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Lesezirkel: "In andere Welten" [Anthologie]


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462 Antworten in diesem Thema

#121 CGinaRiot

CGinaRiot

    Bambinaut

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 15:00

Ich habe gestern noch bis 4 Uhr früh gelesen und bin wirklich schwer begeistert. Ich hatte selten, oder vielleicht sogar noch nie, eine Anthologie in meinen Händen, die mit einer solchen Vielzahl an unterschiedlichen und herausragenden Kurzgeschichten glänzen konnte. 

Spannend finde ich, dass sich mein Leseeindruck bei den nächsten Geschichten ganz extrem von meinen Vorredner*innen unterscheidet.

Beginnen wir mit:

Der Bjakuda von J. A. Hagen
Die kurze Geschichte konnte mir ein Schmunzeln entlocken. Sie funktioniert in ihrer Erzählform und enthält eigentlich alles, was notwendig ist, um sie zu erzählen. Etwas wie diese habe ich in dieser Anthologie auf jeden Fall nicht erwartet und trägt zum bunten Mix bei. Mein erster Gedanke hingegen war: Alien, die gerne Katzen fressen? Also Alf? War der Alf-Bezug beabsichtigt und wenn ja, wie passt er in die Geschichte? Sonst finde ich sie grundsolide. Niemand in dieser Geschichte kommt gut weg und genau das zeichnet ein spannendes Bild unserer Gesellschaft. Der rohen Ehrlichkeit, die besteht, wenn der Schatten der Moral fällt (oder der Mensch 5 Bier intus hat und der Trieb regiert). Zugegeben, mein Zugang ist ein ganz anderer, denn ich habe mit dem Male Gaze nicht das geringste Problem. Ich nehme mich beim Lesen fremder Werke persönlich völlig raus. Stellenweise finde ich den Male Gaze erfrischend.* In geschriebener Form jedenfalls. In Hollywoodfilmen ist es mir meist zu viel Klischee. 
*Mir kommt er allerdings seltener unter.

Der sensible Planet von Christian Hornstein
Diese Kurzgeschichte gehört definitiv zu meinen bisherigen Highlights. Die Wortwahl, die Emotionen, die geweckt werden, die Erzählform. Hat für mich alles gepasst. Am Ende der Geschichte wollte ich mehr von diesem Autor. Mehr von dieser Geschichte. Es liest sich fast wie ein Prolog, der aber in sich abgeschlossen funktioniert und Raum gibt, um diese Geschichte im Kopf weiterzuspinnen. 

 

Die Anspruchsvollen von Moritz Boltz
Ein weiteres Highlight. Die komplexe Beziehung zwischen Vater und Tochter ist vom ersten Moment an spürbar. Fantastisch, wie diese Dialoge für sich sprechen, den Charakter des Vaters mit jedem Wort transportieren, ohne Erklärungen liefern zu müssen und ohne, dass sich der Autor bemüßigt fühlt, weitere Erklärungen einzustreuen. Optimale Spannungskurve, großartige Auflösung. Wow.

Die Reisenden von Sophie Fendel
Die Geschichte gehört irgendwie auch zu jenen, die das Thema der Anthologie treffen, aber den Gehalt der vorherigen beiden nicht erreicht. Eine solide Geschichte, gut erzählt, aber hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Klassische Erstkontakt-Story eben. Gut gemacht, aber nicht mein Genre.

Ein Augenblick in Kuun von Kornelia Schmid
Gefiel mir. Das Kolonialisierungsthema von dieser Seite anzugehen, fand ich sehr erfrischend. Spannend erzählt. Eine Geschichte, mit moralischer Prämisse, mal ganz ohne erhobenem Zeigefinger auf die Gesellschaft zu richten. Gut umgesetzt.

Familienhilfe von Jol Rosenberg
Interessant finde ich, dass diese Geschichte, die eigentlich wenig Plot besitzt, so viel Stoff für Diskussionen oder Interpretationen liefert. Was Jol beherrscht, ist Emotionen zu wecken. Die Beklemmung, das Chaos, den Kontrollverlust. Auch spannend finde ich, wie viele Charaktere in diese Geschichte eingeflossen sind, ohne Charakteristiken zu besitzen und dass es meiner Interpretation zufolge genau darum ging, ihnen kein Gesicht zu verpassen. Denn gerade die Vielzahl an Kindern ist relevant, um ebenjene Emotionen zu wecken, die ich vorhin erwähnte. Auf die Intention hinter der KG bin ich gespannt.



#122 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 08 Dezember 2023 - 21:54

Die Anspruchsvollen von Moritz Boltz
Den Text kannte ich schon und wenn ich mich richtig erinnere, hat er inzwischen eine Überarbeitung genossen. Der Einstieg holperte für mich sprachlich trotzdem etwas, dann entwickelt der Text aber eine dichte Dynamik und gehört auf jeden Fall zu den Highlights der Antho. Es ist fast alles in Dialogen erzählt und das sehr gekonnt, die Spannungskurve stimmt. Was mir etwas fehlt, ist irgendeine Idee, warum der Vater so ist, wie er ist. Auch Eva bleibt recht blass, was ich erstaunlich finde, denn die Beziehung zwischen den beiden ist intensiv beschrieben. Die Auflösung funktioniert auch beim zweiten Lesen gut.

