Ab dem 2. April wird hier Len Deighton mit SS-GB gelesen und dazu diskutiert.
Ich wünsche allen viel Spaß und eine angeregt Diskussion!
Grüße Trace
#1
Geschrieben 29 März 2018 - 21:41
#2
Geschrieben 03 April 2018 - 18:11
Ich habe gestern mit dem Buch begonnen und habe bisher die ersten vier Kapitel gelesen. Das Buch spielt ein bisschen sehr früh, 1941. Wird das Ganze tatsächlich eine Alternativweltgeschichte, oder soll es nur die Briten mit der Idee schocken, sie wären mal kurz von Nazideutschland besetzt worden, bevor sich alles wieder zum Guten wendet?
Dann hätte ein Krimi, der zum Beispiel in Paris zu dieser Zeit spielt, dasselbe Setting und die Alternativwelt-Sache hätte man sich sparen können.
#3
Geschrieben 04 April 2018 - 19:03
Habe inzwischen bis zum Kapitel 10 gelesen. Liest sich alles ziemlich flüssig weg. Aus heutiger Sicht ist relativ schnell aus den Indizien klar, womit sich das Mordopfer beschäftigt hat.
Der Protagonist, Douglas Archer, ist nicht wirklich sympathisch, finde ich.
In dieser Alternativwelt hat Hitler (jedenfalls bisher) die Sowjetunion nicht angegriffen und darum wird in beiden Imperien eine "Woche der Freundschaft" gefeiert. Mal sehen, ob es bei dieser deutsch-sowjetischen Freundschaft bleibt.
#4
Geschrieben 06 April 2018 - 12:53
Ich habe das Buch ebenfalls erhalten und gleich angefangen. Mittlerweile muss ich mich bremsen, es nicht gleich durchzulesen. Mir gefällt es gut ... Archer ist sehr authentisch, finde ich. Warum sollte er sympathischer sein? So etwas gibt es, glaube ich gar nicht, wenn von Krieg die Rede ist. Archer steckt so richtig in der Klemme!
- • (Buch) gerade am lesen:täglich ein anderes, sämtliche Sparten.
- • (Buch) als nächstes geplant:Wieder etwas mit Ufos und Titten, nebst strammen Männerschenkeln
#5
Geschrieben 06 April 2018 - 17:06
Archer ist sehr authentisch, finde ich. Warum sollte er sympathischer sein? So etwas gibt es, glaube ich gar nicht, wenn von Krieg die Rede ist. Archer steckt so richtig in der Klemme!
Es sind vor allem zwei Dinge, die ihn unsympathisch machen:
Ist seine Geliebte nun von ihm schwanger oder nicht? Ihm ist das vollkommen egal. Er hat sich inzwischen in die Amerikanerin geguckt, die er nach zwei kurzen Treffen als seine Traumfrau identifiziert hat.
Und wie er einen Haufen SS-Leute zur Schule seines Sohnes hetzt, ohne auch nur darüber nachzudenken, ob er diesen damit in Gefahr bringen könnte. Die ganze Aktion hätte er problemlos vermeiden können.
Diesem Mann sind die wichtigsten Menschen in seinem Leben vollkommen egal.
#6
Geschrieben 07 April 2018 - 13:01
Er ist eben völlig abgerockt und dark. Übrigens bin ich schon bis zu der Stelle vorgedrungen, an der die Sekretärin selbst nicht weiß, ob sie schwanger ist oder nicht. Scheint so ein Früchtchen zu sein ....
- • (Buch) gerade am lesen:täglich ein anderes, sämtliche Sparten.
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#7
Geschrieben 07 April 2018 - 13:27
Er ist eben völlig abgerockt und dark.
Ich habe ja nur gesagt, dass er unsympathisch ist, und das ist er. Das ist immer gefährlich für den Autor. Er müsste deutlich faszinierender sein, um das auszugleichen.
Für mich kommt das Interesse an den Roman bisher nur aus dem Szenario selbst, nicht durch etwaiges Mitfiebern mit dem Protagonisten.
