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Lesezirkel: "In andere Welten" [Anthologie]


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462 Antworten in diesem Thema

#181 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 14 Dezember 2023 - 15:06

Weil sie nie gut ankommen. Weil das halbe Internet voller Hass daraus brodelt und Youtuber (wie Disparu, Critical Drinker, The Little Platoon) im wahrsten Sinne der Definition davon leben können, wieder und wieder mit dem Finger darauf zu zeigen. Das war mir aber egal. Mir kann keiner vorwerfen, dass Diversität in einer Science-fiction-Geschichte unrealistisch wirkt.

 

Ich habe den bewusst im japanischen Stil nicht-binär geschriebenen Charakter auch nicht als Antagonist beschrieben; nur, dass them rasch zu einem oberflächlichen, meist herablassenden Urteil neigt.


"Part Five: Boobytrap the stalemate button!"


#182 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 14 Dezember 2023 - 15:14

Hast du denn meine Kritik gelesen? Ich habe nicht die Diversität an sich bemängelt (die finde ich toll), sondern wie du sie umgesetzt hast. Ich nehme an, dass es nicht dein Ziel war, Ismen zu reproduzieren. Leider ist das aber zu einem großen Teil der Fall, denn bei der Art, wie du es umgesetzt hast, bleibt Weiß, cis und able bodied weiter der Normalfall, von dem alles andere als Abweichung beschrieben wird, was die Marginalisierung dann reproduziert.

 

Das mit dem japanischen Stil klingt spannend. Hast du da weitere Informationen für mich?


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#183 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 14 Dezember 2023 - 15:51

Habe ich.

 

Interessant. Ich hatte überhaupt nicht gewollt, Weiße in der Geschichte als Norm zu bezeichnen oder irgendwas in dieser Form zu implizieren. Laut meiner Tabelle wird auch nur ein Charakter direkt als Weißer beschrieben, drei als POC, beim Rest wird gar nicht mal darauf eingegangen. Anhand der Nachnamen könnte man das interpretieren, ja, aber die dienten eher dem symbolischen Zweck, als irgendeine Ethnienzugehörigkeit aufzuzeigen. Und es kann natürlich sein, dass ich in der Endphase was eingebaut habe, ohne darüber nachzudenken. Ebenso bin ich bewusst nicht auf die sexuellen Präferenzen der Charaktere eingegangen, außer vielleicht die des Erzählenden und das auch nur eher in Form eines dummen Spruches. Ungut, dass das anders rüberkommt. Gar nicht gut. Daran muss ich arbeiten.

 

Dass ich mit Small dick energy keinen tatsächlich kleinen Penis, sondern "Tryhard"-Gebärdenverhalten meinte, ist dir mit Sicherheit bewusst.

 

 

Wegen japanischer Nicht-Binärität: Uh, da habe ich viel zu erzählen. Aber nicht, solange ich noch arbeite :-D Ein sehr interessantes Thema! Ich kann dir (und eigentlich jedem) wirklich nur empfehlen, auch mal japanische Science-fiction auszuprobieren, gerade bei deinem Bücherhunger. Du wärst überrascht, wie anders und doch gleich deren Ideen sind.


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#184 J. A. Hagen

J. A. Hagen

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Geschrieben 14 Dezember 2023 - 15:57

Ungut, dass das anders rüberkommt. Gar nicht gut. Daran muss ich arbeiten.

 

Nicht nur du. Gut, dass die Kritik hier sachlich und menschlich fair erfolgt.


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#185 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 14 Dezember 2023 - 16:14

Mit Kritik habe ich kein Problem. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich hier bevormundet oder herablassend behandelt werde.

 

Ebenso hatte ich aber nie die Intention, "Ophion" als die Geschichte von starken, weißen Männern zu schreiben. Ernstgemeint: Überhaupt nicht.


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#186 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 14 Dezember 2023 - 17:37

Habe ich.

 

Interessant. Ich hatte überhaupt nicht gewollt, Weiße in der Geschichte als Norm zu bezeichnen oder irgendwas in dieser Form zu implizieren. Laut meiner Tabelle wird auch nur ein Charakter direkt als Weißer beschrieben, drei als POC, beim Rest wird gar nicht mal darauf eingegangen. Anhand der Nachnamen könnte man das interpretieren, ja, aber die dienten eher dem symbolischen Zweck, als irgendeine Ethnienzugehörigkeit aufzuzeigen. Und es kann natürlich sein, dass ich in der Endphase was eingebaut habe, ohne darüber nachzudenken. Ebenso bin ich bewusst nicht auf die sexuellen Präferenzen der Charaktere eingegangen, außer vielleicht die des Erzählenden und das auch nur eher in Form eines dummen Spruches. Ungut, dass das anders rüberkommt. Gar nicht gut. Daran muss ich arbeiten.

 

Dass ich mit Small dick energy keinen tatsächlich kleinen Penis, sondern "Tryhard"-Gebärdenverhalten meinte, ist dir mit Sicherheit bewusst.

