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Karla Schmidt (Hrsg.) - Hinterland, Teil 2


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167 Antworten in diesem Thema

#91 karla

karla

    Cybernaut

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Geschrieben 24 Januar 2011 - 18:35

Und SF-Leser sind besonders schwierig. Zum "Mehr vom Gleichen" gesellt sich bei denen immer noch das "Aber bitte ganz anders!". ;)


Ich fürchte, das gilt leider nicht nur für die SF ... beim Thriller und beim HR ist es GANZ GENAUSO. Und ich nehme an, man darf davon dann ruhig auch auf die anderen Genres schließen ...

Und nu mitten rein: P.O.S.
... ist ein im Osten ungeeigneter Titel, weil das die allgemein bekannte Abkürzung für Polytechnische Oberschule war, die 95 % der Bevölkerung besucht haben. Fand ich anfangs sehr verwirrend.


:) DAS war mir nun wirklich nicht klar. Klasse. Und wenn man nun aus dem militärischen Terraforming-Einsatz einen Einsatz der Polytechnischen Oberschule macht, in einem Paralleluniversum, in dem die DDR fortbestanden hat ... :(

Der Ärger entsteht ja mehr durch das Gefühl, dass der Autor einen einfach nur verladen hat und eine völlig folgenlose Story zusammenphantasiert. Und wo ihm nichts mehr einfällt, drückt der die Escape-Taste. Das ist hier nun gerade nicht der Fall.


Genau. Nachdem ich erstmal auf das Reizschema reagiert hatte, wurde mir das dann auch klar. Von daher: Puh! Zum Glück hat sich Tobias das nicht rauslektorieren lassen!

LGK

#92 methom

methom

    Teetrinkonaut

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Geschrieben 24 Januar 2011 - 19:52

Ich habe im "Hinterland" eben mal Tempora + Perspektiven durchgezählt

Ich fand es wirklich interessant, danke.

Zum "Mehr vom Gleichen" gesellt sich bei denen immer noch das "Aber bitte ganz anders!". :)

Und das bitte schnell und billig! :P

Und nu mitten rein: P.O.S.
... ist ein im Osten ungeeigneter Titel, weil das die allgemein bekannte Abkürzung für Polytechnische Oberschule war, die 95 % der Bevölkerung besucht haben.

Ich musste immer an Point of Sale denken, das neu"deutsche" Wort für die gute, alte Registrierkasse †¦

Entsprechend groß war mein Kulturschock, als ich hier ins Forum fiel.

Dann herzlich willkommen und ich hoffe, dass du dich akklimatisierst. Auch wenn ich es dir jetzt gleich wahrscheinlich nicht so einfach mache, denn "P.O.S." war für mich die größte Enttäuschung in "Hinterland". Nicht weil es so schlecht war, sondern weil es so gut war. Wirklich sehr gut geschrieben. Die Leere dieses fremden Planeten wurde gut vermittelt, die Sinnlosigkeit der Mission wurde unaufdringlich eingeflochten, das Mysterium mit der Katze wurde behutsam aufgebaut, und dann: Bobby Ewing unter der Dusche!

Mein erster Reflex war: Ein "war alles nur ein Traum"-Ende? Muss das sein?


Genau. Nur leider war dieser Reflex bei mir emotional so tiefgehend, dass ich ihn mir auch durch eine nachträgliche intellektuelle Neubewertung nicht weginterpretieren kann. Sehr, sehr schade. :)

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#93 Jaktusch † 

Jaktusch † 

    Andronaut

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Geschrieben 24 Januar 2011 - 22:07

P.O.S.
"Beschäftigt sich literarisch hauptsächlich mit den Untiefen der menschlichen Existenz, wozu für ihn ausdrücklich auch das Sexuelle gehört" steht bei der Vorstellung des Autors.
Und dann keine Spur von Sex im Text (nicht mal eine Frau kommt drin vor); ts ts! (Oder war das Sexuelle in einer nicht erkannten Meta-Ebene versteckt...?)
Aber im Ernst: Obwohl ich das Soldaten-Milieu ja nicht so mag (siehe Anmerkungen zu Nadines Story), war ich hier nicht davon abgestoßen. Oder eben doch, aber nur insofern der Autor das auch wollte, soll heißen: die Enge des Panzers, die Ödnis des Planeten, die Fragwürdigkeit der Mission(en), alles kam "authentisch" rüber. Und spannend war es auch.
Schließ mich der Fraktion an, die in der Schlusswendung keinen "Bobby Ewing-Effekt" sieht, sondern eine Vertiefung.

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#94 b_streun

b_streun

    Limonaut

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Geschrieben 25 Januar 2011 - 04:05

...Entsprechend blauäugig bin ich an meinen Text für die Anthologie gegangen. Und entsprechend blauäugig habe ich "Hinterland" gelesen. Andrerseits denke ich mir, dass Bücher ja nicht nur für ein "Fachpublikum" geschrieben werden, sondern für alle..... zwei Anthologien wanderten über meinen Nachttisch, einfach um für mich festzustellen, was stilistisch geht†¦.Nichts desto trotz freue ich mich über das, was die hier geballt versammelten sach- und fachkundige SF-Leser/Autoren zu den "Hinterland"-Texten schreiben, lerne ich so doch neue Perspektiven kennen...

Ging mir ähnlich. Halte mich zwar für SF-interessiert, aber meine Kenntnisse beziehen sich doch vorwiegend auf allseits bekanntes und historisch von Jules Verne bis maximal in die frühen 90er†¦


Nun habe ich mir beim Hinterland auch keine Gedanken gemacht über die Zielgruppen - außer den Bowiefans natürlich. Weiterhin hatte ich eher an ein breiteres Publikum gedacht und dass es deshalb nicht "zu bowistisch" sein durfte.
Ehrlich gesagt war mir gar nicht klar, dass eine so eifrige SF-Szene [noch :) ] existiert... das hab ich erst bei der BuCon gesehen!
Ob ich mir sonst wohl zugetraut hätte, etwas beizusteuern...?

