen ist gegeben; die zum „Frankenstein“-Roman jedoch nicht.
(4 Sternchen)
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#193
Geschrieben 01 Februar 2014 - 20:08
Über die Entstehung des Films „47 Ronin“ werden ziemliche Schauergeschichten verbreitet. Demnach hat sich Regisseur Carl Erik Rinsch wohl tatsächlich bemüht, dem japanischen Nationalmythos von den 47 herrenlosen Samurai, die im frühen 18. Jahrhundert den Tod ihres Fürsten rächen wollen, auf halbwegs authentische Art und Weise gerecht zu werden. Dass in die wahre Begebenheit, die heute noch in Japan als bestes Beispiel für die bedingungslose Treue eines Samurai gilt, mit Drachen, Dämonen und Hexen auch einige Fantasy-Elemente eingefügt wurden, dürfte dem Zeitgeist geschuldet sein. Trotzdem war das Studio offensichtlich mit Rinschs Film unzufrieden: Es fanden nachträglich zusätzliche Dreharbeiten statt, um dem einzigen beim Hollywood-Publikum bekannten Gesicht, Keanu Reeves, mehr Szenen auf der Leinwand zu geben. Und am endgültigen Schnitt des Films war der Regisseur dann schon gar nicht mehr beteiligt. Das Ergebnis: ein Flop an den Kinokassen, sowohl in Japan als auch in den USA, trotz gigantischer Produktionskosten. Und das, obwohl der fertige Film gar nicht mal so schlecht geworden ist. Ganz im Gegenteil.
Lord Asano (Min Tanaka) wird von seinem hinterlistigen Widersacher Lord Kira (Tadanobu Asano) in den rituellen Selbstmord getrieben. Zwar untersagt Shogun Tsunayoshi (Cary-Hiroyuki Tagawa) Asanos herrenlosen Samurai, die nun als Ronin bezeichnet werden, den Tod ihres Fürsten zu rächen. Oishi (Hiroyuki Sanada) hält das aber nicht von seinen Plänen ab: Gemeinsam mit Halbblut Kai (Keanu Reeves) trommelt er die 47 Ronin zusammen, um Kiras Festung zu stürmen und Asanos Tochter Mika (Ko Shibasaki) zu befreien. Gefahr droht auch durch Hexe Mizuki (Rinko Kikuchi).
Vielleicht erscheint eines Tages eine DVD, auf der Carl Erik Rinschs Fassung des Films zu sehen ist. Das wäre sicherlich interessant, denn prinzipiell hat der Regisseur einen spannenden Ansatz verfolgt und ein an vielen Stellen sehr authentisch wirkendes japanisches Epos geschaffen. Dazu passen die vielen japanischen Darsteller – von denen einzig Hiroyuki Sanada („Wolverine: Weg des Kriegers“) und Rinko Kikuchi („Pacific Rim“) einem größeren Publikum bekannt sein dürften –, dass Keanu Reeves eben keinen typisch westlichen Helden verkörpert, und auch das weitgehende Fehlen großer Emotionen. Die Ronin gehen kühl und reserviert zur Sache, erst zum Finale hin dürfen dann auch Gefühle gezeigt werden. Das macht den Streifen in der Summe allerdings nicht wirklich massentauglich, auch der Versuch, Reeves‘ Kai mehr in den Vordergrund zu schieben, hilft da nicht. Vielmehr wirkt der Film dadurch, wie auch durch die vergleichsweise schwachen Computeranimationen, die mit den gefilmten Szenen nicht mithalten können, innerlich etwas zerrissen und uneinheitlich. Das ist schade. Trotzdem hat „47 Ronin“ auch viele eindrucksvolle Momente aufzuweisen und ist insgesamt doch sehenswert.
(6 Sternchen)
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#194
Geschrieben 17 Februar 2014 - 08:21
Der Roman „Wintermärchen“ des amerikanischen Autors Mark Helprin, 1983 erschienen, erzählt eine märchenhafte Geschichte aus einem mythischen New York, in dem es fliegende Pferde und andere Seltsamkeiten gibt. Akiva Goldsman, bisher als Drehbuchautor (unter anderem von „Batman Forever“ und „The Da Vinci Code“) und Regisseur einzelner Episoden von TV-Serien in Erscheinung getreten, bringt diesen Stoff nun in seinem Spielfilm-Regie-Debüt auf die Leinwand. Ein Faible für romantische Stoffe sollte man allerdings schon mitbringen, um die doch arg kitschige Geschichte genießen zu können.
Der Film spielt auf zwei Zeitebenen: Im New York des Jahrs 1916 wird der Dieb Peter Lake (Colin Farrell) von seinem Boss Pearly Soames (Russell Crowe) gejagt. Ein weißes Pferd mit Zauberkräften ermöglicht Peter die Flucht und ermuntert ihn wenig später zu einem letzten Einbruch, als er eigentlich schon die Stadt verlassen will, um sich in Sicherheit zu bringen. Im Haus von Zeitungsverleger Isaac Penn (William Hurt) trifft der Dieb auf dessen an Schwindsucht erkrankte Tochter Beverly (Jessica Brown Findley), die sich mit ihrem baldigen Tod schon abgefunden hat. Peter verliebt sich in sie, und da er weiß, dass jeder Mensch einmal im Leben ein Wunder vollbringen kann, glaubt er, dass sein Wunder darin bestehen wird, Beverly von ihrer Krankheit zu heilen. Pearly Soames, der sich in zwei kurzen Gesprächen mit Luzifer (Will Smith) als Dämon erweist, möchte genau das verhindern.
Auch beinahe 100 Jahre später, im Jahr 2014, steht Peter Lake im Mittelpunkt des Geschehens. Er irrt ohne Erinnerungen an sein früheres Leben durch New York, bis er per Zufall der kleinen Abby (Ripley Sobo) über den Weg läuft. Deren Mutter, die Journalistin Virginia Gamely (Jennifer Connelly), bringt ihn auf die richtige Spur. Doch auch Pearly Soames lebt in dieser Zeit noch und will Peter endlich töten.
Die beiden Ebenen des Films finden nicht so recht zueinander. Die 1916 spielende Hälfte leidet durchaus unter einigen holprigen Unstimmigkeiten – der guten Leistung von Jessica Brown Findley („Downton Abbey“) zum Trotz will der von Colin Farrell weit weniger stimmig verkörperte Peter nicht so recht zu ihrer Beverly passen. Dennoch ist diese Zeitschiene deutlich interessanter als der in der Jetztzeit folgende Nachklapp. Der wirkt wie künstlich hinzugefügt, die vorher ansatzweise vorhandene Magie ist verflogen und einer Nüchternheit gewichen, die nur durch den (sehr rührenden) Auftritt der uralten Zeitungsverlegerin Willa (Eva Marie Saint) ein wenig aufgebrochen wird. Russell Crowe hat zudem kaum Gelegenheit, seine Rolle sonderlich interessant auszugestalten – sein Bösewicht bleibt sehr stereotyp. Gerade dadurch wird eine große Gelegenheit verschenkt, dem Film mehr Tiefe zu verpassen. So plätschert die zweite Hälfte ihrem zu erwartenden Finale entgegen, ohne den Zuschauer noch einmal wirklich packen zu können.