 

 

Wegen japanischer Nicht-Binärität: Uh, da habe ich viel zu erzählen. Aber nicht, solange ich noch arbeite :-D Ein sehr interessantes Thema! Ich kann dir (und eigentlich jedem) wirklich nur empfehlen, auch mal japanische Science-fiction auszuprobieren, gerade bei deinem Bücherhunger. Du wärst überrascht, wie anders und doch gleich deren Ideen sind.

 

Ja, daran "musst" du arbeiten. Ich weiß es auch nur dank SR, in meinem Geflecht hatte ich den Fehler auch drin. Aber es ist ja eigentlich nur zu logisch. Wenn ich schreibe: "Maria hatte braune Hosen und rote Haare, Sil war Schwarz und Ben trug einen grünen Parka" dann wird deutlich, welche Hautfarbe hier die Norm ist. Einfach weil weiß farblos erscheint und ich nicht alle Figuren gleich behandle. Das haben wir oft so verinnerlicht, dass es uns nicht auffällt. Seit ich es weiß, fällt es mir dauernd auf.

 

Was Tryhard Gebärdenverhalten ist, weiß ich nicht. Ist das wie Braille-Schrift?

 

Und bei japanischer SF wäre ich für Tipps dankbar. Gerade mit Enbys.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 14 Dezember 2023 - 17:40.

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#187 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 06:55

Maximilian Wust: Ophion

 

Jetzt habe ich Jols Rezension gelesen. Ja, das mit dem Mischling ist jetzt klar, das kam wohl rüber, da war bin ich froh, dass das schon geklärt ist.

Ich glaube aber nicht, dass Small Dick Energy ableistisch ist. Jetzt habe ich das mal ergoogelt und gebe dem den Benefit of a doubt:

"Fragile masculinity/inflated ego. Does NOT require having a small dick, either. Homeboy could be absolutely hung and still emit SDE." (Quelle)

Die Frage ist natürlich, ob man so über Männer schreiben will (vielleicht lieber nicht, nett kommt mir das auch nicht vor), aber eben auch nicht ableistisch, weil es nichts mit der Körpergröße des Mannes zu tun hat, nicht mal mit der Penisgröße (die man ja meistens eh nicht kennt).

 

Es gab eine Menge Licht und eine Menge Schatten in der kleinen Novelle. Erstmal kam sie mir gar nicht so lang vor, ich habe sie gestern Abend in einem Rutsch durchgelesen und fand sie die meiste Zeit interessant und spannend. Das mit den vielen Personen habe ich auch so empfunden. Ich habe dann nicht versucht, mir einzelne zu merken, aber manchmal wusste ich eben auch nicht so genau, zu welcher Crew sie gehörten und wo ich mich gerade befinde. Zumindest das sollte drin sein, finde ich. 

Es gab eine Menge cooler Ideen (ob es in so ferner Zukunft noch Playmobil gibt? Ich gehe aber notfalls mit, tolle Idee!). 

Schade ist, dass sogar die Ich-Person manchmal etwas blass wirkt. Wenn auch die Tonalität ganz gut passt.

 

However, insgesamt hatte ich das Gefühl, der Text bleibt ein wenig zu absichtsvoll vage und unklar. Nicht auch die literarische Art, wo ich doch dahinterkomme, wenn ich mich nur mehr anstrenge. Trotzdem habe ich es irgendwie genossen, es gab so viele gute Stellen oder fiese Ideen (jemand hatte so viel Durst, dass er sein eigenes Blut trinken wollte).

Einiges ist leicht abgefahren und phantastisch, wie, dass jede Reise 33 Jahre und zehn Monate dauert (auch wenn das durchaus noch erläutert wird). Witzig fand ich auch die Offiziere im Home Office. Grins. Überhaupt, ich habe eine Menge Humor zwischendurch abgekriegt, das hat mir sehr gut gefallen. Einige Dinge waren auch sprachlich cool wie "Um ihn kreist der Planet Kepler-186f, das hässliche Kind einer bildhübschen Mutter."

 

Irgendwie schon eine coole Story, wenn ich auch nicht hundertprozentig abgeholt bin. Aber ich lese zufrieden, dass das alles Teil eines längeren Projekts ist, wir hören also sicher noch mehr davon.

 

 

 

Off topic: Ich finde ja, man kann immer kritisieren, solange es konstruktiv ist. Oder meinethalben kann man auch immer kritisieren, solange es nicht persönlich wird, es muss auch nicht zwingend konstruktiv sein. Auch als jemand, der neu im Forum ist. Aber gut. Ich ändere meine Haltung dazu eh ständig. Zurzeit bin ich für hemmungslose Offenheit. Ich habe zwischendurch aber auch mehr geschwiegen oder war wohlwollender. Aber das bringt nichts. Vielleicht bringt auch Offenheit nichts. Bei einigen aber schon!


