Meine Bücher sind noch unterwegs, um aber auch etwas beizutragen verweise ich auf den sehr lesenswerten Roman von Lina Thiede, den ich gelesen habe:
https://defms.blogsp...-femininus.html
Geschrieben 27 Oktober 2022 - 09:43
Meine Bücher sind noch unterwegs, um aber auch etwas beizutragen verweise ich auf den sehr lesenswerten Roman von Lina Thiede, den ich gelesen habe:
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Geschrieben 30 Oktober 2022 - 08:46
Ich habe nun auch das Damenopfer gelesen. Ich mochte die gelungene Atmosphäre und die flüssige Sprache, allerdings ging es mir hier wie beim Schach: Ich verstehe die Regeln nicht und schnalle nicht, warum was passiert. Die Geschichte hat trotzdem Spannung und auch ein irgendwie folgerichtiges Ende – trotzdem hätte ich es lieber gehabt, wenn ich auch auf der Schachebene verstanden hätte, was passiert. Gibt es da nicht Könige, die matt gesetzt werden müssen? Und was für eine Geschichte wird da eigentlich erzählt? Die einer Revolution?
Michael Schmidt: Braunkreuz
Das finde ich bislang den schwächsten Text der Antho. Ich hatte ihn schon teilweise auf der Lesung gehört und mich gewundert, dass ich teilweise nicht folgen konnte. Eine Widerstandsgruppe plant einen Anschlag auf eine Kampfmittelfabrik. Es wird ausführlich beschrieben, mithilfe welcher Technik dieser stattfindet, allerdings sehe ich vor lauter Beschreibungen weder die Handlung noch die Protagonist*innen so deutlich, wie ich es gern hätte. Besonders irritierend fand ich, dass jemand, der als „der Blondschopf“ vorgestellt wird, dann plötzlich eine Frau ist und warum der Blondschopf über den Körper der Prota verfügen kann, erschließt sich mir auch nicht.
In der Handlung verstand ich nicht, warum die Gruppe nicht mehr Bemühungen unternimmt, um die Gegnerin in den eigenen Reihen zu finden und auch die Sprache fand ich holprig - sie ist wohl letztlich der Grund, warum mir das Zuhören schwer fiel. Und dann hätte ich gern noch verstanden, wie diese Technik (der Tauchanzug) letztlich funktioniert - habe ich aber nicht.
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Geschrieben 30 Oktober 2022 - 10:09
Zu "Damenopfer":
Grundsätzlich finde ich die Idee cool, ein Spiel wie Schach und Handlung miteinander zu verknüpfen. Allerdings erscheint mir das hier nicht besonders durchdacht. Erstens, weil es bei Schach nunmal um Könige geht, die schachmatt gesetzt werden. D.h. die Autorin unterstellt hier nicht nur eine Parallelwelt, in der die Londoner Underground eine Schwebebahn ist, sondern auch in der beim Schach die Damen Hauptfiguren sind (daher, Jol, vermutlich Deine Irritation, dass da Könige matt gesetzt werden müssten). Kann man natürlich machen, aber ich finde die Schach-Begriffe (wie zum Schluss die Bauernumwandlung) im Kontext der Handlung alles andere als überzeugend. Wenn es wirklich keine Könige gibt, sondern das Spiel verloren ist, wenn die Dame gestorben ist, würde auch keine Bauernumwandlung mehr helfen bzw. es spräche nichts dagegen, dass die weiße Seite am Ende auch eine durchführt.
Es wirkt so doch sehr "gewollt". Vermutlich hätte die Autorin konsequenter vorgehen müssen, um die Handlung zu einem Schachspiel zu machen, was automatisch zu einer sehr surrealen Story geführt hätte. Oder es bleiben lassen, dann wäre vielleicht auch mehr Raum geblieben, um die Befindlichkeiten der Figuren und die eigentliche Dramatik besser auszuarbeiten.
Übrigens möchte ich auch zu dieser Story anmerken, dass die Steampunk-Elemente eher Fassade sind als wichtig für die Handlung. Nichtmal das kupferne Korsett hilft ja, wenn ein "weißer Schatten" (wie soll das übrigens aussehen?) einem in den Kopf schießt.
Bearbeitet von Uwe Post, 30 Oktober 2022 - 10:35.
