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600 Antworten in diesem Thema

#391 Trurl

Trurl

    Phanto-Lemchen

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Geschrieben 24 März 2012 - 13:34

Das, was ich als Autor verfasse, ist weder eine Zulieferung noch Dienstleistung, es ist meine Kunst.

Ich habe das Selbstverständnis eines Schriftstellers bislang ebenfalls so verstanden. Und das sage ich als Leser. Vieles was als künstlerisches literarisches Werk später zu Berühmtheit aufstieg war zuerst völlig unbeachtet. Hat also unter Dienstleistungsaspekten keinen Kunden gefunden. Die meisten Werke Kafkas zum Beispiel. Als Dienstleister war Kafka also ein Versager. Aber war er ein schlechter Schriftsteller? Oder hätte er einfach zielgruppenorientierter schreiben sollen? Wenn ich so lese, was hier propagiert wird, wie ein Autor arbeiten soll, könnte ich diesen Eindruck gewinnen. Soll sich der Autor jetzt nur noch nach seinem potentiellen Leser richten? Nach einem unterstellten fiktiven Lesergeschmack? Was wäre das für eine Bankrotterklärung für die Literatur.

Ich habe diese Diskussion hier interessiert und ein wenig irritiert verfolgt, weil mich diese rein handwerklich-technische Auffassung von Autorenschaft, die allein darauf reduziert wird, sie als Dienstleistung am Leser zu verstehen, im Grunde entsetzt. Es mag ja sein, dass eine Reihe von Autoren ihre Arbeit genau so sieht und dass auch Verlage ein Interesse daran haben es so zu betrachten, da am ehesten Geld zu verdienen ist, wenn man ein verkaufbares Produkt anbietet. Deshalb sind mir auch Bestrebungen Erfolg planbar zu machen auch verständlich. Doch ist das überhaupt möglich? Wie wird eine Marke etabliert? Bestimmt nicht durch Planung. Wie ist denn der Erfolg von Harry Potter zustande gekommen? Das war doch reiner Zufall. Anfangs wollte diesen Roman einer arbeitlosen Lehrerin niemand veröffentlichen. Nachdem dann der Durchbruch irgendwie geschafft war, gab es natürlich eine Marke und der weitere Erfolg war, bei gleichbleibender literarischer Qualität, ein Selbstläufer. Eine Marke entsteht langsam, durch wachsenden Erfolg, aber vor allem durch Qualität und Innovation. Und da ist der Künstler in einem Schriftsteller gefragt. Jeder berühmte Schriftsteller ist gleichzeitig auch eine Marke. Doch wie wird man berühmt? Manche Schriftsteller erreichen das mir einem einzigen Werk, manche werden erst nach ihrem Tode bekannt. Das ist dann Pech. Ob jemand Erfolg hat, hängt neben handwerklicher Qualität und Kreativität auch von einer gehörigen Portion Zufall ab.

LG

Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
  • • (Buch) als nächstes geplant:Jeff VanderMeer - Akzeptanz
  • • (Buch) Neuerwerbung: Ramez Naam - Crux, Joe R. Lansdale - Blutiges Echo
  • • (Film) gerade gesehen: Mission Impossible - Rogue Nation

#392 Diboo

Diboo

    Kaisertentakel

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Geschrieben 24 März 2012 - 13:52

Ich habe das Selbstverständnis eines Schriftstellers bislang ebenfalls so verstanden. Und das sage ich als Leser. Vieles was als künstlerisches literarisches Werk später zu Berühmtheit aufstieg war zuerst völlig unbeachtet. Hat also unter Dienstleistungsaspekten keinen Kunden gefunden. Die meisten Werke Kafkas zum Beispiel. Als Dienstleister war Kafka also ein Versager.


Wieso das denn? Er hat doch Tausende von Lesern gefunden, inkl. geknechteter Deutschschüler.
Nicht zu Lebzeiten vielleicht. Aber davon hat hier auch noch niemand gesprochen.

Wie wird eine Marke etabliert? Bestimmt nicht durch Planung.


http://www.spiegel.d...,822157,00.html

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#393 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 14:26

Hallo Trurl.

Goethe, Schiller, Shakespeare und Kafka wollten alle das Gleiche, was wir Autoren auch heute noch wollen.
Volle Theater, gebannte Leser, prall gefüllte Geldbeutel und satte Bäuche.
Wie erreicht man das?
Indem man auf seine Endkunden, die Leser, hört. Indem man darauf achtet, was gefallen hat und was nicht. Indem man in diesem "Zielgruppenrahmen" seine Kunst einbettet.
Ob man das für Geld macht, oder einfach deswegen, weil man gerne unterhalten möchte, ist egal.

Was nützt die tollste Kunst, wenn niemand hinsieht?
Kunst ist dann erst Kunst, wenn sie wahrgenommen wird. Und wahrnehmen ... das kann eben nur jene dubiose "Zielgruppe", nach deren Wünschen sich jeder Kreative richten sollte, wenn seine Kunst denn auch wahrgenommen soll.
Ein Pfund Butter an der Wand ist eine tolle Aktionskunst gegen den Hunger in der Welt.
Bis die Putzfrau fluchend die Lappen schwingt.
Ein Rocksong, so ein richtiger Gassenhauer zum MItgröhlen, aufgepeppt mit einem vollfettkrassen Video ... DAS ist Kunst, die die Menschen erreicht, weil sie sie unterhält.
Denn wo vorher die Spendenbereitschaft eher klein war, hat sich unmittelbar nach dem ersten Live Aid Konzert jene doch recht schnell wieder erholt.
War das nicht zielgruppenorientiert?

Klassiker werden erst dadurch zum Klassiker, dass ihre Verfasser (meist verarmt und unbeachtet) ein sozialverträgliches Ableben hingelegt haben.
Jetzt, wo man für sie keine Tantiemen mehr zahlen muss, werden sie interessant, weil billig.
Man pusht sie, preist ihren Genius und streicht jede Menge Geld ein.

So gerne ich die Generationen nach mir mit meinen Werken quälen würde, das hier und jetzt ist mir wichtiger.
Heute machen wir die Welt von Morgen, heute pflanzen wir die Gedanken, die Morgen ausgeführt werden.
Heute sehe ich die (hoffentlich) leuchtenden Augen, wenn die Leser von meinen Romanen reden.

Wenn ich erstmal mein letztes Appartement im Kellergeschoß des Melatenfriedhofs bezogen habe, sehe ich das nicht mehr.
Und ehrlich gesagt ... dann ist es mir auch scheißegal Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild

LG

Dirk

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 14:28.


#394 KarlOlsberg

KarlOlsberg

    Nanonaut

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Geschrieben 24 März 2012 - 15:14

Wo sind die Selfpuplisher der TV-Landschaft?
Wo sind die CD-Millionäre, die es aus dem Stand via "Deinetube" on the Top geschafft haben?


Da fallen einem schon ein paar ein. Justin Bieber zum Beispiel, oder Gronkh. Aber das sind natürlich auch wieder nur Ausnahmen. So ist das eben im Entertainment: 1% der Künstler machen 90% des Umsatzes.

Karl, ich respektiere deine Sichtweise und will dich nicht angreifen.