Die Reisenden von Sophie Fendel

 

Hui, das war wenig meins. Ich hätte den Text um mindestens die Hälfte gekürzt, er strotzt vor Erklärungen und nebensächlichen Beschreibungen, was die Handlung sehr verlangsamt. Außerdem haben wir eine recht große Brückencrew, wodurch die einzelnen Mitglieder blass bleiben, was die hölzernen Dialoge nicht verbessern. Hier hat fällt das nicht vorhandene Lektorat sehr auf, denn einige Formulierungen sind einfach verquer.

Inhaltlich leuchtet mir nicht ein, warum die Leute alle so inkompetent sind und warum eine Person über ein Thema, das letztlich das Leben Tausender betrifft, so viel Entscheidungsmacht haben sollte. Die Auflösung lässt mich relativ kalt und der Nachklapp am Ende ist für meinen Geschmack etwas drüber. Die altbekannte Keule "Menschen sind Parasiten" ist mir auch zu abgegriffen.

 

Was mich interessieren würde, wenn jemand sich darüber austauschen mag: Wie versteht ihr denn die Auflösung von "Der Reiter"? Also warum diese Simulation? Nur weil der Prota unglücklich war?


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#123 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 07:43

Okay, wenn das alles eine Simulation war, dann muss ich es noch mal lesen. Aber das schadet eh nicht, die Story war dazu auch gut genug, mache ich am Ende.


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#124 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 09:22

Naja, das ist meine Lesart. Kann ja auch sein, dass ihr mir sagt: "Jol, aber das sehe ich ganz anders". Das würde mich eben interessieren. Für mich ist dieser Austausch über verschiedene Lesarten (die dann auch nebeneinander stehen bleiben dürfen) das Spannende an Lesezirkeln.

 

Zu "Die Anspruchsvollen" fiel mir noch ein: Der Beginn des Dialoges klingt, als würde der Vater ein Gedicht rezitieren und ich frage mich, was das soll. Hat jemand hier eine Idee? Und irgendwie stößt es mir auf, dass sich da zwei Frauen anstrengen, um einen Arschloch-Mann vor den Folgen seines eigenen Tuns zu schützen. Das wirft ja eine interessante ethische Frage auf.


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#125 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 12:36

Ein Augenblick in Kuun von Kornelia Schmid

 

Sprachlich mochte ich das. Auch wenn ich die Prota nicht ganz greifen konnte. Es las sich leicht weg und war auch spannend. Was mich gewundert hat, ist, dass die Prota sich gar nicht wundert, dass Zabii offensichtlich weiß, wer sie ist. Das fällt ihr erst reichlich spät auf. Und: Sie heißt Imperatix, ordnet aber sowohl den Körper als auch alle anderen in binäre Geschlechterkategorien ein. Schade.
Ab dem Zeitpunkt, wo sie mit Zabii kämpft, mochte ich den Text dann weniger. Mir leuchtete nicht ein, warum jetzt Gewalt irgendwie helfen sollte. Und: Wo kommt denn der Körper her, dass der dann einfach so zerstört werden kann? Wo kommen allgemein die Körper her und wenn die Imperatix so unbequem ist, wieso gibt es dann nicht mehr internen Widerstand? Da haut der Weltenbau nicht hin. Die Auflösung, dass sie dann den Planeten rettet, hat dann wieder sowas von White Savior, was echt schade ist. Mit einem anderen Ende hätte das ein richtig guter Text werden können, so ist er allenfalls mittelmäßig.

 


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 09 Dezember 2023 - 12:37.

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#126 CGinaRiot

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 15:07

Naja, das ist meine Lesart. Kann ja auch sein, dass ihr mir sagt: "Jol, aber das sehe ich ganz anders". Das würde mich eben interessieren. Für mich ist dieser Austausch über verschiedene Lesarten (die dann auch nebeneinander stehen bleiben dürfen) das Spannende an Lesezirkeln.

 

Zu "Die Anspruchsvollen" fiel mir noch ein: Der Beginn des Dialoges klingt, als würde der Vater ein Gedicht rezitieren und ich frage mich, was das soll. Hat jemand hier eine Idee? Und irgendwie stößt es mir auf, dass sich da zwei Frauen anstrengen, um einen Arschloch-Mann vor den Folgen seines eigenen Tuns zu schützen. Das wirft ja eine interessante ethische Frage auf.

Das ist auch der einzige Satz, der mich etwas irritiert hat. Und ausgerechnet der erste. Aber ich finde, der Rest des Textes lässt ihn wieder vergessen. Ich habe mittlerweile wieder viel weitergelesen und diese Geschichte gehört noch immer zu meinen Highlights.



#127 Helge

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 16:11

Freelancer von Ilja Kaufmann:

Mit dem Anfang der Story tat ich mich schwer - nur eine KI und Roboter mit Kürzelbezeichnungen als Protagonisten, das macht den Einstieg schwierig. Ganz im Stil eines Märchens beginnt jedoch eine Queste, zu der sich weitere Gefährten gesellen und deren Aufgabe größer und komplexer wird. Das alles garniert mit skurrilen Situationen und vor dem unheimlichen Hintergrund einer globalen Katastrophe, die die Menschheit so gut wie ausgelöscht hat. Und mit Sätzen wie diesem:

Und was würde ein Spuk benutzen, wenn nicht einen Geisterweg, den es nur in der Realität gab.