Geschrieben 30 Oktober 2022 - 10:42
Ja, die Befindlichkeiten der Figuren kommen etwas kurz, das stimmt. Dadurch sind sie weniger plastisch als sie hätten sein können.
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Geschrieben 30 Oktober 2022 - 11:16
Zu "Braunkreuz" habe ich nix zum meckern. Sehr ordentlich erzählte, plausible Geschichte. Und der "Steam" hat hier auch ganz klar Auswirkung auf die Handlung. Unter den wenigen, kleinen Anmerkungen, die ich vielleicht hätte, ist nur eine wirklich der Rede wert: Beim Namen Uli denke ich zuerst an einen Mann. Einige Seiten später wird ein weibliches Fürwort verwendet, und man merkt, dass man sich die Figur falsch vorgestellt hat. Ist vielleicht mein Fehler, aber ein eindeutig weiblicher Vorname hätte dieses Missverständnis vermeiden können.
Geschrieben 30 Oktober 2022 - 11:21
Interessant, da haben wir ganz gegensätzliche Einschätzungen.
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Geschrieben 30 Oktober 2022 - 12:38
Inwiefern? Hast Du Uli sofort als weiblich identifiziert? Da würde mich interessieren, warum
Zu "Tempus Fugit": Zunächst einmal halte ich persönlich nicht viel davon, Floskeln als Titel zu verwenden. Das ist einfach sehr "beliebig". Inhaltlich dreht sich die Story um Selbstjustiz (finde ich immer schwierig, auch wenn es in quasi allen Superhelden-Settings vorkommt) und sie hantiert mit vielen Klischees. So verschieden von der unsrigen eine Fantasy-Welt auch ist: Es gibt anscheinend immer London und immer Scotland Yard Der Böse ist männlich, die Opfer weiblich. Die Heldin tötet den Bösen und alles ist gut. So weit, so simpel. Außerdem ist die Story eindeutig Clockpunk. Inwiefern das auch zu Steampunk zählt, mag ich gar nicht fragen, denn diese Story ist wegen des sehr klassisch-fantastischen Settings einfach eh nicht so mein Ding.
Zu "Wir von der kaiserlichen Reinigungskolonne": (ja, ich bin gesprungen, um die Story meines Freundes und Kollegen nicht als letzte zu lesen) Das ist ne klassische Abentuergeschichte um den unfreiwilligen Helden, der letztlich durch große Anstrengung zum Retter avanciert. Es gibt Drama, Verräter, Wendungen, düstere Tunnel, feurige Raketen, was will man mehr. Wenn man nicht erwartet, dass das Genre neu erfunden wird, ist man mit dieser Geschichte sehr gut bedient, finde ich.
Geschrieben 30 Oktober 2022 - 15:39
Zu "Die Jagd nach Dampf": Das kleine Bächlein, der kleine Bach, der kleine Bach. "Ja, ich hab's verstanden", möchte ich der Autorin zurufen. Diese Story gefällt sich in adjektivhaltiger Gegenstandsbeschreibung und ist auf einen etwas klobigen Infodump-Block angewiesen, um mir einigermaßen plausibel zu erklären, worum es eigentlich geht. Letztlich darum, was alle Eltern wissen: Für die eigenen Kinder tut mal alles. So weit, so mittelmäßig. Hat mich nicht überzeugt.
Zu "Die Zukunft": Aiki Miras ist die erste Geschichte im Buch, die mich sprachlich überzeugen konnte. Dass Quecksilber und Röntgenstrahlen nicht allzu gesund sind, wissen wir in der "Zukunft" jedenfalls besser als die handelnden Figuren. Andere Dinge sind gleicher: Wir glauben auch manchmal am liebsten das, was wir glauben wollen, verrennen uns und vergessen, was und vor allem wer wirklich wichtig für uns ist. Steampunk vermag ich hier übrigens genauso wenig zu erkennen wie sonstige phantastische Elemente, weitestgehend geht der Text als zeitgenössisches Stück vom Ende des 19. Jahrhunderts durch. Habe ich gerne gelesen.
Geschrieben 30 Oktober 2022 - 17:07
Uwe, du hast offenbar meinen Post zu der Geschichte nicht gelesen. Scroll mal nach oben, da ist deine Frage beantwortet.
