144 Antworten in diesem Thema

[Mammut]

• Yvonne Tunnat: "Die Geburtstagsparty" – SF (*)

 

Rezensionsnerdista hat es drauf. Das ist eigentlich gar nicht mein Thema, aber aus dieser Perspektiven das Thema "Menschenoptimierung" darzustellen, das ist doch sehr schön gelungen, anrührend und erschreckend zu gleich. Der Satz "Wir haben alle Kreuze freigelassen." ist der Hinweis auf den völligen Verzicht auf Optimierung, oder?

Die Illustration von Galax fand ich nichtssagend. Hat überhaupt keinen SF Anteil.

Bearbeitet von Mammut, 11 Oktober 2023 - 09:20.

[Frank Lauenroth]

Der Satz "Wir haben alle Kreuze freigelassen." ist der Hinweis auf den völligen Verzicht auf Optimierung, oder?

Hab ich auch so verstanden.

[ChristophGrimm]

… wenn ich daran denke, dass ich Yvonne dieses Kleinod zur VÖ „abschwatzen“ musste .
Mir hat diese unaufgeregt erzählte, tiefsinnige Betrachtung sehr imponiert.

[Jol Rosenberg]

Hach, was bin ich gespannt!

[ChristophGrimm]

Ralf Schneider hat seine Kurzvorstellungen der Geschichten von „Weltenportal Nr. 5“ abgeschlossen. Da er gerne mit Midjourney AI experimentiert, lässt er uns mit AI-Grafiken an seinem Kopfkino teilhaben:

https://noosphaere.d...-nr-05-10-2023/

[Rezensionsnerdista]

Interessant, welchen Einfluss KI so auf Rezensionen hat

[rostig]

Die Kunst des Lesens
ist wahrlich die grösste Kunst
sie lässt uns träumen
Petra Berger

Nettes Elfchen aber grundfalsch. JEDE Kunstform (Malerei, Musik, selbst geniale Kochkunst) lädt zum Träumen ein.

 

Kurze Kommentare zu den SF-Geschichten:

Yvonne Tunnat - Die Geburtstagsparty
Die Grundgeschichte um den vermasselten Kindergeburtstag könnte auch im hier und jetzt spielen. Da wirken die SF-Elemente eher aufgesetzt. Zudem sind mir diese zu plakativ mahnend, hier wird mit der dicken Keule zugeschlagen: Klimakatastophe vs. Designerkinder. Aber zugegebenermaßen gut geschrieben und lesenswert.

Jol Rosenberg - Eine Person, eine Karte
Ich mag keine Planeten, die so aussehen wie unsere aktuellen Asylantenheime und Obdachlosenauffangcentren. Die Geschichte vom unangepassten ewigen Loser ist auch nicht wirklich neu. Der SF-Anteil (Überwachungsdrohnen, Fab-Center) ist eher marginal und trägt zur Geschichte nichts bei. Aber die atmosphärisch dichte Erzählung bleibt lange in Erinnerung.

Nicole Hobusch - Die Hitze der Bürokratie
Schön ausgearbeitete düstere Atmosphäre aber keine SF im eigentlichen Sinne und als allgemeine Phantastik zu dünne "Fegefeuer der Bürokratie"-Allegorie.

Galax Acheronian - S. A. I. S.
Man wartet immer auf den bösen Twist, aber der Autor (ent)täuscht uns hier. Eine allumfassende KI könnte den Menschen zwar die Freiheit nehmen, Unrecht zu begehen, ihnen aber auch viele Freiheiten eröffnen. Es bleibt zwar ein schaler Nachgeschmack, aber es ist einfach schön mal eine positive KI-Geschichte zu lesen.

Manuel Otto Bendrin - Die Staffel
Lovecraft-Epigone mit keinen eigenen Ideen

Kai Focke - Herrschaft der Algorithmen
Bitterböse Satire, könnte man fast als Antwort auf die Galax-Geschichte lesen. In der Kürze liegt hier die Würze: ohne viel Handlung eine denkbare Welt vor den Augen entstehen zu lassen. Sehr lesenswert,

Frank Lauenroth - fly me to the dune
Gelungene Illustration einer abgewrackten, verwüsteten und vermüllten Erde mit spannender Handlung. Könnte der Einstieg in einen Roman sein. Den würde ich gerne lesen, insbesondere da dies eine der wenigen Geschichten ist, die auch nach geraumer Zeit noch im Gedächtnis präsent bleibt.

