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SF-Dinosaurier



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Rettungskreuzer Ikarus 4-6

Geschrieben von †  a3kHH , 15 Februar 2011 · 1.719 Aufrufe
Rezensionen


Irene Salzmann : Die Spielhölle
Dirk van den Boom : Requiem
Martin Kay : Konvoi

Ein Unfall in einer als Spielcasino umgebauten Raumstation führt nicht nur zum Ausfall aller Systeme, das Casino treibt auch antriebslos auf die Sonne zu. Dies ruft das Ikarus-Team auf den Plan und sie treffen dort unter anderem auf Jason, einen eher windigen Händler und seine Partnerin Shilla, eine vizianische Telepathin. Im Verlauf der Rettungsaktion wird Captain Sentenza von zwei Außerirdischen Koordinaten eines unbekannten Planeten übergeben.
Nach einem Rettungseinsatz steuert das Ikarus-Team die Koordinaten an, die sie in "Die Spielhölle" zugespielt bekommen haben. Sie entdecken einen Planeten, auf dem durch einen außerirdischen halborganischen Computer alles nach seinem Bild umgebaut wurde. Die Ikarus wird als Eindringling identifiziert, ebenso die die Crew. Während die Ikarus zerstört wird, kann sich die Crew behaupten und ihrerseits den Computer zerstören. Sentenza behält eine Probe der organischen Komponente.
Captain Sentenza hat seine unehrenhafte Entlassung aus der multiimperialen Raumflotte nicht selbst verursacht, sondern war nur das Bauernopfer, das benötigt wurde, um die Unfähigkeit von Joran, dem kaiserlichen Prinzen zu vertuschen. Der von Joran verursachte Unfall hat den Prinzen fürchterlich entstellt, Transplantate verträgt er nicht, so daß sein Aussehen sehr an Frankenstein erinnert. Prinz Joran gibt Sentenza die Schuld an seinem Unfall und verfolgt ihn als auch alle, die mit ihm zu tun haben. So versucht er, die Errichtung eines neuen Sternentors zu sabotieren, indem er einen der dafür benötigten Raumtender der DINOSAURIER-Klasse entführen will. Die Ikarus-Crew macht ihm einen Strich durch die Rechnung.

Also dieser Jason Knight ist ja so was von Han Solo, daß ich den jüngeren Harrison Ford beim Lesen praktisch direkt vor meinen Augen sah. Geklaut, aber gut geklaut, denn außer dem Typus erinnert nichts an Star Wars. Sehr gelungen auch die Darstellung eines ET-Geräts, das dem Leser als vollständig aus Fraktalen bestehend geschildert wird. Auch der von Martin Kay beschriebene Raumkampf hat mir persönlich gut gefallen, die Bösen sind hier echt böse und nicht dumm-böse. Die Ikarus-Leute gewinnen nicht weil sie "intelligenter, ethischer und damit besser" sind, sondern weil ihnen auch der Zufall hilft. Der wiederum wird von dem sparsam eingesetzten Überwesen Lear beeinflusst, so daß das Ganze durchaus eine innere Logik hat. Lear ist nicht ES, sondern eine Art Android, ein Wächter eines früher existierenden Volkes, ist also alles andere als eine omnipotente Superintelligenz. Gelungene Action-SF, Leseproben gibt's bei beam.

Nach dem Boom-Auftakt von Sylke Brandt und ihrem Bruder, Dirk van den Boom, geben mit diesen Romanen auch Irene Salzmann und Martin Kay ihr Ikarus-Debut. Später werden noch Thomas Folgmann, Achim Hiltrop, Nicole Rensmann und Erik Schreiber dazustoßen. Soweit ich die Romane bisher gelesen habe, ordnen sich alle harmonisch in das Ikarus-Universum ein, man (ich zumindest) erkennt keine Stil- oder Logik-Brüche. Und wenn ich auch nicht jeden Roman gleich gut finde, ist das soweit ich das bisher absehen kann wohl eher ein Problem der Serie und nicht der Autoren (aber dazu komme ich im Detail und mit meinem berüchtigtem Charme, wenn die Romane dran sind). Ich jedenfalls wurde nach dem Lesen der Serie auch auf weitere Bücher dieser Autoren neugierig, für diejenigen, denen es ebenso geht, hier die Homepages / Blogs :
Dirk van den Boom : http://www.sf-boom.de/
Sylke Brandt : http://www.shei.de/html/auswahl.html
Irene Salzmann : keine bekannt, Autorinnen-Infos gibt es bei Literra
Martin Kay : http://kaylog.wordpress.com/
Thomas Folgmann : keine bekannt
Achim Hiltrop : http://www.scifinet....agher/index.php?
Nicole Rensmann : http://www.blog.nicole-rensmann.de/
Erik Schreiber : Viel(kurz)rezensent, Homepage weiss ich nicht, aber seit Neuestem hat er einen Verlag Saphir im Stahl


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Rettungskreuzer Ikarus 1-3

Geschrieben von †  a3kHH , 14 Februar 2011 · 2.069 Aufrufe
Rezensionen


Dirk van den Boom : Die Feuertaufe
Dirk van den Boom : Das weiße Raumschiff
Sylke Brandt : Der Gott der Danari


Irgendwann in der Zukunft : Die Menschheit hat sich im Weltraum ausgebreitet und viele intelligente Rassen getroffen. Es gab es eine Natur(?)katastrophe, die die überlichtschnelle Raumfahrt für mehrere hundert Jahre unmöglich machte. Seit 400 Jahren sind Menschen und Außerirdische aber wieder im Weltraum unterwegs und klauben die Bruchstücke des früheren Imperiums wieder auf.
Neben zwei großen Machtblöcken, dem diktatotrisch geführtem Multiimperium und der kapitalistisch orientierten Händler-Allianz gibt es eine Vielzahl kleinerer und kleinster Staatengebilde, so unterschiedlich wie die menschliche Entwicklung auf den einzelnen Planeten. Die Geschichte beginnt mit der Organisation einer Rettungseinheit für das Raumkorps durch Sally Mclennane, eine an die Grenze der menschlichen Besiedlung abgeschobene Direktorin der Händler-Allianz. Da ihr von ihren Mitdirektoren nur ein Minimalbudget zur Verfügung gestellt wird, ist die Besatzung dementsprechend :
- Captain Roderick Sentenza : Unehrenhaft aus der imperialen Raumflotte entlassen
- Chief Sonja diMersi : Wegen schlampiger Arbeit hatte sie den Unfall eines Raumschiffs mit diversen Toten verursacht
- Doktor Jovian Anande : Nach illegalen Genexperimenten von seiner Firma lobotomisiert und ausgesetzt
- Arthur Troid : Ein Androide als Navigator
- Darius Wenderveen : Pleite gegangen hat er sich und seinen Androiden an das Raumkorps verkaufen müssen
- Thorpa : Ein Student der Xenopsychologie im 2. Semester (seines Heimatplaneten) aus der Rasse der baumähnlichen Pentakka
Den ersten Einsatz, die Rettung eines havarierten Frachters mit Kampf"stieren", meistert die Besatzung und kommt sich näher. Beim zweiten Einsatz stoßen sie auf ein weißes Raumschiff unbekannten Typs, in dem sie vor einer in der Zukunft liegenden Gefahr gewarnt werden. Beim dritten Einsatz auf Danari müssen sie sich gegen PSI-begabte Menschen wehren, um den Sohn des Inhabers eines großen Raumschiffkonzerns zu befreien.

Die Romane sind gut geschrieben, deutlich weniger trivial als das durchschnittliche Rhodan-Heft, aber nichtsdestotrotz wird auch hier die Richtung einer unterhaltsamen Space Opera bereits mehr als deutlich. Auch beim zweiten und dritten Lesen kommt keine Langeweile auf. Für Leute, die SF-Action mögen, sehr zu empfehlen.

Dirk van den Boom hat hier ein interessantes Setting entwickelt, das der Serie und den AutorInnen exotische Figuren und Szenarien ermöglicht. Als Expokrat hat er hier sich bereits mit den ersten Romanen von der Scheerschen Idee des grundlegenden Aufbaus entfernt und springt Jahrtausende in die Zukunft. Hier hat er jederzeit die Möglichkeit, die im Dunkeln liegende frühere Menschheitsgeschichte zu beleuchten. Dies ist einer der gravierendsten Unterschiede zur PR-Serie, bei der die Historie seit der ersten Mondlandung fortgeschrieben wurde. Dadurch hat zum Beispiel "Gucky" einen ganz anderen, historisch deutlich tieferen Background als Thorpa. Alleine die Assoziationen, die der PR-Leser mit dem Namen des Mausbibers hat : Tramp, Iltu, die Mausbiber-Marskolonie, Gecko, der Überallzugleich-Töter ... Diese Tiefe hat "Rettungskreuzer Ikarus" noch lange nicht erreicht. Geschickt nutzt Dirk van den Boom aber diesen Nachteil zum Vorteil der Serie aus und fabuliert fröhlich vor sich hin, die Fehler, die man vor 40 Jahren bei der Darstellung von Gucky gemacht hat, weitestgehend vermeidend. Bereits in den ersten Romanen wird Thorpa, der lebende Baum, deutlich besser charakterisiert als damals Gucky, obwohl der Charme beider Figuren sich doch schon sehr ähnelt.