Für mich reicht es völlig aus, wenn Steampunk die Kulisse abgibt. Aber ähnlich wie dich überzeugt die Geschichte von Tempus Fugit auch mich nicht:
Tessa Maelle: Tempus Fugit
Diese Geschichte hat mich atmosphärisch und von der Sprache her sofort eingefangen: Eine Frau hat eine versteckte Maschine, die die Zeit für einzelne Personen schneller vergehen lassen kann. Und sie nutzt sie, um gewalttätige Männer zu ermorden. Sie wird fast erwischt und dann findet sie eine Nachfolgerin – und wir erfahren, dass sie zu einer Gruppe Frauen gehört. Dem Plot konnte ich im Detail nicht immer ganz folgen (warum muss ein Finger von ihr in die Maschine?) und das Thema ist mir etwas plakativ geschildert: Wenn man die Macht solcher Maschine hätte, wäre das eine gute Einsatzmöglichkeit? Mir legt der Text etwas zu nahe, dass männliche Gewalt an Frauen eine Sache ist, die im Einzelfall gelöst werden kann – bei Ausblendung der Strukturen, die diese Gewalt ermöglichen und befördern. Aber vielleicht ist das von einem Text auch zu viel verlangt?
Carolin Gmyrek: Die Jagd nach Dampf
Wow! Der Beginn dieser Geschichte hat wirklich ein sehr schön ausgeprägten Sense of Wonder: Wir sehen einem Jungen zu, der halbmechanisch ist und von halbmechanischen Tierwesen versorgt wird. Das wird atmosphärisch dicht und in gelungener Sprache geschildert. Leider gelingt es dem Text nicht, die passende Emotionalität nachvollziehbar einzufangen: Es wird gezeigt, wie der Junge mit seinen nachlassenden körperlichen Funktionen ringt und gleichzeitig behauptet, dass der Junge keine Angst kenne – ein Widerspruch, den der Text nicht auflöst.
Dann springt die Perspektive zu einer Frau, die den Jungen mit drei Männern jagt, um ihn zu untersuchen. In einem riesigen Block Infodump erfahren wir den Hintergrund des Jungen und seine Verbindung zur Jägerin. Hier wurde meines Erachtens viel Potenzial verschenkt, zumal auch nicht nachvollziehbar ist, warum die Frau die Männer mitnimmt, wenn sie weiß, dass sie eine Gefahr für den Jungen sind. Am Ende begegnet die Frau dem Jungen – hier wäre Raum gewesen für eine intensive Schilderung der Begegnung mit einem Wesen, das seit hunderten von Jahren allein und wahrscheinlich auch einsam war (warum ich nicht glaube, dass er auch nur annähernd angstfrei ist) – und sie wird leider verschenkt. Stattdessen bleibt die Frau ein hilfloses Gegenüber, das den Männern trotz ihrer vorhandenen Expertise wenig entgegensetzen kann. Schade.
Aiki Mira: Die Zukunft
Aus der Sicht von Oskar, einer Fotografin, die sich in ein Ebenbild ihres Vaters verwandelt hat, erfahren wir von ihrer unerfüllten Liebe zu Aurelie, einer Frau, die sich nicht einfangen lässt. Mira schildert in gewohnt dichter Sprache voller schöner Bilder die Begegnungen der beiden, Oskars Sehnsucht und ihre hilflosen Versuche, der Geliebten nahe zu kommen. Dabei spielt sie gekonnt mit Klischees. Zeitweise schlägt der Text mit Lebensweisheiten nur so um sich, die Sprache scheint wichtiger zu werden als der Inhalt: „Dauernd wollen wir mit irgendetwas Kontakt aufnehmen. Am liebsten mit Dingen, die außerhalb unserer Reichweite sind.“
Ich liebte die melancholische Stimmung des Textes, die mich tief berührt hat, auch wenn ich fand, dass es mir zeitweise etwas zu wenig Handlung war. Die einzelnen Personen und Szenen verschwimmen fast traumhaft und ich hatte Mühe, mich zurechtzufinden. Oskar ringt mit Gustav um Aurelies Gunst, dabei bleibt das Verhältnis der drei Figuren vage. Schließlich verschwindet Aurelie und Oskar und Gustav bleiben übrig und entwickeln eine von tiefer Einsamkeit und Sehnsucht geprägte Nähe, die mich traurig werden lässt und anrührt.
Bearbeitet von Jol Rosenberg, 01 November 2022 - 21:55.
