Michael Schmidt schrieb am 22.04.2011, 19:14:
Okay. Die ostdeutsche SF habe ich nicht berücksichtigt. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob die ostdeutsche SF zu ihrer Zeit und in ihrem Verbreitungsraum erfolgreich war. Das wäre natürlich mal eine interessante Gegenüberstellung. Im Osten gab es scheinbar keine Heftromane und man könnte die beiden Szenen ja mal bis zur Wiedervereinigung und danach vergleichen und analysieren. Das wäre mal ein Artikel wert.
Auflagentechnisch war SF in der DDR sehr erfolgreich, man kann das auch recht gut an der Masse der Produktionen verfolgen. Für so einen kleinen Markt und so eine begrenzte Lesezahl gab es doch eine imense Publikationsdichte und Autorenschar. Ob das künstlich erzeugt oder einfach nur Biotop war, ist tatsächlich etwas für Literaturwissenschaftler
Pogopuschel schrieb am 02.05.2011, 18:21:
Da sind dann aber nicht die Heftromane Schuld, sondern eher die Dummheit der Menschen (nicht, dass jetzt deine Familie beldeidigen möchte). Ganz unabhängig vom Heftroman, gibt es -wie Amtranik auch schon erwähnte- ein gewisses Elitedenken in Bezug auf Literatur. Die Unterteilung in das Gute, Schöne und Wahre und Schund. Wenn die Leute nicht zwischen Maddrax und anderen Facetten der Phantastik unterscheiden können, ist das eher deren Problem.
Mir ist es vollkommen wurscht ob mich jemand schief ansieht, weil ich Fantasy und SF lese. Ist mir auch noch nie passiert. Ich werde eher schief angesehen, weil ich überhaupt lese, und nicht besseres zu tun habe.
Ich sehe PR und Maddrax tatsächlich aus einer eher ferneren Perspektive. Beides sind durchaus spannende Unterhaltungsserien, jedoch mit sehr begrenzter Außenwirkung. PR mag zwar die größte SF-Serie der Welt sein, aber eine größere Bedeutung in ihr zu sehen, zeugt von Wunschdenken, egal welche Ideen dort zum erstenmal auftauchten.
Das ist alles Nische. Nicht einmal in Deutschland ist PR irgendwie Popkultur. "Harry hol mal den Wagen" dürfte bekannter sein, als Gucky. Selbst das HB-Männchen oder Clementine haben immer noch einen größeren Verbreitungsgrad. Vermute ich. Orion-Bügeleisen - das ist Kult. Metropolis ist immer noch die deutsche SF-Ikone.
Und es stimmt auch nicht, dass Deutschland das Golden Age der SF verschlief. Nur leider ist der größte Teil der 30er Jahre SF nationalsozialistisch geprägt. Aus dem selben Grund zählt auch kaum jemand die DDR-SF dazu, von von deutscher SF geredet wird. Für viele Diskutanten besteht die klassische deutsche SF eh nur aus Jeschke und Lasswitz.
PR hat mit deutscher SF eher nur in einem sehr kleinem Umfeld etwas zu tun. Darum kann PR auch keinen Todesstoß geben, es hat ja noch nicht mal zur Befruchtung gereicht. Sorry, aber ich halte PR einfach nicht für Belang, wenn man von deutscher SF spricht, die ist nämlich noch gar nicht so richtig geboren. Die vielen Zäsuren in unserer Geschichte unterbrachen die Traditionslinien der Phantastik immer wieder, machten Gegenwartsstücke dringender.