Habe jetzt erst deinen Post gesehen, eRDe7. Hatten sich gestern wohl überschnitten
eRDe7 schrieb am 13.10.2010, 19:24:
Ich finde es immer kurios, dass dauernd irgendwem etwas "vorgeworfen" wird. Meistens dann noch in einem etwas hochnäsigem Ton (Dirk, Du bist jetzt nicht speziell gemeint, das ist eher allgemein gesprochen), entweder: Diese elitären Schreiberlinge, völlig verkopft und blutleer ... Oder: Diese platten Schundschreiber, deren Horizont nicht höher hängt als ihr Gürtel ...
Wobei hier die Frage nach dem Huhn und dem Ei wieder hochkommt
Wer hat wem zuerst das Schäufelchen geklaut und bei Fräulein Rottenmeyer gepetzt?
fictionality hat es mit den Worten ...
Geschmack ist die Annäherung von Vorlieben.
... recht gut getroffen, auch wenn er dabei verschweigt, dass man Geschmack auch durch Religion oder Weltanschauung ersetzen kann

Nirgends wird so erbittert gefochten, wie um diese drei Punkte.
Geschmack, Religion und Weltanschauung.
Solange wir also keinen Djihad anzetteln, finde ich gerade hier, in diesem Forum, solche Diskussionen für mich zumindest recht fruchtbar, da ich viel mitnehmen kann. Wenn innerhalb solcher Threads Vorwürfe gemacht werden ... so what? Das ist für mich B.a.u. da es ohne Reibungswärme als Katalysator bei mir persönlich nur sehr schwer zu Initialzündungen (Meinungsänderungen, neuen Sichtweisen) kommen kann.
(Ja, mein Denkvermögen hat eine unglaubliche Beharrungskraft, und braucht manchmal eine ordentliche Treibladung, bevor es sich in Gang setzt

)
Dirk schrieb am 13.10.2010, 18:11:
Tja, sage das mal dem Heer der namenlosen Autoren, die ständig zu hören bekommen:
- schreibe was Neues, aber es muss bekannt sein
- finde deinen Stil / deine Ansicht, aber sie muss Massenkompatibel sein
- wähle einfache Worte, aber schreibe nicht im Ich-Tarzan-du-Jane-Stil
- Entwickele neue Ideen, achte aber darauf, dass sie nicht zu neu sind
- bleibe ein deutscher Autor, werde aber nicht zu schwermütig und schwülstig (was uns jahrelang vorgehalten wurde) sondern schiele zu den englischsprachigen kollegen, die locker und luftig schreiben
eRDe7 schrieb am 13.10.2010, 19:24:
Wer sagt denn so ein Zeug? Und wer hört denn auf sowas?
Ich bin leider zu faul jetzt alle entsprechenden Foren zu durchsuchen, aber als Tenor von (persönlicher verfassten) Absagen und auch in Gesprächen von Autoren untereinander, hört man das als Newbie immer wieder heraus.
eRDe7 schrieb am 13.10.2010, 19:24:
Worauf ich mit meiner Frage hinaus wollte: Wieso sollte man Leute, die so etwas sagen, "ernst" nehmen - und darauf reagieren?
Das beantwortest du du dir hier beinahe selber ...
eRDe7 schrieb am 13.10.2010, 19:24:
Gut, wenn man vom Schreiben lebt. Aber dann ist das Schreiben ohnehin nichts anderes als ein Bürojob und man ist "Angestellter" und muss das machen, was "die da oben" wollen - oder sich einen anderen Job suchen.
Aber wenn man nicht davon lebt, ... Was solls.
Der erste Satz ist so nicht ganz richtig bzw. vollständig.
Selbst diejenigen, die "nur" gelesen werden wollen, möchten irgendwann wenigstens eine kleine Anerkennung für ihr Tun sehen, denn einen Roman schüttele ich nicht so einfach aus dem Handgelenk. Das ist echte Arbeit, selbst als (ernsthaftes) Hobby.
Diese doch recht idealistischen Schreiber könnten dann ja direkt bei den Veröffentlichungen in den engen Kreisen ihrer Foren, DKZV-Veröffentlichungen oder ähnlichem bleiben.
Irgendwann ist ihnen aber der Freundes- und Familienkreis (der eh alles was du schriebst supertoll fidnet) nicht mehr genug.
Die wollen mehr, wenn es ihnen mit dem Schreiben wirklich ernst ist.
Und dann kommt der Punkt, wo den du als Angestelltenverhältnis recht gut dargestellt hast, und der zugleich Michaels "Exploitationvorwurf" ins Gespräch brachte.
Das ist dann auch der Punkt, wo ich z.B. einem M.R.R. Bigotterie vorwerfe, der einen deutschen Sommerset haben will, aber der um Himmels Willen trotz aller "Heldenverehrung" einmalig bleiben soll.
Das habe ich versuchsweise in meiner Aufzählung aufgedröselt.
Es gilt nach meiner Leseerfahrung für E und U gleichermaßen, wobei ich diese Schubladen sowieso nicht ganz verstehe, geschweige denn für voll nehme
eRDe7 schrieb am 13.10.2010, 19:24:
Dick wollte sehr wohl immer "große Literatur" schreiben, nur war bei ihm das Dilemma, dass er nicht wirklich fähig war, einen "normalen" Job zu haben (abgesehen von der kurzen Zeit im Plattenladen), weshalb er sich dann dem zugewendet hat, mit dem er einigermaßen Geld verdienen konnte: SF-Romane. (Er begann sogar schließlich mehr Romane und weniger Kurzgeschichten zu schreiben, weil das mehr Geld brachte ...). Seine Mainstream-Romane wollte ja leider keiner.
Jetzt hast du mich arg erstaunt
Dick konnte keinen normalen Job haben.
Dick wollte hohe Literatur schreiben, die bekanntemaßen kaum einen Autoren ernähren kann.
Wovon wollte der dann leben?

Bist du dir in deiner Einschätzung auch ganz sicher?
Hatte er einen Mäzen, der ihm die Brötchen bezahlen wollte, wenn er sich an hohe Literatur wagen würde, die nun einmal schwer verkäuflich ist, da die Zielgruppe doch recht klein ist? Noch kleiner sogar, als heutzutage die Sci-Fi-Leserschaft?
Ich will dich jetzt nicht anecken, bin aber baff erstaunt und frage mich, woher du das weißt.
Als bekennender Dick-Fan würde ich mich über eine Quellennennung freuen.
LG
Dirk