Zum Einlesen habe ich eine einige Jahre alte Anthologie aus der Wühlkiste von Zweitausendeins gelesen von preisgekrönten Kurzgeschichten zum Thema "Zukunft", die aus einem Wettbewerb hervorgegangen waren, und eine vergilbte DDR-Kurzgeschichtensammlung eines tschechischen SF-Autors aus den 70ern... Also, alles nicht „state of the art“†¦

Einen schönen guten Morgen, †¦

dito! :)

†¦Aber "Die letzte Telefonzelle" ist keine Ich-Erzählung und auch nicht im Präsens geschrieben, wie Markolfs Story, sondern in der 3. Person + Präteritum (Mühlmann griff zu den Zigaretten.) Trotzdem hat man dieses typische "Hard Boiled"-Gefühl (Raymond Chandler: Ich + Präteritum), und das liegt wahrscheinlich daran, dass die Dialoge, die ja fast immer im Präsens sind, hier viel Raum einnehmen. Und am Erzählgestus insgesamt. Ich musste eben auch erst nochmal nachschauen, um sicher zu gehen ..

stimmt†¦ irgendwie hatte ich bei der „letzten Telefonzelle“ das Gefühl, dass das ein Ich-Erzähler ist†¦ dabei ist es gar keiner! Aber die Perspektive ist eben sehr stark auf die eine Person konzentriert.

Besten Dank für die Perspektiv-Statistik! Sehr interessant!



Nun zu P.O.S.
Bin zwar kein Ossi, aber die Abkürzung hat mich auch etwas irritiert†¦!

Ein richtier "80er"-Bowismus, Schwanzrock pur, ein wenig machohaft. Ich glaube in "Inglorious Basterds" wurde das Stück für die "Kriegsbemalungsszene" benutzt, oder? Passt jedenfalls sehr gut zu dieser Geschichte. Und die Katzen kommen natürlich auch direkt aus dem Song.

Nicht doch, nicht doch! Das ist doch kein klassischer S*-Rock! (aber, diese Diskussion gehört eher ins Bowieforum :aliensmile: ) - Und der Song wurde ursprünglich für den Film "Catpeople" geschrieben.

Nun zur Geschichte†¦ da ich so spät bin, ist eigentlich schon alles gesagt, was ich hätte sagen können wollen.
Ich fand die Geschichte auch sehr spannend und geheimnisvoll. Sehr gut auch die Atmosphäre auf dem Planeten beschrieben, die Sache mit dem grauen Staub und die Öde der Landschaft. Ich musste mir immer dann als Kontrast während der Lektüre eine grüne mittelhessische Landschaft vorstellen.


Auch die Katzen haben mir sehr gefallen als "Unheilsboten". Da ist dieser Gegensatz zwischen der "Putzigkeit" der Katzen und der Gefahr, für die sie hier stehen. Also, irgendetwas stimmt nicht, wenn die Katze auftaucht†¦

Am Ende war ich dann aber auch ein wenig enttäuscht -


Aber, jetzt, wo ich hier Eure Interpretationen gelesen habe, macht es auch für mich mehr Sinn!
Wie bei einem Drogentrip (nicht, dass ich da auf umfangreiche Erfahrung zurückgreifen könnte), aus dem man vermeintlich aufgewacht ist, aber dann feststellt, dass da immer noch fiese Aliens im Zimmer sitzen†¦ beunruhigend! (und gut!) :P

#95 karla

karla

    Cybernaut

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Geschrieben 25 Januar 2011 - 08:25

Guten Morgen. :rolleyes:

Ich musste immer an Point of Sale denken, das neu"deutsche" Wort für die gute, alte Registrierkasse †¦


Auch nicht schlecht. :lol: Ich musste an gar nichts denken, als ich die Abkürzung gelesen habe. Mangelnde Fantasie wahrscheinlich ...

Schließ mich der Fraktion an, die in der Schlusswendung keinen "Bobby Ewing-Effekt" sieht, sondern eine Vertiefung.


Hm, ich glaube, die Bobby-Ewing-Fraktion ist recht klein geblieben. Was mich natürlich freut.


Nicht doch, nicht doch! Das ist doch kein klassischer S*-Rock! (aber, diese Diskussion gehört eher ins Bowieforum ;) ) - Und der Song wurde ursprünglich für den Film "Catpeople" geschrieben.


Okay ... es ist kein S*Rock im Sinne von zu enge Hosen + zu geföhnte Langhaarfrisur. Stimmt. Und die "Catpeople" vergaß ich zu erwähnen. Irgendwie mochte ich den Film damals nicht. Und da wollte ich das Bo vielleicht unbewusst vor möglichen Anfeindungen schützen. Vermute ich. Öhm.

Kommen wir zu einer neuen Geschichte!

Valérie Kreifelts: Der Anfänger

Basierend auf "Absolute Beginners", einem Hit-Song von 1986 zum gleichnamigen (gefloppten) Film von Julien Temple. Ich poste heute mal das Original-Video von damals. Das ist so schön merkwürdig mit der exotischen Zebradame mit der guten Figur ... :D

http://www.youtube.c...feature=related

Lyrics: http://www.lyricsdep...-beginners.html

Liebe "trotz alledem". Wenn ich nichts übersehen haben, dann ist dies ein Song ohne Falltüren zu tieferen Bedeutungsebenen. Was bei Bowie zwar eher selten ist ... aber vielleicht weiß Barbara ja noch etwas über den Song, das mir entgangen ist?

Die Lyrics wirken beinahe konservativ im Vergleich zu manchen freizügigen Sachen aus den 70ern ("Lady grinning Soul", "Sweet Thing", "Sister Midnight", ... ). Das ist wahrscheinlich auch ein Zeitphänomen, die 70er waren einfach freizügiger, oder? Bowie hat mal von sich gesagt, in den 80er nur Mist gemacht zu haben: Gib den Massen, was sie wollen, dann sind die Stadien und doie Kasse voll. Später hat er annähernd seine gesamter 80er-Jahre-Produktion selbst als seichte Brühe abgetan.
Aber ein Song wie "Absolute Beginners" hat für mich trotzdem Bestand - gerade wegen seiner schlichten, geradlinigen Romantik. Ein Song, der Hoffnung auf "Heile Welt" macht, auch wenn es die nicht gibt. Ich finde, das kommt auch in Valéries Geschichte rüber: Hoffnungsvolle Hoffnungslosigkeit.
Dass in einer Bowie-Anthologie auch mindestens ein homosexuelles Pärchen die Hauptrolle spielen muss, ist eigentlich klar. Bei Alexandr hatten wir zwar schon eines, und bei Siegfried kommt auch noch mal eines vor, und dann war da ja noch Annas "andersrum gepolter" Roboter ... aber dies hier ist die einzige Geschichte, in der "Liebe gegen alle Widerstände" wirklich das zentrale Thema ist. Schön finde ich: Es geht wirklich einfach um Liebe und nicht ums "Schwulsein" als "Sonderform".

LG, Karla

Bearbeitet von karla, 25 Januar 2011 - 08:29.


