Bearbeitet von Amtranik, 13 August 2012 - 17:55.
Walter Tevis: Die letzten der Menschheit
#31
Geschrieben 13 August 2012 - 17:54
#32
Geschrieben 13 August 2012 - 18:57
#33
Geschrieben 13 August 2012 - 22:06
Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha
#34
Geschrieben 13 August 2012 - 22:23
(Als ernst gemeintes Szenario kann ich das Buch nur als veraltet ansehen.)
Wieso veraltet?
Aber dass die Menschheit daran zu Grunde geht, dass sie die Kontrolle an eine Technik abgibt, die sie nicht mehr zu warten im Stande ist, klingt einfach zu unplausibel.
abwarten Ich würde das als durchaus legitime satirische Zuspitzung eines drohenden Kontrollverlustes sehen. Ist auch schon ein sehr altes Motiv (E. M. Forster: Die Maschine bleibt stehen, 1909)
#35
Geschrieben 14 August 2012 - 16:19
Also, Traurigkeit vermittelt mir das Buch überhaupt nicht. Ich halte die Welt für so absurd, dass ich sie nur ironisch verstehen kann. (Als ernst gemeintes Szenario kann ich das Buch nur als veraltet ansehen.)
Natürlich sinkt die Lesekompetenz und Sprachsteuerung wird es auch irgendwann geben. Aber dass die Menschheit daran zu Grunde geht, dass sie die Kontrolle an eine Technik abgibt, die sie nicht mehr zu warten im Stande ist, klingt einfach zu unplausibel.
Ein SciFi oder phantastischer Roman muss sich nicht an der gegenwärtigen oder erwarteten Realität messen lassen. Das macht je gerade den Charme den Genres aus, dass sich der Autor vollkommen in seiner Phantasie austoben kann - ohne Rücksicht auf reale Gegenbenheiten. Meiner Meinung nach.
Bearbeitet von Susanne11, 14 August 2012 - 16:53.
#36
Geschrieben 14 August 2012 - 18:51
ohne Rücksicht auf reale Gegenbenheiten. Meiner Meinung nach.
Das würde ich gern dick unterstreichen. Mich zb nerven Rezensionen besonders ab, deren Inhalt nur so gespickt ist von vergleichen zur realen Gegenwart. Ich finde die SF kann zwar, aber muss überhaupt nicht bezugnehmen auf Verhältnisse der Gegenwart.
#37
Geschrieben 14 August 2012 - 21:28
Das sehe ich genau so, aber mit einer Ergänzung. Die Geschichte sollte in sich stimmig sein - oder so gut geschrieben, wie Per Anhalter ...
Ein SciFi oder phantastischer Roman muss sich nicht an der gegenwärtigen oder erwarteten Realität messen lassen. Das macht je gerade den Charme den Genres aus, dass sich der Autor vollkommen in seiner Phantasie austoben kann - ohne Rücksicht auf reale Gegenbenheiten. Meiner Meinung nach.
Zurück zum Buch: Ich bin jetzt an der Stelle, an der Bentley in diesem Obelisken/Schutzbunker auf das Pärchen getroffen ist, das ihn in den Konverter stecken will. Das brachte bei mir eine Frage zu Bewusstsein, die mir schon die ganze Zeit im Hinterkopf herum spukt: Es werden immer wieder Andeutungen gemacht, dass es ein einschneidendes Ereignis gegeben haben muss, welches die Menschheit zu diesem radikalen Umdenken bewegt hat. So wie ich es sehe, wurden Maßnahmen, wie die Geburtenkontrolle, das Alleinseinsgebot oder die Zensur/Einschränkung von Wissen einmal für notwendig gehalten, um bestimmte Probleme in den Griff zu bekommen. Mit der Zeit sind sie pervertiert pervertiert und haben zu dem im Buch beschriebenen Zustand geführt.
Wird irgendwo mal erklärt, was das für ein Ereignis war? Zuerst dachte ich an einen Atomkrieg, aber die für 60.000 Personen angelegten Schutzräume sind unbenutzt.
Nochmal zurück zu meiner ersten Einlassung: Tevis ist es gelungen, eine in sich stimmige Geschichte zu schreiben.
Bearbeitet von hawaklar, 14 August 2012 - 21:30.
"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)
#38
Geschrieben 15 August 2012 - 07:42
Man muss das Buch bis zum Schluß lesen, damit das Gesamtbild vollständig wird. Dann weiß man auch, welche Details nur Ornament sind und welche für die Geschichte wichtig.Wird irgendwo mal erklärt, was das für ein Ereignis war? Zuerst dachte ich an einen Atomkrieg, aber die für 60.000 Personen angelegten Schutzräume sind unbenutzt.
