Shevek schrieb am 05 Dez 2013 - 09:24:
Seti, ich beneide Dich ja fast ein wenig, dass Du "Breaking Bad" noch vor Dir hast. Diese Serie hat mich quasi umgehauen: Sie fängt grandios an und wird von Staffel zu Staffel immer besser - einfach beeindruckend, wie hier eine Leitidee über fünf Staffeln hinweg konsequent umgesetzt worden ist. (Mehr will ich an dieser Stelle aber nicht verraten). Auch in formaler Hinsicht ist die Serie großartig, allein die Intros der einzelnen Folgen sind schon kleine Kunstwerke. 
Das höre ich immer wieder (auch hier im Forum) und war auch der ausschlaggebende Grund, mir endlich mal die erste Staffel zu gönnen. Tja, mit wurde nicht zu viel versprochen - spätestens ab der Badewannen-Szene war ich Fan.
Shevek schrieb am 05 Dez 2013 - 09:24:
"The Wire" gehört auch zu meinen absoluten Lieblingsserien! Da ich BB und "The Wire" kurz hintereinander angeschaut habe, sind mir die enormen Unterschiede zwischen beiden Serien besonders aufgefallen. Um nur einige Punkte zu nennen:
BB: Eine zentrale Haupffigur
The Wire: Ein (zunächst etwas unübersichtliches) Ensemble gleichwertiger Figuren (ausgenommen vielleicht McNulty), eigentlich ist Baltimore die "Hauptfigur"
Jep. Ich muss dazu sagen, dass ich eigentlich lieber Ensemble-Serien schaue. Mir gefallen dabei die Vielzahl der Handlungsstränge, deren Überschneidungen und Verwicklungen, und die Bandbreite an unterschiedlichen Charakteren. Wahrscheinlich hab ich deshalb auch erst so spät mit
Breaking Bad angefangen. Aber ich hab erfreut festgestellt, dass die Konzentration auf wenige Figuren durchaus auch ihren Reiz hat, weil mehr Screentime zur Verfügung steht, um die Charaktere zu vertiefen, in diesem Fall ja fast schon zu sezieren. Bin wirklich gespannt, wie sich das alles noch entwickelt.
The Wire hingegen könnte wirklich als Blaupause für einen Ensemble-Cast gelten. Je nachdem, was das übergeordnete Thema der Folge oder ganzen Staffel war, traten unterschiedliche Figuren aus dem (wirklich riesigen) Cast in den Vordergrund. Neue kamen hinzu, alte verschwanden, und das manchmal gewaltsam. Dadurch entstand eine ganz eigene Dynamik: Man hat zwar manche der Figuren dann schmerzlich vermisst, aber gleichzeitig recht schnell Anteil an den Leben der Neuen genommen, selbst wenn sie - und das war das Faszinierendste - aus ganz anderen Gesellschaftsschichten kamen.
Shevek schrieb am 05 Dez 2013 - 09:24:
BB: Ausgefeilte Bildkompositionen, die manchmal wie Gemälde wirken.
The Wire: Bilder erinnern eher an Dokumentarfilme, sollen Authentizität vermitteln.
So könnte man noch eine Weile fortfahren. Worauf es mir ankommt: Beide Serien sind inhaltlich und formal im Grunde gegensätzlich angelegt. Und beide sind auf ihre Art einfach perfekt! 
Die Optik fiel mir bei
Breaking Bad mit als erstes sehr positiv auf. Wunderschöne Aufnahmen der Wüste New Mexicos. Alles sehr "filmisch" - ich denk da z.B. an die Szene am Ende einer der ersten Folgen, als die Kinder in der Wüste die zurückgelassene Gasmaske finden...
The Wire ist da deutlich geerdeter, aber das macht auch den Reiz aus (fun fact: Ich hab mal vor einiger Zeit bei Google-Street-View die Corners in West Baltimore abgegrast - dort sieht es haargenau so aus wie in der Serie).
Übrigens kann ich dir nur wärmstens die beiden Sachbücher "Homicide" und "The Corner" von Serienschöpfer David Simon an Herz legen, falls dich interessiert, woher seine Inspiration stammte. "Homicide" schildert seine Zeit als (sozusagen)
embedded journalist bei der Baltimorer Mordkommission und "The Corner" seine Erlebnisse mit Serien-Co-Autor Ed Burns, während einer einjährigen Recherche an der Ecke Fayette/Monroe, einem der berüchtigsten Drogenumschlagplätze Baltimores. Beide absolut großartig.
Shevek schrieb am 05 Dez 2013 - 09:24:
Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Spaß beim "Breaking Bad"-Anschauen! Und dann würde mich Deine Einschätzung interessieren.
Werd ich auf jeden Fall abgeben, wenn ich durch bin. Eventuell müssen wir dann mit den Postings nochmal umziehen, und zwar in unseren
"Breaking Bad"-Thread
"What today's nationalists and neosegregationists fail to understand," Kwame said, "is that the basis of every human culture is, and always has been, synthesis. No civilization is authentic, monolithic, pure; the exact opposite is true. Look at your average Western nation: its numbers Arabic, its alphabet Latin, its religion Levantine, its philosophy Greek†¦ need I continue? And each of these examples can itself be broken down further: the Romans got their alphabet from the Greeks, who created theirs by stealing from the Phoenicians, and so on. Our myths and religions, too, are syncretic - sharing, repeating and adapting a large variety of elements to suit their needs. Even the language of our creation, the DNA itself, is impure, defined by a history of amalgamation: not only between nations, but even between different human species!"
- The Talos Principle