#96 Rusch

Rusch

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Geschrieben 25 Januar 2011 - 09:31

Valérie Kreifelts: Der Anfänger Also die Geschichte konnte mich nun überhaupt nicht ansprechen. Das war ein Klischee Konzentrat ohne neue Ideen. So etwas will ich nicht lesen. Sorry!

#97 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 25 Januar 2011 - 12:47

Hallo zusammen,


#17 ...
Tobias Lagemann: P.O.S.

"Putting out fire (with Gasoline) stand im Hinterland bereit; diesmal sind die Lyrics gleich mit dabei. Kann man besser folgen:

http://www.youtube.c...feature=related

Ein richtier "80er"-Bowismus, Schwanzrock pur, ein wenig machohaft. Ich glaube in "Inglorious Basterds" wurde das Stück für die "Kriegsbemalungsszene" benutzt, oder? Passt jedenfalls sehr gut zu dieser Geschichte. Und die Katzen kommen natürlich auch direkt aus dem Song. :rolleyes:

Das Motiv, Feuer mit Benzin löschen zu wollen, kommt für mich zwei Mal vor: Erstens als "Putting Out Syndrom", zweitens verstehe ich den Psychotest selbst als "Putting out fire ...".
Tobias weiß es vielleicht noch: Mein erster Reflex war: Ein "war alles nur ein Traum"-Ende? Muss das sein?
Er meinte, es muss, und als ich drüber nachgedacht habe, wurde mir klar, dass dadurch die Geschichte sich auf der P.O.S.-Spirale eine Ebene weiter hinaufschraubt. Das gibt der Geschichte für mich mittlerweile Nachhall, weil so einer "normalen" Planetenbesiedlungsgeschichte mit "Pitch-Black" oder "Alien"-Feeling noch mal ein anderer Twist gegeben wird und die "Prämisse" auf den Punkt gebracht wird: Die unheimliche, fremde Bedrohung ist nicht das draußen, sondern innen. (War das nicht sogar unser "Hinterland"-Motto? ;) ) Wie schon am Anfang der Story steht: Da draußen gibt es einfach nichts, was man bekämpfen könnte. Der verdammte Weltraum ist leer. Fein. :lol:

LG, Karla


in "Inglorious Basterds" war der Kinobrand mit dem Song unterlegt ...

Und, ja, die Katzen sind aus dem Song und auch die Augenfarben der Tierchen. Das Motiv der Ewigkeit findet sich in dem langen Zeitraum, den das Terraforming dauern wird. Und natürlich der Brandbeschleuniger bzw. das Feuer ...

Und, ja, der verdammte Weltraum ist (soweit bisher kolonisiert) leer, aber der Mensch kann trotzdem nicht aus seiner Haut, er fühlt sich auch dort bedroht und kolonisiert sicherheitshalber waffenstarrend. Das kann natürlich nicht gut gehen, bei so manchen knall die Sicherung durch.

Und es ist natürlich kein "echtes" Bobby-Ewing-Ende, denn für den Soldaten geht der Alptraum am Ende ja erst richtig los! Und es sollte nicht vergessen werden, dass man sich bei dem Test wohl darauf verlassen hat, dass alles (also das Abfackeln, Töten etc.) Imagination bleibt. Als der Soldat aus der Simulation geholt word, schlägt das P.O.S. jedoch in die Realität durch. Das scheint eine neue Stufe der Krankheit zu sein, denn wäre derlei bereits vorgekommen, wäre er für den Test fixiert worden. Da gerät also gerade etwas völlig außer Kontrolle ... :unsure:

Mhm, ja, die Abkürzung für Polytechnische Oberschule ist natürlich blöd als Titel ... Eigentlich wollte ich P.O.F.S. nehmen, also Puttin' Out Fire Syndrom, aber dann gefiel mir P.O.S besser, weil das die ersten 3 Buchstaben von Possibility sind. Denn darum geht es ja auch, um Möglichkeiten. Außerdem klingt P.O.S. knackiger als mit F.

Ja, kein Sex :D . Aber menschliche Abgründe sind vielfältig ... ;)

OT: Dass für mich Texte auch für Nicht-Fachleser lesbar sein sollten, bedeutet ja nicht, dass z.B. Anthologien spezialisierter Kleinverlage mit einem Mal die Grenzen des Genres sprengen (was "Hinterland" tut!!!). Aber die Texte sollten auf den möglichen Verständnisebenen idealerweise eben mehr als nur Fachleser ansprechen können. Ich fänd' so etwas schön, weil es mir den Einstieg in bislang fremde Genre erleichtern würde.

VG
Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
  • (Buch) gerade am lesen:Ich lese zu schnell, um das hier aktuell zu halten.
  • • (Film) gerade gesehen: Im Westen nichts Neues

#98 Heidrun

Heidrun

    Giganaut

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Geschrieben 25 Januar 2011 - 17:52

OT: Dass für mich Texte auch für Nicht-Fachleser lesbar sein sollten, bedeutet ja nicht, dass z.B. Anthologien spezialisierter Kleinverlage mit einem Mal die Grenzen des Genres sprengen (was "Hinterland" tut!!!). Aber die Texte sollten auf den möglichen Verständnisebenen idealerweise eben mehr als nur Fachleser ansprechen können. Ich fänd' so etwas schön, weil es mir den Einstieg in bislang fremde Genre erleichtern würde.

Damit verwirrst du mich jetzt. Was du geschrieben hast, ist lupenreine SF. Das hätte ich jederzeit auch genommen. Das Problem besteht auch mehr auf der Leserseite. Wurdack hat mit den gemischten Story-Olympiade-Bänden angefangen, dann kam Pandaimonion (auch sehr unterschiedliche Storys, keinesfalls nur Dämonen-Splatter), eine Fantasy-Antho und erst dann die SF. Wir haben das Glück, daß SF-Leser gesellig sind und auf Cons und Webseiten zusammenklumpen. Mir ist es lieber, 500 Bücher im Ghetto zu verkaufen als 100 in der freien Wildbahn, zumal die Ghetto-Bewohner meist nette Menschen sind. Ergo: normalerweise sind SF-Bände reine SF-Bände, weil die Leser das so möchten.