(5 Sternchen)
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#195
Geschrieben 29 März 2014 - 15:05
Das mit dem Titel ist schon ein wenig lächerlich. „Captain America: The Winter Soldier“ wird in den deutschen Kinos zu „The Return of the First Avenger“. Dass der Titelheld hierzulande ausgeklammert wird, dürfte damit zu tun haben, dass die Comic-Figur des Captain America in Deutschland nie so populär gewesen ist wie viele seiner Kollegen – kein Wunder, war der „Cap“ bei seinen ersten Auftritten ab 1941 doch auch Teil der US-amerikanischen Propaganda und kämpfte zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs vor allem gegen böse Nazis. Das ist allerdings lange her und im Zug des erfolgreichen Marvel-Film-Universums durften sich die Kinobesucher ja schon in „Captain America: The First Avenger“ (2011) und in „The Avengers“ (2012) mit dem uramerikanischen Helden vertraut machen.
Steve Rogers (Chris Evans) war als Captain America Supersoldat im Zweiten Weltkrieg, hat eingefroren siebzig Jahre verschlafen und dann als Teil der Superhelden-Truppe „Avengers“ New York vor einer außerirdischen Invasion gerettet. Langsam beginnt er sich ans Leben in der Gegenwart zu gewöhnen und hat jetzt mit sehr weltlichen Problemen zu tun. Nach einem Einsatz für S.H.I.E.L.D., die Organisation, die weltweite Bedrohungen bekämpft, muss er sich fragen, ob er seiner Kollegin Natasha Romanoff alias Black Widow (Scarlett Johansson) noch trauen kann. Und nachdem auf S.H.I.E.L.D.-Chef Nick Fury (Samuel L. Johnson) ein Attentat verübt wird, dehnt sich dieses Misstrauen plötzlich auf alles und jeden aus. Was führt Alexander Pierce (Robert Redford), Mitglied des Weltsicherheitsrats, im Schilde? Wer ist der geheimnisvolle „Winter Soldier“ (Sebastian Stan)? Und wer steckt hinter der gigantischen Verschwörung, die sich rasch abzeichnet? Gemeinsam mit Black Widow und Sam Wilson (Anthony Mackie), der sich mit seinen künstlichen Flügeln „Falke“ nennt, wird Captain America plötzlich von S.H.I.E.L.D. gejagt.
„The Return of the First Avenger“ ist alles andere als der typische Superhelden-Film, mehr als nur Popcorn-Kino, sondern intelligente Unterhaltung. Captain America und seine Kollegen kommen sehr geerdet daher, der Ton ist von einigen wenigen flapsigen Wortwechseln abgesehen ziemlich ernsthaft und der Inhalt verknüpft geschickt Elemente des Polit-Thrillers mit den üblichen Zutaten eines Action-Blockbusters – in beiden Fällen übrigens sehr gelungen. Dazu tragen auch die Figuren eine gehörige Portion Ambivalenz mit sich herum: Captain America ist plötzlich nicht mehr der strahlende Held, sondern sieht sich gezwungen, das ganze System zu hinterfragen. Chris Evans bekommt diesen Schritt hin zu mehr Tiefe glaubhaft hin. Und Black Widow, bisher doch eher oberflächlich angelegt, offenbart Facetten, die man nur aus den Comics kannte. So innerlich zerrissen, bitter und kämpferisch hat die famos aufspielende Scarlett Johansson die ehemalige KGB-Spionin zuvor noch nicht dargestellt. Dass sich dazu mit dem Falken ein weiterer Held aus dem unerschöpflichen Repertoire der Marvel-Comics gesellt, ist ebenfalls eine gute Sache, sorgt der ehemalige Fallschirmjäger doch für einige spektakuläre Szenen.
Die Action stimmt, der Inhalt ist hochspannend, die Figuren machen eine interessante Entwicklung durch – viel mehr kann der Zuschauer nun wirklich nicht verlangen. Ein gelungener Film, der Lust auf die nächsten Auftritte von Captain America macht (die 2015 im zweiten „Avengers“-Film und 2016 in „Captain America 3“ anstehen).
(8 Sternchen)
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#196
Geschrieben 20 April 2014 - 07:29
Andrew Garfield darf sich zum zweiten Mal nach „The Amazing Spider-Man“ (2012) das Spinnenkostüm überstülpen. Natürlich muss er sich weiter Vergleiche mit seinem Vorgänger als Spider-Man, Tobey Maguire (zwischen 2002 und 2007 in den drei Sam-Raimi-Filmen), gefallen lassen, schneidet aber wieder gut ab: Er gibt einen sympathischen, im normalen Leben nicht gar so hilflos wirkenden Peter Parker, aber auch einen sehr souveränen Superhelden. Das ist gar nicht so einfach, denn angesichts von gleich drei Gegenspielern – dem im Titel erwähnten Electro, dem Grünen Kobold und auch noch Rhino – und einer ganzen Menge höchst spektakulärer Szenen ist der zweite „Amazing Spider-Man“ vor allem ein gigantisches Action-Spektakel, in dem man sich als Schauspieler erst einmal behaupten muss. Regie führt erneut Marc Webb.
Peter Parkers privates Problem ist seine Freundin Gwen (Emma Stone): Ihrem sterbenden Vater hat er versprechen müssen, sie nicht in Gefahr zu bringen. Also trennt er sich von ihr, ohne sich wirklich ganz loslösen zu können. Auch die Frage, warum ihn seine Eltern einst verlassen haben, beschäftigt ihn nach wie vor: Der Zuschauer erhält ihm Gegensatz dazu in der sehr ausführlichen Anfangssequenz die Antwort auf diese Frage. Für Peters Alter Ego Spider-Man steht derweil der Kampf gegen eine Reihe von Schurken auf dem Programm: erst gegen den dümmlichen Verbrecher Aleksei Sytsevich (Paul Giametti), dann gegen den weit gefährlicheren Electro (Jamie Foxx), der nach einem Unfall von Spider-Mans größtem Fan zu einem unerbittlichen Feind wird. Und schließlich ist da noch Harry Osborn (Dane DeHaan), Peters alter Schulfreund, der meint, für den Kampf gegen seine tödliche Krankheit Spider-Mans Blut zu benötigen.
Die Action-Szenen sind furios, die 3D-Variante lohnt sich vor allem dann immer wieder, wenn sich Spider-Man durch die Straßenschluchten New Yorks schwingt. Die Handlung tritt hinter der Optik deutlich zurück, sie ist letztlich nur Vehikel für möglichst spektakuläre Bilder. Zumal vieles aus der Raimi-Trilogie einfach nur variiert wird – ob Spidey sich nun von Mary Jane oder eben Gwen trennen muss, um sie zu schützen, spielt kaum eine Rolle, die Gründe bleiben letztlich dieselben. Was die Schurken angeht, hinterlässt Jamie Foxx als Electro den besten Eindruck; eine Figur, die auch bereits mit viel Liebe zum Detail dargestellt wird, als sie noch keine Superkräfte hat. Dane DeHaans Harry Osborn ist leider weit weniger überzeugend (James Franco hat das besser gemacht), der Sprung zum Bösewicht kommt aber vielleicht auch ein bisschen schnell – vielleicht hat DeHaan in den Fortsetzungen (für 2016 und 2018 geplant), noch Gelegenheit, seiner Rolle mehr Tiefe zu geben. Insgesamt macht das aber nur wenig aus: „The Amazing Spider-Man 2“ ist gute, teils rasante Unterhaltung.