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Geschrieben 30 Oktober 2022 - 20:08
Bei Damenopfer war mir die tatsächlichen Schachregeln egal. Zunächst dachte ich noch, die Schachfiguren wären so dampfbetriebene Automaten. Aber letztlich war es ja eine Presse-Idee, es so zu benennen, was sich dann verselbständigte, so hab ich das zumindest verstanden. Ich seh das auch als Anspielung auf die Rosenkriege; und ja, es geht um eine Revolution.
Da Victoria als Königin im Rennen war, find ich das legitim, ihr eine andere Königin gegen über zu stellen. Fand nur die Farbverteilung seltsam, da Victoria später die eigentliche schwarze Königin wurde.
Aber weiter.
Michael Schmidt: Braunkreuz
Der Text gefiel mir nicht so. Hatte gedacht, dass diese spezielle Taucherlunge eine besondere Bedeutung hat. Leute, macht mehr aus euren Steampunk-Gimicks!
Eine paramilitärische Gruppierung versucht durch ein Sprengstoffattentat die IG-Farben daran zu hindern, ein neues Giftgas zu produzieren. Eingestreut ist eine Geschichte um Verrat und um Liebe, aber alles nur angekratzt. Da hätte Micha durchaus mehr Butter drangeben können.
Dass Uli eine Frau ist, war mir gleich klar, aber vielleicht kennt man es nicht überall auch als Kurzform von Ulrike. Wurde bei uns auch eher Uhli gesprochen.
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Geschrieben 31 Oktober 2022 - 08:59
Jol, ich denke, aus irgendeinem Grund hatte ich mit der Sprache nicht so ein Problem, ich bilde mir ein, die Handlung ganz gut verstanden zu haben. Ich denke, deshalb unterscheiden sich unsere Beurteilungen.
Ansonsten hast Du zu "Die Jagd nach Dampf" und "Die Zukunft" noch ein paar Aspekte genannt, die ich gar nicht so ausdrücken konnte, aber tatsächlich auch so wahrgenommen habe.
Geschrieben 31 Oktober 2022 - 13:13
Tessa Maelle: Tempus Fugit
Mhm. Eine Art Steampunkmagierin nurtz eine magische Maschie um einer Schlägertypen mit dem Tod dafür zu bestrafen, dass er seine Frau schlägt.
Für mich verbirgt sich darin so eine romantische Sicht auf die Welt. Der Typ ist tot, was passiert nun mit der Frau? Ihr Leben wurde jetzt nur um einen Schläger ärmer, aber vermutlich muss sie noch exakt genauso hart ums Überleben kämpfen. Aber die Adelige hat eine persönlich motivierte Rache durchgeführt, ohne eine Ahnung davon zu haben, was es bedeutet, in der Unterschicht zu leben. Das st mir nicht modern genug.
Die Story enthält zuviele Handlungsbögen, von denen keiner wirklich tief beleuchtet wird. Da steckt eigentlich auch ein Roman dahinter.
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Geschrieben 31 Oktober 2022 - 14:08
Da steckt eigentlich auch ein Roman dahinter.
Aber kein sonderlich moderner
Dass die Magierin etwas von sich selbst geben muss, ist übrigens eine klassische Regel, die in vielen Fantasy-Schreibwerkstätten vermittelt wird: Magie anwenden darf nie gratis sein, ihre Anwendung muss den Anwender immer etwas kosten. Das ist ja auch nicht unplausibel, aber alles in allem fürchterlich durchschaubar, wenn man das Prinzip einmal kennt. Es ändert nichts daran, dass es eine übernatürliche Macht ist, die Privilegierten vorbehalten ist, Superhelden gewissermaßen, die sie für ihre eigenen, oft selbstsüchtigen Zwecke einsetzen. Das ist, wenn es nicht im Rahmen der Geschichte hinterfragt wird, total oberflächlich und fürchterlich altmodisch. Aber so ist die Fantasy eben oftmals.
Bearbeitet von Uwe Post, 31 Oktober 2022 - 14:09.
Geschrieben 31 Oktober 2022 - 15:39
Ich kannte nichtmal diese Regel, bin aber auch nicht sehr fantasyaffin. Aber genau das: dass die Privilegien weiter so verteilt bleiben, das hat mich an dem Text auch gestört.
Und bei Michael, dass die Taucherlunge dann fast keine Rolle mehr spielte.