Da wäre dann noch Der Anfänger, und ich habe das Bedürfnis, einen Disclaimer voran zu stellen: Ich gehöre nicht zu den Leuten, die nur Autoren veröffentlichen, "die sich in der Szene schon einen Namen gemacht haben". Ich hoffe, Nadine und Karla sagen im Zweifelsfall für mich aus.
Die Story ist leider die schwächste von allen, Rosamunde Pilcher meets X-Men. Ich habe mit der Glaubwürdigkeit gleich auf mehreren Ebenen Probleme: naturwissenschaftlich, psychologisch, gesellschaftlich.
Ich bin seit 28 Jahren Kampfsportler, und wir haben sogar einen Ninjutsu-Gruppe im Verein. Die Jungs sind cool, und man sollte sich nur mit ihnen anlegen, wenn man so cool ist, daß man Reif ansetzt. Aber sprühen sie Feuer aus den Händen? Kein bißchen. Ich habe sogar das Gefühl, daß derartiger Mumpitz die Leute, die jahrelang hart trainieren, lächerlich macht. Feuerspeiende Hände kaufe ich im Paket mit Magiern, Drachen und schwertschwingenden Helden, aber nicht zusammen mit Hubschraubern und Maschinenpistolen.
Die beiden Helden bleiben für mich Pappkameraden. Das mag daran liegen, daß ihre plötzliche große Liebe so abstrakt daherkommt. Die findet nur im Phrasengenerator statt und nicht mal ein kleines Bißchen in der Hose. Die beiden zweifeln auch keine Sekunde ernsthaft an dem, was sie da tun. Bei mir will sich kein Mitleid einstellen, wenn die zwei in die Falle geraten. Das sind gedungene Mörder, die ohne irgendeine Überzeugung für Geld Leute umbringen. Der Anwalt steht ihren Kunden im Wege - weg damit. Eigentlich hätte es mir gefallen, wenn das Opfer ein Messer gezogen und die zwei plattgemacht hätte.
Die behauptete große Ausweglosigkeit kann ich auch nicht nachvollziehen. Die Erde ist eine Kugel von 48000 km Umfang und mit 7 Mrd. Leuten, aber es gibt keinen Ort außer dem Blackwater-Camp (die bringen uns um!) und dem Ninja-Dorf (die bringen uns um!), wo zwei Schwule leben könnten??? Davon abgesehen würde ich einen Söldner, der raus will, sofort gehen lassen. Das sind bestens ausgebildete Spezialeinheiten-Typen mit einer Automatik-Waffe in der Hand. Zwinge ich ich die, bei der Truppe zu bleiben? Entweder sie zersetzen die Moral oder sie schießen irgendwann um sich. Also nehme ich denen die Knarre lieber ab. Davon abgesehen sind die Aktionen der Truppe vermutlich illegal, so daß ein Aussteiger zunächst mal zur Polizei gehen könnte.

Im Gegensatz zu den durchgeleierten Typen von Nadine und Tobias sprechen mich die beiden überhaupt nicht an. P.O.S. wäre ein besserer Schluß gewesen - wie der Typ losläuft und eine Tankstelle sucht. Ich mag Enden, die Hoffnung verbreiten. :rolleyes:
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#99 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 26 Januar 2011 - 09:25

Hallo Heidrun,

Damit verwirrst du mich jetzt. Was du geschrieben hast, ist lupenreine SF. Das hätte ich jederzeit auch genommen. Das Problem besteht auch mehr auf der Leserseite. Wurdack hat mit den gemischten Story-Olympiade-Bänden angefangen, dann kam Pandaimonion (auch sehr unterschiedliche Storys, keinesfalls nur Dämonen-Splatter), eine Fantasy-Antho und erst dann die SF. Wir haben das Glück, daß SF-Leser gesellig sind und auf Cons und Webseiten zusammenklumpen. Mir ist es lieber, 500 Bücher im Ghetto zu verkaufen als 100 in der freien Wildbahn, zumal die Ghetto-Bewohner meist nette Menschen sind. Ergo: normalerweise sind SF-Bände reine SF-Bände, weil die Leser das so möchten.


mhm, lupenreine SF? Ich kenne mich da wohl wirklich überhaupt nicht mehr aus. Ich hatte beim Schreiben mehr als nur 1x das ungute Gefühl, dass nur durch das SF-typische Beiwerk (Raumschiffe, fremder Planeten, Terraforming) die Story in Richtung SF geht. Okay, und diese Simulation, um P.O.S. zu erkennen. Hätte ich aber auch alles weglassen und durch anderes ersetzen können, da wäre vielleicht eine horrorlastige Story heraus gekommen oder was sonst auch immer. Mit anderen Worten, mir schien da viel nur Verkleidung zu sein. Herunter gerechnet auf das von mir beabsichtigte Kernthema bzw. die Kernaussage (Bowie lasse ich jetzt mal beiseite) könnte der Text auch heute in Afghanistan spielen (was in einigen Kritiken ja auch angemerkt wird ...). Kann schon sein, dass ich mir da zu viel Gedanken mache, aber ich erwarte von SF, dass es nicht bloß eine in zukünftige Welten und Zeiten verlegte Allerweltsgeschichte ist. Die Schraube sollte eben ein Stückchen weiter gedreht werden. Sonst kann ich nämlich besser gleich die Allerweltsgeschichte lesen. Was damals mit einer der Gründe war, warum ich mit dem Lesen von SF aufgehört habe ... :fun:

Nachtrag 10:20h: Die Verkaufszahlen sind natürlich das beste Argument überhaupt. Verlage müssen leben. Und Leser entscheiden darüber, was gekauft wird. Das ist so und das ist gut so. Aber das meinte ich nicht, nicht das Ausbrechen in die freie Wildbahn, sondern Offenheit auf unterschiedlichen Textebenen, also dass ein auf Ebene A reiner SF-Texte auf Ebene B auch für nicht SFler gut zu lesen sind. Dazu mal ein Beispiel: Ein Verleger fand einen Text gut, aber dass ich dann einen neuen (eigentlich nur leicht varierten) Infektionsweg für Werwölfe einführte, das gefiel ihm überhaupt nicht, weil das so nicht gehen würde. Aber genau darum ging es mir in dem Text nicht, nicht darum, wie man zum Werwolf wird, sondern um anderes. Wenn das Beharren auf die Reinheit der Form dazu führt, dass die eigentliche Botschaft nicht mehr wichtig ist, landen wir schnell in erstarrendem Manierismus. Aber ich kenne mich in der Szene nicht aus, vielleicht ist die Offenheit ja da und mein Erlebnis nur ein Ausnahmefall.