Ein Wort noch zu den aktuellen Ausgaben : Die ersten 15 Bände gibt es bereits nicht mehr einzeln in Papierform bei Atlantis, sondern stattdessen in revidierter und korrigierter Fassung als Sammelbände, wobei sich der Preis um ein Drittel reduziert. Als eBooks sind dagegen alle Bände einzeln bei beam erhältlich, dort kostet ein Band 3,- €. In den Formaten Mobipocket, ePub und PDF, selbstverständlich DRM-frei. Für die Fans des eBooks hier noch der direkte Ikarus-Link.


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Rettungskreuzer Ikarus - Vorbemerkungen

Geschrieben von †  a3kHH , 14 Februar 2011 · 1.272 Aufrufe
Rezensionen
40 Jahre nach der Landung der "Stardust" auf dem Mond und der darauffolgenden Begegnung von Major Perry Rhodan mit der Arkonidin Thora versucht ein neues Team deutscher Autoren eine neue Science Fiction - Serie aus der Taufe zu heben. Wir schreiben das Jahr 2000, "Perry Rhodan" ist unangefochten die Nummer 1 der Science Fiction - Romanserien in Deutschland, gerade ist der Band 2000 "ES" erschienen. "Maddrax" war angekündigt, "Sternenfaust" lag noch vier Jahre in der Zukunft. Das Internet, wie wir es heute kennen, war noch eine Zukunftsvision.

Unter diesen Bedingungen begann der Atlantis-Verlag mit Dirk van der Boom als Expokrat eine neue SF-Serie aus der Taufe zu heben. Ambitioniert, keine Frage. Allerdings muß man schon den Vergleich mit PR führen, insbesondere als die Einzelbände auf den ersten Blick teurer sind als ein einzelnes PR-Heft. Und das Invasions-Szenario, das in den ersten 40 Ikarus-Romanen erzählt wird, wurde bei PR mehrfach in der Klassik als auch der Moderne abgehandelt, so daß ein Vergleich der beiden Serien fast unabdingbar ist.

Wie ich im Folgenden zeigen werde, gewinnen beide Serien bei diesem Vergleich. Auch wenn oberflächlich gesehen die Organisationsstruktur beider Serien gleich zu sein scheint, ist doch die interne Struktur so konträr wie Kapitalismus und Kommunismus. Und ebenso konträr sind auch die Sachzwänge und die Marktmechanismen beider Serien. "Perry Rhodan" erscheint wöchentlich zu einem festem Termin. Jeder Roman hat eine unumstößliche Deadline, bis zu der er fertiggestellt werden muß. Die Autoren sind hauptberufliche Schriftsteller, die von ihren Produkten leben müssen. PR ist in festen, 100 Romane umfassenden Zyklen aufgeteilt, eine Struktur, die seit dem großen Erfolg des MdI-Zyklus (200-299) unumstößlich ist. "Rettungskreuzer Ikarus" erscheint etwa alle drei Monate, wobei Verschiebungen um Wochen oder Monate unproblematisch sind :
Zitat Guido Latz 11.04.2010 : Im Sommer erscheint der vierte Sonderband
Zitat DiBoo 11.01.2011 : Naja, was man so "Sommer" nennt in Stolberg: Der in Beitrag # 39 genannte Storyband ist nunmehr erschienen
Solche Terminverschiebungen sind auch dadurch bedingt, daß die Ikarus-Autoren oft noch einen Brotjob haben und nicht von den Ikarus-Romanen leben können. Mit Band 38 beginnt der zweite Zyklus von "Rettungskreuzer Ikarus", der erste Zyklus ist also nur ein Drittel so lang wie einer bei PR. Diese Unterschiede sollte man im Kopf haben, wenn man die Ikarus-Bände so wie ich in Massen (i.e. soviel bereits herausgekommen ist) hintereinander weg konsumiert.


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... with realistic heavy breathing action

Geschrieben von †  a3kHH , 14 Februar 2011 · 763 Aufrufe
Fundstücke
Wo hier auf dem SF-Netzwerk doch gerade die Abmahnpanik grassiert, passt dieses Fundstück hier voll in die Diskussion
Feel the Force !
Auch Cynx hat arge Zweifel, ob dieses Produkt lizensiert ist ...
Ein Tip an die Produzenten : Auch Han Solo und Chewbacca würden sich dafür eignen ...
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Artrhur C. Clarke : siseneG

Geschrieben von †  a3kHH , 12 Februar 2011 · 714 Aufrufe
SF allgemein
Letters of Note hat eine Kurzgeschichte von Arthur C. Clarke ins Netz gestellt :
ZITAT
siseneG
by
Arthur C Clarke

And God said: DELETE lines One to Aleph. LOAD. RUN.
And the Universe ceased to exist.

Then he pondered for a few aeons, sighed, and added: ERASE.
It never had existed.
Kürzer geht's wirklich nimmer, da waren einige der Ultrakurzen von Shinishi Hochi ja Epen gegen. laugh.gif
Hier ist übrigens auch noch das Originalmanuskript abgelichtet.


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Über 50

Geschrieben von †  a3kHH , 09 Februar 2011 · 1.361 Aufrufe
Familienleben
Dank eines gewissen Herrn Eschbach, der den folgenden Link unbedingt auf SF-Fan posten musste, fühle ich mich jetzt richtig alt. huh.gif



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Cory Doctorow : Kritik an "The Net Delusion"

Geschrieben von †  a3kHH , 05 Februar 2011 · 767 Aufrufe
Politik
ZITAT
The Net Delusion ist das erste Buch des in Weißrussland geborenen Politikautors und Bloggers Evgeny Morozov. Der hat sich einen Ruf als scharfer, ja manchmal beißender Kritikers des Internets und des "Cyber-Utopismus" erarbeitet. In Net Delusion breitet er die Argumente aus, die er auch schon an anderer Stelle geäußert hat. Ich habe mein Rezensionsexemplar mit Interesse gelesen - ich mag Evgeny. Wir haben uns schon mehrfach getroffen und einander geschrieben und jedes Mal machte er auf mich den Eindruck eines pfiffigen und engagierten Menschen.
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Auch sein Buch enthält im Kern einige sehr kluge Ideen. Morozov hat absolut Recht, wenn er mit Nachdruck darauf hinweist, dass Technik nicht zwingend auch gut für den Frieden sein muss. Und wenn er betont, dass sie genauso dazu benutzt werden kann, zu versklaven, zu überwachen und zu bestrafen. Und dass sie im Gegenzug genauso dazu dienen kann, Überwachung zu entgehen, Sklaven zu befreien und Dinge zu teilen.

Leider ist diese Botschaft versteckt unter einem Haufen unsortierter und schlecht argumentierter Angriffe gegen eine nebulöse "Cyber-Utopismus"-Bewegung.


Dies ist der Anfang eines dreiseitigen Zeit-Artikels, der selber wiederum eine gekürzte Übersetzung (!) aus dem Guardian darstellt. Sehr lesenswert mit einigen tiefgründigen Kommentaren zum Geschehen im Netz.

Was mir als alternder SF-Fan auffällt, ist die beginnende Realisierung der Cyberspace-Ideen von vor dreißig, vierzig Jahren.
"Opa, erzähl' mal von der Steinzeit,"
"Als ich jung war, gab's noch kein Internet, da hat man sich noch im RL getroffen und kannte nur die Leute aus der Nachbarschaft ..."
unsure.gif fun.gif sad.gif


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Gelesen im Januar 2011

Geschrieben von †  a3kHH , 04 Februar 2011 · 788 Aufrufe
Rezensionen

Mike Resnick : Flaggschiff (Starship: Flagship)
Bastei-Lübbe 23350, Köln 2011
Aus dem Amerikanischem von Thomas Schichtel
Der abschließende Band des Wilson-Cole-Zyklus. Die Rebellen um Wilson Cole versuchen in einem Kommandounternehmen Deluros VIII anzugreifen, kommen in eine Invasion Außerirdischer und stellen sich in den Dienst der Flotte der Menschheit.
Ein unbefriedigender Abschluß eines guten Zyklus. Wenn auch im Verlauf des Romans einige gute Szenen enthalten sind, ist die Auflösung doch unschön. Die menschliche Gesellschaft und ihre Probleme, die überhaupt erst die Meuterei von Wilson Cole hervorgerufen haben, wird ignoriert, der Roman bewegt sich auf einem sehr oberflächlichem Level. Da kann auch der Teil, in dem sich Wilson Cole aka Mike Resnick mit dem "Foltern für das Gute" auseinandersetzt, nicht mehr viel rausreißen. Schade.



Jack Campbell : Fluchtpunkt Ixion (The Lost Fleet - Courageous)
Bastei-Lübbe 23351, Köln 2011
Aus dem Amerikanischem von Ralph Sander
Der dritte Band um John Geary und die Verschollene Flotte. Sie versuchen weiter, das Territorium der Allianz zu erreichen, werden aber durch das Syndikat daran gehindert. Aber anscheinend mischt sich jetzt außerdem noch eine dritte Kraft ein und manipuliert die Wurmlöcher ...
Nachdem in den ersten beiden Bänden die Auseinandersetzung mit der Militärstruktur der Allianz im Vordergrund stand, ist Fluchtpunkt Ixion eher ein etwas ruhiger Roman, den Campbell benutzt, um die Bühne für die folgenden Ereignisse bereit zu machen. Nett zu lesende MilSF, ich bin mal auf die Fortsetzungen gespannt.