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#188 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 06:59

T. B. Persson: Schwarzer Draht

 

Spoiler

 

Ich bin massiv beeindruckt. Eine sehr kurze Story, sprachlich interessant, mit hübschen Details (Delas Muttermale) und einer angedeuteten Tiefe, trotz der Kürze. Der Weltenbau ist klasse, alleine das mit den Fakes, die so tun, als hätten sie einen anderen Körper, den sie aber nicht gut genug kennen und sofort auf Fangfragen reinfallen. 

Kurz vor Schluss wird Spannung aufgebaut, ich ahne drei Sätze vor dem Ich-Erzähler, hinter wem sie wirklich her sind und der Twist erwischt mich komplett unvorbereitet, aber irgendwie trotzdem nicht aus dem Nichts, ich kaufe das. 

 

Schön, sehr schön, wie der Ich-Erzähler bedauert, Dela mit einer Lüge angesprochen zu haben (absichtlich Eiskaffee verschüttet). Das steht jetzt für ihn immer irgendwie zwischen ihnen. 

 

Sprachlich ist es auch einfach oft herrlich, wie hier "zapften mein Innerstes ab, mein ganzes Sein: eine hellviolette, geruchlose Flüssigkeit."

 

Ein weiteres Highlight. 


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#189 Jol Rosenberg

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 09:09

 

 

Die Frage ist natürlich, ob man so über Männer schreiben will (vielleicht lieber nicht, nett kommt mir das auch nicht vor), aber eben auch nicht ableistisch, weil es nichts mit der Körpergröße des Mannes zu tun hat, nicht mal mit der Penisgröße (die man ja meistens eh nicht kennt).

 Das mit der SDE sehe ich anders. Ich kenne den Terminus gar nicht, ordne ihn also einfach in meine bisherigen Bilder ein. Und da finde ich den Hinweis, dass nicht auf reale Penisgröße rekurriert werde, einfach lächerlich. Ich mein: natürlich nicht. Wer sollte das nachprüfen? Das ist wie, wenn jemand behauptet, xy fahre einen SUV um mangelnde Penisgröße auszugleichen. Da kommt auch niemand die Idee nachzusehen. Jetzt könnte ich eine psychoanalytische Abhandlung über den Phallus und dessen Bedeutung im Imaginativen anfügen, inklusive der Herleitung, dass Phallus und Penis nicht identisch sind, aber das lasse ich mal lieber. Das führt hier zu weit.

Der Ableismus entsteht auch nicht generell, sondern "nur" darin, dass das die einzige kleinwüchsige Person in der Crew ist, der dann SDE zugeschrieben wird. Aber da gibt es vielleicht berufenere Leute mit mehr Ahnung, die das fundierter aufzeigen können. Mir stieß es nur auf und ich würde das weglassen, weil ich ohnehin nicht so über Männer lesen oder schreiben mag. Ich bin nie Fan davon, sich jenseits von expliziten Sexszenen auf Geschlechtsteile von Personen zu beziehen. Die Ausnahmen, in denen das Sinn ergibt, sind enorm selten. Insofern würde ich mich bei der Erwähnung von Geschlechtsteilen und/oder deren Beschaffenheit immer fragen: Warum benenne ich das jetzt?

 

T. B. Persson: Schwarzer Draht

 

Wow. Den Texte mochte ich sehr. Sowohl sprachlich, als auch von der Stimmung und den vielen kleinen Details. Die Hauptperson lebt und arbeitet in einer virtuellen Welt als Geheimagent und soll Dela beschatten. Stattdessen verliebt sie sich in sie. Die Schilderung der Liebesgeschichte ist sensibel und berührend, dabei geht es immer wieder um die Frage, wie viel Nähe und Begegnung eigentlich gewagt werden kann. Die Protafigur vertraut Dela nicht und wünscht sich doch sehr, das wäre anders. Ein kleines Zitat, das die gelungenen Personenbeschreibungen zeigt: "Dela verströmte die Ausgelassenheit einer Person, die sich zu lange angepasst hatte und nun nicht anders konnte, als ihre Freiheiten zu genießen." Hachz. Schön!
Das überraschende Ende ist tieftraurig und hat mich ganz schön schlucken lassen. Der Text endet mit einem Abschnitt, bei dem ich nicht wirklich genau weiß, wie ich ihn lesen soll. Das ist für mich bislang das absolute Highlight der Antho Und das, obwohl der Twist nicht neu ist. Aber sehr schön bearbeitet.

 

Spoiler


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#190 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 09:18

Jol, was in deinem Spoiler steht, sehe ich sehr ähnlich.

 

Spoiler

 

Ich stimme dir zu, das ist wirklich eine tolle Story!

 

 

 

SDE: Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass es aus meiner Sicht nicht ableistisch ist. Kleinwüchsige oder kleine Personen haben meines Wissens nach nicht zwingend kleine Penisse. Oder glauben, welche zu haben? Aber ich habe da kein Fachwissen! 