Ich habe inzwischen 18 Kapitel gelesen. Es gibt unübersichtliche Querelen zwischen Wehrmacht und SS, seine zwei deutschen Vorgesetzten bringen Archer mit ihren einander entgegengesetzten Anforderungen in die Klemme, und dann ist da der sich formierende Widerstand, der ebenfalls nicht sonderlich zimperlich ist. Das ganze Alternativwelt-Szenario dürfte m.E. (bis jetzt) nur für britische Leser einen Nerv treffen. Churchill ist tot und der König sitzt in deutscher Gefangenschaft im Tower. Ansonsten überträgt der Roman die deutsche Besetzung in Frankreich samt Resistance und das Freie Frankreich um Charles de Gaulle auf britische Verhältnisse. Spannend ist das Ganze allerdings trotzdem.
#8
Geschrieben 07 April 2018 - 16:34
Ich komme erst ab heute dazu, das Buch zu lesen, hoffe aber, ab jetzt jeden Tag ein paar Seiten zu schaffen. Gelesen habe ich bisher die ersten vier Kapitel und kann Michales erstem urteil voll zustimmen:
Ich habe gestern mit dem Buch begonnen und habe bisher die ersten vier Kapitel gelesen. Das Buch spielt ein bisschen sehr früh, 1941. Wird das Ganze tatsächlich eine Alternativweltgeschichte, oder soll es nur die Briten mit der Idee schocken, sie wären mal kurz von Nazideutschland besetzt worden, bevor sich alles wieder zum Guten wendet?
Dann hätte ein Krimi, der zum Beispiel in Paris zu dieser Zeit spielt, dasselbe Setting und die Alternativwelt-Sache hätte man sich sparen können.
Das ist ein Krimi, an dem noch nicht so richtig viel Alternativweltgeschichte hängt. Abwarten!
Es drängt sich ja der Vergleich mit Jo Waltons "Stunde der Rotkehlchen auf", das auch schon einen Lesezirkel hatte und mir ausgesprochen gut gefallen hat, vielleicht sogar erst nach Ende der Lektüre nochmal besser wurde. SS-GB ist bisher stilistisch unauffälliger, die Figuren sind weniger farbig gezeichnet, aber es geht ja auch gerade erst los ... Nach dem "Kanon mechanischer Seelen" kann ich einen geradlinigen Krimi gut gebrauchen!
#9
Geschrieben 09 April 2018 - 10:01
Habe das Buch jetzt am Wochenende ausgelesen und fand es klasse. Gleichwohl ist mir bewusst, dass ich - getreu meinem Motto - hierzu maximal 50% Zustimmung erhoffen kann. Das macht mir nix aus. Kann sein, dass es damit zu tun hat, dass ich stets einen starken Drang zum Anglophilen verspüre ... Und mit einem unsympathischen Helden zu reüssieren, ist schwerer als mit Strahlemann. Gleichwohl - mir gefällt Douglas (ihr solltet mal meinen Vater kennen gelernt haben - DER war ein übler Finger! ) und irgendwie habe ich jetzt den falschen Knopf gedrückt und komme aus dem Menü nicht mehr ´raus. Eyyy - ich will doch nur den Spoiler-Button!
Bearbeitet von Selma die Sterbliche, 09 April 2018 - 10:09.
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#10
Geschrieben 10 April 2018 - 18:42
Habe inzwischen deutlich mehr als die Hälfte gelesen. Bin am Anfang von Kapitel 24. Ganz nette Idee: Im Rahmen der deutsch-sowjetischen Freundschaftswoche soll Karl Marx exhumiert und auf dem Roten Platz mit viel Pomp beigesetzt werden (was wohl heißen soll: Schneewittchengleich neben Lenin gebettet werden).
Ansonsten liest sich der Krimi nicht schlecht. Nur wie sich Archer bei der Verfolgung des deutschen Hauptmanns anstellt, ist schon unter aller Kanone. Im echten Leben und in jedem anderen Thriller wäre der Superdetektiv tot gewesen.