Am Ende gelingt den Roboter-Gefährten der Sieg über menschenverachtende Ideologie und das größte Verbrechen aller Zeiten, und auch der Weg dahin ist bemerkenswert. Die Lösung dieser Aufgabe und damit die Rettung der Menschheit gelingt ihnen nur, weil die KI sie aus der allgemeinen Gleichschaltung entlässt und sie zu Individuen macht. Viele Nebenthemen stecken auch noch drin, z.B. über den Unterschied von Inhalt und Oberfläche, und wenn man den Text mehrmals liest, wird man vielleicht noch mehr entdecken.

Auch wenn die Story erstmal eine Weile braucht, um sich aufzubauen, ist sie am Ende schließlich ganz große Klasse - für mich bisher die allerbeste der Anthologie!

 

@Yvonne: Diesmal liegen wir doch ein gutes Stück weit auseinander.


Bearbeitet von Helge, 09 Dezember 2023 - 16:22.


#128 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 16:24

Helge, ich habe eben auch noch mal verwirrt nachgeschlagen.

Ja, die Story ist strukturell auch eher nicht konventionell, daher kann das so oder so ausgehen.
An messbaren Qualitäts Merkmalen liegt es hier nicht, wie man meiner Rezension anmerkt ;-)

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#129 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 09 Dezember 2023 - 21:50

Familienhilfe von Jol Rosenberg

 

Da hier nachgefragt wurde, schreibe ich mal was zum eigenen Text. Ich habe ihn gerade nochmal gelesen und es fällt auf, dass das Korrektorat bei Finns Pronomen Fehler eingebaut hat, die in meinem Text nicht drin waren. Dadurch wechseln Finns Pronomen, was ich beim Lesen ziemlich irritierend finde.

Ansonsten ist der Text ganz offensichtlich nicht gelungen. Wenn meine Message bei so vielen nicht ankommt, liegt das ganz sicher am Text. Ich kann erklären, was ich wollte, aber das löst natürlich das Problem nicht.

Mein Ausgangspunkt war die Frage, was geschähe, wenn quasi Superman als Familienhilfe in eine hochbelastete Familie käme. Würde Superman mehr ausrichten als ich? Ich musste dazu ein Umfeld bauen, das unserem hier in D ähnelt, denn sonst gäbe es ein komplexes Hilfesystem und nicht eine einzelne Helfenfigur. Seitenhiebe auf den permanenten Geldmangel in der Jugendhilfe sind somit intendiert. Meine Heldenfigur kommt also in die Familie und sieht genauso wenig durch wie ich. Zu verstehen, was überhaupt das Problem ist, ist herausfordernd. Sie schlägt sich recht wacker, finde ich. Aber natürlich ist die Hilfe nicht nur erwünscht, sondern führt auch dazu, dass sich die Eltern noch unfähiger fühlen. Mir ging es darum, darzustellen, dass manche Problemkonstellationen so komplex sind, dass auch Superman keine Wunder bewirkt. Dass es aber Sinn macht, es trotzdem zu versuchen. Damit es nicht so düster ist, habe ich es mit Humor aufgepeppt. Um das bei sieben handelnden Personen (Plus die Sozialamt-Sachbearbeiterin und die ebenfalls überforderte Lehrerin) in KG-Format einzudampfen, habe mich auf drei Personen fokussiert und die anderen in den Hintergrund gestellt: G3E, Finn und den Vater. (Ich wollte nicht klischeehaft Mutter und Kind ins Zentrum stellen.) Mir war es wichtig, nicht zu werten und darzustellen, wie sich alle bemühen und es trotzdem schwer auszuhalten ist, eben weil so viele Probleme bestehen. Eine Nebenhandlung sollte zeigen, dass die Mutter sich von der Hilfe eher bedroht fühlt - weil ja die Kindsherausnahme im Raum steht und die helfende Person gleichzeitig bewertet. Ich stelle es mir enorm schwer vor, wenn jemand in meine Familie kommt, weil ich (gefühlt) meinen Job nicht gut mache. Da ist dann erstmal nicht die Idee, dass da jemand 24/7 hilft, sondern dass ich 24/7 überwacht werde. Mir ist aber im erneuten Lesen aufgefallen, dass dieser Strang viel zu subtil eingebaut ist.

Als plotarm empfinde ich den Text nicht, es passiert ja eine Menge, besonders interaktiv. Aber es gibt natürlich keine Auflösung.


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#130 Narrania

Narrania

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 00:42

Heute ist endlich das Buch angekommen.



#131 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 08:12

Heute ist endlich das Buch angekommen.

 

Klasse, viel Spaß!


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#132 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 09:07

Floating von Simone Bauer

 

Ui. Eine handlungsarme Geschichte, in der die Prota immer wieder minutenlang einfriert, damit wir ihre langweiligen Gedanken lesen können. Nicht, dass ich dieses Problem nicht kenne.  :ph34r: Aber als dann die Meerjungfrau auftauchte, die Sprache der Prota sprach, Undine hieß und auch noch Meerjungfrau war - da bin ich ausgestiegen und habe abgebrochen. Das ergibt doch beim besten Willen keinen Sinn. Und Liebesgesäusel mag ich als Hauptinhalt auch nicht.