Und nein, es ist nicht nett, daher sagt man ja auch "unter der Gürtellinie" und ich möchte auch nicht so über Männer sprechen, das finde ich respektlos. 

Die Beschreibung des Mannes war anfänglich ganz interessant (Stichwort Krokodile).

Ich verdrehe ja immer schon die Augen, wenn bei Frauen ständig Brüste beschrieben werden und ja, ich bin dagegen, dass jetzt jemand anfängt, bestimmte Körperteile der Männer immer mit zu erwähnen, das will ich auch nicht lesen und das geht mich auch gar nichts an!


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#191 Jol Rosenberg

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 11:49

Joachim Tabaczek: Selbsterkenntnis

 

Noch ein Highlight! Eine Person wacht orientierungslos auf und erfährt dann, dass sie Teil eines Experiments ist, um herauszufinden, ob eine künstliche Intelligenz wirklich eine Person sein kann. Rein technisch habe ich da einige offene Fragen (beispielsweise die, wie das Bewusstsein, Denken und Fühlen eines Menschen kopiert werden kann, ich halte das für unmöglich), aber dank der gelungenen Sprache und der sehr dicht beschriebenen Begegnung mit dem zweiten Ich, lasse ich mich gern darauf ein. Ich liebe solche Sätze wie "Die Kameras nahmen die Stille zwischen uns klaglos auf." Ich finde das dicht und eigen und berührend. Und auch das offene Ende passt für mich - was echt ein Phänomen ist, offene Enden wirken auf mich fast immer wie "mir fiel nichts ein und darum habe ich mich rausgemogelt". Und wer denkt, "na Jol, fass dir mal selbe an die eigene ..." .. jaja, ertappt. :aliensmile: Bei diesem Ende geht es mir jedenfalls nicht so.


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#192 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 12:00

Der Anfang war ja so unerfreulich, dass ich gleich eine Abhandlung hätte machen können über "Wie man eine Story NICHT beginnt", aber offenbar wird's danach besser. Ich mache heute hoffentlich noch Mittagspause.


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#193 Jol Rosenberg

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 12:04

Uiha. Was am Anfang fandest du so unerfreulich? Ich stelle auf jeden Fall fest, dass es einen Text gab, bei dem wir einer Meinung waren. Oh Wunder!  :bighlaugh:


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#194 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 12:07

Es fängt sehr klassisch an. Jemand weiß nicht, wo und wer er ist. Schon zigmal gelesen.

Dann wird die Umgebung so generisch wie möglich beschrieben. "abgewetztes Sofa" Da geht bei mir kein Kopfkino an. Schöner hätte ich es gefunden, es wäre ein konkretes Detail gewesen. Und womit war das Büro vollgestopft?

Dann so langweilige Verben wie "standen". Möglichst statisch.

Später noch eine Phrase "zäh wie Sirup". Und das alles auf den ersten beiden Seiten. Da war ich erstmal raus. Aber ja, ich lese das schon noch zu Ende, sobald ich mich hier abseilen kann!


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#195 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 12:35

Joachim Tabaczek: Selbsterkenntnis

 

Noch ein Highlight! Eine Person wacht orientierungslos auf und erfährt dann, dass sie Teil eines Experiments ist, um herauszufinden, ob eine künstliche Intelligenz wirklich eine Person sein kann. Rein technisch habe ich da einige offene Fragen (beispielsweise die, wie das Bewusstsein, Denken und Fühlen eines Menschen kopiert werden kann, ich halte das für unmöglich), aber dank der gelungenen Sprache und der sehr dicht beschriebenen Begegnung mit dem zweiten Ich, lasse ich mich gern darauf ein. Ich liebe solche Sätze wie "Die Kameras nahmen die Stille zwischen uns klaglos auf." Ich finde das dicht und eigen und berührend. Und auch das offene Ende passt für mich - was echt ein Phänomen ist, offene Enden wirken auf mich fast immer wie "mir fiel nichts ein und darum habe ich mich rausgemogelt". Und wer denkt, "na Jol, fass dir mal selbe an die eigene ..." .. jaja, ertappt. :aliensmile: Bei diesem Ende geht es mir jedenfalls nicht so.

 

Joachim Tabaczek: Selbsterkenntnis

 

Hier bin ich auch wieder näher bei Jol (bis auf den Anfang, siehe Vorpost). Für mich passt das Ende auch, auch wenn ich einen befriedigenden Twist noch vorgezogen hätte.

Der Text ist sehr gut, macht Spaß, beleuchtet ein eigentlich bekanntes Thema (bin ich eine KI oder bin ich die Echte? Und was ist mit dir?) sehr schön. Sprachlich ist es (bis auf den generischen Anfang) auch sehr gut. Hat mir gefallen,

 

Zwischendurch hatte ich die Idee

 

Spoiler

 

Plus, ich fand es schön, dass beide so gehandelt haben, um die KI zu schützen. 

