überleg mal, was passiert wäre, wenn sich Daniel Craig als NEO-Bond so wie der NEO-Rhodan verhalten hätte. Spätestens nach dem ersten Film wär Drehschluß gewesen – für immer. Kaum jemand hätte an einem Weichei-Bond Interesse gehabt, der ständig am Einknicken und Kapitulieren ist, Mazda mit Elektroantrieb fährt und Betäubungsgeschosse aus einem Blasrohr auf seine Gegner pustet.
Schönes Beispiel. Das zähle ich genau zu den Punkten, die einfach nicht passieren dürfen und auch in NEO nicht passiert wären, hätte man sich ernsthaft Gedanken über die Gründe des Erfolgs der alten Serie gemacht statt sie nur als Steinbruch zu verwenden, aus dem man sich beliebig bedienen darf.
Leider muss ich sagen, dass es auch in der EA vor längerer Zeit einen Rollenwechsel bei der Person Rhodan gegeben hat, der meines Erachtens üble Konsequenzen hatte. Der frühe Rhodan war Tatmensch und Charismatiker. Nicht nur Weltraum-Bond, sondern auch fähig und führungsstark wie Bonaparte, nur ohne dessen Skrupellosigkeit. Ab Band 1000 mutierte Rhodan zum kosmischen Heilsbringer. Über kaum etwas habe ich mich so geärgert wie über die Chronofossilien-Idee. Ein Mensch verhilft ganzen Völkern zu einem Evolutionssprung! Was soll man dazu noch sagen. Spätestens seit dieser Zeit verspürten die Autoren scheinbar den Drang, sich selbst zu überholen. Immer wieder diese bedeutungsschwangeren kosmischen Ereignisse. Von hier nach dort hallen sie durchs Universum und können natürlich nur von Auraträgern wie Rhodan angemessen behandelt werden, von Leuten, die mit Kosmokraten und Superintelligenzen auf du und du stehen. Zwischendurch dann immer Versuche, diese ausufernden Handlungen zumindest halbwegs wieder einzufangen wie beim Cantaro-Zyklus.
Superintelligenz war eine prima Idee, jede Woche Superintelligenz ist einfach zum Erbrechen schlecht. Das kann auch unmöglich funktionieren, weil SI per Definition nicht wirklich beschreibbar ist. Im Ergebnis bekommen wir vermenschlichte, ganz flache Beschreibungen. Kurioserweise kommt Klaus Frick in seinem zitierten Interview selbst darauf zu sprechen, kein Wunder, die Sache wird schon lange kritisiert. Und was macht der von allen guten Geistern verlassene Uwe Anton? SI's im Zehnerpack!
Irgendwo las ich, dass Voltz die Serie mit Band 1500 beenden wollte. Unter diesem Gesichtspunkt waren seine Ideen ab Band 1000 vielleicht sogar folgerichtig. Es hätte ein Ende gehabt. Aber die Vorstellung war natürlich naiv und die Sache nimmt und nimmt kein Ende.
Ich bin ganz bei Valerie J. Long und ihren Vorschlägen. Einfach mal wieder runterkommen vom kosmischen Gedröhne. Aber wie man konkret spannende Heftromane schreibt, weiß ich auch nicht, sonst wäre ich selbst Autor. Ich kann nur mein Gefühl ausdrücken und Beispiele dafür geben, was ich als spannend und interessant empfinde und was für mich langweilig ist. Und ich kann versuchen zu analysieren, was genau in den ersten 20 Jahren der Serie dieses Spannungsgefühl erzeugt hat.
KHS-Gedächtnisforum
Reine Polemik. Ich liebe Polemik, beteilige mich auch gern selbst daran, aber das ist einfach nur falsch. Die Inhalte von Scheers frühen Romanen sind Relikte der Vergangenheit. Die blutjungen Leutnants, die stampfenden und salutierenden Roboter, niemand will so etwas noch lesen. Aber aus seiner Methodik, seiner Dramaturgie und seinem Einfallsreichtum können Autoren auch noch heute etwas lernen. Wenn man es denn lernen kann! Das gilt auch für Autoren wie Voltz, Ewers, Vlcek, Francis. Es gab bei denen kein Geschnarche, da mussten sie schon einen ganz, ganz schlechten Tag erwischen! Geschnarche ist das Tödlichste, was es bei 60-Seiten-Romanen überhaupt geben kann. Und das ist vor allem auch eine Sache der Figuren. Roboter wie Gentleman Kelly oder Vario-500, Gestalten wie Roi Danton oder Douc Langur sind einfach genial entworfene Figuren. Nicht jede Figur war ein Treffer, aber das war auch nicht nötig. Es kamen ja ständig neue. Irgendwann versiegte es dann. Ich will nicht sagen, dass es heute keine Figuren mit Potential mehr gibt, aber irgendwie scheint man ein Talent dafür zu haben, genau die falschen in den Vordergrund zu schieben. Doch ich lasse mich überraschen.
Versuchts doch mal ganz allgemein mit Kontinuität und Vorwärtsschauen statt ständigen Brüchen und Vergangenheitsfixierung, wie sie der neue Zyklus schon wieder stolz verspricht.
Das wiederum unterschreibe ich. Dieses ständige Umgraben der Vergangenheit ist ein Indiz eigener Einfallslosigkeit. Aber wie gesagt, ich lasse mich überraschen.