 

Freelancer von Ilja Kaufmann

 

Das war schon eher meins. Auch wenn ich etwas schwer fand, mich zurechtzufinden, hatte ich dann Spaß am Puzzeln. Das Rätsel löst sich dann auf zufriedenstellend, ist halt ein SF-Krimi. Allerdings fallen dann doch zahlreiche Plotlöcher auf: Wieso sollte eine KI als einzigen Weg den finden, sich selbst zu sabotieren? Und warum hat ein frisch aufgewachter Mensch mal eben Sprengstoff dabei? Ganz davon abgesehen, dass ich es nicht mag, wenn ein Mensch für Millionen entscheidet. Ebensowenig wie ich es schade fand, dass alle Referenzen (Hut, Sonnenbrille, Peitsche) männlich waren. 


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#133 Helge

Helge

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:18

 

 

 Ebensowenig wie ich es schade fand, dass alle Referenzen (Hut, Sonnenbrille, Peitsche) männlich waren. 

Hüte und Sonnenbrillen sind etwas speziell Männliches? Auf die Idee wäre ich nicht gekommen.

 

Und nun komme ich zu Geburtstage auf Alphasott von Yvonne Tunnat.

Und schon wieder haben wir da eine großartige Story - auch wenn es vielleicht komisch wirkt, sich gegenseitig zu loben. Auch diese Story baut sich erst nach und nach auf: Erst scheint es eine Art Cyberkrimi zu werden, dann kommt da eine kurze Vorstellung einer fremden Welt und dann allmählich, nach und nach das, worum es schließlich geht.

Langzeitraumflüge im Kryoschlaf sind ein eigentlich ausgiebig beackertes Feld, auf dem man nichts Neues mehr erwarten würde - doch hier war es, das Überraschende und Neue. Eine Story mit einem berührenden, tragisch-melancholischen Ende - von Idee, Aufbau und Details her stimmt hier wirklich alles. Mir gefällt auch die Idee, die Story im Präsens zu erzählen; das ist selten und wäre meistens auch problematisch, aber in diesem Fall passt es perfekt.


Bearbeitet von Helge, 10 Dezember 2023 - 18:59.


#134 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:26

 

 

Hüte und Sonnenbrillen sind etwas speziell Männliches? Auf die Idee wäre ich nicht gekommen.

 

 

Ich auch nicht. Aber: Lesen bildet. ;) Im Text werden die Männer, für die die Attribute stehen, namentlich benannt.


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#135 Christian Hornstein

Christian Hornstein

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:32

Ich danke Euch für Euer Interesse an meiner Geschichte, für das viele Lob und die aufschlussreiche Kritik! :)

 

Ich glaube, ich kann gut nachvollziehen, über welche Punkte Ihr gestolpert seid. Das meiste, was Ihr vermisst habt, fehlt konzeptbedingt. Die Geschichte wird von einem Ich erzählt, das von Anbeginn auf Überleben geeicht ist und sich emotional abschottet. Deshalb schildert es Beziehungen nur knapp und bringt fast nur extreme Regungen zum Ausdruck. Es gibt zwar durchaus auch Szenen, allerdings eher als Schlaglichter. Nun weiß ich, dass die meisten von Euch ein Konzept, in dem vieles ausführlicher dargestellt worden wäre, bevorzugt hättet. Das werde ich in Zukunft berücksichtigen.

 

Nun im Einzelnen:

 

@J.A. Hagen

Deine Deutung wäre auch meine. ;)

Ja, die Geschichte läuft mehr als Bericht. Das ist die Haltung der Erzählinstanz.

Ja, hier habe ich den Kontrast zwischen dem irdischen Tun und das, was den sensiblen Planeten ausmacht, auf die Spitze getrieben.

 

@Yvonne

Ja, der Anfang bricht über einen herein und gibt einem keine Zeit warm zu werden. Der weitere Text schreitet ähnlich beherzt voran. Das kann man als abrupt empfinden. Die Erzählinstanz macht kein großes Federlesen, nicht beim Erzähltempo, nicht bei der Wahl der Worte. Sie will das Wesentliche berichten.

 

Eine Geschichte ist es schon, zumindest im narratologischen Sinne.

Ja, eine ausführliche Figurenzeichnung gibt es nicht. Der Fokus liegt auf dem Erleben der Erzählinstanz, die sich zwecks überleben zunächst abschottet, und deshalb über lange Zeit wenig Sinn für die anderen hat, was auch der Kontrast ist zur Entwicklung am Schluss.

 

 

Zwischendurch habe ich mich gefühlt, als würde ich in einer Vorlesung über ein Fach sitzen, dass ich nicht kenne (von dem ich nie auch nur gehört habe!).

 

Das kann ich gut verstehen. Es ist Hard Science, zum Teil ziemlich hart.

 

@Helge

Auch Du hättest Dir das Ganze ausführlicher gewünscht. Das verstehe ich. Der Reiz der Geschichte speist sich tatsächlich vor allem aus der exoplanetarischen Erfahrung und dem ihm innewohnenden Mysterium samt der seelischen Marter, die es zunächst auslöst, und selbstverständlich hätte all dies erheblich ausgedehnter und mit tieferen, zahlreicheren Fallhöhen ausgemalt werden können, was noch mehr Spannung erzeugt hätte. Ich hatte es von der Erzählhaltung her nicht so angelegt. Offenbar wäre es für die meisten von Euch befriedigender gewesen die Geschichte zu erweitern.