David Weber : Nimue Alban
Die Invasion / Caylebs Plan (By Heresies Distressed)

Bastei-Lübbe 23348 / 23349, Köln 2010/2011
Aus dem Amerikanischem von Ulf Ritgen
Der dritte Band des Nimue-Alban-Zyklus, wie die beiden vorherigen von Bastei-Lübbe auf zwei Bände aufgeteilt. Die Bände haben 500 bzw. 400 Seiten, die Aufteilung ist also im Interesse der Handhabbarkeit zu begrüßen. Nimue Alban alias Merlin Athrawes versucht Kaiser Cayleb und seine Kaiserin Sharleyan im Kampf gegen die korrupte Kirche zu unterstützen. Detailliert werden die weiteren Ereignisse geschildert, wie man das von Weber eben gewohnt ist. Diesmal mit einem hohem Kitsch-Faktor, also nix für hartgesottene TTT-Fans.



John Scalzi (Hrsg.) : Metatropolis
Heyne 52684, München 2010
Aus dem Amerikanischem von Bernhard Kempen
Fünf Erzählungen amerikanischer Autoren (Jay Lake, Tobias S. Buckell, Elizabeth Bear, John Scalzi, Karl Schroeder) über die Megacities der Zukunft. Ziemlich langweilig und wenig innovativ, das habe ich vor Jahrzehnten schon bei Niven / Pournelle im Roman "Todos Santos" spannender, innovativer und besser gelesen. Alleine Karl Schroeder sticht hier heraus, der dem abgelutschtem Topic "Leben im Cyberspace" tatsächlich eine neue Nuance abluchsen kann.



Michael Marcus Thurner : Plasmawelt
Heyne 52758, Müncen 2011
Eine neue Geschichte aus dem Kahlsack-Universum, in dem Thurner schon Turils Reise angesiedelt hat. Diesmal geht es um den Planeten Marek mit seiner Plasmasäule und seiner sich über den Planeten bewegenden Megacity. Gramo Darn bzw. die fünfte Inkarnation des ursprünglichen Menschen kämpft gegen die Diktatur der herrschenden Klasse dieser Stadt.
Relativ schnörkellos, exotisch, aber der kreative Impact, der Sense of Wonder der ersten Kahlsack-Geschichte fehlt hier. Nichtsdestotrotz ein schöner Roman, angenehm zu lesen, man merkt das Potential, das in dem Kahlsack-Universum steckt.



Brandon Sanderson : Sturmklänge (Warbreaker)
Heyne 52713, München 2010
Aus dem Amerikanischem von Michael Siefener
In Hallandren, dem Reich des unsterblichen Gottkönigs, kehren die gefallenen Helden als Götter zurück. Ausgestattet mit den magischen Kräften der Farben und der Lebenshauche der Menschen, herrschen sie über das Land. Die junge Prinzessin Siri wird mit dem Gottkönig vermählt und lernt nun die fremdartige Welt der Unsterblichen kennen. Dabei stößt sie schon bald auf ein dunkles Geheimnis - denn einer der Götter hat ganz eigene, tödliche Pläne ... (Klappentext)
Nach Kinder des Nebels und Elantris das dritte Fantasy-Werk, das ich von Brandon Sanderson lese. Und wieder mit einem gänzlich anderen Magie-System, diesmal auf Farben basierend. Wieder sehr exotisch und spannend, diesmal aber mit der deutlichen Aussage, man möge doch bitte genauer hingucken, bevor man irgendetwas als gegeben hinnimmt. Hier wendet sich Sanderson deutlich gegen BILD und andere Stammtisch-Ideologen und -Idelogien. Lesenswert !



Gunter Arentzen : Ich, Killerin
Shutup-Verlag, Rülzheim 2010
Eine düstere Geschichte über Deutschland im Jahr 2098. Eine Auftragskillerin wird vom Geheimdienst der regierenden Konzerne benutzt, um andersdenkende Terroristen zu erledigen.
Actionbetont, extrem brutal, stellenweise pornographisch. Nichts für empfindsame Gemüter. Ich habe allerdings den Eindruck, daß diese Extreme in ihrer Gesamtheit in eine neue Qualität umschlagen. Von daher hat mir der Roman gefallen, auch wenn ich an mehreren Stellen schlucken musste.



Christoph Hardebusch : Missing in Action (Justifier 01)
Heyne 52718, München 2010
Ein Justifier-Team im Einsatz.
Schnörkelloser Action-Roman. Details siehe hier. Bemerkenswert die RPG-nahe Schreibe. Lesenswert !!



TCE : Kommandosache K. H. Scheer
Teil 1 : Sein Wort war gewaltig
Teil 2 : Raumfahrer, Piraten und Agenten

Terranischer Club Eden 2006
Eine brilliante Sammlung von Sekundärmaterial und -Artikeln zu Karl-Herbert Scheer. Nicht unkritisch (dem Autor der Rezension zur ZBV-Reihe kann ich nur sehr rudimentär zustimmen), aber sehr liebevoll. In dieser geballten Form allerdings nur etwas für KHS-Fans wie mich, jeder andere ist besser mit dem Werk von Heiko Langhans bedient. Sehr schön auch, daß neben modernen Artikeln auch Ausschnitte klassischer Fanzines enthalten sind. Die beigelegte CD habe ich noch gar nicht angesehen, da sind neben einer Titelbildgalerie auch Audio- und Video-Dateien enthalten, zusätzlich zu reich illustrierten Artikeln.



Dirk van den Boom & Oliver Naujoks (Hrsg.) : Weltraumkrieger
Ein Kurzgeschichtenband mit deutscher Military SF. Sehr schön ausgesucht von den beiden Herausgebern wird die deutsche Variante der MilSF detailliert dargestellt, ein unbedingtes Muß für MilSF-Fans. In diesen Kontext passt auch sehr gut die Millersche Geschichte aus dem Liaden-Zyklus, der ja seit neuestem vom Atlantis-Verlag weitergeführt wird. Mich zumindestens hat diese Story motiviert, mir einmal die Liaden-Romane zu besorgen. Auch ansonsten große Namen mit guten Geschichten, hierzu werde ich noch eine detaillierte Rezension hier im Blog veröffentlichen.



Christoph Maria Herbst : Ein Traum von einem Schiff
CMH erzählt seine Eindrücke von seinem Traumschiff-Dreh. Dabei geht er mit sich selbst härter ins Gericht als mit seinen Kollegen, das Buch ist ziemlich selbstkritisch. Und dabei absolut nicht gehässig, im Gegenteil, einige der auftretenden Personen werden extremst positiv beschrieben. Amüsant, wie man das von "Stromberg" eben auch erwartet, ist das Buch eine unbedingte Lesempfehlung, für den Stromberg-Fan ebenso wie für den dem Traumschiff Verfallenem.


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Gelesen im Dezember 2010

Geschrieben von †  a3kHH , 30 Januar 2011 · 1.957 Aufrufe
Rezensionen
Ach ja, durch die Feiertage bin ich nicht dazu gekommen, meine Leseliste fertigzustellen. Und dann wollte ich auch erst einmal die Rezensionen zu den beiden großen Zyklen fertig haben. Und so komme ich erst jetzt, Ende Januar, dazu, die Leseliste nachzutragen. Und wenn ich das dieses Jahr sauber durchhalte und jeden Monat aufschreibe, was ich gelesen habe, kann ich Ende des Jahres auch einmal bei den Jahres-Resümee-Threads mitreden, ansonsten klingt das bei mir erstens zu sehr nach Angabe und zweitens habe ich auch nicht so recht die Übersicht, was ich alles im Laufe eines Jahres gelesen habe.

Der Dezember stand bei mir im Zeichen der Zyklen. Nach dem Zyklus "Düsterer Ruhm" von Stackpole habe ich die Ulldart-Romane von Heitz zu lesen begonnen. Den letzten Ulldart-Band habe ich zwar erst Anfang Januar fertig gelesen, ich ordne aber den gesamten Zyklus dem Dezember zu. Aber der Reihe nach :


Tom Segev : Simon Wiesenthal
Siedler 2010 (Hardcover)
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Eine Biographie des österreichischen Nazi-Jägers. Sehr informativ und liebevoll geschrieben, es lohnt sich, diese (soweit ich das beurteilen kann) relativ objektive Darstellung zu lesen. Interessant auch der Blick aus Israel auf das Nazi- und Nachkriegsdeutschland, der sich gerade in einigen nebensächlichen Formulierungen offenbart. Für mich, der ich vorher nur Oberflächliches über Simon Wiesenthal wusste, eine deutliche Erweiterung meines Wissens um ihn und die Vorgänge um den Eichmann-Prozeß. Sehr empfehlenswert.