(7 Sternchen)
Bearbeitet von Armin, 20 April 2014 - 07:30.
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#197
Geschrieben 26 April 2014 - 07:41
Wally Pfister hat als Kameramann in den vergangenen Jahren vor allem mit Regisseur Christopher Nolan zusammengearbeitet und wurde für seinen Beitrag zu „Inception“ (2010) mit einem Oscar ausgezeichnet. Mit „Transcendence“ feiert er jetzt sein Debüt als Regisseur und das mit einem ebenso vielversprechenden wie vielschichtigen Thema – es geht um künstliche Intelligenz – und einer hochkarätigen Darstellerliste, auf der sich neben Johnny Depp und Rebecca Hall in den Nebenrollen beispielsweise Morgan Freeman, Cillian Murphy und Kate Mara tummeln. Inhaltlich ist das dann auch tatsächlich hochinteressant, an der Umsetzung hapert es jedoch leider.
Der Wissenschaftler Will Caster (Johnny Depp) steht vor einem großen Durchbruch auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz: Sein „Pinn“ genanntes Computersystem soll über menschliche Emotionen verfügen und sich auch selbstständig weiterentwickeln können. Das ruft technikfeindliche Kräfte auf den Plan: Die Terrorgruppe „Rift“ verübt an mehreren Orten in den USA parallele Anschläge, bei denen zahlreiche Wissenschaftler getötet und wertvolle Forschungsergebnisse vernichtet werden. Caster selbst wird schwer verletzt und hat nur noch rund vier Wochen zu leben. Seine verzweifelte Frau Evelyn (Rebecca Hall) will ihn jedoch um jeden Preis retten: Ehe er stirbt, überträgt sie sein Bewusstsein auf die Maschine. Die Warnungen von Kollege Max Waters (Paul Bettany), der ihr erst hilft, sich dann aber skeptisch zeigt, was sie da erschaffen haben, verhallen ungehört. Ist das wirklich Will, der zu ihnen redet? Oder eine monströse Weiterentwicklung von Pinn?
„Sie wollen einen Gott erschaffen“, lautet ein Vorwurf, den sich Will Caster gleich zu Beginn des Films gefallen lassen muss und dem er auch nicht widerspricht. „Kannst du beweisen, dass du fühlst?“, fragt den inzwischen digitalisierten Will später sein einstiger Lehrmeister Joseph Tagger (Morgan Freeman). Die Antwort ist dieselbe, wie sie Wochen zuvor Pinn gegeben hat. Das zeigt das Dilemma: Die Verbindung aus Mensch und Maschine ist zu einem undurchschaubaren Konstrukt herangewachsen, das über dermaßen gigantische Möglichkeiten verfügt, dass einem tatsächlich der Gedanke an göttliche Allmacht kommt. Blinde und Lahme werden geheilt, das Internet ebenso vollkommen kontrolliert wie die Natur, Menschen ferngesteuert, neue Körper geklont. Jegliche Art von Krankheiten und selbst der Tod scheinen besiegt zu sein. Damit einher geht jedoch die totale Kontrolle durch ein einzelnes, bald jedermann unheimliches Wesen, die Mensch-Maschine Will-Pinn.
Thematisch höchst spannend, in der filmischen Umsetzung nicht immer gut gemacht: Man leidet mit Evelyn, die noch am ehesten als Identifikationsfigur taugt, fragt sich aber zugleich, ob die angeblich brillante Wissenschaftlerin wirklich vor Liebe so blind sein kann, sehenden Auges ins sich abzeichnende Verderben zu rennen. Und ganz allgemein ist der Film mit Figuren überfrachtet, denen kaum eine tragende Funktion zukommt, die aber immer mal wieder ins Bild gerückt werden müssen. So wird der eigentliche Konflikt, die Frage, wie weit man für den technologischen Fortschritt gehen darf, und seien die Früchte daraus noch so wunderbar, immer wieder von Unwesentlichem zugedeckt, was für eine Reihe ziemlich zäher Momente sorgt. Wie die Figuren steckt auch der Zuschauer im Zwiespalt: allerdings zwischen Faszination und Langeweile.
(5 Sternchen)
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#198
Geschrieben 07 Mai 2014 - 07:18
Herkules, als griechischer Halbgott auch unter dem Namen Herakles bekannt, den später die Römer ebenfalls verehrten, hat gemäß der Mythologie allerhand Wundertaten vollbracht: von der Erlegung des Nemëischen Löwen, dessen Fell ihn beinahe unverwundbar machte, über das Einfangen des Kretischen Stiers bis hin zum erfolgreichen Kampf mit Kerberos, dem Wachhund der Unterwelt. Das ist natürlich Stoff für großes Kino und lustigerweise gibt es Herkules in diesem Jahr sogar gleich zweimal auf der Leinwand zu sehen: im September „Hercules“ unter der Regie von Brett Ratner mit Dwayne Johnson in der Titelrolle und bereits jetzt „The Legend of Hercules“, ein 3D-Film, für den Regisseur Renny Harlin (unter anderem „Cliffhanger“) verantwortlich zeichnet. Sein Action-Spektakel ist allerdings wenig unterhaltsam geraten.
Es sind die üblichen Zutaten aus der griechischen Sagenwelt: Weil König Amphitryon (Scott Adkins) ein echter Tyrann ist, wendet sich seine verzweifelte Gattin Alcmene (Roxanne McKee) an die Götter. Zeus erbarmt sich und schenkt ihr ein Kind: Alcides (Kellan Lutz), den seine Mutter Hercules nennt. Zwanzig Jahre später eskaliert die schon immer latent angespannte Situation: Weil des Königs ältester Sohn Iphicles (Liam Garrigan) sich mit der kretischen Prinzessin Hebe (Gaia Weiss) verloben soll, in die sich auch Hercules verguckt hat, wird Letzterer auf eine Mission nach Ägypten und in eine Falle geschickt: Hercules landet in der Sklaverei und muss sich als Kämpfer verdingen, verliert aber sein Ziel, noch vor der Hochzeit von Hebe und Iphicles wieder in die Heimat zurückzukehren, nicht aus den Augen.
Das Beste am Film sind noch die Kulissen: Vor allem die Arenen, in denen der Held zum Kampf antreten muss, sehen richtig schick aus. Damit können leider weder Handlung noch Darsteller mithalten. Die Leistungen der Schauspieler sind mit zweitklassig noch höflich umschrieben. Kellan Lutz („Twilight“) hat nur Muskeln, aber null Charisma, sein Gegenspieler Liam Garrigan kommt sogar noch blasser daher – man kann Prinzessin Hebe schon verstehen, dass sie sich für ihn nicht begeistern kann. Ansonsten setzt der Film auf großes Pathos, angesichts der oft dürftigen Umsetzung immer ganz nah an der Peinlichkeit, und natürlich auf eine Unmenge von Prügeleien, die, sichtlich von Zack Snyders „300“ inspiriert, gerne auch mal in Zeitlupe dargeboten werden. Das sind dann noch die halbwegs sehenswerten Momente des Films; insgesamt ist das aber deutlich zu wenig.