Volle Zustimmung. Tevis gelingt es eine sehr dichte gefühlsmäßige Atmosphäre zu erzeugen. Das können nicht viele Autoren.Nochmal zurück zu meiner ersten Einlassung: Tevis ist es gelungen, eine in sich stimmige Geschichte zu schreiben.
Das wurde mir in aller Deutlichkeit klar, als ich das nächste Buch lesen wollte. Oneiros von Markus Heitz. Ich habe es wieder weggelegt. Im Vergleich zu "Die letzten der Menschheit" ist "Oneiros" ein krudes Machwerk ohne Stil und schriftstellerisches Können. Eine Beleidigung für die Leserin.
#39
Geschrieben 15 August 2012 - 09:40
Hallo Susanne,Das wurde mir in aller Deutlichkeit klar, als ich das nächste Buch lesen wollte. Oneiros von Markus Heitz. Ich habe es wieder weggelegt. Im Vergleich zu "Die letzten der Menschheit" ist "Oneiros" ein krudes Machwerk ohne Stil und schriftstellerisches Können. Eine Beleidigung für die Leserin.
interessant!
Ich kenne das konkrete Werk nicht, kann daher direkt nichts zu Deiner Einschätzung sagen. Mir ist allerdings schon öfters aufgefallen, dass manches unmittelbare Hintereinander von Lektüren verschiedener Autoren zu – ich nenne es mal Unverträglichkeiten – führen mag, wobei diese Werke (isoliert betrachtet) oft beide gut sein mögen. Ist fast schon so wie bei ungeschickt gewählten Gängen eines Gerichts ... :-)
Auch Deine Meinung zu Die letzten der Menschheit bestärkt meine Absicht das Buch zu lesen. Leider hat bei mir der Händler nicht geliefert, sonst hätte ich ohnehin mitgelesen.
LG
Jakob
Bearbeitet von derbenutzer, 15 August 2012 - 09:41.
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#40
Geschrieben 15 August 2012 - 10:24
Das sehe ich genauso.
Tevis gelingt es eine sehr dichte gefühlsmäßige Atmosphäre zu erzeugen. Das können nicht viele Autoren.
#41
Geschrieben 15 August 2012 - 11:39
Das habe ich auch nicht behauptet. Er geht aber sehr wohl von Entwicklungstendenzen seiner Zeit aus. Was er daraus macht ist wieder etwas sehr eigenständiges.Ich glaube es geht in diesem Roman nicht darum Bezüge zu realen Tatsachen herzustellen.
(Off Topic: Nette Wortschöpfung... "reale Tatsachen" gegensatz zu fiktiven Tatsachen? Und was sind fiktive Tatsachen)
Volle ZustimmungEher geht es um die innere Prozesse und Entwicklungen der Protagonisten. Tevis untersucht die Frage "Was macht den Mensch zum Mensch?" Und das macht er sehr poetisch und gefühlvoll.
--------------------------------------------------------
It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#42
Geschrieben 15 August 2012 - 13:39
Da habe ich offensichtlich vor dem Schreiben nicht nachgedacht.(Off Topic: Nette Wortschöpfung... "reale Tatsachen" gegensatz zu fiktiven Tatsachen? Und was sind fiktive Tatsachen)
#43
Geschrieben 16 August 2012 - 09:25
Zurück zum Buch: Ich bin jetzt an der Stelle, an der Bentley in diesem Obelisken/Schutzbunker auf das Pärchen getroffen ist, das ihn in den Konverter stecken will. Das brachte bei mir eine Frage zu Bewusstsein, die mir schon die ganze Zeit im Hinterkopf herum spukt: Es werden immer wieder Andeutungen gemacht, dass es ein einschneidendes Ereignis gegeben haben muss, welches die Menschheit zu diesem radikalen Umdenken bewegt hat. So wie ich es sehe, wurden Maßnahmen, wie die Geburtenkontrolle, das Alleinseinsgebot oder die Zensur/Einschränkung von Wissen einmal für notwendig gehalten, um bestimmte Probleme in den Griff zu bekommen. Mit der Zeit sind sie pervertiert pervertiert und haben zu dem im Buch beschriebenen Zustand geführt.
Wird irgendwo mal erklärt, was das für ein Ereignis war? Zuerst dachte ich an einen Atomkrieg, aber die für 60.000 Personen angelegten Schutzräume sind unbenutzt.
Diese Frage beschäftigt mich auch. Einige Entwicklungen werden im Buch erklärt, da wird dann auch der Grund benannt. Aber die Grundwerte: Introversion, Alleinheit, Selbsterfüllung und Vergnügen waren schon vor dem vom Buch beschriebenen Zeitraum da. Auch wird bei der Schöpfung von Spofforth geschrieben, dass er seinen Namen, von einem der wenigen die noch lesen konnten, erhielt.