Zu Der Anfänger - vollends abgeschaltet habe ich, als das Ninja Dorf ins Spiel kam ... Bis dahin war Neugierde da, ich wollte wissen, wie die Fäden verknüpft werden. Das weiß ich nun, aber wirklich interessant fand ich es nicht. Wie Heidrun schon angemerkt hat, knarzt der Text an allen Enden und Ecken - nirgends gibt es einen Platz auf der Welt, wo man sie in Ruhe ließe! Oh weh! Und der Ninja sprüht Funken, okay, darf er meinetwegen, aber was hat das mit der Liebesgeschichte zwischen den beiden zu tun? Und die Schießerei im Büro ... So etwas ist ja nett in gewissen Filmen, die coolen Säue gehen rein, es knallt, die coolen Säue gehen raus. Aber wir haben es mit einer Liebesgeschichte zu tun, passt da diese tödliche Coolness? Und das ist m.E. das Problem des Textes, da ist zu viel drin - Liebesgeschichte, Söldnerlager, Ninja-Gedöns und und und ... Das ist kaum vernünftig unter einen Hut zu bringen. Hier ist es ja dann die Kitschklammer, zu der gegriffen wird. Und die tut zumindest mir ziemlich weh.

Und zur Liebesgeschichte ... Es gibt in einem der Romane von James Baldwin (ich glaube es ist "Beale Street Blues" ... oder doch "Eine andere Welt"?) eine auch für mich überaus nachvollziehbare Beschreibung der Annäherung zwischen zwei schwulen Männern. Die habe ich beim Lesen als überaus erotisch empfunden, weil sie eben das grundlegende einer solchen Situation zeigt, die Unsicherheit, das Begehren, die Gier etc., eben das zutiefst emotionale. Von dieser Emotionalät/Tiefe ist in Der Anfänger für mich nichts zu spüren. Und gerade das hätte ich spannend gefunden, wie funktioniert derlei im Umfeld einer Söldnertruppe? Mit SF/Phantastik etc. hätte das natürlich dann nicht m,ehr viel zu tun gehabt ...

VG
Tobias

Bearbeitet von T. Lagemann, 26 Januar 2011 - 10:18.

"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

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(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

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#100 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 26 Januar 2011 - 12:33

Hallo Tobias,

Kann schon sein, dass ich mir da zu viel Gedanken mache, aber ich erwarte von SF, dass es nicht bloß eine in zukünftige Welten und Zeiten verlegte Allerweltsgeschichte ist.

Es gibt nach meiner Erfahrung ganz unterschiedliche Arten von SF - erstaunlicherweise. Ich weiß auch nicht, warum trotzdem eine Art allgemeine Übereinstimmung besteht, was dazu gehört und was nicht.
Natürlich gibt es Leute, die unbedingt beschreiben wollen, wie die Welt in 100 Jahren aussieht, bis hin zur Form der Einkommenssteuererklärung. Aber es ist auch eine Möglichkeit, über "normale" Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu schreiben, sie fremd und damit wieder verwunderlich zu machen. Man kann auch Dinge auf die Spitze treiben, die in der Realität eher stumpf sind. Insofern ist es gar nicht schlimm, wenn sich Leute an den Irak oder Müller-M... äh ... -Brot erinnert fühlen. Es ist ein Mittel gegen die Gewöhnung. Hier haben wir doch einen großartigen Urahn - Jonathan Swift.
Mir sind eher die Storys suspekt, die glauben, ohne einen Bezug zur Realität auszukommen. Letztlich kommentieren wir doch immer unsere Gegenwart, weil tatsächlich niemand weiß, wie die Zukunft wird. (Ich wußte das mal, aber das ist 25 Jahre her und ging gründlich schief. Das große Glaubensbekenntnis lautete: im Jahr 2000 gibt es keine Kriege mehr. Mist.)
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#101 methom

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Geschrieben 26 Januar 2011 - 17:30

Ich werde aber wohl doch in erster Linie "meinem" Genre treu bleiben.

Welches ist denn das und wo kann man was davon lesen?

Mit Der Anfänger bin ich leider auch nicht richtig warm geworden. Zum einen (wie schon von Heidrun und Tobias genannt) knistert es nicht richtig zwischen den Figuren. Dann natürlich die Strahlen aus den Händen, die weder mit Ninja noch mit Science Fiction etwas zu tun haben. Aber vor allem habe ich den Eindruck gewonnen, der Hintergrund dieser merkwürdigen Mission ist vom Autor nicht wirklich durchdacht. Warum schleicht sich ein Nahkampf-Ninja in eine Scharfschützen-Einheit ein, um dann mit dieser einen Gegner im Nahkampf zu töten? Warum gehen die überhaupt in den Nahkampf? Sie haben Scharfschützen als Rückendeckung auf den gegenüberliegenden Dächern. Warum sind die nicht die erste Wahl, um das Ziel auszuschalten? (Das ist ja schließlich das, was die Söldner besonders gut können.) Und wozu braucht der Ninja überhaupt die Söldner, anstatt noch zwei, drei Ninjas aus seinem Dorf mitzunehmen?
Und wenn das Kommando schon in eine Falle gelockt wird, warum lassen die Gegner die beiden Protagonisten überhaupt bis zu ihrem Ziel vordringen, anstatt sie schon vorher auszuschalten.
Das macht auf mich den Eindruck, als wäre hier nur eine gefährliche Situation gesucht worden, um die beiden Liebenden zusammenzuschweißen, aber sich nicht die Mühe gemacht worden, diese Situation auch wirklich aus verschiedenen Perspektiven zu durchdenken.
Natürlich müssen diese ganzen Hintergründe nicht alle in der Geschichte deutlich werden, aber wenn ich als Leser den Eindruck habe, dass nicht mal der Autor alle Hintergründe kennt, dann ist das meiner Meinung nach ein schlechtes Zeichen.

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#102 b_streun

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Geschrieben 26 Januar 2011 - 20:02

Ei, das liest sich doch recht kritisch hier, was Ihr zum Anfänger schreibt.
Gewiss, auch ich bemerkte den Touch ins Triviale. Aber, das Thema "homosexuelle Söldner" als Grundidee fand ich schon nicht schlecht. Auch ist die Story sprachlich nett, wenn ich auch hie und da noch den Rotstift angesetzt hätte, wo es gar zu sehr pilchert und kitscht. Aber, ich fand die Personen gut beschrieben, wenn es auch hie und da etwas ins Klischee ging.

Ob die Story nun „logisch“ ist oder nicht? Das wurde hier wurde schon ausgiebig analysiert.
Nun bin ich ja genremäßig nicht so vorbelastet und hab das recht unvoreingenommen gelesen und da störte mich das nicht, dass Blitze aus den Händen kommen und trotzdem Teile der uns bekannten „Realwelt“ vorkommen - sowie auch, dass die beiden „keinen Platz“ finden können. Ich nahm das eben hin für diese hier beschriebene Welt, die eben eine Art Parallelwelt mit Fantasy- und SF-Versatzstücken ist.