(3 Sternchen)
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#199
Geschrieben 17 Mai 2014 - 17:16
Sechzig Jahre hat das Monster „Godzilla“ inzwischen schon auf dem Buckel. Die japanische Filmindustrie hat ihm in dieser Zeit unzählige Streifen gewidmet, früher im Deutschen oft sinnfrei übersetzt (statt „Godzilla“ tauchten gerne Frankenstein oder King Kong im Titel auf). Aktuellere Filme wie „Godzilla gegen Destoroyah“ (1995) oder „Godzilla vs. Megaguirus“ (2001) waren hierzulande nicht mehr im Kino, sondern meist sofort auf DVD zu sehen. Hollywood versucht jetzt zum zweiten Mal, dem Phänomen „Godzilla“ gerecht zu werden. Wo Roland Emmerichs Version von 1998 aus heutiger Sicht vor allem unfreiwillig komisch wirkt – und sich im bislang letzten Film der japanischen Macher („Godzilla: Final Wars“, 2004) auch noch kräftig verspotten lassen musste –, will nun also Gareth Edwards („Monsters“) an den Urfilm von 1954 anknüpfen.
Die Katastrophe in einem japanischen Kernkraftwerk beschäftigt den Wissenschaftler Joe Brody (Bryan Cranston) auch 15 Jahre später noch. Gemeinsam mit seinem Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson), Bombenspezialist der US-Armee, stellt er verblüfft fest, dass es im betroffenen Gebiet keine Spur mehr von radioaktiver Verstrahlung gibt. Die Erklärung liefert der etwas mysteriös daherkommende Ichiro Serizawa (Ken Watanabe): Ein gigantisches Urzeitmonster, das man gefangen hält und „Muto“ getauft hat, labt sich an der Strahlung. Es bricht dann auch gleich aus und macht sich auf den Weg nach Nevada, wo das passende Weibchen wartet. Das Militär bekämpft beide zwar mit allen Mitteln, erweist sich aber als hilflos. Verhindern will die Zusammenkunft der Ungeheuer ausgerechnet Godzilla, der sich aus irgendwelchen Gründen zum Wächter der Erde aufgeschwungen hat.
Edwards‘ Film hat im Kern ein ganz ähnliches Problem wie sein Hollywood-Vorgänger: Sämtliche menschlichen Figuren bleiben vollkommen uninteressant – und das trotz Star-Besetzung: Am ehesten sorgt noch Bryan Cranston („Argo“) als verzweifelter Wissenschaftler für halbwegs interessante Momente. Aaron Taylor-Johnsons („Kick-Ass“) Soldat bleibt unglaubwürdig, auch Ken Watanabe („Inception“) vermag überhaupt nicht zu überzeugen. Sie alle verblassen im Schatten der Monster, die den Film eindeutig dominieren. Doch obwohl die Viecher wirklich riesig sind, bleibt auch hier das echte Prickeln aus. Die beiden „Mutos“ sind lächerlich schlecht animiert, jeder B-Horror-Streifen fährt liebevoll gestaltetere Ungetüme auf. Godzilla selbst ist da immerhin schon eher ein Hingucker. Inhaltlich hat der Film leider nicht viel mehr als Zerstörungsorgien zu bieten, der Ansatz, die Fukushima-Katastrophe mit leicht erhobenem Zeigefinger mahnend einzubinden, will auch nicht so recht fruchten. Und so schwankt „Godzilla“ zwischen durchaus eindrucksvollen Bildern, wenn etwa San Francisco zerlegt wird, und jeder Menge Langeweile, wenn die Monster dann wieder ein Ruhepäuschen einlegen.
(5 Sternchen)
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#200
Geschrieben 26 Mai 2014 - 20:35
Als Chris Claremont und John Byrne 1980 den Comic-Zweiteiler „Days of Future Past“ in der Marvel-Reihe „The Uncanny X-Men“ veröffentlichten, haben sie wohl nicht im Traum daran gedacht, dass diese beiden Hefte über dreißig Jahre später als inhaltlicher Kern eines Kino-Blockbusters dienen würden. Wer auch immer die Idee dafür hatte, darf sich beglückwünschen lassen: Bryan Singer, der schon bei den beiden ersten X-Men-Filmen Regie führte, ist mit „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ ein rasanter, höchst unterhaltsamer Streifen gelungen, der darüber hinaus auch noch die Fanherzen höher schlagen lassen wird. Denn hier sind sowohl viele der Helden aus der ersten Trilogie (zwischen 2000 und 2006 im Kino zu sehen) versammelt als auch ihre jüngeren Alter Egos (die 2011 in „X-Men: Erste Entscheidung“ auftraten). Dazu gesellen sich noch zahlreiche neue Gesichter, sodass für Abwechslung gesorgt ist, ohne dass das Geschehen, das sich auf zwei Zeitebenen abspielt, deshalb allzu verwirrend wäre.
In einer düsteren Zukunft sind die X-Men genannten Mutanten fast schon Geschichte. Gejagt von den „Sentinels“, mächtigen Robotern, kämpfen ihre letzten Vertreter ums Überleben. Eine kleine Gruppe entzieht sich den Angriffen mit einem besonderen Trick: Kitty Pryde (Ellen Page) schickt das Bewusstsein von Bishop (Omar Sy) um einige Tage in die Vergangenheit und dort in seinen eigenen Körper – so kann er den Rest der Truppe warnen und bis die Angreifer auftauchen, sind die X-Men längst verschwunden. Professor X (Patrick Stewart) und Magneto (Ian McKellen) wollen die Gabe nutzen, um die ganze Entwicklung ungeschehen zu machen: Kitty soll Wolverine (Hugh Jackman) ins Jahr 1973 schicken. Damals hat Gestaltwandlerin Raven (Jennifer Lawrence) den „Sentinel“-Schöpfer Bolivar Trask (Peter Dinklage) getötet – erst danach war Präsident Nixon (Mark Camacho) von der Notwendigkeit überzeugt, die Roboter tatsächlich bauen zu lassen. Um Raven zu stoppen, braucht Wolverine die Hilfe der jüngeren Ebenbilder des Professors und Magnetos. Doch Charles Xavier (James McAvoy) und Eric Lehnsherr (Michael Fassbender) haben in dieser Zeit ihre ganz eigenen Probleme.