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Geschrieben 31 Oktober 2022 - 17:20
Die Taucherlunge ist genau dasselbe wie das Dampfauto in der ersten Geschichte: Hauptsächlich Fassade, weil Steampunk eben zuvorderst ein Subgenre ist, das an solchen Elementen festgemacht wird. Dass Steampunk-Welten sicher auch anderen Regeln folgen würden als etwa das reale, historische viktorianische London, ist leider nicht in allen Geschichten spürbar.
Bearbeitet von Uwe Post, 31 Oktober 2022 - 17:20.
Geschrieben 31 Oktober 2022 - 19:38
"Braunkreuz" empfand ich als solide. Die Geschichte einer Untergrund-Einheit, die zu verhindern versucht, dass ein Chemie-Konzern ein neues Giftgas herstellt. Ziemlich klassisch bzw. oft verwendet. Das Ganze ist sauber erzählt, die Figuren stimmig. Gelesen und nicht geärgert - aber auch nicht mehr.
Das mit der Taucherlunge empfand ich als nettes Detail der Settingkosmetik. Eine weitere Erwähnung habe ich nicht vermisst.
Zu Uli: Ich war jetzt verwirrt, dass sie männlich gelesen wurde. Hab nachgesehen. Michael stellt seine Figuren im zweiten Satz der Geschichte ziemlich eindeutig vor: "Sie holte tief Luft, dann brachte ihre Gefährtin Uli das Luftventil an, schloss den oberen Teil der Apparatur, und es wurde dunkel um Alice."
Geschrieben 01 November 2022 - 08:59
Carolin Gmyrek: Die Jagd nach Dampf
Schließe mich hier komplet Jol an. Starker Einstieg, dann unnötiger Infodump und eine Jagdszenerie ohne glaubwürdige Motivation. Das Finale ist dürftig. Was genau wollte die Autorin erzählen? Dass Elizabeth ihre Forschung aufgibt, wil sie im Angesicht ihres Vorfahren Demut lernt?
Da hätte ich lieber mehr über das Leben des Jungen erfahren.
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Saramee
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Geschrieben 01 November 2022 - 16:26
"My Happiness"
Primär ist es eine nette Idee, Menschen eine Möglichkeit zu geben, ihr Leben an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit fortzusetzen. Die Grundidee der Geschichte hat mir als ganz gut gefallen. Inhaltlich hat mich die Geschichte jetzt nicht richtig überzeugt, weil einfach viele Details unschön beschrieben und nicht zu Ende gedacht wurden.
Vielleicht habe ich ja auch etwas total missverstanden, aber für mich geht es um Elvis Presley, der seinem anstrengenden Leben entkommen möchte.
Elvis hat zu der Zeit in Memphis gelebt. Da ist nicht viel Steppe. Mit Steppe assoziere ich eher Arizona, Texas oder New Mexiko. Aber nicht Tennessee.
Warum ist das Ei innen verspiegelt? Warum wird es erwähnt, wenn es keine Rolle spielt? Wie steht das Ei überhaupt? Schwebt es? Wie landet es nach dem Zeitsprung? Und wieso sieht es niemand, wo es doch direkt an einem Bahnhof zu landen scheint? Wie kommt das Ei wieder zurück? Warum dreht sich alles so schnell? Warum wird dem Reisenden nicht übel?
Das sind alles kleine Details, über die man ein paar Sätze hätte verlieren können.
Schön ist dann der Anschluß in der neuen, alten Zeit. Der Kontakt zu der Frau ist schön beschrieben und auch die Musikauswahl kann ich gut nachvollziehen.
Gut, etwas profan ist die Vorstellung von Elvis schon. Das hätte es nicht gebraucht, weil es vielleicht schöner gewesen wäre, wenn man nie sicher gewesen wäre, wer denn nun wirklich im Ei gesessen hat.
Trotz aller Kritik war es ein schöner Auftakt in die Anthologie.
Geschrieben 01 November 2022 - 16:51
Podcast: Literatunnat
Geschrieben 01 November 2022 - 18:23
Herzlich Willkommen!
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Geschrieben 01 November 2022 - 18:44
Hey Dirk, willkommen im Forum! Schön, dass dein Exemplar angekommen ist und du mitliest.
Danke schön. Ich bin sehr gespannt, was Du da auf die Beine gestellt hast.