Anke Elsner - Pisauridae
Auf der Grenze zwischen Horror und SF versucht die Autorin einem ausgelutschten Sujet (die Körperfresser etc.) neue Aspekte abzugewinnen. Literarisch etwas ungelenk und nicht wirklich stringent logisch (warum der auffällige Kleidungsstil, warum nur die Mitarbeiter einer Firma?)

Nele Sickel - Harmonien
Poetischer Umgang mit den Themen fremde Umgebung, Verlust vertrauter Dinge, Furcht vor Unbekanntem. Kurz aber emphatisch.

Sarah Lutter - Opium
Erstens nicht abgeschlossen, zweitens klassicher Krimi mit ein ein wenig Steampunkstreusel.

Bearbeitet von rostig, 03 November 2023 - 10:02.

[Frank Lauenroth]

Danke.

Das ist kurz und knackig und die erste Rückmeldung mit etwas Grip 

Mögen noch ein paar folgen.

[Rezensionsnerdista]

Auch von mir, danke!

 

Ich stehe auf Rolands Rezensionen, vor allem auf diese kurzen, aussagekräftigen Scheinwerferaugen auf Kurzprosa. 

 

Was muss ich machen, Roland, damit du beim Lesezirkel zur Biokalypse mitliest?

[ChristophGrimm]

@rostig: Danke für das Feedback

 

Zwei kleine Anmerkungen:

 

Zum Haiku: Wie es Petra so schön sagte, soll ein Haiku Reaktionen (auch Gegenreaktionen) herausfordern.

 

Zu "Opium": Die minimalen Steampunk-Sprenkel zugunsten der Vertiefung des Seitenstrangs mit dem Straßenjungen Charlie ist auf meinen Lektor-Mist gewachsen. Als mittlerer Teil einer Miniserie hängt "Opium" tatsächlich etwas zu sehr in der Luft. (Rückblickend war die Idee, die auf Serien innerhalb einer Publikation - etwa die TERRA-Hefte - zurückgeht, suboptimal. Die Veröffentlichungsrhythmus der Ausgaben liegt für fortlaufende Handlungsstränge einfach zu weit auseinander). Der Abschluss dieser Miniserie wird wieder eigenständiger und definitiv phantastischer ausfallen.

 

Und ich schließe mich dem Wunsch von Yvonne an, im "Biokalypse"-Zirkel von dir zu lesen .  

[Jol Rosenberg]

Danke auch von mir. Der Planet ist ja Rusal aus "Das Geflecht", der sieht zum Glück beileibe nicht überall so aus wie an dieser einen Stelle.  Aber da hast du mir glatt ein Plotbunny gegeben mit einem Planeten voller arbeitsloser Personen. Aber in welcher Welt ergäbe das Sinn? *grübel*

[rostig]

Hallo Jol, kam mir doch gleich so vertraut vor...

[lapismont]

Ich fang auch hier jetzt mal an und versuche für meine Kritik einen Kriterienkatalog zu verwenden, der sich bestimmt noch ändert.

 

Zunächst aber: Tolles Cover. Die Geschichte dazu interessiert mich.

 

Also los.

 

Die Geburtstagsparty von Yvonne Tunnat

 

Die Mütter eines Fünfjährigen müssen die Absagen der eingeladenen Kinder verarbeiten.

Klingt erst einmal unspektakulär, ist aber bedrückend berührend.

 

Stil: angemessen ruhig

Plot: berührend

Figuren: trotz der Kürze, bekam ich ein intensives Gefühl für sie

Idee: ein Thema, das das Beackern wert ist

Lesespaß: das Ganze ist traurig, aber als Geschichte gut zu lesen

 

Die Grafik von Galax passt super.

 

[lapismont]

Eine Person, eine Karte von Jol Rosenberg

 

Ross schleicht sich mit einer gefälschten ID in eine Sozialstation.

 

Eine Figurenskizze würde ich sagen, die mir zu wenig erzählt. Ich will da die ganze Geschichte lesen.

 

Stil: launiger Ton, zur Figur passend
Plot: dünn
Figuren: ich bekam ein gutes Gefühl für die Haupt-Figur, der Rest blieb Staffage
Idee: jetzt keine sonderlich interessante SF-Idee
Lesespaß: unbefriedigend, da aus meiner Sicht nicht fertig

 

Die Illu ist generisch und passt für mich nicht zur Story.

[Rezensionsnerdista]

Finde deine Einordnung cool und klaue vielleicht daraus für meine eigene Einordnungen.

 

Als ich noch im DSFP war, hatte ich ja diese Tonnen von Kriterien, die ich aber eher für Romane verwendet habe und um die Rezension immer ähnlich zu strukturieren. Ich mache das mal transparent:

 

(wurde mit Text befüllt)

Inhalt

Sprache

Stil

Klischees

Physik

Weltenbau

fügt dem SF Kanon etwas hinzu?