 

Christian Endres: Terraf@rmer

Vermutlich sitze ich zu sehr im Glashaus (immerhin habe auch ich oft Texte unter 10.000 Zeichen), wenn ich jetzt anjammere, dass ich von diesem Autor zu oft sehr kurze Storys lese, die wie ein längerer Witz sind. Klar, das ist gekonnt, sitzt wo es muss, aber ich bevorzuge dann doch richtige, längere Kurzgeschichten wie sein Die Straße der Bienen.

However, kurze, knackige Storys sind ja nicht verboten und lockern das auf. Die Pointe war nett, ja. Aber so richtig befriedigt bin ich nicht, vielleicht, weil ich gerade in der Exodus eine ähnlich kurze Story von ihm gelesen habe.


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#196 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 13:07

Tea Loewe: Toiberanium

Erst war mir ein wenig langweilig, weil ich dachte: Hm, ein übliches Weltraum-Abenteuer mit gefährlichen Aliens.

Dann kam aber doch noch Tiefe rein, durch eine Ein-Kind-Politik, eine Trennung (Kind bei der Kindsmutter) und erneuter Schwangerschaft mit neuer Partnerin. Allerdings ging es dann leider nicht darum, ob das Kind dann eigentlich zum ersten oder zum zweiten Mal zählt (und was macht man mit überzähligen Kindern?), obwohl mich das sehr interessiert hätte. Es ging dann doch wieder um klassische Alien-SF-Themen, die ich schon zigmal gelesen hatte.

Der Stil war mir zu mainstreamig (viele bereits häufig gesehene Formulierungen), aber der Text hatte Spannung, hatte definitiv seine Momente und auch einen befriedigenden Abschluss (für mich, eher weniger für die Hauptfigur). 

Mindestens solide!


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#197 Jol Rosenberg

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 14:07

Bei Selbsterkenntnis hatten wir beide dieselbe Idee. Witzig

 

Christian Endres: Terraf@rmer

 

Das liest sich gut weg, hat ein bissel Humor und unterhält gut: Ein Mensch (den ich erst für einen Bot hielt und der recht blass bleibt) betreut eine Herde tierähnlicher Terraformingbots und lebt somit ein Einsiedlerleben. Dann spricht ihn ein Tier an und fordert eine schwere Entscheidung. Für mich wäre das so ein lala-Text gewesen, mir fehlen ein bissel die sprachlichen Perlen. Allerdings empfinde ich das Ende als so abgelutscht und zig Mal gelesen, dass der Text für mich unten durch ist. Plus: Er funktioniert nur mithilfe so einiger Deus-ex-machina-Momente um die Plotlöcher notdürftig zu flicken. Ja, immerhin hat sich Endres diese Mühe gemacht, aber das überzeugt mich insgesamt trotzdem leider null, auch wenn es handwerklich-sprachlich solide umgesetzt ist.

 

Spoiler


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#198 Helge

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 17:33

Ophion von Maximilian Wust

Hier fange ich direkt mit einem ganz dicken Wow! an. Eine Story, die mit Unklarheiten und Rätseln anfängt, sogar über den Ich-Erzähler selbst. Dabei machen die Raumschiffnamen Ophion und Eurynome von Anfang an die mythologischen Bezüge klar. In einem poetischen und doch schnörkellosem klarem Stil baut sich die Story auf, werden Fragen beantwortet und neue gestellt. Die handelnden Personen tragen Namen, die allesamt mit der Hölle zu tun haben, philosophisch, mythologisch oder literarisch; da gibt es einen Vergil und einen Milton, einen Sartre und einen Alighieri, die allein durch ihren bekannten Namensbezug kaum eine weitere Charakterisierung brauchen. (Mit Kasavin konnte ich allerdings nichts anfangen.) Dabei bringt der Autor das Kunststück fertig, das kein bisschen plump oder peinlich wirken zu lassen, sondern perfekt passend, wie praktisch alles in dieser Story. Der Leser taucht mit dem Ich-Erzähler unmittelbar in die Handlung ein und erlebt sie gleichzeitig doch mythologisiert und gleichnishaft, während in dem poetisch-spannenden Stil weder die Erklärungen langweilig noch die Action stumpf wirken. Es geht letztlich um genau das, was sich die ganze Story über andeutet - eine ganz real existierende Hölle, verbunden mit der zugehörigen Unsterblichkeit. Dabei ist die Geschichte voll von philosophischen Überlegungen, ohne dass irgendetwas davon überzogen oder mit erhobenem Zeigefinder daherkommt. Ein wenig erinnerte mich die Story an Roger Zelaznys "Der Herr des Lichts", und auf jeden Fall ist sie eine ganz besondere Perle, die aus der Anthologie herausleuchtet.


Bearbeitet von Helge, 15 Dezember 2023 - 17:42.


