Science-Fiction-Autor Harlan Ellison fühlte sich von der Handlung des Films „In Time“ an eine seiner eigenen Kurzgeschichten („’Repent, Harlequin!’ Said the Ticktockman“, 1965 erschienen) erinnert und reichte erst einmal Klage ein. Die verlief allerdings im Sande, sonst hätten sich vielleicht auch die Erben von Michael Ende anschließen können, schließlich hat dessen Roman „Momo“ ähnliche Inhalte. Es geht im Film um eine Gesellschaft, in der die Zeit das Geld als Zahlungsmittel abgelöst hat. Die Menschen altern ab ihrem 25. Lebensjahr nicht mehr, gleichzeitig läuft jedoch der Countdown: Gut sichtbar auf dem Unterarm tickt die Lebensuhr herunter. Mancher verdient sich neue Lebenszeit hinzu, die Superreichen haben oft mehrere Jahrhunderte angehäuft, andere sterben früh.
Will Salas (Justin Timberlake) lebt als einfacher Arbeiter von Tag zu Tag. Immer reicht die Zeit, die er sich verdient, gerade so, Reserven kann er sich nicht ansparen. Als er dem reichen Selbstmörder Henry Hamilton (Matthew Bomer) begegnet und diesen vor den sogenannten „Minute Men“, skrupellosen Zeitdieben, rettet, ändert sich Wills Leben dramatisch: Plötzlich hat er über hundert Jahre zur Verfügung. Und trotzdem schafft er es nicht, seine Mutter Rachel (Olivia Wilde) zu retten, deren Lebensuhr um wenige Sekunden zu früh abläuft. Sie stirbt in seinen Armen und Will schwört Rache: Er will es dem unmenschlichen System zeigen. Sein Weg führt nach New Greenwich, in die Zeitzone der Oberklasse, wo er dem eiskalten Zeitverleiher Philippe Weis (Vincent Kartheiser) und dessen reizender Tochter Sylvia (Amanda Seyfried) begegnet. Mit Raymond Leon (Cillian Murphy) hat sich bereits ein sogenannter „Timekeeper“, ein Hüter des Gesetzes, an seine Fersen geheftet.
Natürlich klammert der Film die Frage aus, wie sich eine solche Gesellschaft denn entwickeln könnte. Lobenswerterweise hat sich Regisseur Andrew Niccol („Gattaca“) aber trotzdem einige Gedanken über seine dystopische Zukunftswelt – es soll sich um das Jahr 2161 handeln – gemacht, was an vielen kleinen Details zu sehen ist. Die eigentliche Handlung bleibt ein wenig auf der Strecke: Die Action-Elemente, die im Werbetrailer noch im Mittelpunkt standen, sind überraschend spärlich gesät, das mühsame Hin und Her um Will und seinen beginnenden Rachefeldzug ist schlicht nicht spannend genug. Das liegt auch an der schlechten Auswahl der Schauspieler: Pop-Sänger Justin Timberlake trägt ein- und denselben Gesichtsausdruck durch den ganzen Film spazieren und ist als Hauptdarsteller völlig überfordert. Immerhin ist seine Figur zumindest ein wenig der Gegenentwurf zur bis an die Grenzen des Erträglichen unsympathisch gezeichneten Oberschicht des Films – die Herrschaften, alle optisch im besten Alter, kommen völlig übertrieben geschniegelt und gelackt daher, sie wirken höchstens noch wie künstliche Abziehbilder echter Menschen. Dieser Look ist sicher gewollt, gut tut er dem Film allerdings nicht unbedingt. Der hätte nämlich den einen oder anderen Sympathieträger bitter nötig.
(5 Sternchen)
Bearbeitet von Armin, 03 Dezember 2011 - 20:26.