Vergleichbare Werke?

Liegt das Thema in der Luft?

 

A Story

B Story

Prämisse

 

(wurde nur mit Punkten befüllt:)

Unterhaltung: x von 3

Sprache/Stil: x von 3

Spannung: x von 3

Setting/Charaktere: x von 3

Originalität: x von 3

Anspruch: x von 3

Erzählung und Inszenierung: 

SF-Gehalt: 

 

Die beiden untenstehenden Punkte sind erst kurz vor meinem Austritt dazu gekommen, das hatte ich als Anregung erhalten und fand es eigentlich ganz cool. 

Ich überlege mal, wie ich das etwas zusammendampfe für den Biokalypse-Lesezirkel, das sind ja alles Kurzgeschichten.

[lapismont]

Was ist die Unterscheidung von Stil und Sprache für Dich, Yvonne?

[Rezensionsnerdista]

Zu Stil zähle ich auch, wenn jemand szenisch erzählt oder ständig Infodumps macht

[lapismont]

Zu Stil zähle ich auch, wenn jemand szenisch erzählt oder ständig Infodumps macht

Stimmt, das ist dann  was andres

[Rezensionsnerdista]

Wenn beides unauffällig ist oder ähnlich, ziehe ich die beiden Punkte auch Mal zusammen.

Manchmal habe ich aber viel zu jammern, was Infodumps betrifft, aber die Sprache ist Klasse

[lapismont]

Nicole Hobusch: Die Hitze der Bürokratie

 

Sabrina erwacht in einer Art Bürokratiehölle.

 

Äh ja. Konnte ich nix mit anfangen.

 

Stil: unauffällig

Plot: sehr dünn

Figuren: wir erfahren zwar ein paar Details aus Sabrinas Leben, aber warum sie jetzt verzweifelt und was das mit ihrer Religion zu tun hat, weiß ich nicht

Idee: wir haben Kafkas Prozess, was Neues kann ich hier nicht erkennen

Lesespaß: der Text führte zu nix, also bleiben nur Fragezeichen, auf die ich aber keine Antworten brauche

 

Illu von Julia Notter: solide, die Hitze fehlt mir

 

Detlef Klewer: Das Artefakt

 

Sehr verdichteter Comic mit Blade Runner Vibes. Hätte ruhig ausführlicher sein können.

[lapismont]

Galax Acheronian: S. A. I. S.

 

Alte Frau sitzt im Wartezimmer eines Krankenhauses, während ihr Mann versorgt wird. Dabei denkt sie an die herrschende KI.

 

Den Text kannte ich schon vom Siebten Virtuellen Literaturcon und schriftlich mag ich ihn noch weniger. Mit Galax’ Prosa werd ich wohl nicht mehr warm.

 

Stil: stilistisch ist das sehr schwach, ich hab gefühlt an jedem zweiten Satz etwas auszusetzen, zudem wird der eigentliche Plot in langweiligen Infodump-Rückblenden erzählt

Plot: der A-Plot ist dünn, der B-Plot dürftig hinerzählt

Figuren: Noras frühere Wandlung wird nur behauptet, ergibt sich aber aus der Handlung nicht und hat auch keinerlei Bedeutung, Elias bleibt eine Pappfigur

Idee: alt

Lesespaß: nicht vorhanden

 

Die Illu ist unspektakulär, passt aber zum Text.

 

[lapismont]

Manuel Otto. Bendrin: Die Staffel

 

Mann besucht Freund, der ziemlich krank ausseht und dem etwas unheimliches passiert.

 

Zündet nicht recht. Das Grauen wird nicht wirklich erforscht.

 

Stil: künstlich auf alt gedreht, überkomplizierte Satzstrukturen, jede Menge Stilblüten und Phrasen, Komma-Invasion

Plot: unnötig verschachtelt, wozu braucht es die Erzählfigur? Das hätte alles guseliger sein müssen.

Figuren: Wir erfahren zu wenig über beide Männer.

Idee: schon eine klassische Gothik-Thematik, aber nur angerissen

Lesespaß: die fragmentierten Sätze rissen mich immer weder raus, so etwas zu lesen ist eher Arbeit als Vergnügen

 

Die Zeichnung von Amalia ist irgendwie zu nett.

 

 

[Rezensionsnerdista]

Die Staffel hatte ich abgebrochen - was für Stilblüten? Soll ich suchen oder sagst du mal Beispiele?

