die stereotype Darstellung der Nazis und damit verbunden die Darstellung der restlichen Deutschen als normale Menschen, die nur ihren Job gemacht haben.
möglicherweise wäre das im Rahmen einer darauf fokussierten Geschichte möglich, ein wenig diffenenzierter zu schildern. Allerdings hat sich Andreas ein paar Charaktere herausgepickt und anhand ihrer selbst und ihres Umfeldes die Diversität des Meinungsbildes in der damaligen Gesellschaft versucht zu illustrieren - denke auch an Helenes Eltern, zB. Aber das große Problem ist jederzeit, den Rahmen der Geschichte zu kennen, und hier hat sich Andreas klar auf andere Baustellen konzentriert.
Schauen wir in unsere heutige Gesellschaft, lässt sich doch erahnen, wie machtlos man als Volk gegen Gesetze und Willkür ist, wenn sie einmal Fuß gefasst haben. Es gibt Gesetze, mit denen ein großer Teil der Bevölkerung nicht einverstanden ist; trotzdem müssen sie befolgt werden, um Sanktionen zu entgehen. Und die Sanktionen in einem totalitären Staat sind deutlich übergriffiger noch als die heute bei uns üblichen Scherereien, "Buß-Gelder" für die Missetaten. Sich an Gesetzen festzuhalten und zu orientieren ist für die Ausübenden immer leichter, als vernünftig auszulegen. Dies könnte man ausschweifig abhandeln, aber mir reicht es hierfür jetzt.
Man sieht, abgesehen von Wahlen ist das Volk "schwach" und muss mitmachen - es sei denn, alle machen nicht mit. Aber dann wäre es wohl auch nie soweit gekommen. Und auch heute machen wir vorwiegend unsere Arbeit und leben unser Leben. Und lassen Nazi-Parteien an Einfluss gewinnen, obwohl wir es besser wissen. Lassen den Harbacher Wald zerstören, obwohl wir es besser wissen. Kaufen jedes Jahr neue Autos, obwohl wir es besser wissen. Produzieren Unmengen an Müll, obwohl wir es besser wissen. Spritzen Gift auf unsere Äcker, obwohl wir es besser wissen. Kaufen billiges Plastikspielzeug aus China und schicken unsere Buchenwälder im Tausch dorthin, obwohl wir es besser wissen. Meinst du, das war damals anders?