Markus Heitz : Die Mächte des Feuers
Piper 6654 (2008)
Machtgierige Drachen entfesseln seit Anbeginn der Zeit Hass and Kriege auf der Welt. Die Drachentöterin Silena arbeitet für das Officium, einen Bund, der sich der Jagd auf die geflügelten Scheusale verschworen hat. Doch im Jahr droht nicht nur durch die Drachen Gefahr: In vielen Städten Europas häufen sich zerstörerische Angriffe eines unsichtbaren Feindes. Grausame Todesfälle unter den Drachentötern weben ein unheimliches Muster. Silena ahnt nicht, dass sie mit ihren Nachforschungen die Pläne eines Gegners durchkreuzt, der mächtig genug ist, die Welt endgültig in den Abgrund zu stürzen ... (Klappentext)
Fantasy-Steampunk vom Feinsten. Markus Heitz hat hier einen faszinierenden Roman geschaffen, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Wenn ich den Nachfolgeband "Drachenkaiser" gelesen habe, werde ich mich da etwas ausführlicher ausbreiten, jetzt kann ich nur jedem, insbesondere auch reinen SF-Fans, diesen Band empfehlen.


An dieser Stelle will ich kurz unterbrechen und mich über die Qualität der Random-House-Taschenbücher auslassen. Sie ist ... suboptimal. Kein Vergleich mehr mit den klassischen schwarzen Heyne SF&F-Taschenbüchern. Minderwertiges Papier und eine mangelhafte Leimung sind das eine, die Tatsache, daß eine gelesenes Piper-Buch selbst bei größter Sorgfalt auf dem Rücken eine Lesefalte bekommt, das andere. Das ist, um mich zu wiederholen, ... suboptimal. Bastei-Lübbe ist da etwas besser, aber kein Vergleich zu der Buchqualität aus den Kleinverlagen. Hier sollten sich die Großen als erstes eine gediegene Scheibe abschneiden. Egal, weiter im Text :



Michael A. Stackpole : Düsterer Ruhm
Zu den Waffen! (The Dark Glory War)
König der Düsterdünen / Fortress Draconis (Fortress Draconis)
Blutgericht / Drachenzorn (When Dragons rage)
Der große Kreuzzug / Die Macht der Drachenkrone (The Grand Crusade)

Heyne 9217-9221, München 2002-2004
Piper 9121-9127, 2005-2008
Epische Fantasy-Saga, Details habe ich hier geschrieben. Für den Fan solcher Sagas eine empfehlenswerte Lektüre.




Markus Heitz : Ulldart
Schatten über Ulldart
Der Orden der Schwerter
Das Zeichen des Dunklen Gottes
Unter den Augen Tzulans
Die Magie des Herrschers
Die Quellen des Bösen
Trügerischer Friede
Brennende Kontinente
Fatales Vermächtnis

Heyne 9174-9177 (2002-2003)
Piper 8528-8532, 8546, 6578, 6585, 6612 (2004-2007)
Ebenfalls ein epischer Fantasy-Zyklus, diesmal aus Deutschland. Die ersten Romane, die Markus Heitz veröffentlicht hat, mit teilweise typischen Mängeln eines Erstlinsgwerks. Trotzdem ziemlich interessant, teilweise auch innovativ. Sehr zu empfehlen, Details habe ich hier ausgeführt.


So im nachhinein gesehen war der Dezember definitiv der Monat der Fantasy-Zyklen. laugh.gif


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Markus Heitz : Ulldart

Geschrieben von †  a3kHH , 29 Januar 2011 · 1.317 Aufrufe
Rezensionen




Markus Heitz : Ulldart - Die dunkle Zeit

Schatten über Ulldart
Heyne 9174 (2002)
Piper 8528 (2004) {12. Auflage 2010}
Der Orden der Schwerter
Heyne 9175 (2002)
Piper 8529 (2004)
Das Zeichen des Dunklen Gottes
Heyne 9176 (2002)
Piper 8530 (2004)
Unter den Augen Tzulans
Heyne 9177 (2003)
Piper 8531 (2005)
Die Magie des Herrschers
Piper 8532 (2005)
Die Quellen des Bösen
Piper 8546 (2005)
Die Magie des Herrschers und Die Quellen des Bösen sind im Heyne-Verlag gekürzt als Die Stimme der Magie 2003 erschienen. Details dazu findet man auf ulldart.de.

Markus Heitz : Ulldart - Zeit des Neuen

Trügerischer Friede
Piper 6578 (2005)
Brennende Kontinente
Piper 6585 (2006)
Fatales Vermächtnis
Piper 6612 (2007)

Als Ausgangsbasis legte ich eine Situation fest, in der auf dem Kontinent Ulldart alles in geregelten Bahnen verläuft: Auseinandersetzungen zwischen Königreichen werden durch spezielle Einheiten nach festen Regeln ausgetragen, Kriege im großen Stil sind unbekannt, Magie existiert nur bei einer bestimmten Rasse, und diese hat keine andere Aufgabe, als zu heilen. Die Reiche haben sich auf einen 1000-jährigen Friedensvertrag geeinigt. Alles könnte ohne Gefahr andauern.

Wenn es diese eine unglückselige, verstümmelte Prophezeiung nicht gäbe, dass im Falle des Todes des Prinzen von Tarpol die sogenannte "Dunkle Zeit" zurückkehrt. Nun wird alles unternommen, diesen Jungen vor Gefahren zu beschützen, denn es gibt durchaus Strömungen, die der "Dunklen Zeit" positiv gegenüberstehen. Und plötzlich steht die Frage im Raum, ob es heißt "im Falle des Todes des Prinzen" oder "wenn der Tod des Prinzen nicht eintritt"... Was zunächst als relativ einfacher Handlungsstrang beginnt, wird im Laufe der Serie mit relevanten Nebenschauplätzen und Charakteren ausgebaut....

Quelle : Markus Heitz

Nichts Neues unter der Sonne. Aber das war auch gar nicht beabsichtigt : "Es ging mir nicht darum, etwas absolut Neues zu erfinden, was auch ziemlich schwierig sein dürfte, mal abgesehen von meiner Hintergrundwelt. Die Handlung sollte frisch und unterhaltsam sein, bekannte Motive werden dabei aufgegriffen und in neuer Form verworben. Das Motiv des dicken, jugendlichen Versagers, der nach und nach heranreift und alles versucht, um bestehendes Unrecht abzuschaffen und Gerechtigkeit zu erschaffen. Das Motiv des schuldlos Schuldigwerdens, weil sich die Hauptfigur irgendwann wegen des äußeren Drucks nicht mehr zu helfen weiß und nach dem Dunklen greift, ihn andere regelrecht in die Arme des Bösen treiben. Das Motiv des Bösen, das einmal in brachialer Gestalt, ein anderes Mal mit perfekter Freundlichkeit und gewissenloser Hinterlist auftritt." Dies hat Markus Heitz gut in eine Romanserie umgesetzt, die sich nett und gefällig liest. Angenehm dabei ist die Beschränkung auf Menschen, es gibt weder Elfen noch Zwerge. Und interessant ist ebenfalls der Blick nach Osten, die Namen und Motive sind der osteuropäischen Tradition entnommen.

Auch hier war der Anstoß der Remittenden-Stapel von Thalia. Dort habe ich neben diversen Stackpole-Romanen auch von Markus Heitz neben einem Sachbuch (!) auch zwei Romane des Ulldart-Zyklus gekauft - und die Steampunk-Fantasy "Die Mächte des Feuers". Letzterer hat mich so überzeugt, daß ich mir über Transgalaxis die restlichen Romane des Ulldart-Zyklus besorgt habe und sie durchgeschmökerte. Hat sich gelohnt, der Zyklus war interessant. Zwar detailliert, aber nicht langwierig oder zäh, er las sich flott runter. Um so unverständlicher die Tatsache, daß er bei Heyne zunächst gekürzt erschien : "Nach einem Gespräch mit Frau Friedel Wahren stand die Sache fest: Es sollte eine sechsteilige Serie werden, dem Geschehen nach wiederum in zwei Trilogien geteilt. Der nächste Band entstand sehr rasch. Der Plot und die Geschichte, das spürte ich beim Schreiben, gaben mehr her als nur drei Bände, wie ich es ursprünglich vorgesehen hatte. Band vier entstand innerhalb von zwei Monaten, Band fünf und sechs nahmen jeweils drei Monate in Anspruch. Sie wurden [vom Heyne-Verlag] in einem Buch zusammengefasst. [...] JETZT hat sich mit dem Wechsel der Recht an den Piper Verlag einiges geändert. Ulldart bekommt sechs Bände, wie es immer schon geplant gewesen war. Weiterhin sind zwei Nachfolgebände vom Verlag bestellt worden. So kann's gehen.... "

Die Piper-Ausgabe ist also die vollständige Ausgabe, so wie sie vom Autor geplant war. Ich finde es bedauerlich, daß der Heyne-Verlag nach dem Weggang von Wolfgang Jeschke offenbar nicht einmal in der Lage zu sein scheint, komplette Romane zu veröffentlichen. Das, was Markus Heitz hier nur im Hintergrund mitschwingen lässt, ist mir bereits bei der ersten oberflächlichen Suche nach dem Ulldart-Zyklus unangenehm aufgefallen. Ich frage mich, ob bereits jetzt übersetzte Romane im Heyne-Verlag gekürzt erscheinen bzw. wie lange es noch dauert, bis diese Unart dort wieder en vogue ist.