#11
Geschrieben 12 April 2018 - 09:58
@ MB: in anderen Thrillern sicherlich. Doch aus dem "ächten Leben" ist mir so manche Farce bekannt ...
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#12
Geschrieben 13 April 2018 - 19:09
Ich bin bei etwas über 150 Seiten.
Ich habe ja nur gesagt, dass er unsympathisch ist, und das ist er. Das ist immer gefährlich für den Autor. Er müsste deutlich faszinierender sein, um das auszugleichen.
Für mich kommt das Interesse an den Roman bisher nur aus dem Szenario selbst, nicht durch etwaiges Mitfiebern mit dem Protagonisten.
Ob er mir unsympathisch ist der nicht, kann ich noch nicht sagen, da bewegt er sich so im Mittelfeld. Als Figur empfinde ich ihn aber relativ langweilig und bin auch sonst noch nicht so richtig in dem Roman angekommen. Ich fänd es gut, wenn das Alternativwelt-Szenario noch etwas mehr Einfluss auf den Plot nimmt oder aber zumindest die Ermittlerarbeit mehr Fahrt aufnimmt. Zumindest letzteres wird ja jetzt vermutlich und hoffentlich auch geschehen.
Demnächst mehr ...
#13
Geschrieben 14 April 2018 - 10:35
Ob er mir unsympathisch ist der nicht, kann ich noch nicht sagen, da bewegt er sich so im Mittelfeld. Als Figur empfinde ich ihn aber relativ langweilig und bin auch sonst noch nicht so richtig in dem Roman angekommen.
Langweilig trifft die Figur ziemlich gut. Wirklich unsympathisch war er für mich vor allem in Bezug auf Sylvia. Das verliert ja im Laufe der Handlung an Bedeutung. Ich biege gerade auf die Zielgerade ein.
#14
Geschrieben 15 April 2018 - 14:47
So, ich bin jetzt durch.
Was mir bei meinem letzten Posting im Spoiler so alles durch den Kopf ging, wurde vom Rest der Handlung vollkommen ignoriert. Muss mir das zu denken geben?
Mein Fazit zum Buch:
Durchaus lesenswert, aber jetzt nicht überragend.
Tatsächlich beschränkt sich der Alternativweltanteil auf das Interesse eines Briten, was wohl mit dem König wäre, wäre GB im zweiten Weltkieg von den Deutschen besetzt worden. Das ist für Nicht-Briten jetzt weniger interessant.
Schon öfter erwähnt: Archer war kein Protagonist, der mich jetzt ans Buch gefesselt hätte.
Gelungen: Kein simples Gut / Böse-Schema. Der Widerstand ist zu unglaublichen Dingen fähig. Das Intrigenspiel zwischen Kellermann und Huth hat mir sehr gut gefallen.
Das Ende: realistisch und angemessen. Und nicht besonders beruhigend.
@ Selma
#15
Geschrieben 15 April 2018 - 16:42
@ MB: da hast du auch wieder recht ....
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#16
Geschrieben 21 April 2018 - 10:31
Langweilig trifft die Figur ziemlich gut. Wirklich unsympathisch war er für mich vor allem in Bezug auf Sylvia. Das verliert ja im Laufe der Handlung an Bedeutung.
Nachdem das Buch einmal kurz an Fahrt gewann, weil auch Douglas mal aufgewacht ist, und Stellung bezogen hat, dümpelt es für meinen geschmack wieder etwas zu seicht daher. Es ist lange her, dass ich einen Krimi gelesen habe, bei dem die Hauptfigur so blaß bleibt. Dabei gibt es doch aus der Zeit (dann ohne Alternativweltanteil, den ich aber eh nicht sonderlich prägnant ausgestaltet finde) zahlreiche Beispiele, die das deutlich besser machen. Ein Klassiker zum Beispiel: "Der dritte Mann" von Graham Greene. 70 Seiten noch, dann bin ich durch. Wenn sich nicht mehr viel ändert, wird es in der Abschlusswertung wohl eher ein "befriedigend" als ein "gut".