Ich fühle mich in keiner Weise angegriffen. Ich habe nicht mal den Eindruck, dass wir in unserer Meinung so weit auseinander liegen. Ich bin ja auch nicht der Ansicht, dass jeder, der gern ein Buch schreiben möchte, sofort Tausende in Lektorat, Coverdesign etc. investieren sollte - im Gegenteil! Das Wichtigste beim Schreiben ist erst mal zu lernen. Self Publishing (im kleinen Rahmen) hat für mich den großen Vorteil, dass man das tun kann, seine Werke Lesern präsentieren und Feedback bekommen kann, ohne dafür etwas zu bezahlen.

Aber irgendwann wird es dann doch mal Zeit, zu investieren. Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass das der Autor immer selber tun sollte, im Gegenteil. Alles, was ich sage, ist dass das nicht automatisch ein Verlag sein muss, und dass deshalb Verlage ihre Existenzberechtigung immer wieder neu beweisen müssen.

Nehmen wir als Beispiel einen Agenten: Er investiert sowieso schon, wenn er einen Autor unter Vertrag nimmt - seine Zeit und seinen guten Ruf. Warum dann nicht auch noch ein paar Euro fürs Lektorat ausgeben und direkt E-Books veröffentlichen, um dann wesentlich mehr mit dem Autor zu verdienen als die üblichen 15%? Es gibt Agenten, die diesen Weg gehen. Oder nehmen wir Amazon: Die brauchen doch bloß da zu sitzen und ihre Verkaufsstatistiken anzusehen, und schon wissen sie, in wen zu investieren sich lohnt. Genau das tun sie auch, siehe Jonas Winner.

Nochmal: Ich bin nicht gegen Verlage. Im Gegenteil: Ich mache mir Sorgen um sie. Ich möchte ihnen gern helfen, weil ich selbst auch erfahren habe, wie es ist, wenn sich ein Verlag um einen kümmert. Als der Aufbau-Verlag 2008 pleite ging, habe ich zu meinen Autorenkollegen gesagt: Leute, beruhigt euch, eine Insolvenz ist noch nicht das Ende der Welt, der Verlag braucht jetzt unsere Solidarität. Die meisten sind bei der Stange geblieben und der Verlag hat die Kurve gekriegt (womit ich nicht andeuten will, dass die Aufbau-Rettung mein Verdienst wäre Eingefügtes Bild).

Aber man muss auch der Realität ins Auge sehen. Und die ist, dabei bleibe ich: In Zukunft werden sich Verlage einem viel komplexeren und schwierigeren Markt gegenüber sehen, und es wird immer mehr Autoren geben, die andere Wege zum Erfolg gehen als den klassischen. Dass das gerade für die Kleinverlage eine große Chance ist, sehe ich im Übrigen genauso.

#395 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 15:41

Hallo Karl Eingefügtes Bild

Da fallen einem schon ein paar ein. Justin Bieber zum Beispiel, oder Gronkh. Aber das sind natürlich auch wieder nur Ausnahmen. So ist das eben im Entertainment: 1% der Künstler machen 90% des Umsatzes.

Also buisiness as usual?
Alles so, wie früher auch, nur dass es jetzt schneller geht?
Dem stimme ich zu.

Ich fühle mich in keiner Weise angegriffen. Ich habe nicht mal den Eindruck, dass wir in unserer Meinung so weit auseinander liegen. Ich bin ja auch nicht der Ansicht, dass jeder, der gern ein Buch schreiben möchte, sofort Tausende in Lektorat, Coverdesign etc. investieren sollte - im Gegenteil! Das Wichtigste beim Schreiben ist erst mal zu lernen. Self Publishing (im kleinen Rahmen) hat für mich den großen Vorteil, dass man das tun kann, seine Werke Lesern präsentieren und Feedback bekommen kann, ohne dafür etwas zu bezahlen.

Und auch hier sehe ich eher the same procedre as last year, James Eingefügtes Bild

Aber irgendwann wird es dann doch mal Zeit, zu investieren. Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass das der Autor immer selber tun sollte, im Gegenteil. Alles, was ich sage, ist dass das nicht automatisch ein Verlag sein muss, und dass deshalb Verlage ihre Existenzberechtigung immer wieder neu beweisen müssen.

Nehmen wir als Beispiel einen Agenten: Er investiert sowieso schon, wenn er einen Autor unter Vertrag nimmt - seine Zeit und seinen guten Ruf. Warum dann nicht auch noch ein paar Euro fürs Lektorat ausgeben und direkt E-Books veröffentlichen, um dann wesentlich mehr mit dem Autor zu verdienen als die üblichen 15%? Es gibt Agenten, die diesen Weg gehen. Oder nehmen wir Amazon: Die brauchen doch bloß da zu sitzen und ihre Verkaufsstatistiken anzusehen, und schon wissen sie, in wen zu investieren sich lohnt. Genau das tun sie auch, siehe Jonas Winner.

Und wieder sind wir da, wo wir heute schon sind Eingefügtes Bild
Bei einer brutalen Auslese, einer Art "Kunstdarwinismus", wo nur die Guten weiterkommen.
Okay, hinkt vielleicht, aber ich sehe keinen Unterscheid zu einem Verlag, der seine Autoren nicht nur als nützliche Nutztiere ansieht, sondern als wichtige Geschäftspartner, die seinem eigenen Geschäft erst die Grundlage ermöglichen.
Ob diese Auslese jetzt durch amazon oder einen verlegenden Agenten stattfindet ... ich sehe da keine Änderung in den Abläufen.
Im Gegenteil, ich sehe hier meinen Entschluss bestätigt, mich mit meinen Sachen lieber einem Kleinverlag zuzuwenden, als eine Wartemarke im Praktikantenvorzimmer des Lektoratsbüros eines Publikumverlags zu ziehen.
Das es bei mir direkt der Erste war, der zugeschlagen hat und mit mir zusammenarbeiten wollte, ist ein Sechser im Lotto Eingefügtes Bild

Nochmal: Ich bin nicht gegen Verlage. Im Gegenteil: Ich mache mir Sorgen um sie. Ich möchte ihnen gern helfen, weil ich selbst auch erfahren habe, wie es ist, wenn sich ein Verlag um einen kümmert. Als der Aufbau-Verlag 2008 pleite ging, habe ich zu meinen Autorenkollegen gesagt: Leute, beruhigt euch, eine Insolvenz ist noch nicht das Ende der Welt, der Verlag braucht jetzt unsere Solidarität. Die meisten sind bei der Stange geblieben und der Verlag hat die Kurve gekriegt (womit ich nicht andeuten will, dass die Aufbau-Rettung mein Verdienst wäre Eingefügtes Bild).


Jetzt sei mir bitte die ketzerische Frage erlaubt ... wrum bist du dann kein amazon-selfpuplisher geworden? Eingefügtes Bild

Aber man muss auch der Realität ins Auge sehen. Und die ist, dabei bleibe ich: In Zukunft werden sich Verlage einem viel komplexeren und schwierigeren Markt gegenüber sehen, und es wird immer mehr Autoren geben, die andere Wege zum Erfolg gehen als den klassischen. Dass das gerade für die Kleinverlage eine große Chance ist, sehe ich im Übrigen genauso.