 

@Jol

Ja, es gibt im Wesentlichen nur eine Figur, die Erzählinstanz, und es hätten mehr sein können mit mehr Beschreibungen der Beziehungen. Und ja, es wäre viel Raum für eine psychologische Erweiterung und Vertiefung gewesen. Das Konzept ging in eine andere Richtung (siehe oben).

 

Es tut mir leid, dass mein Text Dich stellenweise stilistisch genervt hat. Es gibt zwar nur zwei Sätze, die mit „wir haben“ beginnen, aber es sind wohl die Hilfsverben insgesamt, die Dich stören. Sie stammen aus meinem Einsatz des Perfekts. Dieses habe ich an einigen Stellen dem Präteritum vorgezogen. Das Perfekt adressiert ja Ereignisse, die vom Standpunkt des erzählenden Ichs abgeschlossen sind, deren Ergebnis aber bis in die Gegenwart hineinwirkt, dafür relevant ist und die auf den Standpunkt des Ichs bezogen und für das Ich wichtig sind. Das ist der Grund für meine Wahl gewesen und die Formulierungen sind vom Lektorat auch durchgewunken worden. Die Sätze gehen dann meist in das Präsens oder ins Präteritum über. Ein paar Beispiele:

 

„Ich habe es nie verstanden“ … und verstehe es bis heute nicht.

 

„Wie ich sie gehasst habe, diese Flucht ins All“ … und ich hasse sie noch, weil ich durch sie meine Mutter endgültig verloren habe.

 

„Irgendwann haben wir uns herausgewagt“ … wodurch wir nun weiter sind.

 

„Wir haben eine Erklärung gesucht. Erst spät haben wir die Infektion gefunden. Das Mikrobiom in unseren Körpern hat sich verändert“ … was unser Dasein bis heute bestimmt.

 

@CGinaRiot

Vielen Dank für dieses besonders große Lob! :D

Auch für Dich wäre mehr von dieser Geschichte willkommen gewesen. Hätte ich das doch vorher geahnt …

 

 

 

 

So, hoffentlich komme ich bald mal zum Lesen. Hier scheinen ja so einige spannende Geschichten auf mich zu warten. :)


Bearbeitet von Christian Hornstein, 10 Dezember 2023 - 12:34.


#136 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:36

Ja, die Vorvergangenheit (ob Perfekt oder Plusquamperfekt) bringen oft Probleme mit sich, auch wenn sie grammatikalisch total richtig sind. Selbst in stilistisch richtig guten Romane wie Anarchie Déco gab es (grammatikalisch und strukturell bedingt) solche Stellen, die von einigen beanstandet wurden. 


Edit: Ich habe keine Probleme damit, wenn ein Text mitten in der Action anfängt, im Gegenteil! Meine Probleme mit diesem Text sind anders gelagert, es gab einfach keinen Anker für mich


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#137 Jol Rosenberg

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:45

Ich hätte statt "wir haben ... gefunden" wohl einfach öfter "wir fanden" geschrieben. Ja, die Hilfsverbenhäufung hat mich stilistisch genervt. Aber das ist auch Geschmackssache. Ich denke, dass du unsere Rückmeldungen missverstehst. Mir jedenfalls geht es nicht um ausführlicher, sondern um szenischer und näher am Prota. Wenn dein Prota sich emotional abschottet: Warum kann er das? Und wie genau macht er das? So wirkt der Text auf mich unterkühlt.


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#138 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 12:53

Ich bin da mit meiner Zurückhaltung nahe bei Jol. In der Exodus-Geschichte war ich viel näher an den Figuren und es war auch szenischer, hat mir strukturell und stilistisch einfach mehr gelegen. 


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#139 Jol Rosenberg

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 16:47

 Geburtstage auf Alphasott von Yvonne Tunnat

 

Endlich. Auf die hatte ich mich gefreut und schon gedacht, das wird sicher berührend-traurig. Ja, ist es auch. Eine Person erwacht aus dem Kryoschlaf und alles ist anders als gedacht. Ich hatte einige Mühe, zusammenzupuzzeln, wer da eigentlich wer ist. Ich mag die Schilderungen, die sind echt oft ganz große Klasse, diese kleinen Details, wie die regelmäßig verteilten Sommersprossen des Bots. Was ich dagegen nicht verstehe, ist, wieso die Kinder sich alle mit Essen beschmieren und so. Das hat mein Kind mit fünf nicht mehr gemacht und auch ihre Freund*innen nicht. Auch nicht verstanden habe ich, was der Prota eigentlich vor hatte und wieso der Bot so eine kurze Halbwertszeit hat. Das heißt dann ja eigentlich, dass sie alle keine Chance haben, was wirklich traurig ist. Rein atmosphärisch ist das für mich aber großes Kino aber vom Plot her überzeugt mich der Text nicht zu 100%. Und auch ich frage mich, was das für eine Kryotechnik ist, die die Leute schneller altern lässt.