#199 Maxmilian Wust

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 18:28

Jetzt bin ich erlöst  :happy:

 

Du hast es geknackt. Ja, alle Namen stammen von Autoren, die Bücher um und über die Hölle geschrieben haben (und die ich auch gelesen haben musste). Mit Kasavin meinte ich Greg Kasavin, der das extrem verdichtete "Hades" geschrieben hat, aber das muss man nicht wissen. Und ja, von der Erzählweise her habe ich mich stark an "Der Herr des Lichts" orientiert, einem meiner Lieblingsromane aus der späten Jugend (ich hatte allerdings nur die englische Version, dessen Cover aber von meinem Lieblingsillustrator Tim White gezeichnet wurde). Dass du es gelesen hast! Bisher kannte fast niemand dieses Buch ...

 

Ich befürchtete, meine Rätsel wären mal wieder zu tief zwischen den Zeilen vergraben und zu Meta. Großer Respekt geht raus an dich!

 

Und nein, nicht nur, weil du die Geschichte gelobt hast. Natürlich danke ich dir dafür, aber ich mag es, wenn jemand die kleinen Rätsel löst, die ich in fast allen Geschichten verstecke. Außer dir gelang das bisher nur Yvonne und Christoph Grimm. Aber gut, von den beiden erwarte ich nichts anderes  :bighlaugh:


Bearbeitet von Maxmilian Wust, 15 Dezember 2023 - 18:36.

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#200 Christian Hornstein

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 23:05

Das Ende des Suchraums

von Sarah Mann

 

Die zwei Stärken dieser Geschichte sind aus meiner Sicht der Weltenbau und die Darlegung von Brules Perspektive auf das Dasein der Maschinen und auf die Menschen. Allerdings ist die Art, wie die Welt vermittelt wird, diskussionswürdig. Der Text hat im ersten Drittel ganze fünf Infoblöcke, die zusammen rund ein Drittel dieses Abschnittes ausmachen. Dazu kommen noch sechs Rückblenden, die rund ein Sechstel dieses Abschnittes ausmachen. Beinahe während der Hälfte dieses Teils kommt die Handlung also nicht voran. In den Dialogen wird häufig erörtert und erklärt, anstatt dass es z.B. um handfeste Konflikte mit Fallhöhe geht. Da könnten viele Leseri aussteigen.

Es gibt auch ein paar Ungereimtheiten, von denen ein paar durchaus bedeutend sind:

Spoiler

  • Seite 3: Carl hat hier ein Protonenhirn, auf Seite 19 hat er dann ein Positronenhirn.
  • Seite 23: Brule meint, mit der Festlegung seiner Gene, wäre er nicht mehr programmierbar. Da Carl eine fortgeschrittene KI in der fernen Zukunft ist und in der Geschichte als programmierbar gilt, muss mit Programmierung gemeint sein, Verhaltensmöglichkeiten festzulegen und nicht nur konkretes Verhalten, da sonst keine Lernfähigkeit möglich wäre. In dem Sinne aber wäre durchaus auch Brule programmierbar.

 

 

Mir sind noch ein paar kleinere, meist sprachliche Stolpersteine aufgefallen:

  • Seite 1: Schlussakkorde eines Ringelreihens kann man nicht tanzen, denn ein Tanz hat keine Akkorde, nur die Musik dazu.
  • Seite 5: „Je mehr Nanobots sich um ein Gestein sammelten, desto erträglicher war es.“ Gemeint ist hier einträglich.
  • Seite 6: Warum wurde hier das englische Wort für Schar (murmuration) verwendet und nicht das deutsche?
  • Seite 11: Es ist die Rede von der linken Fingerkuppe eines Daumens. Ein Daumen hat aber nur eine Kuppe. Gemeint war hier vielleicht die Kuppe des linken Daumens.
  • Seite 11: „… und die Andys und ich fielen um wie Kegel.“ Hier stellt sich die Erzählinstanz erstmals und letztmals als Figur dar, die am Geschehen teilgenommen hat. Das ist wahrscheinlich ein Versehen.

Bearbeitet von Christian Hornstein, 17 Dezember 2023 - 09:56.


#201 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 15 Dezember 2023 - 23:14

Okay, beeindruckend, wie fein du analysierst. Hut ab! Du arbeitest als Lektor, oder?


"Part Five: Boobytrap the stalemate button!"


#202 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 08:48

Tea Loewe: Toiberanium

 

Mit diesem Text habe ich mich gequält. Auf mich wirkte er stilistisch so unausgereift, dass ich nur so durchholperte. Es wimmelt von Bezugsfehlern und unpassenden Vergleichen, teilweise mit Stilblütencharakter wie "Mit klopfendem Herzen wanderte sein Helmlicht über die Felsformation" oder "sein Herz schlug wie ein Luftkompressor" (wenn mein Kompressor schlägt, dann ist er kaputt), von Hilfsverben, ungewollten Wiederholungen, umständlichen Formulierungen ("Don erhöhte das Schwimmtempo" - wie wäre es mit "Don schwamm schneller?"), hölzernen Infodump-Dialogen und inhaltlichen Ungenauigkeiten. Dazu kommt, dass die Crew rein männlich ist - die Quotenfrau ist natürlich das Love-Interest der Hauptfigur. Die bleibt blass, alles, was ich erfahre, ist, dass Sibelius ängstlich ist.