 

Ich finde übrigens deine Kriterien bisher ganz sinnvoll. Könnte ich auch mal ausprobieren, sie so zu lesen macht jedenfalls Spaß, sehr strukturiert.

[lapismont]

Die Staffel hatte ich abgebrochen - was für Stilblüten? Soll ich suchen oder sagst du mal Beispiele?

 

Ich finde übrigens deine Kriterien bisher ganz sinnvoll. Könnte ich auch mal ausprobieren, sie so zu lesen macht jedenfalls Spaß, sehr strukturiert.

dortiger Vorort

mein jäher Schrecken flaute infolgedessen beinahe genauso plötzlich wieder ab

schloss die Augen. Dessen ungeachtet begann er nach wenigen Augenblicken

Wortlose Sätze

 

Da ist so vieles schief, doppeltgemoppelt oder unnütz, als ob Christoph nach Wörtern bezahlen würde.

[Rezensionsnerdista]

Oh I see

[Frank Lauenroth]

mein jäher Schrecken flaute infolgedessen beinahe genauso plötzlich wieder ab

 

Auweia, das ist echt schräg.

[Christian Hornstein]

Ich habe mal eben Die Geburtstagsparty von Yvonne gelesen:

 

Flüssig formuliert besticht der Text vor allem durch die Authentizität der Stimme der Erzählerin und des Dialogs zwischen den Eltern. Auch die niedliche Klammer mit dem Rückenstreicheln ist anrührend auch wenn die Geschichte das Potential des Genres nicht ausschöpft. Das Erzählte könnte fast genauso wegen einer starken Behinderung des Kindes oder wegen Homophobie geschehen. Die Spezifika und wesentlich weitergehende Implikationen der Diskriminierung aufgrund fehlender genetischer Optimierung bleiben unberührt. Aber gerade durch die Wahl einer gänzlich alltäglichen Perspektive, die uns vertraut ist, wird das Thema besonders glaubwürdig präsentiert.

 

Die Illustration von Galax Acheronian zeigt das Geburtstagskind allein am gedeckten Tisch. Es weist weder SF-Elemente noch Alleinstellungsmerkmale auf. Die schlichte Bleistiftzeichnung und der Ausdruck des gut getroffenen Kindes passen zur trostlosen Stimmung.

Bearbeitet von Christian Hornstein, 19 November 2023 - 12:53.

[Rezensionsnerdista]

Es freut mich, dass es so viel Feedback zum neuen Weltenportal gibt! Plus, ganz persönlich habe ich natürlich Glück, ganz am Anfang zu stehen, selbst wenn jemand zwischendurch zu anderen Sammlungen überwechselt (Hallo Lapismont!), hat meine Story schon ein paar Zeilen erhalten.

 

Ich hoffe, dass wir unser Feedback auf die Kurzprosa unserer Szene noch aufbauen werden - ich werde mich auch bemühen, mehr zu dem zu schreiben, das ich lese.

 

Danke jedenfalls für das viele Feedback!

[lapismont]

Kai Focke: Herrschaft der Algorithmen

 

Störfallmeldung und allgemeine Betrachtungen.

 

Sehr seltsamer Mischmasch des Teilzeitphantasten.

 

Stil: zunächst satirisch, sinnlos von Infodumps und Lexikonwissen unterbrochen, dann Pointe erklärend

Plot: eigentlich nicht vorhanden, das ist eher ein langer Witz

Figuren: nicht vorhanden

Idee: hätte lustig sein können, doch durch Selbsterklärung verdorben, spätestens beim Schall hatte ich den Gag verstanden, hier hätte Schluss sein müssen

Lesespaß: getrübt

 

Illu: nichts sagend

Bearbeitet von lapismont, 09 November 2023 - 14:09.

[lapismont]

Frank Lauenroth: Fly me to the dune

 

Echa wird auf ihrer Patrouille durch die Wüste von einem Warbird angegriffen.

 

Stil: schnörkellos, der Action angepasst

Plot: im Prinzip wird hier über zwei Szenen eine postapokalyptische Welt vorgestellt und ich bekam das Gefühl, das da noch mehr kommen müsste

Figuren: Echa ist sehr präsent und auch ihre Beziehung zu Brava kommt deutlich herüber, bis hin dazu, dass ich eine Sorge für Bravas Wiederkehr entwickelte

Idee: nun ja, so ein bisschen Dune steckt ja schon im Titel, ansonsten kam nix hinzu

Lesespaß: gern gelesen

 

Mir gefallen auch beide Illus von Daniela Tandetzke, auch wenn sie da die Beziehung etwas zu sehr spoliern oder weiterdenken.