Meine Kritik richtet sich gegen die kommerzielle Ausrichtung des Ganzen, die - meiner Meinung nach - von vorn herein fester Bestandteil der konzeptionellen Planung war: Gebt den Leuten, was die Leute lesen wollen. So auch hier. Ein weiteres Coming-of-Age-Weltraumabenteuer, eines von vielen, vielen, vielen. Ohne Mut, etwas Neues zu wagen, sondern lieber schön die alten Gewässer befahren; da ist man sicher, da weiß man, was man hat. Und alle so: YEAH!
Und zu Kai Meyer: Ich habe tatsächlich noch nichts von ihm gelesen, außer Leseproben - die waren - im Gegensatz zu Markus Heitz ^^ - sauber und stilistisch gut.
Frank, ich fürchte zwar, dass du mir das nicht glauben wirst, aber: Tatsächlich ist dieses Buch kommerziell das größte Risiko, das ich seit vielen Jahren eingegangen bin. Und hier kommt die Begründung:
SF ist für die Verlage seit Jahren ein rotes Tuch, du wirst bemerkt haben, dass die entsprechenden Programme kleiner und kleiner wurden (bis vor rund einem Jahr, dazu gleich mehr). Übrig geblieben war - und ich pauschalisiere, aber nicht sehr - Military SF und ein paar Klassiker wie Dick. Ich wollte tatsächlich seit vielen Jahren, vielleicht fünfzehn, mal eine Space Opera schreiben wie die, mit denen ich als Kind und Teenager aufgewachsen bin, also exotische, farbenfrohe Abenteuer-SF, ein bisschen naiv verspielt, durchaus im Stil von Star Wars und diversen anderen Filmen, Büchern und Comics, die ich Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger gern gesehen und gelesen habe. Wenn man Nostalgie nicht als Schimpfwort auffasst, dürfte daran nichts Verkehrtes sein. Nur konnte ich aber genau das all die Jahre über nie machen. Zwar hätte ich einen Verlag dazu bringen können, das Buch irgendwo in einer SF-Reihe zu verbraten, wo es sang- und klanglos mit so vielen anderen Romanen untergegangen wäre (heißt: irgendwas zwischen 1000 und 4000 Exemplaren verkauft hätte, Tendenz nach unten, denn das sind die durchschnittlichen SF-Verkaufszahlen). Finanziell und für mein Ego hätte ich mir das leisten können, nicht aber - und das kannst du jetzt doof und kapitalistisch oder sonst was finden - im Rahmen meines Rufes, den ich bei den Verlagen habe. Es hätte mir (tatsächlich auch moralisch) widerstrebt, meinen relativ ordentlichen üblichen Vorschuss zu kassieren für ein Buch, von dem ich weiß, dass es nur ein Bruchteil wieder einspielen wird. Das ist dem Verlag gegenüber unfair und wäre auch ansonsten zu kurz gedacht. Ich habe das durchaus ein paar Mal gemacht (bestes Beispiel ist "Das zweite Gesicht", unkommerzieller ging es kaum), aber es empfiehlt sich nicht, so etwas allzu oft zu wiederholen.
Nun änderte sich aber vor einem, anderthalb Jahren die Einstellung einiger großer Verlage zur SF, man wollte "mal wieder was ausprobieren", deshalb wurden die Programme wieder etwas größer, die Verlage risikobereiter. Und genau an diesem Punkt habe ich gesagt: Ich mache das jetzt oder nie. Die Verlage interessieren sich dafür, das Marketingbudget ist da, also habe ich die Chance genutzt, ein solches Buch zu platzieren. Mag sein, dass die SF in zwei Jahren wieder zurück im Ghetto ist, aber genau jetzt ist ein Zeitfenster, in dem man Dinge probieren kann. So kam es zur "Krone der Sterne".
Vielleicht hast du einen anderen Blick auf den SF-Markt als ich, aber ich habe tatsächlich nicht den Eindruck, dass er (abseits der hundert endlosen Military-SF-Reihen) von Space Operas im klassischen Stil überschwemmt wird, also echte, bunte Abenteuergeschichten, irgendwo zwischen Fantasy und Western im All. Es gibt natürlich welche, aber nicht, wie du schreibst, "viele, viele, viele". "Die Krone der Sterne" ist übrigens auch kein Coming-of-Age-Roman, aber das nur nebenbei (die jüngste Protagonistin ist 25).
Offenbar ist das natürlich trotzdem kein Buch für dich, damit kann ich wunderbar leben. Ich mag auch manche Bücher nicht, bevor ich sie gelesen habe, aus den unterschiedlichsten Gründen. Aber dann gehe ich nicht gleich auf die Barrikaden, sondern lasse diejenigen, die sie eben mögen, ihren Spaß daran haben.
Bearbeitet von Kai Meyer, 28 Januar 2017 - 11:48.