Die zukünftige Zeitebene ist für die Actionszenen zuständig und zeigt beeindruckende, bildgewaltige Kämpfe zwischen Mutanten und Robotern. Hier nutzen die Macher geschickt den großen Fundus an interessanten Fähigkeiten, um das wirklich originell zu gestalten. Sogar spannender ist allerdings die Vergangenheit: Das Siebziger-Jahre-Flair wirkt überzeugend und die Ambivalenz der Figuren wird einfach klasse transportiert. Hier gibt es kein simples Schwarz und Weiß, Gut und Böse. Charles Xavier, Magneto, Raven – sie tragen allesamt beides in sich, handeln, wie sie glauben, es tun zu müssen, um das aus ihrer Sicht beste Ergebnis erzielen. Dazwischen ist immer wieder für großartige Momente gesorgt: Wenn der superschnelle Quicksilver (Evan Peters) seine Umgebung zur Zeitlupe erstarren lässt, die Flugbahn von Patronen korrigiert und die Angreifer sich gleich noch selbst ausschalten lässt, ist das einfach grandios in Szene gesetzt. Für die X-Men-Reihe bedeutet die Handlung zudem ungeahnte Möglichkeiten: Wenn man die Vergangenheit so vergleichsweise einfach korrigieren kann, verliert auch der Tod so mancher beliebten Figur vielleicht seine Gültigkeit – wie gegen Ende zu sehen. Im nächsten Film (X-Men: Apocalypse ist für 2016 geplant) soll trotzdem zunächst einmal wieder die „Erste Entscheidung“-Truppe zu sehen sein.
(8 Sternchen)
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#201
Geschrieben 02 Juni 2014 - 07:12
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ trifft auf „Starship Troopers“. Das mag abwegig klingen, ergibt aber im Fall von „Edge of Tomorrow“ tatsächlich eine sehr gelungene Mischung. Regisseur Doug Liman („Die Bourne Identität“) hat nach einem Roman des japanischen Autors Hiroshi Sakurazaka („All you need is kill“, 2004) einen spannenden Science-Fiction-Film geschaffen, dessen Hauptperson denselben Tag immer und immer wieder erleben muss. Doch anders als einst für Bill Murrays gelangweilten Wetterreporter geht es um weitaus mehr, als nur dem drögen Einerlei eines Provinzkaffs zu entfliehen. Denn im Angesicht einer Invasion von Außerirdischen steht nicht weniger als das Schicksal der ganzen Menschheit auf dem Spiel.
Major Bill Cage (Tom Cruise) hilft im Krieg gegen die bösen Aliens, „Mimics“ genannt, auf seine Art: Der Werbefachmann rührt in Talkshows die Trommel, damit sich weiter fleißig Soldaten rekrutieren lassen. Nach dem Streit mit einem General landet er als Deserteur plötzlich selbst an der Front: Ohne jegliche Kampferfahrung ist er beim großen Angriff auf die Außerirdischen nicht mehr als Kanonenfutter. Cage stirbt – und erwacht wieder, um 24 Stunden in der Zeit zurückversetzt. Er erlebt Vorbereitung und Kampf noch mal vorne, wieder und wieder. Erst Rita Vrataski (Emily Blunt), knallharte Soldatin mit Heldenstatus, kann ihm erklären, warum er in der Zeitschleife feststeckt. Zudem macht sie ihm deutlich, welch große Rolle er im alles entscheidenden Konflikt spielt. Gemeinsam suchen sie nach Möglichkeiten, die Erde vor den „Mimics“ zu retten.
Natürlich bringen die Kämpfe jede Menge Action mit sich – wenn die Soldaten in ihren schweren, futuristischen Rüstungen auf die gut animierten Außerirdischen treffen, bietet der Film hohe Schauwerte. Trotzdem erinnert die Invasion am Strand der Normandie nur kurz an die Dramatik von „Soldat James Ryan“. Denn gerade in der ersten Hälfte hat „Edge of Tomorrow“ auch jede Menge Humor auf Lager – wenn der bemitleidenswerte Protagonist sich zum x-ten Mal abmüht, im um ihn herum immer gleichen Geschehen alles richtig zu machen. So amüsant das auch ist, vermeidet der Film dann mit einer rechtzeitigen Wendung, dass sich die Zeitschleifen-Idee abnutzt, und schlägt den Pfad in Richtung dramatisches Finale ein. Tom Cruise agiert solide, Emily Blunt („Looper“) hat einige großartige Momente, vor allem, wenn sie ohne zu zögern wieder einmal den Reset-Knopf drückt. Insgesamt ein Film, der gut unterhält.
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#202
Geschrieben 22 Juli 2014 - 08:21
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Da jedermann weiß, dass Michael Bay sehr wohl in der Lage ist, höchst beeindruckende Bilder auf die Leinwand zu bringen, könnte ja doch mal einer seiner Filme mehr als nur sinnfreies Spektakel sein und die visuelle Wucht mit einem Ansatz von inhaltlicher Tiefe verknüpfen. Das Warten geht aber wie befürchtet leider weiter: „Transformers – Ära des Untergangs“ bewegt sich auf exakt der gleichen Schiene wie die drei Vorgängerfilme (2007 bis 2011) und produziert nicht mehr als simpel gestricktes Popcorn-Kino. Eher sogar weniger. Das ist bei einem Streifen über Action-Spielzeuge, die sich im Handumdrehen aus monströsen Robotern in schicke Autos verwandeln, natürlich nicht weiter verwunderlich. Schade ist es aber trotzdem, wenn man über die Möglichkeiten nachdenkt, die hier leichtfertig verschwendet werden. Und wenn man nach 165 zähen Minuten gelangweilt und völlig ernüchtert aus dem Kino kommt.
Die abstruse Handlung ist nicht dazu gedacht, tiefer als bis ins Kurzzeitgedächtnis vorzudringen: Grob geht es darum, dass eine geheime CIA-Einheit nicht nur auf der Suche nach den bösen Decepticons ist, sondern auch die guten Autobots einkassiert – das Unternehmen von Joshua Joyce (Stanley Tucci) baut daraus neue Riesenroboter, die allerdings dummerweise bald vom wiedererweckten Megatron kontrolliert werden. Autobot-Chef Optimus Prime hat sich derweil in einen alten Truck verwandelt, der bei Tüftler Cade Yeager (Mark Wahlberg) landet. Gemeinsam mit seiner Tochter Tessa (Nicola Peltz) und deren Freund Shane (Jack Reynor) lässt er sich bereitwillig in die Auseinandersetzung verwickeln. Die Spur der Verwüstung führt von Texas bis Hongkong, wo dann auch noch ein paar Dinobots vorbeischauen, um das Durcheinander zu komplettieren.
Dass die Macher gegenüber den drei ersten Filmen das komplette menschliche Personal ausgetauscht haben, spielt eigentlich keine Rolle: Zwar kam Shia LeBeouf doch sympathischer rüber als der talentfreie Mark Wahlberg, dessen Figur zudem auch nie wenigstens ansatzweise glaubwürdig wird, letztlich sind die Menschen aber ohnehin nur Beiwerk, das die kurze Wartezeit bis zur nächsten Transformer-Prügelei überbrückt. Symptomatisch Nicola Peltz: Die dient dem Regisseur ebenso wie ihre Vorgängerinnen Megan Fox und Rosie Huntington-Whiteley lediglich dazu, seine voyeuristischen Phantasien in den Film einzubauen. Das könnte fast schon unfreiwillig komisch wirken, wären da nicht die vielen dümmlichen Dialoge, die jegliche Heiterkeit rasch wieder ersticken. Dass der vierte Transformers-Film nicht wenigstens aus optischer Sicht überzeugt, liegt am dramaturgisch ungeschickten Aufbau: Nach zähem Beginn gibt es irgendwann nur noch Action satt, ein Spezialeffekt reiht sich an den nächsten, die Zwischentöne fehlen, es kommt nichts Neues mehr, das immer Gleiche wird scheinbar ewig wiederholt. Das ist langweilig.