Geschrieben 02 November 2022 - 08:30
Aiki Mira: Die Zukunft
Aiki bringt uns in die Steampunk-Welt der Fotografie. Und das mit der ganzen Wucht ihrer Fähigkeit, Stimmungen zu erzeugen. Das Bild ihrer Welt ist düster, gebrochene Figuren überleben hier. Die Protagonistin verschwindet hinter ihrem Beruf und dem Alkohol und ihrer Obsession für Aurelie.
Das wird sehr intensiv präsentiert. Erneut zeigt sich mir, dass Aiki in der Kurzform großartig ist.
Ich verstehe, wenn Jol hier etwas Handlungsarmut ausmacht, jedoch stört mich das gar nicht, denn das Schlaglicht auf diese Dreierbeziehung ist fesselnd. Es gibt einen Abschluss der passt und der mich nicht ratlos zurücklässt. Und letztlich passiert ja doch eine Menge, wenn man genauer darüber nachdenkt, aber es wird nicht breit auserzählt und das benötigt Aiki auch gar nicht, um es uns zu zeigen, es uns erfühlen zu lassen.
Bisher die beste Story des Buches.
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Saramee
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Geschrieben 02 November 2022 - 19:06
Geschrieben 03 November 2022 - 08:16
Galax Acheronian: Von Käfern, Schaben und anderem Ungeziefer
An Bord eines Luftschiffes leben der bastelnde Heizer Johann und der Page Cole zusammen mit zwei Jungs von der Nachtschicht in einer Kabine. Heimlich bestehlen sie die Passagiere. Da sie nur kleine Dinge mitgehen lassen, blieben sie bisher unentdeckt. Doch dann stiehlt Johann den Ring einer jungen Frau, der in einem Mordfall eine bedeutende Rolle spielt und so geraten die beiden Jungen in eine Erbschaftsintrige.
Eine teilweise rasante Abenteuergeschichte, die jetzt aber gerade nach Aikis Geschichte sehr konventionell erscheint. Junge Frau als Spielball männlicher Interesen, angewiesen auf männliche Hilfe, um in die starren Grenzen einer männlichen Gesellschaft zurückkehren zu können.
Bearbeitet von lapismont, 03 November 2022 - 08:18.
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Saramee
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Geschrieben 03 November 2022 - 09:34
Galax Acheronian: Von Käfern, Schaben und anderem Ungeziefer
Atmosphärisch mochte ich diesen Text: Auf einem Dampfschiff plant der Heizer Johann mit seinem Pagenfreund Cole kleine Raubzüge. Johann ist ein Tüftler und hat sich dazu ein Exoskelett gebaut, mit dem er außen am Schiff entlangklettern kann. Als Johann das Beweismittel in einem Mord stiehlt, kommt eine spannende Geschichte in Gang.
Leider haut der Text sprachlich für mich nicht hin, was mir das Lesen schwer machte. Falsche Fälle, Bezugsfehler und irritierende Zeilenumbrüche der Dialoge machten es mir immer wieder schwer, das Geschriebene aufzunehmen und irgendwann holperte es für mich sprachlich so sehr, dass der Genuss völlig verloren ging. Dann wurde auch die Handlung für mich verwirrend und schlug so viele Haken, dass ich nicht mehr mitkam.
Janika Rehak: Mechanical Circus
Ein Junge eines reichen Elternhauses entflieht den Anforderungen und der Härte in eine Spielzeugwelt. Diese wird einfühlsam und atmosphärisch schön beschrieben und dabei gibt es auch gut eingesetzte sprachliche Perlen, wie „An guten Tagen lachte Vater dann. Es muss solche Tage gegeben haben.“ Ich finde es grandios, wie Rehak hier mit zwei kurzen Sätzen die Atmosphäre in der Familie schildert und Raum für meine Vorstellungskraft lässt.
Als die Mutter des Jungen stirbt, ist dieser sehr verlassen. Er sucht Halt bei dem Spielzeughändler, aber dieser kann ihn nicht füllen, was auch folgerichtig ist. So bleibt dem Haupthelden nur die Flucht in die Fantasie – wobei offen bleibt, ob diese mit dem Leben vereinbar ist.
Ich mag diesen Text, er berührt mich und malt schöne Bilder.