Und somit predigst du hier den Bekehrten Eingefügtes Bild
Ich sagte ja schon, dass ich mich ganz bewusst in Richtung Kleinverlage orientiert habe, als ich spürte, dass es mit meinem Schreiben soweit sein könnte.
Warum habe ich nicht nach den Sternen gegriffen und bei Piper, Bastei oder Heyne angeklopft?
Ich müsste lügen, wenn ich das jetzt abstreiten würde, denn das habe ich. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben: Es war halbherzig.
Im Brötchenjob bin ich bereits eine Nummer, die nur zu funktionieren hat und nichts bewegen kann.
Muss ich mir das im Kleinen auch noch geben?
Nö.
Deshalb der Kleinverlag.
Keine pure Nummer, man kann sich selber einbringen ohne für Vorschläge (Lass uns mein Debut einen Tag kostenlos anbieten. Die Leser kennen mich nicht. Scheiß auf die Tantiemen, geben wir ihnen die Möglichkeit mal einen echten Franzen zu lesen Eingefügtes Bild) ein tiefes Stirnrunzeln zu ernten.

Wie gesagt, ich glaube, dass du hier den Bekehrten predigst Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 16:22.


#396 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 17:05

Noch ein paar Gedanken zur Selbstvermarktung.

Gestern hat mir jemand, dessen Worten ich persönlich sehr viel Gewicht beimesse, in einem anderen Forum und zu einem ähnlichen Thema gesagt, ich schon seit Jahren nichts anderes mache, als Selbstvermarktung zu betreiben.
Zuerst lag mir eine geharnischte Antwort in den Fingespitzen.
Etwa zwei Sekunden lang.
Dann dämmerte mir, das Alfred absolut Recht hatte.

Was ich als ganz normalen Teil des Hobbys betrachtet habe, der Austausch, die Fragen, die Antworten, das Rumalbern das Zuhören und das Verfassen meiner legendären Postings, die in die Annalen des Netzwerks als die kürzesten Essays der Weltgeschichte eingehen werden ... all das war Marketing in eigener Sache.
Auf diesen Gedanken folgte eine lange Zeit der Ungewissheit und der Scham.
Mein Gott! Wenn ich das früher doch so gesehen hätte ... all die endlosen Postings und Albereien, das Rumzeigen meiner KG´s ... hätte ich all das nicht viel professioneller aufziehen können?
Auahera! Was denken die anderen im Fandom eigentlich von mir? Nehmen die mich überhaupt für voll?

Erst jetzt dämmert mir, dass die beste Form von Selbstvermarktung eben keine Selbstvermarktung ist.
Ehrlichkeit, selbst wenn sie auf kürzestem Weg in's nächste Fettnäppchen führt, ist immer noch der beste Weg durch's Leben.
Ich bin ich.
Habe ich 45 Jahre für gebraucht, um das zu werden.
Albern, laut, mal polternd mal entschuldigend, neugierig, immer dabei, mehr dumme Sprüche im Hinterkopf als die Crew von Raab jemals wird abfeuern können.

Wenn es also wirklich Selbstvermarktung ist, einfach man selber zu sein, sich und seinen Prinzipien treu zu bleiben, dann brauche ich keinen Imageberater und keinen Pressesprecher.
Auch wenn ich damit niemals den Preis des beliebtesten Mitglieds des Monats gewinnen sollte oder niemals auch nur in die Nähe eines Literaturpreises gelange, bleibe ich einfach der, der ich bin.
Selbstvermarktung?
Ich war verdammt überrascht, als ich erkannte, dass ich genau das schon seit Jahren mache.
Werde ich mich jetzt also ändern, professioneller auftreten, ruhiger werden, Fettnäppchen und Albernheiten meiden?
Vergisses Eingefügtes Bild
Wer mich jetzt schon nicht mag, der wird mich auch frisch aus der chemischen Reinigung nicht mögen Eingefügtes Bild

Und deswegen ein paar (vollkommen unprofesionelle, aber dafür kostenlose) Tipps an alle Selfpuplisher:
- Schreibt, was immer euch interessiert.
- Lasst euch von irgendwelchen Hypes nicht bekloppt machen, die ebben auch wieder ab
- Tauscht euch mit Gleichgesinnten aus, egal ob sie selber auch schreiben oder nicht.
- Bleibt neugierig, geht mit wachsamen Augen durch's Leben und durch die virtuelle Welt des Internets.

und der allerwichtigste Ratschlag (wenn ihr nicht unbedingt wie Frankensteins Kreatur mit Fackeln und Heugabeln durchs Dorf getrieben werden wollt)
- Seid bei allem was ihr tut ehrlich und mit ganzen Herzen bei der Sache!
Nichts merken die Leser schneller, als wenn ihnen jemand ein faules Ei unterjubeln will.

Mein Wort zum Samstag Eingefügtes Bild

Amen, liebe Gemeinde Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 17:07.


#397 lapismont

lapismont

    Linksgrünversifft

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Geschrieben 24 März 2012 - 17:09

(...)
Ich habe diese Diskussion hier interessiert und ein wenig irritiert verfolgt, weil mich diese rein handwerklich-technische Auffassung von Autorenschaft, die allein darauf reduziert wird, sie als Dienstleistung am Leser zu verstehen, im Grunde entsetzt.
(...)

Ich dinde das auch traurig, kann aber aufgrund der wiederholten Dispute mit Diboo die andere Seite verstehen.
Man muss sich ja nicht als Künstler verstehen und es ist auch legitim, durch Schreiben Geld verdienen zu wollen.

(...)
Was nützt die tollste Kunst, wenn niemand hinsieht?
(...)

Kunst muss nichts nutzen. Kunst ist Kunst. Eine Schöpfung, die den Körper des Künstlers auf irgendeine Art verlässt, sie verlassen musste. Nicht für einen Betrachter oder Kunden.
Deshalb stimme ich auch Diboo immer zu, dass ein Künstler nicht erwarten darf, von anderen alimentiert zu werden. Kunst entsteht aus einem inneren Zwang zur Schöpfung heraus. Wenn keiner hinsieht, ist das eben so, das ändert am Kunstwerk selbst gar nichts.

Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

Moderator im Unterforum Fantasyguide
Fantasyguide
Saramee
Montbron-Blog

  • • (Buch) gerade am lesen: Alain Damasio – Die Flüchtigen

#398 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 17:20

Hi Lapismont. Okay, kann ich irgendwie verstehen, deine Einstellung. Aus diesem Grund bemale ich z.B. kleine Plastikminiaturen (40K), verstecke sie aber im Schrank meines Arbeitszimmers. Jedenfalls habe ich das eine ganze Weile gemacht, denn irgendwann befriedigte mich das nicht mehr. Ich weiß, ist ein dämlicher Vergleich, aber folgende Fragen stelle ich mir doch auf deine Aussage hin: Ist es nicht egoistisch, wenn ich Kunst nur für mich und mein Seelenheil erschaffe? Ist es nicht sogar durch und durch narzistisch, wenn ich mich ganz alleine an dem erfreue, was da aus mir herausschlüpft? Ist ein Mensch, der aus den gleichen Motiven die du anführst etwas erschafft, und es dann der Allgemeinheit gegen einen kleinen Obulus zur Verfügung stellt, kein Künstler mehr? Ist ein kreativer Mensch, der sich sehnlichst wünscht von diesem Obulus wenigstens einen Teil seiner Kunst, wenn nicht sogar seines Lebensunterhalts bestreiten zu können, kein Künstler? Ist der kreative Mensch, der auf auf die Aussagen seiner .. hm ... Bewunderer achtet und sie in seine Kunst einfliessen lässt, ein Verräter an der Kunst? Ratlos Dirk

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 17:22.