Eher hatte ich ein moralisches Problem, das mich davon abhielt mich mit den gedungenen Mördern zu identifizieren. Nun haben wir ja einige Geschichten mit Bösewichten, aber man kann über Bösewichte auch so schreiben, dass ihr Handeln plausibel wird und das fehlte mir hier. Überhaupt war mir der „Ich“-Erzähler hier etwas unpassend, denn der Stil, in dem erzählt wird, passte nicht ganz zur Figur des Jerry Sullivan, auch wenn immer mal ein paar Kraftausdrücke u.ä. eingestreut werden.

Generell finde ich, die Story ist weniger SF als in der Fantasy anzusiedeln - und gehört vielleicht sogar in den Bereich des Manga - wobei ich mich damit nun gaar nicht auskenne. Aber ich sah beim Lesen immer Manga-Comics vor mir.
Auch kam mir der Gedanke, dass diese Story eine längere Geschichte sein müsste. Ein wenig wirkt sie, als seien die Plotpoints rasch aneinander gereiht, damit die Handlung vorankommt, oder weil die Autorin vielleicht befürchtet hat, sonst zu wenig äußere Handlung zu liefern. Dafür blieben diverse Ungereimtheiten, die hier schon genannt wurden, unerklärt.
Vielleicht wäre es besser gewesen, auf allzu viel äußere Handlung zu verzichten und dafür mehr ins Innenleben zu gehen? Dann hätte man sich die Schießerei am Ende gut sparen können, die auch mir zum Schluss etwas seltsam aufgesetzt vorkam.

#103 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 26 Januar 2011 - 20:02

Da wäre dann noch Der Anfänger ...
Die Story ist leider die schwächste von allen
...


Den bisherigen Ausführungen von euch ist kaum noch etwas hinzuzufügen.
Milde stimmen kann einen die Aussage der Autorin selbst: "Und so habe ich meine erste SF-Liebesschnulze geschrieben. Mir völlig egal, ob es kitschig ist." (S.15). Na gut, das hat sie so gewollt und es geschafft, den Text unterzubringen.- Bleibt nur noch die Frage, warum Karla ihn genommen hat....;-) ?

Jaktusch
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#104 Heidrun

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Geschrieben 27 Januar 2011 - 12:26

Aber ich sah beim Lesen immer Manga-Comics vor mir.

Bei mir sind's schlechte amerikanische Action-Serien, die ich nicht ansehen würde, wenn sie nicht auf dem heimischen Fernseher liefen und ich mich unsozial fühlte, wenn ich schon wieder an den Computer verschwände ... Allerdings kann man von denen auch Dinge lernen - wie ein Plot funktioniert, welche Figurenkonstellationen gern konsumiert werden, wie man Spannung erzeugt. Das können sie perfekt.
Also - ich sehe immer diese Luftaufnahmen von New York oder L.A. oder sonstwo vor mir, Sturzflug der Kamera, und Schnitt.

@ methom: muß gestehen, daß ich über die Scharfschützen gar nicht nachgedacht habe vor lauter Groll. Doch, irgendwann habe ich mich für eine Sekunde gefragt, warum die Pfeifen nicht schießen. Aber ich bin nicht auf die Idee gekommen, die als Plan A einzusetzen. Muß an meiner kriminellen Energie arbeiten ... :rolleyes:
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#105 Jaktusch † 

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Geschrieben 27 Januar 2011 - 20:03

Karla ist schon wieder überfällig (erneut Internet-Probleme?), aber wir sollten nicht länger mit der nächsten Story warten, weil die gerade so gut zu heute (Holocaust-Gedenktag) passt...

Schneider ist raus (oder doch V2-Schneider?)
Dirk (C.Fleck) ist offenbar immer eher Journalist als Literat gewesen; das ist jedenfalls in den beiden mir bekannten Romanen ("Go!Die ÖKO-Diktatur" und "Tahiti-Projekt") sehr deutlich zu erkennen gewesen.- In dieser Story nun halten sich "Gewichtung aufs Thema" und "belletristischer Anspruch" zumindest die Waage, denke ich. Ich finde die melancholische "Zugfahrt-Stimmung" sehr gelungen. Und die inhaltliche Mahnung kann ja eh nicht oft genug wiederholt werden.

Jaktusch
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#106 b_streun

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 02:54

Ja, Schneider ist raus - ließ mich etwas ratlos zurück.
Einerseits grandios geschrieben! Die Atmosphäre, die genaue Beobachtung der Personen†¦! Sehr gut. Andererseits sinniere ich noch immer über die Story...!

Da sind viele Gedanken, die ich mir auch oft mache, wenn ich unterwegs bin†¦ suche in alten Gesichtern die „Mutterpflanze“ - oder in jungen das spätere Aussehen. Und ebenso oft frage ich mich bei Menschen gewissen Alters, was sie wohl „damals“ getan haben - und bei den Jungen fragte ich mich, zu welchen Sauereien sie wohl fähig wären in der entsprechenden Umgebung†¦ Und beim Durchfahren von deutschen Landen suche ich oft nach den Spuren von „damals“ (habe mich mit dem Thema auch mal recht intensiv befasst).
Wie hier die Eisenbahnfahrt der Vergangenheit mit der heutigen kombiniert wird, finde ich z.b. sehr gelungen. Das Vergangene quillt hier überall in die Gegenwart, gerade so, wie der Leichengestank aus dem Erdreich, wie in der einen Audioaufnahme beschrieben...


Aber, trotzdem bleibt mir manches unklar, und vielleicht habe ich es nur nicht verstanden in meiner (naiven) Suche nach Eindeutigkeit.
Z.b. fragte ich mich, wann die Geschichte spielt:

Da der letzte Überlebende jetzt 97 ist, vermute ich, dass die Geschichte etwa um 2030 spielt. Denn dann wäre der 97jährige bei Kriegsende 12 Jahre alt gewesen†¦was realistisch ist bei jüngeren Überlebenden, die noch Erinnerungen berichten können. Viel jünger geht nicht. (allerdings die beiden „alten Herrenmenschen“ sind erst um die 80? Sollte der letzte Überlebende nicht jünger sein als jene?)

Wir haben einen „Intercity“ und keinen ICE†¦ und einen Zug mit Abteil, in dem man zumindest im Gang unbehelligt rauchen kann. Gibt es ja heute schon nicht mehr. Dürfen wir also bald wieder rauchen im Zug? Und wird die desolate ICE-Flotte bald durch Abteil-Intercitys ersetzt?