#17
Geschrieben 21 April 2018 - 15:15
zahlreiche Beispiele, die das deutlich besser machen. Ein Klassiker zum Beispiel: "Der dritte Mann" von Graham Greene.
Gerade beim "dritten Mann" finde ich, dass das Buch deutlich gegen den Film abfällt. Wenn ich mich recht entsinne, hat Greene das Buch geschrieben, da er etwas brauchte, von dem er das Drehbuch adaptieren konnte. Und die Adaption steigert sich, nicht nur durch die Zithermusik und Darsteller wie Orson Welles. Das Ende ist bei Buch und Film grundverschieden.
#18
Geschrieben 21 April 2018 - 15:29
Das kann sein. Den Film habe ich nicht gesehen, aber mit viel Genuss die illustrierte Ausgabe der Edition Büchergilde aus dem letzten Jahr gelesen. Da hatte ichd en Eindruck, dass durch die Illustrationen nicht nur die Stimmung kongenial eingefangen wurde, sondern der Text auch noch weitere Bedeutungen hinzugewann. Möglicherweise ist mein Eindruck durch diese besondere Ausgabe geprägt.
Jetzt lese ich wieder weiter ...
#19
Geschrieben 22 April 2018 - 09:37
Ich bin jetzt durch.
Deine Anmerkungen aus dem vorletzten "Spoiler" kann ich gänzlich unterstreichen. Trotzdem ist die Passagen mit Krankenwagen/Rollstuhl und dem Gespräch im Club meine liebste im Buches, vielleicht auch, weil sie eine gewisse Komik und Abstrusität aufweisen.
Insgesamt habe ich mich stellenweise gut unterhalten gefühlt, stellenweise aber auch weniger. Douglas bleibt einfach zu blass und charakterlos. Obwohl er derErmittler ist, wissen eigentlich alle anderen mehr über das Geschehen Bescheid und so recht klärt er ja auch nichts auf. Spannung kam nur selten auf.
Der Alternativwelt-Anteil ist mir zu wenig ausgearbeitet, um für mich interessant zu sein. Der Roman hätte über sehr große Strecken auch einfach in dem von Aliierten besetzten Nachkriegsdeutschland spielen können. Die Nazis kommen einfach zu gut weg, finde ich, und hätten doch, wie unzählige andere, auch viel schlechtere Werke schon gezeigt haben, ein ganz anderes erzählerisches Bedrohungspotential entfalten können. Aber vielleicht ist das Buch noch in einer Zeit erschienen, in denen man sich das nicht traute oder in der der Nazi-Schrecken noch durchaus fühlbar war, weshalb es keine zusätzlichen Schilderungen brauchte.
Nach Abschluss der Lektüre kann ich aber voll und ganz verstehen, warum gerade dieses Buch für eine Serienadaption ausgewählt wurde: Es verbindet Nazis und die englische Monarchie, bietet einen Alternativwelthintergrund wie das erfolgreiche "The Man in The High Castle", hat eine rasante, filmische Geschichte und weist Hauptfiguren auf, die eben nicht von ihrem Innenleben zerfressen sind und insgesamt ausreichend konturlos bleiben, um Castingentscheidungen nicht allzu schwer werden zu lassen. Wenn mir SS-GB mal als TV-Serie begegnet, werde ich deshalb gerne - und das meine ich nicht zynisch! - reinschauen. Das könnte durchaus was werden!
#20
Geschrieben 08 Juni 2018 - 19:27
... Ganz nette Idee: Im Rahmen der deutsch-sowjetischen Freundschaftswoche soll Karl Marx exhumiert und auf dem Roten Platz mit viel Pomp beigesetzt werden (was wohl heißen soll: Schneewittchengleich neben Lenin gebettet werden).
Was ich manchmal für einen Blödsinn von mir gebe: Schneewittchengleich ... Wie lange liegt Marx zu der Zeit da schon begraben?
#21
Geschrieben 10 Juni 2018 - 11:45
Der Thread ist ja ziemlich durch - deshalb wundert es mich, dass wir zwar zu viert gelesen, offensichtlich aber nur drei Leute abgestimmt haben
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