Es dürfte Markus Heitz auch Spaß gemacht haben, diesen Zyklus zu schreiben, er mußte mit drei Folgebänden (Ulldart - Zeit des Neuen) noch einen draufsetzen und dabei so viel als möglich durcheinanderwirbeln. Hier schimmert allerdings an einigen Stellen durch, daß dieser Folgezyklus nachgeschoben wurde und nicht von Anfang an geplant war. Dabei ist, genauso wie bei der Rezeption des Zyklus, zu berücksichtigen, daß Ulldart die ersten Romane von Markus Heitz gewesen sind, sie entstanden ab 1997. Liest man weitere Bücher von ihm, kann man sehr gut nachvollziehen, wie sich ein Schriftsteller im Laufe der Romane weiterentwickelt.

Zu diesem Zyklus gibt es auch eine Internetseite, aus der alle obigen Zitate entnommen sind : ulldart.de. Schön gemacht mit vielen weiteren Infos. Hier gibt Markus Heitz Einblicke in die Entstehung von Ulldart und seine eigenen Zweifel während des Schreibens. Ein empfehlenswerter Link für Fans und Literatur-Interessierte.

Insgesamt ein netter Zyklus, nichts Neues, aber interessant erzählt und nicht altbacken. Für die Fans epischer Phantastik sehr zu empfehlen.


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Gorch Fock

Geschrieben von †  a3kHH , 29 Januar 2011 · 714 Aufrufe
Politik
Zu den Ereignissen um die Gorch Fock habe ich eine Meinung.
Nun lese ich morgens nicht nur tagesschau.de, sondern regional ebenfalls die Meldungen auf ndr.de. Und ich sehe in die Kommentare zu den Nachrichten.
So auch die Kommentare zum Geschehen auf der Gorch Fock. Im Gegensatz zu vielen anderen Foren melden sich hier Betroffene beider Seiten zu Wort. Diese Kommentare werden seit 20.01. an den jeweils neuesten Artikel angehängt und fortgeschrieben, so daß sie nicht verloren gehen (allerdings könnte der obige Link eventuell nicht lange funzen).
Ich halt mich da jedenfalls raus, meine Meinung als Außenstehender ist, wie ich beim Lesen der Kommentare merkte, nicht fundiert genug.
Und daran sollten sich alle Stammtisch-Politiker, besonders die Pfeifen in Berlin, ein Beispiel nehmen.


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Studium in Deutschland 2011

Geschrieben von †  a3kHH , 28 Januar 2011 · 743 Aufrufe
Politik
Während meines Studiums vor einem Vierteljahrhundert war es noch wichtig, über den Tellerrand zu gucken. Ich habe nicht nur ein paar Physik-Vorlesungen gehört, ich habe mich auch für das Mathe-Diplom eingeschrieben. Und ich habe nicht nur die für den Abschluß relevanten Vorlesungen gehört, sondern auch Abschweifungen wie "Geschichte der Mathematik", "Gruppentheorie als musiktheoretisches Konzept" undsoweiter undsofort. In den Programmkinos, von denen es damals gerade um die Uni Hamburg herum noch Massen gab, habe ich mich im (Western-)Film weitergebildet, privat mich ein bißchen auch mit der Theorie des Filmemachens beschäftigt.

Heutzutage ist das anders. Die Wirtschaft zusammen mit inkompetenten Politikern aller Coleur hat dafür gesorgt, daß aus hochqualifizierten deutschen Studiengängen mit Abschlüssen, die einem gut bezahlte Jobs auch im Ausland zugänglich machten, ein Wischi-waschi-Bachelor-Schulabschluß wurde, in dem straightforward für die Prüfungen, nicht für das Leben, gelernt wird. Damit auch der dümmste BWL-Student noch seinen Uni-Abschluß bekommt und jeder Dorftrottel sich als Universitätsabsolvent im Management deutscher Firmen bewerben kann. Das Ergebnis davon sieht man ja beispielsweise bei Harles und Jentzsch oder der HSH-Nordbank.

Aber egal, um einen guten Universitätsabschluß hinzulegen, muß man auch in der Schule gut darauf vorbereitet werden. Und da hilft es nicht, wenn ein Lehrer statt 08/15-Wissen abzufragen den Kindern das Verständnis für Zusammenhänge beibringt. Charlotte Haunhorst hat dies in Spiegel Online auf den Punkt gebracht : "Nehmen Sie Abstand von Ihrem Bildungsideal. Lehren Sie nur das Vorgeschriebene und schwören Sie die Kinder möglichst früh darauf ein, nichts mehr zu hinterfragen. Das ist sowieso eher lästig und obendrauf noch anstrengend." So empfiehlt, bereits in der Schule das beliebteste Hilfsmittel der Kretin-Manager frühzeitig einzusetzen : "Wenn Sie trotz alledem noch Theater spielen wollen, dann lassen Sie die Schüler zumindest das komplette Drama auswendig lernen. Notfalls auch häppchenweise - in Form von Foliensätzen zum Beispiel. Das soll einen nachhaltigen Lerneffekt haben." Den vollständigen Offenen Brief an ihren Ex-Lehrer findet man hier und den kann ich jedem, der gerne am Stammtisch über das Studium redet, nur empfehlen.


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Michael A. Stackpole : Düsterer Ruhm

Geschrieben von †  a3kHH , 25 Januar 2011 · 1.217 Aufrufe
Rezensionen


Michael A. Stackpole : Düsterer Ruhm 2000-2003
Zu den Waffen! (The Dark Glory War)
König der Düsterdünen / Fortress Draconis (Fortress Draconis)
Blutgericht / Drachenzorn (When Dragons rage)
Der große Kreuzzug / Die Macht der Drachenkrone (The Grand Crusade)

Heyne 9217-9221, München 2002-2004
Piper 9121-9127, 2005-2008

Den Zyklus "Düsterer Ruhm" von Michael A. Stackpole habe ich zu lesen angefangen, als die Romane bei Heyne neu herauskamen. Aber wie das bei Zyklen so ist, das zerrissene Lesen hat mein Interesse dann doch erlahmen lassen. Vor ein paar Wochen konnte ich einige mir noch fehlende Piper-Ausgaben dann günstig bei Thalia kaufen, und habe mir den gesamten Zyklus einmal im Stück zu Gemüte geführt.

Worum geht's ? Das Übliche : Ein Held bzw. eine Gruppe von Helden rettet die Welt. Düsterer Ruhm erzählt von die Geschichte des Krieges um die Drachenkrone. Die südlichen Königreiche müssen sich gegen die Hexenkönigin Kytrin aus dem Norden wehren. Sie versucht, die Drachenkrone wieder zusammenzusetzen, um mit den Drachen, die dadurch kontrolliert werden können, die Welt zu beherrschen. Die Heldengruppe (ich kann mir so gerade eben noch den Ausdruck "die PCs" verkneifen) versucht dagegen, die Krone zu zerstören.

Sehr episch und sehr breit angelegt. Nichts Neues, aber doch etwas dichter als Robert Jordans "Wheel of Time". laugh.gif Besonders der erste Band mit seinem negativem Ende hat mir sehr gut gefallen. Allerdings war das meines Erachtens auch der am Besten strukturierte und konzeptionierte Band des Zyklus. Bei den anderen Romanen hatte ich zwischendurch mehrfach das Gefühl, das der Autor nicht so recht wusste, wie er mit den Figuren umgehen und die Geschichte weitertreiben soll. Trotzdem habe ich diese epische Breite genossen und finde den Zyklus durchaus lesenswert. Allerdings habe ich auch das Rad der Zeit in der englischen Ausgabe mehrmals gelesen ...


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Christoph Hardebusch : Missing in Action (Justifier 01)

Geschrieben von †  a3kHH , 24 Januar 2011 · 1.299 Aufrufe
Rezensionen

Christoph Hardebusch : Missing in Action (Justifier 01)
Heyne 52718, München 2010
448 Seiten

Ein Justifier-Team im Einsatz.

Wie man dieser knappen Inhaltsangabe entnehmen kann, liegt hier ein relativ schnörkelloser Action-Roman vor, nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Wenn auch die Betas etwas blass bleiben, gelingt es Christoph Hardebusch eine spannende Geschichte über ein von allen Hilfsquellen abgeschnittenes Justifier-Team auf einem neuentdecktem Planeten zu erzählen, in dem die einzelnen Charaktere durchaus Menschen und keine wandelnden Klischees darstellen. Allerdings ist dies ein Roman zu einem Rollenspiel und das fiel mir als ehemaliger Pen&Paper-Rollenspieler deutlich auf. Man (ich zumindest) sah Spielleiter und Spieler sozusagen plastisch vor mir, die PCs waren auch deutlich detaillierter ausgeführt als die NPCs. Auch das Szenario war ein klassisches First Level Adventure, ebenfalls so liebevoll beschrieben, daß ich die Unterlagen des Spielleiters (Karte, Wahrscheinlichkeitstabelle für den Angriff einheimischer Tiere, Dungeon, Feind-Basis) beim Lesen immer wieder vor meinem geistigem Auge sah. Wie gesagt, nichts Tiefsinniges, sicherlich kein Meilenstein der SF, aber angenehm lesbar und Rollenspielern, ehemaligen als auch aktiven, sehr zu empfehlen. Ich für mich werde mir auf jeden Fall auch mal ein paar andere Romane von Hardebusch durchlesen - von daher hat dieser Roman den unter Collector angesprochenen Marketing-Effekt bei mir angetriggert.