Am Ende durchfährt der Zug Wittenberg und Malin sieht „zerlumpte Gestalten†¦etc.“ ist das eine „Vision“ der Vergangenheit oder sieht es so aus, ca. im Jahr 2030? Deutet das darauf hin, dass in der Zukunft solche Zustände herrschen, während zugleich ein alter Nazi aus dem Gefängnis kommt†¦? Und die übrige Welt lieber wegsieht - Sowohl von den damaligen Verbrechen wie den aktuellen, die nur dank der Langsamfahrt wegen der Gleisarbeiten sichtbar werden?

Über die Hauptperson „Malin“ erfährt man leider nicht sehr viel, außer, dass er sich gerade mit der deutschen Vergangenheit befasst. Tut er das mit offiziellem Segen? Also, gibt es eine offizielle Erinnerungskultur, in deren Auftrag er handelt oder tut er das aus eigenem Antrieb und eher gegen einen aktuellen Mainstream gerichtet, der davon lieber nichts wissen will?


Darüber, wie der Handlungsstrang mit der Dame dazu passt, sinniere ich noch, außer, dass sie Malins Phantasie anregt und er aber die Möglichkeit, sich ihr galant zu nähern, zugunsten eines duftenden Handschuhs ausschlägt, an dem er lieber wortlos schnüffelt.

Da sind also einige Dinge, die sich mir nicht ganz erschlossen haben. Aber vielleicht sind die Fragen auch falsch und ich hab es einfach nicht kapiert - ist das ganze vielleicht eher in einer etwas unrealistischen, traumhaften Welt angesiedelt?
Trotzdem sprachlich klasse und diese etwas bedrückende Atmosphäre ist gut getroffen.

#107 methom

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 09:16

Ja, Schneider ist raus - ließ mich etwas ratlos zurück.

[...]

Da sind also einige Dinge, die sich mir nicht ganz erschlossen haben. Aber vielleicht sind die Fragen auch falsch und ich hab es einfach nicht kapiert - ist das ganze vielleicht eher in einer etwas unrealistischen, traumhaften Welt angesiedelt?
Trotzdem sprachlich klasse und diese etwas bedrückende Atmosphäre ist gut getroffen.


Volle Zustimmung.

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#108 Siegfried Langer

Siegfried Langer

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 10:53

Ja, Schneider ist raus - ließ mich etwas ratlos zurück.
Einerseits grandios geschrieben! Die Atmosphäre, die genaue Beobachtung der Personen†¦! Sehr gut. Andererseits sinniere ich noch immer über die Story...!


Auch ich schließe mich an.
Sprachlich sehr virtuos.
Aber eine Geschichte, die einen mit Fragezeichen zurücklässt - doch dafür regt sie eben zum Nachdenken an.
Das war vermutlich der Plan und er ist aufgegangen.

Liebe Grüße

Siegfried

#109 T. Lagemann

T. Lagemann

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 11:10

Hallo zusammen,

V2-Schneider

Mir kam beim Lesen eine andere Reise durch deutsche Lande in Erinnerung, die in Pynchons Die Enden der Parabel. Und das lag nicht nur an V2 im Titel. Auch in Flecks Text ist nichts sicher - was ist was geträumt, was Folge des Mischens der Zeitebenen ist. Die Vergangenheit scheint nach wie vor zu existieren, bricht da und dort ins Heute durch. Und auch die Zukunft könnte bereits da und dort durchscheinen. Und das alles vor dem Hintergrund des Holocaust.

Und zu der in Beton gegossenen Befindlichkeit einer Tätergeneration, die Fleck in seinen einleitenden Worten zum Text nennt. Wenn Malin auf dem Weg zu Simon Goldstein, dem 97-jährigen letzten Überlebenden eines Konzentrationslagers ist, wie alt wäre dann SS Unterscharführer Schneider (dessen Entlassung einer der Mitreisenden anmerkt)? Mit anderen Worten, die Täter leben länger, sind in Zeitungen präsent, während die Opfer fast vergessen sind.

Ein sehr intensiver, dichter Text über ein wichtiges Thema! Zudem sprachlich ein Genuss!!!

Hätte mich Pepes phantastische Erzählung nicht so in den Bann geschlagen, V2-Schneider wäre in meiner persönlichen Rangliste auf Platz 1 gelandet, so ist ganz knapp der 2. geworden.

Viele Grüße
Tobias
"Wir sind jetzt alle Verräter."
"Ha!", machte die alte Dame. "Nur wenn wir verlieren."

(James Corey, Calibans Krieg)

"Sentences are stumbling blocks to language."

(Jack Kerouac in einem Interview mit der New York Post, 1959)

"Na gut, dann nicht, dann bin ich eben raus
Ich unterschreib' hier nichts, was ich nicht glaub'
Na gut, dann nicht, nicht um jeden Preis
Ich gehöre nicht dazu, das ist alles was ich weiß"

(Madsen, Strophe 1 des Songs "Na gut dann nicht")
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#110 Heidrun

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 12:39

Das Problem mit dem Alter hatte ich auch. Irgendwie hatte ich für einen Moment das Schwindelgefühl, das Zeitreisende befällt, wenn ihre Realität sich gerade ändert. Welcher KZ-Aufseher, der nach dem Krieg verurteilt wurde, sitzt heute noch ein? Und in 20 Jahren? Und es gibt auch andere irritierende Details. Neben dem Rauchen im Gang etwa ein IC, in dem man die Fenster öffnen kann. Allerdings wird mir nie ganz klar, ob das Absicht des Autors war (Verunsicherung des Lesers als Prinzip) oder doch nur Schlamperei. Für letzteres spricht, daß es im Text zwei deutlich getrennte Handlungsebenen gibt. Eine eventuell dritte oder vierte, die undeutlich getrennt sind, wirken da unglaubwürdig. Oder doch? Weiß man was darüber, Karla? Diese Dinge sind mir allerdings erst beim zweiten Lesen so richtig aufgefallen. Beim ersten fand ich den Text sehr sympathisch und überzeugend. Und ich frage mich die ganze Zeit, warum der letzte Überlebende ausgerechnet Simon Goldstein heißt ...?
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#111 Siegfried Langer

Siegfried Langer

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 12:41

Und ich frage mich die ganze Zeit, warum der letzte Überlebende ausgerechnet Simon Goldstein heißt ...?

Ja, das ging mir auch so...

#112 Rusch

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Geschrieben 28 Januar 2011 - 12:53

Vielleicht eine Homage an Heidruns Roman?