#399 KarlOlsberg

KarlOlsberg

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Geschrieben 24 März 2012 - 17:35


Und deswegen ein paar (vollkommen unprofesionelle, aber dafür kostenlose) Tipps an alle Selfpuplisher:
- Schreibt, was immer euch interessiert.
- Lasst euch von irgendwelchen Hypes nicht bekloppt machen, die ebben auch wieder ab
- Tauscht euch mit Gleichgesinnten aus, egal ob sie selber auch schreiben oder nicht.
- Bleibt neugierig, geht mit wachsamen Augen durch's Leben und durch die virtuelle Welt des Internets.

und der allerwichtigste Ratschlag (wenn ihr nicht unbedingt wie Frankensteins Kreatur mit Fackeln und Heugabeln durchs Dorf getrieben werden wollt)
- Seid bei allem was ihr tut ehrlich und mit ganzen Herzen bei der Sache!
Nichts merken die Leser schneller, als wenn ihnen jemand ein faules Ei unterjubeln will.

Mein Wort zum Samstag Eingefügtes Bild

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Amen!

#400 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 17:39

UPS Eingefügtes Bild

Halleluja und Hosiana mag ich singen Eingefügtes Bild, wieder ein Bekehrter, den wir in unserer Gemeinde willkommen heißen dürfen Eingefügtes Bild

High five, Karl :D

#401 KarlOlsberg

KarlOlsberg

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Geschrieben 24 März 2012 - 17:45

Jetzt sei mir bitte die ketzerische Frage erlaubt ... wrum bist du dann kein amazon-selfpuplisher geworden? Eingefügtes Bild


Hab ich schon gemacht, allerdings nicht bei Amazon, sondern bei Books on Demand, mit meinem ersten Jugendbuch "Hier kommt Elbot". Gesamtverkaufszahlen bisher im zweistelligen Bereich Eingefügtes Bild.

Werde ich aber in Kürze auch wieder machen, mit meinem Social Writing-Projekt Mygnia (www.mygnia.de). Hier geht es darum, allmählich eine Community aufzubauen, die in einem gemeinsamen Universum inhaltlich unabhängige Geschichten schreibt und so etwas schafft, das ein einzelner Autor, egal wie genial er sein mag, nicht könnte. Da ich dort nicht der einzige sein werde, der etwas veröffentlicht, ist das quasi auch ein großes Selfpublishing-Projekt, das wir möglicherweise in Kooperation mit einem Selfpublishing-Portal realisieren werden.

Das Mygnia-Projekt steht im Übrigen nicht in Konkurrenz zu meinen "normalen" Schreibprojekten, bedeutet keine Abkehr vom klassischen Verlagspublizieren und ist mit meinen beiden Verlagen Aufbau und Thienemann abgestimmt.

#402 Trurl

Trurl

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Geschrieben 24 März 2012 - 17:47

Hallo Dirk, Diboo,

Wahrscheinlich habe ich eine allzu realitätsferne Vorstellung von der Profession des Schriftstellers als Künstler. Im Idealfall ist für mich ein Künstler jemand, der in erster Linie für sich selbst arbeitet. Und dabei hofft, dass das was er tut auch andere interessiert. Im Idealfall trifft dieses Eigeninteresse dann den Geschmack seiner Zeitgenossen. Und unterhält sie damit. Dann wird er auf einen Schlag berühmt oder erst später, wenn die Welt so weit ist zu verstehen

Der Typ Schriftsteller der hier vorgestellt wird, scheint mir eher jemand zu sein, der einen Beruf ausübt, so wie ich den eines Entwicklungsingenieurs. Der einen durchaus anspruchsvollen Job tut, aber eben kommerziellen Zwängen unterworfen ist, die ihn zwingen Dinge zu tun, die sich mit dem Auffassung einer selbstbestimmten kreativen Künstler-Existenz nicht so gut vertragen.

Natürlich wollen oder müssen die meisten Künstler von ihrer Arbeit leben, aber es ist doch eine Unterschied ob die Arbeit gänzlich einem fremden Ziel untergeordnet ist (dann wäre der Künstler in der Tat ein Dienstleister, ein Kunsthandwerker oder Auftragskünstler) oder ob der Künstler weitgehend seine eigenen Ideen verwirklichen kann, ohne in künstlerischer Hinsicht Rücksicht auf (ökonomische) Interessen nehmen zu müssen. Also wenn der Autor nur noch das schreiben darf, was sich verkaufen lässt. Derart frei und unabhängig sind selbstverständlich nur die wenigsten. Das ist mir schon klar. Auch ein Künstler muss gewisse Kompromisse schließen, selbst wenn er berühmt ist und seine Kunst von allen begehrt wird. Allerdings darf er sich keine ästhetischen Einschränkungen auferlegen, sonst ist er, finde ich, eigentlich kein Künstler mehr.


http://www.spiegel.d...,822157,00.html

Hmm, und das soll eine Marke sein? Eigentlich ist das genau der Sch.... den niemand braucht, der aber gemacht wird, weil irgendwelche Nasen das sehen wollen und man Geld damit verdienen kann. Deprimierend. Trotzdem eine Marke ist was anderes. Ich würde sogar sagen, dass du selbst inzwischen eine Marke bist. Jedenfalls in diesem relativ kleinen Umfeld des SF-Fandoms. Hat aber auch eine Weile gedauert und ist sicher auch harte (Selbstvermarktungs-) Arbeit deinerseits. Allerdings, ohne das SFN würde ich dich, obwohl ich seit Jahrzehnten SF lese, nicht kennen. Jaaa ... traurig, iss aber so ... Eingefügtes Bild


Goethe, Schiller, Shakespeare und Kafka wollten alle das Gleiche, was wir Autoren auch heute noch wollen. Volle Theater, gebannte Leser, prall gefüllte Geldbeutel und satte Bäuche. Wie erreicht man das? Indem man auf seine Endkunden, die Leser, hört. Indem man darauf achtet, was gefallen hat und was nicht. Indem man in diesem "Zielgruppenrahmen" seine Kunst einbettet. Ob man das für Geld macht, oder einfach deswegen, weil man gerne unterhalten möchte, ist egal.

Okay, dennoch haben gerade diese Großen der Literatur sich nie ihren Lesern angebiedert oder es ihren Lesern einfach gemacht, wie übrigens alle großen Schriftsteller. Und das meine ich, wenn ich sage, dass sie in erster Linie Künstler gewesen sind, die ihr eigenes Ding gemacht haben, ohne sich darum zu kümmern, ob das was sie schreiben ankommt oder nicht. Ich glaube, die waren selbstbewusst genug, einfach davon auszugehen. Und wenn sie ihre Zielgruppe dennoch gefunden haben, liegt das allein an ihrem Talent, ihrer Genialität. Deshalb wird jeder Schriftsteller der etwas kann, früher oder später sein Publikum finden und auch Geld verdienen ohne sich unnötig verbiegen zu müssen oder danach zu schielen ob er verstanden wird.

