Einen schönen guten Morgen,
Anerkennung ist ein menschliches Grundbedürfnis. Und Anerkennung eines Fachpublikums wiegt sicherlich noch mal schwerer als die eines Laien.
So etwas in der Art meinte ich.
@Barbara: Ich hatte auch erst überlegt, das Triptychon und die letzte Telefonzelle zusammenzustecken, weil sie mit dem Ermittler, der gegen sich selbst ermittelt, eine Gemeinsamkeit haben. Aber "Die letzte Telefonzelle" ist keine Ich-Erzählung und auch nicht im Präsens geschrieben, wie Markolfs Story, sondern in der 3. Person + Präteritum (Mühlmann griff zu den Zigaretten.) Trotzdem hat man dieses typische "Hard Boiled"-Gefühl (Raymond Chandler: Ich + Präteritum), und das liegt wahrscheinlich daran, dass die Dialoge, die ja fast immer im Präsens sind, hier viel Raum einnehmen. Und am Erzählgestus insgesamt. Ich musste eben auch erst nochmal nachschauen, um sicher zu gehen ...
Achtung OT, wahrscheinlich nur für Schreiber interessant:
Ich habe im "Hinterland" eben mal Tempora + Perspektiven durchgezählt
- Präteritum + 3. Person: 11 Mal
Die "klassische" Form, eine Geschichte zu erzählen. Das Geschehen ist abgeschlossen, man erzählt
über jemanden. Vertraut und für die meisten sicher gut zu handhaben.
- Präsens + 1. Person: 5 Mal
Der Ezähler steckt mitten drin im Geschehen, man schreibt nicht von der Position eines bereits bekannten Endes aus, was ein engeres, klammeres Gefühl macht und auch ziemlich spannend ein kann. In der lustigen Frauen- und Männer-Unterhaltung, die von Situationskomik lebt, zur Zeit ein Muss. Tommy Jaud fällt mir spontan ein.
Wie man im Hinterland sieht, geht das aber auch ganz unkomisch und dafür umso beklemmender - siehe Jasper oder Markolf.
- Präsens + 3. Person: 2 Mal
bei Nadine und Siegfried; schafft eine gewisse beobachtende Distanz und ermöglicht trotz Präsens problemlos einen Wechsel der Figur, der man gerade über die Schulter schaut. (Dietmar Dath hat sich das sogar in der 1. Person getraut. Wobei die Figur dann am Ende ja doch immer wieder dieselbe war.) Diese Erzählform scheint gerade bei den "Literaten" angesagt zu sein. Mir fallen spontan Lisa-Marie Dickreiters "Vom Atmen unter Wasser" und Juli Zehs "Corpus Delicti" ein
Präteritum + 1.Person: 2 Mal
Kommt mir auch eher klassisch vor, auch wenn mir außer Raymond Chandler gerade niemand einfällt ...
ENDE OT
#17 ... Tobias Lagemann: P.O.S.
"Putting out fire (with Gasoline) stand im Hinterland bereit; diesmal sind die Lyrics gleich mit dabei. Kann man besser folgen:
http://www.youtube.c...feature=related
Ein richtier "80er"-Bowismus, Schwanzrock pur, ein wenig machohaft. Ich glaube in "Inglorious Basterds" wurde das Stück für die "Kriegsbemalungsszene" benutzt, oder? Passt jedenfalls sehr gut zu dieser Geschichte. Und die Katzen kommen natürlich auch direkt aus dem Song.
Das Motiv, Feuer mit Benzin löschen zu wollen, kommt für mich zwei Mal vor: Erstens als "Putting Out Syndrom", zweitens verstehe ich den Psychotest selbst als "Putting out fire ...".
Tobias weiß es vielleicht noch: Mein erster Reflex war: Ein "war alles nur ein Traum"-Ende? Muss das sein?
Er meinte, es muss, und als ich drüber nachgedacht habe, wurde mir klar, dass dadurch die Geschichte sich auf der P.O.S.-Spirale eine Ebene weiter hinaufschraubt. Das gibt der Geschichte für mich mittlerweile Nachhall, weil so einer "normalen" Planetenbesiedlungsgeschichte mit "Pitch-Black" oder "Alien"-Feeling noch mal ein anderer Twist gegeben wird und die "Prämisse" auf den Punkt gebracht wird: Die unheimliche, fremde Bedrohung ist nicht das draußen, sondern innen. (War das nicht sogar unser "Hinterland"-Motto?
) Wie schon am Anfang der Story steht: Da draußen gibt es einfach nichts, was man bekämpfen könnte. Der verdammte Weltraum ist leer. Fein.
LG, Karla