(3 Sternchen)
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#203
Geschrieben 28 Juli 2014 - 07:13
2010 kam „Drachenzähmen leicht gemacht“ in die Kinos und wurde zu einem großen Erfolg. Dem Animationsfilm der beiden Regisseure Dean DeBlois und Chris Sanders, lose basierend auf den Büchern von Cressida Cowell („Hicks, der Hartnäckige Wikinger“), folgten mehrere Kurzfilme, die Fernsehserie „Die Drachenreiter von Berk“ und jetzt auch die erste Kino-Fortsetzung. Ein dritter Film auf der großen Leinwand ist für 2016 bereits in Arbeit. Zunächst einmal sorgt aber Teil zwei für großes Vergnügen: mit noch fantastischeren Bildern, vielen originellen Einfällen und, trotz einer Menge Humor, auch ernsten Ansätzen.
Hicks ist erwachsen geworden: Fünf Jahre, nachdem die Bewohner von Berk die Drachen zähmen konnten, erkundet der junge Mann zusammen mit seinem Drachen Ohnezahn die Gegend. Sie treffen auf den Drachenjäger Eret, der sie auf die Spur des Bösewichts Drago bringt, der zuerst über alle Drachen und dann auch über die Menschen herrschen will. Hicks stellt sich ihm gemeinsam mit der nicht lange geheimnisumwitterten Valka und seinen Freunden entgegen.
Regisseur Dean DeBlois („Croods“-Schöpfer Chris Sanders ist nicht mehr mit an Bord) nutzt die technische Entwicklung seit dem ersten Teil für noch ausgefeiltere und beeindruckendere Animationen: Speziell in der 3D-Fassung gibt es zahlreiche Aha-Effekte, wenn die Drachen mit ihren menschlichen Reitern durch die Lüfte sausen – ob beim Quidditch-ähnlichen Wettbewerb (allerdings mit Schafen statt mit Bällen) oder bei echten, dann umso wilderen Verfolgungsjagden. Der Humor ist familientauglich, die Dialoge amüsieren aber auch den erwachsenen Zuschauer. In das Fantasyspektakel gesellt sich aber auch eine ernste Komponente: Beim Kampf zwischen Gut und Böse werden die Bilder sichtlich düsterer, auch ein Thema wie der Tod wird nicht ausgespart. Und trotzdem wird es letztlich nicht so ernst, dass man kein Vergnügen am Film haben könnte. Der ist insgesamt wieder eine sehr unterhaltsame Angelegenheit für die ganze Familie.
(7 Sternchen)
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#204
Geschrieben 28 Juli 2014 - 11:57
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#205
Geschrieben 31 August 2014 - 07:13
Nach den Superhelden-Abenteuern von Iron Man, Hulk, Captain America und Thor machen die Marvel Studios einen mutigen Schritt: Mit einem waschechten Science-Fiction-Film samt Außerirdischen, Raumschiffen und fremden Welten geht es plötzlich ab in den Weltraum. Dort erleben die „Guardians of the Galaxy“ unter der Regie von James Gunn ein herrlich abgedrehtes Abenteuer, das neben jeder Menge gut gemachter Action auch ausgelassenen Humor und nostalgische, aber perfekt zur Atmosphäre des Films passende Musik auffährt.
Peter Jason Quill (Chris Pratt), einst als Kind von der Erde entführt und heute als charmanter Gauner unter dem großspurigen Namen Star-Lord unterwegs, hat ein seltsames Objekt in seinen Besitz gebracht. Hinter dem „Orb“ sind auch noch einige weitere Leute her, zum Beispiel die Killerin Gamora (Zoe Saldana) oder der von Quill übers Ohr gehauene Yondu (Michael Rooker), der prompt ein Kopfgeld auf ihn aussetzt. Das bringt das ungleiche Duo Rocket und Groot ins Spiel: ein kleiner Waschbär mit großer Klappe und einer Vorliebe für noch größere Waffen sowie ein wandelnder Baum, der wenig redet (nämlich nur den Satz „Ich bin Groot“), aber dafür umso verblüffendere Fähigkeiten offenbart. Dass auch Bösewicht Ronan (Lee Pace), vom Titanen Thanos (Josh Brolin) beauftragt, hinter der Kugel her ist, führt schließlich noch Drax (Dave Batista) zur Truppe, der endlich seinen Rachefeldzug gegen Ronan erfolgreich abschließen will. Die vom Zufall zusammengeführten Gefährten brechen erst aus einem Weltraum-Gefängnis aus, versuchen dann, den Orb für eine gigantische Summe an den geheimnisvollen Collector (Benicio del Toro) zu verscherbeln, und wollen schließlich auch noch die Galaxis (oder zumindest den Planeten Xandar) retten.
James Gunns Weltraum-Abenteuer ist ein irrer Spaß, der ohne Atempause von der ersten bis zur letzten Sekunde bestens unterhält. „Guardians of the Galaxy“ überzeugt mit tollen Bildern, einer rasanten Handlung und einer ganzen Menge flotter Sprüche. Auch das Personal trägt seinen Teil dazu bei: Trotz der Fülle an Figuren kommen alle dank vieler liebenswerter Details zu ihrem Recht. Natürlich ist hier der komplett computeranimierte Waschbär Rocket ein Favorit auf den Titel des Publikumslieblings, gerade weil sein „süßes“ Äußeres so überhaupt nicht zu seiner rauen Art passen will. Aber auch seine Kollegen haben alle ihre großen Momente. Lediglich am finsteren Ronan gibt es etwas zu meckern: So ganz ernst nehmen kann man diesen zu überzeichneten Bösewicht nur schwerlich. Das ist dann aber letztlich Jammern auf hohem Niveau. Schön, dass auch die Einbettung ins 2008 gestartete „Marvel Cinematic Universe“ bestens funktioniert: dank dem Collector, der ja bereits am Ende des zweiten Thor-Films einen der sechs Unendlichkeitssteine (den Äther) in seinen Besitz bringen konnte. Auch dieses Mal lohnt es sich übrigens, beim Abspann sitzen zu bleiben.
(9 Sternchen)
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#206
Geschrieben 08 September 2014 - 07:22
Hercules, die Zweite: Nachdem im Frühjahr bereits „The Legend of Hercules“ über die Leinwände flimmerte, ein wenig unterhaltsames Action-Spektakel, kommt jetzt der zweite Film über den Halbgott aus den griechischen Sagen, dieses Mal in 3D, unter der Regie von Brett Ratner („X-Men: Der letzte Widerstand“) und mit dem Wrestler Dwayne „The Rock“ Johnson in der Hauptrolle. Inhaltlich gibt es zwar einige Unterschiede, das Niveau ist jedoch ähnlich: Auch Ratner, dessen Film auf dem Comic „Hercules: The Thracian Wars“ basiert, legt den Schwerpunkt auf Action, Schlachtengetümmel und Kampfszenen, vergisst dabei aber leider, dem Zuschauer eine wenigstens halbwegs interessante Handlung anzubieten. Stattdessen soll es wohl ein augenzwinkernder Humor richten, der gelegentlich für etwas Auflockerung sorgt.