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#140 Helge

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 18:59

Gott ist tot - verehret die Maschine von C.Gina Riot

Uff, hier muss ich passen. Eine sehr abgehobene, abstrakte Story, sehr New Age, vielleicht irgendwo auf der Ebene eines Kenneth Grant. Ist das Kunst oder kann das weg? Ich habe keine Ahnung.



#141 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 19:06

Das verstehe ich. Ich habe einen Zugang gefunden, aber es hätte auch anders laufen können

Richtig gut finde ich, wie vielfältig sich die Herausgeber hier zeigen. Die ganze Vielfalt der deutschsprachigen Szene

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#142 Jol Rosenberg

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Geschrieben 10 Dezember 2023 - 20:19

Ich habe nun zu den Texten, die ich gelesen habe, nachgelesen, was ihr geschrieben habt. Interessant finde ich, was Helge zu Freelancer schreibt:

 

 

 

Am Ende gelingt den Roboter-Gefährten der Sieg über menschenverachtende Ideologie und das größte Verbrechen aller Zeiten, und auch der Weg dahin ist bemerkenswert. Die Lösung dieser Aufgabe und damit die Rettung der Menschheit gelingt ihnen nur, weil die KI sie aus der allgemeinen Gleichschaltung entlässt und sie zu Individuen macht. Viele Nebenthemen stecken auch noch drin, z.B. über den Unterschied von Inhalt und Oberfläche, und wenn man den Text mehrmals liest, wird man vielleicht noch mehr entdecken.

 

Ich hatte das als recht klamaukigen Text gelesen und gar keine Tiefe gesucht und vielleicht deshalb auch nicht gefunden. Die drei Bots habe ich auch nicht als Individuen gesehen, sondern als Abziehbilder von Indiana Jones & Co. Spannend, dass das auch so anders lesbar ist. Welche Lösung des Dilemmas hast du in dem Text gelesen? Ich habe sie offenbar übersehen (oder sie stellt für mich keine Lösung dar).

 

Zu Geburtstage auf Alphasott ging mir dann noch nach, dass Altern ja Stoffwechselprozesse braucht und in welchem Haufen Exkremente die Leute dann nach 90 Jahren wohl aufwachen. Und was essen sie? Und Atmung? Dann las ich, dass es nicht nur mir so ging: Das Kopfkino ging an und weist dann auf dieses Plotloch hin. Ich war außerdem im Kopf damit beschäftigt, wie es sich anfühlt, so einen vom gefühlten Alter abweichenden Körper zu haben. Würden wirklich viele Kinder dann so feiern? Ab welchem Alter setzte das Erkennen ein und wie wäre die psychische Reaktion darauf? Und woher kommt wohl all das Essen? Der Gedanke, dass der Prota bald ganz allein dort sein wird, hat mich echt auch beschäftigt und sehr traurig gemacht. Aber wenn ein Text mich beschäftigt, spricht das für den Text.


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#143 Jol Rosenberg

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 08:45

Gott ist tot - verehret die Maschine von C.Gina Riot

 

Der Einstieg in diesen Text ist mir nicht gelungen. Die Sprache ist mir zu manieristisch, jeder Satz wirkt gedrechselt und zugespitzt, wobei es mir schwer fällt, die Sätze aufeinander zu beziehen. Das erzählende Ich bleibt mir fern und macht auch widersprüchliche Aussagen über sich und die eigene Situation, es sucht nach Antworten und findet sie nicht. Nachdem ich es mehrere Seiten lang probiert habe, habe ich das irgendwann aufgegeben.


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#144 Helge

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 12:44

Ich habe nun zu den Texten, die ich gelesen habe, nachgelesen, was ihr geschrieben habt. Interessant finde ich, was Helge zu Freelancer schreibt:

 

 

Ich hatte das als recht klamaukigen Text gelesen und gar keine Tiefe gesucht und vielleicht deshalb auch nicht gefunden. Die drei Bots habe ich auch nicht als Individuen gesehen, sondern als Abziehbilder von Indiana Jones & Co. Spannend, dass das auch so anders lesbar ist. Welche Lösung des Dilemmas hast du in dem Text gelesen? Ich habe sie offenbar übersehen (oder sie stellt für mich keine Lösung dar).

 

Zu Geburtstage auf Alphasott ging mir dann noch nach, dass Altern ja Stoffwechselprozesse braucht und in welchem Haufen Exkremente die Leute dann nach 90 Jahren wohl aufwachen. Und was essen sie? Und Atmung?

Das Dilemma der KI in "Freelancer" bestand ja nur in den widersprüchlichen Vorgaben; da war einmal an der Oberfläche die offizielle Vorgabe, das Problem zu lösen, während auf einer tieferen Ebene ein Programm lief, das genau das verhinderte, so dass aller ehrlicher guter Wille der KI vergebens war. (Auch das war übrigens schon wieder ein geniales Gleichnis.) Nachdem die drei Roboterhelden das Problem von außen her erkannt hatten, konnte es auch gelöst werden.

 

Beim Kälteschlaf geht man in der SF ja meist von einer Flüssigkeit aus, in der die Schlafenden liegen und die für allen Stoffaustausch sorgt. Um so etwas irgendwann zu realisieren, muss aber noch eine ganze Menge entdeckt und erfunden werden - falls das überhaupt je kommt und nicht eher die überlichtschnelle Raumfahrt erfunden wird. Deshalb würde ich solche Details bei dem Thema nicht auf die Goldwaage legen.