 

Ich hätte das abgebrochen, hätte nicht Yvonne gesagt, da käme noch was.

 

Die Crew landet auf einem Wasserplaneten und untersucht die dortige Fauna. Dabei wird Sibelius gebissen, die bislang friedliche Fauna greift an. Auf dem Schiff turtelt er mit seiner Freundin, die von ihm schwanger ist. Plötzlich wird das Nebenthema eröffnet, ob das Kind geboren werden darf. Ich mag es nicht, wenn das dadurch gezeigt wird, dass schwangere Personen sich dauernd über den Bauch streichen. Als auch das Schiff angegriffen wird, wird sie zum hilflosen Weibchen und er rettet sie. Was sich dann umdreht, als sie ihn verrät und auf dem Planeten zurücklässt. Für mich kommt dieses Ende völlig aus dem Nichts. Dass die Beziehung zwischen beiden konflikthaft ist, wird vorher nicht gezeigt. Wieso sein Zurücklassen irgendwas reißen sollte, bleibt für mich auch schleierhaft. Der Faden rund um die Schwangerschaft bleibt gänzlich in der Luft hängen. 
Und: Als Generationenschiffcrew müssten die sich kennen. Aber die Beziehungen wirken auf mich völlig blass.

 

Wie du, Yvonne, auf das Attribut "mindestens solide" kommst, verstehe ich nicht. Für mich ist das einer der Texte, bei denen ich mich frage, warum das gedruckt wurde. Da stimmen für mich weder Figuren, noch Plot noch Stil und Weltenbau.


Bearbeitet von Jol Rosenberg, 16 Dezember 2023 - 08:52.

Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#203 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 09:18

Tut mir leid, die sprachlichen Mängel sind mir nicht aufgefallen. Ich fand es anfänglich auch etwas öde, dann habe ich ab der Mitte vielleicht auch zu viel eigenes Kopfkino gehabt, so dass ich am Ball blieb.

Das passiert mir manchmal. Eine kleine Idee oder Wendung erzeugt spannende Fragen in mir und egal ob der Text sich diesen wendet (dieser hier tut es nicht), oder nicht, ich habe dann Spaß und Spannung. 

Das liegt manchmal gar nicht am Text und es ist schwer für mich, das zu trennen, denn mein Leseerlebnis war dann für mich subjektiv trotzdem positiv. Es lässt sich aber nicht reproduzieren für eine andere Person (oder sogar für mich nicht, in anderer Stimmung mit anderen Ideen).

 

Ich vermute, das ist hier passiert. Tut mir leid, dass du dich gequält hast!


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#204 Jol Rosenberg

Jol Rosenberg

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 10:01

Das muss dir doch nicht leidtun. Ist ja meine eigene Verantwortung. Ich war nur erstaunt, weil ich annahm, dass wir uns bei derart niedrigem Niveau doch immer einig sind. So leicht ist das mit der Einschätzung der Textgüte dann doch nicht.


Ernsthafte Textarbeit gefällig? https://www.federteufel.de/

 

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#205 Christian Hornstein

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 10:45

Okay, beeindruckend, wie fein du analysierst. Hut ab! Du arbeitest als Lektor, oder?

 
Vielen Dank für Dein Lob!

Jein. Ich lektoriere, verdiene damit aber nicht mein Geld. -_-



#206 Christian Hornstein

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 11:06

Das Geheimnis der Quelle
von Sabine Frambach

Diese gute erzählte Mystery-Geschichte hat viele erkennbare Anleihen, einige Ungereimtheiten, aber ziemlich gute Figurenzeichnungen. Hier steht weniger eine andere Welt als die Psyche der Erzählerin im Vordergrund und dieses Narrativ muss nicht unbedingt als SF interpretiert werden:
 

Spoiler


Bearbeitet von Christian Hornstein, 17 Dezember 2023 - 10:00.


#207 Rezensionsnerdista

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 11:43

Odine Raven: Transstellare Substitution

Hier ist ein Profi am Werk, und das beziehe ich vor allem auf den Aufbau (am Ende wird eine Idee vom Anfang noch mal aufgegriffen und weitergedacht, was Humor erzeugt (hier), Lesebefriedigung und einen guten, runden Abschluss). Der Dialekt der Gegend wird gut in Schriftsprache umgesetzt, das erzeugt ein Regional-Krimi-Feeling, auch, weil die beiden Hauptfiguren von der Polizei sind.

 

Als ob ein Regionalkrimi sich in eine Erstkontaktgeschichte verknallt hätte und zudem noch auf Wein der dortigen Region steht. 