Mir als Leser muss nicht alles gefallen, was ein Schriftsteller so schreibt, aber andererseits muss sich ein Schriftsteller auch nicht dem vorgestellten Leser unterwerfen, um verstanden zu werden. Etwas Denkarbeit darf der Autor durchaus auch vom Leser erwarten. Aber ich als Leser entscheide, was mir gefällt und was nicht und ob ich ein Buch lese hängt allein von meinem Interesse ab und davon ob ich in einem Werk Qualitäten erkenne und es ist mir vollkommen egal ob dieses Werk zielgruppengerecht entwickelt wurde. Im Gegenteil würde es mich, wenn ich so ein Konzept vermuten müsste, eher davon abhalten dieses Buch zu lesen, weil mir die Intention des Geldverdienens zu plakativ erscheinen würde.



Und deswegen ein paar (vollkommen unprofesionelle, aber dafür kostenlose) Tipps an alle Selfpuplisher:
- Schreibt, was immer euch interessiert.
- Lasst euch von irgendwelchen Hypes nicht bekloppt machen, die ebben auch wieder ab
- Tauscht euch mit Gleichgesinnten aus, egal ob sie selber auch schreiben oder nicht.
- Bleibt neugierig, geht mit wachsamen Augen durch's Leben und durch die virtuelle Welt des Internets.

und der allerwichtigste Ratschlag (wenn ihr nicht unbedingt wie Frankensteins Kreatur mit Fackeln und Heugabeln durchs Dorf getrieben werden wollt)
- Seid bei allem was ihr tut ehrlich und mit ganzen Herzen bei der Sache!
Nichts merken die Leser schneller, als wenn ihnen jemand ein faules Ei unterjubeln will.

Eben das meinte ich. Das ist die Einstellung eines Künstlers und nicht die eines Lohnschreibers. Eingefügtes Bild

LG

Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
  • • (Buch) als nächstes geplant:Jeff VanderMeer - Akzeptanz
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  • • (Film) gerade gesehen: Mission Impossible - Rogue Nation

#403 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 17:53

Das mit dem Mygnia-Projekt habe ich schon gesehen, Karl, und ich wünsche dir und allen Beteiligten viel Spaß und Erfolg Eingefügtes Bild
Leider bin ich ausgebucht bis zum Abwinken, sonst würde ich gerne mal reinschnüffeln.

Und was dein BoD-Buch betrifft ... ärgerlich, sicher.
Aber vielleicht eine Erfahrung wert?
Du hast es mit Herz versucht, bist gescheitert aber du verfährst nach dem Kahn-Prinzip:
Mund abputzen und weitermachen.

Und das ist es, was einen echten Autor von einem Hobbyisten unterscheidet.
Statt Selbstmitleid und Tränen, Ärmel hochgekrempelt und Schweiß vergossen.

#404 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 24 März 2012 - 18:34

Hallo Trurl Eingefügtes Bild

Hallo Dirk, Diboo,

Wahrscheinlich habe ich eine allzu realitätsferne Vorstellung von der Profession des Schriftstellers als Künstler. Im Idealfall ist für mich ein Künstler jemand, der in erster Linie für sich selbst arbeitet. Und dabei hofft, dass das was er tut auch andere interessiert. Im Idealfall trifft dieses Eigeninteresse dann den Geschmack seiner Zeitgenossen. Und unterhält sie damit. Dann wird er auf einen Schlag berühmt oder erst später, wenn die Welt so weit ist zu verstehen.


Und ganz genau das sind 50% des Schreibens, dass Dirk und Dirk propagieren (das ich mich mal in einem Satz mit Diboo nennen kann Eingefügtes Bild ... cool Eingefügtes Bild

Der Typ Schriftsteller der hier vorgestellt wird, scheint mir eher jemand zu sein, der einen Beruf ausübt, so wie ich den eines Entwicklungsingenieurs. Der einen durchaus anspruchsvollen Job tut, aber eben kommerziellen Zwängen unterworfen ist, die ihn zwingen Dinge zu tun, die sich mit dem Auffassung einer selbstbestimmten kreativen Künstler-Existenz nicht so gut vertragen.

Jein, aber dazu gleich mehr.

Natürlich wollen oder müssen die meisten Künstler von ihrer Arbeit leben, aber es ist doch eine Unterschied ob die Arbeit gänzlich einem fremden Ziel untergeordnet ist (dann wäre der Künstler in der Tat ein Dienstleister, ein Kunsthandwerker oder Auftragskünstler) oder ob der Künstler weitgehend seine eigenen Ideen verwirklichen kann, ohne in künstlerischer Hinsicht Rücksicht auf (ökonomische) Interessen nehmen zu müssen. Also wenn der Autor nur noch das schreiben darf, was sich verkaufen lässt. Derart frei und unabhängig sind selbstverständlich nur die wenigsten. Das ist mir schon klar. Auch ein Künstler muss gewisse Kompromisse schließen, selbst wenn er berühmt ist und seine Kunst von allen begehrt wird. Allerdings darf er sich keine ästhetischen Einschränkungen auferlegen, sonst ist er, finde ich, eigentlich kein Künstler mehr.


Und hier erkläre mein Jein.
ICH bin auf Harald (Begedia Verlag) zugegangen und habe ihm MEIN Konzept zu "Armageddon ..." und "Der Pate ..." vorgestellt.
Beides im Grunde sehr gewagte Konzepte, umgesetzt von einem Nobody.
Und weißt du, was Harald gesagt hat?
Klasse!
Das gefällt, vor allem wenn du das schreibst. Mach mal fertig, ich entscheide dann.
Und das war's auch schon.
Kannst du dir vorstellen, wie dümmlich ich nach diesen Mails aus der Wäsche geglotzt habe?
Kein Reinreden, keine Vorgaben ... einfach: Mach mal.
Also wenn das dann keine künstlerische Freiheit ist, dass ich versuchen darf mit meinen Worten Leser zu unterhalten ... dann weiß ich es auch nicht.

Okay, dennoch haben gerade diese Großen der Literatur sich nie ihren Lesern angebiedert oder es ihren Lesern einfach gemacht, wie übrigens alle großen Schriftsteller.

Bist du da ganz sicher?
So zu 100%, dass Shakespeare keine vollen Theater haben wollte? Das Goethe, Schiller und Kafka schon ganz gerne etwas mehr Geld mit ihrem Schreiben verdient hätten?

Und das meine ich, wenn ich sage, dass sie in erster Linie Künstler gewesen sind, die ihr eigenes Ding gemacht haben, ohne sich darum zu kümmern, ob das was sie schreiben ankommt oder nicht. Ich glaube, die waren selbstbewusst genug, einfach davon auszugehen.


Die Grenze zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz ist fliessend.
Meinen Respekt vor demjenigen, der sie erkennen kann und niemals den Fluss Styx überschreitet.

Und wenn sie ihre Zielgruppe dennoch gefunden haben, liegt das allein an ihrem Talent, ihrer Genialität. Deshalb wird jeder Schriftsteller der etwas kann, früher oder später sein Publikum finden und auch Geld verdienen ohne sich unnötig verbiegen zu müssen oder danach zu schielen ob er verstanden wird.