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Marcus Heitz : Collector (Justifier 0)

Geschrieben von †  a3kHH , 22 Januar 2011 · 1.517 Aufrufe
Rezensionen

Markus Heitz : Collector
Heyne 52650, München 2010

Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit Hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat: außerirdische Hinterlassenschaften, die zwar funktionieren, deren Funktionsweise die menschlichen Piloten jedoch nur in Ansätzen verstehen. So verläuft die Besiedelung anderer Planeten denkbar chaotisch. Doch dann treffen die Menschen auf eine außerirdische Spezies - die Collectors -, die anbietet, die menschliche Zivilisation unter ihre Fittiche zu nehmen und in die Gemeinschaft der galaktischen Völker einzuführen. Ein Angebot, das die Menschen nicht ablehnen können - mit katastrophalen Folgen ... (Klappentext)

Das Buch ist eine nette Space Opera ohne größeren Tiefgang, ohne größeren Anspruch und ohne starke Spitzen nach oben oder unten. Liest sich leicht weg, der Leser fühlt sich gut unterhalten.

Mit dieser Meinung befinde ich mich im Gegensatz zum Konsens des Collector-Lesezirkels.

Allerdings ist diese Kritik das Vernichtendste, was man über einen Roman von Markus Heitz sagen kann. Der Typ kann nämlich schreiben, wirklich gute, herausragende Romane. In diesem Kontext bedanke ich mich noch einmal ausdrücklich bei der netten Mitarbeiterin von Thalia / HH-Mönckebergstraße, die mich damals beim Collector-Kauf nicht ohne die Zwerge rausgehen ließ. Ohne diesen Doppel-Kauf hätte ich nach Collector nämlich erst einmal nichts mehr von Heitz gelesen. Jetzt aber, insbesondere nach der Lektüre des Fantasy-Romans "Die Zwerge" und des Fantasy-Steampunks "Die Mächte des Feuers", kann man nur sagen, daß Heitz mit "Collector" weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Das Buch ist eben nur nett. Für die meisten ausreichend, wie auch die Amazon-Rezensionen zeigen, für Heitz jedoch kein Maßstab.


Aber vielleicht wandelt Markus Heitz momentan mehr auf Michael Nagulas Spuren. Dessen Kurzgeschichten und Romane waren auch nicht so prickelnd, ganz im Gegensatz zu seinen sekundärliterarischen Aktivitäten. Auch Heitz hat hier mehr vorgelegt als einen durchschnittlichen Roman. Nach dem Erwerb des Justifier-Rollenspiels versucht er eben dieses Rollenspiel jetzt zu vermarkten. Das ist an sich noch nichts Herausragendes, ja eigentlich eher sogar negativ zu werten. Jedoch wird für diese Vermarktung eine neue Buchreihe beim Heyne-Verlag herausgegeben. Und hier kommen (für mich !) neue deutsche Autoren zu Wort, die ja, wie ich beim Lesen der Shadowrun-Romane von Heitz oder Alpers gemerkt habe, derartige Reihen wesentlich aufwerten. Ich kannte Christoph Hardebusch vorher nicht, sein erster Justifier "Missing in Action" liest sich jedoch sehr flüssig und weckt zumindest das Interesse an seinen weiteren Romanen. Für die folgenden Bände der Reihe sind auf Amazon als Autoren Lena Falkenhagen, Thomas Finn und Nicole Schumacher angegeben. Die kenne ich ebenfalls nicht und bin schon neugierig auf diese Bände. Wenn durch Heitz' Aktivitäten hier langfristig deutschen Autoren eine weitere Publikations- und Marketingmöglichkeit geboten wird, ist Collector deutlich mehr als ein Roman und hat seinen Zweck als Teaser erfüllt.


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Zensur

Geschrieben von †  a3kHH , 08 Januar 2011 · 788 Aufrufe
SF allgemein
Böses Ungarn.
Die zensieren doch glatt Meinungsäußerungen ihrer Bürger. Da werden tatsächlich Journalisten, die ihre der Regierungsmeinung nicht genehmen Ansichten zum Besten geben, abgemahnt. Demnächst schließen die auch noch Zeitschriften, wenn diese nicht über die Themen berichten, die der Regierung passen.
Gut, daß so etwas bei uns nicht passieren kann. Nicht im Westen. Nicht in Deutschland. Nicht auf dem SF-Netzwerk.
coool.gif


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James Tiptree jr. - Gesamtausgabe

Geschrieben von †  a3kHH , 25 Dezember 2010 · 739 Aufrufe
SF allgemein

Der Septime-Verlag bringt eine Gesamtausgabe der Werke von James Tiptree jr. heraus.
Ankündigung

Der erste Band ist noch vor Weihnachten ausgeliefert worden und gefällt mir außerordentlich. Ein schöner kleiner Hardcover-Band mit Lesebändchen und einem aktuellem Nachwort von Anne Koenen. Übersetzt von Frank Böhmert, allerdings ohne Illustrationen. Ansonsten ist der Band die deutsche Version der Tiptree-Liebhaberausgabe "Tales of the Quintana Roo" des Arkham-Verlages. Schön, daß so etwas im deutschsprachigem Raum veröffentlicht wird, ich werde mir in jedem Fall auch die Folgebände besorgen.

Über James Tiptree jr. alias Alice B. Sheldon ein Wort zu verlieren ist überflüssig, wer sie noch nicht kennt, der sei auf diese ausführliche Biographie verwiesen. Ich hoffe, daß im Rahmen der Gesamtausgabe auch Bob Silverbergs Vorwort zu einer ihrer Kurzschichten-Sammlungen mit veröffentlicht wird, in der er schlüssig "beweist", daß James Tiptree jr. ein Mann sein muß, der im diplomatischem Dienst steht. biggrin.gif



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Dr. David Lavery

Geschrieben von †  a3kHH , 25 Dezember 2010 · 675 Aufrufe
SF allgemein
Auf der Suche im Netz bin ich über diesen Prof gestolpert :
ZITAT
Dr. David Lavery is Professor of English at Middle Tennessee State University (1993- ). The author of over one hundred and twenty published essays, chapters, and reviews, he is author / co-author / editor / co-editor of twenty three published or under contract books: Late for the Sky: The Mentality of the Space Age (Southern Illinois U P, 1992); Full of Secrets: Critical Approaches to Twin Peaks (Wayne State U P, 1994); †˜Deny All Knowledge†™: Reading The X-Files (Syracuse U P, 1996); Fighting the Forces: What†™s at Stake in Buffy the Vampire Slayer (Rowman & Littlefield, 2002); Teleparody: Predicting/Preventing the TV Discourse of Tomorrow (Wallflower, Columbia U P, 2002); This Thing of Ours: Investigating The Sopranos (Wallflower, Columbia U P, 2002); Seinfeld, Master of Its Domain: Revisiting Television's Greatest Sitcom (Continuum, 2006); Unlocking the Meaning of Lost: The Unauthorized Guide (Sourcebooks, 2006, 2007); Reading Deadwood: A Western to Swear By (Reading Contemporary Television Series, I. B. Tauris, 2006); Reading The Sopranos: Hit TV from HBO (Reading Contemporary Television Series, I. B. Tauris, 2006); Dear Angela: Remembering My So Called Life (Lexington Books, 2007); Lost's Buried Treasures (Sourcebooks, 2007, 2008, 2009); Saving the World: A Guide to Heroes (ECW Press, 2007); Finding Battlestar Galactica (Sourcebooks, 2008); Joss Whedon: Conversations (University Press of Mississippi, 2010); On the Verge of Tears: Why the Movies, Television, Music, Art, and Literature Make Us Cry (Cambridge Scholars Publishing, 2010); Screwball Television: Critical Perspectives on Gilmore Girls (Syracuse University Press, 2010); The Essential Cult Television Reader (University Press of Kentucky, 2010); The Essential Sopranos Reader (UPK, 2011); Joss: A Creative Portrait of the Maker of the Whedonverses (forthcoming from I. B. Tauris/St. Martin's); Owen Barfield (forthcoming in the Western Esoteric Masters Series, North Atlantic Books); Television Art (a textbook, forthcoming from Blackwell Publishing); Supernatural: TV Goes to Hell (forthcoming from ECW Press), and Television Auteurs (a book and web resource, forthcoming from UPM).
Quelle
In Anbetracht dessen, daß seine Ausführungen zumindestens teilweise als pdf-Download zur Verfügung stehen und sich recht flüssig lesen, wie ich an Late for the Sky : The Mentality of the Space Age feststellen konnte, sollte man hier vielleicht etwas genauer hingucken und sich seine Ausführungen genauer zu Gemüte führen. Ich werde das jedenfalls.
Homepage


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Selber schuld

Geschrieben von †  a3kHH , 23 Dezember 2010 · 746 Aufrufe
Politik
Ein Kommentar über die Deutsche Bahn, stellvertretend für diverse Meinungsäußerungen von Politikern und Nachrichten-Portalen :
ZITAT
[...] Auch die neue Bahnspitze hat aus dem chaotischen Krisenmanagement während der vergangenen Frostperiode zu Beginn dieses Jahres offensichtlich wenig gelernt. Dass es ihr auch in diesem Winter einfach nicht gelingt, Züge und Strecken witterungsresistent zu machen, auf erhöhte Fahrgastzahlen mit kurzfristig erweiterten Kapazitäten zu reagieren, funktionierende Notfallpläne zu erstellen und vor allem, ihre Kunden rechtzeitig und umfassend über schnee- und eisbedingte Probleme zu informieren, ist ein Armutszeugnis. [...]
Quelle
Tja, wie war das noch vor ein paar Monaten ?
ZITAT
Bei der Deutschen Bahn gab man sich am Montag höchst diplomatisch. Dass der Staatskonzern ab dem kommenden Jahr eine jährliche Dividende in Höhe von 500 Millionen Euro an den Bund zahlen soll, sei eine Entscheidung des Eigentümers, die der erfreulichen Ergebnislage entspreche und die das Unternehmen natürlich respektiere.
Quelle
Vielleicht sollten sich einige Leute einmal überlegen, was sie denn aus der Deutschen Bahn machen wollen : Eine Cash Cow oder ein dem Gemeinwohl verpflichtetes Transportunternehmen. Beides geht nicht.