Die Heldentaten des Hercules (Dwayne Johnson), die zwölf Aufgaben, die er der Sage nach zu erfüllen hatte, stehen nicht im Mittelpunkt der Handlung, allerdings erinnert der Geschichtenerzähler Iolaus (Reece Ritchie) gleich zu Beginn daran, und das vor allem, um die Feinde zu beeindrucken – was auch wunderbar funktioniert. Hercules ist nämlich keinesfalls der strahlende Held, sondern ein Söldner, der gemeinsam mit seinen Gefährten, zu denen auch sein alter Freund Autolycus (Rufus Sewell), der reichlich furchteinflößende Tydeus (Aksel Hennie), die Amazone Atalanta (Ingrid Bolsø Berdal) und Seher Amphiaraus (Ian McShane) gehören, durch die Lande zieht. Der neuste gut bezahlte Auftrag führt sie nach Thrakien, wo sie für König Cotys (John Hurt) in den Krieg gegen dessen Widersacher Rhesus (Tobias Santelmann) ziehen sollen. Und dann ist da auch noch König Eurystheus (Joseph Fiennes), der in Hercules’ Vergangenheit eine nicht unwichtige Rolle gespielt hat.
Ist Hercules nun wirklich ein Halbgott und Held oder doch nur ein Mensch, der seinen glorreichen Ruf einer geschickten Propaganda verdankt? Brett Ratner lässt die Frage lange offen, was für die interessanteren Momente des Films sorgt, nur um sich im großen Finale dann leider selbst zu widersprechen. Ansonsten fällt alles ein wenig bieder aus: Die Kampfszenen sehen ganz nett aus, mehr aber auch nicht, immerhin wird auf allzu drastisches Blutvergießen verzichtet. Die Handlung schleppt sich dagegen eher müde dahin und hat genau eine mehr oder weniger überraschende Wendung anzubieten – ansonsten geht alles seinen erwarteten Gang. Das ist dann ebenso wenig aufregend wie die eher überschaubaren darstellerischen Leistungen der Schauspieler oder die 3D-Effekte, die auf Sparflamme daherkommen. Insgesamt kein Film, den man unbedingt gesehen haben muss.
(4 Sternchen)
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#207
Geschrieben 19 Oktober 2014 - 07:43
Teenage Mutant Ninja Turtles
Eine Szene macht sicher auch dem skeptischsten Zuschauer riesigen Spaß: Wenn die „Teenage Mutant Ninja Turtles“, vier mannshohe Schildkröten mit Samurai-Schwertern, erst in einem Truck, dann auf ihren Schildkröten-Panzern einen schneebedeckten Abhang hinunterschlittern, von bösen und wild um sich schießenden Verfolgern gejagt, hat die Effekteschmiede von Michael Bay (hier als Produzent involviert) endlich mal wieder für grandiose Bildgewalt und spektakuläre Action gesorgt. Vom Rest des Films unter der Regie von Jonathan Liebesman („Zorn der Titanen“) kann man das leider nicht behaupten, auch nicht vom wenig originellen Finale auf dem Dach eines Wolkenkratzers.
Die Ninja Turtles, in den achtziger Jahren als Comicserie erfunden, dann in drei Realverfilmungen (1990 bis 1993) und vier TV-Serien mehrfach zu sehen, erleben bei ihrem Leinwand-Comeback eine Bruchlandung. Zwar gibt es eine Handvoll witziger Dialogzeilen, aber das reicht natürlich nicht: Die hanebüchene 08/15-Actionfilm-Handlung mit riesigen Logiklöchern ist so leider nicht zu retten. Zwar geht es - wie immer - darum, dass die mutierten Schildkröten Leonardo (Pete Ploszek), Donatello (Jeremy Howard), Raphael (Alan Ritchson) und Michelangelo (Noel Fisher) sowie ihr Meister, die ebenfalls menschengroße Ratte Splinter (Danny Woodburn), gemeinsam mit der Journalistin April O†™Neil (Megan Fox) gegen den bösen Shredder (Tohoru Masamune) und seinen Verbrecher-Clan kämpfen müssen. Die Pläne des finsteren Wissenschaftlers Eric Sacks (William Fichtner) sorgen für die sinnfreisten Momente. Das ist dann auch mit viel Wohlwollen nicht mehr zu reparieren.
(4 Sternchen)
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#208
Geschrieben 20 Oktober 2014 - 07:46
The Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]William Golding (1911-1993) hat die Erfolgsformel schon 1954 gefunden. In „Herr der Fliegen“ schickte er eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen auf eine unbewohnte Insel. Ohne den Einfluss von Erwachsenen und fernab der Zivilisation wächst in ihnen die Gewaltbereitschaft und es regiert das Recht des Stärkeren. Das hat sich bereits die amerikanische Autorin Suzanne Collins für den Auftakt ihrer als Buch wie auch als Film erfolgreichen Jugendbuch-Trilogie „Die Tribute von Panem“ (2008 bis 2010 erschienen) zunutze gemacht, als sie ihre Tribute genannten Jugendlichen in die Arena der Hungerspiele schickt. Und nicht viel anders macht es auch der US-Autor James Dashner mit seiner Trilogie um „Die Auserwählten“ (2009 bis 2011 erschienen), die sich ebenfalls an ein jugendliches Publikum wendet. Mit „The Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth“ kommt jetzt deren erster Teil ins Kino. Gemeinsam haben Collins und Dashner übrigens, dass sie ihre Dystopien in einer postapokalyptischen Zukunft ansiedeln.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Auf einer Lichtung, die von einem seltsamen Labyrinth umgeben ist, das keinen Ausgang zu haben scheint, lebt eine Gruppe Jugendlicher. Alle haben keine Erinnerung an ihre Vergangenheit. Einmal im Monat gesellt sich per Aufzug ein Neuzugang zu ihnen: Mit Thomas (Dylan O†™Brien) verändert sich das bisherige Prozedere, er fügt sich nicht so leicht in die von Anführer Alby (Aml Ameen) vorgegebenen und vor allem von Gally (Will Poulter) übereifrig befürworteten Regeln der kleinen Gemeinschaft ein. Stattdessen sucht er nach einem Ausweg, begibt sich ins eigentlich nur den sogenannten Läufern um Minho (Ki Hong Lee) vorbehaltene Labyrinth und tötet auch eins der gruseligen Monster, die sich nachts dort herumtreiben. Damit sorgt er für tiefgreifende, nicht mehr rückgängig zu machende Veränderungen.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Zugute muss man dem Film von Regie-Debütant Wes Ball halten, dass sich seine jungen Darsteller vergleichsweise gut schlagen, trotz der Stereotype, aus denen Figuren und Handlung zusammengebastelt sind. Richtig spannend wird†™s daher erst, als das Vorgeplänkel beendet ist und sich Thomas und Minho gemeinsam auf die Suche nach einem Ausgang aus dem Labyrinth machen. Nachdem mit Thomas bereits der Katalysator vorhanden ist, bleibt es dagegen das Geheimnis des Autors, warum auch noch Teresa (Kaya Scodelario), das einzige Mädchen, als letzte Person auf die Lichtung geschickt wird - vermutlich nur, weil sie für die Fortsetzungen gebraucht wird. Denn: Wer die Bücher oder zumindest ihre Titel kennt, braucht den Cliffhanger am Ende des Films nicht. Nach „im Labyrinth“ werden sich die Auserwählten auch noch „in der Brandwüste“ und „in der Todeszone“ wiederfinden - so viel steht bereits fest. Der zweite Teil der Trilogie soll im September 2015 über die Leinwand flimmern. Vielleicht geht†™s dann ein bisschen spannender und origineller zu. [/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;](5 Sternchen)[/color]
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#209
Geschrieben 10 November 2014 - 09:13
Interstellar
Die Ausgangslage ist für einen Science-Fiction-Film nicht neu: Durch den Klimawandel ist die Zukunft der gesamten Menschheit bedroht, die Nahrungsmittel sind knapp, der Kampf ums nackte Überleben hat längst begonnen. Für Wissenschaft und technische Spielereien ist da eigentlich kein Platz mehr, doch die NASA macht einfach heimlich weiter: Man hat ein Wurmloch entdeckt, das die theoretische Chance bietet, mehrere Planeten zu erreichen, auf denen Leben möglich sein könnte. Sobald der richtige Planet gefunden ist, sollen sich die Menschen dort neu ansiedeln. So weit, so wenig innovativ. Doch was Regisseur Christopher Nolan („The Dark Knight“-Trilogie) und sein Bruder Jonathan, der schon 2007 die erste Fassung des Drehbuchs geschrieben hat, daraus machen, ist durchaus sehenswert - allerdings nur über knapp zwei Drittel der 169 doch sehr langen Filmminuten. Gegen Ende kriegt „Interstellar“ die Kurve leider nicht. Dem bis dahin durchaus plausibel wirkenden Ausflug in die Weiten des Weltraums wird dann nämlich eine Auflösung aufgepfropft, die doch arg an den Haaren herbeigezogen wirkt.