Puuuh, slippery when wet!
Leider gibt es dazu keine Zahlen, aber ich glaube, dass auf einen Veröffentlichten (also talentierten und sich seines Genius bewussten Schriftstellers), mindestens 100 kommen, die genauso gut sind.

Mir als Leser muss nicht alles gefallen, was ein Schriftsteller so schreibt, aber andererseits muss sich ein Schriftsteller auch nicht dem vorgestellten Leser unterwerfen, um verstanden zu werden. Etwas Denkarbeit darf der Autor durchaus auch vom Leser erwarten. Aber ich als Leser entscheide, was mir gefällt und was nicht und ob ich ein Buch lese hängt allein von meinem Interesse ab und davon ob ich in einem Werk Qualitäten erkenne und es ist mir vollkommen egal ob dieses Werk zielgruppengerecht entwickelt wurde. Im Gegenteil würde es mich, wenn ich so ein Konzept vermuten müsste, eher davon abhalten dieses Buch zu lesen, weil mir die Intention des Geldverdienens zu plakativ erscheinen würde.


Jetzt greife ich mal tief in die Eigenwerbungskiste:
Ich habe das Konzept und die ersten beiden Bände zu "Armageddon, die Suche nach Eden" verfasst.
Zombies, taffe Braut, toller Typ, ein dunkler Mann und sein Gegenspieler, zwei Hände voll Kinder mit besonderen Begabungen (ein Teil von ihnen sogar behindert) und das Ganze startet in Köln... nix neues, oder? (Okay, könnte vielleicht noch unter "Regionalhorror" laufen Eingefügtes Bild )
Ich habe frei von der Leber weg etwa 5 Jahre bewusst an dem Konzept gearbeitet, gefeilt und gehobelt.
Und ich habe, damit das Ganze eben doch etwas wird, das nicht nach 08/15 aussieht, lange recherchiert.
Gesetzeslagen zum Einsatz von Militär im Inland, WHO-Vorgaben zu einer weltweiten Pandemie, Kriegsrecht und seine Umsetzung, die Bibel, theologische Fachbücher, okkulte Fachbücher, Serien, Filme, Comics zum Thema Zombies, Drogensucht, Mongoloismus und seine Auswirkungen auf diese Menschen im Alltag etc.pp..
Und zuletzt habe ich mich da schlau gemacht, wo ich mit der ganzen Sache hinwollte:
Bei den Lesern.
Was mögen die an Zombies?
Was verlangen sie von denen?
Was macht da die Spannung aus?

Warum habe ich also nicht einfach, von meiner eigenen Genialität überzeugt, sofort losgelegt?
Weil ich ohne Leser nichts weiter wäre, als ein einzelnes Stimmchen in einem Orkan aus Neuerscheinungen und älteren Veröffentlichungen zu diesem Thema.
Ich wollte und will mit diesem Projekt die Leser erreichen, und nicht meinem Ego schmeicheln.
Wie erreiche ich aber die Leser, wenn ich ohne auf sie zu hören oder sie zu kennen, einfach drauflos schreibe?
Ich habe das Ganze just for fun und ohne Profitgedanken angefangen, und dennoch habe ich mich gefragt, was die Menschen, die ich mit dieser Geschichte erreichen will, sich wünschen.
Ja, ich bin sogar soweit gegangen, dass ich Harald fragte, ob wir nicht, weil ich eben ein Nobody bin, den ersten Band "Gottes letzte Kinder" für einen Tag bei amazon kostenlos anbieten sollten.
Haben wir gemacht.
Und das mit einem Erfolg, der das ganze Team vollkommen überrumpelt hat.
Wie haben wir reagiert?
Wir haben den Preis für den Auftaktband und alle Folgebände gesenkt.
Weniger Tantiemen für Ben und mich, weniger Kohle für Lothar, und ebenso für Harald, der für alles die Rübe hinhält.

Würdest du jetzt diesem Projekt, dass eindeutig auf Profit ausgelegt ist, bescheinigen, dass man das auch spürt?
Würdest du jetzt immer noch sagen, dass ich mich verbogen habe, um an meine Leser zu kommen, obwohl ich alles das, was ich sagen und schreiben wollte auch gesagt und geschrieben habe?

Okay, vielleicht bin ich wirklich die berühmte Ausnahme.
Aber so ganz mag ich das nicht glauben, denn dafür bin ich zu selbstkritisch.
Ich schreibe, weil es mir Spaß macht Welten und Abenteuer zu erfinden.
Ich schreibe, weil ich die Menschen unterhalten möchte.
Ich schreibe, weil ich mir ein nettes Zubrot für meinen Lebensunterhalt erhoffe.
Aber all das kann ich nie erreichen, wenn ich beim Schreiben nur in den Spiegel sehe, und die Massen vor der Tür unbeachtet lasse.

LG

Dirk Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Dirk, 24 März 2012 - 18:40.


#405 Trurl

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Geschrieben 24 März 2012 - 19:37

Jetzt greife ich mal tief in die Eigenwerbungskiste:

(...)

Hallo Dirk, wenn zwischen dir und deinem Verleger ein gutes Vertrauensverhältnis herrscht bei dem dir jede künstlerische Freiheit gewährt wird, dann ist das doch super und widerlegt wenigstens in deinem Fall meine Befürchtungen, dass es nicht immer so laufen mag.

Ich wollte gar nicht für einen uneingeschränkten Autoren-Egiosmus plädieren. So ganz sollte man den Leser dann doch nicht aus den Augen verlieren. Obwohl ich denke, dass jeder Autor sich grundsätzlich jede Freiheit herausnehmen darf, allerdings auch damit rechnen muß unterwegs seine Leser zu verlieren. Gibts ja auch. Ich dachte auch eher an den umgekehrten Fall, dass nur noch der fiktive Leser im Fokus steht, was den Leser möglicherweise interessiert und wenn man meint dies herausgefunden zu haben, dafür ein maßgeschneidertes Konzept entwickelt und nicht so sehr an die originelle Geschichte denkt, die doch eigentlich erzählt werden sollte.

LG

Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

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#406 Diboo

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Geschrieben 24 März 2012 - 19:39

Hallo Dirk, Diboo,

Wahrscheinlich habe ich eine allzu realitätsferne Vorstellung von der Profession des Schriftstellers als Künstler. Im Idealfall ist für mich ein Künstler jemand, der in erster Linie für sich selbst arbeitet.


Und selbst das ist eine Dienstleistung. Für sich selbst. Ist wie onanieren, nur komplexer.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#407 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 24 März 2012 - 19:45

@Trurl
Ich weiß, das klingt vielleicht vollkommen abgehoben, aber zwischen meinem Verleger und mir läuft es wirklich so.
Hm ... wenn ich es recht überlege, ist das noch mehr wie 'n einfacher Sechser im Lotto.
Ist einfach nur genial :D

@Diboo
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Du solltest deinen NIck ändern.
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#408 methom

methom

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Geschrieben 24 März 2012 - 20:35

Verlage verlieren zukünftig ihre "Gatekeeper"-Funktion, d.h. sie entscheiden nicht mehr darüber, was veröffentlicht wird und was nicht.