#113 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 29 Januar 2011 - 00:57

Beim ersten fand ich den Text sehr sympathisch und überzeugend.

Nö.
Ist er nicht.
Weder gut noch dem Thema auch nur näherungsweise gerecht werdend.

#114 fahrenheit.451

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Geschrieben 31 Januar 2011 - 01:37

Auch ich schließe mich an.
Aber eine Geschichte, die einen mit Fragezeichen zurücklässt - doch dafür regt sie eben zum Nachdenken an.
Das war vermutlich der Plan und er ist aufgegangen.

Einverstanden. Nur daß es keine Geschichte ist. Eher eine Szene aus einem nichtgeschriebenen Roman, den ich nicht lesen möchte.
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#115 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 31 Januar 2011 - 12:28

Nur daß es keine Geschichte ist.

Oh fein, diskutieren wir, was eine Geschichte ist ... :doctor:
Was hier eindeutig fehlt, ist ein klassischer Spannungsbogen und so etwas wie ein Antagonist, wenn man die eher gleichgültige Umwelt außer Acht läßt, mit der der Protagonist sich nicht auseinander setzt. Sie ist einfach. Insofern ist es eher ein Stimmungsbild. Aber das Kleine Mädchen aus China hat für mich auch keine nachvollziehbare Handlung mit einem Spannungsbogen. Auch keine Geschichte?
Was ich sympathisch fand, war der Bezug zu einem realen Thema aus der wirklichen Welt. Wahrscheinlich war es auch der starke Kontrast zu Der Anfänger - das spielt ja irgendwo im luftleeren Raum. Durch diese Andersartigkeit tut die Geschichte (oder was auch immer) dem gesamten Buch gut, finde ich. Einen ganzen Roman würde ich darüber vermutlich nicht lesen wollen, obwohl man ein derartiges Thema natürlich auf 50 Seiten erschöpfender behandeln kann als auf 5.
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#116 methom

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Geschrieben 31 Januar 2011 - 19:52

Ich denke, am letzten Tag des Januars sollten wir noch ein paar Worte der letzten Geschichte des Hinterlandes widmen: Berlin, Nachklang.
Ein schöner Abschluss, wenn auch mehr Märchen als SF. Ruhig und besinnlich. Böse Zungen könnten sogar behaupten: eine kleine Entschädigung für alle, die trotz einer Bowie-Abneigung durchgehalten haben :fun:
Für mich die Geschichte, die mir im zweiten Teil des Buches am besten gefallen hat. (Wie schon erwähnt fand ich diesen Teil insgesamt schwächer als den ersten.)

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#117 fahrenheit.451

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Geschrieben 31 Januar 2011 - 23:49

Ich denke, am letzten Tag des Januars sollten wir noch ein paar Worte der letzten Geschichte des Hinterlandes widmen: Berlin, Nachklang.
eine kleine Entschädigung für alle, die trotz einer Bowie-Abneigung durchgehalten haben.

Für Bowie-Fans ist diese Geschichte vermutlich ein ganz besonders gruseliger Abschluß des Bandes. Jedenfalls ging es mir so. Ich hab schon lange nicht mehr Gänsehaut gekriegt wegen eines Textes. Hier schon.
Und ich hab's ausprobiert: Es klappt auch beim zweiten Lesen wieder.
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#118 T. Lagemann

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Geschrieben 01 Februar 2011 - 09:47

Hallo zusammen,

Für Bowie-Fans ist diese Geschichte vermutlich ein ganz besonders gruseliger Abschluß des Bandes. Jedenfalls ging es mir so. Ich hab schon lange nicht mehr Gänsehaut gekriegt wegen eines Textes. Hier schon.
Und ich hab's ausprobiert: Es klappt auch beim zweiten Lesen wieder.


ging mir auch so, also Gänsehaut. Und das ist mir damit zum überhaupt 3. Mal passiert (so in den letzten 30 Jahre ...). Geht echt unter die Haut. Aber so ist das, irgendwann wird auch D.B. sterben. Und das als "magischen" Moment darzustellen, ja, das ist ein überaus gelungener Abschluss der Anthologie.

VG
Tobias

PS: Passenderweise lief heute kurz vor Arbeitsbeginn "Let's dance" im Radio ... :o
"Wir sind jetzt alle Verräter."
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#119 Rusch

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Geschrieben 01 Februar 2011 - 10:50

Volle Zustimmung.


Mir geht es genauso. Die Story war sehr stimmungsvoll und hat mir gefallen. Die Sache mit den Erinnungen eines 13-jährigen sehe ich anders. Solche Erinnerungen setzen sich fest. Mein Vater war Ende des Krieges 17 und er kann mir noch viel berichten. Sollte er 97 werden, so kann er dann immer noch auf diese Erinnerungen zurückgreifen, weil sie einfach sehr prägend waren.

Berlin Nachklang fand ich als abschließende Geschichte gelungen, weil sie alles in einen guten Rahmen bringt, auch wenn die Idee mich nun wirklich nicht überzeugt hat. Aber als Teil des ganzen passt die Geschichte perfekt.

Abschließendes Statement:
Die Anthologie ist durchaus gelungen, auch wenn ich glaube, dass sie eher etwas für Bowie Fans als für SF Fans ist, denn viele der Geschichten kratzen nur an der Oberfläche der SF bzw. greifen Themen auf, die schon in besserer Form behandelt wurden. Das kommt halt daher, dass einige Autoren kein wirklichen SF Leser sind und sich innerhalb des Genres nicht ausreichend auskennen.

Trotzdem, die Themen Anthologie ist gelungen und lesenswert. Und vor allem bescherte sie uns diese wirklich sehr gelungene Leserunde.

#120 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 01 Februar 2011 - 14:06

Hier würde ich jetzt behaupten, es sei keine Geschichte. Eine Hommage, ein vorgezogener Nachruf, eine Liebeserklärung, aber eben keine Geschichte. Für einen Nicht-Bowisten stellt sich allerdings das Gefühl ein, einer verschworenen Clique zu lauschen, die mit Andeutungen um sich wirft, die kein Außenstehender versteht. Keine Gänsehaut, statt dessen das Gefühl, im falschen Film zu sein und das Script nicht zu kennen. Da es nun mal ein Bowie-Buch ist, werde ich mich darüber nicht aufregen. Kurz ist der Text obendrein. Ich gestehe, daß ich erst einmal bei Wikipedia gesucht habe, um mir meine Meinung bestätigen zu lassen, daß der Kerl noch lebt. Dann fand ich es ein wenig makaber, auch wenn es ganz offensichtlich lieb gemeint ist.
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