Thorsten Küper: Hayes Töchter und Söhne
Diese Geschichte ist sowohl sprachlich, als auch inhaltlich grandios! Ein Mann sucht nach seinem Sohn, seinen halb dementen Schwiegervater nimmt er mit. Er weiß, dass sein Sohn entführt und in eine willenlose Maschine verwandelt worden ist und versucht, nicht nur ihn, sondern alle Kinder, denen das widerfahren ist, zu retten. Küper zeichnet eine düstere, beklemmende Atmosphäre: die gesamte Fabrik mit ihren Sklaven, die Leute, die wegsehen, die eigene Ohnmacht. Daneben fächert er das Ringen amerikanischer Ureinwohner auf, stellt Fragen nach Herkunft und Vaterschaft und schafft einen Protagonisten, der mir wirklich nahe gerückt ist.
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Geschrieben 03 November 2022 - 09:38
Bei allen drei Texten fällt auf, dass fast nur Männer vorkommen. Bei Galax gibt es eine zentrale Frau, die von Männern gerettet werden muss (wobei das Warum mich nicht wirklich überzeugt), bei Rehak ist es die Mutter zentral und ihr Fehlen hinterlässt eine schmerzliche Leerstelle, bei Küper gibt es Frauen nur am Rande. Interessanterweise (für mich selbst) fehlen mir bei Rehak und Küper die Frauen nicht, weil beide patriarchale Welten schildern, in denen es genau darum geht, was es macht, wenn Frauen machtlos sind. Auch Acheronian schildert eine patriarchale Welt, aber der Plot an sich scheint mir doch sehr generisch.
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Geschrieben 03 November 2022 - 18:48
Bearbeitet von Mammut, 03 November 2022 - 19:10.
Geschrieben 03 November 2022 - 20:36
"Damenopfer"
Mit der Geschichte werde ich leider überhaupt nicht warm. Wie von Uwe Post schon erwähnt, kann ich eigentlich keine Steampunk-Elemente erkennen, die für die Geschichte relevant sind. Das ist schade. Zumal ich historische Nachvollziehbarkeit schon wichtig finde, wenn man sich explizit darauf bezieht. Da ich aus der Stadt der Schwebebahn komme, finde ich den Begriff in Bezug auf London befremdlich. Ich habe keine hirtorischen Belege für eine Schwebebahn in London finden können, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Zumal ja das Genre für eine detailliertere, technische Beschreibung geeignet wöre. Schade.
Gab es im 19. Jahrhundert im konservativen London Journalistinnen? Gingen Frauen zu der Zeit alleine in Pubs und tranken Whisky? Ich weiß nicht.
Was mich aber komplett nicht abgeholt hat, ist das Schachspiel um die Thronfolge. In Quellen zur Nachfolge Williams IV. konnte ich keinen Machtkampf finden, höchsten mit Ihrer Mutter, aber auch der endete nicht blutig. Und Queen Victoria wurde auch nicht erschossen. Ich kann nicht so richtig nachvollziehen, warum die Autorin historsiche Fakten so umdeutet? Welchen Sinn macht das? Für die Geschichte ist es doch höchst unrelavant, ob es sich um eine tatsächliche Königin gehandelt hat.
Der Schluß ist mir dann im Gegensatz zum etwas ausschweifenden Anfang und Mittelteil arg kurz und holprig.
Geschrieben 04 November 2022 - 07:27
"Damenopfer"
Mit der Geschichte werde ich leider überhaupt nicht warm. Wie von Uwe Post schon erwähnt, kann ich eigentlich keine Steampunk-Elemente erkennen, die für die Geschichte relevant sind. Das ist schade. Zumal ich historische Nachvollziehbarkeit schon wichtig finde, wenn man sich explizit darauf bezieht. Da ich aus der Stadt der Schwebebahn komme, finde ich den Begriff in Bezug auf London befremdlich. Ich habe keine hirtorischen Belege für eine Schwebebahn in London finden können, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Zumal ja das Genre für eine detailliertere, technische Beschreibung geeignet wöre. Schade.
Das versteh ich jetzt nicht. Die Schwebebahn ist das Steampunk-Element, das Du vermisst, lehnst es aber ab, weil es nicht historisch korrekt ist?
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Geschrieben 04 November 2022 - 08:51
Das erstaunt mich jetzt auch, Dirk. Es gehört doch gerade zum Genre Steampunkt, alternative historische Zeitlinien zu erfinden. Das tut die Geschichte meines Erachtens sehr gut.
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