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Karla Schmidt (Hrsg.) : Hinterland

Geschrieben von †  a3kHH , 22 Dezember 2010 · 2.581 Aufrufe
Rezensionen

Karla Schmidt (Hrsg.) : Hinterland
Wurdack-Verlag 2010

Was passiert, wenn eine Gruppe von Autorinnen und Autoren sich von der Musik eines Ausnahmekünstlers wie David Bowie inspirieren lässt?
Die Forschungsreisenden dringen mit umfangreicher Ausrüstung (Musikanlage, Monsterboxen, an die dreißig Alben) in das seltsame, oft fremdartige HINTERLAND von Bowies Schaffen vor.
Dort stoßen Sie auf Levitationsprobleme, leere Drachen, traurige Spaceguns, philosophierende Elitesoldaten, sprechende Telefonzellen, schwule Roboter, romantische Ninjas, jeweils leuchtende: blaue Fische, rote Schuhe, weiße DNA-Suppe, Zeitverschiebungen, Paralleltrips, internationale Erlösung, interstellare Versicherungen, eine Glühbirnenmanufaktur, Leichenkunst, verpilzte Zombies, Flammenwerferkatharsis, übermäßig hungrige Kinder und die endgültige Lösung sowohl des Hunger- als auch des Müllproblems.
HINTERLAND - 20 Science Fiction Erzählungen, inspiriert von der Musik David Bowies.
(Klappentext)

Neben seiner normalen SF-Storysammlung "Die Audienz" erschien dieses Jahr im Wurdack-Verlag "Rache!", die besten Geschichten der Storyolympiade 2009/2010, und "Hinterland", Stories inspiriert von David Bowie. Nicht nur dominiert der Verlag damit die SF-Storyszene 2010, die Qualität aller dieser Anthologien ist auch ein beeindruckendes Beispiel für das hohe Niveau des künstlerischen Anspruchs deutscher zeitgenössischer Autoren. Gerade in der Themenanthologie "Hinterland", die sich mehr der allgemeinen Phantastik und weniger "nur" der SF verschrieben hat, kommt dieser künstlerische Anspruch eindrucksvoll zum Tragen.

Wobei ich selbst so meine Vorbehalte gegen "Hinterland" hatte. Ich bin kein Fan von David Bowie, seine Musik habe ich in den vergangenen Jahrzehnten allenfalls nebenbei wahrgenommen. Mit Ausnahme von "Labyrinth", den Film (und Bowies Auftritt als auch seine Musik darin) habe ich genossen. Mich interessierten die Stories an sich, nostalgische Gefühle im Hinblick auf die zugrunde liegenden Musikstücke habe ich nicht und so stellte sich mir schon die Frage, ob man auch als Nicht-Bowie-Fan diese Stories lesen kann. Um die Antwort vorwegzunehmen : Man kann und sollte ! Die Musik dazu ist nicht unbedingt nötig, wenn sie auch das Feeling verstärken dürfte. Für die Musikliebhaber haben bibo Loebnau und Karla Schmidt auf der Website zum Buch die einzelnen Musikstücke als Youtube-Videos hinterlegt. Ich habe mir die Stories ohne diesen Background angehört, Bowies Musikstil ist nicht mein Geschmack. Dies hält aber nicht davon ab, die Geschichten zu genießen. Die Kommentare im Einzelnen :

01: Dirk Röse: Purgatorium
inspiriert durch "All the madmen"
Das jüngste Gericht ist gewesen, einige Menschen haben es verpasst und leben auf einer Erde mit negativer Gravitation.
Langweilige Geschichte mit uninteressant agierenden Protagonisten. Hier wurde eine nette Idee verschenkt.

02: Dietmar Dath: Solus Ipse, leerer Drache
inspiriert durch "Fill your heart"
Eine Geschichte über Solipsismus und Solipsisten.
Brilliant. In kurzen prägnanten Szenen stellt DD aus der Sicht einer nicht-existierenden Figur den Therapieerfolg von fünf auf sich selbst fixierten Menschen dar. Witzigerweise mit einer hochgradig dynamischen Action-Komponente, ohne daß tatsächlich irgendetwas passiert. Ein erstes Highlight dieser Anthologie!

03: Jasper Nicolaisen: Kleines Mädchen aus China
inspiriert durch "China Girl"
Ich habe keine Ahnung, was diese Geschichte aussagen soll. Die Story besteht nur aus wirr aneinandergereihten Schilderungen des Gefühlslebens des Protagonisten. Ein derartiger Stil war vor 30 Jahren en vogue und ich fand ihn schon damals suboptimal. Für Fans dieser Stilrichtung muß man allerdings konstatieren, daß die Story flüssig geschrieben ist und sich gut lesen lässt.

04: Jakob Schmidt: Die betrübte Strahlenkanone
inspiriert durch "Running Gun Blues"
Die KI-gestützte Strahlenkanone eines Superhelden wird vom Superschurken geklaut. Das Zurückholen gestaltet sich schwierig.
Witzige Idee, nett erzählt. Die Perpektive der intelligenten Strahlenkanone beshreibt Jakob Schmidt launig und humorvoll. Der letzte Pep fehlt dieser Story allerdings.

05: Anna Janas: Life on Earth?
inspiriert durch "Life on Mars?"
Zwei marsianische Roboter fliehen aus der rigiden Roboterzivilisation auf ihren angeblichen Ursprungsplaneten, die Erde.
Schon die Namen der Roboter deuten auf die Gewichtigkeit der Story hin : Kassandra 2877425z, Moses12576FF3, Byron348x556. Plot und Setting folgen dieser Gewichtigkeit, in jedem Satz weist die Autorin auf die Bedeutung ihrer Story hin. Schade nur, daß Plot, Setting und Nomenklatur seit einem Dreivierteljahrhundert überholt sind, die Story ist altbekannt und einfach nur langweilig. Etwas weniger Bedeutsamkeit und etwas mehr echter Humor wäre besser gewesen. Auch etwas Postsche Chaotik hätte durchaus zur Verbesserung beigetragen.

06: Pepe Metropolis: Hinterland
inpiriert durch "Red Sails" / "Lodger" A-Seite
Ein Forscher und sein Assistent auf den Spuren eines Kollegen, der im Südpazifik verschollen ist.
Eine klassische phantastische Geschichte aus dem vorletztem Jahrhundert. Gewillt sie nicht zu mögen (gerade mit diesem Plot wurde ich im letzten Jahrhundert mehrfach gelangweilt) zog mich die Story von Pepe Metropolis bereits nach den ersten Absätzen in ihren Bann. Vielleicht kein Meilenstein der modernen Phantastik, aber doch eine gelungene Adaption eines Klassikers an die Moderne. Mir persönlich hat sie besonders gut gefallen.

07: bibo Loebnau: Tief-Blau
inspiriert durch "Sound and Vision"
Die USA sind verarmt und zu einem religiösem Unterdrückungsstaat geworden. Die freie Welt wird von Indien aus regiert. Doch die Staaten wehren sich und versuchen, die freie Welt zu vernichten, damit sie wieder ihren angestammten Platz in der Hierarchie der Staaten bekommen.
Das ist der Hintergrund, vor dem bibo Loebnau eine spannende Kriminalgeschichte erzählt. Der Leser erhält diese Informationen erst nach und nach im Verlauf der Story, im Gegensatz zu anderen deutschen Romanen der letzten Zeit gelingt es der Bremer Autorin, die obige herbe Gesellschaftskritik ohne erhobenen hochmoralischen Zeigefinger zum Leser zu transportieren. Zusammen mit der interessanten Grundidee des Plots und der Dynamik der Story ist "Tief-Blau" für mich das dritte Highlight dieser Anthologie.

08: Barbara Streun: On Idle
inspiriert durch "Time" / "Saviour Machine" / "Heathen"
Eine klassische Zeitreise-Geschichte, inklusive Paradoxon. Nichts Neues unter der Sonne, aber nett und spanend erzählt. Vielleicht aufgrund der altbackenen Geschichte kein Highlight, aber qualitativ sehr wohl im oberen Drittel anzusiedeln.