Als Leser denke / hoffe / wünsche ich, dass die die Verlage eine andere Gatekeeper-Funktion übernehmen werden. Nämlich darüber zu entscheiden, welche Bücher (für mich) kaufenswert sind. Wenn ich bei Wurdack oder Atlantis oder Begedia ein (E-)Buch kaufe, dann weiß ich, dass die formale Qualität in Ordnung ist: ich werde nicht von Tippfehlern, logischen Brüchen, miesem Layout, wabernden Plots und seitenlanger Langeweile gequält. (Dass mir das Buch inhaltlich nicht gefallen muss, steht natürlich auf einem anderen Blatt.) Bei den kostenlosen E-Books, die ich in letzter Zeit öfter mal bei Amazon mitgenommen habe, sieht das leider oftmals ganz anders aus. Insofern gilt für mich: je mehr das Self-Publishing zunimmt, desto wichtiger werden für mich Verlage - zumindest diejenigen, die ihre Aufgabe ernst nehmen. Dass mir dabei durchaus die eine oder andere Self-Publishing-Perle entgehen mag, ist verschmerzbares Schicksal. Meine Lesezeit ist begrenzt und ich will weder einen Anteil von ihr verlieren, indem ich Rotz lese (um mit Diboos Worten zu schreiben) noch dadurch, dass ich versuche, im Self-Publishing-Leseproben-Dschungel die besagte Perle zu finden.

Und wenn ich so darüber nachdenke, sollten die Verlage auch für mich als Autor eine Gatekeeper-Funktion übernehmen: nämlich verhindern, dass ich massenhaft Rotz auf die Menschheit loslasse. Egal ob ich mich als Künstler oder Dienstleister verstehe, das kann nicht in meinem Interesse sein.

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#409 simifilm

simifilm

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Geschrieben 24 März 2012 - 21:55

Ich wollte gar nicht für einen uneingeschränkten Autoren-Egiosmus plädieren. So ganz sollte man den Leser dann doch nicht aus den Augen verlieren. Obwohl ich denke, dass jeder Autor sich grundsätzlich jede Freiheit herausnehmen darf, allerdings auch damit rechnen muß unterwegs seine Leser zu verlieren. Gibts ja auch. Ich dachte auch eher an den umgekehrten Fall, dass nur noch der fiktive Leser im Fokus steht, was den Leser möglicherweise interessiert und wenn man meint dies herausgefunden zu haben, dafür ein maßgeschneidertes Konzept entwickelt und nicht so sehr an die originelle Geschichte denkt, die doch eigentlich erzählt werden sollte.


Sehe ich ähnlich. Und ich hatte heute eine interessante Begegnung, die mich darin voll bestätigte. Es ging dabei zwar um Musik, aber das Prinzip bleibt das Gleiche. Ich war heute an einem Musik-Anlass, an dem ein Herr namens Ralph Simon sprach, der den zweifelhaften Titel "Vater des Handyklingeltons" führt. Er hat als einer der ersten (als erster?) die Idee gehabt, dass man mit Ringtones viel Geld machen kann, und ist heute als Berater im Bereich Musikvermarktung tätig. In einer knapp einstündigen Präsentation sprach er über Social Media, Apps, Twitter und das ganze Zeug. Alles sehr amerikanisch. Die ganze Zeit war von "amazing technology" und diversen Erfolgsstories die Rede und davon, wie Star xy soundsoviele Millionen Likes auf Facebook und Star yz soundsoviele Followers auf Twitter. War zu Beginn ganz unterhaltsam, wurde aber schnell langweilig.

Anschliessend hatte ich dann ein persönliches Interview mit Simon und sprach ihn darauf an, wo bei all dem Gerede von Marketing, Zielgruppen und anderem ökonomischem Gesülze eigentlich die Musik bleibt und die Frage, was sie beim Zuhörer auslöst. Und siehe da, seine Antwort war ganz simpel: Ohne einen guten Musiker, der neue Ideen hat und Songs schreibt, die die Leute berühren, nützen alle Social Medias der Welt nichts. Und nicht anders ist es bei Literatur.

Ein Schriftsteller sollte sich auch heute aufs Schreiben konzentrieren und seine Energie nicht primär damit verschwenden, sich zu überlegen, wem er das Buch verkaufen könnte.

Bearbeitet von simifilm, 24 März 2012 - 22:02.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#410 lapismont

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Geschrieben 24 März 2012 - 23:14


Ein Schriftsteller sollte sich auch heute aufs Schreiben konzentrieren und seine Energie nicht primär damit verschwenden, sich zu überlegen, wem er das Buch verkaufen könnte.


jap.
Sonst würde niemand mehr Gedichte schreiben.

Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#411 Harald Giersche

Harald Giersche

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Geschrieben 24 März 2012 - 23:38


... Ohne einen guten Musiker, der neue Ideen hat und Songs schreibt, die die Leute berühren, nützen alle Social Medias der Welt nichts. Und nicht anders ist es bei Literatur.

Ein Schriftsteller sollte sich auch heute aufs Schreiben konzentrieren und seine Energie nicht primär damit verschwenden, sich zu überlegen, wem er das Buch verkaufen könnte.

Punkt. Dot. Punt. Point. Full stop.
Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild


(Hervorhebung von mir)
____________________________________
Harald Giersche
Verlag
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#412 Jaktusch † 

Jaktusch † 

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Geschrieben 24 März 2012 - 23:55

Sonst würde niemand mehr Gedichte schreiben.


Tut ja auch keiner außer dir...
(wobei du sicher Elfen als Muse hast...:-)

Jaktusch
Man erwirbt keine Freunde, man erkennt sie.

#413 lapismont

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Geschrieben 25 März 2012 - 00:31

Tut ja auch keiner außer dir...
(wobei du sicher Elfen als Muse hast...:-)

Jaktusch

Unsichtbare Parallelwelten...
In den Lyrikportalen tummeln sich ne ganze Masse Dichter. Sicher, sie werden kaum wahrgenommen. Die renommierten Verlage ignorieren diesen Pool, sowie auch die Lyriker das Feuilleton-Gedicht ignorieren. Das Versagen von Verlagen ist hier sehr schön zu beobachten. Niemand kauft Lyrik. Und dennoch haben wir seit zehn Jahren stabile Leser- und Autorenzahlen.
Man schreibt ein Gedicht, stellt es ein, bekommt Feedback oder auch nicht, aber zumindest trifft man auf Leser. VG Wort honoriert inzwischen sogar hier.
Nein, es ist kein Model für Prosa. Aus ganz vielen Gründen. Aber es ist ein Beispiel, dass klassische Buchverlage Grenzen haben und bestimmte Segmente nicht bedienen können.

Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#414 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 25 März 2012 - 08:14

(

Tut ja auch keiner außer dir...