 

Die Story nimmt sich nicht hundertprozentig ernst (ich bin ziemlich sicher, dass so ein Erstkontakt nicht großflächig unbemerkt bleiben würde), ist aber mehr als solide verfasst. Die Figuren bleiben für meinen Geschmack ein bisschen oberflächlich, es ist extrem dialogisch und szenisch, es gibt fast keine Reflektion, kein Innehalten, ich bin wirklich ungefähr so weit emotional involviert wie bei Derrick. Ich glaube, die Story will auch nicht unbedingt mehr. Das, was sie will, tut sie sehr gut.

 

Es gibt ein paar Phrasen, aber nicht so viele und es passt alles zusammen. Ich stehe mehr auf Chianti, und auch mehr auf einen anderen Ton bei Storys, aber das hier ist definitiv mehr als nur solide.

 

 

 

 

Als nächstes kommt wieder so eine lange Story. Noch drei Geschichten insgesamt, allmählich habe ich dann aber auch Lust, zum Ende zu kommen und ein Fazit zu ziehen, also lese ich vielleicht doch die Anthologie zu Ende statt den Roman, schauen wir mal.


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#208 noosphaere

noosphaere

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 18:16

Das Ende des Suchraums
von Sarah Mann

 

Raum ist für mein Dafürhalten eines der beiden zentralen Themen in dieser Kurzgeschichte. Neben dem großen leeren Raum des Weltalls spielt auch der eigene Lebensraum und der einer ganzen Population ein wichtige Rolle.

Das andere Thema ist das Verhältnis von Mensch und KI bzw. wie viel Emotionalität und Bewusstsein in Menschen oder Maschinen steckt. Daneben werden andere existentiellen Fragen behandelt: Wer hat Anspruch auf die Rohstoffe im All? Gilt hier das Windhund-Prinzip? Wie skrupellos und egoistisch darf/kann man sein?

 

Das Interessante an der Rolle der Artificials in dieser Kurzgeschichte ist, wie sie auf ... trotz ihrer Künstlichkeit ... ganz natürliche Weise, Anspruch auf einen Lebensraum anmelden. Auch wenn der Twist und die Doppelrolle von Brule Davirion (aka Brule782) etwas abrupt realisiert sind, haben die durch den Twist für die Menschen nicht wirklich rosigen Aussichten auch etwas Versöhnliches, etwas von Gleichberechtigung.

 

Auch wenn viele Informationen zum Weltenbau in der Geschichte erzählt werden, bekommt Sarah Mann es meiner Ansicht nach hin, Info-Dumping zu vermeiden. Interessant ist auch die Darstellung des (menschlichen) Verlangens nach Nähe, Empathie und Kommunikation im Vergleich zu den Eigenschaften und Regeln von im Schwarm bzw. Netzwerk organsierter künstlicher Intelligenz.

 

Hier scheint, wie ich finde, eine der Fragen der Robotik durch, ob oder wie viel Menschlichkeit in Roboter/KI's gepackt werden soll, um die bei zwischenmenschlichen Beziehungen/Interaktionen erforderlichen Rahmenbedingungen zu simulieren. Was Roboter und künstlich optimierte Mischwesen auf diese Frage antworten würden und was auf die Erkenntnis "Wir sind alle die Kinder schlechter Eltern" folgt, kann hier nachgelesen werden.

Da ich mir als Gedächtnisstütze zu den von mir gelesenen Geschichten seit geraumer Zeit gerne Visualisierungen anfertige (mit Midjourney und DALL-E), erlaube ich mir hierauf zu verweisen:

https://noosphaere.d...nthologie/#mann

 

Ich hoffe, ich trete mit den von GenAI erzeugten Illustrationen niemandem allzu nahe.



#209 Helge

Helge

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 18:17

Wenn ich mit dem Lesen hinterher hinke, lese ich immer zuerst die Story und dann eure Meinungen dazu, um unvoreingenommen zu sein. Erst dann schaue ich nach, was ihr dazu sagt. Und nun komme ich zu:

 

Schwarzer Draht von T.B. Persson.

Eine Cyberpunkstory, spielend in einer virtuellen Welt, die 2nd Life und andere heutige virtuellen Welten ein Stück weiterdenkt. Wenn es nicht einmal mehr üblich ist, die Virtualität überhaupt je zu verlassen, wie kann dann eigentlich noch jemand wissen, ob er überhaupt ein Mensch ist? Das ist alles nicht so wahnsinnig neu und auch nur mäßig spannend geschrieben, aber solide gemacht und ganz okay als Story.


Bearbeitet von Helge, 16 Dezember 2023 - 18:18.


#210 Maxmilian Wust

Maxmilian Wust

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Geschrieben 16 Dezember 2023 - 19:31

@noosphaere:

Mit deinem Namen, sind damit die Noosphären der Priester des Adeptus Mechanicus gemeint?


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