Auch wird erwähnt, dass viele Wissenschaften sich schon auf dem Niedergang befanden. Auch hat niemand versucht nach der Erschaffung von Spofforth weiter zu forschen oder zu entwickeln. Auch Spofforth hat die Dinge nur verwaltet und nichts Neues erschaffen. Vielleicht hat es etwas mit dem Satz zu tun, den Bentley sich immer sagt. Man soll keine Fragen stellen. Mary Lou hat ja auch erzählt, dass der alte Mann bei dem sie mal gelebt hat, vom Tod der "intellektuellen Neugierde" sprach. Aber wann genau und warum das eingesetzt hat, habe ich aus dem Buch nicht heraus lesen können.
#44
Geschrieben 18 August 2012 - 21:07
Die Letzten Der Menschheit ist definitiv das beste Buch, welches ich in der letzten Zeit gelesen habe. Das ist auch der m. E. hervorragenden Übersetzung durch Klaus Mahn zu verdanken.
Das wird wohl nicht mein letztes Buch von diesem Autor sein. Zumindest die andere SF-Geschichte werde ich noch lesen.
Bearbeitet von hawaklar, 18 August 2012 - 21:16.
"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)
#45
Geschrieben 22 August 2012 - 16:03
#46
Geschrieben 22 August 2012 - 21:18
Eigentlich möchte ich gerne noch etwas zu diesem Roman schreiben. Aber es ist viel schwieriger zu einem sehr guten Buch etwas zu schreiben als zu einem, das einem nicht gefällt.
Hier war alles sehr stimmig und ich habe nichts auszusetzen. Ein Buch wie Musik, in sich harmonisch, ein Lesegenuß. Was fürs Gefühl und nicht für den Intellekt.
Das sehe ich auch so. Nur für mich war auch etwas für den Intellekt dabei. Ich denke da an die Darstellung der christlichen Gemeinde. Die zwar gern das Wort Gottes hören wollen, aber selber lieber nicht lesen lernen wollen. Da schwingt für mich eine Kritik der ländlichen amerikanischen Gesellschaft mit. Auch wenn Mary Lou und Bentley gemeinsam wieder erkennen, dass man Buchstaben geordnet hat und das sich das Alphabet nennt und wofür Rechnen gut ist. Oder haben wir da eine unterschiedliche Ansicht was als intellektuell in dem Buch gesehen werden kann?
#47
Geschrieben 23 August 2012 - 18:10
Unter dem von dir beschriebenen Gesichtspunkt hast du Recht. Beim Lesen stand bei mir der Gefühlsaspekt deutlich im Vordergrund. Ich habe mir das Buch irgendwie reinlaufen lassen, ohne viel nachzudenken.Das sehe ich auch so. Nur für mich war auch etwas für den Intellekt dabei. Ich denke da an die Darstellung der christlichen Gemeinde. Die zwar gern das Wort Gottes hören wollen, aber selber lieber nicht lesen lernen wollen. Da schwingt für mich eine Kritik der ländlichen amerikanischen Gesellschaft mit. Auch wenn Mary Lou und Bentley gemeinsam wieder erkennen, dass man Buchstaben geordnet hat und das sich das Alphabet nennt und wofür Rechnen gut ist. Oder haben wir da eine unterschiedliche Ansicht was als intellektuell in dem Buch gesehen werden kann?
#48
Geschrieben 25 August 2012 - 09:21
#49
Geschrieben 25 August 2012 - 09:57
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It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#50
Geschrieben 25 August 2012 - 19:58
...
Kleine Kritik: Die Handlung ist auf den Zeitrahmen von geschätzten anderthalb Jahren ausgelegt. Dabei sollte allein das Lesen, Verstehen und Reflektieren der Bücher mehrere Jahre in Anspruch nehmen?
Die Geschichte rund um die christlichen Gemeinschaften verstehe ich weniger als fundamentale Kritik an Religion an sich, sondern eher als Hinweis darauf, dass praktizierte Religiosität das Denken genauso wenig einschränken sollte wie ein Alleinheitsgebot den Umgang untereinander.
Das mit den 1,5 Jahren ist ein sehr guter Einwand. Schwer zu sagen, wie lange so etwas dauern kann. Ich würde aber bald auch sagen, dass man bei einigen Büchern auch eine Menge andere Bücher lesen muss, um den Autor besser zu verstehen. Aber vielleicht nicht bei allen Büchern. Schwer zu beantworten wenn man schon viel gelesen hat und nicht mehr in den Genuss kommt, das Lesen erneut lernen zu dürfen.
Da ich bestimmt geschrieben habe, dass ich die Darstellung der christlichen Gemeinden als Kritik auffasse. Ich sehe es auch mehr als Kritik an der dogmatischen Umsetzung der Religion. Also man halt nicht aufhören sollte, sich Gedanken über die Dinge zu machen.
#51
Geschrieben 22 September 2012 - 20:32
Auch mit einem oder mehreren dieser Stichwörter versehen: Lesezirkel, Klassiker, August 2012
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