Doch, beim SFN gab es fast alles schon mal! Eingefügtes Bild Eingefügtes Bild)

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#415 Michael Böhnhardt

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Geschrieben 25 März 2012 - 14:45


Wahrscheinlich habe ich eine allzu realitätsferne Vorstellung von der Profession des Schriftstellers als Künstler. Im Idealfall ist für mich ein Künstler jemand, der in erster Linie für sich selbst arbeitet. Und dabei hofft, dass das was er tut auch andere interessiert. Im Idealfall trifft dieses Eigeninteresse dann den Geschmack seiner Zeitgenossen. Und unterhält sie damit. Dann wird er auf einen Schlag berühmt oder erst später, wenn die Welt so weit ist zu verstehen


Man könnte auf den ersten Blick einfach sagen, bei der Unterscheidung Künstler aus Passion und Künstler als Profession reden einfach zwei völlig unterschiedliche Typen aneinander vorbei. Einer, der von seinem Beruf als Künstler leben will, und jemand, der eine hehre Vorstellung von seiner Kunst hat, die er unabhängig von der Welt da draußen verfolgt.

Aber das stimmt nicht: Ein Künstler, der seine Kunst als Passion betreibt, möchte völlig in seiner Kunst aufgehen, also den ganzen Tag Zeit dafür haben, sich in ihr zu entwickeln. Und damit er das kann, muss er entweder genügend Geld auf der hohen Kante haben oder eben von seiner Kunst leben können. Also muss er sich sehr wohl Gedanken machen, für welches Publikum er arbeitet.

Selbst wenn einem der Gedanke genügen sollte, dass irgendwann die Welt soweit ist, seine Kunst zu verstehen, so muss doch der Künstler irgendwie dafür sorgen, dass zumindest ein elitärer Kreis der Meinung ist, dass sein Werk für diese Nachwelt erhalten werden muss.

#416 lapismont

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Geschrieben 25 März 2012 - 17:01


Man könnte auf den ersten Blick einfach sagen, bei der Unterscheidung Künstler aus Passion und Künstler als Profession reden einfach zwei völlig unterschiedliche Typen aneinander vorbei. Einer, der von seinem Beruf als Künstler leben will, und jemand, der eine hehre Vorstellung von seiner Kunst hat, die er unabhängig von der Welt da draußen verfolgt.

Aber das stimmt nicht: Ein Künstler, der seine Kunst als Passion betreibt, möchte völlig in seiner Kunst aufgehen, also den ganzen Tag Zeit dafür haben, sich in ihr zu entwickeln. Und damit er das kann, muss er entweder genügend Geld auf der hohen Kante haben oder eben von seiner Kunst leben können. Also muss er sich sehr wohl Gedanken machen, für welches Publikum er arbeitet.

Selbst wenn einem der Gedanke genügen sollte, dass irgendwann die Welt soweit ist, seine Kunst zu verstehen, so muss doch der Künstler irgendwie dafür sorgen, dass zumindest ein elitärer Kreis der Meinung ist, dass sein Werk für diese Nachwelt erhalten werden muss.


Nein, wenn der Künstler erst einmal davon ausgeht, Kunst zum Lebensunterhalt verkaufen zu müssen, ist er auf dem Weg zum Dienstleister. der Typ, der für nichts anders als Kunst lebt, ist eher selten, die überwiegende teil verdient sich sein Leben mit einem Brotjob, der nichts mit seiner Kunst zu tun hat.

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#417 Pogopuschel

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Geschrieben 25 März 2012 - 18:23


Nein, wenn der Künstler erst einmal davon ausgeht, Kunst zum Lebensunterhalt verkaufen zu müssen, ist er auf dem Weg zum Dienstleister. der Typ, der für nichts anders als Kunst lebt, ist eher selten, die überwiegende teil verdient sich sein Leben mit einem Brotjob, der nichts mit seiner Kunst zu tun hat.


Michelangelo war auch Dienstleister. Sein berühmtes Bild an der Decke der Sixtinischen Kapelle war eine Auftragsarbeit. Wertet das seine Kunst irgendwie ab?

#418 Michael Böhnhardt

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Geschrieben 25 März 2012 - 19:10


Nein, wenn der Künstler erst einmal davon ausgeht, Kunst zum Lebensunterhalt verkaufen zu müssen, ist er auf dem Weg zum Dienstleister.


Das Gegenbeispiel Michelangelo wurde schon genannt. Ob er etwas gegen den Begriff Dienstleister gehabt hätte ...

Und wenn man schon kategorisch werden muss:
Kunst ohne Publikum gibt es nicht.
Kunst entsteht in ihrer Wirkung auf einen Rezipienten. Es heißt nicht umsonst:
"Kunst liegt im Auge des Betrachters."

Natürlich ist der Künstler, der nur für (und damit von) seiner Kunst lebt, ebenso ein Idealbild, das man so nicht in der Realität vorfindet, wie der Künstler, der beim Erschaffen eines Werkes nur aus sich selbst schöpft und dem die Meinung der Welt egal ist.

Allerdings ist mir der erste Idealtyp einfach sympathischer. Das zweite hat etwas von einem trotzigen Kleinkind.

#419 lapismont

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Geschrieben 25 März 2012 - 21:21


Michelangelo war auch Dienstleister. Sein berühmtes Bild an der Decke der Sixtinischen Kapelle war eine Auftragsarbeit. Wertet das seine Kunst irgendwie ab?

Nein, warum kommst Du darauf, ich würde das werten wollen? Es geht nicht um die Bewertung von Lebensweisen, sondern um Forderungen an Künstler.
Wer verkaufen will, muss sich dem Markt anpassen.
Ich sehe mich halt nicht als Dienstleister.

Ãœberlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#420 lapismont

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Geschrieben 25 März 2012 - 21:33


Das Gegenbeispiel Michelangelo wurde schon genannt. Ob er etwas gegen den Begriff Dienstleister gehabt hätte ...

Und wenn man schon kategorisch werden muss:
Kunst ohne Publikum gibt es nicht.
Kunst entsteht in ihrer Wirkung auf einen Rezipienten. Es heißt nicht umsonst:
"Kunst liegt im Auge des Betrachters."

Natürlich ist der Künstler, der nur für (und damit von) seiner Kunst lebt, ebenso ein Idealbild, das man so nicht in der Realität vorfindet, wie der Künstler, der beim Erschaffen eines Werkes nur aus sich selbst schöpft und dem die Meinung der Welt egal ist.

Allerdings ist mir der erste Idealtyp einfach sympathischer. Das zweite hat etwas von einem trotzigen Kleinkind.


Das sind zwei verschiedene Dinge. Das Kunstwerk ist da, egal ob es einen Betrachter findet. Es ist unabhängig von irgendeiner Bewertung. Das Bild das keiner sah ist darum immer noch gemalt worden.

Und natürlich entsteht Kunst im Auge des Betrachters. Die Interpretation macht ein Ding zu einem besonderen Objekt. Man kann diese Sichtweise bis hin zur Negation von Urheberrechten weiterdenken, da ja jeder originäre Verstand aus Buchstaben Text oder aus Tönen Musik macht. In dieser Denkweise ist der Künstler lediglich der Initiator. Schöpfer hingegen ist der Rezipient.

Und zum Thema Ideal: Ich weiß nicht, ob Du künstlerisch tätig bist, aber es gibt tatsächlich diese Werke, die einfach rauswollen, die sich einen feuchten Kehricht um die Welt kümmern. Die immun sind gegen Kritik einfach weil sie bereits kurz nach ihrer Geburt für sich allein stehen.
Diese Momente könnte man heilig nennen.

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