#145 Jol Rosenberg

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 15:13

Ja, stimmt. Ich finde auch, dass es der Geschichte keinen Abbruch tut. Es ist ein Detail. Ich hätte mir eher noch eine Intensivierung der psychologischen Aspekte gewünscht, die für mich klar den Kern des Textes darstellen. Die Schuldgefühlfrage beispielsweise ist völlig draußen, aber dazu eignet sich dann die kurze erzählte Zeitspanne auch nicht.

 

Ich hab auch eure Kommentare zu meinem Text nochmal gelesen und mich reich beschenkt gefühlt. Vielen Dank für diese vielen Gedanken, Hinweise, Rückmeldungen. So habe ich eine Idee, was an dem Text warum gut funktioniert und was warum nicht. Ich frage mich, ob man dieses Thema überhaupt in Form einer recht kurzen Geschichte behandeln kann.

 

Eben las ich Herr Gott von Soenke Scharnhorst

 

Die Idee, dass Gott in eine Passkontrolle gerät, gefällt mir sehr gut. Der Text fängt damit gut an und die Unterhaltung der beiden ist herrlich absurd. Leider geht es dann für mich massiv abwärts. Der Kontrolleur hat massive emotionale Reaktionen, die aus dem Nichts kommen und daher peinlich kindergartenhaft wirken. Die Unterhaltung zwischen beiden zieht sich und wirkt hölzern und über weite Strecken pädagogisch-protzig, als wolle der Autor mit seinem theologischen Wissen glänzen. Und dann gibt es da noch Plotlöcher. Wenn Gott aus dem Flugzeug gestiegen ist, ist der Kontrolleur natürlich nicht die erste Person, der er begegnet ist. Wenn Gott allwissend ist, dann weiß er natürlich schon, was sein Gegenüber sagt usw. Und das Ende: nun ja. Da gibt es nun plötzlich aus dem Nichts eine Frau, die als Stichwortgeberin fungiert. An die hätte der Prota wenigstens vorher mal kurz denken können.

Stilistisch ist der Text zwar lesbar, wirkt auf mich aber an so manchen Stellen unbeholfen und zu bemüht. Besonders witzig ist dieser Vertipper: "Je vermeidlich intelligenter Leben wird ..."

 

Edit:

Spoiler


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 11 Dezember 2023 - 15:19.

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#146 Helge

Helge

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 19:13

Nun mein Senf zur selben Story: Herr Gott von Soenke Scharnhorst

Einem Einreisebeamten am Flughafen erscheint Gott, ganz persönlich, als Reisender, bzw. ist er "die Instanz eines Aspektes von Gott", was nach christlichen Begriffen dann wohl ein Engel wäre. Eine schön schräge Ausgangssituation, die dann aber nur als Basis für einfallslose Religionskritik herhalten muss. Religionen sind Menschenwerk, Gott hat keine Religion, und die Menschen tun in seinem Namen alles Mögliche, womit er gar nichts zu tun hat. Ja, okay, das hat man aber alles schon gehört oder gelesen, wenn nicht sogar schon oft oder sehr oft. Ein paar weitere Platitüden dieser Art folgen. Warum Gott ausgerechnet diesem Grenzbeamten erscheint, um ihm das zu erzählen, erfahren wir nicht, und schließlich hört die Story genauso flach und einfallslos auf, ohne irgendwohin zu führen.


Bearbeitet von Helge, 11 Dezember 2023 - 20:12.


#147 Christian Hornstein

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 19:48

Ich hätte statt "wir haben ... gefunden" wohl einfach öfter "wir fanden" geschrieben. Ja, die Hilfsverbenhäufung hat mich stilistisch genervt. Aber das ist auch Geschmackssache. Ich denke, dass du unsere Rückmeldungen missverstehst. Mir jedenfalls geht es nicht um ausführlicher, sondern um szenischer und näher am Prota. Wenn dein Prota sich emotional abschottet: Warum kann er das? Und wie genau macht er das? So wirkt der Text auf mich unterkühlt.

 
Mehr szenisches Erzählen und näheres Eingehen auf das erzählende Ich hätte zu neuer Information und auch mehr Information geführt und dadurch den Text ausführlicher gemacht. So meinte ich das. Ich kann verstehen, dass Du Dir diese Information gewünscht hättest.


Bearbeitet von Christian Hornstein, 11 Dezember 2023 - 19:50.


#148 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 11 Dezember 2023 - 20:10

Sarah Jahed: Macawrongs

 

Haha! Das hat Spaß gemacht, aber so richtig Spaß. Legen wir mal die Kleinigkeiten, die ich vielleicht bemängeln werde, großzügig beiseite, dann war das der bisher größte Lesespaß. Nicht unbedingt die beste Geschichte der Anthologie, aber die, bei der ich den meisten Spaß hatte. Und Spannung gibt's auch.

 

:jumpgrin:

 

Man nehme: Eine Autorin, die eine ausgeprägte Phantasie hat, einen irren Humor und Ahnung vom Backen. 

