So, jetzt habe ich den Film auch gesehen. Interessant, wie schnell der hier von den Hauptsälen der Kinos in die kleineren Säle abgerutscht ist. Schon nach zwei Wochen wird der Film in keinem Kino in Zürich mehr im grössten Saal gezeigt; und dabei hat es keinen vergleichbar grossen Blockbuster, der ihm Konkurrenz machen könnte.
Ich weiss nicht, ob es an den vielen schlechten Rezensionen lag oder daran, dass ich vor ein paar Tagen mit Hannibal einen Film gesehen habe, der die Messlatte denkbar tief legt, aber Dawn of Justice war weniger schlecht, als ich erwartet habe. Was freilich nicht heisst, dass der Film auch nur ansatzweise gut wäre. Das Drehbuch ist eine Katastrophe, Rhythmus und Erzählfluss sind nicht vorhanden (im Zweifelsfall lässt Synder eine Szene wahlweise mit dräuendem oder pompösem Sound und Zeitlupe enden oder beginnen oder beides. So etwas wie allmählichen Spannungsaufbau interessiert ihn nicht, und er merkt offensichtlich auch nicht, dass sich diese Knalleffekt-Dramaturgie extrem schnell abnutzt, wenn man sie so inflationär einsetzt), und Jesse Eisenberg tat mir richtig leid. Der kann unter guter Regie so viel mehr. Ben Affleck ist unsympathisch wie noch nie - was bei diesem Schauspieler eine Leistung ist -, was aber irgendwie zu seiner Rolle passt, denn sein Batman ist einfach ein übel gelaunter Arsch, dessen Motivation nebulös bleibt. Warum genau will Batman, der sich eigentlich dadurch auszeichnet, dass er niemanden tötet, ausgerechnet Superman umbringen - keine Ahnung. Und als er es dann fast tut, merkt Batman plötzlich, dass es doch keine gute Idee war und hört auf. Tja.
Die Actionszenen sind zum grössten Teil laut (und im grossen Showdown mit dem Krypton-Hulk grell), ansonsten aber stinklangweilig. Das Ganze ist mit einer sagenhaften Humorlosigkeit garniert. Eben: ein schlechter Film, aber ich habe mich weit weniger genervt, als ich erwartet habe. Der Film ist derart inkohärent, dass man sich schon gar nicht mehr aufregen kann. Man wundert sich vielmehr, wie es ein Heer von hochbezahlten Fachleuten schafft, einen derartigen Murks zu fabrizieren.
Zwei kleine Details, die mir aufgefallen sind; In einer Szene zitiert der Film - aus welchen Gründen auch immer - Eyes Wide Shut, denn im Hintergrund läuft leise der Walzer aus Schostakowitschs Jazz Suite. Lustig fand ich den Moment, als Lex Luthor auf Lois Lane trifft und nebenbei den Anfang von Lolita zitiert ("She was Lo, plain Lo, in the morning, standing four feet ten in one sock. She was Lola in slacks.").
Bearbeitet von simifilm, 08 April 2016 - 08:19.