Der ehemalige Astronaut Cooper (Matthew McConaughey) ist wider Willen zum Landwirt geworden. Professor Brand (Michael Caine) macht ihm das Angebot, das Raumschiff Endurance durch das Wurmloch zu steuern - man hat bereits mehrere bemannte Missionen hindurchgeschickt, von drei Astronauten wurden Signale empfangen, die auf bewohnbare Planeten hindeuten. Cooper nimmt an, obwohl er dafür schweren Herzens seine Kinder Murph (erst Mackenzie Foy, später Jessica Chastain) und Tom (Timothée Chalamet/Casey Affleck) auf der Erde zurücklassen muss. Aufgrund der Zeitdilatation (im Raumschiff läuft die Zeit langsamer als auf der Erde) muss er damit rechnen, sie nie wieder zu sehen. Zur Crew der Endurance gehört auch Brands Tochter Amelia (Anne Hathaway).
Christopher Nolan nimmt sich Zeit, dem Zuschauer seine Figuren während des ersten Filmdrittels vorzustellen, das noch komplett auf der Erde spielt. Richtig interessant wird die Handlung, sobald die Endurance in den Weltraum aufgebrochen ist. Dann sind nicht nur tolle Bilder zu sehen, die Astronauten werden auch ein ums andere Mal auf eine emotionale Achterbahnfahrt geschickt und es geht sehr spannend zu. Würde der Film hier enden, wäre er trotz eines kleinen Logiklochs und stellenweise nerviger Musik großartig geworden. Doch leider kommt dann noch das letzte Drittel, in dem es plötzlich eher spirituell und leider auch sehr kitschig zugeht - eine seltsame Wandlung, die den Gesamteindruck dann doch extrem trübt. Schade.
(6 Sternchen)
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#210
Geschrieben 26 November 2014 - 08:40
Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Der titelgebende „Mockingjay“ kommt in der deutschen Übersetzung etwas holprig als „Spotttölpel“ daher. Gemeint ist damit in Suzanne Collins†™ Romantrilogie „Die Tribute von Panem“ ein fiktiver Vogel, der zum Wahrzeichen der Rebellion gegen das Regime wird. Damit ist auch die Richtung für das Finale der Filmreihe vorgegeben: Dieses Mal geht es nicht um die Hungerspiele, mit denen das herrschende Kapitol die zwölf Distrikte im Lande an die Revolution erinnert, die es einst niedergeschlagen hat. Stattdessen steht jetzt der nächste Aufstand kurz bevor. Das klingt interessant, doch leider stellen sich die Macher selbst ein Bein: Um die Fans der Buchreihe und die Kinozuschauer richtig zu melken, wurden aus dem dritten Panem-Buch „Flammender Zorn“ gleich zwei Kinofilme: „Mockingjay Teil 2“ folgt im November 2015. Die Aufteilung, die Regisseur Francis Lawrence (wohl streng nach dem Buch) vorgenommen hat, ist leider wenig glücklich: Im aktuellen Film bleibt die Action fast komplett außen vor, es geht vor allem um den Propaganda-Wettstreit zwischen Distrikt 13 und Kapitol. Das könnte tatsächlich ein spannendes Gegengewicht zum bisher üblichen Kampf-Spektakel sein - über eine Länge von 123 Minuten zieht sich das aber ganz schön. Schon nach der Hälfte lässt sich sagen, dass es ein Film statt zweien sicher auch getan hätte.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) wird nach der Zerstörung ihres Heimat-Distrikts 12 zum Symbol der Revolution gegen das Kapitol. Zunächst allerdings eher widerwillig, denn sie hat Angst um das Leben ihres Hungerspiele-Partners Peeta (Josh Hutcherson), der von Präsident Snow (Donald Sutherland) gefangen gehalten wird. Alma Coin (Julianne Moore), die Anführerin der Rebellen, und der im Hintergrund an den Strippen ziehende Plutarch Heavensbee (der im Februar verstorbene Philipp Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle) müssen sie erst neu motivieren: Also schicken sie Katniss in verschiedene Distrikte, um sich vor Ort ein Bild von den Grausamkeiten zu machen, die das Kapitol überall verübt.[/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;]Jennifer Lawrence muss man keine Vorwürfe machen: Sie füllt die Rolle der Katniss, nach den Ereignissen des Vorgängerfilms „Catching Fire“ regelrecht traumatisiert, wirklich gut aus. Ihre Zweifel, sich vor den Karren der Rebellion spannen zu lassen, sind ebenso glaubwürdig dargestellt wie ihre Unsicherheit im Beziehungs-Dreieck mit Peeta und ihrem Jugendfreund Gale (Liam Hemsworth). Das Problem ist die Handlung, die den ganzen Film über nicht so recht in die Gänge kommen will. Selbst die interessanteren Aspekte werden derart breitgetreten, dass jegliche Spannung rasch flöten geht. Es wäre eindeutig besser gewesen, auch den letzten Teil der Panem-Trilogie in einem einzelnen Film abzuhandeln. Nun ist nach der ereignisarmen ersten Hälfte leider zu befürchten, dass in den zweiten Mockingjay-Teil die ganze Action gepackt wird - eine Mischung aus beidem wäre stattdessen genau das Richtige gewesen. [/color]
[color=rgb(40,40,40);font-family:helvetica, arial, sans-serif;](4 Sternchen)[/color]
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