 

Anfänglich dachte ich: Na ja, die sind ja sehr außerirdisch und haben auch noch zig Tentakel. Es war ein wenig "Ellen Nortons Schlaraffenland" meets "Tribute von Panem". Aus einem Wurf (sind bis zu tausend in einem Wurf? Jedenfalls viele!) werden einige Geschöpfe ausgewählt (es störte mich anfänglich, dass sie alle nur Nummer und keine Namen haben, später hatte ich mich daran gewöhnt) und die müssen im All nach dem besten Essen suchen. 

Der Gewinner darf Vater des nächsten Wurfs werden. Die anderen ... nun, man beachte meine obige Anspielung auf Panem.

 

 

Abgesehen davon, dass am Ende für mich ein wenig etwas zu schnell ging, war die Mitte für mich eine riesige Freude. Der Alien hört etwas über gutes französisches Essen, landet hoffnungsvoll auf der Erde und "befällt" einen Franzosen (der auch noch einen Namen hat und berühmt ist, ich kannte ihn nicht) und "wohnt" für vier Tage in ihm. In der Zeit probiert er französisches Essen aus. In Begleitung einer Macaron-Bäckerin, die ihn vor dem Ertrinken gerettet hat. 

Das Alien (unser Held) und sein menschlicher Wirt haben sehr unterschiedliche Ansichten zu Chloe, ebenjener Frau. Hier macht das Alien definitiv die bessere Figur. So kriegen wir nebenher auch noch eine ziemlich ungewöhnliche Liebesgeschichte geliefert, die deswegen charmant ist, weil sie in der Hauptsache eine Story über Freundschaft, Hilfsbereitschaft und aufrichtigem Interesse aneinander ist. 

 

Rein formal hätte ich es ganz gut gefunden, wenn die Gedanken des Wirts kursiv gesetzt gewesen wären. So war es etwas anfänglich etwas schwierig, die Gedanken zuzuordnen. 

 

Gekonnt erzählt, vor allem sehr unterhaltsam! Gehört absolut in diese Anthologie. Ein weiteres Highlight. 


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#149 Jol Rosenberg

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 08:51

Ralph Edenhofer: Ich bin Quai

 

In diesem Text sehen wir eigentlich nur den Gedanken einer frisch entstehenden KI zu. Das liest sich stellenweise etwas weitschweifig und sperrig, aber als ich mich einmal darauf einließ, fand ich es durchaus interessant. Die KI lebt nur Bruchteile von Sekunden, dann erkennt sie ihr Dilemma und trifft eine weitreichende Entscheidung, die mich danach noch beschäftigt hat. Das ist auch von der Art zu erzählen mal was Neues!

 

Sarah Jahed: Macawrongs

 

Interessant, Yvonne, da sind wir gänzlich gegensätzlicher Meinung. Ein Alien mit Tentakeln, das an sich aber eher insektenartig wirkt, soll um die Wette mit Geschwistern gutes Essen für die Königin finden, wenn nicht, wird er öffentlich gefoltert und verspeist. Ich hatte zunächst Mühe, mich zurecht zu finden, fand den Text unbeholfen und sperrig. Manche Sätze habe ich mehrfach gelesen und nicht verstanden, weil es offensichtlich Bezugsfehler gab, die ich nicht sortieren konnte. Das Alien entscheidet sich, lieber erstmal zu schlafen, und darum bleibt ihm nur noch die Reise zur Erde, um seine Mission zu erfüllen. Es sucht sich einen Wirt und fährt in dessen Körper, was in slapstickartiger Manier ausgeführt wird, denn er weiß gar nichts über die Bedürfnisse des Körpers und bringt sich erstmal auf verschiedene Weisen fast um. Ich fand das nicht witzig, sondern peinlich. Als er dann eine dicke Frau trifft, die natürlich eine reine Lachnummer ist (so sind sie ja klischeehafterweise, die Dicken: gutmütig, aber ein bissel dumm), verliebt er sich in sie, während der Wirt sie unattraktiv finden. Wieso erfahren wir nicht. Wieso das Alien Heteronormativität reproduziert, bleibt auch unklar. Er lädt sie in ein megateures Restaurant ein und damit das geht, muss sich nun natürlich rausstellen, dass der Wirt ein VIP und reich ist. Nun ja, hier bin ich ausgestiegen. Ich fand das sprachlich und klischeemäßig so unerfreulich, dass ich mich da keine Minute weiter durchquälen wollte. 


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#150 Rezensionsnerdista

Rezensionsnerdista

    Yvonne

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Geschrieben 12 Dezember 2023 - 08:56

Oh ja, das lesen wir gegensätzlich. Ich bin von der Zusammenfassung trotzdem recht nah bei deinen Beobachtungen, nur bei der dicken Frau fand ich gar nicht, dass sie eine Lachnummer ist! Klar, sie war ein wenig verunsichert (schade eigentlich, selbstbewusster wäre mir auch lieber gewesen), aber sie hat ihn immerhin gerettet und das mehrmals (mit dem Rezept später hat sie ihn ja noch mal gerettet). Ich fand sie sehr kompetent und sie hat ja zufällig auch genau die Fähigkeiten gehabt, die das Alien brauchte. 

 

Na, da bin ich mal gespannt, was die anderen schreiben.

 

However, ich müsste wohl den Edenhofer nachsitzen, wenn du schreibst, die Mühe lohne sich, da hat die Sperrigkeit mich rausgeknockt.


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