09: Ernst-Eberhard Manski: Der Saxophonist vom Rathaus Neukölln
inspiriert durch "Warszawa" / "Neuköln"
Nach einer fünfjährigen Forschungsreise kommt der Erzähler zurück nach Hause und findet seine Wohnung in Neukölln durch einen Raumschiffabsturz verwüstet vor. So wie auch der ganze Stadtteil dadurch demoliert wurde. Der herbeieilende Versicherungsvertreter erzählt ihm, er habe nur auf ihn und seine Unterschrift gewartet, um Entschädigungen auszahlen und den Stadtteil wieder aufbauen zu können. Gesprächsweise erzählt er David Bowie und Brian Eno für ein Konzert angagiert zu haben, daß "in der Ecke des Universums, in dem diese Zeitanomalien herrschen", stattgefunden hat. So entstanden "Neuköln" und "Warszawa"
Eine leise, actionlose Geschichte, in der Ernst-Eberhard Manski über die Entstehung zweier Songs in einem Paralleluniversum phantasiert. Die Story funktioniert nur über das Feeling, daß der Autor meisterhaft zum Leser transportiert. Ein weiteres Highlight dieser Anthologie.

10: Karla Schmidt: Erlösungsdeadline
inspiriert durch "Five years" / "Joe the Lion" / "Looking for water"
Auf der Suche nach seiner verschwundenen Enkelin büxt ein alter Mann aus dem Altersheim aus. Er stirbt.
Wie schon in "Lebenslichter" (siehe "Die Audienz") spielt auch hier eine Brille, mit der man Gefühlszustände von Menschen sichtbar machen kann, eine wesentliche Rolle. Und wieder wird der Leser in ein gnadenloses Deutschland der näheren Zukunft entführt, daß Karla Schmidt brilliant aus der Jetztzeit extrapoliert hat. Bemerkenswert dabei die geschilderte Kälte der Umwelt und Gesellschaft, ebenso bemerkenswert der geschilderte Widerstand einiger Aufrechter.
Ebenso wie bei "Lebenslichter" sind auch hier die Details liebevoll ausgearbeitet. Es hat keine große Revolution stattgefunden, Tauschringe ebenso wie lokale Währungen ("Lexitaler") existieren noch. iPhone und Krankenkassenkarte sind zur Personal Management Card PMC verschmolzen. Zusammen mit der unprätentiösen Geschichte macht dies die Story zu Social Fiction, wie sie sein sollte, für jeden SF-Fan ein unbedingtes Muß. Ein brilliantes Highlight, meiner Meinung nach nicht nur die beste Story dieser Anthologie, sondern auch eines der besten Stücke deutscher SF der letzten Jahre.

11: Wulf Dorn: Jenseits der Mauer
inspiriert durch "Leon (takes us Outside)" / "Outside"
Die Umweltverschmutzung hat angeblich das Leben außerhalb der Stadt unmöglich gemacht. Leon versucht die Mauer, die die Stadt angeblich zum Schutz der Bewoher umgibt, zu durchbrechen.
Eine klassische Story mit vorhersehbarem Ende. Jedoch einfühlsam erzählt, man leidet mit dem Protagonisten mit. Kein Highlight, aber ausnehmend gut.

12: Karsten Kruschel: Fünfte und Vierte Sinfonie oder: Müllerbrot
inspiriert durch Glass / Bowie / Eno: "Heroes Symphony" / "Low Symphony"
Herbert Schleitheißen-Müller hat eine Lösung für das Überbevölkerungsproblem von mangelnder Nahrung gefunden - die Realisierung von "Soylent Green".
Keine neue Geschichte, sondern Harry Harrisons "Make Room! Make Room!" von 1966 (deutsche Erstausgabe 1969) auf das Deutschland des Jahres 2010 übertragen. Karsten Kruschel trifft brilliant den bürokratisch-gelangweilten Ton und zeigt mit dieser Story, daß auch eine 40 Jahre alte, aufgewärmte Geschichte noch Spaß machen kann. Lesenswert !

13: Nadine Boos: Kamera(d), Action!
inspiriert durch "The Man who sold the World"
Ein Soldat der Zukunft torpediert (im wahrsten Sinne des Wortes) ein Abkommen zwischen der Volksrepublik Deutschland und den KI-Vereinigten Staaten.
Sehr schöne dystopische Extrapolation gänzlich unterschiedlicher technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen von zwei heute noch sehr ähnlichen Staaten.

14: Markolf Hoffmann: Triptychon
inspiriert durch "Hearts filthy Lesson"
Verbrechen sind legitim im England der Zukunft - solange sie nur künstlerisch wertvoll ausgeführt werden.
Im Stil der Schwarzen Serie ausgeführt erzählt Markolf Hoffmann eine bitterböse Geschichte. Schwarzer Humor trifft dies nicht mehr, ich hatte den Eindruck einer echten Horror-Story. Meiner persönlichen Meinung nach ein lesenswertes Highlight dieser Anthologie, allerdings nur Lesern mit starken Nerven zu empfehlen.

15: Aleksandr Voinov: Nicht Amerika
inspiriert durch "This is not America"
Ein Pilz infiziert Menschen und verwandelt sie in geistlose Automaten.
Standard-Zombie-Geschichte, nicht allzu aufgregend, es fehlt der Funken Inspiration.

16: Tobias Bachmann: Die letzte Telefonzelle
inspiriert durch "No one calls"
Auf der Suche nach dem Verräter in seiner Organisation entlarvt ein Geheimagent sich selbst. Dabei hilft ihm eine intelligent gewordene Telefonzelle.
Ein faszinierendes Spiel mit Geheimnissen, die Geheimnisse verstecken um Geheimnisse zu schützen. Tobias Bachmann versteht es meisterhaft, den Leser an der Nase herumzuführen. Dabei zeichnet sich diese Geschichte zusätzlich durch die absurde Idee der letzten Telefonzelle auf der Welt aus, die, intelligent geworden, sich vor den Abwrackern der Telefongesellschaft zu verstecken versucht. Ich habe diese Story genossen und kann sie nur jedem Phantastik-Fan empfehlen.

17: Tobias Lagemann: P.O.S
inspiriert durch "Putting out Fire (with Gasoline)"
Soldaten der Zukunft halten den Streß des Krieges nur eine gewisse Zeit aus, bevor sie wahnsinnig werden.
Die modellhaftige Beschreibung der Gegend zusammen mit der Auflösung einer computersimulierten Streßtest-Situation lässt diese Story zu einer allgemeingültigen Antikriegsgeschichte werden. Dies wird durch den Military SF - Stil noch hervorgehoben. Lesenswert !

18: Valerie Kreifelts: Der Anfänger
inspiriert durch "Absolute Beginners"
Ein Ninja infiltriert eine westliche Attentäter-Einheit.
Obwohl gut geschrieben bin ich mit dieser Story nicht richtig warm geworden.

19: Dirk C. Fleck: Schneider ist raus
inspiriert durch "V2-Schneider"
Malin fährt im Zug und hört dabei die Erinnerungen Schneiders, eines SS-Offiziers, auf seinem Discman.
Romanfragment mit einem altbackenem Thema, keine Kurzgeschichte.

20: Siegfried Langer: Berlin, Nachklang
inspiriert durch "Let´s dance"
Eine WG erlebt den Tod Bowies.
Lyrischer Ausklang der Anthologie.

Fazit : Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Anthologie. Wenn auch die Qualität sehr unterschiedlich ist und ich einige Ausfälle verzeichnet habe, sind die Geschichten doch insgesamt auf einem sehr hohem Niveau, so daß sich "Hinterland" nicht vor der "Audienz", die von dem eingespieltem Lektorenteam Jänchen/Rößler herausgegeben wurde, verstecken muß. Der Verzicht auf die Beschränkung auf reine SF und die Ausweitung der Stories auf den Bereich der allgemeinen Phantastik bot hier die Möglichkeit, auch "andere" Stories unterzubringen. Dadurch konkurrieren beide Anthologien auch nicht, sondern ergänzen einander. Mir hat diese Themenanthologie auch und gerade als Kontrastprogramm ganz besonders gut gefallen. Wesentlich dazu beigetragen hat auch der "redaktionelle" Teil am Anfang, in dem die Autoren den Hintergrund ihrer Geschichte erläutern. "Was will uns der Autor damit sagen ?" erhält hier eine Dimension, die man nur jedem Deutschlehrer empfehlen kann.
Wie man auch den bisherigen Bemerkungen entnehmen kann, hat mich dieses neue Produkt aus dem Wurdack-Verlag überzeugt. Themenanthologien als Kontrapunkt zu allgemeinen SF-Storysammlungen schließen eine Lücke, von der ich vorher nicht einmal wusste, daß sie existierte. Ich würde es begrüßen, wenn auch in den nächsten Jahren solche Schwerpunkte im Bereich der allgemeinen Phantastik gesetzt werden würden. Das dürfte nicht nur mir erhöhten Lesegenuß bescheren, sondern auch die deutsche zeitgenössische Literatur deutlich weiterbringen.






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